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Nachrichten rund um die Rechtschreibreform

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08.03.2006
 

Verordneter Waffenstillstand
Wie man es den Lesern erklärt

Gestern war ein gequält lachender Mathias Döpfner großformatig in der SZ zu sehen. Im zugehörigen Artikel ging es um seine Niederlagen.

Heute ist es an den Angestellten seines Verlags, gute Miene zum schlechten Spiel zu machen. Dankwart Guratzsch versucht sich in der Welt an einer Umdeutung der Geschehnisse. Plausibler wirkt da schon die erste Häme-Attacke in der taz, der sicher noch weitere folgen werden.



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Kommentare zu »Verordneter Waffenstillstand«
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Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 08.03.2006 um 07.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3381

Lustig ist, daß das erste Wort im taz-Artikel klassisch geschrieben ist: "Schluß"


Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 08.03.2006 um 08.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3382

Lustig?


Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 08.03.2006 um 09.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3383

Und wieder ein Weichei

Sie hängen eben alle, alle an der mal längeren, mal kürzeren Leine. Wenn Guratzsch seinen Artikel anläßlich des KMK-Beschlusses wiederliest und mit seinem heutigen, ganz und gar überflüssigen, Geschreibsel vergleicht, müßte ihm eigentlich schlecht werden. Aber so etwas passiert einem "kritischen" Journlisten nie.


Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 08.03.2006 um 09.49 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3386

Herrn Guratzsch ist es in diesen Tagen vermutlich wirklich ziemlich schlecht geworden. Wir sollten ihn bedauern anstatt über ihn zu spotten. Für seine Beiträge in den letzten Jahren braucht er sich nicht zu schämen. In aussichtslosesten Situationen hat er, wo immer er die Gelegenheit dazu hatte, seine kritischen und sachkundigen Kommentare zu den Rechtschreibereignissen gebracht und immer treu zu den Reformgegnern gestanden. Wie ihm wird es jetzt vielen Journalisten gehen, die die Entscheidungen ihrer Verlagsleitungen ebenso bedauern wie wir.

Auch bei dem hier vorliegenden Artikel gibt es kein einziges Wort der Befürwortung der Entscheidung, die er, ebenso wie die knappe Übersicht der Rechtschreibreformchronik, lediglich referiert. Dabei wird noch einmal deutlich dargestellt, aus welchen zweifelhaften und dilettantischen Beweggründen die Reform überhaupt entstanden ist und daß sie bis zuletzt energisch bekämpft wurde. Ein Erfolgsbericht ist dies nicht, und die Mitteilung, diesen Kampf aufgegeben zu haben, ist ein subtiles Klagelied und Eingeständnis einer bitteren Niedelage.



Kommentar von Alexander Glück, verfaßt am 08.03.2006 um 10.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3389

Lieber Kratzbaum, es könnte Journalisten geben, die ihren Beruf anders auffassen und sich dagegen verwahren, von Ihnen in den Weichei-Topf geworfen zu werden.


Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 08.03.2006 um 10.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3391

Lieber Herr Glück, lieber Herr Lachenmann, Sie werden meinen Schmerz über das Einknicken gerade eines D. Guratzsch, der immer so aufrecht war, verstehen. Aus meiner Abwertung spricht demnach auch nicht Geringschätzung, sondern enttäuschte Hochachtung. Eigentlich sollte ich es längst besser wissen: Ein Journalist im Dienste einer Zeitung ist ein angestellter Gehaltsempfänger wie jeder andere Arbeitnehmer auch. Von ihm unbeugsame Überzeugungen, öffentlich bekannt, zu verlangen, wäre geradezu unmenschlich und auch naiv. Einen Karl Kraus, der seine Zeitung ganz allein selber schrieb, gibt es leider heute nicht mehr.


Kommentar von R. M., verfaßt am 08.03.2006 um 11.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3397

Zur Staatsraison gesellt sich die Betriebsraison.


Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 08.03.2006 um 11.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3398

Es gibt in der Zeit der Blogs reichlich Journalisten, die ihre Zeitung selbst machen. Auch die Fackel hatte nicht die Auflage der WELT.


