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11.07.2009
Rechtschreibung – Die grosse Verwirrung
Regelwerk des Grauens – Orthografie schwergemacht
Für Abc-Schützen gilt es ab dem 1. August ernst: Ab diesem Datum wird die neue Rechtschreibung für sie verbindlich. Alle andern wursteln sich auch nach diesem Stichdatum weiter durch. Denn was richtig und was falsch ist, weiss schon lange niemand mehr mit Sicherheit.
Von Julia Konstantinidis
Im Vorweg: Dieser Artikel wurde nach bestem (möglichem) Wissen und Gewissen, in Treu und Glauben und mit wachsender Verunsicherung geschrieben. Einen Text über die deutsche Rechtschreibung zu produzieren, gleicht einem Tanz auf rohen Eiern. Es ist, auf gut Schweizerdeutsch, zum „schissig“ werden. Oder: Wie schreibt man „kürzertreten“? Zusammen oder getrennt? Weder die Arbeitskollegen noch die Sekretärin und auch nicht der Chef haben die passende Antwort. Solche Szenen sind in Büros und Redaktionen landauf, landab an der Tagesordnung. Die Suche nach der Wahrheit im Wörterbuch gleicht in vielen Fällen einer Odyssee durch Ausnahme-Kästchen und Varianten-Vorschläge, sodass der Ratsuchende bis zum Schluss nicht sicher ist, wie die korrekte Schreibweise nun lautet.
Gnade den Schülern, die ab dem 1. August verpflichtend die neue Rechtschreibung anwenden müssen. Denn Ende Juli läuft die Übergangsfrist zur Einführung der neuen Regeln in den Schweizer Schulen ab. Wer dann im Diktat „kürzer treten“ weiterhin auseinanderschreibt, sieht dafür rot. Vorausgesetzt, der Lehrer ist punkto Rechtschreibung sattelfest.
Gemse bleibt Gämse
„Es gibt in allen deutschsprachigen Ländern kurzfristig eine Verunsicherung“, tröstet Kerstin Güthert, Geschäftsführerin des Rats für deutsche Rechtschreibung. Ein schwacher Trost angesichts des Buchstabenschlamassels, mit dem es Schreiberlinge zu tun haben. Doch Güthert kann zumindest erklären, wie es so weit kommen konnte. Das Unheil nahm 1996 seinen Lauf: Damals trat eine, von einem hauptsächlich aus Sprachwissenschaftlern bestehenden Gremium ausgearbeitete, neue deutsche Rechtschreibung in Kraft. Sie ersetzte das alte Regelwerk, das seit 1901 gültig war.
Die Reform hatte jedoch weitgehend ohne die Praktiker, Buch- und Zeitungsverlage stattgefunden. Und diese liefen – vor allem in Deutschland – Sturm gegen die neuen Regeln.
Dermassen unter Druck gesetzt, rief die deutsche Ministerpräsidentenkonferenz 2004 den Rat für deutsche Rechtschreibung ins Leben. Die 40 Mitglieder aus sechs deutschsprachigen Ländern oder Landesregionen sollten sich dem verschmähten neuen Regelwerk annehmen. 2006 kam die überarbeitete und heute gültige Version heraus.
Und seither ist das Chaos perfekt. Denn um die Wogen zu glätten, nahm der Rat alte Schreibweisen wieder auf und liess sie, zum Teil als Varianten, im neuen Regelwerk wieder zu – allerdings nicht in allen Fällen. So bleibt die „Gemse“ eine „Gämse“. Das „e“ hatte auch nach der Überarbeitung keine Chance mehr, als Variante durch zu gehen [sic! SOK]. „Das Schwarze Brett“ hingegen kann jetzt wieder grossgeschrieben werden, ohne dass sich jemand darüber aufregt.
Weil diese Gummi-Regeln herzlich wenig regeln, gingen in Deutschland und der Schweiz Zeitungsverlage und andere Spracharbeiter dazu über, sich eigene Regeln zu setzen. So etwa die NZZ, deren Journalisten nach einer eigenen Hausorthografie, die der alten Rechtschreibung recht nahesteht, schreiben. „Die grösste Verunsicherung gibt es im Bereich des Zusammen- und Getrenntschreibens“, weiss Stefan Dové, NZZ-Chefkorrektor und Mitglied im Rat für deutsche Rechtschreibung. Als langjähriger Korrektor habe er schon viele einzelne Sprachänderungen erlebt. Das neue Regelwerk sei wohl dermassen schlecht aufgenommen worden, weil so viele neue Regelungen aufs Mal eingeführt wurden, was die Anwender überrollt habe.
Monopol gestürzt
Von offizieller Seite her wird die Umsetzung des neuen Regelwerks heute allerdings als gelungen bezeichnet. „In den Schulen und der Verwaltung wird regelkonform geschrieben, die Umsetzung der neuen Regeln geht recht zügig voran“, meint Kerstin Güthert zur Situation in Deutschland, wo die Übergangsfrist für die Schulen bereits 2007 ablief. Und auch die Schweizer Lehrerschaft ist parat: „Während der Übergangsfrist wurden neue Lehrmittel und Lesebücher angepasst, die eintretenden Schüler kennen nur noch die neue Rechtschreibung“, meldet Sandra Hutterli, Verantwortliche Sprachen, Koordinationsbereich obligatorische Schule in der schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren.
