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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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26.01.2007
 

Trüber Morgen
Ex bavariam lux

Eigentlich könnte die Welt ganz hübsch aussehen, mit Schnee, Sonnenschein.
In der Süddeutschen steht allerdings über Stoiber: "Ex bavariam lux". Der große Beitrag von Heribert Prantl gibt auch sonst nicht viel her. Davon könnte man sich in der Cafeteria des Studentenwerks erholen, aber dort lese ich den Aushang: "Kaffee2go". Und wir machen uns Sorgen wegen der Orthographie! Lieber ziehe ich mich mit einem Buch zurück, das gar nicht alt genug sein kann.



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Kommentare zu »Trüber Morgen«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2024 um 04.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54046


„Trump, der früher als Immobilienentwickler tätig war, lobte die geografische Lage und die natürlichen Ressourcen von Gaza.
Der Küstenstreifen sei ‚das Beste, was er in vielen Jahren gesehen habe‘, behauptete der Präsidentschaftskandidat der Republikaner für die US-Wahl. Die Bewohner Gazas hätten das Potenzial des Küstenstreifens bisher ‚nie ausgenutzt‘.
Ein Sprecher der Trump-Kampagne für die US-Wahl korrigierte später, dass Trump gemeint habe, er habe Israel besucht: ‚Der Gazastreifen liegt in Israel. Präsident Trump ist in Israel gewesen.‘“ 
[Trump war nie im Gazastreifen, und der liegt nicht in Israel. Wenn er behauptet, Gaza könne bei richtiger Nutzung „besser als Monaco“ werden, läßt er durchblicken, daß er Politik als Immobiliengeschäft versteht. Dann läßt sich auch aus dem palästinensischen Ground Zero etwas machen.]
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.10.2024 um 03.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54040

FOCUS empfiehlt schöne Vornamen, fast alle mehr oder weniger exotisch. Sogar „Albert“ wird aus dem Spanischen und Italienischen hergeleitet. (In Wirklichkeit ahd. adal + beraht, wie in Albrecht und Adalbert)

Ob es schon mal eine Zeit gegeben hat, als Namen ohne weiteren Sinn rein nach dem gerade geltenden ästhetischen Maß ausgewählt wurden?

Die Arzthelferin scheint zu glauben, daß sie mich wegen meines altmodischen Vornamens trösten müsse: "Theo" sei ja gerade wieder sehr in. Früher hat jeder gleich den Schlager mit dem Fußballtor hervorgeholt, das war aber eine andere, inzwischen ausgestorbene Generation.

Die unglücklichen Kevins tragen immer noch geduldig den Namen des britischen Fußballers mit sich herum, so auch der gerade zurückgetretene.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.10.2024 um 04.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54010

Komisch, daß auch hierzulande die Rechtsradikalen gegen die Briefwahl glauben polemisieren zu müssen. (Dauerbrenner, wie vor drei Jahren hier schon diskutiert.) Dabei gibt es keinen Anlaß, sie für ein Tor zum Wahlbetrug zu halten. Übrigens kommt Beeinflussung auch bei direkter Stimmabgabe vor. Zum Beispiel sagt der Mann seiner unpolitischen Frau, was sie wählen soll, Geheimhaltung hin oder her. All das fällt statistisch nicht ins Gewicht.
Trump sagte kürzlich, die bevorstehende Wahl sei die letzte, nach seiner Wiederwahl brauche man gar nicht mehr zu wählen – oder so ähnlich. Was er damit meinte, war wie so oft nicht ganz klar. Er nennt sich ja gern „euer Lieblingspräsident“, und einen solchen braucht man in der Tat nicht umständlich zu wählen, er ist es einfach, ein für allemal.

Musk dagegen postete auf X: „Very few Americans realize that, if Trump is NOT elected, this will be the last election. Far from being a threat to democracy, he is the only way to save it!” he continued.“ Wenn Menschen zu reich werden, sind sie eine Bedrohung der Demokratie, das wußten schon die alten Griechen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2024 um 05.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54007

Gegen den „Parteienstaat“ wird oft mit Verweis auf Plebiszite und direkte Demokratie polemisiert. Die relativ kleine Schweiz dient als Muster. Aber die Wirklichkeit sieht ein wenig anders aus:
„Neben der geringen Abstimmungsbeteiligung fällt bei den Volksinitiativen der letzten zehn Jahre auf, dass nur zwei von Einzelpersonen lanciert wurden: Die ‚Hornkuh-Initiative‘ des Bergbauern Armin Capaul 2018 und die Initiative ‚gegen die Abzockerei‘ des Unternehmers Thomas Minder 2013. Alle weiteren Volksinitiativen gehen entweder auf Vorschläge von politischen Parteien oder verschiedenen Interessenverbänden, Gewerkschaften und Vereinen zurück. Das ‚Volk‘ greift somit nicht direkt und unmittelbar in den politischen Prozess ein. Vielmehr nehmen Parteien, Interessenverbände und andere Organisationen eine vermittelnde Funktion ein.“

So verschieden ist das gar nicht von unserem „Parteienstaat“, den man auch „Verbändestaat“ nennen könnte. Auch der „Volkswille“ muß organisiert werden. Die eigentliche Alternative ist der Führerstaat, in dem an den Institutionen vorbei durch ständige, auch erzwungene, Akklamation durchregiert wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2024 um 03.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54005

Schon wieder ein Jahr vergangen! Kurt Kister (Jahrgang 1957) meint in einem Kommentar zum Tag der Deutschen Einheit (SZ 2./3.10.24), der frühere Tag der deutschen Einheit, also der 17. Juni, habe eine ähnliche Bedeutung gehabt wie Mariä Himmelfahrt für Nichtkatholiken – ein arbeitsfreier Feiertag eben.
Nun ist es unvermeidlich, daß von solchen Gedenktagen nach und nach der arbeitsfreie Tag übrig bleibt und als solcher ja auch von den Gewerkschaften verteidigt wird, die sich auch der kirchlichen Feiertage annehmen. Die Kassiererin und der Backwarenverkäufer wünschen einen "schönen Feiertag". Sogar der Rat für deutsche Rechtschreibung hat seine Oktobersitzung vom Freitag auf den Mittwoch vorgezogen, wahrscheinlich weil viele wegen des "Brückentags" in einen Kurzurlaub gefahren sind. Aber aus meiner eigenen Erinnerung kann ich sagen, daß der Volksaufstand vom 17. Juni doch noch ziemlich gut in Erinnerung war, wie übrigens auch der Bau der Mauer wenig später, beides mit ikonischen Bildern. Dazu trug nicht zuletzt die fortdauernde Spannung an der Grenze bei, die spektakulären Fluchten, die tödlichen Schüsse. (Ich bin in Sichtweite der „Zonengrenze“ aufgewachsen.) Die Redner wußten immerhin, wovon sie sprachen, während das beim 3. Oktober immer unanschaulich und theoretisch bleiben wird. Man braucht ja nur einmal zu überlegen, welches Filmmaterial man zeigen könnte – zum 3. Oktober doch allenfalls Bilder vom 9. November. Der durfte es nicht werden, weil es nicht Kohls und Schäubles Tag war. Aber es war ein begeisternder Tag und könnte es immer noch sein, gerade weil 1989 noch niemand an „Treuhand“ und „Abwicklung“ (und „Soli“) dachte. Hierher gehört auch das alljährlich wiederkehrende blumige Gerede von der „Mauer in den Köpfen“, die es zu überwinden gelte usw. – man kann es nicht mehr hören, und jetzt wird es ohnehin von anderen Problemen überspielt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2024 um 17.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53999

Es gibt sprachwissenschaftliche Texte, die so schwer zu lesen sind, daß mir manchmal Zweifel kommen, ob überhaupt jemand sie je wirklich lesen wird. Ich kann nicht beurteilen, ob der Zweig der Logik, den man modelltheoretische Semantik nennt, die sprachwissenschaftliche Einsicht fördert. Sehen Sie sich z. B. dies an: https://amor.cms.hu-berlin.de/~h2816i3x/Publications/TELICITY.pdf
Es geht im wesentlichen um den Unterschied zwischen "Äpfel essen" und "drei Äpfel essen".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2024 um 06.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53986

„Härtere Jugendstrafen“ (Merz) werden nicht viel bewirken, aber grundsätzlich wäre es folgerichtig, das Wahlrecht und das Strafrecht und auch das BGB aufeinander abzustimmen, also die Wählerstimme ebenso ernst zu nehmen wie eine Straftat oder die Geschäftsfähigkeit einschließlich des Heiratsalters. Diese Logik drängt sich erst recht auf, wenn man das Wahlalter noch weiter herabsetzt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.09.2024 um 04.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53923

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33249

Während die Dudengrammatik in der 10. Auflage auch banale Sachverhalte durch authentische Beispiele aus einem IDS-Korpus belegt, bringt sie viele erfundene Beispiele, in denen sich gelegentlich der berüchtigte deutsche Linguistenhumor auslebt:

[Der Butler] hat [gestern] [dem Kindermädchen] [eine Zimtschnecke] gestohlen und [der Graf] [dem Koch] [heute] [einen Kugelschreiber].

Ähnliche Sätze, bei denen meist ein Professor einem Kind Schokolade "klaut", sind mir aus anderen Texten dieser Richtung in Erinnerung. Richtig lustig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2024 um 06.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53917

Trüber Morgen, aber mit Lichtblicken.

Dem Bericht über das neue Köchel-Verzeichnis entnehme ich, daß Mozart mit vier oder fünf Jahren im Notenbuch für seine Schwester ein Klavierkonzert komponiert hat, das so schwer war, daß es nach Ansicht des Vaters (der es aufgeschrieben hat) niemand spielen konnte. Der Sohn war jedoch der Meinung, man müsse „so lang exercieren, bis man es treffen kann“. Anscheinend hat der Vater über dem musikalisch völlig korrekten Stück vor Rührung geweint, und auch mir geht es zu Herzen - wie immer, wenn die Musik von einem Kind Besitz ergreift.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 14.09.2024 um 10.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53889

Wie die Tagesschau meldet, soll ein "Startchancenprogramm" mit 20 Milliarden Euro die Zahl der Schüler, die Mindeststandards im Lesen, Rechnen, Schreiben nicht erreichen, halbieren. Es soll für "neue, kreative Lernräume" ausgegeben werden, für zusätzliche Sozialarbeiter, Therapeuten oder IT-Administratoren. Kai Gehring (Grüne), Vorsitzender des Bildungsausschusses im Bundestag), fordert darüber hinaus eine "Ausbildungsoffensive bei Lehrkräften und moderneren Unterricht, der die Future Skills für das 21. Jahrhundert an alle Schülerinnen und Schüler vermittelt".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.09.2024 um 12.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53886

Zum Tod von Wolfgang Gerhardt (FDP):

http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1426#37055
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31077
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=420#22291
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.09.2024 um 03.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53870

„Augentests können Demenz zwölf Jahre vor Ausbruch vorhersagen“

(Ist das erstrebenswert? Hoffentlich stimmt es nicht. Es gibt ja kein Gegenmittel.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.09.2024 um 05.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53841

Viele scheinen es den Milliardären abzunehmen, daß jemand, der so gut für sich selbst sorgen kann, auch die Interessen des Volks am besten wahrnehmen wird. Auch der legendäre Trickle-down-Effekt wirkt noch nach. Die Superreichen sollen uns regieren! Selbst wenn sie uns ausbeuten, geht es uns immer noch besser als im Sozialismus.
Die wirklich Reichen erregen bekanntlich nicht mehr unseren Neid, dafür stehen sie viel zu hoch über uns, beinahe wie Götter, die wir ja auch fürchten und lieben, aber nicht beneiden. Auch ihre Ticks und Launen werden nicht kritisiert, sondern als märchenhafte Unterhaltung verbreitet und genossen. Endlich ist Schluß mit der Politik!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.09.2024 um 12.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53837

Ich wußte auch nicht, daß es um ein konkretes Zitat aus einem Artikel über Straftaten ging, sondern dachte, Sie beziehen sich ganz allgemein auf ein häufig gehörtes sog. Vorurteil über die Herkunft von Straftätern.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.09.2024 um 12.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53836

Das würde auch ich dann als Eulenspiegelei auffassen, lieber Prof. Ickler. Ich denke, daß ich von Anfang an keinen Zweifel daran gelassen habe, daß ich die Namensfrage im engen Zusammenhang mit Ethnie und Religion sehe.

Herr Wrase hat es m. E. sehr gut dargelegt, danke auch für den Verweis auf die Quelle! Mit dem Ausdruck "anzügliches Spiel" von Prof. Ickler würde ich schon insofern mitgehen, daß es besser wäre, die Fakten offen mitzuteilen, anstatt sie indirekt und etwas trickreich dem Leser zu überlassen. Aber immerhin erfährt man so neuerdings überhaupt etwas.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.09.2024 um 12.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53834

Habe alles gelesen, möchte aber meinem letzten Eintrag nichts hinzufügen.
Nur zum "Wörtlichnehmen" eine Erläuterung: Als Eulenspiegelei empfinde ich es, wenn man so tut, als sei die Frage nach dem Namen unter allen Umständen nichts weiter als eine Frage nach dem Namen.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 05.09.2024 um 11.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53833

Ich finde in dem Fall die Kritik der Formulierung als "anzügliches Spiel" völlig unangemessen. Das fängt schon bei der Kürzung an. Die Überschrift lautet vollständig: "209 Gruppenvergewaltigungen in NRW (2023): Wenn deutsche Tatverdächtige Mohamed heißen". Daraus ergibt sich, daß ein reales Problem thematisiert wird, das die Menschen durchaus sehr interessiert. Hier ist der Artikelanfang zitiert:

https://www.wallstreet-online.de/nachricht/18449604-209-gruppenvergewaltigungen-nrw-2023-deutsche-tatverdaechtige-mohamed-heissen

Die ersten Sätze des Artikels informieren darüber, daß es auch in anderer Hinsicht um ein reales Problem geht, nämlich um die Frage, ob die Nationalität der Täter (wieder) mitgeteilt werden soll, ferner auch um das Problem, daß man immer noch kein klares Bild hat, wenn "deutsch" mitgeteilt wird. Denn hinter "deutsch" verbirgt sich Verschiedenes, so daß allein mit der Angabe "deutsch" unter Umständen, so auch in dem vorliegenden Fall, mehr vertuscht als aufklärt wird. Der folgende Artikel verdeutlicht das, indem er Auskunft über die Vornamen gibt:

https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2024/das-sind-die-vornamen-der-deutschen-gruppenvergewaltiger/

Wenn ich diesen Kontext sehe, halte ich die Formulierung "Wenn deutsche Tatverdächtige Mohamed heißen" (zweiter Teil der Überschrift) für treffend und gelungen. Die Frage von Herrn Riemer "Ist es denn ein anzügliches Spiel?" mit Bezug zu dieser Formulierung war berechtigt. Die Antwort ist aus meiner Sicht eindeutig: Nein, weder Spiel noch anzüglich. Es geht um tatsächliche und relevante Probleme.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.09.2024 um 10.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53832

Jetzt (#53830) haben Sie klar gesagt, worauf Sie hinaus wollen, und das ist auch meine Sicht. (Ich weiß nur nicht, was ich wörtlich ausgelegt habe, das Sie nicht wörtlich gemeint hatten.) Vorher sah es für mich so aus, als wollten Sie die Möglichkeit der indirekten Schlußfolgerung in Frage stellen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.09.2024 um 05.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53831

Bedeutende Wissenschaftler müssen sich von unbedeutenden, aber rechtschreibreformhörigen, putativgehorsamen Lektoren schulmeistern lassen oder auf den Abdruck ihrer Forschungsergebnisse verzichten. Dem entspricht die Macht der Gleichstellungsbeauftragten an den Universitäten, den eigentlichen Herrscherinnen über den Wissenschaftsbetrieb.

In der Politik kann es ähnliche Entwicklungen geben. Nicht der Bundeskanzler bestimmt dann die Richtlinien der Politik, sondern etwa der Bund für Vogelschutz oder eben die Genderbeauftragte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.09.2024 um 04.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53830

Genau diese Verteilung hat eine Partei (ich glaube, es war die CDU) seinerzeit veranlaßt, nicht die Zugehörigkeit von Verdächtigen zum Islam zum Thema zu machen, sondern hintenherum nach dem Vornamen zu fragen. Die Verknüpfung sollte erst im Kopf des Hörers entstehen; man selbst hatte ja nichts behauptet, sondern bloß ganz unschuldig gefragt – und was wäre unschuldiger als die Frage nach dem Vornamen?
Diese Indirektheit nenne ich anzüglich. Wir kennen es von sexuellen Anspielungen oder Witzen: Wenn der Hörer sie versteht, beweist er damit seine schmutzige Phantasie.

Ich kann mir übrigens nicht vorstellen, lieber Herr Riemer, daß Sie mich nicht verstanden haben. Bei Bedarf auf der wörtlichen Bedeutung zu verstehen ist eine Eulenspiegelei, nicht wahr?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.09.2024 um 01.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53829

Ist es denn ein anzügliches Spiel?
Ich kann leider keine ethnischen oder religiösen Statistiken zu Vornamen finden, trotzdem bin ich mir ziemlich sicher, daß diese beiden Namen unter ethnischen Deutschen bzw. unter Christen und Atheisten in Deutschland die absolute Ausnahme sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.09.2024 um 17.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53827

Mein Eintrag bezog sich wie ein früherer auf das anzügliche Spiel mit Namen, nicht auf die Menschen selbst.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.09.2024 um 22.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53821

Zehnmal so viele war anteilmäßig, also beispielsweise nach % gemeint.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.09.2024 um 20.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53820

Die Schlußfolgerung gilt bzw. galt aber nicht nur für Tatverdächtige.

Heute gibt es fast zehnmal so viele Muslime in Deutschland wie Juden im Dritten Reich. Juden waren im Gegensatz zu den Muslimen heute sehr gut integriert. Eine kleine, beinahe unsichtbare Minderheit, wenn die Nationalsozialisten sie nicht künstlich zum Problem gemacht hätten. Mit dem heutigen Migrationsproblemen kann man das nicht vergleichen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.09.2024 um 19.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53819

„Wenn deutsche Tatverdächtige Mohamed heißen“

Früher hießen sie Isaak, und alles war klar.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.09.2024 um 06.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53815

Die große Zahl der Duden-Stichwörter (151.000 in der Ausgabe von 2024, darunter 3.000 neue) ergibt sich aus den orthographisch irrelevanten Zusammensetzungen. Das Marketing setzt auf die Unwissenheit der Käufer.
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Gegen manche Wörter habe ich eine unerklärliche Abneigung; „vindizieren“ z. B. habe ich noch nie gebraucht – und auch kein anderer hier.
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Die CDU wurde wg. Merkel gewählt („Wahllokomotive“), die SPD wird, wenn überhaupt, trotz ihres Führungspersonals gewählt, und das reicht nicht. Sie hat nicht die Kraft, sich von solchen Gestalten zu befreien, aber andere Parteien leiden an der gleichen Schwäche. Sie nennen es Solidarität und sehen dem Niedergang hilflos zu. Die Republikaner messen einander an der Solidarität mit Trump. Wer sich zuerst bewegt, ist raus. Aber irgendwann wird der Kippunkt erreicht – und verpaßt.
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Heute soll ein neues Buch von Trump erscheinen, das er ganz bestimmt weder geschrieben noch gelesen hat. Wie so vieles dient es dazu, ihn in den Schlagzeilen zu halten.
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Für die Beförderung von Kindern berechnet die Schiffahrtsgesellschaft je nach Strecke 8,80 bis 14,80 €, für Hunde beliebiger Größe einheitlich 7,50 €. Einfacher wäre es, für Hunde jeweils die Hälfte der Entgeltes für Erwachsene anzusetzen, aber das trifft nicht einmal bei Kindern zu, und Hunde und Kinder in dieselbe Kiste zu stecken verbietet der Anstand. Das Ergebnis ist ein Tarifdschungel aus willkürlich scheinenden Beträgen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 03.09.2024 um 00.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53813

Ich bin gerade etwas perplex. Vielleicht wurde es hier auch schon besprochen, ich war ja länger nicht hier.

Das hier flog gerade in meiner Timeline vorbei:

https://grammis.ids-mannheim.de/rechtschreibung/6147

E2: In zwei Fallgruppen ist im Partizip II auch die der Herkunftssprache entsprechende Flexionsendung mit -ed zulässig.