Kommentar von Ballistol, verfaßt am 08.03.2006 um 11.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3401

@ kratzbaum

Was mich betrifft: Ich bin Journalist, aber nicht angestellt, und schreibe das, was mir paßt. Bisher wurde es noch jedesmal gedruckt. Manche Redaktionen schätzen gerade auch Rückgrat.


Kommentar von Germanist, verfaßt am 08.03.2006 um 11.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3404

Staatsräson: Wenn die Rechtschreibreform zurückgenommen würde, könnten Reformen auch "Mist" sein. Wenn Politiker "Mist" bauen würden, würde das ihre Autorität untergraben. Wenn die Autorität der Politiker beschädigt würde, würde die Autorität des Staates untergraben. Das oberste Gemeinwohl ist der Erhalt der Staatsautorität. Wir sind das Volk, und der Staat regiert. Basta.


Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 08.03.2006 um 12.34 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3408

Ich kann aus dem Artikel von Dankwart Guratzsch nicht erkennen, daß er »eingeknickt« wäre. Er referiert Tatbestände, und zwar so, daß jedem, der gut und ein bißchen zwischen den Zeilen lesen kann, die ganze Peinlichkeit des Unterfangens Rechtschreibreform und auch des Verhaltens der Presse vor Augen geführt wird. Außerdem - wer weiß, wer ihm da was in den Text hineinredigiert hat. Das ist in Zeitungsredaktionen ja gang und gäbele.


Kommentar von Bernhard Eversberg, verfaßt am 08.03.2006 um 13.32 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3413

In einer von mir moderierten E-Mail-Liste habe ich immer wieder zur R-Reform Stellung bezogen. Jetzt verbreite ich die folgende Mitteilung, um das (natürlich weithin unbeliebte) Thema definitiv zu beenden (nachdem ich vorgestern nochmals eine eindeutige Position contra Reform bezogen hatte):

Zum Thema Orthographie wird es in diesem Forum ab jetzt keine Äußerungen mehr geben. Betroffenheit hin oder her, hier kann dieser Gegenstand nicht immer wieder Raum beanspruchen.
Das Ausbleiben jeglicher Reaktion, und zwar sogar auch außerhalb der Liste, belegt deutlich, daß in unserem Rahmen kein Interesse mehr an dem Thema besteht, und dem ist Rechnung zu tragen. Fachfremden Gremien (KMK etc.) kann nicht weiter gestattet werden, unsere Kreise zu stören.
Zu den Kollateralschäden der Reform gehört ja zweifellos, daß Verdruß bereitet wurde, wo es vorher keinen gab, und Zwietracht gesät, wo man zuvor keine kannte. Das muß aufhören.
Wo Einigkeit nicht mehr erreichbar ist, da muß jeder zum friedlichen Nebeneinander bereit sein - so lehrt es die europäische Geschichte.

Es hat daher fortan Konsens zu bestehen, etwas anderes ist ja nicht mehr möglich, daß Neuschreibung jeder Schattierung kommentarlos akzeptiert wird, daß sich aber auch jedwede Kritik an denjenigen verbietet, die sich nicht an neue Schreibweisen halten. Wir hätten sonst die sicherlich keinesfalls intendierte indirekte Abwertung eines großen Volumens von existierendem Schrifttum (praktisch der gesamte literarische Ertrag eines Jahrhunderts) sowie den merkwürdigen Fall der Diskriminierung einer Mehrheit.

MfG B.E.


Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 08.03.2006 um 14.03 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3415

Sehr geehrter Herr Eversberg,

Toleranz und Friedfertigkeit in allen Ehren. Aber die Situation ist bei uns eine andere als in Ihrem Kreise. Wir können uns Ihren Friedensappell vorläufig nicht zu eigen machen, das haben Sie uns hoffentlich auch nicht vorschlagen wollen.

Wir sind - darauf muß hier immer wieder hingewiesen werden - keine Kampfsport- sondern eine Forschungsgruppe. Manche unserer jetzt zu Recht enttäuschten und empörten Gäste würden am liebsten zu Waffen greifen, die nicht die unseren sind.

Wir halten das Thema in der Diskussion, streiten aber nicht mit friedlichen Mitmenschen herum, die mit der Rechtschreibproblematik nichts zu tun haben wollen oder aus sonstigen Gründen sich dazu entschlossen haben, so gut sie es können, nach den neuen Regeln zu schreiben.


