Nachrichten rund um die Rechtschreibreform
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05.07.2011
Wolf Schneider
Manbrif in Sachen Murks
„Eine Belästigung für alle, die schreiben“
In NZZ Folio, der Zeitschrift der Neuen Zürcher Zeitung, kommt Wolf Schneider zu einem klaren Fazit in Sachen Rechtschreibreform: „Unfug“.
Siehe hier.
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Kommentare zu »Manbrif in Sachen Murks« |
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Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 20.07.2011 um 23.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=674#8670
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Ich besitze von Wolf Schneider nur ein Buch: Deutsch! Das Handbuch für attraktive Texte, Rowohlt 2005.
Reformiert finde ich darin lediglich Heyse-Schreibungen, allerdings ohne sss-Ungeheuer. Der Rest ist offensichtlich absichtlich frei von Reformauffälligkeiten, eine nicht reformgemäße Beistrichsetzung wird sogar explizit erwähnt (keine 100%ige Analyse aller 318 Seiten).
Zu Pt:
Sachlich bin ich bei Ihnen, die Frage ist lediglich, wie reagiert man?
In Foren mit Erstkläßlerniveau hat man nur zwei Möglichkeiten, entweder man meidet sie, oder man nimmt das Niveau zur Kenntnis. Jedenfalls ist jeder Versuch, dort das Niveau durch Kommentare zu heben, klar zum Scheitern verurteilt.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.07.2011 um 22.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=674#8669
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Ein Wolf Schneider ist in der hier diskutierten Frage anders zu beurteilen als ein anonymer Redakteur bei irgendeinem Käseblatt. Ich finde es schon merkwürdig, daß er sich immer wieder klar gegen die Reform ausspricht, es zugleich aber zuläßt, daß seine eigenen Werke in ebenjener geschmähten Schülerrechtschreibung gedruckt werden. Wäre es für ihn nicht ein leichtes, auf dem zu bestehen, was er für besser hält? Welcher Verlag würde ein Manuskript von ihm ablehnen, nur weil er verlangte, daß es nicht entstellt wird?
Er wird seine Gründe haben. Es muß am Thema liegen. So würde er sicher nicht dulden, daß ein Pamphlet von ihm gegen den unbändigen Gebrauch von Anglizismen in einer Fassung veröffentlicht wird, die von Anglizismen nur so wimmelt. Daß er bei der Rechtschreibung einen solchen Glaubwürdigkeitsverlust in Kauf nimmt, spricht dafür, daß er dem Thema keine größere Bedeutung beimißt. Deshalb werden seine Äußerungen dazu – leider – wenig Wirkung entfalten.
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Kommentar von Pt, verfaßt am 20.07.2011 um 20.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=674#8668
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Wenn die Reform Magengeschwüre verursacht, vielleichst sollte man mal die Reformer und die Kultusminister wegen Körperverletzung verklagen.
@ #8667:
Gehen Sie mal in ein solches Forum, das mit Rechtschreibung nichts zu tun hat, und versuchen Sie, die dort gemachten Beiträge zu entziffern. Man könnte meinen, daß da Erstkläßler schreiben, und selbst die waren früher nicht so schlecht.
Die ganze Idee der Rechtschreibung besteht ja gerade darin, daß sie die Zeitverschwendung durch das unnötige Entziffern verschiedener Schreibvarianten vermeiden will. Das Schlimme an der Reform ist es ja gerade, daß heute jeder meint, mit seinen ''kreativen'' Schreibvarianten andere Leute ''beglücken'' zu dürfen. Mit der Reform haben die Leute vermeintlich die Freiheit bekommen, andere Leute optisch ärgern/mobben zu dürfen. Und wenn sich jemand dagegen verwahrt, dann ist das so, als ob man eine Schwäche zeigt, wendet man sich doch gegen diese ''Freiheit'' und will anderen ''Einschränkungen'' aufzwingen. Daß eine einheitliche Rechtschreibung einen Sinn hat, das wollen solche Leute gar nicht mehr wahrhaben.