(1) bei Verben, deren Infinitiv im Englischen auf ein stummes e endet:

getimt/getimed (zu to time), gelikt/geliked (zu to like), gefakt/gefaked (zu to fake)

(2) bei Partizip-II-Formen, die überwiegend unflektiert gebraucht werden:

overdresst/overdressed, relaxt/relaxed

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.09.2024 um 05.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53811

Wer in jedem noch so lahmen Heben des rechten Arms den "Hitlergruß" verfolgen zu müssen glaubt, verrät einen Mangel an Kenntnissen und verkennt den Ernst der Lage. Es es geht ja auch nicht um Hakenkreuze (oder Jesusbilder) auf Toastbrot usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.08.2024 um 14.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53810

Tim Walz kann nicht Vize werden, weil er gelogen hat: Er gibt einen schwarzen Hund als seinen Lieblingshund Scout aus, aber auf einem anderen Foto ist ein braun-weißer Hund zu sehen. Auch bei Kamala Harris ist ja die entscheidende Frage nach der Farbe ihres Fells ungeklärt. Zufall?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.08.2024 um 14.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53737

Der Atomausstieg ist eigentlich gegessen, es gab erwartungsgemäß keine Stromknappheit. Jetzt wird noch so etwas Irrelevantes wie die Sprengung der malerischen Kühltürme als neue Unheilsbotschaft ausgeschlachtet. Jahrzehntelang galten sie mit ihren mächtigen Dampfwolken als ikonische Verkörperung der Kernkraft, nicht die unanschaulichen und unsichtbaren Reaktoren, mit deren Rückbau und Entsorgung die Menschheit für die nächsten 100 Jahre alle Hände voll zu tun haben wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2024 um 17.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53682

„Und täglich grüßt der Messermann
Das Messer als Vorbote des zivilisatorischen Zusammenbruchs“ (David Boos bei Tichy 7.8.24)

Heute schon gemessert?

Der Text dürfte dem Durchschnittsleser allerdings ein kleines Rätsel aufgeben:

„Das Messer erlebt in Deutschland und anderen Teilen des Westens gerade eine Renaissance. Im Zeitalter von Massenüberwachung ist das Messer wie ein unkontrollierbares Komma, das den zivilisatorischen Konsens unterwandert und letztendlich sprengt.“

Was ist das für ein seltsames Komma mit solcher Sprengkraft? Das erklärt sich daraus, daß Herr Boos als Kirchenmusiker an die nichttemperierte Stimmung gedacht hat. Aber ein bißchen weit hergeholt ist es schon, bezogen auf die Renaissance des Messers (worauf wohl das Barock des Messers folgen dürfte).
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 06.08.2024 um 08.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53665

Das Fernsehen kann einen auf vielerlei Weise quälen, etwa mittels Dauerfeuer "epischer“, "ikonischer", "emotionaler" und "historischer" Momente, manchmal kann es aber auch wohltun. Gestern habe ich eine Sendung gesehen, in der eine Rentnerin auf die Frage nach ihrem Beruf ganz selbstverständlich antwortete: "Ich bin Lehrer." Dann verbesserte sie sich rasch: "Ich war Lehrer."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.08.2024 um 16.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53657

Ein bißchen Klatsch und Tratsch:

Tja, der Ehemann von Kamala Harris hatte in seiner ersten Ehe eine Affäre. Das gibt er selbst zu. Nun ist guter Rat teuer, vor allem im Vergleich zu Trumps tadelloser Lebensführung. Kann die zweite Frau eines solchen Mannes (der auch noch Jude ist) Präsidentin werden?

Trump behauptet, er hätte die Freilassung der Gefangenen von Putin auch ohne Gegenleistung hingekriegt. Er wird ja auch alle Kriege binnen 24 Stunden beenden, man muß ihn nur ranlassen.

Trump behauptet auch, eine Debatte mit Harris bei Fox vereinbart zu haben, aber das Team um Harris weiß nichts davon und besteht auf der längst vereinbarten Debatte bei ABC, nur eben mit Harris statt Biden.

Sollte es mit Vance schon wieder vorbei sein, noch bevor wir uns ganz auf die Verherrlichung dieses „Anwalts der Abgehängten“ eingestimmt haben? (Seit er ein reicher Mann ist, hält er allerdings von den Abgehängten nicht mehr so viel. Er hat ja auch das Vorwort zum Buch des Erfinders von „Project 2025“ und Präsidenten der Heritage Foundation, Kevin Roberts, beigesteuert, dem „Manifest eines Konservatismus der verbrannten Erde“, wie die FAZ es nennt.)

„Sie hat einen wirklich niedrigen IQ.“ (Trump über Harris) - Trump brüstet sich ja, 2018 einen Intelligenztest mit Bravour bestanden zu haben, der aber in Wirklichkeit ein Demenztest war. Ich habe selbst gesehen, wie er davon berichtet, und bin aus dem Lachen kaum herausgekommen. Inzwischen ist seine Rede noch konfuser geworden.

Frau Baerbock trifft sich laut russischen Enthüllungen immer wieder in Nigeria mit einem schwarzen Strichjungen, daher ihre vielen Reisen in die dunkel lockende Welt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2024 um 04.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53633

Nach einer These, die besonders von Jared Diamond popularisiert und dann auch von Yuval Harari, van Schaik/Michel und vielen anderen vertreten wurde, war der Übergang zur Landwirtschaft und Seßhaftigkeit der größte Fehler der Menschheit, der eigentliche Sündenfall. Er brachte Eigentum, soziale Ungleichheit, Fronarbeit, Krankheiten (Zoonosen), Tierquälerei mit sich.
Hararis Erfolg ist mit dem von Oswald Spengler zu vergleichen. Es sind mehr rhetorische als wissenschaftliche Großereignisse. Die Fachleute auf den von Harari bearbeiteten Gebieten haben kaum ein gutes Haar daran gelassen.
„Mit seinem Ehemann betreibt Harari in Tel Aviv eine Firma mit 12 Angestellten, die Yahav-Harari Group Ltd. zur medialen Aufbereitung und Diversifizierung von Hararis Publikationen. Eine weitere Firmengründung Yahavs und Hararis unter dem Namen Sapiensship soll als soziales Unternehmen dazu beitragen, ‚die Probleme dieser Welt zu lösen‘.“ (Wikipedia)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.07.2024 um 23.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53632

Im Punkt 2.) habe ich mich gerade geirrt. Vorgesehen ist, daß für parteilose Kandidaten die 5-Prozent-Klausel nicht gilt. Ein parteiloser Direktkandidat, der in seinem Wahlkreis gewinnt, ist also in jedem Fall für den Bundestag gewählt.

Diese Regelung führt dazu, daß ein aussichtsreicher Direktkandidat einer Splitterpartei für sich und seine Partei gut daran tut, seine Partei rechtzeitig vor der Wahl zu verlassen, damit er seinen voraussichtlich sicheren Wahlerfolg auch in ein Bundestagsmandat umsetzen und nutzen kann.

Wann werden die ersten Direktkandidaten von Linke, FDP, CSU, FW ihrer Partei offiziell kündigen, nur damit sie als Parteilose sicher in den Bundestag einziehen? Es ist alles einfach ein Witz.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.07.2024 um 21.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53631

Nach dem, was heute in den Nachrichten gemeldet wurde, bleibt die Regel, daß ein gewählter Direktkandidat nicht mit Sicherheit in den Bundestag einzieht, bestehen.

Beispiele:
1.) Eine Partei bekommt 4,9% Stimmenanteil, aber nur 1 oder 2 Direktkandidaten.
Früher waren diese 1 oder 2 Direktkandidaten gewählt, jetzt sind sie draußen.

2.) Ein parteiloser Kandidat erhält ein Direktmandat.
Früher kam er in den Bundestag, jetzt hat er von vornherein überhaupt keine Chance.

Was nützt in diesen Fällen die Wiederbelebung der 3-Direktmandate-Klausel? Gar nichts. Ich kann nicht glauben, daß das grundgesetzkonform ist. Aber wenn die Verfassungsrichter so meinen? Da hilft nur, eine Regierung zu wählen, die etwas mehr von Demokratie hält.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2024 um 03.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53624

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50705

Wie auch für Laien wie mich voraussehbar war, hat das Bundesverfassungsgericht diesen Teil des neuen Wahlrechts für verfassungswidrig erklärt. Wie konnte man glauben, damit durchzukommen? Es genügt den Parteien nicht, bei der politischen Willensbildung mitzuwirken, sie wollen herrschen. Darin sind sie schon weit vorangekommen, aber eine letzte Hürde besteht noch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.07.2024 um 13.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53623

Christian Baron nutzt einen Gedenkartikel zum 50. Todestag von Erich Kästner dazu, seine politischen Ansichten zum besten zu geben (SZ 29.7.24). Wer heute zur Verteidigungsbereitschaft gegen Putin aufruft, zeigt „neue Sehnsucht nach dem Stahlbad“. „Christian Baron ist Erstunterzeichner der von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer initiierten Petition Manifest für Frieden.“ (Wikipedia) Zuvor erklärt er dem Leser, mit „Kennst du das Land, wo die Kanonen blühn“ habe Kästner Goethes „pathetisches“ Original parodiert. Das ist so ziemlich das letzte Attribut, das mir zum Lied der Mignon einfallen würde.
Übrigens braucht sich Kästner auch keine Vorwürfe vom feinsinnigen Walter Benjamin machen zu lassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.07.2024 um 06.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53612

Heute mal zu Gewissensfragen.
In manchen Ländern ist es verboten, mit einem Metalldetektor nach „Schätzen“ zu suchen (in Deutschland nur in SH). Das ist zwar verständlich, aber dadurch bleiben zahllose Gegenstände unentdeckt und sind für die Forschung verloren. Besser wäre es wohl, eine genauer definierte Ablieferungspflicht vorzusehen und den Handel zu überwachen. Auch dabei geht manches verloren, aber der Ertrag für die Museen dürfte den Nachteil aufwiegen.
Ich erinnere an die ingeniöse Aufspürung eines Meteoriten durch Karl Wimmer, um den sich dann ein häßlicher Rechtsstreit entwickelte. Wenn man die Suche nach solchen Objekten von vornherein unattraktiv macht oder ganz verbietet, bleiben sie eben so gut wie nichtexistent.
Als mein Vater in einer Kiesgrube bei Kassel arbeitete, brachte er manchmal vorgeschichtliche Werkzeuge mit nach Hause, bevor er sie dem Landesmuseum übergab. An einer Biegung der Fulda hatte sich viel davon angesammelt, was dann ausgebaggert wurde und auf dem Förderband auffiel.
Die Wiener Bibliothekarin Claudia Bitter sammelt Fundsachen, die aus Büchern fallen. Wenn möglich, werden sie dem Entleiher zurückgegeben, aber es bleiben viele interessante oder kuriose Dinge übrig. (SZ 27.7.24) Davon könnte ich auch einiges erzählen.
Als Student habe ich einmal sehr billig einen klobigen Schreibtisch aus dem Nachlaß eines betagten Ehepaars gekauft. Ich stellte ihn zunächst hochkant in eine Ecke und entdeckte dabei ein Geheimfach im Boden, darin einen 50-Mark-Schein, einen Umschlag mit einer blonden Locke und Alimentenquittungen. Diese Dinge gab ich an die Tochter und Verkäuferin, die ziemlich verstört wirkte, weil sie vom Seitensprung ihres Vaters ihr ganzes Leben lang nichts gewußt hatte. Vielleicht hätte ich das nicht tun sollen? Tatsächlich hatte ich gezögert, nicht wegen des Geldes, sondern wegen der Quittungen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.07.2024 um 18.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53602

Ich kann nur sagen, was ich vom Sansktit kenne, und habe mich im übrigen darauf verlassen, daß es wirklich vom Lotus kommt und nicht von der "Liebe" mit langem a wie in Kamasutra. Ein Beiname der Göttin Lakshmi soll kamalâ mit langem a am Ende sein. Die kurzen a werden im Sanskrit so ähnlich wie unser Murmelvokal gesprochen.
Was aus all dem in amerikanischen Mündern wird, kann ich nicht sagen.
Habe mir übrigens gerade die Autobiographie von Kamala Harris bestellt. Sie soll ja planen, als Präsidentin kleine Kinder zu schlachten und – man denke an ihre Abstammung von Kannibalen – bei Orgien im Weißen Haus zu verspeisen. Auch um Platz für noch mehr Verbrecher aus Mexiko usw. zu schaffen. Das will ich mal nachprüfen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 25.07.2024 um 16.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53601

Wobei das a laut Wikipedia nicht wie in Pamela, also mit [æ], ausgeprochen wird, sondern mit langem [ɑ:]. Auf Youtube findet man verschiedene Videos, in denen sie ihren Namen selbst ausspricht, beispielsweise hier: https://youtu.be/H-vxmBBbWEg?t=12 und hier: https://www.youtube.com/watch?v=1U11vEbv2Lg&t=29s. Ich höre irgend etwas zwischen den beiden genannten Lauten, und zwar halblang, aber ich weiß auch, daß man oft hört, was man zu hören erwartet. Stelle ich mir die eine Variante vor, höre ich sie beim Abspielen auch, stelle ich mir die andere Variante vor, höre ich die. Nur daß die Betonung auf der ersten Silbe liegt, scheint klar zu sein.

Merkel hat auch einmal klargestellt, daß ihr Vorname auf der zweiten Silbe betont werde, trotzdem haben viele, wenn nicht die meisten, ihn auf der ersten betont.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 25.07.2024 um 11.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53600

Kamala also auf der ersten Silbe. Und ich bin ausgerechnet den Trumpisten auf den Leim gegangen, danke für den Hinweis!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.07.2024 um 05.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53597

Nun aber los und in der Vergangenheit von Kamala Harris nach Affären gesucht! Ob wahr oder erfunden, ist egal, das Weltgericht fragt euch nach den Gründen nicht. „Wird Kamala Harris von einer alten Liebe eingeholt?“ usw.
In verschiedenen Beiträgen wird sie übrigens wieder als „Schwarze“ bezeichnet. Es gilt also immer noch, daß ein Tropfen Negerblut den Unterschied macht, während die Schwarzen durch noch so viele Mischehen nicht weiß werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.07.2024 um 12.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53594

Von amerikanischen Kommentatoren habe ich erfahren, daß die Trumpanhänger den Namen bewußt falsch aussprechen, nämlich auf der zweiten Silbe betont.
Im Sanskrit sind alle drei kurz, darum wird die erste (schwach) betont.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 24.07.2024 um 09.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53593

Frage: Sollte Kamala nicht eigentlich auf der mittleren Silbe betont werden? Oder ist es schnuppe? Die Moderatoren sprechen es meist wie Pamela aus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.07.2024 um 08.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53592

Wenn ich Trump richtig verstehe, beklagt er die Kosten der Umstellung von Bidenbeschimpfungen auf Harrisbeschimpfungen und will sie den Demokraten in Rechnung stellen. Das fand ich komisch, daher mein Eintrag.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.07.2024 um 05.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53589

Die Blaue Blume der Romantik ist bis zum Überdruß zitiert worden, aber ich muß gestehen, daß ich Novalis nach einer kurzen pubertären Begeisterung im Gymnasium kaum noch gelesen habe. Blumen und auch ein blauer Lotus (nila kamala) kommen bei Kalidasa vor, dessen "Shakuntala" zur Goethezeit ein Renner waren, auch Novalis hatte sie gelesen (in Forsters Übersetzung).

Fiel mir zu Kamala Harris ein.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.07.2024 um 01.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53587

"[...] Trump, der am 13. Juli bei einem Attentat am Ohr verletzt wurde."
(ZDF, Nachrichten, heute 0.30 Uhr)

Harmloser kann man es nicht formulieren, wenn ein Schuß aus 120 m Entfernung das Ohr getroffen hat.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.07.2024 um 19.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53583

Ein bißchen kauzig ist Trump ja schon, aber nun ist er wenigstens gewarnt, und wenn er bis zur Wahl überlebt, dann wird der Ukraine-Krieg vorbei sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.07.2024 um 17.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53582

Trump ist empört über den Rückzug Bidens, auf den er sich so gut eingeschossen hatte:

„Jetzt müssen wir wieder von vorn anfangen“, schrieb Trump in einer Nachricht auf der von ihm mitbegründeten Internetplattform Truth Social. Der 78-Jährige stellte eine finanzielle Entschädigung der Republikaner für diesen „Betrug“ an seiner Partei in den Raum.

Auch klagen wollen die Republikaner! Nach der gestohlenen Wahl nun der Betrug mit der vorgetäuschten Kandidatur.
Man könnte ja auch meinen, der Kandidat Trump stelle im Wahlkampf seine Qualitäten und sein Programm dar, um gewählt zu werden. Dann müßte er doch nicht „wieder von vorn anfangen“, nur weil die Gegenpartei mit ihrer Mannschaftsaufstellung nicht klarkommt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.07.2024 um 15.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53570

Ich hab es mit unseren skeuomorphen Küchenmöbeln ausprobiert, meine Frau war auch schwer beeindruckt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2024 um 05.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53566

Kürzlich habe ich meine Frau mit einem kurzen Vortrag über skeuomorphe Triglyphen beeindruckt und auch nicht unerwähnt gelassen, daß schon Vitruv in Kap. IV, 2, 4 der Sache nach das Richtige getroffen hat. Sie brauchte ja nicht zu wissen, daß meine Weisheit erste eine halbe Stunde alt war. Wie ich aus Romanen weiß, schauen Frauen gern zu gebildeten Männern auf, sie brauchen das immer wieder, ebenso wie jenes „Ich liebe dich“, das wir so redundant finden. (Wir denken: Einmal erklärt, gilt es bis auf Widerruf, aber das ist natürlich ganz verkehrt.) Übrigens sind die schon diskutierten Trittbretter an Autos auch „skeuomorph“. Also schnell noch einmal nachschauen und dann möglichst beiläufig erwähnen! Und zum Schluß nicht vergessen: „Ich liebe dich trotzdem!“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2024 um 14.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53529

Wir Freiheitskämpfer bereiten schon unsere Kampagne gegen die geplante "Vogelgrippe" vor.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2024 um 12.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53525

Noch eine kleine Beobachtung zu Wilkie Collins:

Bei Wilkie Collins gibt es eine Parodie der Feinschmeckerei:
"How to cook an olive! Put an olive into a lark, put a lark into a quail; put a quail into a plover; put a plover into a partridge; put a partridge into a pheasant; put a pheasant into a turkey. Good. First, partially roast, then carefully stew–until all is thoroughly done down to the olive. Good again. Next, open the window. Throw out the turkey, the pheasant, the partridge, the plover, the quail, and the lark. Then, eat the olive. The dish is expensive, but (we have it on the highest authority) well worth the sacrifice. The quintessence of the flavor of six birds, concentrated in one olive. Grand idea!“ (Man and wife. Kap. 48)

Die Kommentare fragen nicht, wer die „höchste Autorität“ ist. Man könnte an Petronius denken, auch wenn genau dieses Rezept im Gastmahl des Trimalchio nicht vorkommt. Collins kannte aber den Text sehr gut und hatte ihn in einem früheren Werk (Antonina) verwendet.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.07.2024 um 23.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53522

Für mich ist eine gute mechanische Uhr zum einen ein sehr praktisches Gerät, zum andern ein Wunderwerk der Technik und der Präzision. Aber Patek Philipe, Rolex und überhaupt die meisten Schweizer Uhrenfirmen übertreiben es meiner Ansicht nach oft mit der äußeren Ausstattung. Diese Uhren sind mir viel zu protzig, sie gefallen mir nicht. Man trinkt ja auch keinen guten Wein aus schweren, glitzernden Kristallkelchen. Herr Virch hat schon Glashütte erwähnt. Natürlich schwingt bei mir auch ein bißchen der Stolz auf meine Heimat mit, aber von Lange kommen einfach phantastische Uhren, wenn man darunter noch vorrangig einen Zeitmesser versteht, da kann keine Schweizer Marke mithalten.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 14.07.2024 um 08.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53520

Eine etwas versöhnlichere Uhrenbetrachtung:
https://virchblog.wordpress.com/2015/04/28/uhren-uhren/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2024 um 05.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53518

Giftgelbe Morgengedanken: In unserer Gesellschaft des gehobenen Konsums werden Uhren nicht mehr damit beworben, daß sie die Zeit anzeigen (das tun die billigsten), sondern als wertbeständige Erbstücke. Wir sehen den jungen (aber nicht mehr ganz jungen, sondern schon arrivierten) Vater und an seinem Hals das Söhnchen, das noch nicht weiß, welches Glück ihm einst die Patek Philippe (45.990 €) bedeuten wird. „Beginnen Sie Ihre eigene Tradition.“

In Indien gibt es wieder mal eine Milliardärshochzeit. Dort kann man sagenhaften Reichtum noch ungeniert zur Schau stellen, schon weil die meisten Menschen nicht einmal Neid aufbringen – die Kluft zur göttergleichen Oberschicht war und ist einfach zu groß –, sondern den Unterhaltungswert des Spektakels schätzen wie im Kino. Die Hochzeitsfeierlichkeiten ziehen sich schon über Monate hin, und für den Höhepunkt werden willige Prominente aus der ganzen Welt eingekauft.

