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24.03.2009
 

Langenscheidt verkauft Duden
Bibliographisches Institut von Cornelsen übernommen

Im Interview mit dem Börsenblatt erläutert der Verleger Andreas Langenscheidt, wie es zu dieser „strategischen Neuausrichtung“ kam.

Was sagen Sie zum aktuellen E-Book-Hype? Sind Sie vorbereitet?

Andreas Langenscheidt: Wir werden uns sehr bald auf intelligente Weise zum Thema E-Books melden. Wörterbücher und Reiseführer sind natürlich wichtige Themen für mobile Lesegeräte. Seit vielen Monaten führen wir bereits Gespräche mit allen Herstellern – auch im Ausland.

Mit dem Verkauf der Aktienmehrheit des Bibliographischen Instituts an die Cornelsen Holding geht nicht nur eine 21-jährige Partnerschaft zu Ende, sondern Sie trennen sich auch komplett vom Geschäftsfeld Deutsche Sprache / Lexika – der dritten Säule in Ihrem jährlichen Umsatzdiagramm (neben Sprachen und Reise / Kartografie). Tut das nicht weh?

Langenscheidt: Die Trennung vom Geschäftsbereich B. I. schmerzt uns natürlich schon. Wir verabschieden uns aber nicht komplett von der deutschen Sprache: Die Duden-Redaktion in Mannheim wird zwar künftig unter dem Dach von Cornelsen arbeiten, aber wir führen den Bereich Deutsch als Fremdsprache (DaF), den wir vor fast 30 Jahren begründet haben, im Geschäftsfeld Sprachen weiter. Zwei Drittel des Umsatzes mit DaF erzielen wir im Ausland. Bei Langenscheidt erscheinen einsprachige Wörterbücher und weit verbreitete Lehrwerke in Deutsch, die im DaF-Unterricht eingesetzt werden.

Der Verkauf von B. I. an Cornelsen erweckt schon wegen der persönlichen Konstellation den Eindruck einer von langer Hand vorbereiteten Transaktion. Waren Sie mit Cornelsen seit längerem im Gespräch?

Langenscheidt: Gespräche über eine mögliche engere Zusammenarbeit gibt es schon seit Jahren. Wir sind Cornelsen inhaltlich und in einigen Bereichen vertrieblich verbunden und teilen die Philosophie, dass man Verlage und Produkte langfristig entwickelt. Die Chemie zwischen uns stimmt. Und natürlich ist es kein Zufall, dass ich jetzt mit Alexander Bob, den ich vor zehn Jahren selbst bei B. I. & Brockhaus eingestellt habe, und der das Unternehmen mit uns nach vorne gebracht hat, den Vertrag unterschrieben habe.

Im vergangenen Jahr sind Sie in eine neue Gesprächsphase eingetreten, in der Cornelsen ein konkretes Übernahmeangebot gemacht hat. Was hat den Ausschlag zum Verkauf von B. I. gegeben?

Langenscheidt: Das Konzept, das Cornelsen für die Übernahme vorgelegt hat, war so überzeugend, dass wir ernsthaft verhandeln mussten. Die Gründe liegen auf der Hand: Als sich unser Geschäftsmodell für die Online-Aktivitäten von Brockhaus nicht gerechnet hat, galt es unternehmerische Entscheidungen zu treffen. Dazu gehörte auch das Aus für Brockhaus online. Um die Zukunft von B. I. künftig stärker im Schulbereich zu verankern, waren Verhandlungspartner und Zeitpunkt ideal. Den Marken Duden und Duden Paetec, um nur einige der wichtigsten zu nennen, bietet Cornelsen für die weitere Marktentwicklung eine ganz andere Plattform: Mit der gesamten Vertriebsmacht der Cornelsen Gruppe lassen sich die Marken viel stärker und gezielter in den Schulbuchmarkt, den Nachmittagsmarkt und zum Beispiel auch in den Studienkreis hineinbringen. B. I. kann Synergien innerhalb der Gruppe besser nutzen. Das sind Dinge, die wir nicht leisten können – ebensowenig wie für Brockhaus, das dafür nun bei Bertelsmann eine erfolgversprechende Zukunft hat.

