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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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04.08.2006
 

FAZ zum Frühstück
Manchmal zweifle ich, ob mein Kopf klug genug für diese Zeitung ist

Was will uns die Zeitung mit "Elder Stetsman" und der Titelzeile "Stetsman Fischer" sagen? Es handelt sich ja haargenau um die moderne Duden-Umschrift (Fremdwörterbuch; der normale Duden hat den Eintrag gar nicht); also vielleicht eine Parodie? Aber dann eine sehr subtile, selbst für kluge Köpfe.

In derselben Ausgabe – aber dafür kann die Zeitung nichts – die bekannte kleine Anzeige des WWF mit Panda und auf dem Kopf stehenden chinesischen Zeichen (xie xie). Der WWF bestätigte mir schon vor zwei Jahren, daß man sich über den Fehler im klaren sei. Vielleicht kann nur eine zweckgebundene Spende bewirken, daß er behoben wird. Auch wer kein Wort Chinesisch kann, merkt wahrscheinlich, daß chinesische Zeichen nicht so aussehen können.



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Kommentare zu »FAZ zum Frühstück«
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Kommentar von Wolfgang Scheuermann, verfaßt am 04.08.2006 um 11.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=585#5180

Entschuldigung, das ist nicht subtil, sondern es soll sich einfügen zur »Burleske«, die Volker Zastrow J. Fischer seit Tagen aufführen sieht. Und einen "Elder Statesman" konnte und wollte Zastrow Fischer nicht nennen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.06.2014 um 14.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=585#26111

Auch nach dem "allgemeinen Verkehrsbewusstsein" zum Unfallzeitpunkt sei das Tragen eines Helms zum eigenen Schutz nicht erforderlich und zumutbar gewesen.
(FAZ, 18.6.14, S. 1)

Was soll hier das Wort zumutbar? Bezieht sich die Negation auf beides, also nicht erforderlich und nicht zumutbar? Aber wenn auch der Helm manch einen stört, mich auch, so würde ich ihn dennoch nicht gerade als unzumutbar bezeichnen.

Oder ist tatsächlich gemeint, das Tragen eines Helms sei zumutbar? Aber welchen Sinn sollte dieser Hinweis haben, wo es doch gerade darum geht, daß jemand vollen Schadenersatz bekommt, obwohl kein Helm getragen wurde?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.10.2014 um 06.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=585#27017

Zum Panda des WWF paßt das Piper-Bändchen "Sieben Tage Chinesisch" von Joachim Schickel: der ganze Einband mit chinesischer Kalligraphie bedeckt - aber spiegelverkehrt! Das ist 50 Jahre her, heute ist man vielleicht doch etwas vertrauter mit chinesischer Schrift.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.11.2014 um 18.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=585#27347

Die FAZ gestern (14.11.2014) auf Seite 6:

Wegen der geringen Schwerkraft des Kometen wiegt der Lander dort nur ein Gramm, während er auf der Erde 100 Kilogramm auf die Waage bringen würde.

Da die FAZ beansprucht, für kluge Köpfe zu schreiben, hätte sie das auch weniger volkstümlich ausdrücken können. Denn wenn ein nicht ganz so kluger die Gelegenheit hätte, sich auf dem Kometen an besagtem "1g-Lander" zu stoßen, würde er mit Schmerzen feststellen, daß dieser auch auf dem Kometen immer noch dieselben 100kg "auf die Waage bringt". Die Waage würde nur weniger Gewicht anzeigen, etwa soviel, wie sie auf der Erde für ein Gramm anzeigen würde.
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 15.11.2014 um 20.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=585#27348

Lieber Herr Riemer, das Problem beginnt doch bereits bei der Nennung der Maßeinheiten in diesem FAZ-Artikel. Gramm und Kilogramm sind Masse-Einheiten; die Masse eine Körpers ist aber völlig unabhängig von seinem Aufenthaltsort im Universum. Gewicht dagegen ist eine Kraft – in diesem Fall die Kraft, die eine bestimmte Masse in einem Schwerkraftfeld erzeugt.

Die Masse von Philae beträgt daher auf dem Kometen nach wie vor 100 kg, allerdings erzeugen diese 100 kg dort eine Gewichtskraft, die derjenigen von einem Gramm auf der Erde entspricht.