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Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 20.07.2011 um 19.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=674#8667
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Werter 2.1-Romantiker,
de facto bestätigen Sie indirekt, was ich geschrieben habe.
Auch reformkritische Zeitungsjournalisten sind darauf angewiesen, bei einem Blatt unterzukommen. Mit ganz wenigen Nischenausnahmen schreiben heute aber alle Printmedien reformiert. Sie haben also die Wahl, sich entweder damit zu arrangieren oder aus dem Beruf auszusteigen. Und da verstehe ich vollständig, wenn diese Leute sagen, so wichtig ist klassische Orthographie auch wieder nicht, zumal man ja auch reformiert mit ein wenig Routine vernünftige Texte zuwege bringen kann (die von Wolf Schneider beklagte Belästigung ist u. a. jene, sich darum überhaupt kümmern zu müssen).
Aber es ist wie bei jeder anderen Firma, nicht jeder Angestellte ist mit allem einverstanden, was seine Firma tut, trotzdem ist er für sie tätig, die Summe der Vorteile überwiegt eben eventuelle Nachteile.
Magengeschwüre nutzen weder Ihnen noch anderen, nur die Pharmaindustrie und ev. einige unbeteiligte Ärzte profitieren davon.
PS: Nur wer in Foren (die nichts mit Rechtschreibung zu tun haben) den anderen auf vermeintlichen oder wirklichen Rechtschreibfehlern herumreitet, läuft Gefahr, zum Rechtschreibpolizist u.ä. abgestempelt zu werden. Ändern kann man immer nur sein eigenes Verhalten, niemals das der anderen!
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Kommentar von Pt, verfaßt am 20.07.2011 um 19.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=674#8666
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E-Books oder Books on Demand könnte eine neue Domäne für Texte oder Bücher in klassischer Rechtschreibung sein. Wenn man heute durch eine Bahnhofsbuchhandlung geht, sieht man da stoßweise toll aufgemachte Bücher, aber alle in Reformschrieb. Wenn den Leuten die Aufmachung wichtiger ist als der Inhalt, ...
Wenn Bücher in klassischer Rechtschreibung vermehrt als E-Book, PDF, DVI etc. erscheinen würden, könnte das den reformiert geschriebenen Büchern etwas den Markt abgraben. Vielleicht würden auch einige Verlage ihre Einstellung gegenüber Publikationen in klassischer Rechtschreibung wieder ändern, ganz abgesehen davon, daß die Herstellung von Büchern teuer ist und die Umwelt gefährdet. Außerdem würden damit Autoren, die in klassischer Rechtschreibung schreiben, gezielt gefördert.
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Kommentar von Ein unterlegener Autor, verfaßt am 20.07.2011 um 18.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=674#8665
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@Pt
XinXii entspricht nicht meinen Vorstellungen. Schießlich will ich keine E-Books publizieren, sondern im Hinblick auf Druck und Bindung handwerklich gut gemachte Bücher mit hoher Alterungsbeständigkeit.
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Kommentar von Pt, verfaßt am 20.07.2011 um 17.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=674#8664
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Haben Sie es schon mal bei www.xinxii.de probiert?
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Kommentar von Ein unterlegener Autor, verfaßt am 20.07.2011 um 16.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=674#8663
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Lieber Romantiker, wie kann ich Ihnen nachfühlen! Auch ich bin so einer mit Bauchschmerzen, dem Verantwortungsgefühl, mit dem Selbstverständnis seiner Schriftsprache gegenüber, wie sie es beschreiben.
Täglich damit konfrontiert zu sein, daß ein von mir geschriebenes Buch in neuer Rechtschreibung gedruckt wurde, obwohl ich es in herkömmlicher Rechtschreibung eingereicht hatte, belastet mich ohne Unterlaß. Nach Beschimpfungen durch den Mediengestalter und nach massivem Druck durch den Verleger, der wirtschaftliche Nachteile befürchtete, blieb mir nichts anderes übrig, als nachzugeben und dem Verlag zu erlauben, die Änderungen vorzunehmen.