Was hat Cornelsen denn für die Aktienmehrheit von B. I. auf den Tisch gelegt?

Langenscheidt: Da bin ich vertraglich zu Stillschweigen verpflichtet, wie Sie sich bestimmt vorstelllen können.

Mit der Trennung von B. I. vollziehen Sie auch eine strategische Wende. Der nationale Markt steht nicht mehr allein im Fokus, sondern die Internationalisierung Ihres Unternehmens steht verstärkt im Fokus …

Langenscheidt: Mit der Trennung von B. I. ist in der Tat eine strategische Neuausrichtung verbunden: Wir werden die Geschäftsfelder Fremdsprachen und Reisen stark ausbauen und vor allem in Südostasien und im Pazifikraum (South East Asia / Pacific) stark wachsen. Seit drei Jahren registrieren wir in Ländern wie Australien, Hongkong und Singapur eine größer werdende Nachfrage. Aber auch Spanien und Lateinamerika werden künftig eine stärkere Rolle spielen. Durch die aktuelle Neugründung der spanischen Tochter Langenscheidt Iberica können wir in den spanischsprachigen Märkten ganz anders auftreten. Die eigenen Tochtergesellschaften ermöglichen es, die Produkte marktnäher zu gestalten. Dies hat uns auch die Entwicklung des polnischen Marktes bestätigt.

Und was ist mit dem deutschen Markt?

Langenscheidt: Der bleibt uns selbstverständlich auch in Zukunft vorrangig wichtig – auch wenn oft schon eine hohe Marktsättigung mit dem Programm aus dem Haus Langenscheidt erreicht ist.

(http://www.boersenblatt.net/sixcms/detail.php?id=313558)



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Kommentare zu »Langenscheidt verkauft Duden«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.12.2016 um 04.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=614#10661

Auf der Duden-Website werden ja die Produkte verschiedener Verlage beworben, die man unter dieser Marke nicht unbedingt erwartet. Das erklärt sich so:

Die Cornelsen-Holding, zu der die Patmos Verlagsgruppe gehört, hat zum Jahresende 2009 eine tief greifende Umstrukturierung des Düsseldorfer Verlags vorgenommen. Kernpunkt ist der komplette Umzug des Hauses mit allen Programmbereichen nach Mannheim zum Standort des Bibliographischen Instituts. Nach Auskunft des Cornelsen Vorstands soll die Patmos Verlagsgruppe zwar eigenständig bleiben, aber mit dem Bibliographischen Institut werden Synergieeffekte angestrebt.


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.07.2014 um 05.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=614#9962

Das war in der Tat ein starkes Motiv. Am federführenden IDS gab es eine ausdauernde Feindschaft gegenüber dem Dudenverlag, wie auch aus den Briefen des Dudenschefs Drosdowski noch einmal drastisch hervorgeht. Der führende österreichische Reformer Karl Blüml hat es ja auf seine Art auch ausgeplaudert: „Das Ziel der Reform waren aber gar nicht die Neuerungen. Das Ziel war, die Rechtschreibregelung aus der Kompetenz eines deutschen Privatverlages in die staatliche Kompetenz zurückzuholen.“ (Standard 31. 1. 1998)
Ironischerweise ist die Zerschlagung des Verlags gelungen, der Duden aber mehr denn je als verbindliche Norm etabliert.


Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 28.07.2014 um 22.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=614#9961

Ein Schiedsgericht in Den Haag hat den russischen Staat zur Zahlung von 50 Milliarden Dollar Schadenersatz verurteilt (www.spiegel.de).

Zitat aus dem Spiegel-online-Artikel:

"In der Urteilsbegründung heißt es, der primäre Grund für die Zerschlagung von Jukos sei nicht das Eintreiben von Steuern gewesen, sondern den Konzern in den Bankrott zu treiben."