Im Westen gelingt es der Milliardärskaste immer besser, sich als die wahren Interessenvertreter der armen Schlucker darzustellen und in höchste Ämter wählen zu lassen (nach entsprechend kostspieliger Bearbeitung einer verführbaren Masse). Schon die alten Griechen wußten, daß die Demokratie weniger durch äußere Feinde als durch unterhaltsame Unverschämtheit im eigenen Haus gefährdet ist.
Wir armen Schlucker glauben am Ende selbst, die „soziale Frage“ sei ein Problem von gestern, und verachten uns für unsere giftgelben Morgengedanken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.07.2024 um 04.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53512

Üben findet in zwei Domänen statt: als soziales Verhalten im Rollenspiel und als Ausbildung technischer Fertigkeiten. Gemeinsam ist ihnen das „entspannte Feld“. Wenn Kindergartenszenen oder Familie (Vater – Mutter – Kind) nachgespielt werden, arbeiten die Kinder die wesentlichen Züge solcher Konstellationen heraus und gestalten sie nach ihren eigenen Wünschen, so daß sie sie bewältigen können. Das Gelingen wirkt selbstverstärkend.
Der teleologische Begriff des „Gelingens“ muß in Verhaltensbegriffen rekonstruiert werden. Das gilt für jedes Problemlösen. Im Rahmen formaler Bildung wird das Problem von außen gestellt. Der Unterweisende definiert die Norm, an der sich das Gelingen mißt: eine Rechenaufgabe, ein Übungsstück, ein Bildwerk... Daneben ist in großem Umfang Selbstverstärkung anzunehmen. Das Kind nimmt wahr, wie die Kugelbahn funktioniert, und ahmt einzelne Schritte nach, um sie in Betrieb zu nehmen. Es lernt, daß der Spaß um so länger dauert, je weiter oben es die Kugel auf die Bahn setzt. Ein Puzzle wirkt verstärkend, wenn es ein vollständiges Bild ergibt. Je besser ein Klavierstück beherrscht wird, desto besser gefällt es dem Übenden. (Skinner berichtet, daß ein Mädchen die Uhr zurückstellte, um länger üben zu dürfen.) Dieses Lernen kann wie das Nachahmen generalisiert werden: beides wird als allgemein erfolgreich erfahren.
Der Mensch, das übende Tier... Unsere Fähigkeit, in weitestem Umfang durch das Gelingen verstärkt zu werden und dadurch unendlich viel zu lernen, hebt uns von anderen Tieren ab. Köhlers Schimpansen kamen nie darauf, die Kisten zu zentrieren. Menschen tun das wahrsacheinlich von sich aus oder nach einer kurzen Anleitung, die dann nicht mehr wiederholt zu werden braucht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.07.2024 um 04.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53511

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53176

In „Man and wife“ polemisiert Collins in unpoetischer Direktheit gegen den Sport als neues Ideal der Männlichkeit in England (um 1870). Sir Patrick als sein Sprachrohr verkündet sogar den Zusammenhang zwischen Sport und Kriminalität. Das wurde mit Recht als kenntnislos und ideologisch kritisiert. (Man denkt unwillkürlich an den hundert Jahre später hergestellten Kurzschluß zwischen Rock’n’roll und juvenile delinquency.)
In „Man and wife“ kommt auch eine Stelle vor, auf die Swinburne mit seinem Spottvers („Some demon whispered...“) möglicherweise anspielt: „Some demon had whispered to Lady Lundie to cultivate a taste for feudal antiquities …“
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.06.2024 um 22.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53432

Die Einfachheit und Leichtigkeit in Reim und Rhythmus bei Heine, besonders im Buch der Lieder, finde ich immer wieder umwerfend schön. Darin findet sich nichts Komisches, außer dort, wo es wirklich gewollt ist.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 25.06.2024 um 21.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53431

Ich stimme zu und auch wieder nicht. Robert Gernhardt hat mal zu Zeiten des aufkommenden deutschen „Hartreim“-Raps angemerkt, daß Reime unfreiwillig komisch wirken können. Wenn es um Ernstes geht, braucht es oft keine; ein unaufdringliches Versmaß reicht oder wirkt besser.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.06.2024 um 12.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53426

Sehr gut! Übrigens habe ich die Tonbeugung absichtlich in Kauf genommen, weil sie den Eigennamen in der Anrede wirkungsvoll absetzt.

Früher habe ich viele Verse geschmiedet, aber immer nur als Übersetzung. Bei den fünf oder sechs Bänden aus dem Koreanischen ging es ja nur um reimlose Zeilen, was es nur scheinbar leichter macht. Hat nicht ein Franzose mal ungefähr gesagt: "Es ist der Reim, der den Dichter zwingt, seine größten Schönheiten zu finden."
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 25.06.2024 um 10.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53425

Ich zumindest kann es nicht besser, glaube ich. Ich würde nur die Tonbeugung in der zweiten Zeile vermeiden:

Was brachte Wilkie fast um seinen Kunstverstand?
Des Teufels Flüstern: „Wilkie, werde relevant!“

Mit Blick auf die PC könnte man vielleicht sagen:

Was Wilkies Büchern einst die Lesergunst entzog
War Teufels Flüstern: "Wilkie! Werde woke!"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.06.2024 um 09.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53414

Dazu noch zwei Beobachtungen:
Erstens fördert das gleichmäßige Schreiten in Wald und Feld die Erinnerung an viele Verse, auch solche, an die ich lange nicht gedacht habe.
Zweitens ergibt die Nachprüfung, daß die Erinnerung fast nie exakt ist, sondern meistens „normalisiert“ (vgl. Lectio facilior).
Skinner hat sich mit beidem stark beschäftigt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.06.2024 um 09.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53413

Zu Swinburnes Versen:

Auf meiner Morgenwanderung fiel mir eine Übersetzung ein:

Was brachte Wilkie fast um seinen Kunstverstand?
Der Teufel sprach zu ihm: „Wilkie, sei relevant!“

Gewisse Sprachkünstler unter meinen Lesern (ich will aber niemanden unter Druck setzen...) könnten es bestimmt viel besser.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.06.2024 um 23.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53383

Aber Feiertag ist nicht heute, sondern am Tag der Deutschen Einheit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.06.2024 um 06.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53378

Heute ist der Tag der deutschen Einheit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2024 um 05.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53367

Heute wird ja gern gefragt: Wer ist schuld an der Seuchenbekämpfung? Wer ist schuld am Atomausstieg? Staatsverbrechen eben. Da kommt eine Erinnerung gerade recht: https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/1964-Stapellauf-der-Otto-Hahn-in-eine-strahlende-Zukunft,ottohahn132.html
Schon damals liefen die Kosten aus dem Ruder (um bei nautischen Metaphern zu bleiben).
Ich erinnere mich natürlich noch sehr gut an jene Zeit. Man lernt dazu.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.06.2024 um 13.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53365

(Vorsicht, Satire!)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.06.2024 um 13.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53364

16- und 17jährige benötigen ja für vieles noch die Zustimmung eines Erziehungsberechtigten.
Also sollten sie vielleicht auch in der Wahlkabine von einem Erziehungsberechtigten beaufsichtigt werden? Bei der Briefwahl könnte ein Erziehungsberechtigter mit unterschreiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.06.2024 um 04.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53361

Ja, sehr gut. Ich bin froh, daß ich mit 16 nicht wählen durfte.

Wir haben hier verschiedentlich geltend gemacht, daß die Forderung nach Herabsetzung des Wahlalters (im Koalitionsvertrag verankert), politische Wahlen weniger ernst zu nehmen als z. B. Immobiliengeschäfte. Ich hatte gesagt, daß besonders die Grünen die Politik als eine Fortsetzung des Sozialkundeunterrichts betrachten, pädagogisch wertvoll. Aber der Staat ist nicht die Schule ("schole" = Muße), sondern die "wahrste Tragödie" (Platon). Das haben sie nun davon, und ich kann ebenfalls eine gewisse Schadenfreude nicht unterdrücken, trotz meines grünen Herzens.

Das hat übrigens nichts damit zu tun, daß viele mit 16 und 17 mehr politischen Verstand haben als viele mit 60 oder 70.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 13.06.2024 um 00.16 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53360

Prophetisch, Herr Virch.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 12.06.2024 um 23.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53359

Ich hoffe, ich habe das nicht schon einmal verlinkt: https://virchblog.wordpress.com/2021/11/30/wabernde-gefuhle/
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.06.2024 um 19.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53358

Egal, was sie wählen, aber unter 18 sind sie eben noch Kinder, Schüler, noch nicht erwachsen, weder verantwortungsbewußt genug noch können sie für ihr Tun voll zur Verantwortung gezogen werden. Deshalb kann auch ich mir die Schadenfreude nicht verkneifen, daß genau die Richtigen, die die Dummheit verzapft haben, nun den Nachteil davon haben.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 12.06.2024 um 18.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53357

(»Linke« im weitesten Sinne.)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 12.06.2024 um 17.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53356

Grüne und Linke fordern seit langem die Herabsetzung des Wahlalters von 18 auf 16. Eine der Begründungen: heute sind die Jugendlichen mit 16 schon so reif, daß sie endlich das Recht bekommen müssen, über die Zusammensetzung der Parlamente mitzuentscheiden. Kritische Stimmen wurden in den Wind geschlagen, der Verdacht, man wolle die eigenen Ergebnisse ein wenig verbessern, weil junge Leute ja eher links wählen, wurde empört zurückgewiesen. Jetzt, da die 16- und 17jährigen mitwählen durften und die Erstwähler (darunter eben auch diese neue Untergruppe) massenhaft bei der AfD ihr Kreuzchen gemacht haben, ist die Aufregung groß. Nun gilt es, alles herunterzuspielen. Plötzlich können die Jugendlichen die Tragweite ihrer Entscheidung noch gar nicht richtig beurteilen usw. Das ist schon sehr peinlich. Einige entrüsten sich auch über die »verkorkste« junge Generation, statt sich mal zu fragen, woher das alles kommt und ob die Älteren vielleicht was falsch gemacht haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2024 um 12.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53347

Obwohl es nur von regionalem Interesse ist und mich nicht betrifft: Die Erlanger sollten vorgestern noch einmal über die Stadt-Umland-Bahn abstimmen. Die Medien werben seit Jahren mit dem idyllischen KI-Foto einer parkähnlichen Landschaft, in der außer der Straßenbahn, einem Radfahrer und zwei Fußgängern keinerlei Verkehr zu sehen ist. Die STUB hat alles aufgesaugt, die Luft ist rein, Parkplätze werden nicht mehr gebraucht. (https://www.infranken.de/lk/erlangenhoechstadt/erlangen-entscheidet-zur-stadt-umland-bahn-scheitert-das-mega-projekt-stub-heute-art-5880262)

Es grenzt an Betrug. Lokalreporter, Stadt, Universität, Siemens – alle haben sich an dem propagandistischen Trommelfeuer beteiligt. (Im Bayernteil der SZ der Journalist Olaf Przybilla in kraß einseitigen Beiträgen. Vgl. den langen Wikipedia-Artikel zum komplexen Thema.) Das Foto ist schon so oft gedruckt worden, daß man allmählich das schöne neue Erlangen aus eigener Anschauung zu kennen glaubt und die Verlogenheit des Bildes übersieht.

Die Erlanger haben knapp für das Vorhaben gestimmt. Ich vermute, sie werden das noch bereuen. Die Baukosten werden ein Vielfaches der Schätzung ausmachen, der Bau wird sich hinziehen (und die Technologie vielleicht überholt sein), die Auslastung wird für einen rentablen Betrieb zu gering sein. Die vielen Pendler werden das Auto nicht stehen lassen, zumal die Bahn sie nicht nahe genug an ihre Arbeitsplätze bringt. Man hat sich an Schlagworten wie „Metropolregion Nürnberg“ berauscht und so das größte Neubauprojekt der Deutschen Bahn auf den Weg gebracht.

(„Die Stadt-Umland-Bahn soll einmal auf einer Strecke von 26 Kilometern die Städte Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach verbinden. Damit ist die Drei-Städte-Tram aktuell das größte Straßenbahnneubauprojekt in Deutschland. Nach dem Stand von 2022 soll der Bau der Stadt-Umland-Bahn mehr als 700 Millionen Euro kosten. 90 Prozent davon übernehmen Bund und Freistaat, für den Rest muss Erlangen selbst aufkommen. Der Bau könnte nach Angaben der Stadt ab 2028 abschnittsweise beginnen, eine erste Inbetriebnahme stünde für 2031 an.“)

In einem triumphierenden Rückblick am 11.6.24 tritt Przybilla noch einmal nach und verhöhnt die Kritiker. – So läuft das manchmal, und das ist nun doch wieder allgemein interessant und lehrreich. Übrigens haben die Regensburger gleichzeitig eine Straßenbahn abgelehnt und müssen sich einiges anhören.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2024 um 12.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53346

Wir Schwerdenker lehnen ja eigentlich Corona-Impfungen ab, aber wenn ein Unternehmer einen nicht zugelassenen eigenen Impfstoff spritzen läßt, sind wir wieder dafür. Er ist nämlich ein "Impfrebell" und krasser Außenseiter, und wir feiern alle Außenseiter.
Strafprozesse gegen einen solchen Mann, der auch mal eben einen ganzen Flughafen kauft (und dort, also sozusagen bei sich zu Hause, impfen läßt), zeigen nur, wie korrupt das System ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2024 um 07.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53339

In einem weiteren Artikel der SZ beschäftigt sich Kaehlbrandt mit „Anglizismen“ und dann besonders mit dem zu Tode gerittenen „Public Viewing“. Sein Begriff von „Anglizismus“ ist so weit gefaßt, daß er jedes 30. deutsche Wort für einen solchen hält (im Text oder im Wörterbuch? Das sagt er nicht.). Weil er weit (aber nicht weit genug) in die Etymologie zurückgreift, sieht er in „Koffer“ eine arabische Entlehnung, in „Gurke“ eine polnische. Er schätzt nebenbei den deutschen Wortschatz auf 5 Millionen. Zu „Public Viewing“ erzählt er die alten halbwahren Geschichten und lobt die Schüler, die unter seiner Anleitung „Rudelglotzen“ und solche auch schon lange bekannten Ersetzungen „erfunden“ haben. Am Schluß wieder der Hinweis auf seinen letzten „Bestseller“ (übrigens auch ein Anglizismus).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.06.2024 um 06.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53311

Die SZ veröffentlicht einen Beitrag von Roland Kaehlbrandt über die Vorzüge der deutschen Rechtschreibung und deren mangelhafte Beherrschung durch die heutigen Schüler. Er erwähnt weder die Rechtschreibreform noch das Problem mit den Ausländerkindern. Wo er auf die Silbentrennung kommt, wird es besonders kurios: „Lehrer:innen“ wird als Beispiel für den Genderstern angeführt, letzteren trennt Kaehlbrandt bzw. das Programm „Genders-tern“ (weil st ja jetzt getrennt wird, nicht wahr?), und daß „retten“ zwei unbetonte Silben enthält und darum Silbengelenkschreibung hat, ist auch nicht nachvollziehbar. Es gäbe noch mehr anzumerken, aber wozu?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.06.2024 um 06.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53302

Viele bedeutende Forscher haben zugleich der Naziherrschaft ideologischen Flankenschutz gegeben. Das ist leider nicht zu leugnen. Ihre Leistung zu übergehen wäre eine neue Geschichtsfälschung.

Ihre sehr verschiedenen Schicksale nach dem Krieg sind ein Kapitel für sich. Um bei der Sprachwissenschaft zu bleiben: Walter Wüst erhielt an der LMU Hausverbot, während für Leo Weisgerber (ebenfalls Ahnenerbe, wenn auch nicht in so hoher Stellung) die Karriere erst so richtig losging; er war ja dann auch einer der Großväter der Rechtschreibreform. Dabei hat er die völkische Auffassung der Sprache nicht einmal revidiert, sondern nur ein bißchen verkleidet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.05.2024 um 07.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53287

Niemand würde Schokolade essen und Kakao dazu trinken. Das ist ein schöner Vergleich, ich weiß nur noch nicht, wofür.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.05.2024 um 06.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53279

Ich lese in einem Warentest, daß eine Kaffeesorte, die mir immer besonders gut geschmeckt hat, in Wirklichkeit sehr schlecht schmeckt. Beim nächsten Becher überprüfe ich meinen Eindruck und finde nun, daß der Kaffee wirklich nicht so gut schmeckt. Dann fällt mir ein, daß ich ja inzwischen zu einer anderen Sorte übergegangen bin, zufällig jener, die laut Test besonders gut schmeckt. Ich trinke noch einen Schluck, und tatsächlich: Der Kaffee schmeckt prima.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.05.2024 um 06.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53267

„Scholz kondoliert zum Tod des iranischen Massenmörders Raisi – unfassbar!“ (BILD)
Diese sogenannten Journalisten tun so, als wüßten sie nicht, was diplomatische Gepflogenheiten sind. Es gibt sogar Botschafter in Teheran bzw. Berlin!

In einem Kommentar der SZ schreibt Hubert Wetzel, neben der geheuchelten Anteilnahme gebe es „noch eine zweite, pietätvolle Art, wie man sich bei einem Todesfall verhalten kann: Schweigen.“ Aber wenige Zeilen zuvor hat er klargestellt, daß nach diplomatischen Gepflogenheiten nicht zu kondolieren ein „Affront“ wäre. Überschrift: „Dilemma der Diplomatie“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.05.2024 um 03.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53236

Die illegale Abrechnung der Terminvereinbarung ist zugleich ein weiteres Beispiel für die „Tragik der Allmende“: Weder der Patient noch der Arzt noch die Kasse bzw. Beihilfestelle haben ein Interesse daran, dem mafiösen Treiben ein Ende zu bereiten. Es läuft alles wie geschmiert. Anders bei den privaten Zuzahlungen für Zahnspangen. Da bedarf es der Angstmacherei, und die Ärzte werden durch interne Texte beraten, wie sie die Eltern bearbeiten müssen, um ihre Einnahmen zu verdoppeln.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2024 um 16.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53235

Zur Physiognomik: In älteren Romanen wird oft so viel in Gesichter hineingelesen, daß es meine Vorstellungskraft übersteigt: das energische Kinn usw. Aber auch ein Historiker schreibt: Der Porträtkopf von Iunius Brutus „zeigt Energie, Sinn für Gerechtigkeit und unbeugsame Strenge“ (Siegfried Lauffer: Kurze Geschichte der antiken Welt. München 1971:137). Die Büste Hannibals im Museum von Neapel „trägt die Züge des Ruhms, der Verantwortung und der Melancholie“ (ebd. 164).
Natürlich gibt es eine Bildsprache der Symbole und Insignien, aber Gesichter? Wir kennen die Büsten, und wir kennen die Männer, da ist die Versuchung groß, unser Wissen hineinzulesen. Das erinnert an die Handschriftendeutung sozusagen ex eventu.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2024 um 08.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53234

Beim Zahnpastalächeln, das bei einigen Prominenten im Show-Business (jedenfalls in Anwesenheit von Kameras) zur Dauergrimasse erstarrt ist, wird auch die Oberlippe zurückgezogen, so daß die makellos präparierten oberen Zähne sichtbar werden. Die Unnatürlichkeit fällt nach langer Gewöhnung nicht mehr auf, auch nicht die suggerierte Dauerheiterkeit. Die Wahlplakate zeigen gerade wieder, daß auch Politiker sich dem Brauch anzuschließen versuchen, meist mit mäßigem Erfolg.

Lächeln ist zeichenhaft, aber was bedeutet es hier?

