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07.08.2014
Der Chefkorrektor geht in Pension
Abschied nach 27 Jahren von der NZZ
Stephan Dové: Der ausgebildete Buchdrucker, der seit 1987 für die NZZ tätig war und fast 25 Jahre lang das Korrektorat leitete, war sprachlich kein Mann der Kompromisse, aber immer einer der leisen Töne.
Die Grenzen des Sprachlich-Grammatikalischen sind im Zeitalter von Whatsapp und Co. fliessend geworden. Der Dialekt, das Englische und der Jargon deutscher Vorabendserien drängen in die grammatikalisch korrekte und stilistisch anregende deutsche Schriftsprache. Diese ist immer ein Spiegelbild von gesellschaftlichen Veränderungen und kommunikativen Realitäten. Was noch gilt oder erst zu gelten hat, was nicht geht und was nur zwischen Anführungszeichen, das legt die NZZ seit 1971 in einem eigenen «Vademecum» fest.
Dessen oberster Hüter verlässt nun altersbedingt das Amt des Chefkorrektors. Stephan Dové hat mit bewundernswerter Akribie, Präzision und Geduld im immer hektischeren Redaktionsalltag dafür gesorgt, dass die NZZ im deutschsprachigen Raum sprachlich die Referenz ist. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass Dové 2004 in den Rat für deutsche Rechtschreibung aufgenommen wurde, der sich der 1998 eingeführten und von vielen Verlagshäusern unkritisch übernommenen Rechtschreibereform annahm.
Die NZZ hat diese nie vollumfänglich akzeptiert, was sich angesichts der vielstimmigen Kritik am ursprünglichen Regelwerk als überaus weitsichtig erwies. Am 1. August 2006 legte der Rat ein angepasstes Regelwerk vor, das für die Schweiz, Deutschland und Österreich für verbindlich erklärt wurde. Es entsprach fast vollständig der von der NZZ bereits gepflegten Praxis. Es ist dies das Verdienst von Dové, der von Reformgegnern wie -befürwortern für seine konsequente Haltung öfters unfein angefeindet wurde.
Der ausgebildete Buchdrucker, der seit 1987 für die NZZ tätig war und fast 25 Jahre lang das Korrektorat leitete, war sprachlich kein Mann der Kompromisse, aber immer einer der leisen Töne. Seinem Team und den Redaktionen wird er fehlen, als gut organisierter, menschlich einfühlsamer und überaus pflichtbewusster Vorgesetzter und Kollege. Unser aller Dank begleitet ihn nun in den wohlverdienten Ruhestand.
Quelle: Neue Zürcher Zeitung
Link: http://www.nzz.ch/schweiz/der-chefkorrektor-geht-in-pension-1.18355856
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