Vielleicht sollten die Eigentümer des Langenscheidt-Verlages die KMK verklagen, und man könnte dann folgendes lesen:

"In der Urteilsbegründung heißt es, der primäre Grund für die Rechtschreibreform sei nicht die Erleichterung des Schreibens gewesen, sondern den Duden in den Bankrott zu treiben."


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.05.2013 um 04.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=614#9360

"Im Zuge der Verlagerung von Teilen des Bibliographischen Instituts nach Berlin hat der Verlag in den vergangenen Wochen alle relevanten Archivalien und Unterlagen in die Hauptstadt umgezogen. Die im Archiv in Mannheim verbliebenen Buchbestände der Verlage „Bibliographisches Institut“, „F.A. Brockhaus“, „Meyer’s“ und „Duden“ werden im Rahmen einer Schenkung an die Bibliothek der Universität Mannheim übergeben.
Das für die Forschung wertvolle Verlagsarchiv, dessen Bestand bis in das frühe 19. Jahrhundert zurückreicht, wird als geschlossene Sammlung im Magazin der Universitätsbibliothek aufgestellt. In der Sammlung finden sich bekannte Lexika, wie beispielsweise der Brockhaus oder Meyer’s Lexikon, der Duden in allen Ausgaben, aber auch die um die vorvergangene Jahrhundertwende bekannte und beliebte Reihe Meyer’s Groschenbibliothek der deutschen Klassiker. Die Bände werden im Online-Katalog Primo recherchierbar sein und können künftig in den Lesesaal ausgeliehen werden. Da das bislang unerschlossene Archiv sehr umfangreich ist, werden die Bibliothekare rund zwei Jahre für die Erschließung benötigen. Der Direktor der Universitätsbibliothek freut sich, dass diese Sammlung nun den Bestand der Bibliothek bereichert." (Pressemitteilung der UB Mannheim 16.5.13)

Ein Teil der Bücher ist schon früher verkauft oder verschenkt worden. (Mitteilung der FAZ vom 25.5.13)

Diese Maßnahmen besiegeln auch eine wissenschaftliche Tradition im Hause BI/Duden. Mich erinnert es an das Goethe-Institut, das vor über 30 Jahren seine wissenschaftliche Arbeitsstelle schloß und die Bibliothek buchstäblich auf den Müll warf. Ich sehe den riesigen Container noch vor mir, darunter unersetzliche Werke.


Kommentar von Christian Dörner, verfaßt am 25.11.2012 um 17.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=614#9238

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 25.11.2012 um 03.31 Uhr
Weiß man eigentlich, wann ungefähr wieder eine neue Auflage des Rechtschreibdudens herauskommen soll? Wie weit im voraus gibt das der Verlag bekannt?

Der Dudenverlag hat soeben die neue Auflage der österreichischen Fassung des Rechtschreibdudens auf der Interpädagogika in Salzburg vorgestellt (dies war nötig geworden, da im Frühjahr 2012 die 42. Auflage des ÖWB herausgekommen war):

http://www.duden.at

Im Februar 2013 wird das Buch über den Buchhandel bestellbar sein.

Da es sich beim sogenannten »Großen österreichischen Schulwörterbuch« um nichts anderes als um eine minimal abgespeckte Variante des deutschen Rechtschreibdudens handelt, dürfte letzterer bald nachziehen und ebenfalls mit einer Neuauflage aufwarten.

Übrigens gibt es den Rechtschreibduden auch in Deutschland in einer leicht abgespeckten und aktuellen Fassung aus dem Jahr 2012 zu kaufen, und zwar unter dem Namen »Volksduden«. Darin findet man dann auch Einträge wie Facebook und Schmand (aus den Ratsempfehlungen vom Dezember 2012).


Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 25.11.2012 um 09.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=614#9237

Der Rat kann die 2010 angekündigte Überarbeitung von Regelwerk und Wörterverzeichnis nicht auf den Sankt-Nimmerleinstag verschieben, dazu sind beide zu fehlerhaft. Möglicherweise wartet man in Mannheim/Berlin auf eine Entscheidung.


Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 25.11.2012 um 03.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=614#9235

Weiß man eigentlich, wann ungefähr wieder eine neue Auflage des Rechtschreibdudens herauskommen soll? Wie weit im voraus gibt das der Verlag bekannt?


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.11.2012 um 12.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=614#9233

In Zeitungsmeldungen wird noch einmal bekräftigt, daß weder der zehnbändige Duden noch "Muret/Sanders" weiterhin gedruckt werden. Ob sich ein Online-Geschäft daraus machen läßt, bleibt abzuwarten. So wird es noch manchem Druckwerk gehen, das Zeitungssterben ist auch noch nicht zu Ende.


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.11.2012 um 10.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=614#9199

Langenscheidt wird bis auf einen Rest nun endgültig an Investoren verkauft. Um das Geschäft wieder anzukurbeln, läßt man ein Team von Graphikern an der Modernisierung des großen L arbeiten. Das wird's nicht bringen, schätze ich.
Als Ursache des Niedergangs werden die elektronischen Medien genannt, aber die Rechtschreibreform hat auch dazu beigetragen. (Großes Tabu!)


Kommentar von F.A.Z., 19.06.2009, Nr. 139 / Seite 15, verfaßt am 18.06.2009 um 18.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=614#7726

Duden zahlt für Brockhaus-Ausstieg

tag. MANNHEIM, 18. Juni. Der Verkauf der Brockhaus-Enzyklopädie an Bertelsmann hat dem Mannheimer Duden-Verlag ein schweres Verlustjahr beschert. Der Fehlbetrag des Bibliographischen Instituts & F.A. Brockhaus AG (Bifab) hat sich im Jahresvergleich von 6,5 Millionen Euro auf 32,8 Millionen Euro sogar nahezu verfünffacht. Um den Rücken frei zu bekommen für einen Neuanfang seien sämtliche Abschreibungen in die Bilanz 2008 genommen worden, sagte ein Unternehmenssprecher. Wesentlichen Anteil daran hätten Rückstellungen von etwa 17 Millionen Euro für den geplanten Personalabbau. Der Abbau betrifft vor allem den Standort Mannheim, wo das Unternehmen 220 seiner gut 500 Mitarbeiter beschäftigt.

Der Traditionsverlag muss sich komplett neu orientieren. Bertelsmann hatte im Vorjahr zwar Brockhaus gekauft, nicht aber die Mitarbeiter übernommen. Zudem hatten die Bifab-Eigentümerfamilien Langenscheidt und Brockhaus ihren Mehrheitsanteil von zusammen gut 90 Prozent an den Berliner Cornelsen-Verlag verkauft. Die Bifab, zu der neben den Marken Duden und Meyers noch ein profitables Kalendergeschäft gehört, will nach den Worten des Sprechers im laufenden Jahr wieder Geld verdienen. Mit dem Schulbuch-Spezialisten Cornelsen soll das Kapitel Brockhaus beendet werden. Für den 22 Juli ist eine Namensänderung in "Bibliographisches Institut" vorgesehen, die die Trennung auch nach außen demonstriert. Für Juli auch hat der Verlag eine neue Ausgabe seines Standardwerks Duden angekündigt, erstmals mit einer eigenen Korrektursoftware für Schreibprogramme von Microsoft.


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.03.2009 um 08.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=614#7596

Der Beitrag von Johan Schloemann in der SZ war übrigens mit einem dpa-Foto von zwei kleinen Mädchen garniert, die im Duden stöberten. Es war die erste reformierte, also 21. Auflage. Inzwischen sind wir aber bei der 24. Auflage angelangt.


Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 25.03.2009 um 21.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=614#7594

Nicht zu vergessen die gestiegenen Produktionskosten. Vierfarbdruck ist nun mal aufwendiger als schwar-weiß. Und ohne CD-ROM geht ja heute auch nichts mehr. Schon weil es die Konkurrenz vormachte, mußte der Duden auf diesen Zug aufspringen. Und gerade sowas ist bekanntlich bei laufender Fahrt sehr gefährlich.

Verbunden mit dem CD-inklusive-Paket, das man jetzt von dem bananengelben Buch allenthalben nur noch sieht, war natürlich auch eine Preiserhöhung. Aber wenn die Konkurrenten (Pardon: Mitbewerber) schon schneller mit Silberscheibe da sind, warum sollte ich mir dann das nachzottelnde gelbe Buch auch noch interaktiv zulegen?

Man kann sich dem Wettbewerb eigentlich nur immer dann stellen ohne unterzugehen, wenn man auch dafür die Kondition hat. Und genau die hatte der Duden, der quasi ein halb-staatliches Unternehmen war (ohne Konkurrenz maßgebend in allen Zweifelsfällen!), eben nicht.


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.03.2009 um 17.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=614#7593

"Zu dem Einbruch im Lexikon-Geschäft war 2007 zeitgleich erschwerend der Rechtschreibreform-Boom für den „Duden“ verebbt."

(So der Buchreport von heute; morgen will er was zu den Hintergründen bringen.)

Wann hat die Rechtschreibreform dem Duden überhaupt Glück gebracht? 1996, aber da war die Schlappe von 1995 aufzuarbeiten. 2006 könnte es noch mal gut gelaufen sein, dank der Lügenpropaganda von der "Endgültigkeit" der damals erreichten Zwischenlösung. Aber der Werbeaufwand war die ganzen Jahre auch ungeheuer.


Kommentar von B.Z. online, 25. März 2009, verfaßt am 25.03.2009 um 13.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=614#7592

Jetzt berlinert der Duden
Der Berliner Schulbuchverlag Cornelsen kauft Aktienmehrheit am traditionellen Duden-Verlag

Na, so wat - der Duden wird een Berliner! Der Mannheimer Duden-Verlag (seit 125 Jahren maßgeblich in Sachen Rechtschreibung) hat einen neuen Besitzer. Der Berliner Schulbuch-Verlag Cornelsen übernahm 91 Prozent der Aktien des Duden-Mutterkonzerns Bibliographisches Institut & F.A.Brockhaus AG. Duden-Chef Ulrich Granseyer verkündete seinen 210 Mitarbeitern in Mannheim bereits den neuen Eigentümer. Cornelsen-Chef Alexander Bob sagte zum Kauf: "Die Verhandlungen liefen über viele Monate, letzten Montag wurden die Verträge unterschrieben."

Die Verlagsgruppe Cornelsen - 1946 in Berlin-Wilmersdorf gegründet, 2700 Mitarbeiter, 300 Millionen Euro Umsatz im Jahr - erwarb 476 000 Aktien (76 Prozent) aus dem Besitz der Langenscheidt-Gruppe und 15 Prozent aus dem Besitz der Familie Brockhaus. Wert des Deals: rund 60 Millionen Euro.

Ein Umzug der Mitarbeiter in die Hauptstadt ist nicht geplant, der Standort Mannheim bleibt erhalten, versicherte Duden-Chef Granseyer. Entlassungen kann er nach 6,5 Millionen Euro Verlusten allein im Geschäftsjahr 2007 jedoch nicht ausschließen: "Ohne betriebsbedingte Kündigungen wird es nicht gehen."