Bei den Kleinen sprechen wir von "Beißerchen", und das Zähneblecken der Stars artet tatsächlich oft in ein furcherregendes Raubtierlachen aus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.05.2024 um 06.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53230

In der SZ (16.5.24) deutet Ronen Steinke an, daß der Rechtschreibrat in leicht verjüngter Besetzung bald die Gender-Sonderzeichen in sein Regelwerk aufnehmen könnte. Wir haben nie etwas anderes erwartet. Es scheint auch viel Streit gegeben zu haben, u. a. wegen des Verhaltens von Josef Lange als Vorsitzendem. Wenn die alten Knacker weg sind, ist der „Krieg der Sterne“ (Überschrift) endlich gewonnen.
Steinke (aus Erlangen übrigens) ist Jurist. Er stellt das Gendern als orthographisches Thema dar, obwohl es im Kern ein grammatisches und semantisches ist.
Zufällig brachte die gleiche Zeitung gestern einen Beitrag über das Zeitungssterben im Nürnberger Raum. Der Text war widerwärtig gegendert („Lokaljournalisten und Lokaljournalistinnen“). Wer möchte so etwas lesen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2024 um 05.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53201

In der Gedächtnispsychologie hat sich die Testfrage eingebürgert: "Wo waren Sie, als Sie von der Ermordung Kennedys erfuhren?" (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36751)
Das ist bald nicht mehr möglich, weil wir Alten wegsterben. In der gestrigen SZ wurde zu einem ähnlichen Thema an den 17. Juni 1953 erinnert. Bei mir mischt sich Gelesenes mit einer Kindheitserinnerung an eine erregte Stimmung. Ich kann das aber nicht mehr trennen. Viel bewußter natürlich der Sechs-Tage-Krieg, die Mondlandung. Ich muß dazu sagen, daß ich nur wenige Jahre überhaupt einen Fernseher hatte. Die Einbildung, Augenzeuge zu sein, konnte bei mir nie aufkommen. Ob man untersucht hat, wie sich dieser Unterschied auf das Geschichtsbewußtsein auswirkt?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.05.2024 um 21.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53200

Ja, das gebe ich zu. Mein "genau" war als "apropos" gemeint. (Ich dachte tatsächlich, mit der "Guillaume-Affäre" wollten Sie auch auf den aktuellen Spionagefall anspielen.)
Mit dem Rest habe ich nur Fakten genannt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.05.2024 um 15.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53198

Zu meinem vorletzten Eintrag:
In der Wahrnehmung „verrechnen“ wir viele Sinnesdaten zu „Gradienten“, vgl. Gibsons Theorie des Tiefensehens. Ähnlich kann man sich die Wirkung von Tausenden von Berichten, Bildern und Kommentaren zur Politik vorstellen: Sie werden miteinander verrechnet (unter vieldimensionaler Filterung) und wirken sich so aus, daß wir bestimmte Meinungen für plausibler halten als andere, ohne sagen zu können, warum. Durch die zeitliche Dehnung dieser Vorgänge („Lebenserfahrung“) werden sie natürlich sehr schwer durchschaubar. Ähnlich die Bedeutung der Wörter, wenn sie nicht durch strikte Sachsteuerung (wie „Straßenbahnschiene“) umgrenzt wird. Viele Wörter haben ja Verwendungsbedingungen, die kaum mit Sachen verbunden sind, sondern wieder in anderen Wörtern bestehen. Wenn wir einem Kind einen Text vorlesen, der über seinen Horizont hinausgeht, denken wir oft: Wie soll ich ihm das bloß erklären! Und dann merkt man erst, wie sehr man doch in einer „Wörter-Welt“ (Lichtenberg) lebt, mit all den Gefahren, die wir hier unter „Delirium“ diskutieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.05.2024 um 14.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53197

Das ist natürlich nicht das, was ich sagen wollte, schon gar nicht "genau".
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.05.2024 um 10.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53196

Genau, die Guillaume-Affäre! Eine Affäre Brandt gab es nicht.
Heute heißt es allgemeinn Krah-Affäre. Vom Spionageverdächtigen Jian G. kennt man nicht einmal den vollen Namen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.05.2024 um 07.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53195

Es ist seltsam, jüngere Historiker über Ereignisse sprechen zu hören, die man selbst erlebt hat, sie aber nicht. (Affäre Guillaume beispielsweise, oder nun auch schon Fall der Mauer.) Einerseits haben sie es studiert und wissen mehr, andererseits fehlt ihnen etwas Unwägbares.
So werden Spätere auch das gegenwärtige „Klima“ nicht mehr nachfühlen können. Warum finden wir den Aufstieg der Rechten, den Niedergang der Kirchen, den Trump-Irrsinn usw. verständlich? Später wird man sich viel Mühe damit geben.
Aus sehr großer Entfernung wird es dann wieder verständlich, weil man sich pauschale Formeln zurechtgelegt hat. Man glaubt also zu verstehen, warum es zum Peloponnesischen Krieg kommen mußte. Wirklich? Oder ist es eine große Illusion?

Keine sehr originellen Gedanken, ich weiß. Aber beim Zeitunglesen kehren sie immer wieder, und beim bloßen Kopfschütteln wollte ich es nicht lassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2024 um 05.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53176

Das Lesen von Romanen galt früher als frivole Zeitvergeudung (vor allem von Frauen, die in den Romanen selbst stets mit ihrem Strickzeug im Schoß dargestellt wurden) und nicht als anständige Beschäftigung erwachsener Menschen. Die Literaturwissenschaft (mit dem „Akt des Lesens“ usw.) kommt mir immer etwas apologetisch vor. Wenn es eine „Theorie der Literatur“ gibt, kann das Lesen nicht so schlecht sein („ce vice impuni“...).

Aber man mußte natürlich zwischen E und U unterscheiden. Die feinen Leute lesen "gute" Bücher. Diese Distinktion ist inzwischen auch gefallen. Sogar Akademiker bekennen sich schamlos als Harry-Potter-Fans.

Fundsache:

"What brought good Wilkie’s genius nigh perdition?
Some demon whispered—‘Wilkie! have a mission.’"
(Swinburne über Wilkie Collins)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.04.2024 um 04.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53164

Computer und Programme werden entwickelt, sie entwickeln sich nicht. Zu einer Entwicklung im Sinne der Evolutionstheorie wäre notwendig, daß sie sich in einer Welt begrenzter Ressourcen selbst vermehren, dabei mutieren und einander verdrängen. Heute können sie zwar „lernen“, aber das geschieht nicht unter den Bedingungen des Überlebens, sozusagen unter existentiellem Druck. Man kann Not und Tod simulieren: Wenn der Akku sich dem Leerstand nähert, kann ein Roboter zur nächsten Ladestation laufen. Diese „Lösung“ hat er dann aber nicht selbst gefunden, es bleibt bei der Abhängigkeit vom Programmierer. So könnte man auch das Handlungsspiel einrichten: Vorschlag und Einspruchsmöglichkeit (s. Naturalisierung der Intentionalität), das Ergebnis wäre eine simulierte Intentionalität.
Bis auf weiteres sehr ich keine Möglichkeit, daß es anders kommen könnte. Um sich selbst zu vermehren, müßten Roboter aus aller Welt die Rohstoffe bzw. Einzelteile herbeischaffen, aus denen wir sie zusammenbauen. Man kann sich das noch weiter ausmalen, um einzusehen, daß es nicht geht. Daß gerade die komplexesten Maschinen, die der Mensch je ersonnen hat, zugleich Replikatoren werden und Milliarden Jahre Evolution nachvollziehen, läßt sich zwar theoretisch durchrechnen (John von Neumann: Theory of self-reproducing automata. Urbana 1966), ist aber praktisch nicht möglich. In heutigen Fabriken bauen Roboter andere Maschinen zusammen, die aber auch nicht sie, sondern wir erfunden haben, und zwar aus Teilen, die ihnen von uns griffbereit zur Verfügung gestellt werden. Dabei wird es bleiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2024 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53151

Zum vorigen:

In „aufgeklärten“ Schriften liest man, die Bibel wolle keine naturwissenschaftliche Darstellung der Schöpfung sein, und so sei auch die Entnahme einer „Rippe“ (oder „Flanke“ oder was auch immer) aus Adams Körper nicht wörtlich zu verstehen. Das ist anachronistisch. Als diese Mythen entstanden (lange vor der Abfassung der „Genesis“), gab es noch lange keine solche Alternative. Der Bibeltext bewahrt zweifellose sehr alte Mythen, gibt aber auch schon eine theologische Deutung (Verhältnis von Mann und Frau, symbolisiert durch die Operation – übrigens schon unter Vollnarkose, während die Menschheit in Wirklichkeit noch Tausende von Jahren bei vollem Bewußtsein des Patienten operieren mußte).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2024 um 15.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53148

In Literaturgeschichten liest man, daß die Atomtheorie des Lukrez insofern „widerlegt“ sei, als die Atome sich als spaltbar erwiesen haben.
Das ist Wortklauberei und hat wenig Sinn. Unser Atombegriff ist ein ganz anderer, die Lehre des Lukrez und die heutige Physik handeln gar nicht vom selben Gegenstand. Andererseits kennen auch die heutigen Physiker einen "Teilchenzoo“, und gerade war aus gegebenem Anlaß wieder vom Higgs-Teilchen die Rede. Auch wenn „Teilchen“ ebenfalls einen anderen Sinn hat als in der begrifflich unendlich weit entfernten antiken Atomistik, ist doch die Suche nach letzten Einheiten geblieben. Wegen der großen Entfernung kann man Lukrez nicht eigentlich „widerlegen“ – wir sprechen einfach nicht mehr dieselbe Sprache. Auch ist klar, daß gerade die ältesten Denker sich an – aus heutiger Sicht – zu großen Aufgaben versuchten. Geblieben ist die Suche nach natürlichen Ursachen, der „Geist der Forschung“, den der enthusiastische Lukrez von Epikur und Demokrit empfing und weitergab.
Ähnlich sinnlos scheint mir die Frage, ob Lukrez Atheist war. Bekanntlich haben Griechen und Römer die Entsprechungen zu „Gott“ ganz anders gebraucht als die jüdisch-christliche Welt (wo sich aber auch alles sehr gewandelt hat).
Was soll man von so unhistorischen Diskusssionen halten, die „Atom“ und „Gott“ wie Konstanten behandeln, deren Bearbeitung und Beurteilung durch die Menschen man durch die Zeiten verfolgen kann.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.04.2024 um 23.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53127

Der Bayerische Rundfunk meldete heute den ganzen Tag teils wörtlich, teils sinngemäß, was ich hier von www.br.de zitiere:

Die bayerische Staatsregierung ist nicht bereit, Dokumente zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie offenzulegen. Es sei "klar, dass die Staatsregierung für eine weitere Offenlegung von Dokumenten keinen Anlass sieht", heißt es in einer Antwort des bayerischen Gesundheitsministeriums auf eine Anfrage der SPD-Fraktion im Landtag.

Kein Anlaß zur Offenlegung? Wir Geschulten in DDR-Propaganda kennen das. Ich habe 35 Jahre meines Lebens in der DDR verbracht. Die unabhängigen, führenden Medien eines demokratischen Staates sollten eigentlich statt dessen fragen, welchen Anlaß es zur Geheimhaltung gibt.

Welchen Anlaß hat die bayerische Staatsregierung, Corona-Dokumente nicht offen zugänglich zu machen? Warum stellen unsere Journalisten diese Frage nicht?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.04.2024 um 07.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53117

Die kurzen Lederhosen, die wir als Kinder trugen, wurden kostensparend von einem Sohn an den nächsten weitergegeben. Meine glänzte am Hinterteil schön speckig, und auch an den verpißten Geruch kann ich mich gut erinnern. Die Hosenträger mit den „Hirschhorn“-Knöpfen“; vorne ein geknöpfter Latz, darunter die nackten Beine mit den meist schorfbedeckten Knien. Im Winter kratzende Wollstrümpfe, die oben mit einem Strumpfband befestigt wurden. Weitere Ansprüche wurden nicht gestellt. – Das alles gibt es schon lange nicht mehr.

(Wenn ich bei Google Bilder nach dem guten alten Strumpfband oder -halter suche, muß ich erst den SafeSearch-Filter ausschalten, so unanständig ist mein Ansinnen. Übrigens auch bei halbverwitterten Fresken aus Pompeji. Millionen Soft-Pornos sind dagegen frei zugänglich.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.04.2024 um 16.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53108

„Wir wissen heute, wie wenig biologische Zweckvorstellungen ausreichen, die Gestalt lebendiger Wesen verständlich zu machen. (Portmann) So gilt auch für das Spiel, daß die Frage nach seiner Lebensfunktion und seinem biologischen Zweck zu kurz zielt. Es ist in einem ausgezeichneten Sinne Selbstdarstellung.“ (Gadamer: Wahrheit und Methode. Tübingen 1960:103)

Der philosophierende Außenseiter Portmann war zwar ein Lieblingsautor der Nachkriegszeit, wird aber unter Biologen gerade in dieser Hinsich keineswegs anerkannt. Nicht alle Merkmale sind adaptiv, aber „Selbstdarstellung“ sind sie nicht. Das hat biologisch keinen Sinn. Auch wird immer mehr, was man früher für Schmuck und Schönheit hielt, als durchaus adaptiv erkannt. („Biologische Zweckvorstellungen“ verfehlen allerdings den verpönten Darwinismus von Grund auf.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.04.2024 um 14.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53089

zu #53071:

Es gibt in Amerika und Westeuropa sehr viele Stimmen, die die westliche Haltung in diesem Krieg kritisieren, und die dazu dann naturgemäß ähnliche Argumente gebrauchen wie Putin. Sie alle einfach als Putins Propagandanachbeter abzutun, ohne sich inhaltlich damit zu beschäftigen und, wenn möglich, sachlich zu widerlegen, halte ich für falsch. Kein Wunder, daß man unterwegs immer mehr Menschen trifft, die der westlichen Rhetorik nicht glauben. Man muß darüber diskutieren können, ohne belächelt oder gleich putinscher Propaganda bezichtigt zu werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.04.2024 um 05.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53084

Klimaschutz als Menschenrecht? Ob der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte sich da nicht ein wenig verhoben hat? Und Nicaraguas (!) Klage gegen Deutschland wg. Beihilfe zum Völkermord ist auch nicht ernster zu nehmen, wenn auch aus ganz anderen Gründen. Beides schadet den Gerichten, die sich mit so etwas abgeben.
Es ist absehbar, daß Ankläger, Verteidiger, Gutachter sich unendliche Schlachten liefern werden. Außer dem angedeuteten allgemeinen Schaden sind keine konkreten Folgen zu erwarten. Jeder möchte natürlichweise in einer besseren Welt leben, aber so wird man ihr nicht näherkommen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.04.2024 um 01.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53081

Absolute Klarheit über die tatsächliche Kriminalität und deren Entwicklung kann keine Statistik liefern. Eine Statistik über von der Polizei endbearbeitete Fälle gibt Auskunft über ebendiese Fälle, eine solche über rechtskräftig verurteilte Täter über ebenjene. Zahlreiche Faktoren verhindern eine realitätsgetreue Dokumentation der Verhältnisse bis ins allerletzte Detail, weil eben vieles im Verborgenen stattfindet. Bei bestimmten Deliktgruppen ist die Dunkelziffer extrem hoch, weil die Straftaten, aus welchen Gründen auch immer, gar nicht erst angezeigt werden oder weil die Polizei bei der Strafverfolgung andere Schwerpunkte setzt. Allein schon aus Personalmangel bleiben viele Straftaten unentdeckt, denken Sie etwa an Ladendiebstähle. Die geringste Dunkelfeldkriminalität dürfte es in einem Überwachungsstaat geben, in dem den Verfolgern so gut wie nichts entgeht. Wobei zu befürchten steht, daß sich deren Arbeit einseitig auf (vermeintlich) systemgefährdende Aktivitäten konzentriert, was das Lagebild auch wieder verzerrt.

Es besteht immer die Gefahr, daß statistische Daten nicht mit der nötigen Sorgfalt interpretiert oder zu bestimmten Zwecken mißbraucht werden. Das würde aber auch für die Statistik über rechtskräftig verurteilte Straftäter gelten. Wenn die langjährige Erfahrung zeigt, daß es zwischen der PKS und der Verurteiltenstatistik keinen nennenswerten Unterschied hinsichtlich bestimmter Delikt- oder Tätergruppen gibt, lassen sich aus der PKS durchaus Trends ablesen. Bei auffälligen Veränderungen, die zu Diskussionen Anlaß geben, kann man immer noch einen Abgleich der Statistiken vornehmen. Doch selbst wenn dabei signifikante Unterschiede zutage treten sollten, ist man nicht im Besitz der Wahrheit. Auch diese Unterschiede müssen wieder interpretiert werden. Usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2024 um 18.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53080

Im Umgang mit sehr alten Menschen erlebt man, daß ihre Ausfälle an Gedächtnis und Konzentrationsfähigkeit vor allem auf die Gegenwart beziehen. Aus ferner Vergangenheit erzählen sie hingegen längere Episoden durchaus kohärent und sogar mit Humor. Mir fällt dann immer auf, wie sehr wir durch Erzählungen zusammengehalten werden. Ich bin meine Geschichten – viel mehr als meine Ansichten.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.04.2024 um 15.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53079

Gibt es wirklich verschiedene Fragen? Die Frage, über die die Medien z. Z. berichten, heißt ganz klar: Ist die Ausländerkriminalität gestiegen? Und die richtige Antwort kann man ebenso klar nur anhand der Täterzahlen geben.

Wenn, wie Herr Metz natürlich einleuchtend sagt, die Strafverfahren sich lange hinziehen, dann hat man eben die ganz genauen Zahlen erst ein Jahr später, aber man kann aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre ausgehend von den Polizeistatistiken sofort ziemlich verläßliche Hochrechnungen über die Täter machen.

Eine professionell erstellte Hochrechnung über die Täterzahlen wäre tatsächlich aussagekräftig hinsichtlich der Frage (s. o.), hingegen ist eine Statistik über Verdächtige m. E. wertlos bzw. verlagert die entsprechend notwendige Hochrechnung nur in die Köpfe aller einzelnen Medienkonsumenten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2024 um 13.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53078

Darauf hat Herr Metz gestern schon geantwortet. Und was heißt "richtig" und "worauf es ankommt"? Es gibt eben verschiedene Fragen und verschiedene Antworten. Und solange klar gesagt wird, was für Daten es sind, kann mancher damit schon jetzt etwas anfangen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.04.2024 um 13.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53077

zu #53066:

Wenn es die andere, richtige Statistik auch gibt, dann ist es ja umso unverständlicher, weshalb man einen steigenden Ausländeranteil so medienwirksam nur an Verdächtigen festmacht.

Und wenn sich die Zahlen bei Verdächtigen und Verurteilten nachweislich nicht wesentlich unterscheiden, dann sollten sich die Medien halt auch statt auf Verdächtige unmittelbar auf Täter beziehen. Auf sie kommt es schließlich an, nicht auf Verdächtige!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 10.04.2024 um 12.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53076

Ihr Gedanke war wohl, daß »es wird zeit meines Lebens passieren« mißverstanden werden könnte im Sinne von »es wird mein ganzes Leben dauern«. Aber diese Gefahr besteht meines Erachtens nicht, weil »passieren« bei einem punktuellen Ereignis den Eintritt desselben bezeichnet (bzw. »nicht passieren« den Nichteintritt).
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 10.04.2024 um 12.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53074

Aber wenn Sie »zeit meines Lebens« im Sinne von »irgendwann/punktuell im Laufe meines Lebens« verstehen, warum sollte dann die Negation oder das Wort »noch« eine Rolle spielen? Dann kann das Ereignis in dieser Zeitspanne doch sehr wohl eintreten. Für »sagbar« halte ich Ihre beiden Sätze, ich habe mich ja auch bewußt vorsichtig ausgedrückt (»recht ungewöhnlich«). Ich würde über beide Sätze stolpern. Die Beispielsätze im DWDS (https://www.dwds.de/wb/zeit%20meines%20Lebens?o=zeit+meines+lebens) finde ich allesamt unauffällig, sie entsprechen meinem Sprachgefühl. Aber wir müssen uns nicht einigen. Ein »Störgefühl« verschwindet ja nicht dadurch, daß ein anderer sagt, er habe dieses Gefühl nicht, und es entsteht auch nicht, bloß weil ein anderer es hat.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.04.2024 um 11.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53073

Ich würde Ihnen, lieber Herr Metz, auf jeden Fall recht geben, wenn es rein positiv ausgedrückt wird:

"Es wird mit großer Wahrscheinlichkeit zeit meines Lebens passieren."

Das wäre schlecht gesagt, weil ein bestimmtes punktuelles Ereignis niemals über eine längere Zeit hinweg passiert.
Aber negativ, wie im besprochenen Fall, würde ich es nicht beanstanden:

"Ich dachte nicht, daß es zeit meines Lebens noch passiert."

Hier geht es ja durchaus sowohl um die gesamte Lebenszeit, als auch um den Zeitpunkt, und es wird ausgedrückt, daß dieser in der gesamten Zeit vermutlich nicht eintreten wird.
Selbst ohne ausdrückliche Negation, nur durch das Wort "noch", wird dieser Effekt erreicht. Folgenden Satz hielte ich (im Gegensatz zu meinem ersten) für sagbar:

"Es wird mit großer Wahrscheinlichkeit zeit meines Lebens noch passieren."
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 10.04.2024 um 07.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53072

Zu #53067:
Wobei mir »zeit meines Lebens« hier recht ungewöhnlich erscheint. Meint »zeit meines/seines usw. Lebens« nicht normalerweise die gesamte Lebensspanne (eventuell auch die gesamte bisherige oder noch verbleibende) und nicht einen willkürlichen Zeitpunkt innerhalb dieser Spanne, worum es hier ja geht? Ich habe mich zeit meines Lebens bemüht; ich werde das zeit meines Lebens nicht vergessen; sie hat sich zeit ihres Lebens um ihre Kinder gekümmert. Ich vermute eine etwas verunglückte Übersetzung. Statt »Ich dachte nicht, daß es zeit meines Lebens noch passiert« könnte man vielleicht besser formulieren: »Ich hätte nicht gedacht, daß es (noch) zu meinen Lebzeiten passiert.« Im Original hat er offenbar gesagt: »I didn’t think it would happen in my lifetime«.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2024 um 07.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53071

Nachlese:

Auf einer kurzen Reise traf ich mehrere Menschen, die ungefragt die ganze Litanei von Putins Kriegspropaganda herunterbeteten, bis in den Wortlaut gleich. Ich lasse sie reden und beschränke mich auf ein skeptisches Lächeln.
Trump umwirbt die Evangelikalen, Putin die Russisch-Orthodoxen, jeder für seine Zwecke. Den Russen wird eingeredet, sie kämpften um die Rettung des russischen Wesens gegen die westlichen Satanisten (das sind wir).
Zu einem runden Geburtstag gratuierte mir kürzlich auch der bayerische Ministerpräsident. Er pries das schöne Bayern und empfahl sich als derjenige, der dafür sorgen wird, daß es so bleibt. Das Ganze las sich eher so, als ob ich ihm gratulierte und nicht umgekehrt.
Die Verwaltungsgemeinschaft hingegen teilte eine Woche vorher mit, es sei üblich, dem Jubilar persönlich zu gratulieren, und fragte an, ob ich einen Besuch des Herrn Bürgermeisters wünsche, bitte ankreuzen ja/nein. Mehr als deutlich stand zwischen den Zeilen: „Bloß nicht!“ Das konnte ich aber gut verstehen, und weil ich den Herrn Bürgermeister erst vor kurzem besucht hatte und sowieso wie an jedem Geburtstag auszubüxen vorhatte, konnte ich ihm den Aufwand leichten Herzens ersparen.
Früher wünschte man einander „Gottes Segen“, heute „vor allem Gesundheit“. Da kann man nichts falsch machen. „Seasonal greetings!“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2024 um 05.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53069

Zum zweitenmal innerhalb von vier Wochen bringt die SZ im Wirtschaftsteil einen Beitrag über die „Zukunftsforscherin“ Amy Webb (von derselben Journalistin), und wieder wird ihre Äußerung zitiert, Deutschland gehe ihr auf die Nerven. Konkreter wirds nicht, unerträglicher Phrasendrusch. Solche Paradiesvögel werden mit Auszeichnungen überhäuft und in der ganzen Welt herumgereicht. Irgend etwas habe ich falsch gemacht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2024 um 04.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53067

"Ich dachte nicht, dass es Zeit meines Lebens noch passiert", sagte Higgs dem Fachblatt "New Scientist" mit Blick auf die Bestätigung seiner Theorie. (ZDF zum Tod von Higgs)

Entspricht zwar nicht dem Buchstaben, wohl aber dem Geist der Rechtschreibreform: einmal Substantiv – immer Substantiv.