Was die Waage angeht, so kommt es darauf an, was für eine Art von Waage man verwendet. Eine Balkenwaage würde auf dem Kometen unverändert 100 kg anzeigen, denn sie mißt tatsächlich die Masse eines Körpers. Verwendet man aber eine Federwaage (z. B. eine handelsübliche Küchenwaage neuerer Bauart), dann erfährt man die Gewichtskraft, in diesem Fall also die etwa einem Gramm auf der Erde entsprechende.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.11.2014 um 21.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=585#27349

Ja, lieber Herr Chmela, genau deswegen habe ich das Zitat gebracht. Ich hielt es nur hier nicht für notwendig, die Sache gar zu genau zu erklären. Aber es ist trotzdem gut, daß Sie es getan haben, denn es könnte ja sein, daß jemand von der FAZ mitliest.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 15.11.2014 um 23.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=585#27351

Im eigentlichen Wortsinne kann man also auf einer Federwaage gar nichts wiegen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.11.2014 um 04.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=585#27352

Man konnte ja der Peinlichkeit kaum ausweichen, auch die Sache mit dem Hemd lesen zu müssen: Vater der Rosetta-Mission entschuldigt sich unter Tränen für geschmackloses Hemd (Focus 15.11.14)
Auf dem Hemd sind einige Frauen in Sommerkleidung abgebildet. „Viele Zuschauer hielten dies für unangebracht und sexistisch, Taylor schien es ehrlich Leid zu tun.“
Dieses große Leid wegen eines typisch amerikanischen Hemdes teilen nun Hunderte von Millionen Menschen.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 16.11.2014 um 10.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=585#27353

Eine Federwaage mißt Kräfte, folglich müßte sie korrekterweise in Newton beschriftet sein. Wenn sie in Gramm beschriftet ist, muß sie eigentlich an jedem Einsatzort neu geeicht werden, weil die Schwerkraft ortsabhängig ist. Wirklich ganz genau messen müssen z.B. chemische Analyse-Waagen.
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 16.11.2014 um 14.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=585#27354

"Wirklich ganz genau messen müssen z.B. chemische Analyse-Waagen."
Solche Analysenwaagen sind daher auch immer Balkenwaagen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.11.2014 um 20.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=585#27358

Ich finde den Hinweis von R.M. auf die Etymologie sehr interessant. Alle diese Wörter, Waage, wägen, wagen, (be)wegen, wiegen, Gewicht, weight, Woge, Wucht, haben einen gemeinsamen Ursprung (s. Duden, Band 7, Herkunftswörterbuch, 1989).

Balkenwaagen wurden als erste benutzt. Damals wußte man noch nichts von Masse bzw. von der Ursache des Gewichts. Man "bewegte, wog" einen Gegenstand auf einer "Wiege" gegen einen anderen Gegenstand mit bekanntem "Gewicht" auf.

Man muß auch heute die Balkenwaage nicht als etwas Besonderes unter den Waagen betrachten. Wie jede Waage funktioniert sie nur über das Gewicht und mißt indirekt die Masse. Das kann man z. B. daran sehen, daß sie in der Schwerelosigkeit, also ohne Gewicht, nicht funktioniert, obwohl die Masse noch vorhanden ist. Aufgrund gleichen Gewichts in irgendeinem konstanten Schwerefeld schließt man auf gleiche Masse. Manchmal nutzt man dabei noch die Hebelwirkung aus, um mit weniger Vergleichsmassen, kleineren oder größeren, auszukommen. Man muß also immer einen Vergleichsgegenstand haben, dessen Masse vorher bekannt ist. Das entspricht etwa dem einmaligen (pro neuem Schwerefeld) Eichen einer Federwaage, also dem Anbringen einer Masseskala.