(http://www.bz-berlin.de/kultur/literatur/jetzt-berlinert-der-duden-article406845.html)


Kommentar von sueddeutsche.de, 24. März 2009, verfaßt am 25.03.2009 um 13.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=614#7591

Die Expansion geht weiter
Der "Duden" wandert zum Schulbuch-Riesen Cornelsen

Der Berliner Schulbuchverlag Cornelsen hat eine besonders umfassende Strategie: Er verkauft einerseits im großen Stil Bildungsmedien und Schulbücher, andererseits besitzt er die Nachhilfe-Firma "Studienkreis" mit über 1000 Filialen in Deutschland. Das heißt: Cornelsen verdient am Material für den Unterricht an öffentlichen Schulen und zugleich am privaten Ausgleich der Defizite, wenn der Unterricht nichts gebracht hat. Jetzt erweitert Cornelsen - der größte Schulbuchverlag vor Klett und Westermann und überhaupt die zweitgrößte Verlagsgruppe in Deutschland (nach Springer Business + Science Media) - sein Portfolio noch um das berühmteste Nachschlagewerk in Zweifelsfällen: den "Duden".

Der Duden hält zwar seit 1996, also seitdem das heillose Durcheinander der Rechtschreibreform begann, nicht mehr das offizielle orthographische Monopol in Deutschland, aber immer noch eine führende Position. Der Verlag, in dem der Rechtschreib-Duden und seine Ableger erscheinen, die Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG in Mannheim, wird jetzt zum Sommer zu 90 Prozent der Anteile von Cornelsen übernommen, ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Die Firma Langenscheidt, die seit 1988 Mehrheitsaktionär in Mannheim war, verkauft ihre Anteile von 80 Prozent ebenso nach Berlin wie die Familie Brockhaus, die noch zehn Prozent innehatte. Damit geht für die Familie eine über 200-jährige Tradition im Lexikongeschäft zu Ende. Die Marke Brockhaus allerdings war bereits kürzlich an die Bertelsmann-Tochter Arvato verkauft worden, wo auch die Print-Ausgabe der Brockhaus-Enzyklopädie, anders als zunächst geplant, fortgeführt werden soll. Langenscheidt wiederum trennt sich vom "Duden"-Verlag, weil sich der Sprachverlag aufs Kerngeschäft der Fremdsprachen sowie auf Reiseführer konzentrieren will.

Die Bibliographisches Institut und F. A. Brockhaus AG hat bisher rund 400 Mitarbeiter, von denen jedoch wegen des Brockhaus-Verkaufs rund 60 ausscheiden müssen. Der Standort Mannheim soll auch nach dem Verkauf an Cornelsen beibehalten werden. Zu dem Mannheimer Verlag gehören neben dem Duden auch die Lexikonmarke Meyers (wo auch die Harenberg-Lexika und -Kulturführer erscheinen), die Kalenderverlage Harenberg und Weingarten sowie die Schulbuch- und Bildungs-Tochter Duden Paetec.

Cornelsen, 1946 von Franz Cornelsen als kleiner Verlag für Englischbücher gegründet, hat sich Schritt für Schritt zu einem Giganten im Bildungssektor entwickelt. 1991 wurde der DDR-Schulbuchverlag Volk und Wissen übernommen, heute gehören auch die Verlage Oldenbourg (mit Bayerischem Schulbuchverlag und Akademie Verlag) und Patmos (mit Artemis & Winkler und Sauerländer Verlag) dazu. Die Verlagsgruppe mit Sitz in Berlin-Wilmersdorf hat nach eigenen Angaben einen Jahresumsatz von 354 Millionen Euro, über 2700 Mitarbeiter und 23 000 Titel im Programm. Hauptgesellschafter ist die Franz Cornelsen Stiftung, deren Vorstandsvorsitz Ruth Cornelsen innehat. Verlagsgeschäftsführer Alexander Bob saß praktischerweise selbst bis 2007 bei der Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG im Vorstand - er kennt den Laden.

Dieser Deal zeigt wieder einmal: Schulbücher sind ein vergleichsweise krisensicheres Geschäft, die Expansionen im Verlagswesen zulassen. Und das Verlegen von speziellen Nachschlagewerken muss auch in der digitalen Ära - wenn es in eine Online-Strategie eingebunden wird, so wie es beim Duden geschieht - keineswegs unprofitabel sein. JOHAN SCHLOEMANN

(http://www.sueddeutsche.de/859382/177/2814257/Die-Expansion-geht-weiter.html)



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