21.01.2008 Eberhard Karls Universität:Dem Herrn Karl seine UniWer ist jener Herr E. Karl? Und warum sollte die Tübinger Uni seine sein? Das Schwäbische Tagblatt klärt auf.Wer um alles in der Welt ist dieser Herr Karl? Als Herr Karl ist ein „Mann von Welt“ bekannt geworden, den die Autoren Helmut Qualtinger und Carl Menz Anfang der 1960er auf die Bühne und ins Fernsehen brachten. Herr Karl ein raunziger Österreicher, ein Opportunist, der sein Mäntelchen in jedem Wind flattern ließ. Ein Geschöpf, das seine sich selbst entlarvenden Monologe im Warenlager eines Feinkostgeschäfts hielt. Mit einer Universität hat das nichts zu tun. Aber wer ist nun der Herr Karl von der Universität? Am einfachsten ist die Frage in Prag zu beantworten, Die dortige Universität heißt Karls-Universität. Ich wiederhole, zum Mitschriben: Karls Bindestrich Universität. Der Name erinnert an Kaiser Karl IV., der 1348 in Prag die erste mittelauropäische Universität gründete. Das „s“ zwischen Karls und Universität zeigt keinen Genitiv an, sondern ist ein so genanntes Fugen-s: eine Art von Scharnier zwischen Grundwort („Universität“) und Bindestrich-verbundenem Bestimmungswqort („Karl“). Komplizierter liegt der Fall in Heidelberg. Die dortige Universität heißt „Ruprecht-Karls-Universität“. Gemeint ist nicht ein Ruprecht Karl, sondern es wird gleich auf zwei Ahnherren verwiesen: auf Kurfürst Ruprecht I. und auf Großherzog Karl Friedrich von Baden. Hinter letzterem klemmt wieder ein Fugen-s. So weit, so gut. Heißt jemand mit Nachnamen Karl, dann ist Eberhard Karls Fahrrad auf gut Schwäbisch dem Herrn Karl sein Fahrrad. Seit dem Jahr 2000 firmiert die hiesige Universität in der offiziellen Schreibweise nicht mehr als „Eberhard-Karls-Universität“. Früher wurden, für jedermann erkennbar, Eberhard (aus Graf Eberhard) und Karl (aus Herzog Karl Eugen) mit Bindestrichen und Fugen-s an die Universität gehängt. Mit der Jahrtausendwende gingen jedoch in den amtlichen Schreiben die Bindestriche verloren. Allenthalben heißt es „Eberhard Karls Universität“. Was das zu bedeuten hat, kann sich jeder selber herleiten. Und was ist es noch? Bescheuert! Hans-Joachim Lang (Schwäbisches Tagblatt Tübingen, 21. Januar 2008)
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