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17.10.2009
„Kommunikation ist nicht unmöglich geworden“
„Wir müssen die Leistungen der Jugend würdigen“
In einem ausführlichen Interview erfährt man (unter anderem), wie der baden-württembergische Kultusminister Helmut Rau die heutige Situation seiner Gymnasiasten beurteilt.
SZ: Immer mehr Schüler besuchen das Gymnasium, sind sie heute intelligenter als früher?
Rau: Wir gestalten jeden Schulabschluss so werthaltig, dass damit Anschlüsse möglich sind. Möglicherweise war das Gymnasium in den sechziger Jahren so ausgerichtet, dass nur der Teil der Schülerschaft aufgenommen wurde, der sich im stärkeren Drittel bewegt hat. Das war entwicklungsbedürftig. Es war schon richtig zu sagen: Mehr sollten die Chance auf die Hochschulreife haben, mehr sollten studieren können - weil wir heute in vielen Lebensbereichen ohne eine solche Ausbildung gar nicht mehr auskommen. Das bedeutet aber keine Abwertung der anderen Schularten, sondern eine Verschiebung der Parameter. Sie hat nichts damit zu tun, dass man jetzt auf Leistungsanforderungen verzichten würde.
SZ: Was können die Schüler von heute besser oder auch schlechter als vor zehn, 20 Jahren oder noch früher?
Rau: Der Vorwurf, dass Schüler manches nicht mehr so gut können wie man glaubt, es selbst gekonnt zu haben, höre ich immer wieder. Um für zukünftige Anforderungen gerüstet zu sein, ist es entscheidend, dass an den erworbenen Kompetenzen angeknüpft und darauf aufgebaut werden kann. Ich glaube, dass die Schüler in dieser Hinsicht heute weiter sind als meine Schülergeneration. Den Jugendlichen wird heute abgefordert, mit einer Flut von Informationen zurechtzukommen. Wir Älteren müssen diese Leistung erkennen und würdigen.
SZ: Woran hapert es heute?
Rau: Manches, was früher selbstverständlich war, ist es heute offensichtlich nicht mehr in dem Maß. Ein Thema ist die Rechtschreibreform, mit der wir selbst dazu beigetragen haben, dass Rechtschreibung beliebig geworden ist. Die Möglichkeiten und die Art und Weise, sich im Internet und auf dem Handy auszudrücken, tragen auch dazu bei. Ich bedaure diese Verwahrlosung von Sprache, aber Kommunikation ist trotzdem nicht unmöglich geworden.
SZ: Ist das Abitur heute mehr oder weniger wert als vor ein paar Jahrzehnten?
Rau: Es bringt die gleichen Berechtigungen, hat aber inzwischen sehr viel mehr Anschlussmöglichkeiten. Insofern ist es mehr wert. Die Universitäten können aber in Fächern, in denen sie zu wenige Studienplätze haben, ein Auswahlverfahren durchführen. Sie müssen sich nicht an der Note orientieren, sondern können auch die Persönlichkeit betrachten. Das finde ich in Ordnung. Was die Reifeprüfung angeht, so hat sie zu meiner Zeit noch 50 Prozent der Gesamtnote ausgemacht, heute ist es ein Drittel. Damals kam es bei der Anmeldung nur auf die letzte Klasse an, heute muss man im ganzen Kurssystem die Punkte sammeln.
Quelle: Schwäbische Zeitung
Link: http://www.szon.de/news/wirimsueden/land/200910171290.html?apage=2
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