Trotz dieser Beteuerungen regt sich in der Schweiz hartnäckig Widerstand gegen die neuen Regeln. Ihre Kritiker haben sich zur Schweizer Orthographischen Konferenz (SOK) zusammengeschlossen. „Uns geht es um eine einheitliche Schreibung“, betont SOK-Gründungsmitglied Rudolf Wachter. Der Professor für griechische und lateinische Sprachwissenschaft setzt sich mit Herzblut für dieses Ziel ein. Er empfindet das neue Regelwerk als ein dem Volk von politischen Behörden aufgezwungenes Dogma, wofür er keinerlei Verständnis aufbringen kann. „Die Sprachentwicklung ist ein viel zu demokratischer Vorgang, als dass sie von der Politik geregelt werden könnte“, ärgert er sich. Die neuen Regeln werden mitnichten akzeptiert. „Es brodelt auch in Deutschland.“
Sprache entwickle sich laufend. Das müsse beobachtet, und diejenigen Schreibversionen verwendet werden, die von den meisten Anwendern auch tatsächlich gebraucht würden. Das sei auch das Vorgehen des Dudenverlags gewesen, der mit dieser Methode während Jahrzehnten die deutsche Rechtschreibung pflegte. Mit Erfolg – für die Anwender und für das private Unternehmen. „Die Rechtschreibreform war ein Versuch der Politik, dem Duden die orthographische Monopolstellung wegzunehmen“, vermutet Wachter. Der Duden sei denn heute auch nicht mehr die unangefochtene Autorität in Sachen Rechtschreibung.
Rauchende Köpfe
Der Dudenverlag gibt neben den festgelegten Regeln weiterhin auch eigene Empfehlungen zur idealen Schreibweise heraus. Dumm nur, dass diese den Empfehlungen anderer Wörterbücher, etwa demjenigen des Wahrig-Verlags, teils diametral widersprechen.
So wird sich das Dickicht im Buchstabendschungel nie lichten, scheinen sich die SOK-Mitglieder gesagt zu haben, und verlangen deshalb ein Moratorium für die neue Rechtschreibung: In der Schule sollen weiterhin sowohl alte wie neue Schreibweisen akzeptiert werden. „So könne man wieder beobachten, welche Varianten öfter angewandt werden – und diese zu einem späteren Zeitpunkt für verbindlich erklären“, findet Sprachwissenschaftler Wachter. Ausserdem macht er sich – zu Recht – Sorgen um viele Bedeutungsdifferenzierungen in der deutschen Sprache. Denn weil die Kombination „wohlbekannt“ heute getrennt oder zusammengeschrieben werden darf, wird dem Leser nicht mehr gleich ersichtlich, ob es sich um einen „gut bekannten“ Sachverhalt handelt, oder ob gemeint ist, der Sachverhalt sei wahrscheinlich bekannt.
Dem unbedarften Sprachanwender und -konsumenten raucht nach eingehender Beschäftigung mit der Materie der Kopf. Und das, obwohl er doch nur wissen möchte, ob er nun „ohne Weiteres“ gross- oder kleinschreiben muss.
(Surprise, 3. bis 16. Juli 2009, Nr. 204, S. 13; www.strassenmagazin.ch)
Link: http://www.sok.ch/index___id=artikel.html
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Kommentare zu »Rechtschreibung – Die grosse Verwirrung« |
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.07.2009 um 12.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=623#7783
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Bleibt nur hinzuzufügen, daß zwischen der ursprünglichen Reform und der Einsetzung des Rates für deutsche Rechtschreibung die segensreiche Tätigkeit der zwischenstaatlichen Kommission lag, acht Jahre, in denen der Hauptteil der Verwirrung zustande kam. Von Anfang an dabei auch Kerstin Güthert, die sich zusammen mit Klaus Heller schon 1997 jener Manipulation schuldig machte, durch die sie sich dann auch als Geschäftsführerin des Rates empfahl (und diesem vor die Nase gesetzt war, als er sich zu seiner konstituierenden Sitzung traf). Bei der Mannheimer Anhörung führte Güthert ein Protokoll, das niemals greifbar war, auch nicht für die Teilnehmer. Die Anhörung selbst wird, wie nun auch die Arbeit der Kommission, totgeschwiegen.
Hier noch einmal mein einschlägiger Text zu den Ereignissen von 1997:
Die Kommission für deutsche Rechtschreibung verteilte anläßlich einer Pressekonferenz am 12.9.1997 in Mannheim einen Aufsatz, in dem Heller und Güthert „Das Märchen von tausendundeiner Differenz“ zu widerlegen versuchten. Sie fahndeten nach den Abweichungen, welche die Reformkritiker zwischen den reformierten Rechtschreibwörterbüchern von Duden und Bertelsmann festgestellt hatten, und fanden sie nicht! Wie ging das zu? Ganz einfach: Seit der meistverkauften 1. Ausgabe hatte sich das Wörterbuch von Bertelsmann stillschweigend an den neuen Duden angeglichen – besonders in der 10. Ausgabe (nicht „Auflage“ – es war immer noch die erste!), die immerhin den winzigen Vermerk „neu durchgesehen“ trägt. Mehr als eine Million Bertelsmann-Käufer wußten nicht, daß sie ein längst überholtes Wörterbuch besaßen. (Im März 1999 erschien eine zweite Auflage, durch die 1,8 Mill. Bände der ersten endgültig wertlos wurden.) Daß auch die Fehler angeglichen wurden, z. B. die falsche Getrenntschreibung von wieder sehen, sei nur nebenbei erwähnt ... Klaus Heller und Kerstin Güthert sagten mit keinem Wort, daß sie ihrem Vergleich die bereits angeglichene Version des Bertelsmann zugrunde gelegt hatten. Telefonisch versicherte Heller mir am 18.9.1997, von solchen Angleichungen wisse er nichts. Auch auf die Vorhaltung, mehr als eine Million Käufer befinde sich im Besitz eines ganz anderen, fehlerhaften „Bertelsmann“, antwortete der Bertelsmannautor und Geleitwortschreiber zum Bertelsmann-Wörterbuch mit „kann sein“ und „weiß ich nicht“. Unmittelbar nach meinem Anruf veranlaßte er allerdings, daß wenigstens dem Abdruck seiner Arbeit in der Zeitschrift „Muttersprache“ ein Vermerk über die benutzte Ausgabe des Bertelsmann-Wörterbuchs angefügt wurde.