Seither quälen mich Gefühle von der Art, ich hätte nicht nur meine Überzeugung verraten, sondern auch meinen Beitrag zur Beschädigung der deutschen Sprache geleistet, die mir nach wie vor so wichtig ist, daß ich fast ausschließlich in deutsch publiziere, obwohl ich fließend englisch spreche und schreibe. Nur in meiner Muttersprache kann ich mich so detailliert und nuanciert ausdrücken, wie ich es möchte. Sollte eine 2. Auflage gedruckt werden, was sehr wahrscheinlich ist, werde ich nochmals peinlich darauf achten, daß außer Heyse nicht enthalten ist, was der RSR entspricht, z.B. keine der üblen Getrennt- oder Großschreibungen.
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Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 20.07.2011 um 14.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=674#8662
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Lieber Romantiker, ich weiß nicht, in welchen Blogs Sie unterwegs sind und was Sie dort treiben. Mir jedenfalls ist noch nie jemand dumm gekommen, obwohl ich ostentativ unreformiert schreibe, d.h. nach Möglichkeit so formuliere, daß herkömmliche Schreibungen zum Zuge kommen.
Was Wolf Schneider angeht, so ist seine Inkonsequenz in der Tat ärgerlich, soweit sie auf einem Mangel an Rückgrat beruhen sollte. Wichtiger als daß wir ihn ernst nehmen ist aber vielleicht, daß seine Zielgruppe ihn ernst nimmt: Man holt den Leser dort ab, wo er steht. Und professionelle Schreiber müssen sich halt, wie Herr Strasser schon gesagt hat, irgendwie mit der Reformorthographie arrangieren. Man braucht dem Leser aber nicht alles mit dem Löffelchen zu geben. Daß Schneider konsequenterweise herkömmlich schreiben müßte, merkt er von allein. Und die Konsequenz hieraus wiederum ebenfalls ihm selbst zu überlassen, wäre nur klug.
Schneider macht vor, daß man sich mit der Reform arrangieren kann, ohne sie zu akzeptieren. Er schreitet nur zum Schein unter dem Joch durch. Das geht aber nur, wenn das Joch selbst bloßer Schein ist. Dies zu zeigen, das ist doch immerhin etwas.
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Kommentar von Desillusionierter, verfaßt am 20.07.2011 um 12.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=674#8661
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"Keiner hinterfragt mehr was", ganz richtig, auch keine Medien und keine Oppositionspartei. Da ist eine Kulturleistung beschädigt worden, aber nun Business as usual – auf dem Gebiet kann man nix mehr machen, wir haben Besseres zu tun, bloß keine neue Unruhe, und es läuft doch alles auch so, oder nicht?
Die Entscheidung jetzt in NRW, also Schulreform-Moratorium bis 2023, die könnte als neues Paradigma um sich greifen und auch beim Thema Orthographie zur endgültigen Friedhofsruhe entscheidend beitragen. Man hört förmlich ein kollektives Aufseufzen: Endlich Ruhe vor immer neuen Bildungsfummeleien, jetzt aber an nichts mehr rühren in dem Umfeld, egal was es ist, weil diese Kultustypen alles immer nur verschlimmbessern. Daß genau diese Typen nun das Moratorium beschlossen haben, und daß sie die Aufarbeitung von Fehlleistungen verweigern – auf einmal alles egal.
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Kommentar von Romantiker 2.1, verfaßt am 20.07.2011 um 11.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=674#8660
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Lieber Herr stefan strasser,
"Ich halte also einen reformkritischen persönlichen Standpunkt durchaus vereinbar damit in Reformschreibung gedruckt zu werden."
Genau das ist es, was zu diesem Doppelstandpunkt und der distanzierten Leier geführt hat - als vermeintlicher Saubermann mitmachen, aber natürlich "drüberstehen". Und die, welche das nicht so einfach hinkriegen, die mit den Bauchschmerzen, dem Verantwortungsgefühl, die mit dem Selbstverständnis ihrer Schriftsprache gegenüber? Die sind weg vom Fenster oder haben Magengeschwüre - oder sind einfach Vorgestrige, Punkt. Oder deftig ausgedrückt: Maul halten.