Kommentar von R. M., verfaßt am 08.03.2006 um 14.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3416

Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit. (Marie von Ebner-Eschenbach)


Kommentar von Bernhard Eversberg, verfaßt am 08.03.2006 um 14.57 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3418

Nein, hier wird eben gerade NICHT nachgegeben. Der Gedanke im Klartext ist im Gegenteil, daß die Dümmeren nicht beanspruchen können, daß ALLE dummes Zeug machen, sondern daß sie gefälligst zu respektieren haben, wenn andere, und zumal eine Mehrheit, nicht mitmachen. Sie sollen weiter ihre Dummheiten machen, niemand wird es mehr kommentieren. Ist ja erwiesenermaßen zwecklos, sollen sie in ihrer Facon selig werden.
Deswegen hatte ich ja in einer anderen Mitteilung vorgeschlagen, daß man auf Nichtdiskriminierung einer Mehrheit dringen sollte und auf das Recht, klassisch zu schreiben, auch in der Schule. Daraus resultiert zwar nicht das Recht auf einen Traditions-Duden, aber der wird schon kommen, wenn der Bedarf erkennbar ist. Und dann schau'mer mal.


Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 08.03.2006 um 16.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3422

Die Nichtdiskriminierung kann in dieser Runde gerne gefordert werden, sind wir doch selbst die Diskriminierten...

... aber dieses muß letztlich an anderer Stelle durchgesetzt werden: Vor Gericht (vor welchem auch immer: OVG/BVG oder in Europa).

Ein Appell an die "Anwesenden" bringt nichts... ein Appell an die Medien bringt auch nichts... und ein Appell an die Politik wird von den Regierenden doch nur mit Häme beantwortet.

In dieser Runde wird keiner diskriminiert, weil er in Neuschrieb schreibt... lediglich die Pro-NRS Argumente werden bekämpft... denn man darf den Menschen leichtfertige Dummheit(en) nicht unwidersprochen durchgehen lassen. Sonst gewöhnen sie sich daran, ungestraft weitere Dummheiten machen zu dürfen... und so werden die Dummheiten immer größer, bis schließlich jegliche Intelligenz abhanden gekommen ist und keiner mehr über Sinn oder Unsinn nachdenkt. Und dann sind wir wieder in den 30'er Jahren... und alle rufen nur "wir folgen"!


Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 08.03.2006 um 16.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3423

Ich möchte Herrn Lachenmann paraphrasieren: Die Argumente werden nicht bekämpft, sondern (manchmal jedenfalls) sachlich widerlegt.


Kommentar von Bernhard Eversberg, verfaßt am 08.03.2006 um 16.39 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3424

Mein Text zielte nicht auf diese Runde. Ich wollte in einer ganz anderen Runde einfach klarstellen, daß dort dem Thema kein Raum mehr gegeben wird und niemand diskriminiert werden darf, weil er so oder anders schreibt - da wird einfach kein Wort mehr drüber verloren, aus. Wer ähnliches vorhat, kann den Text dafür nutzen.
Es gibt kein Orthographiegesetz, und es darf auch keiner so tun, als ob, und andere in die Pflicht nehmen. Die Einheit ist aber zerstört! Nur ein freies Spiel der Kräfte und eine aus sich selbst heraus überzeugende Qualität kann zu neuer Einheit führen. Braucht Zeit, aber eigentlich bin ich immer noch überzeugt, daß es klappen kann, denn die neue Beliebigkeit wird keine überzeugende Qualität hervorbringen.
Ein Urteil zur Nichtdiskriminierung klassischer Orthographie allgemein und besonders in der Schule wäre wohl das Optimum, was jetzt noch erreicht werden könnte. Es würde der Reform das Wasser abgraben.


Kommentar von R. M., verfaßt am 08.03.2006 um 16.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3425

Wir haben hier gelegentlich Besuch von Störern, die nicht ernstlich an einer Debatte interessiert sind, sondern nur daran, sich abzureagieren. Es lohnt nicht den Aufwand, auf sie einzugehen. Dafür gibt es hier nicht genug neutrales Publikum, das es zu überzeugen gälte.

Für die eigene Argumentation ist es lehrreicher, alte und neue Wörterbücher gründlich zu studieren.


Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 08.03.2006 um 16.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3428

Solche und solche

Wenn wir ehrlich sind, hat uns die Rückkehr der Springer-Zeitungen seinerzeit bei weitem nicht so bewegt wie diejenige der F.A.Z. Ich erinnere mich noch genau an den heißen Sommertag im Jahre 2000 in Caslano am Luganersee, als ich mir die Zeitung am Kiosk kaufte und rein aus dem Häuschen war. Ich mußte einfach einige Telefonate führen, um meine Freude mit anderen zu teilen. Und wenn wir an die überwältigende Zustimmung der Leser denken - so etwas hatte die Zeitung noch nie erlebt. - Hingegen im Herbst 2004 haben wir das mit einiger Zufriedenheit, auch Hoffnung zur Kenntnis genommen. Aber so recht getraut habe ich jedenfalls dem Frieden nicht. Vor allem sagte ich mir, daß die durchschnittliche Leserschaft der BILD-Zeitung nicht gerade als Multiplikator infrage käme. Auf mich machte das alles den Eindruck eines Gags, dem jederzeit das Gegenteil folgen könnte. - So bedrückt mich auch der "Schwenk" zurück nicht übermäßig. Eigentlich hat sich nur eine schwebende Erwartung erfüllt.


Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 08.03.2006 um 17.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3429

@kratzbaum

Seien Sie nicht ungerecht, Döpfner war es ernst. Und er ist sogar bei seinem Wort geblieben, als ihm erst Kilz und dann Aust in den Rücken fielen. Es ist anzunehmen, daß er die Folge von Niederlagen, die mit dem Premiere/Sat1-Debakel ihren Höhepunkt hatte, nach einer kurzen Schamfrist mit seiner Stellung bezahlen muß. Insofern war mit dem jetzigen Entwicklung zu rechnen, worauf ich ja auch schon vor Wochen in diesem Forum hingewiesen habe.


Kommentar von WL, verfaßt am 08.03.2006 um 17.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3430

Reformgegner sollten sehr darauf achten, daß das Etikett der »Krawallmacher«, das ihnen von Medienvertretern angeheftet werden soll, nicht den Anschein einer Bestätigung auf diesen Seiten findet.

Hier wird niemand fertiggemacht, aber Kampfparolen gehören nicht zu den Stilmitteln der FDS, die hier das Hausrecht hat. Und deshalb erlauben wir uns, uns mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln davor zu schützen, wenn derartiges allzu penetrant wird.


Kommentar von Egbert Kimm, verfaßt am 09.03.2006 um 11.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3440

Der Springer Verlag hat mit seiner vorübergehenden Rückkehr seinen vermutlich beabsichtigten Zweck erfüllt, noch einmal eine Reform der Reform zu erzwingen, auch wenn diese jetzt noch so mißlungen ist (für beide Seiten). Jetzt noch weitere Zivilcourage zu verlangen, wäre vermutlich zuviel verlangt, dafür fehlt dort das Verständnis für Kultur und die Verbindung zu den Autoren.

Bei der FAZ sieht es meiner Meinung nach anders aus. Die Feuilletonredaktion ist sicher aus ihrem innersten Verständnis heraus immer noch gegen die Reform und viele Gegner haben die FAZ abonniert, als sie zur alten Schreibung zurückkehrte. Durch das beste Feuilleton hierzulande besteht auch eine enge Bindung zu den Schriftstellern. Das Grundverständnis der FAZ ist auch nicht so "demokratisch" wie vielleicht beim Spiegel (was Opportunismus einschließt), sondern elitär, so daß man die beste Lösung sucht und sich nicht mit dem Mittelmaß eines schlechten Kompromisses zufriedengeben möchte.

Insofern sehe ich noch eine Chance. Wenn sich die FAZ bis zum Ende des Monats Zeit läßt, zeigt das entweder, daß sie dem starken Druck, jetzt mit dem Krawallmachen aufzuhören (wo doch auf der Gegenseite alle zugegeben haben, daß die Reform ein Fehler war) und die Schüler nicht weiter durch eine abweichende Schreibung zu quälen, nur mit großem Widerstand nachgibt, und/oder, daß sie vor der zu erwartetenden Kündigungswelle zurückschrecken.