Die KMK wiederum berief sich in ihren „Informationen zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung“ vom 28.8.1997 auf diesen bewußt irreführenden Aufsatz, um das Problem der 1001 (und noch viel mehr!) Differenzen zwischen den Wörterbüchern zu verharmlosen. Die KMK trug damit zur Täuschung der Öffentlichkeit bei und machte sich zum Handlanger derer, die an der Reform Geld verdienen. Dasselbe muß vom bayerischen Kultusministerium gesagt werden, das die Hellerschen Befunde in einem Rundschreiben vom 6.10.1997 an alle Schulen weiterverbreitete. Sogar der Reformer Sitta gab vor, den Schwindel nicht zu durchschauen (in Eroms/Munske [Hg.] 1997, S. 219f.). Er arbeitete für Duden und empfahl die Wiederherstellung des Duden-Privilegs.
Das Institut für deutsche Sprache druckte gar noch im Dezember 1997 eine Erklärung des Kommissionsvorsitzenden Augst vom August 1997, die sich auf den Güthert/Hellerschen Text als Beweismittel berief, im „Sprachreport“ (4/97, S. 10) ab. Im nächsten Heft (1/98, S. 17) distanzierte sich das Kommissionsmitglied Peter Eisenberg davon. (Eisenberg trat bald unter Protest aus der Kommission aus.)
Weder von Heller noch von Güthert war je ein Wort des Bedauerns oder der Entschuldigung zu vernehmen. Ihr Text war jahrelang von der Internetseite der Kommission abrufbar und verschwand erst nach deren Auflösung im Juni 2005.
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Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 12.07.2009 um 15.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=623#7784
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Frau Güthert verwendet in ihrem Veröffentlichungsverzeichnis (http://www.ids-mannheim.de/pub/autoren/ids/guethert.html) zwar einen Verweis auf eine nicht mehr existierende Seite, der Text und das Drumherum sind aber weiterhin im Internet zugänglich:
"Das Märchen von 8000 Differenzen zwischen Bertelsmann und Duden" (Pressemitteilung der Zwischenstaatlichen Kommission vom 14.08.1997): Link
"Das Märchen von tausendundeiner Differenz. Vergleichsstudie zur Quantität und Qualität der Abweichungen zwischen den marktführenden Wörterbüchern – vor und nach Einführung der Neuregelung der deutschen Rechtschreibung" (Aufsatz von Kerstin Güthert und Klaus Heller, erschienen 1997 in "Muttersprache", Bd. 107, Heft 4, S. 339-353): Link
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.07.2009 um 16.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=623#7785
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Um so besser! So bleibt ein Dokument der Schande erhalten, und die Interessenten müssen sich nicht allein auf meine Darstellung der Tatsachen verlassen.
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Kommentar von Christian Dörner, verfaßt am 12.07.2009 um 20.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=623#7786
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Zum Aufsatz von Frau Güthert (den ich hier incl. Anhängen und Fußnoten als PDF-Datei habe und gern zur Verfügung stelle) sei mir folgende Anekdote gestattet:
Schon vor über zehn Jahren wies Frau Güthert in ihrem Aufsatz auf das Auseinanderklaffen der Wörterbücher bei hierhergehörig hin: Der reformierte Duden erlaubte nur die Getrenntschreibung, der Bertelsmann nur die Zusammenschreibung.
Seitdem ist das Regelwerk nicht nur zweimal geändert worden, sondern es existiert weder eine einschlägige Regel noch ein Eintrag hierher im amtlichen Wörterverzeichnis, aus denen die Dudenredaktion die Getrenntschreibung ableiten könnte.
Trotzdem bleibt uns diese Differenz aus der Frühzeit der reformierten Wörterbücher bis heute erhalten: Der Duden hält auch 2009 an hierher gehörig fest, Wahrig bleibt bei der bewährten Zusammenschreibung.
Dasselbe gilt für Österreich: Der »Österreich-Duden« besteht auf der Getrenntschreibung, das ÖWB (41. Auflage 2009) kennt nur das bewährte hierhergehörig.
Die Schweiz wählt den goldenen Mittelweg, denn Gallmanns Schülerduden schweigt zu diesem Thema.
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Kommentar von Kurt Albert, verfaßt am 13.07.2009 um 12.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=623#7787
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Gehört hierher
Ja, auch der neue, der 2009er bzw. der Abwrackprämie- und twittern-Duden hält an der sprachwidrigen Schreibung "hierher gehörig" fest, vielleicht simpel darauf bauend, daß die amtliche Wörterliste nur den Eintrag "gehörig" zeigt – einige analoge Fälle sind mir schon begegnet.
So gehört es sich anscheinend.