Was ich Ihnen mitteilen möchte: Ich konnte das nicht, ich vermag es einfach nicht. Ich habe die Konsequenz ziehen müssen, nachdem Kollegen mich offen angriffen und Kunden mich nicht mehr verstanden. Rückendeckung habe ich keine mehr, alle, ALLE sind überzeugt von der Richtigkeit oder auch der vermeintlichen Notwendigkeit der jetzigen Schreibweisen, kaum einer hinterfragt das noch, die Zeit hat das ihrige dazu beigetragen.
Gestern stand ich am Infobrett der evangelischen Akademie, was es nicht alles zu lesen gibt: "heisst, Schloss-Straße, aufwändigen, übrigbleiben (!), etc. Der Inhalt purer Ernst, europäisch Erzieherisches; zusammengenommen etwa die Kurzfassung und Selbstdarstellung eines unserer letzten großen Kulturträger. Verstummt denke ich: Ich habe mich überlebt, fühle mich überfremdet. Ich kann mich nicht mehr mitteilen. Klassenkaspar wie einst.
Was bei den Älteren aber eher lächerlich oder zumindest aufgesetzt wirkt, bei den Jungen ist es Selbstverständnis. Und wehe! Spätestens der fünfte Kommentator in einem x-beliebigen Blog fühlt sich angegriffen, wenn es einer wagen sollte - fortan sind sie dann der Rechtschreibpolizist, dann Nazi, dann Sperrung und aus.
Zuletzt, mein Namen in Ehren: Ich hatte neulich einen kürzlich erschienen Band über Novalis in Händen, anthroposophischer (anthroposofischer?) Verlag, klassische Rechtschreibung - aber mit zig Fehlern, Interpunktion geht halt nicht mehr, oder genauer, man weiß nicht recht mehr. Jeder Versuch verwässert mehr und mehr. Und NIEMANDEN fällt etwas auf. "Blindlings ist unsere eigentlichste Kulturleistung unsichtbar geworden."
"Ja, wir ham halt gmüsst!" - Und in Hamburg wird unterdessen im kommenden Schuljahr keinen Schülern mehr eine Handschrift vermittelt - kennen Sie ein Land weltweit, in dem Schüler das nicht mehr lernen dürfen?
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Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 18.07.2011 um 09.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=674#8656
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Für Leute der schreibenden Zunft meine ich, daß man andere Maßstäbe anlegen sollte als bei uns gelegentlichen Forenschreibern.
Wenn das Haupteinkommen davon abhängt, gedruckt zu werden, haben Zeitungsleute heute keine wirklichen Alternativen mehr. Ich halte also einen reformkritischen persönlichen Standpunkt durchaus vereinbar damit, in Reformschreibung gedruckt zu werden. Zu vermuten ist, daß ein Großteil der (älteren) Journalisten dieser Gruppe zuzurechnen ist. Etliche formulieren vermutlich bewußt so, daß der Unterschied nur mehr Heyse ist, einzelne wenige wenden vermutlich sogar weitestgehende Vermeidungsschreibung an.
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Kommentar von Elmar Zink, verfaßt am 09.07.2011 um 17.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=674#8651
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@ Germanist: *Wie nennt man solche Leute?*
Obrigkeitshörige, eilfertig Servile, für die Anpassung auch wider besseres Wissen erste Bürgerpflicht und Ehrensache ist. Oder kurz gesagt: die staatstragende Elite.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 08.07.2011 um 18.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=674#8649
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Wie nennt man eigentlich intelligente Leute, die nichts dazulernen wollen? Faul und dumm passen nicht wirklich.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.07.2011 um 12.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=674#8648
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Das hat Schneider schon oft gesagt. Da er aber seine Texte in Reformschreibung drucken läßt, kann man ihn nicht ernst nehmen.
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