Eine Federwaage ist nun eigentlich keine Wiege (-> Waage) mehr, auf der man gleichzeitig ein zweites, bekanntes Gewicht "bewegen" muß. Aber die Bezeichnung Waage wurde trotzdem beibehalten, da auch sie über das Gewicht die Masse mißt.
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 16.11.2014 um 21.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=585#27359

"[...] ,da auch sie über das Gewicht die Masse mißt."
Verzeihen Sie, Herr Riemer, wenn ich Ihnen hier widerspreche. Nach meinem Verständnis der physikalischen Zusammenhänge verhält es sich genau umgekehrt. Die Federwaage mißt das Gewicht, das im Schwerefeld der Erde erzeugt wird, über die Masse. Denn diese ist ja die Ursache jener Kraft. Freilich ist die Federwaage dann oft aus alter Tradition in Gramm oder Kilogramm geeicht.
Unabhängig davon: Viele Federwaagen, vor allem die genauesten, sind in Newton geeicht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.11.2014 um 22.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=585#27360

Lieber Herr Chmela,
im Grunde sind wir uns ja einig, daß das, was die Federwaage unmittelbar zu einem Zeigerausschlag veranlaßt, eine Kraft ist, und zwar das Gewicht. Da die Masse die Ursache des Gewichts ist, sagen Sie, die Waage mißt das Gewicht "über" die Masse.

Ja, wenn Sie die Präposition über so (also etwa wie von) verstehen, was ich allerdings ungewöhnlich finde, und wenn die Federwaage wirklich eine Gewichtsskala hat, dann haben Sie schon recht.

Meine Auffassung ist aber so:
Die Federwaage mißt eigentlich die Kraft, mit der ein Gegenstand an ihr zieht bzw. auf ihr lastet. Nur, die Kraft, also das Gewicht, interessiert niemanden, man will ja die genaue Menge wissen, die Masse. Nicht aus Tradition, wie sie meinen, sondern man will doch vorher genau wissen, wie sehr der Kopf im Falle eines Falles (siehe #27347) weh tun würde, bzw. wieviel ein Batzen Gold wert ist, unabhängig davon, ob er am Äquator, auf einem hohen Berg oder am Nordpol gewogen wird. Da trifft es sich gut, daß die Masse direkt proportional zum Gewicht ist, man macht also die Skalenstriche nicht fürs Gewicht, sondern da, wo der Zeiger die entsprechende Masse in g und kg anzeigt. Wir wollen die Masse messen, also messen wir sie auch, aber indirekt über ihr Gewicht.

Man muß außerdem unterscheiden zwischen ausdrücklichen Federwaagen, die eine Masseskala haben (die also, falls es die verlangte Genauigkeit erfordert, an einem andern Ort der Erde neu geeicht werden müssen), und Federkraftmessern, die nicht unbedingt zum Bestimmen einer Masse bestimmt sind, sondern ganz allgemeine Kräfte (Zug- oder Stoßkräfte) messen sollen. Letztere sind dann natürlich auf N eingestellt.
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 16.11.2014 um 23.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=585#27361

Lieber Herr Riemer,
wir sind uns tatsächlich einig. Es kann sein, daß ich die Präposition über etwas unglücklich gewählt habe, sie sollte aber nicht von heißen, sondern eher aufgrund der. (Ich bin die Ausdrucksweise über in diesem Sinne aus der naturwissenschaftlichen Sprache gewohnt.)
Mein gedanklicher Ausgangspunkt war einfach der: Eine Federwaage kann nur eines, nämlich eine Kraft messen. Daher hat mich Ihre Formulierung "da sie [...] die Masse mißt" zu meiner Antwort veranlaßt. Sie kann die Masse nicht messen. Sie kann nur deren Auswirkung messen.
Was die Eichung einer Federwaage in Masse-Einheiten betrifft, sind wir auch einer Meinung. Mit traditionell meinte ich genau das, was Sie dazu ausgeführt haben. Also etwa im volkstümlichen Sinne "Masse und Gewicht ist doch dasselbe". Wer sagt denn schon, er kaufe dies oder jenes "nach Masse"? Er kauft es "nach Gewicht" - und meint damit Kilogramm.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.11.2014 um 00.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=585#27362

Was mißt eigentlich ein Thermometer? Die Temperatur? Nein, es ist unmöglich, mit einem Thermometer die Temperatur zu messen. Was das Thermometer in Wirklichkeit mißt, ist die Längenausdehnung bei Erwärmung, also eine Länge.