Anm.: Jetzt fehlt auch die Rotmarkierung, was dazu führt, daß der Unfug nicht ohne weiteres zu rekonstruieren ist.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2009 um 06.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=623#7809
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Kleinere Zeitungen übernehmen dankbar die Pressemitteilungen aus dem Hause Duden und drucken Artikel, die reine Werbung sind. Im Internet wird so etwas verbreitet: „Seit kurz nach Mitternacht des Erstverkaufstages, Stunden bevor die Buchhandlungen ihre Türen öffnen, ist der neue Duden auf allen wichtigen mobilen Plattformen, Symbian S60, Windows Mobile und Palm OS lieferbar.“
Als ob es um den neuesten Harry Potter ginge, den man sich unbedingt schnell sichern müßte! Das ist doch Quatsch, der neue Duden liegt seit Tagen, wenn nicht Wochen in den Buchhandlungen. Ich habe keine Menschenschlangen vor deren Türen entdeckt, obwohl ich ein Frühaufsteher bin.
Gekauft habe ich den Wälzer nicht, vielleicht kann ich es mir diesmal sparen.
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Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 21.07.2009 um 08.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=623#7810
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Bei FAZ.NET wurde gerade angekündigt, die Beilage "Technik und Motor" erscheine zukünftig wieder Dienstags - wie vor der Umstellung auf Samstag. Die Leser hatten offenkundig heftig protestiert, wie hier nachzulesen ist. Interessant ist, wie oft in den Kommentaren zu diesem Artikel gewünscht wird, die FAZ möge doch ebenso mit der "alten" Rechtschreibung verfahren.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2009 um 09.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=623#7811
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Trifft es eigentlich zu, daß der neue Duden den Eintrag "Federbüchse" gestrichen hat? Der hat doch eine neue technische Bedeutung, die durchaus geläufig sein dürfte.
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Kommentar von Kurt Albert, verfaßt am 21.07.2009 um 12.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=623#7812
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Federbüchse
Ja, durchaus. "Federbüchse" war 2006 "veraltet", jetzt, 2009, ist das Wort vergessen.
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Kommentar von Christian Dörner, verfaßt am 21.07.2009 um 13.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=623#7813
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Daß die Federbüchse gestrichen wurde, ist insofern bemerkenswert, als der Duden den Eintrag erst in der 22. Auflage (2000) neu aufgenommen hatte. Zuvor folgte auf die Federboa der Federbusch.
In der 20. Auflage (1991) und der 21. (1996) findet man zwar den Eintrag
»Pen|nal, das; -s, -e <lat.> (österr., sonst veraltet für Federbüchse; Schülerspr. früher für höhere Lehranstalt)«,
aber der Verweis auf Federbüchse führt ins Leere.
In der 22., 23. und 24. Auflage ist diese Lücke geschlossen, jetzt klafft sie wieder, denn das Pennal bleibt auch 2009 erhalten:
»Pen|nal, das; -s, -e <lat.> (österr. für Federbüchse)«.
Im »Österreich-Duden«, wo die Federbüchse ebenfalls fehlt, hat die Redaktion das Problem etwas eleganter gelöst:
»Pen|nal, das; -s, -e <lat.> (österr. für Behältnis für Schreibsachen in der Schule)«.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 21.07.2009 um 17.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=623#7814
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Einfache Luftgewehre sind Federbüchsen, nämlich Büchsen mit Druckfeder.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2009 um 18.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=623#7815
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Ich dachte an ganz andere Federbüchsen:
http://www.emcotest.com/static/cms/Prospekte/DE/N3_G3_DE3045.pdf
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Kommentar von Liechtensteiner Vaterland, verfaßt am 24.07.2009 um 20.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=623#7839
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Statements von Guido Wolfinger im Liechtensteiner Vaterland:
"Er ist davon überzeugt, dass die alte Rechtschreibung schwieriger war als die neue. Die Schüler würden heute weniger Fehler machen als noch vor dem Jahr 1998. Woran das liegt? «Die neue Rechtschreibung ist einfach logischer und orientiert sich stärker an Regeln», so Wolfinger. Sie orientiere sich zum einen am Stammprinzip (z. B. Stängel, Abstammung Stange) und zum anderen am Lautprinzip. Was man gleich ausspricht, schreibt man auch gleich. «Zudem wurde die Regelvielfalt wesentlich reduziert, was auch zur Folge hat, dass es weniger Ausnahmen gibt.» Wolfinger ist seit vielen Jahren mit der Rechtschreibreform befasst, zumal er Liechtenstein anfangs der 90er-Jahre in der zwischenstaatlichen Kommission zur Entwicklung der Reform vertreten hat. «Ich war immer der Meinung, dass diese Reform dringend notwendig ist. Nur gingen die Meinungen halt stark auseinander.» Es habe damals auch noch radikalere Ansätze gegeben, so zum Beispiel die Idee, die Grossschreibung komplett aufzugeben. «Dies wurde vor allem von deutscher Seite stark bekämpft, weil man einen Kulturverlust befürchtet hat – sehr zum Leidwesen anderer.» So wie die Reform jetzt steht – inkl. der Abänderungen aus dem Jahr 2006 – bringe sie eine grosse Erleichterung zum Lernen und Lehren."
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Kommentar von Basler Zeitung, verfaßt am 24.07.2009 um 20.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=623#7840
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Auszug aus Interview mit Max Wey, Autor und Ex-Chefkorrektor der «Weltwoche»:
"Wenn die Rechtschreibung nicht so wichtig ist – warum löst dann deren Reform eine derart emotionale Debatte aus?