Den Namen "Gottesteilchen" für seine Entdeckung lehnte der Atheist ab.

Was die Medien natürlich nicht hindert, ihm bis in alle Ewigkeit dieses Gottesteilchen anzuhängen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2024 um 04.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53066

Die Statistik nach verurteilten Straftätern gibt es natürlich auch. Der Ausländeranteil ist nicht sehr verschieden von dem der Tatverdächtigen. Man könnte meinen, daß Ausländer häufiger unter Verdacht geraten, aber das scheint nicht der Fall zu sein.

Mir fällt etwas anderes auf, was uns hier mehr betrifft:

In Berichten und Kommentaren über Ausländerkriminalität wird der Begriff „Ausländer“ weitgehend vermieden. (Schon lange hält der Duden das Wort für abwertend.) Man spricht von Nichtdeutschen, Menschen ohne deutschen Paß, Geflüchteten (was viele nicht sind); bei konkreten Straftaten wird der Verdächtige in einer „Gemeinschaftsunterkunft“ festgenommen usw. Die jungen Männer, bekanntlich überall die kriminellste Kohorte, „tragen das höchste Risiko, straffällig zu werden“ – als ob es ein Schicksal wie Krebs wäre, wofür man nichts kann. Aus einem Kommentar in der SZ vom 9.4.24: „Gerade junge Männer, die um die halbe Welt geflohen sind und auch in Deutschland wenig Perspektive haben, tragen im Reisegepäck ein höheres Risiko, straffällig zu werden, als Menschen, die in Wohlstand und rechtlicher Sicherheit sozialisiert sind. Das ist unstrittig.“ Also sind eigentlich wir schuld. So reden sie daher und wissen vielleicht gar nicht, was sie anrichten.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.04.2024 um 23.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53065

Vielleicht hat es auch damit zu tun, daß sich Strafverfahren oft sehr lange hinziehen, so daß die Feststellung eines Tatverdächtigen durch die Polizei und seine eventuelle Verurteilung zum Teil nicht im selben Jahr erfolgen; bei Straftaten in den letzten Monaten eines Jahres ist ohnehin nicht mit einer rechtskräftigen Verurteilung im selben Jahr zu rechnen. Da bei Abschluß des Strafprozesses alle benötigten Daten bekannt sind, müßte sich auch eine bereinigte Statistik erstellen lassen. Ob das geschieht, weiß ich nicht.

Das BKA schreibt:

In der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) werden die der Polizei bekannt gewordenen und von ihr endbearbeiteten Straftaten erfasst. Nicht enthalten sind
– Staatsschutzdelikte,
– Verkehrsdelikte (mit Ausnahme der Verstöße gegen §§315, 315b StGB und 22a StVG),
– Straftaten, die außerhalb der Bundesrepublik Deutschland begangen wurden,
– Ordnungswidrigkeiten,
– Verstöße gegen strafrechtliche Landesgesetze,
– Delikte, die nicht in den Aufgabenbereich der Polizei gehören (z.B. Finanz- und Steuerdelikte) sowie
– Delikte, die unmittelbar bei der Staatsanwaltschaft angezeigt und ausschließlich von ihr bearbeitet werden.

Die PKS ist eine sogenannte Ausgangsstatistik. Das bedeutet, sie enthält nur die „endbearbeiteten“ Straftaten. Das heißt, die Fälle finden erst Eingang in die Statistik, wenn die polizeilichen Ermittlungen abgeschlossen sind und die Akten an die Staatsanwaltschaft abgegeben wurden.

(https://www.bka.de/DE/AktuelleInformationen/StatistikenLagebilder/PolizeilicheKriminalstatistik/PKS2023/Polizeiliche_Kriminalstatistik_2023/Polizeiliche_Kriminalstatistik_2023.html)

Siehe auch hier: https://www.makepeace.de/wissen-aktuelles/das-problem-mit-der-polizeilichen-kriminalstatistik/.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.04.2024 um 13.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53064

In letzter Zeit wird wieder viel über Ausländerkriminalität geschrieben, so der heutige MM-Artikel "Ausländerkriminalität steigt stark":

Von den knapp 2,25 Millionen Tatverdächtigen waren 923 269 Ausländer, das sind rund 41 Prozent. Die Beamtinnen und Beamten melden einen starken Anstieg der nichtdeutschen Tatverdächtigen um 17,8 Prozent.

Was mich hier immer wieder umtreibt, wieso wird in diesem Zusammenhang ständig von Tatverdächtigen gesprochen und nicht von Tätern?

Was kann ein Unschuldiger dafür, wenn er verdächtigt wird? Wollen wir im Falle einer Straftat wirklich wissen, wer alles verdächtigt wird oder nicht vielmehr, wer der Täter ist? Was ist schließlich zu verurteilen, daß jemand verdächtig ist, oder daß er schuldig ist?

Es muß doch möglich sein, solche Statistiken nicht nur über Verdächtige anzulegen, was in meinen Augen nicht viel Wert hat, sondern über rechtskräftig verurteilte Straftäter! Falls das schwieriger ist, dann muß man es eben in Kauf nehmen und angehen, anstatt etwas Nichtssagendes über Verdächtige zu schreiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2024 um 09.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53036

Heute „frohlocken“ die Grünen, weil in Deutschland die Lichter ausgehen (wegen Abschaltung von Kraftwerken). Auf welcher Seite der Aprilscherz zu suchen ist, wird sich im Laufe des Tages herausstellen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.03.2024 um 16.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53024

Aus dem Koalitionsvertrag der gegenwärtigen Regierung:
„Ausbildung und Dienst an der Waffe bleiben volljährigen Soldatinnen und Soldaten vorbehalten.“
(Gesetzlich ist ein Mindestalter von 17 - bei Einwilligung der Eltern - für den freiwilligen Wehrdienst vorgesehen.)
„Wir werden das aktive Wahlalter für die Wahlen zum Europäischen Parlament auf 16 Jahre senken. Wir wollen das Grundgesetz ändern, um das aktive Wahlalter für die Wahl zum Deutschen Bundestag auf 16 Jahre zu senken.“
Wie paßt das zusammen?
Anlaß meiner Frage ist der aktuelle Bericht, daß mehr 17jährige sich bei der Bundeswehr bewerben. Sie werden vielleicht nicht gerade Parteien wählen, die ihnen das verwehren wollen, während sie Wahlen als eine Art Spielwiese offenhalten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.03.2024 um 06.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53021

Warum verwendet Hegel in der „Wissenschaft der Logik“ den falschen Beispielsatz „Aristoteles ist im 73. Jahre seines Alters, in dem 4. Jahr der 115. Olympiade gestorben“? Ist das ein Druckfehler, oder spielt die falsche Zahl 73 (statt 63) eine Rolle? Die Stelle wird oft zitiert, aber stets ohne entsprechenden Kommentar. Ich kenne natürlich nur einen kleinen Teil der Literatur.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.03.2024 um 01.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53005

Ja, man vergißt schnell, was damals im ukrainischen Bürgerkrieg los war. Auf bpb.de (Bundeszentrale für politische Bildung) findet man in der Kriegschronik, z. B.:

24.09.2018
In Lwiw greift in der Nacht auf den 24. September eine mit Messern bewaffnete Gruppe von ca. 20 Neonazis eine Gruppe von linken Aktivisten an und verletzt mehrere Personen. Ein schwerverletztes Opfer muss im Krankenhaus reanimiert werden. Die Angreifer sollen Augenzeugen zufolge dem "Nationalen Korps" angehören, das mit dem Asow-Freiwilligenbataillon in Verbindung steht. Im vergangenen Jahr gab es in der Stadt mehrere ähnliche Vorfälle; der Polizei wird Tatenlosigkeit und Kooperation mit dem "Nationalen Korps" vorgeworfen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.03.2024 um 20.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53004

Ich entdecke immer wieder Beispielsätze, die ich vor Jahren aus linguistischem Interesse aufgeschrieben habe und die heute inhaltlich in neuem Licht erscheinen. Zum Beispiel im Dezember 2018: „Putin schließt Frieden mit derzeitiger ukrainischer Regierung aus.“ (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1627#40247)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.03.2024 um 17.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52985

Am Waldrand steigen zwei Männer aus dem Auto. Ich höre den einen sagen: „...und dann bauen sie in diese schöne Gegend Windräder, die mit Diesel betrieben werden – reine Ideologie!“
Ähnlich habe ich es schon öfter gehört. Die Windräder müssen ja irgendwie angetrieben werden, damit sie Wind machen. Und das soll dann irgendwie gut für das Klima sein (vielleicht weil es die Abgase der Autos vertreibt, die am Waldrand parken?). Übrigens sind hier gar keine Windräder geplant, mit welchem Antrieb auch immer.

Im vergangenen Jahr wurden weltweit über 500 Gigawatt „erneuerbare Energie“ hinzugebaut. In gewissen Kreisen verbreitet man die Meinung, daß die Energiewende eine ideologische Besonderheit der Deutschen sei. Dabei ist Deutschland in dieser Hinsicht nur Mittelmaß. Aber in jenen Kreisen hält man ja auch Corona für eine Erfindung, mit der die Kommunistin Merkel die Bürger gefügig machen und ihre Herrschaft verewigen wollte. Sie hat sich dann zwar zurückgezogen, aber nur zum Schein, denn im Hintergrund zieht sie weiterhin die Fäden, zusammen mit Bill Gates usw., Sie wissen schon...

Im Radio werden die Gründe der niedrigen Geburtenrate aufgezählt. Der entscheidende fehlt: die Kinderbetreuung. Wenn man in der eigenen Familie oder bei Bekannten erlebt, wie schwer es besonders für junge Mütter ist, auch nur ein einziges Kind mit der Berufstätigkeit zu vereinbaren, kann man gut nachfühlen, daß sie kein zweites wollen. Am besten ist es natürlich, gar keine Kinder zu haben, sondern im Rundfunk über die Gründe der Kinderlosigkeit zu räsonieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.03.2024 um 05.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52970

Auch Despoten lassen sich gern "wählen" und erkennen damit implizit die Überlegenheit der Demokratie an. Allerdings könnten die "Wähler" auf den Gedanken kommen, daß eine Wahl ohne Alternativen vielleicht keine richtige ist.
In der DDR wurde der akklamatorische Charakter der Wahl mit dem Argument gerechtfertigt, die eigentliche Auswahl der Kandidaten habe schon vorher, in den unzähligen Versammlungen und "Aussprachen", stattgefunden. Es mußte alles "demokratisch aussehen" – immerhin.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.03.2024 um 05.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52967

Ich muß gestehen, daß ich die "Insel Felsenburg" auch nur in der nochmals um die Hälfte gekürzten Tieckschen Bearbeitung (bei Reclam) gelesen habe. Seinerzeit hatten die Romane ja die Eigenschaft, sich über viele tausend Seiten auszudehnen. Die Hoffnung des modernen Herausgebers, neue Leser für das Buch zu gewinnen, dürfte sich kaum erfüllt haben. Heute kurven die Abenteurer gleich im Weltall herum oder reisen mit Zeitmaschinen, und der religiöse Hintergrund interessiert sowieso keinen mehr.
Ballantynes Buch liegt mir übrigens auch nur in einer gekürzten Ausgabe (Puffin) vor.
Ich muß oft an die fromme bildende Kunst denken und stelle mir gern vor, daß es in der Künstlerwerkstatt wohl nicht viel anders zuging als heutzutage. Das hübsche Mädchen sitzt Modell für eine wunderbare und vielleicht wundertätige Maria mit dem Jesuskind, aber erst einmal ist es ein hübsches Mädchen, so dann auch für die Betrachter.
An vielen Robinsonaden wie der "Koralleninsel" erschreckt den heutigen Leser die Darstellung der gottlosen Wilden, die denn auch gleich im Dutzend erschlagen und begraben werden. Als Kannibalen (Gruselreiz!) haben sie es nicht besser verdient.
Bei Defoe fand ich als kindlicher Leser einer Jugendausgabe immer besonders reizvoll, wie der Mensch sich unter den widrigsten Bedingungen zu helfen weiß. Ungefähr gleichzeitig las ich auch die "Höhlenkinder", die mich auch mit den alten Bildern enorm beeindruckten; die Schwächen störten mich nicht im geringsten. Sonnleitner (mit dem unaussprechlichen eigentlichen Namen) hat sich Mühe gegeben, das Geschehen einigermaßen glaubwürdig erscheinen zu lassen.

Allerdings: Wenn der kindliche Leser noch nicht weiß, wo die kleinen Kinder herkommen, lernt er es aus diesem pädagogischen Roman auch nicht. Die drei Jungs auf der Koralleninsel stehen ja auch auf dem Höhepunkt ihrer Manneskraft, aber das Thema aller Themen kommt nicht vor.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 18.03.2024 um 00.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52965

Zu http://sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52946

Die frühen Robinsonaden sind vor allem religiöse Utopien, wie etwa, neben "Robinson Crusoe", Schnabels "Insel Felsenburg" (eine lutherisch geprägte Variante) zeigt. Wenn man den religiösen Aspekt herausnimmt, ist die Erzählung auf ein schönes Abenteuer mit einer gewissen Anziehungskraft auf Jugendliche reduziert. Die meisten Buchausgaben des "Robinson Crusoe" für Jugendliche sind stark bearbeitet, weil diese Zielgruppe den Text sonst nicht lesen würde.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.03.2024 um 14.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52946

Das Schöne an den beliebten Robinsonaden ist, daß der Anfang auf der Insel zwar schwer ist, die Insel selbst sich aber allmählich als Paradies erweist. Die Schiffbrüchigen haben wenig, aber doch Nützliches vom Schiff retten können (eine Axt, ein Stück Schnur, mit dem man einen Bogen und einen Feuerquirl bauen kann, usw.). Es gibt Fische, Beeren, Nüsse, Knollen und Süßwasser:
„We regarded our lot as a most fortunate one, in being thus cast on an island which was so prolific and so well stored with all the necessaries of life.“ (R. M. Ballantyne: The coral island; die drei Jungen sind 14, 15 und 18.)
In Wirklichkeit gehen Schiffbrüchige schnell zugrunde, und statt Kannibalen erfolgreich abzuwehren, werden sie selbst welche. Es ist eigentlich ganz furchtbar.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2024 um 18.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52921

Wenn die Kassen jedem, der davon profitieren würde, das Medikament Wegovy erstatteten, ergäben sich allein daraus Mehrkosten von 46 Mrd. Euro jährlich, mehr als für alle anderen Medikamente zusammen.

Ein Mediziner, der für die Erstattung der Kosten plädiert, war, wie beiläufig mitgeteilt wird, an der Entwicklung des Medikaments beteiligt. 20 Patente spielen eine Rolle und werden noch viele Jahre gültig bleiben. Die Befürworter sagen: Lieber jetzt Geld in die Hand nehmen, als später für die Folgen noch viel mehr zahlen. Aber das ist eine bloße Behauptung.

Die Anerkennung der Fettleibigkeit als Krankheit (mit zugehörigem Fremdwort) ist keine rein medizinische Frage, sondern auch eine „Bestimmungsleistung“. Auch Mediziner geben zu, daß die Abgrenzung von Lifstyle und Krankheit nicht leicht ist. Wer weniger ißt, nimmt ab. Das ist nicht nur sonnenklar, sondern wird auch durch die Erfahrungen aus anderen Zeiten belegt: In meiner Kindheit gabe es praktisch keine Dicken. Selbst der dicke G., ein Gastwirtssohn in meiner Volksschulklasse, würde heute als normalgewichtig durchgehen, ebenso die wenigen Frauen, die als „stark“ bezeichnet wurden und nur mit Mühe passende Konfektionskleidung fanden. Sogar „der Dicke“ (Ludwig Erhard) war nach heutigen Maßstäben schlank. Die Bezeichnung „Volkskrankheit“ oder das Oxymoron „Zivilisationskrankheit“ sagt eigentlich alles. Die Leute wissen das sehr wohl von einer Pandemie zu unterscheiden. Wir essen zuviel und oft das Falsche, weil es angeboten wird und weil wir es uns leisten können, das ist das ganze Geheimnis. Der Blick in den Einkaufswagen zeigt es: die Hälfte Junkfood, dazu kommt noch der Getränkekasten.

Das philosophische Problem ist: Können oder müssen wir den Menschen als haltloses Opfer von Sucht und suchtähnlichem Verlangen betrachten, oder dürfen wir ihm eine gewisse Freiheit zumuten? (Wirken manche Medikamente nicht sogar besser, wenn man selbst dafür bezahlt?)

Jeder kann abnehmen, wenn er will, aber er kann nicht wollen. Wirklich nicht? Frei nach Kant: Hier ist die Chips-Tüte, dort steht der Galgen. Niemand würde sich für Chips & Galgen entscheiden. Das Problem ist, daß der Galgen im Alltag nicht sichtbar ist und vielleicht nie werden wird (wie der Krebs beim Rauchen, gar nicht zu reden vom Klimawandel).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2024 um 05.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52838

Nicht nur die Ostseelandschaft selbst, sondern auch ihre Darstellung durch den Jubilar C. D. Friedrich wird gegen Flüssiggas-Terminals und Pipelines ins Feld geführt. Aber die früheren Landschaften findet man nirgendwo mehr (iemer mêr owê!). Wie haben uns verzehnfacht und leben hundertmal besser (luxuriöser, wenn man will). Wer den Wandel beklagt, soll sagen, worauf er verzichten will. Es nervt allmählich: Jeder will Strom und immer mehr davon, aber um keinen Preis Windräder oder auch nur Stromleitungen in seiner Nähe. Gut ist auch die Industrieansiedlung (Tesla, Intel...), aber bitte nicht hier! Fledermäuse werden sich finden lassen.
Und noch etwas: Kann man sich wirklich nicht mehr mit Friedrich (auch dem Barbarossa oder Dürer oder Platon...) beschäftigen, ohne auf den Mißbrauch durch die Nazis einzugehen? Entweder haben die sich etwas zu Unrecht angeeignet oder es zu Unrecht verbannt. Die Behauptung, man könne das nie und nirgendwo ausklammern, setzt viele in Arbeit und Brot.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.02.2024 um 12.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52835

Die Regierung möchte ein "Wachstumschancengesetz" durchbringen, die Opposition aber nicht. Ist etwa jemand gegen Wachstumschancen?

Warum gibt es nicht auch gleich ein Wirtschaftskrisenverhinderungsgesetz, ein Wohlstand-für-alle-Gesetz und ein Friede-Freude-Eierkuchen-Gesetz?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.02.2024 um 07.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52823

Es gibt auch erheiternde Nachrichten.

