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03.02.2006
Reinhard Markner
Nur drei Zeilen Eigenlob
Doppelte Selbstbegutachtung
Heute nimmt sich der Rat für deutsche Rechtschreibung unter dem Vorsitz Hans Zehetmairs Fragen der Groß- und Kleinschreibung an.
Der Vorschlag, statt "Recht haben" künftig "rechthaben" zu schreiben, wird vielleicht keine Mehrheit finden, aber sicherlich zu witzig gemeinten Kommentaren über den Zusammenhang zwischen Rechtschreibung und Rechthaberei herausfordern.
Zu besprechen sind außerdem Gutachten, die von der Kultusministerkonferenz (KMK) über die Weihnachtstage eingeholt worden sind. Die Diskussion der meisten von ihnen dürfte wenig Zeit in Anspruch nehmen. So ist die Stellungnahme des Schulbuchverlegerverbands "VdS Bildungsmedien" ganze zwei Zeilen lang, die des Fachverbands Deutsch im Deutschen Germanistenverband drei Zeilen.
Die Autoren dieser und anderer Voten sind selbst Mitglieder des Rats. Sie bewerten also ihr eigenes Werk, weshalb ihr Urteil zwar kurz, dafür aber uneingeschränkt positiv ausfällt. Der Rechtschreibrat wird diese Gutachten wohl seinerseits gutheißen und an die KMK zurückspedieren. Deren Bonner Zentrale leitet sie dann an die Kultusbehörden der Länder weiter. Bei der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport kommen die Unterlagen dann auf den Tisch von Fritz Tangermann.
Studiendirektor Tangermann ist Vorsitzender des Fachverbands Deutsch im Deutschen Germanistenverband, der ihn in den Rechtschreibrat entsandt hat. Er ist Autor von jener dreizeiligen Stellungnahme. Und er ist hauptamtlich bei der Senatsbehörde mit der "Qualitätsentwicklung" der deutschen Rechtschreibung und anderer Unterrichtsgegenstände beschäftigt. Alsbald bietet sich ihm die vielleicht einmalige Gelegenheit zur Selbstbegutachtung der eigenen Selbstbegutachtung. Er kann seinem Dienstherrn, Bildungssenator Klaus Böger, berichten, wie er im Namen des Germanistenverbandes die Arbeit des Rechtschreibrats beurteilt hat, an der er selbst als Delegierter des Germanistenverbandes beteiligt war. Drei Zeilen genügen.
Sieben lange Sitzungstage haben die Sprachwarte bisher mit der Reform der reformierten Rechtschreibung zugebracht. Nun blicken sie mit Wohlgefallen auf das Geschaffene: Am Anfang war bloß das Wort. Am Ende der Mannheimer Beratungen steht immerhin eine vorläufige amtliche Rechtschreibregelung, die dritte in zehn Jahren.
(Berliner Zeitung, 3. Februar 2006)
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Kommentar von FDS, verfaßt am 08.02.2006 um 20.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=393#2870
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Stellungnahme zu den Beschlüssen des Rats für deutsche Rechtschreibung vom 3. Februar 2006
Die vom Rat für deutsche Rechtschreibung vorgenommene Überarbeitung der amtlichen Orthographie ist unzureichend. Das gilt auch für die heutigen Empfehlungen zur Revision der reformierten Groß- und Kleinschreibung. Das von Hans Zehetmair geführte Gremium hat sich lediglich bemüht, in unsystematischer Weise einige besonders eklatante Mängel der Rechtschreibreform zu beheben. Nicht einmal das ist gelungen. Die Vorschläge des von der Kultusministerkonferenz (KMK) abhängigen Rechtschreibrats sind allenfalls als ein Zwischenergebnis auf dem Wege zur Wiederherstellung einer vernünftigen Rechtschreibung zu betrachten. Durch das von den Kultusministern gewählte Verfahren bleibt die deutsche Schriftsprache auf Jahre hinaus eine Wanderbaustelle, die kaum vorankommt.
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