Das ist mir auch schleierhaft. Es hat wohl damit zu tun, dass die Reform ein grosses Medienthema ist. Und dann gibts halt einige Fanatiker, die sich furchtbar aufregen."
Ganzer Artikel: siehe hier.
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Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 24.07.2009 um 20.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=623#7841
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Da ist einer beim Betrachten des eigenen Zirkelschlusses ins Grübeln gekommen. Ob man's ihm mal stecken sollte?
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 24.07.2009 um 21.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=623#7842
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Im Unterschied zu 1945 sollen jetzt nicht alle Deutschen umerzogen werden (neuhochdeutsch: re-educated), sondern alle Deutschsprachigen; und die Medien fühlen sich dazu verpflichtet.
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 25.07.2009 um 05.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=623#7843
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Ich glaube, Germanist hat recht. Die Haltung, sich überlegen zu wähnen und einen vermeintlich unerzogenen, zurückgebliebenen Teil der Bevölkerung leidenschaftlich zu verachten, ist irgendwie typisch deutsch. Da zieht sich ein großer Bogen aus Arroganz von der Verachtung von Menschen aus einer minderwertigen Rasse über die Verachtung von Menschen aus einem unterlegenen System (Ossi) bis zur Verachtung von Menschen mit einem Verständnis von Sprache, das den manipulierenden Anspruch des Staates zurückweist. So konnte es geschehen, daß sogar Dichter und Denker, einst Inbegriff der deutschen Kultur, zu lernfaulen Säcken erklärt wurden, als sie gegen die Rechtschreibreform protestierten. Wenn an der Überlegenheit der Neuregelung oder ihrer Anwender wenigstens irgend etwas dran wäre! Wie es wirklich aussieht, wissen Schlußredakteurinnen der "Süddeutschen Zeitung" zu berichten, siehe www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1197#14841
Wenn man statt Wessi einmal den Neuri betrachtet (Neuri = Propagandist der Neuregelung), kann man trefflich zusammenfassen:
Der Fuchs ist schlau und stellt sich dumm,
beim Neuri ist es andersrum.
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Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 25.07.2009 um 09.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=623#7844
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Lieber Herr Wrase,
mit Verlaub, lassen wir doch die Kirche im Dorf.
Wenn es wirklich etwas gibt, das typisch deutsch ist, dann ist es das, alles, was man ein seinen Mitmenschen nicht mag, für "typisch deutsch" zu erklären.
Die meisten Menschen, die ein Deutscher kennt, sind Deutsche.
Ergo: Die meisten Menschen mit unangenehmen Eigenschaften, die ein Deutscher kennt, sind Deutsche.
Ergo: Alle unangenehmen Eigenschaften der Mitmenschen sind "typisch deutsch".
Quod erat demonstrandum?
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Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 25.07.2009 um 09.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=623#7845
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Hinter dem Streit über die Reform verbergen sich gewiß auch gesellschaftliche Konflikte, die wiederum historisch nicht beliebig sind. Andererseits ist die Rollenverteilung in der Schweiz derjenigen in Deutschland doch zu ähnlich, und die Fronten lassen sich insgesamt nicht ohne weiteres auf vordergründige politische Parteiungen und auch nicht auf die Bürgerkriegslandschaft des 20. Jahrhunderts abbilden.
Insbesondere ist fraglich, ob der Reformbefürworter tatsächlich aus einer überlegenen Haltung heraus zu argumentieren wähnt. Sein Hauptvorwurf, die Gegner wollten „nichts Neues lernen“, ist ja nur eine tautologische Paraphrase dafür, daß diese sich weigern, die Position des Schülers einzunehmen (tautologisch deshalb, weil man immer nur je Neues lernen kann und nicht etwas, das man schon weiß). In diesem Sinne hat ein Funktionär eines Elternverbandes vor ein paar Jahren es als einen Vorzug der Reform gerühmt, daß sie zu lebenslangem Lernen zwinge.
Die Pose des stets Lernenden bzw. Lernwilligen gibt für die Begründung eines Anspruchs auf Überlegenheit selbst nichts her. Die Figur des ewigen Schülers, der bei jeder Gelegenheit den Finger aufstreckt, ist genauso lächerlich wie die des ewigen Rekruten, der vor jeder Autorität innerlich strammsteht – zugegebenermaßen mit dem Unterschied, daß in einer Gesellschaft, deren zentrale Institution nicht mehr die Armee ist, sondern die Schule, (noch) niemand lacht.
Die einzige Überlegenheit, die ein Reformbefürworter sich ausrechnen kann, ist diejenige, die sich aus der Zugehörigkeit zur stärkeren Gruppe ergibt. Das hat aber mit Haltung nichts zu tun. Nimmt man den westdeutschen Feuilletonredakteur als typischen Reformbefürworter, drängt sich im Gegenteil die Vermutung auf, daß er die zugleich bewunderten Schriftsteller deshalb haßt, weil sie überhaupt eine Haltung einnehmen und ihm das verwehrt ist.
