26.07.2013


Theodor Ickler

Kondolieren

Weißer Fleck der Sprechakttheorie

Das Kondolieren hat mir immer gut gefallen, weil es ein Loch in die vermeintlich universalen "Sprechakte" bohrt.
Wie es bei manchen Völkern kein Sichbedanken gibt, so ist bestimmt auch das Kondolieren kulturell ziemlich beschränkt. Natürlich ist das meiste nur ein Ritual, eine "Heuchelei", wenn man so will.

Die Formalisierung hat sich seit einiger Zeit so entwickelt, daß in Todesanzeigen fast automatisch um eine Spende für einen guten Zweck gebeten wird. Früher sagte man kurz statt Blumen oder so ähnlich.

Ich lese gerade:

Von Beileidsbekundungen bitte wir Abstand zu nehmen und im Sinne der Verstorbenen um eine Spende an das Kinder- und Jugendförderungswerk ...

= Hör auf zu flennen und rück lieber ein paar Scheine raus!

Grammatisch ist immerhin die Koordination ein Leckerbissen.


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http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1567