Unter dem Motto "Pferdehaltung muss bezahlbar bleiben" sind am Samstag Pferdehalter mit rund 60 Pferden durch die Kasseler Innenstadt geritten. Dazu haben 200 Menschen zu Fuß demonstriert. Die Veranstalter sprachen von rund 100 Pferden und 250 Teilnehmenden. (18.2.24)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.02.2024 um 15.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52799

Ich denke, der Anteil rechter und linker Wähler im Volk ändert sich insgesamt kaum. Es gibt halt immer realpolitisch bedingte leichte Schwankungen, gut für die Demokratie. Je weiter sich CDU/CSU nach links und grün orientieren, umso mehr Wähler verlieren sie rechts. Genau das hat FJS gemeint, es ist ziemlich logisch und hat nichts mit einem "Rechtsruck" zu tun, wie es auf den Regierungsdemos immer heißt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.02.2024 um 13.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52796

Übrigens ist durch die Werteunion, die doch sicher auch in Bayern antreten wird, die eine Hälfte von "Kreuth" de facto verwirklicht, und die CSU kann nicht einmal mit der anderen Hälfte (Ausdehnung der CSU auf ganz Deutschland) drohen oder zurückschlagen.
"Rechts von der CDU/CSU darf es keine demokratisch legitimierte Partei geben." (FJS 1987)
Jetzt gibt es drei, und sie werden der CSU zu schaffen machen. Aber Söder hält es für richtig, gegen die Grünen zu polemisieren, die er vielleicht bald brauchen wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.02.2024 um 07.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52779

"Nazi-Opa im Keller" (taz über Baerbock)

Baerbock hätte sich über ihre Vorfahren informieren müssen usw.

"Nazi!"
Ich bin kein Nazi.
"Aber dein Papa war Nazi!"
Mein Papa war auch kein Nazi.
"Aber dein Opa war Nazi!"
usw.

Es erinnert an Aesops Fabel:

„Bruder, Vater, Mutter, Vetter, Onkel, wer auch immer es war, sie haben mich beleidigt." rief der Wolf. „Dafür musst Du mir büßen." Er sprang über den Bach, schnappte sich das Lamm und fraß es auf.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.02.2024 um 09.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52774

Würden die USA ihre Militärausgaben halbieren, hätten sie immer noch die höchsten der Welt und lägen in Prozent des BIP vergleichbar mit den übrigen NATO-Ländern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.02.2024 um 06.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52773

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35188

Trump hat auch jetzt wieder deutlich gemacht, daß er die Selbstverpflichtung der Natopartner zu zwei Prozent Militärausgaben auch sieben Jahre später als Tributzahlungen an die USA betrachtet. Es wäre wohl vergeblich, ihm die wirklichen Verhältnisse zu erklären – er würde nicht zuhören oder es gleich wieder vergessen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.02.2024 um 06.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52772

Zu einem Interview in der SZ (15.2.24): Hörls Dürer-Hase war sein größtes Geschäft. Alle 115 Wagner-Skulpturen am Grünen Hügel wurden binnen einer Woche geklaut, dagegen keine einzige Greta Thunberg. Daraus folgt: Greta ist die „meistgehasste Figur“. Oder vielmehr: Die vielen Greta-Verehrer, die es ja gibt, klauen nicht. „Der Bürger klaut alles“ – Ausspruch eines Polizisten gegenüber Hörl. Komische Geschichte, ernsthafte Gedanken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.02.2024 um 06.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52747

Die Neuköllner Integrationsbeauftragte Güner Yasemin Balci geht die Anklage der deutschen Gesellschaft recht sportlich an. Nachdem sie den heutigen Antisemitismus richtig als weitgehend importierten muslimischen Judenhaß identifiziert hat, fährt sie fort:
„Ausgelöst wurde dieses Totalversagen durch eine besondere Spielart des Rassismus: Es gibt, so erscheint es mir, eine spezifisch deutsche Überheblichkeit, die es in den 60er-Jahren (als auch meine Eltern nach Deutschland einwanderten) unmöglich machte, diese Einwanderer als ebenbürtige Bürger zu sehen, mit allen damit verbundenen Rechten und Pflichten. Sie waren ‚Gastarbeiter‘, die hier arbeiten, Geld verdienen und schließlich wieder gehen würden – warum sich mit ihnen befassen? Als man begriff, daß wir gekommen waren, um zu bleiben (wie etwa auch deutsche Einwanderer nach Amerika gekommen waren, um zu bleiben), wurde uns ein exotischer Sonderstatus eingeräumt.“
Das ist Wort für Wort eine krasse Geschichtsfälschung, so auch der Vergleich mit den deutschen Auswanderern. Die Verfasserin, die ihre Herkunft zum Beruf gemacht hat, dürfte wissen, wie es wirklich war. Viele Leser wissen es auch.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.02.2024 um 17.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52735

Der Focus ist doch eigentlich keine Kinderzeitschrift, oder? Wieso schreibt er von Baerbocks "Opa"?

Als ob man damit das vermeintlich so Ungeheuerliche dann doch noch etwas zu Baerbocks Gunsten verniedlichen wollte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2024 um 15.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52734

FOCUS weiß Schreckliches zu berichten:

Akte enthüllt Details über Baerbocks Wehrmachts-Opa, die selbst sie nicht kannte.

So war Baerbocks Opa Ingenieur in einer Einheit, die Flak-Geschütze reparierte.
(...)
Baerbocks Vater stritt sich mit Waldemar, weil dieser eben nicht offen über seine Vergangenheit im Zweiten Weltkrieg sprechen wollte. Erst Ende der Neunziger Jahre, als eine Wehrmachts-Ausstellung durch Deutschland tourte, gestand Opa Baerbock: „Ich war bei der Wehrmacht.“


Es ist möglich, daß heutige Jungjournalisten es für ein Verbrechen halten, bei der Wehrmacht gewesen zu sein. Und die Flak-Geschütze machen doch Menschen tot! Die darf man doch nicht auch noch reparieren! Kein Wunder, daß der Wehrmachts-Opa lange nicht davon sprechen wollte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2024 um 18.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52730

In ihren Jugenderinnerungen, die ich gerade transkribiert habe, erzählt meine Mutter vom Winter 1929 in ihrem Heimatort Witzenhausen, als die Werra so zugefroren war, daß die Eisdecke gesprengt werden mußte, damit sie die mittelalterliche Brücke nicht zerstörte. Das war für die Einwohner ein großes Ereignis. Man sieht auf alten Fotos (https://www.hna.de/lokales/witzenhausen/witzenhausen-ort44473/feuerwehr-muss-eisstau-sprengen-90208412.html), daß die Eisschollen sich tatsächlich bis auf die Landstraße geschoben hatten. (Auf der spielten wir später Fußball, weil nur sehr selten ein Auto vorbeikam.) So etwas hat es seither nicht wieder gegeben. Aber das Schönste kommt noch: Die Werrabrücke wurde gerettet, aber 16 Jahre später sprengten die Deutschen sie, um in den letzten Kriegstagen die amerikanischen Truppen aufzuhalten, natürlich vergeblich. Später wurde der zerstörte Mittelteil durch eine Stahlkonstruktion ersetzt, und von dort sah ich oft sehr lange in das dunkle Wasser mit den langen grünen Strähnen von Flußalgen und einigem blinkenden Zeug hinab, und das ist es eigentlich, was Stefan Georges Gedicht "Stimmen im Strom" immer in mir heraufbeschwört. Später haben die Kalibergwerke oberhalb jedes Leben im Fluß beseitigt, auch die Aale und Weißfische.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.01.2024 um 05.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52697

Die natürliche Reaktion wäre es, Feuer sofort zu löschen, die besten Früchte zu essen, Übelriechendes zu beseitigen usw. Die Menschen mußten lernen und müssen sich noch heute, gestützt durch die Gemeinschaft, ursprünglich auch durch strenge Tabus, „selbst beherrschen“, um das Feuer zu unterhalten, die besten Früchte für die Weiterzucht zurückzuhalten, Fermentiertes zu essen.
Das nachhaltige Wirtschaften hat sich aber nur unvollkommen durchgesetzt. Im globalen Maßstab übersteigt es unsere natürlichen Reaktionen erst recht (Tragik der Allmende, die Welt als Müllkippe usw.). Ob wir diese Aufgabe noch lösen können, bevor wir zugrunde gehen? Es ist schon schwer genug, sie überhaupt zu erkennen, weil eben, siehe oben, allzuviel sich dagegen wehrt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.01.2024 um 06.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52675

Ausstellung vergessener Landschaftsmaler (August und Franz Seidel). Man kann solche Bilder belächeln, aber es hat auch etwas Ergreifendes, wie die Menschen versucht haben, eine verschwindende Natur samt zurechtphantasierter Idylle (Schäfer und anderes Landvolk, Stille) festzuhalten. Ein großer Teil der Menschheit ist heute unterwegs, um etwas Ähnliches zu erleben, aber unter immer künstlicher werdenden Bedingungen, s. Reiseteil der Zeitung. Das Kreuzfahrtschiff zieht zwischen erhabenen Eisbergen hindurch, und alle fotografieren, was sie im Fernsehen schon hundertmal gesehen haben, um es den sprichwörtlichen gelangweilten Daheimgebliebenen zu zeigen. Teuer ist es auch, aber dafür hat man jeden Komfort an Bord, samt Animateur, Arzt, Rollator und Defibrillator.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.01.2024 um 16.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52670

Sogenannte Gartenfreunde tauschen Ratschläge aus, wie man die "Rasenkrankheit" Hexenring bekämpfen kann! Ich habe keinen Rasen, sondern nur einen winzigen Vorgarten, bleibe darum vor jedem Hexenring im Wald und auf den Wiesen andächtig stehen. Den größten Teil des Jahres sieht man in den Wiesen auf der gegenüberliegenden Talseite natürlich nicht die Fruchtkörper, sondern nur die dunkelgrünen, zum Teil sehr großen Ringe, wo das nach außen wachsende Myzel die Mineralisierung gefördert hat. Der Pilz muß "wissen", wohin er sich ausbreiten soll, also chemotaktisch der höheren Nährstoffkonzentration folgen. Das ist doch ein Wunder der Natur, auch abgesehen von den leckeren Mahlzeiten (meistens sind es ja Champignons), die der Sommer bringen wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.01.2024 um 12.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52668

In der Sache gebe ich Nida-Rümelin übrigens recht. Das gehört nicht hierher, aber ich will es mal gesagt haben, damit kein falscher Eindruck entsteht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.01.2024 um 06.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52666

„Der Artikel 21 des Grundgesetzes räumt Parteien eine privilegierte Rolle in der politischen Meinungsbildung ein.“ (Julian Nida-Rümelin, SZ 26.1.24)

Natürlich nicht. Der Artikel spricht von „Willensbildung“. Die Verwechslung ist bezeichnend für unsere Gesellschaft. Ein Philosoph und ehemaliger Minister sollte es aber auseinanderhalten können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.01.2024 um 17.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52652

Eine Fassung meines Aufsatzes ist in mein Fachsprachenbuch eingegangen und kann mit Auslassungen hier gelesen werden:

https://books.google.de/books?id=vPKrBamU3B4C&pg=PA375&lpg=PA375&dq=%22mehr+Wissenschaftler+auf+der+Erde+t%C3%A4tig%22+ickler&source=bl&ots=bMKP73OA_d&sig=ACfU3U2ynIJ1mKEaKUnKe5jIIY8FuqYvSA&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjK6NOV8PODAxWShP0HHW7oCn0Q6AF6BAgIEAM#v=onepage&q=%22mehr%20Wissenschaftler%20auf%20der%20Erde%20t%C3%A4tig%22%20ickler&f=false
-
Ich müßte mal das uralte Skript so bearbeiten, daß es hier eingerückt werden kann.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.01.2024 um 16.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52651

zu #52628:

Sie haben Ihren Okkultismus-Aufsatz im Tagebuch schon oft erwähnt. Steht der evtl. irgendwo im Netz? Ich konnte ihn leider nicht finden, er würde mich interessieren.

Daß man über Politik per Def. (also ursprünglich über die Belange der Stadt) nicht ruhig und sachlich reden können soll, verstehe ich nicht. Ich selbst könnte es mit Sicherheit, aber ich kann natürlich auch nicht für andere garantieren. Wenn wir zu Hause eine gemütliche Stunde mit Freunden plaudern wollten, hieß es oft gleich zu Anfang, aber bitte nicht über Politik. Sei es, daß man wohl doch eine Störung der harmonischen Stimmung befürchtete oder die angeblich politisch nicht interessierten Frauen nicht langweilen wollte. Aber erstens treffen wohl hier auf uns die Bedingungen einer gemütlichen Kaffeerunde nicht ganz zu, und zweitens hieße das ja, in einer politischen Diskussion sind Beleidigungen gewissermaßen vorprogrammiert und unausweichlich. Das kann doch sicherlich nicht so sein.
Aber das soll auch nur eine allgemeine Anmerkung sein. Ich verstehe, daß tiefergehende, spezielle politische Erörterungen den Rahmen dieses Forums sprengen würden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.01.2024 um 10.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52643

Je höher die Lebenserwartung steigt, desto häufiger stößt man auf eine Erscheinung, die als Altersschamlosigkeit bezeichnet wird und viel zu wenig erforscht ist. Ich meine nicht die groben Ordnungswidrigkeiten im Stadtpark, sondern ein enthemmtes Auftreten von "Publizisten", die sich in ihren besseren Zeiten zum Beispiel durch edle Griechentümlichkeit und dergleichen für jede Festrednerei empfahlen.

(Gefahr erkannt – Gefahr gebannt. Hoffentlich.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.01.2024 um 05.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52640

Wußten Sie schon, daß die Bauernaufmärsche ein echter spontaner Volksaufstand gegen die Ampelregierung sind, die Demonstrationen gegen die Rechten dagegen eine von Kanzler Scholz inszenierte Veranstaltung? Ich wußte es nicht, aber jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen.

„Statt Politikänderung liefert die Ampel Aufmärsche gegen die Mittelstandsproteste“ (Roland Tichy 21.1.24)

Der Ampel wird sonst immer vorgeworfen, daß sie nicht liefert, aber jetzt liefert sie erstaunlich effizient. In manchen Städten mußten die Demonstrationen sogar abgebrochen werden, weil zu viele Menschen kamen. Was hat sich Scholz nur dabei gedacht, solche Massen auf die Straßen zu beordern?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.01.2024 um 09.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52633

Noch mal zum Thema Klatsch und Tratsch ("soziale Medien"): Nur aus zweiter Hand höre ich, daß die üblichen Verdächtigen der Außenministerin vorgehalten haben, sie trage eine Armbanduhr für 38.000 Euro. Das wäre nicht schlimm, denn die aus der gleichen Richtung verehrten Politiker tragen allerlei derselben Preisklasse, ohne gerüffelt zu werden. Wie sich inzwischen herausstellt, ist das Prachtstück von Casio und kostet knapp 60 Euro. (Meine kostet nur 13 Euro und läuft und läuft.)

Korrekturen dieser Art bleiben oft aus und werden sowieso wenig beachtet, im Gegensatz zur Dreckschleuderei, die ja einen unerschöpflichen Unterhaltungswert hat. Das ist es ja, was viele grundsätzlich darauf verzichten läßt. Man lebt schließlich nur einmal.

Natürlich kann ich Überschriften nicht entgehen, die mir immer wieder einhämmern, wieviel Steuergeld Frau Baerbock für ihr gutes Aussehen ausgibt. Natürlich Peanuts, wenn man richtig rechnet. Außerdem ist es wohl unbestreitbar, daß das Aussehen von Politikern enorm wichtig ist. Zusammen mit dem sonstigen Auftreten – alles sogenannte Äußerlichkeiten – kann es geradezu weltgeschichtliche Bedeutung haben, wenn nämlich Wahlchancen davon abhängen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.01.2024 um 04.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52628

Hab’s gelesen und "stecke es ein", trotz der Vorwürfe. Nur damit an dieser Front Ruhe herrscht.

Allgemeine Bemerkung: Politik ist sozusagen per def. dasjenige, wo es nicht ruhig und sachlich zugehen kann. Darum wird das Thema wie auch Religion in der "gesitteten" Konversation vermieden.

Wenn ich (gewissermaßen als Regisseur meines eigenen Tagebuchs) hier manchmal etwas zu Politik oder Religion sage, dann nur, um meine Karten auf den Tisch zu legen. Auch kann man Sprachkritik ohne Sachkritik nicht betreiben. Diese Frage habe ich mir zu Beginn meines Okkultismus-Aufsatzes gestellt und beantwortet. Wenn "anything goes" (Feyerabend), läßt sich die Sprache des Obskurantismus nicht einmal abgrenzen und erst recht nicht untersuchen. Die Rhetorik derer, die nicht recht haben, also der Querdenker aller Art, muß auch heute erst einmal dingfest gemacht werden.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.01.2024 um 21.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52627

Natürlich, ich habe ja hier schon einiges eingesteckt und darauf verzichtet, mit gleicher Münze zurückzuzahlen. Bin auch nicht allzu nachtragend und habe das bald vergessen.

Schade finde ich nur, daß wir es nicht schaffen, sobald es politisch wird, gesittet miteinander zu streiten. Darunter verstehe ich eine rein sachliche, vernünftige Argumentation ohne persönliche unbegründete Anschuldigungen und Beleidigungen. Keine Allgemeinplätze, sondern möglichst immer konkret. Natürlich keine extremistischen Ansichten. Intelligente Menschen müßten das doch können. Niemand in dieser Runde muß darüber aufgeklärt werden, wer die Nazis und die Kommunisten waren und was sie getan haben.

Über den Artikel von Jürgen Kaube ließe sich sicher einiges sagen, auch gerade in sprachlicher Hinsicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.01.2024 um 18.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52626

Lieber Herr Riemer, wollen wir es nicht lassen? Ich dachte, wir hätten uns (wenigstens stillschweigend) darauf geeinigt. Herr Schaefer hat einen Hinweis gegeben, durchaus unverfänglich, wie ich finde, und daran soll nun der alte Streit sich aufs neue entzünden? Bitte nicht!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.01.2024 um 18.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52625

Ich gestehe Herrn Schaefer gern zu, daß er es genauso gemeint hat, wie Sie sagen, lieber Prof. Ickler. Dennoch finde ich, daß er manchmal Dinge sozusagen etwas zu fatalistisch, auch unklar ausdrückt. Wenn er so undifferenziert DIE Rolle der sozialen Medien kritisiert, klingt das m. E. schon so, als meine er, sie seien generell schlecht. Es ist ja ähnlich mit den "aberwitzigen Diskussionen". Wenn man sich so äußert, weiß niemand, was genau damit gemeint ist. Man schreibt irgendwas und geht kein Risiko ein, weil man hinterher immer sagen kann, man habe es ganz anders gemeint.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.01.2024 um 17.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52623

Diese Entgegnung, lieber Herr Riemer, ist nicht logisch. Daß Medien eine fatale Rolle spielen, bedeutet ja nicht, daß sie insgesamt und in jeder Hinsicht fatal sind. Man kann z. B. auch der deutschen Sprache vorwerfen, daß sie irreführend ist, und sie trotzdem weiterhin benutzen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.01.2024 um 17.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52621

Was Kaube leider nicht erwähnt, ist die fatale Rolle der sogenannten "sozialen" Medien.

Wenn diese Rolle so fatal ist, warum beteiligen Sie sich daran?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.01.2024 um 12.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52620

Vielleicht sollte man integrationswilligen Migranten raten, ihre Namen einzudeutschen oder gleich ganz zu wechseln, wie es unzählige Einwanderer in den USA getan haben, Identität hin oder her. (Einbürgerung IST ein gewisser Wechsel der Identität: man kann nicht Amerikaner werden und armenischer Patriot bleiben.) Das war ein rein praktische Frage: Als Issur Danielowitsch konnte man selbstverständlich keine Filmkarriere machen. Auch Elke Schletz – um in der Nachbarschaft zu bleiben – ist für die Amerikaner nicht leicht.
In Deutschland wurden die slawischen Namen der (keineswegs nur) „polnischen“ Zuwanderer (Ruhrpolen) oft vereinfacht, niemand hatte da irgendwelche Bedenken.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.01.2024 um 10.59 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52619

Bayern ist immer ein wenig hinterher. Da muß Elternteil 2 das Geld ranschaffen und Elternteil 1 die Kinder hüten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.01.2024 um 08.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52618

Zur Aufhellung des trüben Morgens kommentiert Kurt Kister in der SZ den "Stadtbauernhut" (SBH), also die Kopfbedeckungen, mit denen Söder, Özdemir und andere sich zeigen. Sehr lustig mit den Fotos von ladenneuen Filzen (und dem dito Karohemd des Schwaben).
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 19.01.2024 um 02.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52616

Der außerordentlich kluge und gebildete Leiter des F.A.Z.-Feuilletons, Jürgen Kaube, stellt die aberwitzige(n) Diskussion(en), die derzeit stattfinden, dankenswerterweise vom Kopf (wohl besser: Maul) auf die Füße: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/umvolkung-von-oben-die-afd-und-die-irrwege-der-migrationsdebatte-19457947.html

Was Kaube leider nicht erwähnt, ist die fatale Rolle der sogenannten "sozialen" Medien.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2024 um 10.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52613

Söder bleibt bei seiner Forderung: Mehr Deutsch und weniger Englisch an Grundschulen. Der Grund ist zwar das fragwürdige PISA-Ergebnis, aber mehr Deutschunterricht ist schon deshalb gerechtfertigt, weil die erleichterte Rechtschreibung größere Anstrengungen nötig macht. Hinzu kommt die kreative Kunst des Genderns, die auch deshalb größte Aufmerksamkeit erfordert, weil die Kinder bis zur Geschlechtsmündigkeit selbst nicht wissen dürfen, ob sie Männchen oder Weibchen oder divers-divers sind. Statt bei Englisch etwa bei christlicher Religionslehre zu kürzen kommt Söder so wenig in den Sinn wie die Befragung der Eltern nach ihren Wünschen.