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 25.07.2009 um 10.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=623#7846
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Es gibt durchaus unterschiedliche Mentalitäten bei den Völkern, das ist doch offensichtlich. Wir sind in der ganzen Welt bekannt für Präzision, Regelungsfreudigkeit, eine strenge Dienstauffassung ("Vorschrift ist Vorschrift") und ähnliches; eine karibische Lockerheit hat dem Volk der Deutschen noch niemand nachgesagt. In den meisten anderen demokratisch verfaßten Ländern wäre ein Vorgang wie die Rechtschreibreform nicht möglich. Dazu gehört auch die Verachtung der führenden Schriftsteller in diesem Zusammenhang. Daß der Staat gegen den Willen des Volkes die bisherigen Schreibweisen für falsch erklärt und nicht wenige Journalisten daraufhin diejenigen vollmundig lächerlich machen, die das mit den besten Argumenten zurückweisen, kann man sich etwa in Frankreich schlecht vorstellen. Verachtung von Minderheiten gibt es überall, natürlich. Es ist das Exzessive, was bei der Rechtschreibreform auffällt: daß sich die Minderheit zum arroganten Wortführer aufschwingt, nur weil sie sich im Bunde mit dem Willen der Kultusminister fühlt. Ich nenne das typisch deutsch.
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Kommentar von Pt, verfaßt am 25.07.2009 um 15.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=623#7848
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Zu #7845:
Ich würde es schon als ''typisch deutsch'' ansehen, daß unser Staat uns zu etwas zwingen will, und wenn nur zu lebenslangem Lernen. (Das müssen wir sowieso, dazu bedürfte es keines staatlichen Zwangs.) Das typisch Deutsche daran ist, daß unser Staat uns zu etwas zwingt, was nicht notwendig wäre, sozusagen als Unterwerfungsritual. Die klassische Rechtschreibung war ja allgemein akzeptiert und hatte sich über 100 Jahre lang bewährt. Warum etwas, das sich bewährt hat, unter immensen Kosten- und Zeitaufwand verändern wollen? Geht es uns zu gut, daß wir uns sowas leisten können? Warum soll ich etwas Neues lernen, wenn es mir keinen Vorteil, sondern nur Nachteile bringt?
Kann man überhaupt eine neue Rechtschreibung lernen, wenn man bereits einmal eine gelernt hat? Wurde das schon einmal wissenschaftlich untersucht? Mit welchen Folgen ist zu rechnen?
Nun ja, es fragt sich, ob die Minderheit der Reformbefürworter wirklich die stärkere Gruppe sind.
Zu #7846:
Durch die Rechtschreibreform kann uns – zumindest in Sachen Rechtschreibung – Präzision nicht mehr vorgeworfen werden. Ich habe manchmal das Gefühl, daß es gerade der Hauptzweck der Reform ist, uns zu sprachlichen Ungenauigkeiten zu zwingen, um damit unser vermeintliches ''Wesen'' zu ändern.
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Kommentar von Nachrichten.ch, 23. Juli 2009, verfaßt am 31.07.2009 um 10.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=623#7884
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Neue Rechtschreibung ab August in der Schweiz
Bern - Die Neuerungen in der deutschen Rechtschreibung sind ab 1. August an Schweizer Schulen «notenwirksam». Erziehungsdirektoren und Lehrer erwarten keine Probleme und keinen Widerstand. Einen kürzlich geforderten «Marschhalt» lehnen sie ab.
Nach einer dreijährigen Übergangsfrist treten nun die 2006 teilrevidierten Orthographie- und Interpunktionsregeln an den Schulen in Kraft. Verstösse werden künftig Einfluss auf die Noten haben. Beat W. Zemp, Präsident des Lehrerinnen- und Lehrerverbandes LCH, erwartet aber weder Schreckensszenarien an den Schulen noch einen breiten Widerstand gegen die Reform. Für die Schüler sind die neuen Regeln kein Neuland; sie werden seit Jahren in neuer Rechtschreibung geschult, wie er erklärte. Nur bei Getrennt-, Gross- und Kleinschreibung sowie bei Kommaregeln gab es in der Überganzszeit noch Unsicherheiten. Hier machte die «Reform der Rechtschreibreform» von 2006 umstrittene Regeln der urspünglichen Reform (von 1996) rückgängig.
Keine Probleme im deutschsprachigen Ausland
Die Schweiz habe sich bei der Reform von 2006 unter anderem eine Übergangszeit von drei Jahren ausbedungen, um die notwendigen Referenzdokumente - wie den neuen Schüler-Duden - erarbeiten zu können.
So habe man Zeit gehabt, sich an die neuen Regeln zu gewöhnen. In Deutschland und in Österreich wurden die neuen Regeln schon 2007 respektive 2008 definitiv in den Schulen eingeführt. Der Lehrerverband wie auch die Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) befragten ihre ausländischen Partnerorganisationen nach ihren Erfahrungen. In beiden Ländern habe es keine ernsthaften Probleme oder Einsprachen gegen die neuen Regeln gegeben, erklärten Zemp sowie der zuständige EDK-Fachreferent Alexander Gerlings.
Kritische Stimmen
Im Juni hatte die Schweizer Orthographische Konferenz (SOK), die sich aus Sprachwissenschaftlern und Vertretern von Medien und Verlagen zusammensetzt und die Reform kritisch begleitet, für ein Moratorium der definitiven Inkraftsetzung stark gemacht. Das Regelwerk von 2006 und die vorhandenen Lehrmittel seien widersprüchlich und fehlerhaft. Auch die Nationalratskommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK) will sich des Themas annehmen. Die SOK hatte Richtlinien für eine «Hausorthographie» für Presse und Literatur erarbeitet. Sie befürchte nun, dass Schülerinnen und Schülern Fehler für Schreibweisen angestrichen werden, die sie in in Büchern und Zeitungen vorfänden, erklärte SOK-Vorstandsmitglied Peter Müller.
