Theodor Ickler zu »Synonymie«
Dieser Kommentar wurde am 04.07.2025 um 04.05 Uhr verfaßt.
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Zum vorletzten Eintrag: Wieder hat ein „aggressiver“ Wels im Brombachsee einen badenden Menschen gebissen. „Konsequenzen für den Fisch gebe es seitens der Polizei zunächst nicht.“ Sie ließ es mit einer Verwarnung bewenden.
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Theodor Ickler zu »Deixis und Subjektivität«
Dieser Kommentar wurde am 04.07.2025 um 03.56 Uhr verfaßt.
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Ein beliebtes Verfahren anspruchsloser Medien ist seit einigen Jahren: „Ein Mann kommt nach Hause und sieht DAS:“ Auch in der Werbung: „Tinnitus? Hören Sie auf, das zu tun.“ (Es entspricht ungefähr der modischen Doppelpunktsetzung: "Das Ganze ist einfach: dumm.")
Es ist ein klarer Fall von Kataphora, also "Hinabverweisen" im Text, das Gegenteil von Anaphora, dem "Hinaufverweisen". Die Modellierung der Rede nach oben und unten ist aufzulösen als früher oder später bzw. nach "bei dir" und "bei mir". Was ich schon gesagt habe, ist damit bei dir; was ich noch sagen werde oder sagen könnte, ist "bei mir". Darum werden in Sprachen, die hier einen Unterschied machen, also etwa im Altgriechischen, die Demonstrativa der ersten bzw. zweiten Person verwendet: houtos vs. hode. Das funktioniert aber nur, wenn die Satzgrenze überschritten wird, wenn also die gequantelte Rede einen "Schritt" gemacht hat. Sätze sind solche Schritte, darum gibt es sie.
Der Empfänger muß wissen, wann etwas behauptet, aufgetragen oder gefragt worden ist, so daß er darauf reagieren kann.
"Wer das liest, ist doof" oder etwas anspruchsvoller "Giorgione wurde wegen seiner Größe so genannt" (Quines Beispiel) sind im Grunde fehlkonstruiert, weil der Bezug von "das" bzw. "so" nicht eindeutig ist; sie verweisen normalerweise aus dem Satz heraus, in dem sie stehen. Erst durch unsere Gewöhnung an "sloppy reference" konstruieren wir daraus ein Paradoxon.
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Theodor Ickler zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 03.07.2025 um 06.34 Uhr verfaßt.
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Die Zeitung referiert eine Diskussion über veraltete Namen von Berghütten in Südtirol. Zur „Petrarca-Hütte“ heißt es, Petrarca sei Liebeslyriker und kein Bergsteiger gewesen. Da hohnlacht das Humanistenherz. Bekanntlich (!) bestieg Petrarca den Mont Ventoux, angeregt durch den antiken Bericht über eine ähnliche Tat des Makedonen-Königs Philipp. Beides für ihre Zeit ungewöhnlich und aufsehenerregend. (Über Petrarca als „Urvater des Alpinismus“ s. https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Besteigung_des_Mont_Ventoux. Brombeeren habe ich allerdings da oben nicht mehr gesehen.)
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Theodor Ickler zu »Kopfrechnen«
Dieser Kommentar wurde am 03.07.2025 um 05.14 Uhr verfaßt.
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Klimaskeptiker machen sich gern lustig über Panikmache wegen einiger ppm CO2 oder „ein paar Mikrogramm Ozon“. Dagegen führen sie den „gesunden Menschenverstand“ ins Feld. Leider versteht der genau so wenig von der Sache wie sie selber. Er kringelt sich vor Lachen, wenn er mit kleinen Zahlen konfrontiert wird.
Nach Ansicht der Klimaskeptiker und auch des neuen FDP-Vorsitzenden Dürr wird auch die Hitze zur Panikmache benutzt. In Wirklichkeit sei einfach „sehr schönes Wetter“. Nur wenige können es sich leisten, die Sache so gelassen zu sehen: unterm Sonnenschirm am Pool liegend und was Gekühltes schlürfend.
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Theodor Ickler zu »Die Tyrannei des Vermeintlichen«
Dieser Kommentar wurde am 03.07.2025 um 04.39 Uhr verfaßt.
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In Köln sollen die Spielplätze umbenannt werden in "Spiel- und Aktionsflächen". 2000 Schilder wären zu ändern. Es erinnert an "Postwertzeichen" (weil Briefmarken nicht nur auf Briefe geklebt werden).
Die Eiferer glauben, ein Wort müsse die ganze Wahrheit über die gemeinten Gegenstände offenbaren. „Komm, Hansi, wir gehen auf die Spiel- und Aktionsfläche!“
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Theodor Ickler zu »Synonymie«
Dieser Kommentar wurde am 03.07.2025 um 04.20 Uhr verfaßt.
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Zu den Umdeutungen wie bei „Trojaner“ (für Computer-Viren) oder „Kassandra“ (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1058#42811) gehört auch der „häßliche Amerikaner“ gegenüber der Figur im gleichnamigen Roman. Inzwischen hat der häßliche Amerikaner ja ein neues Gesicht, das die Ikonographie auf Jahrzehnte prägen wird.