Sehr versteckt lädt FAZ-Net zu einer Meinungsbekundung ein, vielleicht auch, um vorher die Stimmung zu testen.


Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 09.03.2006 um 11.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3441

Die wirkungsvollste Meinungsbekundung bei der FAZ dürfte die Bestellung eines Probeabonnements gerade jetzt sein.


Kommentar von Jens Stock, verfaßt am 09.03.2006 um 19.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3455

Daß dies als Meinungsbekundung aufgefaßt werden könnte, halte ich, ehrlich gesagt, für absolut ausgeschlossen.


Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 09.03.2006 um 19.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3457

Ich glaube doch. Bei der FAZ weiß man, daß sie mit der Rechtschreibung jetzt ein Alleinstellungsmerkmal hat. Sie werden auch die Entwicklung bei anderen Zeitungen beobachten.


Kommentar von Egbert Kimm, verfaßt am 09.03.2006 um 19.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3458

Aber die FAZ hat doch einen Kompromiß angekündigt, dann könnte man ein Probeabo auch als Bestärkung des Umkippens verstehen. Endlich kann ich diese Zeitung wieder lesen...

Eindeutige Leserbriefe sind da mit Sicherheit unmißverständlicher.


Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 09.03.2006 um 19.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3460

@ Herrn Kimm
Wir sind doch hier der Meinung, mit der Mehrheitsmeinung der Bevölkerung und auch der potentiellen FAZ-Leserbriefschreiber einig zu sein. Warum erwarten Sie dann, daß die FAZ viel Lob für die Kompromißankündigung von Leserseite erfahren könnte?


Kommentar von Egbert Kimm, verfaßt am 09.03.2006 um 20.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3461

Ich will die FAZ doch nicht für einen womöglich kläglichen Kompromiß loben, sondern sie auffordern, bei der bewährten Schreibung zu bleiben, bevor eine Entscheidung gefallen ist. Wenn Sie dem Link in meiner ersten Post folgen, können Sie nachlesen, daß ich das bereits getan habe.

Ein Probeabo in der jetzigen Wackellage finde ich dagegen uneindeutig. Und was, wenn man bereits Abonnent ist?


Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 11.03.2006 um 20.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3498

Das Verfahren beim FAZ-Probeabo ist wie folgt (weiß ich, da ich heute die Bestätigung bekommen habe): Man erhält die Zeitung für 14 Tage. Danach wird das Abo automatisch beendet. Der FAZ-Vertrieb ruft in dieser Zeit an und erkundigt sich bezgl. der Fortsetzung. Von mir werden sie hören, daß ich keinesfalls ein bezahltes Abo bestelle, bevor die Unklarheit nicht aus der Welt ist. Ich verhalte mich, wie die Zeitungsverlage ankündigen: Ich werde prüfen, wie die Realität aussieht. Danach wird entschieden.


Kommentar von Alexander Glück, verfaßt am 13.03.2006 um 11.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3510

Seit vielen Jahren gibt es einen Verein "Kritische Aktionäre der Deutschen Bank". Diese Leute stehen gerne zu ihrem Aktienunternehmen, aber sie hinterfragen und prüfen vieles, was sonst an ihnen vorbeientschieden würde. Für die DB ist das nicht bequem, aber sicher nicht schlecht.

Nach diesem Muster schlage ich eine Initiative "Kritische Leser der F.A.Z." vor. Deren Verlautbarungen könnten von den Herausgebern nicht unkommentiert gelassen werden.


Kommentar von R. M., verfaßt am 14.03.2006 um 10.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3517

Anruf der Probeabo-Stelle bei Axel Springer: Man will wissen, ob mir die Welt gefalle. Natürlich entgegne ich, daß ich mit der Entscheidung des Verlags, zur schlechteren Rechtschreibung zurückzukehren, nicht einverstanden sei. Ganz seine Meinung, erklärt der junge Mann am anderen Ende der Leitung erfreut; ich sei nicht der erste, der diesen Kritikpunkt anbringe.