Gestern war übrigens weithin die Schließung der Schulen wg. Glatteis angeordnet, in unserer Gegend unnötigerweise: alle hätten ohne weiteres zur Schule kommen können. Tausende von berufstätigen Eltern stellt so etwas immer vor große Probleme, viele nehmen sich dann notgedrungen selbst einen Urlaubstag. Das ist nur ein wiederkehrendes Indiz dafür, wie schlecht es um die Kinderbetreuung hierzulande steht. Man hört immer mit: Die Mütter sollen gefälligst zu Hause bleiben.
 
 

Kommentar von E-Bike-Vollgasfahrer, verfaßt am 17.01.2024 um 19.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52609

Falls die Zweijährige noch nicht in den Einstellungen rumdaddeln und das Klingeln abstellen kann (und der Akku noch mitspielt), reicht ein Anruf aufs eigene Telefon. Läßt sich mit den Kleinen auch als Spiel durchführen. "Isch ruf Disch an ..."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.01.2024 um 09.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52606

Die Zweijährige liebt Ordnung. Wenn die Mutter ihr Smartphone vermißt, muß sie nur die Tochter fragen. Die geht ohne Zögern zu ihrer Puppenküche und holt das Handy aus dem Backofen. Das ist eine echte Hilfe, ohne die es Jahre hätte dauern können, bis das teure Ding zufällig gefunden worden wäre.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.01.2024 um 06.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52603

Trump zeigt gern mit nacktem Finger auf angezogene Menschen. Uns Kindern wurde beigebracht, daß sich das nicht gehört. (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1627#40223) Auch Lehramtskandidaten lernen es. Es ist ja nicht die traditionelle Herrschergeste des wegweisenden Führers von Augustus bis Kim, die weit ins Ungewisse zeigen.
„Der Vulgäre zeigt mit dem Daumen, der ‚Durchschnittliche‘ mit dem Finger, der Gebildete mit der Hand.“ (Ernst Leisi) Man spürt geradezu, wie man das Aggressiv-Spitzige vermeidet, wenn man den Zeigefinger in dieser Weise „einsteckt“.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 15.01.2024 um 00.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52593

Um das Thema der Digitalisierung um jeden Preis bzw. ohne analoge Alternative für Notfälle nochmals aufzugreifen, hier zwei besonders schwerwiegende Fälle aus Großbritannien, nämlich erstens die seit Monaten nach einem Cyberangriff lahmgelegte British Library (vgl. https://www.standard.co.uk/lifestyle/british-library-cyber-hack-rhysida-ransomware-tom-holland-b1131623.html).

Zweitens der unglaubliche Skandal um die unrechtmäßige Strafverfolgung Hunderter ehemaliger Betreiber von Postfilialen wegen Betrugs und Diebstahls, obwohl daran ein fehlerhaftes Computersystem schuld war. (Zu den Einzelheiten: https://www.theguardian.com/uk-news/2024/jan/11/what-is-uk-post-office-horizon-it-scandal-about-who-involved und https://davidallengreen.com/2024/01/how-the-legal-system-made-it-so-easy-for-the-post-office-to-destroy-the-lives-of-the-sub-postmasters-and-sub-postmistresses-and-how-the-legal-system-then-made-it-so-hard-for-them-to-obtain-justice/)

Der Skandal reicht zurück bis ins letzte Jahrhundert. Letztendlich ist der Grund ein unbegrenztes Vertrauen in die Unfehlbarkeit von Computern. Politiker und hohe Beamte haben sich dahinter versteckt, obwohl einem jeden mit gesundem Menschenverstand aufgefallen sein müßte, wie unwahrscheinlich es ist, daß Hunderte von Dorflädenbesitzern zur gleichen Zeit unter Vortäuschung technischer Probleme jeweils Beträge im fünfstelligen Pfundbereich unterschlagen. Auch die Beweislastumkehr wirkte sich erschwerend aus, denn seit 1999 mußten Angeklagte beweisen, daß die Software fehlerhaft war.

Bezeichnenderweise waren es nicht Untersuchungsausschüsse (die tagen immer noch) oder ein erfolgreiches Gerichtsverfahren, daß die Politik und die Öffentlichkeit aufgerüttelt hat, sondern eine Fernsehserie. Die britische Regierung hat jetzt für den Sommer (!) ein Gesetz angekündigt, durch das die zu Unrecht Beschuldigten, Verurteilten, Inhaftierten oder anderweitig Geschädigten für unschuldig erklärt und entschädigt werden sollen. Das macht freilich die Opfer, die aus Verzweiflung Selbstmord begangen haben, nicht wieder lebendig. Für diejenigen, deren Leben wirtschaftlich, gesundheitlich oder gesellschaftlich ruiniert wurde, dürfte die avisierte magere Entschädigung wohl eher als schlechter Witz erscheinen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2024 um 09.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52583

Ich kann mich nicht erinnern, daß ein Verstorbener je mit einer solchen Flut von Huldigungsartikeln bedacht worden wäre wie jetzt der Fußballer Beckenbauer. Wir leben eben doch in verschiedenen Welten. ("Kaiser" wird zwar ironisch und anführungsweise gebraucht, aber trotzdem...)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.01.2024 um 11.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52569

Basis der Proteste sei die Einhaltung des Grundgesetzes, sagte etwa der Präsident des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Detlef Kurreck. Er versicherte, dass Rettungswagen und alle anderen wichtigen Transporte nicht behindert würden. (focus.de, 9.1.24)

Was haben alle immer nur mit ihrem Grundgesetz? Die Behinderung von Rettungseinsätzen und Verkehrsteilnehmern ist eine Frage des Strafrechts oder des Ordnungswidrigkeitenrechts. Hier geht wieder einiges durcheinander. Die Proteste sollen nicht von Verfassungsfeinden unterwandert werden, daher muß wohl ab und zu das Stichwort Grundgesetz fallen, aber hier paßt es nicht.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 09.01.2024 um 14.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52558

Menschinnen und Menschen
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.01.2024 um 07.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52555

Joe Chialo, über dessen Entwurf einer Verpflichtungserklärung für Fördergeldempfänger gerade diskutiert wird, ist „Berliner Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt“.

„Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ ist schwer definierbar. Ist so etwas ein legitimes Staatsziel? Das Bundesinnenministerium schwadroniert blumig genug:

„Der gesellschaftliche Zusammenhalt ist die Grundlage für das Miteinander in einem offenen, demokratisch verfassten Staat. Dieser wird aktuell einem Stresstest unterzogen. Wir setzen uns daher mit aller Kraft dafür ein, dass der Zusammenhalt in unserer Gesellschaft und der innere Frieden gestärkt werden.
Unser Ziel ist es, ein respektvolles und gewaltfreies Miteinander zu schaffen, in dem sich alle hier lebenden Menschen in einer offenen und vielfältigen Gesellschaft wohl und zugehörig fühlen. Die Grundwährung dafür ist Vertrauen in unsere Demokratie und ihre Institutionen sowie Vertrauen darin, dass die Regeln des gesellschaftlichen Miteinanders akzeptiert, eingehalten und auch durchgesetzt werden. Daher haben wir unsere Aufgaben im Bereich gesellschaftlicher Zusammenhalt gebündelt und engagieren uns für den Dialog zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen und institutionellen Gruppen in Deutschland - von den Kirchen und Religionsgemeinschaften, der jüdischen Gemeinschaft, nationalen und deutschen Minderheiten bis hin zu Aussiedlern. Dazu gehört auch die Integration von Zuwanderinnen und Zuwandern (!). Wir sorgen daher dafür, dass alle Menschen, die nach Deutschland kommen von Anfang an Zugang zu den Integrationskursen und damit zum Erlernen der deutschen Sprache und der Regeln unseres Zusammenlebens haben. Von einer möglichst schnellen und nachhaltigen Integration profitieren nicht nur die Menschen, die zu uns kommen, sondern die gesamte Gesellschaft. Für einen gelungenen gesellschaftlichen Zusammenhalt setzen wir auch auf die integrative Kraft des Sports.“
(https://www.bmi.bund.de/DE/themen/heimat-integration/gesellschaftlicher-zusammenhalt/gesellschaftlicher-zusammenhalt-node.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2024 um 07.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52550

Der sprichwörtliche Ölschinken mit dem röhrenden Hirsch ist schon lange aus den Wohnungen verschwunden, aber früher war er wirklich sehr oft zu sehen, auch in Möbelgeschäften. Eigentlich schade, denn was gibt es Schöneres als einen röhrenden Hirsch auf der Lichtung eines herbstlichen Waldes? Die meisten Leute geben es einfach nicht zu, daß sie den Mark Rothko über der Couch am liebsten gegen einen röhrenden Hirsch austauschen würden, an dem man sich nicht sattsehen kann. Fröhlichen Hörnerklang hört man ja auch lieber als Ligeti, aber keiner wagt es auszusprechen, wg. "Wonnen der Gewöhnlichkeit", Sie wissen schon.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2024 um 07.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52549

„Besinnliche Festtage“ hat mir jemand gewünscht. Wie weit müßte man ausholen, um dies einem Alien zu erklären! Wie Cuvier sich erbot, aus einem Knochen das ganze Tier zu rekonstruieren, könnte man aus einem solchen Textschnipsel oder „Mem“ wie aus einem Fitzelchen eines Hologramms die ganze heutige Kultur entwickeln, durch eine Art „reverse engineering“.

Etwas davon in Leo Spitzers Stilstudien.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2024 um 06.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52530

Der alljährliche Rummel um "Baba Wanga" hätte ein gewisses Interesse, wenn uns die Texte vorlägen, aus denen die Presse die Voraussagen zu beziehen scheint. Ich habe jedoch keinen Hinweis auf die Quellen gefunden.
Wie bei anderen Visionen, die das Potential einer Religionsstiftung enthalten, und überhaupt bei jedem Aberglauben ist ja nur die Psychologie der Gläubigen interessant. Die Texte sind wie Planetenkonstellationen, Kaffeesatz oder Klecksographien nur Projektionsflächen für mehr oder weniger kranke Hirne. Man könnte darüber lachen, aber die Nähe zu politisch relevanten Wahnvorstellungen verbietet es.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.01.2024 um 04.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52520

Zu Neujahr wäre nachzutragen, daß Dutzende von Medien wie jedes Jahr über die Prophezeiungen jener blinden bulgarischen Oma (Baba Wanga) berichten. Obwohl vor Jahrzehnten verstorben, wußte sie alles über Putin usw. Natürlich ist den Journalisten klar, daß es Unsinn ist, aber das Verhängnis besteht gerade darin, daß sie es trotzdem nicht übergehen können. Außerdem müssen sie, der Logik ihres Auftrags folgend, so tun, als könne etwas dran sein. Das ist genau wie bei den pseudowissenschaftlichen Rubriken Homöopathie, Graphologie usw. So wird die Aufklärung unterlaufen, Tag für Tag. Kein Wunder, daß trotz Schulpflicht der Aberglaube und die Querdenkerei blühen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.01.2024 um 04.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52504

Dem möchte ich widersprechen (ohne die politische Diskussion neu zu eröffnen). Zu jener Zeit, als das bekannte Diktum geprägt wurde, ging es um angeworbene Arbeitskräfte (Gastarbeiter) und ihre Familien. Die gibt es heute auch noch (Siemens-Angestellte, polnische Pflegekräfte usw.), aber sie sind nicht das Problem. Heute geht es um eine kaum oder gar nicht steuerbare, keineswegs erwünschte Migration, echte und unechte Flüchtlinge usw., ich brauche das nicht auszuführen. Das IST ein Problem, aber es kommt darauf an, wie man damit umgeht und wozu man es gegebenenfalls benutzt.
Ich habe sowohl die Sentimentalisierung ("Refugees welcome!") als auch die von Unterstützervereinen betriebene freche Anmaßung ("Wir bleiben alle!") immer kritisiert, auch hier, darum liegt mir besonders an dieser Unterscheidung. Die Zeit, als ich noch an Konferenzen über die Rückkehroptionen von Gastarbeitern teilnahm, liegt eine Ewigkeit zurück.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 31.12.2023 um 15.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52503

Es ist immer das Gleiche: Deutschland braucht Arbeitskräfte, aber es kommen Menschen, womöglich mit Familie, die Wohnungen und Kindergartenplätze brauchen, von denen es schon für Deutsche nicht genug gibt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.12.2023 um 20.45 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52499

Da Herr Schaefer mich hier persönlich hart angreift und auf private Aussprache offenbar keinen Wert legt, möchte ich doch wenigstens einmal auch öffentlich antworten.

Er sagt, der linke Block sei für mich alles, was "nicht stramm rechts marschiert". Rechts ist für Sie offenbar immer gleich "stramm rechts marschieren". Bei der kürzlichen Stichwahl des Oberbürgermeisters von Pirna wählte die CDU ihre Kandidatin gemeinsam mit SPD, Grünen und Linken. Wenn das keine bemerkenswerte Front war! Bei der Wahl des Ministerpräsidenten von Thüringen wurde die gültige Wahl des FDP-Kandidaten auf Betreiben der CDU wiederholt und dem linken Kandidaten zum Sieg verholfen. Wenn ich da von einem linken Block spreche, ist das wohl nicht allzu weit hergeholt. Sicher ist eine gewisse Polemik auch dabei, aber das ist in der politischen Auseinandersetzung üblich und macht noch keinen stramm rechts Marschierer aus! Es gäbe keine Kommunisten mehr, sagt Herr Schaefer. Die Kommunistische Plattform (KPF) und mehrere ähnliche Plattformen der Linken existieren aber noch immer!

"Massenmigrationsgegner" sei unscharf und populistisch? Das mag strittig sein, aber was hat das dann mit den Worten Fremdenhasser und Rassist zu tun? Sie bestätigen also genau das, was ich mit dem Beitrag sagen wollte, wer mit der aktuellen Massenmigration nicht einverstanden ist, wird von Ihnen gleich zum Fremdenhasser abgestempelt. Wir sind gegenwärtig von einer kontrollierten Einwanderung von Fachkräften weit entfernt, und das wird von den Städten und Gemeinden, die am Limit ihrer Unterbringungsmöglichkeiten stehen, bitter beklagt. Schulen in größeren Städten stöhnen unter dem hohen Ausländeranteil. Die Schüler verstehen kein Deutsch, der gesamte Unterricht leidet. Kriminalität und Antisemitismus steigen beängstigend, es gibt Probleme ohne Ende. Herr Schaefer möchte zwar seine eigene Meinung dazu sagen dürfen, aber wer eine andere hat, der vergiftet angeblich, entwertet mit haßerfüllten Kommentaren, sei ein Fremdenhasser und Rassist?

Demokratie heißt Meinungsstreit und Mehrheitsrecht, dabei dürfen Sie gern mitmachen, Herr Schaefer, lassen Sie uns offen diskutieren, Probleme unverblümt ansprechen, aber ihren Hut sollten Sie besser festhalten und nicht sachlich anders Argumentierende mit unflätigen Schimpfworten belegen! Überprüfen Sie bitte einmal Ihren eigenen Liberalismus!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.12.2023 um 08.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52497

Ich finde Herrn Schaefers Beiträge eigentlich fast immer sehr fundiert und lese sie gern, habe oft den Verdacht, daß wir in der Politik gar nicht so weit wie ihm offenbar scheint aneinander vorbei reden. Ob es wohl möglich wäre, dieses Thema in privaten E-Mails ganz sachlich auszudiskutieren? Vielleicht könnten wir beide davon profitieren. Wenn nicht, hätte man es wenigstens versucht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.12.2023 um 05.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52493

Ich wollte Herrn Riemers Eintrag eigentlich wie gewohnt übergehen. Meine Position ist ja ohnehin klar. Aber nun möchte ich beide Seiten dringend darum bitten, es damit gut sein zu lassen und sich wieder den Themen zuzuwenden, mit denen wir es hier zu tun haben und zu denen doch für alle Beteiligten ganz fruchtbare, interessante und oft auch erheiternde Beiträge geliefert werden.

Also gleich weiter in der Sache:

Es gibt ein bekanntes Buch von Luigi Luca Cavalli-Sforza: Verschieden und doch gleich. Ein Genetiker entzieht dem Rassismus die Grundlage. München 1994.

Wie kann man dem Rassismus die Grundlage entziehen, wenn darunter so Verschiedenes verstanden wird wie heute? Sogar die Affenpocken wurden umbenannt...

Ich meine: Diese Verwandlung und Entleerung eines Begriffs gehört zu den Tatsachen, die uns interessieren, ohne daß wir selbst politische Bekenntnisse ablegen müßten.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 30.12.2023 um 03.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52492

Herr Riemer,

Sie können es nicht lassen, dieses Forum mit Ihren meiner Ansicht nach abscheulichen und illiberalen politischen Ansichten zu vergiften, nicht wahr?

"der linke Block" ist für Sie anscheinend alles, was nicht stramm rechts marschiert.

"Union in Eintracht mit den Kommunisten und der ganzen Ampel" ist vollkommen absurd, denn wo findet man heutzutage in diesem Land noch Kommunisten (außer in den Fieberphantasien von AfD- und Pegida-Anhängern)?

"Massenmigrationsgegner" ist ein unscharfer und populistischer Begriff. Die volkswirtschaftliche Lage bringt es mit sich, daß die Bundesrepublik (und fast jedes westliche EU-Land) Einwanderung in großem Umfang dringend benötigt, wie jeder weiß, der sich mit dem Thema ernsthaft beschäftigt hat. Wie diese gestaltet wird, steht auf einem anderen Blatt.

Im übrigen muß man sehr deutlich zwischen EU- bzw. EWR-Binnenmigration, Asylsuchern bzw. Flüchtlingen und anderweitig geregelter Immigration unterscheiden.

"Fremdenhasser": Angesichts Ihrer vielen politischen Kommentare auf dieser Website würde ich Sie nicht nur als Fremdenhasser, sondern auch als Rassisten bezeichnen.

Herr Ickler kann diesen Kommentar gerne löschen, aber mir geht der Hut hoch, wenn ein dem Liberalismus (im allgemeinen Sinn) verpflichtetes Forum durch Ihre haßerfüllten Kommentare entwertet wird.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 29.12.2023 um 09.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52491

Fremdenhaß ist tatsächlich ein sicheres Kennzeichen des Rechtsextremismus.
Das macht sich der linke Block (Union in Eintracht mit den Kommunisten und der ganzen Ampel) zunutze und diffamiert Massenmigrationsgegner kurzerhand als Fremdenhasser.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2023 um 04.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52488

Wie kommt es, daß besonders unter Rechtsextremen eine neue Art von Maschinenstürmern auftritt, die alles Moderne – Windräder, Photovoltaik, Wärmepumpen, E-Autos, Lastenfahrräder, mRNA-Impfstoffe, Mülltrennung („Staatsreligion Mülltrennung“) usw. – ablehnen? Was hat das mit dem Kern ihrer Botschaft, dem Fremdenhaß, zu tun?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2023 um 04.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52445

Wir fliegen auf den Mond und speichern mehrere Filme und tausend Bücher auf einem Chip von der Größe des berühmten Fingernagels – aber wir schaffen es nicht, Notebooks mit Gummifüßchen zu versehen, die sich nicht alsbald ab- und auflösen und dabei noch eine schwarze Spur auf der Tischplatte hinterlassen. Man kann sie natürlich nachbestellen, jeweil im Vierersatz und durchaus erschwinglich. Aber muß das wirklich sein?
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 22.12.2023 um 02.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52443

Nochmals zur strippenkaart:

Ich habe beim Ausmisten meiner Besitztümer ein zufällig erhaltenes Exemplar einer solchen Karte in einer Brieftasche gefunden. Die Umsteigezeiten im Zonensystem waren noch großzügiger, als ich es in Erinnerung hatte, aber ich habe auch nie mehr als drei Zonen durchfahren:

1 – 3 Zonen: eine Stunde

4 – 6 Zonen: anderthalb Stunden

7 – 9 Zonen: zwei Stunden

10 – 15 Zonen: drei Stunden

16 oder mehr Zonen: dreieinhalb Stunden.

Die Obergrenze lag bei 20 Streifen (19 Zonen) und damit wohl am Rande dessen, was man in bezug auf die Bahn als Nahverkehr bezeichnen konnte.

Auf der Rückseite der Karte sind alle notwendigen Informationen abgedruckt (Tarife, Mehrpersonenfahrten, Gültigkeit der Karte, Kontaktinformationen [inklusive für Beschwerden], Alternativen [z.B. Abonnements oder Zeitkarten]). Alles sehr kundenfreundlich und transparent. Im Vergleich dazu ist das digitale Chipkartensystem einfach nur ein Ärgernis und ein Mittel zur Abzocke.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2023 um 08.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52434

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51173

Seit wann die Uhren in der Auslage "zehn nach zehn" anzeigen, ist vielleicht nicht mehr festzustellen. Auf einen gewissen Hinweis stößt man in älteren Filmen, z. B. in Buster Keatons "Seven chances" von 1925, wo alle Uhren etwas anderes anzeigen. Terminus post quem...