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Theodor Ickler zu »Das „bilaterale Zeichen“«
Dieser Kommentar wurde am 03.07.2025 um 04.19 Uhr verfaßt.
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Auch der scharfsinnige Eugenio Coseriu schlägt sich immer wieder mit der Frage herum, ob es eine eigene Linguistik des Sprechens (der parole) geben solle. Er kommt zu der Einsicht, daß es immer um die parole gehe. Aber welche Schwierigkeiten die Saussureschen Begriffe bereiten, von denen er sich bei aller Kritik nicht lösen kann! Hermann Paul hat es klarer gesehen: Wirklich sind nur die einzelnen Sprachvorkommnisse, und wir suchen darin nach Gesetzmäßigkeiten, die wir dann in Grammatiken zusammenstellen. Das „System“ ist kein eigener Gegenstand, sondern einfach die Zusammenfassung der systematischen Züge des Sprechens. Die „Sprache“ (langue) ist nicht der „eigentliche Gegenstand“ der Sprachwissenschaft, sondern deren Ergebnis.
Das Sprechen nennt man auch „Sprachgebrauch“, aber daraus sollte man keine Gegenstände („Werkzeuge“) herauslesen, die der Sprecher „gebraucht“. Es geht einfach um ein konventionelles, stilisiertes, ritualisiertes Verhalten.
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Theodor Ickler zu »Kopfrechnen«
Dieser Kommentar wurde am 02.07.2025 um 17.56 Uhr verfaßt.
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#55694
Da haben wir es schon: "Wie der Staat sich beim Mindestlohn selbst bereichert" – "Tichys Einblick" baut die Milchmädchenrechnung genüßlich aus. Gut genug für ein solches Publikum.
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Theodor Ickler zu »Niedriger hängen!«
Dieser Kommentar wurde am 02.07.2025 um 16.27 Uhr verfaßt.
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Wer war es noch mal, der beim Einsteigen in die Straßenbahn bemerkte, daß von der anderen Seite ein heruntergekommener alter Knacker einstieg – bis er erkannte, daß er sein Spiegelbild gesehen hatte?
Ja es gibt natürlich solche Fälle, teils hier zum "Spiegeltest" schon besprochen, und auf der anderen Seite die Illusionskünste der Maler. Antiken Malern wurde nachgerühmt, daß sich auf ihren Blumenbildern Bienen niederließen usw.
Zweierlei können Maler nicht erreichen: Kein Tiefensehen durch Akkomodation der Linse und keine Unterscheidung von fovealem und peripherem Sehen (besprochen unter "Sehen und Sprechen" mit Hinweis auf Ernst Machs irreführendes "Selbstbild"). Der Strahlengang ist nicht abgelenkt, sondern der gleiche wie bei anderen Objekten – nur die Interpretation ist "irrig".
Im Spiegel sehen wir ja auch nicht nur uns selbst, sondern alles mögliche, wie auch in anderen glänzenden Oberflächen (Sie haben das Wasser erwähnt).
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Manfred Riemer zu »Delirium«
Dieser Kommentar wurde am 02.07.2025 um 16.26 Uhr verfaßt.
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Wollten wir wirklich reine Logik unabhängig von jeder Erfahrung und von physikalischen Tatsachen betreiben, dann hätten wir nur die zwei Wahrheitswerte (in der klassischen Logik) wahr und falsch, die wir in Beziehungen setzen könnten. Von Geschwindigkeiten, geschweige denn von ihrer Addition könnten wir nicht reden und ein Perpetuum mobile ließe sich ohne den physikalischen Energiebegriff gar nicht definieren.
Ganz ohne Empirie und physikalische Tatsachen wäre Logik ziemlich langweilig.
Physikalische Zusammenhänge sind Aussagen mit einem Wahrheitswert, physikalische Tatsachen sind wahre Aussagen. Man kann physikalische Tatsachen also sehr wohl logisch verarbeiten, und in diesem Sinne würde ich sie dann eben auch logische Gründe nennen.
Der Versuch, kompliziertere physikalische Zusammenhänge logisch zu begründen bzw. das Mögliche darin logisch zu ergründen, ergibt nur Sinn, wenn man von physikalischen Sachverhalten, die empirisch als Tatsachen erwiesen wurden, also von wahren Grundaussagen, ausgeht.
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Erich Virch zu »Niedriger hängen!«
Dieser Kommentar wurde am 02.07.2025 um 15.11 Uhr verfaßt.
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Ist der Unterschied so klar? Wir nehmen das Spiegelbild nicht als Täuschung wahr, obwohl es eine ist. Hinter dem Spiegel ist niemand, im See schwimmt keine kopfstehende Landschaft. Inwieweit ein Gemälde das räumliche Durchsehen der Bildfläche provoziert, hängt von der Art der Malerei ab. Der Maler lenkt den Strahlengang.
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Theodor Ickler zu »Delirium«
Dieser Kommentar wurde am 02.07.2025 um 12.52 Uhr verfaßt.
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Lichtgeschwindigkeit, Energieerhaltung: das sind physikalische Tatsachen, keine logischen. Darum konnten auch die logikbesessenen Scholastiker nicht darauf kommen.
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