Meiner Ansicht nach wäre eine solche Sprechweise nicht sinnvoll. Man sucht den Wert einer bestimmten Größe, also "mißt" man diese. Welche Zusammenhänge man sich dabei zunutze macht und welche Umwege man geht, ist zweitrangig. Das direkt angezeigte Ergebnis zählt. So, wie das Thermometer seinem Namen gemäß die Wärme mißt, also die Temperatur, so mißt eine Waage immer die Menge bzw. Masse. Einen Kraftmesser bezeichnet man nicht als Waage.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.11.2014 um 06.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=585#27363

Der Dachdecker wurde auf 9,8 m pro Sekunde beschleunigt und dann plötzlich abgebremst. Dabei ging er entzwei, zumal der Luftwiderstand seine Annäherung an die Erdoberfläche nicht nennenswert abbremste. Da auch die Corioliskraft keine meßbare Größe erreichte, war der Ort des Kontaktes mit der Erde genau vorhersagbar.

Es ist sicher nützlich, ab und zu an die physikalischen Tatsachen zu erinnern (vgl. meinen Irrtum hinsichtlich des Kometenschweifs), aber man kann wohl die Alltagssprache, die auf unseren mittleren Bereich abgestimmt ist, nicht in diesem Sinne umgestalten. Ich erinnere gern an die Astronomen, die keine Bedenken haben, von Sonnenaufgang usw. zu sprechen. Die Tageszeitung würde ihren Leser keinen Gefallen tun, wenn sie ganz exakt über das Gewicht von Landegeräten auf einem Kometen berichtete. Die amerikanischen Mondfahrer haben ja fürs breite Publikum durch Sprünge dargetan, wie leicht sie "da oben" waren, ohne daß sich an ihren Körpern etwas verändert hatte. (Und außerdem festgehalten, daß ein Hammer und eine zu diesem Zweck mitgebrachte Feder im luftleeren Raum gleich schnell zu Boden fallen.)

 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 17.11.2014 um 10.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=585#27365

Herr Professor Ickler wird es mir nachsehen, so hoffe ich jedenfalls, wenn ich trotz seines Ordnungsrufs doch noch einmal antworte.
Sie haben selbstverständlich recht, lieber Herr Riemer. Sehr viele physikalische Größen können überhaupt nur dadurch gemessen werden, daß man ihre Auswirkung mißt. Ihr Beispiel mit der Temperatur trifft die Sache genau. Doch der Ausgangspunkt unseres Streitgesprächs ist insofern ein Sonderfall, als mit Masse und Gewicht im "Volksmund" zwei Größen regelmäßig in einen Topf geworfen werden. Der Zeitungsartikel, der zu dieser Diskussion Anlaß gab, zeigt das ja deutlich. Temperatur und Längenausdehnung würden dagegen wohl kaum jemals miteinander verwechselt oder durcheinandergebracht werden (auch in den Zeitungen nicht).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.11.2014 um 11.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=585#27366

Ich weiß, Sie meinen es nicht ernst, aber ein Ordnungsruf sollte es nicht sein, nur ein gutes Wort für den Laien und Zeitungsleser. Ein guter Geist im Hintergrund flüstert mir gerade die Stichworte "schwere und träge Masse" zu.

Mitteilenswert ist auf jeden Fall die Tatsache, daß man auf dem Kometen die ganze schwere bzw. träge Landesonde mit einem Fingerschnippen anheben und einen Kilometer weiter transportieren könnte - was ja gewissermaßen auch passiert ist. Umgekehrt erfahren wird, daß ein Hosenknopf auf einem Neutronenstern eine Million Tonnen wiegen würde.

Der Komet ist ja ein ziemlich großer Brocken, nach irdischen bzw. mittelfränkischen Maßstäben. Trotzdem wiegt die Sonde nur 1 Gramm, laienhaft gesprochen und mit der Federwaage gemessen. Da sieht man doch gleich, daß die Gravitation nur eine recht schwache Kraft ist. Ein gewisser Lerneffekt ist also nicht zu verkennen.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 17.11.2014 um 11.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=585#27367

In einem schwerelosen Raum müßte man die Masse eines Körpers über die für eine bestimmte Beschleunigung nötige Kraft messen, z.B. in welcher Zeit bei konstanter Kraft eine bestimmte Geschwindigkeit erreicht wird. Vielleicht gibt es eine solche Meßeinrichtung schon.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.11.2014 um 01.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=585#27368