(http://www.nachrichten.ch/detail/397618.htm)
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Kommentar von 20min.ch, 23. Juli 2009, verfaßt am 31.07.2009 um 11.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=623#7885
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Ab August sind die Gemsen ausgestorben
Die Neuerungen in der deutschen Rechtschreibung sind ab 1. August an Schweizer Schulen «notenwirksam». Im folgenden sind die wichtigsten Neuerungen zusammengetragen, die nicht nur Schüler kennen müssen.
Erziehungsdirektoren und Lehrer erwarten keine Probleme und keinen Widerstand. Einen kürzlich geforderten «Marschhalt» lehnen sie ab. Nach einer dreijährigen Übergangsfrist treten nun die 2006 teilrevidierten Orthographie- und Interpunktionsregeln an den Schulen in Kraft. Verstösse werden künftig Einfluss auf die Noten haben.
Beat W. Zemp, Präsident des Lehrerinnen- und Lehrerverbandes LCH, erwartet aber weder Schreckensszenarien an den Schulen noch einen breiten Widerstand gegen die Reform. Für die Schüler sind die neuen Regeln kein Neuland; sie werden seit Jahren in neuer Rechtschreibung geschult, wie er gegenüber der Nachrichtenagentur SDA erklärte.
Genug Anpassungszeit
Nur bei Getrennt-, Gross- und Kleinschreibung sowie bei Kommaregeln gab es in der Übergangszeit noch Unsicherheiten. Hier machte die «Reform der Rechtschreibreform» von 2006 umstrittene Regeln der ursprünglichen Reform (von 1996) rückgängig.
Sonderfall Schweiz
Die Schweiz habe sich bei der Reform von 2006 unter anderem eine Übergangszeit von drei Jahren ausbedungen, um die notwendigen Referenzdokumente - wie den neuen Schüler-Duden - erarbeiten zu können. So habe man Zeit gehabt, sich an die neuen Regeln zu gewöhnen.
In Deutschland und in Österreich wurden die neuen Regeln schon 2007 respektive 2008 definitiv in den Schulen eingeführt.
Lehrer wollen ein Jahr lang beobachten
Die Lehrer wollen nun in den kommenden zwölf Monaten beobachten, ob die Durchsetzung der Reform Schwierigkeiten bereitet, und ob sich Widerstand erhebt. Falls dies der Fall sein sollte, müsste man zusammen mit den Kollegen aus Deutschland und Österreich beim Rat einen Vorstoss unternehmen.
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Info-Box
Hier die wichtigsten Neuerungen:
1. Bei Wortzusammensetzungen fallen keine Buchstaben mehr weg: Schifffahrt, Kaffeeernte, Rohheit (Ausnahmen: u.a. dennoch, Hoheit)
2. Stammschreibung: Stängel (statt Stengel), Gämse (statt Gemse), schnäuzen (statt schneuzen), nummerieren (statt numerieren), Tipp (statt Tip).
3. Wenige Fremdwörter können angepasst werden: Mikrofon (statt Mikrophon), Panter (statt Panther), Spagetti (statt Spaghetti)
4. Getrenntschreibung:
a) bei Verb & Verb: kennen lernen, spazieren gehen
b) bei Substantiv & Verb: Acht geben, Rad fahren (aber nicht bei «verblassten Substantiven»: preisgeben)
5. Zusammenschreibung: zwingend nur bei irgendetwas, irgendjemand, umso, desto
6. Kleinschreibung: Ist erlaubt bei Anredepronomen in Briefen: du, ihre, dein, euer
7. Grossschreibung:
a) Tageszeiten: gestern Abend, heute Morgen
b) Substantive bei Getrenntschreibung: in Bezug auf, Eis laufen, Schuld haben
c) Substantivierung nach Artikel: der Einzelne, das Gleiche, als Erster
8. Kommasetzung:
a) Komma darf wegbleiben in Satzreihen vor «und» bzw. «oder»: Er studiert noch und sie ist arbeitslos.
b) Komma darf wegbleiben bei Infinitiv- und Partizipgruppen: Ich hoffe dir eine Freude zu bereiten. Zu Hause angekommen legte er sich hin.
c) Komma ist zwingend bei Infinitiv- und Partizipgruppen mit Hinweiswörtern: Ein Auto zu kaufen, das ist schwer. Ich liebe es, Sport zu treiben.
d) Komma ist auch zwingend bei Infinitiv mit «um zu», «statt zu».
(http://www.20min.ch/news/wissen/story/16672236)
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Kommentar von Tierschützer, verfaßt am 31.07.2009 um 12.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=623#7887
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Offenbar von den Reformern ausgerottet.
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Kommentar von Hannoversche Allgemeine, 28. 7. 2009, verfaßt am 31.07.2009 um 16.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=623#7894
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Abgeregelt
„It-Girl“ und „Blu-ray“, „vorglühen“ und „fremdschämen“, „Bad Bank“ und „Abwrackprämie“, „Poolnudel“ und „Prekariat“, „twittern“ und „spammen“, „einpreisen“ und „ausschnapsen“ – das sind nur einige der neuen Wörter, die es in die neue Ausgabe des Dudens geschafft haben, der gerade auf den Markt gekommen ist. Kaum war die Jubiläumsausgabe (es ist die 25.) im Buchhandel, hat es das Werk auch schon vermocht, sich auf dem vierten Platz der Sachbuchbestsellerliste festzusetzen. Oder: fest zu setzen? Egal. Jedenfalls behauptet es sich dort.
