06.05.2005 Horst Haider Munske 70Wir gratulieren dem Erlanger Sprachwissenschaftler zum Geburtstag und wünschen ihm viel Kraft für die kommenden Kämpfe.Hier Heike Schmolls Blumenstrauß: „Die historisch gewachsene Orthographie ist ihnen im Grunde ein Ärgernis“, so kurz und treffend charakterisierte der emeritierte Erlanger Sprachwissenschaftler Horst Haider Munske die Motivation der Rechtschreibreformer. Seine frühe Erforschung der Orthographie hatte dazu geführt, daß er zunächst selbst zu ihnen zählte. Der profilierte Germanist und Dialektologe arbeitete zunächst in der Zwischenstaatlichen Kommission mit. Munske hat schon früh die These vertreten, daß eine echte Rechtschreibreform weder sinnvoll noch möglich sei, sondern allenfalls eine wissenschaftlich begründete Neudarstellung der Regeln und eine Beseitigung von Widersprüchen und Spitzfindigkeiten zu leisten sei. Angenommen hatte er die Wahl in die Kommission nur, weil er hoffte, den „völlig mißlungenen Regelteil“ der Getrennt- und Zusammenschreibung gründlich überarbeiten zu können. Als alle geplanten Veränderungen am Widerstand der Kultusminister scheiterten, verließ Munske 1997 unter Protest den Rat. Seither gehört er zu den wichtigsten Kritikern der Reform. In Büchern („Orthographie und Sprachkultur“) und Zeitungsbeiträgen, die etwa im Sammelband „Die angebliche Rechtschreibreform“ aus dem Jahr 2005 zusammengefaßt sind, hat Munske vor dem aussichtslosen Versuch gewarnt, Sprache gegen den Willen der Sprachgemeinschaft zu ändern. Er wurde am 5. Mai 1935 in Görlitz geboren, studierte Germanistik, Nordistik, Philosophie, Anglistik, Allgemeine Sprachwissenschaft und Keltologie in Bonn, Berlin und Marburg. Nach seiner Promotion arbeitete er zunächst am Forschungsinstitut für Deutsche Sprache (Sprachatlas), ging dann 1963 für zwei Jahre als Lektor für deutsche Sprache und Literatur nach Uppsala und wurde nach der Habilitation Professor in Marburg. 1975 folgte der Ruf nach Erlangen-Nürnberg auf den Lehrstuhl für Germanische und Deutsche Sprachwissenschaft sowie Mundartkunde. Seit dem vergangenen Jahr ist Munske emeritiert. Er gehört nicht zu denjenigen, die sich in ihren lexikalischen Elfenbeinturm zurückzogen, sondern hat auch die Hochschulpolitik kritisch kommentiert – fortiter in re, suaviter in modo, wie es seine Art ist. Am Donnerstag wurde er 70 Jahre alt. F.A.Z., 6. 5. 2005
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