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.03.2006 um 10.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3518

Die Zeitungen wissen nur zu gut, was die Leser wollen. Das Totschlagargument, dem sie sich zähneknirschend fügen, lautet: "...aber die armen Schüler!" Die Geiselnahme funktioniert perfekt. Sogar bei dpa, obwohl man dort von Anfang an in wesentlichen Punkten nicht der Schulorthographie gefolgt ist. Den entschlossenen Reformdurchsetzer kümmern solche Widersprüche nicht.


Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 14.03.2006 um 11.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3519

Die Zeitungen werden lernen müssen, daß sie in Zeiten des Internet nicht mehr unentbehrlich sind.


Kommentar von Karin Pfeiffer-Stolz, verfaßt am 14.03.2006 um 23.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3530

"Den entschlossenen Reformdurchsetzer kümmern solche Widersprüche nicht."
Das trifft zu. Für einen Teil.
Für den zweiten stimmt, daß sie die Widersprüche nicht bemerken.
Der Kampf gegen die sog. Rechtschreibreform ist auch ein Kampf gegen die unendlichen Weiten der Dummheit.


Kommentar von j.k., verfaßt am 26.03.2006 um 11.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3655

Heute gab die "Bild am Sonntag" durch ihren Chefredakteur, Claus Strunz, offiziell bekannt, ab 1. August 2006 wieder reformiert zu schreiben, weil das dann "die offizielle Schreibung ist".


Kommentar von Mannheimer Morgen, 3. März 2006, verfaßt am 05.04.2006 um 18.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3819

Einig Schreibland
Von Stefan M. Dettlinger

Es ist durchaus ein Grund zur Freude, denn Deutschland hat ein Problem weniger. Wir wissen jetzt endlich wieder, wie es ist, "jenseits von Gut und Böse" zu sein, auch orthografisch. Was seit Anfang der 1980er Jahre in Absichtserklärungen brodelte, 1996 in einer Erklärung zur Rechtschreibreform mündete und dann für hitzige Dispute sorgte, kam gestern doch noch zu einem versöhnlichen Ende. Wie erwartet, hat die Kultusministerkonferenz den Änderungs-Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung zugestimmt. Damit wird die 1998 in Kraft getretene Rechtschreibreform ab 1. August in einigen - durchaus strittigen - Punkten wieder zurückgenommen. Faktisch ist das eine Reform der Reform. Die Zustimmung am 30. März durch alle Ministerpräsidenten gilt als sicher.

Wichtig ist die Einigung nicht nur für unser einig Vaterland, das wahrlich Wichtigeres zu schultern hat, als darüber zu streiten, wer nun "Recht hat" oder "recht hat", wie wir ab 1. August wieder werden schreiben dürfen. Sie ist auch wichtig vor dem Hintergrund der Bildungsmisere, die sich seit den PISA- und OECD-Studien vor uns aufbäumt. Denn man mag sich mit einigen Änderungen der neuen amtlichen Rechtschreibung vielleicht nur allmählich anfreunden. Aber im Großen und Ganzen, etwa im Umgang mit "ß" und "ss", dürfte sie eine logische Systematisierung der Orthografie bedeuten. Mutter- wie Fremdsprachlern wird jedenfalls vieles einfacher zu vermitteln sein. Und dies war doch immer ein zentrales Anliegen der Reform.


Kommentar von Mannheimer Morgen, 18.03.2006 (Leserbrief), verfaßt am 05.04.2006 um 18.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=431#3820

Beifall für Schreib-Chaos

"Einig Schreibland", Kommentar vom 3. 3.: Sie irren mit der Behauptung, die auch von Ihnen propagierte PISA-Klippschul-Schreibweise sei nunmehr allgemein akzeptiert, obwohl auch sicher Ihnen bekannt ist, dass lediglich zirka acht Prozent sich haben für dumm verkaufen lassen. Von einem "versöhnlichen Ende" kann keine Rede sein. Welcher der "KoMiKo" (Enzensberger) nicht auf den Leim gegangenen Menschen wird nunmehr dem von Superklugen angerichteten Chaos Beifall klatschen? Sie enthalten ihren Lesern vor, dass der so genannte Rat für Rechtschreibung wesentlich aus Claqueuren bestand. Hat die "KoMiKo" nichts Wichtigeres zu tun, als eine allgemein akzeptierte Schreibweise ins Chaos zu stürzen?

Dr. Franz Liesenfeld, Mannheim



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