Der Duden ist immer noch das Standardwerk der deutschen Rechtschreibung. Aber ist die deutsche Rechtschreibung eigentlich immer noch Standard in Deutschland? Oder gilt sie nur noch in Schulen und Ämtern? Vor zehn Jahren, am 1. August 1999, haben die deutschen Nachrichtenagenturen und mit ihnen die meisten Zeitungen die neue Rechtschreibung eingeführt. Die Auffälligkeiten: Das „daß“ war dem „dass“, das „muß“ dem „muss“ gewichen. Daran musste man sich erst mal gewöhnen.
Der Rest der Reform, Änderungen in der Groß- und Klein- sowie der Zusammen- und Getrenntschreibung, fiel anfangs gar nicht so auf. Auch dass man Schifffahrt fortan mit drei f schreiben musste, war im Grunde nicht alltagsrelevant.
Reform der Reform
Die Reform der deutschen Rechtschreibung stammt aus dem Jahr 1996. Sie wurde ihrerseits mehrfach reformiert. Es gab vehemente Proteste, es gab Kommissionen und ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Im Grunde ist die Reform noch immer nicht abgeschlossen. Viele Zeitungs- und Zeitschriftenverlage haben Teile der reformierten Rechtschreibung übernommen, wenden sie aber nicht zur Gänze an, sondern berufen sich auf eigene Hausorthografien (Hausorthographien?). Und viele Buchautoren schreiben immer noch so, wie sie wollen: nach den alten Rechtschreibregeln. Verlage wie Suhrkamp, Fischer und Rowohlt fügen sich den Wünschen ihrer Autoren und drucken die Bücher nach den alten Regeln.
Die sind für viele Deutsche immer noch gültig. Noch im vergangenen Jahr lehnte bei einer repräsentativen Umfrage mehr als die Hälfte der Befragten die neue Rechtschreibung ab. Im Übrigen schreiben die meisten so, wie es ihnen gerade gefällt. Verstanden werden sie trotzdem.
Die Reformer haben nicht erreicht, was sie vorhatten. Zwei Ziele verfolgten die in der Kultusministerkonferenz versammelten Initiatoren der Rechtschreibreform: Die Rechtschreibung sollte „den heutigen Erfordernissen angepasst“ und die Regeln sollten vereinfacht werden. Was genau die „heutigen Erfordernisse“ sind, hat aber damals niemand gesagt.
Das ist auch sehr schwierig, zumal die Erfordernisse von heute mit Erfordernissen von morgen oft gar nichts zu tun haben. Wer die „heutigen Erfordernisse“ so wichtig nimmt, dem gerät viel von gestern und von morgen aus dem Blick. Wahrscheinlich dachte man damals, dass man es den Maschinen leichter machen müsse, die Menschen zu verstehen: also weniger ß, so weit das möglich ist. Das ß aber ist ein ganz besonderer Buchstabe, eine schöne Eigentümlichkeit unserer Sprache. Man begegnet ihm bis heute auf jeder Straße. Und man sollte ihn eher schützen als dagegen vorzugehen.
Die neue Freiheit?
Heute lässt die deutsche Rechtschreibung vieles nebeneinander gelten. Das muss einem nicht leidtun (schon gar nicht Leid tun), es ist eben so. Einfacher ist durch die Rechtschreibreform nichts geworden. Jetzt hat man ein kompliziertes Nebeneinander unterschiedlicher Möglichkeiten. Vielleicht aber sollte man das ganz locker nehmen. Denn Verständigung ist ohne Weiteres (ohne weiteres?) auch möglich, wenn der eine so, der andere so schreibt.
In einem weiten Bereich haben Regeln sowieso ihre Verbindlichkeit verloren. In Internetbeiträgen schreiben die meisten, wie es ihnen gerade in die Tastatur kommt. Anglizismen erfreuen sich dabei nach wie vor großer Beliebtheit. Das fällt auch bei den Neuzugängen im Duden auf: Viele neue Wörter kommen aus dem englischen Sprachraum.
Man kann das schade finden, verbieten kann man das nicht. Sprache wandelt sich. Weil die Welt sich wandelt. Deshalb sind Sprachregeln oft so hilf- und so wirkungslos. Und wo neue Wörter entstehen, müssen alte verschwinden. Wörter wie „Federbüchse”, „verschimpfieren“ und „Genüssling” mussten den neuen Duden verlassen.
Aber das heißt ja Gott sei Dank nicht, dass sie keiner mehr verwenden darf.
Ronald Meyer-Arlt
http://www.haz.de/Nachrichten/Meinung/Uebersicht/Abgeregelt
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 31.07.2009 um 17.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=623#7897
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Die im neuesten Duden ausgemusterten Wörter sollten in eine Neuauflage des "Kleines Lexikon untergegangener Wörter" von Nabil Osman, Verlag C. H. Beck, aufgenommen werden.
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 19.08.2009 um 16.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=623#7955
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"Verlage wie Suhrkamp, Fischer und Rowohlt fügen sich den Wünschen ihrer Autoren und drucken die Bücher nach den alten Regeln." (#7894) Und wie ist das bei Übersetzungen? Auf eine Anfrage bekam ich heute von Rowohlt diese Antwort:
"Sehr geehrter Herr Ludwig, [/] Sie hatten sich nach [der Orthographie in der Übersetzung von] Phillipe Claudels BRODECKS BERICHT erkundigt. Ja, es ist so, dass diese Übersetzung in der neuen deutschen Rechtschreibung verfasst wurde. Ich hoffe, Ihnen damit geholfen zu haben. [/] Mit freundlichen Grüßen, [/] Nicole Seifert".
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