11.10.2006 Theodor Ickler ÄnderungsbedarfWas manchen Leuten einfällt, wenn ihnen die Zeit lang wird»Nach fünfzigjähriger Beharrung mußte die Reformdiskussion nach dem Zweiten Weltkrieg zwangsläufig wieder in Gang kommen. Einerseits waren 1901 noch viele Rechtschreibprobleme unerledigt geblieben, andererseits verlangte der Sprachwandel Berücksichtigung in der Orthographie.« (Wilfried Klute: Sprachbewußtsein und Sprachgebrauch. Frankfurt 1977, S. 69)Auch Klute hätte wohl nicht zu sagen gewußt, welcher Sprachwandel seit 1901 nach einer orthographischen Nachführung verlangte. Im Oktober 2006 stapeln sich in den Buchläden die Duden-Pyramiden, und oben drüber steht „Jetzt endgültig!“ Das ist irreführende Werbung, der Verbraucherschutz sollte einschreiten und den Verlag anzeigen. Schlägt man den famosen Duden nun auf, so findet man die Empfehlung, Picpusmissionar zu schreiben. Diese Schreibweise ist sogar ganz neu eingeführt, daneben steht noch der weniger empfohlene Picpus-Missionar, der immerhin nicht falsch wird. Warum stand er eigentlich überhaupt im alten Duden, wo es doch fast gar keine Belege für diesen seltenen Zeitgenossen gibt? Man wird nicht sagen können, daß sehr viele Schüler an der Schreibweise von Picpus-Missionar gescheitert sind. Die gute alte Pußta hätte doch eigentlich zur Pussta werden müssen? Aber die Reformer haben die Puszta angeblich neu eingeführt (also die sowieso jederzeit möglich gewesene nicht-integrierte Schreibung) – und wollen alles andere als Fehler anstreichen. Das ist nicht nett.
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