Daß schwere und träge Masse ein und dasselbe sind, hat wohl Einstein zuerst festgestellt. Es ist nicht selbstverständlich, aber man kann es sich an einem Körper in einem oben offenen Kasten klarmachen. Läßt man den Kasten frei fallen, fällt der Körper mit und befindet sich relativ zum Kasten in Ruhe. Die Kraft, die eine Person aus der ruhenden Umgebung des Kastens aufwenden müßte, um den Körper festzuhalten, bezeichnet er als das Gewicht des Körpers, verursacht durch seine Schwere. Aus der Sicht einer mitfallenden Person im Kasten sähe es aber so aus, als würde der Körper durch diese äußere Kraft aus der Ruhe in eine beschleunigte Aufwärtsbewegung versetzt. Die gleiche Kraft überwindet also seine Trägheit.

Die Alltagssprache ist eben auch eher für alltägliche Dinge geeignet. Auf einem Kometen führt sie leicht in die Irre. Bei dem 100 kg schweren Lander ist das vielleicht noch nicht ganz so auffällig. Nehmen wir mal eine gute alte Dampflok, sagen wir, eine von 100 Tonnen. Ihr Gewicht entspräche dann auf dem Kometen dem irdischen Gewicht von 4 Stück Butter, einem Kilogramm. Man könnte die Lok also locker mit einer Hand stemmen. Nimmt man aber die Hand plötzlich weg, sieht man erstmal gar nichts. Die Lok scheint zu schweben. Es dauert zweieinhalb Minuten, bis sie aus einer Höhe von gut einem Meter runtergefallen ist. Und genauso lange dauert es, sie wieder aufzuheben, falls man nicht mehr als 1 kp zusätzlich zum Gewicht von 1 kp aufwenden möchte. Sogar etwas länger, denn in halber Höhe muß man ja schon wieder bremsen. Ich verwende mal die alte Krafteinheit, weil sie anschaulicher ist (1 kg lastet auf der Erde mit 1 kp). Für die halbe Zeit braucht man die vierfache Kraft, also 4 kp zusätzlich, und um die Lok so, wie man das mit 1 kg auf der Erde spielend schafft, in gut einer Sekunde, also etwa in einem hunderstel der Fallzeit, wieder hochzuheben, müßte man auf dem Kometen die 100x100fache Kraft, also 10000 kp aufwenden. Also ganz so spielend geht es auch auf dem Kometen nicht. Geschenkt kriegt man nichts. Hat man die Lok erst einmal oben, entweder mit viel Geduld oder in einem gewaltigen Kraftakt, dann kann man sie natürlich wieder mit dem kleinen Finger oben in der Schwebe halten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.02.2016 um 08.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=585#31590

In der FAS liest Volker Zastrow aus Niebüll zwei bayerischen Buben die Leviten. Dabei gebraucht er die Präposition innert, was mich doch wundert. Aber praktisch ist sie schon, man könnte sie übernehmen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.07.2022 um 23.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=585#49402

ndr.de:
"Ich werde meine Gesprächsmöglichkeiten mit Präsident Putin nicht aufgeben", erklärte der SPD-Politiker der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) in einem Interview in ihrer Montagsausgabe.

Das von dem FAZ-Interview mit Schröder hatte ich heute mehrfach gehört und gelesen. Es hat meine Neugier geweckt, und so habe ich mir wieder mal 3,20 € für eine FAZ vom Kiosk spendiert.

Leider eine Fehlinvestition. Kein Interview mit Schröder in der FAZ. Die FAZ zitiert Schröder mit fünf kurzen Sätzchen in einer einzigen, ca. 12cm langen Spalte auf Seite 1 und verweist dann auf Seite 3. Dort werden in einem (mit großem Bild) halbseitigen Artikel noch einmal genau die fünf kurzen Zitate von Seite 1 wiederholt. Ansonsten inhaltsloser Erzähltext sowie ein wenig indirekte Rede über Schröders Treffen mit Putin.

Bekanntlich wird die FAZ von "klugen Köpfen" gelesen, und denen kann man natürlich das ganze wörtliche Interview mit Schröder nicht zumuten. Die klugen Köpfe möchten womöglich Schröders Worte nicht als russische Propaganda entlarven.

Gelernt: FAZ – kann man sich mittlerweile getrost sparen.
 
 

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