Der Film ist zwar Massenware, aber der Steinschlag gegen Ende ist doch bravourös gespielt und gefilmt, auch wenn man natürlich sieht, daß es keine wirklichen Felsbrocken sind. Für uns animationsverwöhnte Zuschauer ist gerade das Unbeholfene der alten Stunts sehr lustig.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 20.12.2023 um 03.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52429

Nochmals zum Thema Ligaturen/Digitalisierung:

Mir ist jüngst während eines Besuchs in den Niederlanden aufgefallen, daß moderne Computertastaturen für diesen Sprachraum zwar das ß enthalten (wohl ein Zugeständnis an die deutschsprachige Minderheit in Belgien), jedoch nicht die einzige echte niederländische Ligatur ij. Ich vermute dahinter eher technische und kommerzielle Probleme bzw. Interessen, denn zum Zeitpunkt der Standardisierung (d.h. vor Unicode) gab es nur wenige Computerschriften, die entsprechende Glyphen enthielten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.12.2023 um 06.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52393

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51975

Seit Frau Tandler vor Gericht steht, wird ihr Gesicht odnungsgemäß verpixelt. Komischerweise findet man in der gleichen Ausgabe der SZ (13.12.23) das bekannte unverpixelte Foto von ihrem Auftritt vor dem Untersuchungsausschuß.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.12.2023 um 05.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52392

Seelenklempner ist eine übliche "Berufsschelte", Orthographieklempner eine spontan gebildete. (Beide aus diesem Tagebuch.)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 12.12.2023 um 14.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52391

Die empörten Klempner waren vermutlich nicht immer stolz auf diese Berufsbezeichnung. Als in meinem ersten Schuljahr nach den Berufen der Väter gefragt wurde und ein Mädchen "Installateur" sagte, rief die ganze Klasse laut "Büllenklöpper, Büllenklöpper!" (Beulenhauer)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.12.2023 um 13.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52390

Schuster werden ja wegen der Schusterei bzw. wenn was zusammengeschustert wird, auch meist schief angesehen.

Maurer sollen zwar besonders pünktlich sein, was sich aber hauptsächlich auf den Feierabend bezieht, also ebenfalls nicht sehr löblich.

Schneider frieren angeblich sehr und sind nicht gern gesehen ("Herein, wenn es kein Schneider ist").

Der Mensch Meier und der Schlaumeier kommen noch am besten weg, aber manchmal auch nicht ganz ungeschoren.

Über die Riemer habe ich zum Glück noch nichts Übles gehört.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 12.12.2023 um 12.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52389

Ich fand die Aufregung über den Ausspruch von Merz etwas übertrieben. Merz wollte verletzen, nicht nur mit dieser Formulierung, sondern er hat Scholz minutenlang ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt, nicht zufällig auch im ausdrücklichen Vergleich mit dessen drei sozialdemokratischen Vorgängern (»Verglichen mit Willy Brandt, verglichen mit Helmut Schmidt, sogar mit Gerhard Schröder, muss man doch spätestens nach dieser Regierungserklärung von heute Morgen zu dem Schluss kommen: Sie können es nicht!«). Ich finde das Bild vom »Klempner der Macht« sehr eingängig, und es hat ja wohl auch jeder verstanden, was Merz damit sagen wollte. Der gedachte Gegensatz wäre der politische Stratege. Merz hat Scholz auch nicht abfällig als »Klempner« bezeichnet. Ein »Klempner der Macht« ist jemand, der sein ganzes Können darauf verwendet, sich irgendwie an der Macht zu halten, statt darauf, eine dem Landeswohl dienende, durchdachte Politik zu machen. Nicht das Handwerk selbst ist hier das Verachtenswerte, sondern der Zweck, zu dem es mißbraucht wird. Scholz, so Merz‘ Vorwurf, beherrscht statt des politischen Handwerks nur das Machthandwerk.

Ich will nicht bestreiten, daß auch das Wort Klempner selbst zur Negativität des Ausdrucks beiträgt, vielleicht allein schon wegen des Wortklangs. Ich fand das Wort immer etwas merkwürdig und habe erst als Jugendlicher gelernt, daß es »Klempner« heißt und nicht »Klemtner« (allerdings dachte ich als Kind auch, es heiße »Bundeskanztler«). Man spricht auch von »klempnern« und »herumklempnern«, wenn man nicht ganz fachgerechtes, jedenfalls nichtprofessionelles Hantieren meint. Ich meine nur eben, daß das nicht der entscheidende Punkt ist. Hätte Merz nicht gesagt »Sie sind ein Klempner der Macht. Ihnen fehlt jede Vorstellung davon, wie dieses Land sich in den nächsten Jahren weiterentwickeln soll«, sondern »Sie sind ein reiner Machthandwerker und kein politischer Visionär«, hätte die Angriffsfläche für einen rhetorischen Gegenschlag möglicherweise nicht ausgereicht.

Merz hat wohl gehofft, daß man sein Bild als originell feiern wird. Der Schuß ist nach hinten losgegangen. Er hätte sich das denken können, denn spätestens mit der PR-Kampagne rund um die Augenklappe des Kanzlers war klar, daß dessen Leute es verstehen, den Spieß einfach umzudrehen. Auch daß sich in der Folge einer harmlosen Äußerung ganze Branchen mit Eigenlob zu Wort melden, um auch noch ein bißchen von der Aufregung zu profitieren, hätte Merz wissen können. Nachdem letztes Jahr der damalige ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, den Bundeskanzler als »beleidigte Leberwurst« bezeichnet hatte, nutzte ein Metzgermeister aus Herxheim die Gelegenheit zu einer Werbekampagne für Pfälzer Leberwurst (»Pfälzer können nicht beleidigt sein«). Er schickte dem Botschafter öffentlichkeitswirksam einen entsprechenden Präsentkorb und wurde daraufhin von dem prompt zu sich nach Berlin eingeladen, wo viele lustige und harmonische Bilder vom Treffen des Ehepaars Melnyk mit dem Metzgerpaar aus der Südpfalz entstanden. So eine Reaktion traue ich Merz allerdings nicht zu.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.12.2023 um 06.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52386

Nachdem Friedrich Merz wegwerfend von "Klempnern der Macht" gesprochen hatte, meldeten sich erwartungsgemäß viele Klempner zu Wort, aber auch andere Menschen, die das Handwerk gegen solche Anwürfe in Schutz nahmen. Auch Fachverbände greifen in die Tasten. Recht so! Es ist schwer genug, einen Klempner, Spengler oder Flaschner (wie es hier bei uns heißt) zu bekommen, da muß man sie nicht auch noch beleidigen. Auch bin ich immer schwer beeindruckt von der hohen Qualifikation, über die traditionelle Handwerke heutzutage verfügen müssen. Gerade hat ein Elektriker uns eine PV-Anlage eingerichtet, und wir beobachten (dank Smartmeter) fasziniert, wie wir den Strom ernten und verbrauchen. Es funktioniert tatsächlich! Das muß ein Friedrich Merz erst mal nachmachen!

Eigentlich müßte ja Klämpner, Spängler, Friedrich März geschrieben werden...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.12.2023 um 08.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52384

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40541
und http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48861

Diesen alten Fall greift die SZ auf ihrer ersten Seite noch einmal auf (11.12.23). Juristen, die täglich mit so etwas umgehen müssen, ist es peinlich, daß der Gesetzgeber den Aberglauben stärkt, indem er ihm aus vermeintlicher Menschenliebe entgegenkommt. Jedes Untergraben der Aufklärung ist meiner Ansicht nach schädlich, weil es anfällig macht für Verschwörungstheorien und andere Formen der Unvernunft. Davon haben wir mehr als genug. (Auch mit den Religionsgesellschaften wäre hier ein Wörtchen zu reden.)

Arthur Conan Doyles Freundschaft mit dem Zauberkünstler Harry Houdini soll daran zerbrochen sein, daß Doyle an Houdinis magische Begabung glaubte, während dieser auf seine handwerkliche Kunst stolz war.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.12.2023 um 15.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52374

Ich erinnere mich gern an Oslo. Dort habe ich auch zum erstenmal ein Wal-Schnitzel gegessen. (Es war übrigens nicht so groß wie ein Bettlaken.) Nun lese ich:
„In Oslo ist der öffentliche Verkehr komplett zusammengebrochen. Schuld daran sind die 183 neuen Elektrobusse der Stadt, die der eisigen Kälte nicht gewachsen sind.“
Stimmt denn das? Bisher steht es anscheinend nur im einschlägig bekannten exxpress.at, und die Klientel nutzt es, um heftig gegen die Elektromobilität zu polemisieren.
In Oslo ist es zur Zeit kaum kälter als in Erlangen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2023 um 07.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52348

Zur "Schuldenbremse": Immer mehr Journalisten, Politologen, Politiker kommen zu der Einsicht, daß es ein Fehler war, einen weiteren Teil der verbliebenen Regierungskompetenz durch Erweiterung des GG an die Justiz abzutreten. Das Haushaltsrecht gehört zu den grundlegenden Rechten des Parlaments. Die Zufallsmehrheit von 2009 hat es – der Absicht nach für immer – auch für künftige Generationen eingeschränkt. Damals fehlte wohl vielen die Fähigkeit, sich eine ganz andere politische und wirtschaftliche Situation vorzustellen. (Ronen Steinke hat es gestern in der SZ mustergültig dargestellt.) Die Gerichte wehren die ihnen zugeschanzte Machtfülle naturgemäß nicht ab. Der Bundesrechnungshof, der eigentlich nur beratende Funktion hat, spielt auch eine wichtige Rolle, besonders weil er – wie die Rechnungshöfe allgemein – bei der Auswahl seiner Untersuchsgegenstände frei ist. (Mit der Rechtschreibreform zum Beispiel hat sich kein Rechnungshof beschäftigt.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2023 um 07.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52347

Kaehlbrandt bezieht sich auf Umfragen, nach denen das Deutsche als häßlich beurteilt wird, obwohl die Befragten es nicht können. Natürlich, wenn man danach fragt, kommen die Klischeevorstellungen heraus. Niemand, der eine Sprache beherrscht, wird sie häßlich finden. Und seine Muttersprache findet jeder schön, wobei er sich Illusionen macht, die hauptsächlich auf der Verwechslung von Form (Klang) und Inhalt beruhen. Man hat ja schon „Liebe“ oder „Habseligkeiten“ als besonders schöne Wörter bewertet... Bei Gedichten, deren Vokalfolge von Interpreten als raffiniertes Stilmittel gefeiert wurde, läßt sich nachweisen, daß die Laute statistisch genau so zufällig verteilt sind wie in der Alltagsrede. Es gibt seltene Ausnahmen, und sie sind nicht immer sehr geschmackvoll (wie auch Reime, vor denen sich der antike Redner oder Prosaschriftsteller nach anfänglicher Begeisterung fürs Gorgianische hüten mußte wie vor dem Teufel). Daß die deutsche Sprache „zu kulturellen und wissenschaftlichen Höchstleistungen befähigt“ (Kaehlbrandt), ist im Grunde der gleiche Irrtum: Es gibt halt sehr gute deutsche Texte, auch sehr schlechte, wie in jeder Sprache leistungsfähiger Gesellschaften.
Kaehlbrandt findet einige Verse von Paul Heyse, Hermann Hesse und Herbert Grönemeyer besonders schön – nicht zufällig allesamt vertont, woher dann wohl die Schönheit stammt. „Du hast jeden Raum mit Sonne geflutet, hast jeden Verdruss ins Gegenteil verkehrt.“ Ist das sprachlich besonders schön? Und kann es – wie auch die anderen Dichterverse – für die heute als Fremdsprache unterrichtete deutsche Sprache stehen?
Den Leuten zu erklären, wie wonnesam Muttersprache, Mutterlaut ist, kommt immer gut an – eine Geschäftsidee ohne Copyright.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2023 um 06.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52346

Die SZ (5.12.23) gibt Roland Kaehlbrandt wieder einmal Gelegenheit, die Schönheit der deutschen Sprache zu besingen. Sie sei ebenso schön wie die Nachbarsprachen, denen man es eher nachsagt usw. – was soll’s? Sprachen werden nicht wegen der Schönheit ihrer „dunklen Vokale“ (Kaehlbrandt) gelernt.
Eigentlich geht es der Zeitung um eine weitere Attacke gegen die Schließung einiger Goethe-Institute (die wiederum für Kaehlbrandts Bücher werben).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.12.2023 um 06.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52342

Immer mehr Schulen verzichten auf die sogenannten Skilager. Wg. Corona waren sie ausgesetzt, und abgesehen von den gestiegenen Kosten wollen auch viele Lehrer die Verantwortung nicht mehr übernehmen.
Wenn die Busse aus dem Skilager (Maria Alm usw.) zurückkamen, sah man hier vor dem Schulzentrum immer viel Gips, und dabei waren die schweren Fälle schon vorher zurückgeschickt worden. Auch unsere Töchter haben sich folgenreich verletzt, obwohl wir sie gut auf das ungewohnte Skilaufen vorbereitet hatten.
Die Schulen wollen das Natur- und Gemeinschaftserleben jetzt auf weniger exzentrische Gegenden verlegen. Es sei nicht die Aufgabe der Schule, neue Skiläufer auszubilden.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.12.2023 um 18.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52341

Die Sendung "Brisant" im Ersten heute zum Fall Ofarim (meine Tonmitschrift):

Aber wie sollte die Öffentlichkeit in Zukunft mit solchen Fällen umgehen? Bei der Meldestelle für Antisemitismus (RIAS) mahnt Marco Siegmund vor falschen Schlüssen, Solidarisierung mit Betroffenen bleibe wichtig:
"Es gibt, glaube ich, immer erstmal nur einen Weg, und der ist, daß man Betroffene von Antisemitismus immer erstmal ernst nehmen muß. Wir sehen oft, daß auch gerade Betroffene von Antisemitismus, sobald sie diesen öffentlich äußern, sobald sie Antisemitismus kritisieren, sehr stark in Zweifel gezogen werden."
Die Lehre aus dem Fall Ofarim ist nun also vor allem diese schwierige Gratwanderung, antisemitische Vorfälle weiterhin öffentlich thematisieren, aber eben ohne auf den Wellen eines allzu voreiligen Shitstorms mitzureiten.

Der angeblich Betroffene war aber in diesem Fall gar nicht von Antisemitismus betroffen, sondern selbst der Täter.

Hier wird wieder um den heißen Brei herumgeredet. Das wollen wir doch hoffen, daß jeder, der eine Straftat anzeigt, ernst genommen wird. Der Antisemitismusbeauftragte hört sich für mich nicht so an, als meinte er diese Selbstverständlichkeit, sondern als habe im Falle von Antisemitismus der Verdacht weiterhin "erstmal" Vorrang vor dem Beweis.

Die Lehre, die auch der Sender nicht klar benennt, kann doch nur lauten, zweifeln darf man auch an angeblichem Antisemitismus, auch der muß erst nachgewiesen werden.

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.12.2023 um 05.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52338

Die Süddeutsche Zeitung bittet ihre Leser und das Hotelpersonal förmlich um Entschuldigung, weil sie vor zwei Jahren die Konfabulationen des Herrn Ofarim blind geglaubt und sich an der Polemik gegen die vermeintlich judenfeindliche Haltung der Rezeption beteiligt hat. Noch besser wäre es, wenn sie daraus lernte. In diesem Fall war außerdem die Unglaubhaftigkeit des Berichteten besonders offensichtlich gewesen. Aber das sensible Thema macht Journalisten ebenso übereifrig wie wohlmeinende Politiker. Sie hinterlassen ein Trümmerfeld und gehen achselzuckend zur nächsten Sensation über.
Wie anders sehen wir auch die Fotos mit dem engelhaft-unschuldig blickenden angeklagten Ankläger, nachdem er gestanden hat, die ganze Zeit gelogen zu haben! "Armes Würstchen" ist noch der mildeste Eindruck. Er hat ja wohl auch seine Verteidiger belogen, die sich nachträglich noch zu beschämenden Kommentaren hinreißen lassen, um einen Schein von Ehrbarkeit zu wahren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2023 um 06.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52313

Der Richter sagte noch: „Eines bleibt, wie es war: Antisemitismus ist eine Tatsache. Der Kampf dagegen ist ein Aufgabe.“ Das war überflüssig und nicht seines Amtes. Aber die Show muß weitergehen, oder? Quod erat demonstrandum.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2023 um 06.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52312

Wieder gilt: „Der Antisemitismusvorwurf war zwar unbegründet, aber daß ich ihn für begründet halten konnte, zeigt, wie sehr der Antisemitismus unsere Gesellschaft durchdringt.“ Das Hauptroblem wird umgangen: die Judenfeindschaft der Muslime. Um diesen heißen Brei redet auch der Kommentar der SZ in geradezu peinlicher Weise herum („Vier Wochen [seit dem Hamas-Anschlag], in denen der Antisemitismus auch in Deutschland brutal und offen zutage trat“).
Hierher gehört auch: Auf den Videos aus der Hotellobby (mit denen Ofarim wohl nicht gerechnet hatte) war kein Davidstern zu sehen, aber Ofarims Anwälte argumentierten, es komme nicht darauf an, ob er den Davidstern sichtbar getragen habe (Ofarims zentrale Behauptung), denn es sei bekannt, daß er ihn normalerweise trage usw. Das konnte nicht gutgehen.
Man könnte wieder mal den Eindruck haben, daß die Kinder der Prominenz es schwer haben, sich normal zu entwickeln. Viele werden unglücklich oder bringen sich um. Da kann man noch froh sein, wenn sie nur Flegel werden, die gelegentlich ausrasten. Wichtiger ist, wie die Gesellschaft damit umgeht, und in diesem Fall war es eine Lektion, aus der die Politiker und Journalisten hoffentlich etwas lernen. Das verspritzte Gift wird nicht so leicht vergehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.11.2023 um 19.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52310

Auch der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, kritisierte den jüdischen Musiker nach dessen jüngstem Geständnis.
„Gil Ofarim hat bei Gericht eingeräumt, einem Hotelmitarbeiter zu Unrecht Judenfeindlichkeit unterstellt zu haben“, sagte Klein dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Fast zwei Jahre lang hat er diesen falschen Vorwurf aufrechterhalten und damit zugelassen, dass ein Mann grundlos beschuldigt wurde und darunter leiden musste.“
Klein fügte hinzu: „Gil Ofarim hat mit seinem Verhalten Judenhass Vorschub geleistet und der Bekämpfung von Antisemitismus in Deutschland schweren Schaden zugefügt.“
(Tagesspiegel)

Das gilt aber auch für Klein selbst, der sich sofort das Lügengebäude und den Rufmord zu eigen gemacht hat. Er sollte zurücktreten. Und viele Politiker sollten sich wenigstens entschuldigen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.11.2023 um 12.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52308

Die Zeitungen erklären, wieso der lächerliche Prozeß gegen Herrn Ofarim, bei dem allenfalls eine geringe Geldstrafe hätte herauskommen können, überhaupt vors Landgericht geraten und auf zehn Verhandlunngstage terminiert werden konnte, als wenn es um eine Mordanklage ginge: Ofarim hat es selbst so gewollt. Nun hat das Ganze ein klägliches Ende genommen.

Soweit ich weiß, ging es immer wieder darum, ob der Davidstern, den Ofarim gewöhnlich heraushängen läßt (so muß man es hier nennen), auch beim Anstehen vor der Hotelrezeption sichtbar war oder nicht. Ich habe mich immer wieder gefragt, warum man überhaupt solche Abzeichen zur Schau stellt, obwohl die Religion (oder die Partei, der Verein usw.) es nicht vorschreibt. Es soll ja von anderen gesehen werden, aber warum? Als Gesinnungstest, wie anscheinend in diesem Fall? Ein argloser Mensch wie ich interessiert sich nicht dafür, ob ein anderer ein Christ oder Kommunist oder Anthroposoph oder was auch immer ist, und möchte es nicht ständig hingerieben bekommen. Wer unter dem Abzeichen mit mir spricht, der gibt gewissermaßen zu verstehen: Ich spreche nicht als Mensch wie du, sondern als Christ, Jude... (= ich kann/darf nicht anders). (Eine Variante der Diskussion um Kopftuch und Schleier.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.11.2023 um 07.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52299

Die kosmetisch vereinheitlichten Frauen der Werbefotografie sind zwar überirdisch schön, aber eigentlich reizlos und nicht zum Verlieben. Das gehört zu dieser Kunst, wie ich mir habe erklären lassen.
Es fiel mir wieder ein, als die "Pfarrerstöchter" kürzlich das Hohelied besprachen und angesichts der gerühmten Makellosigkeit der Schönen doch auch mal Karl Kraus zitierten, der in seinen bekannten, wenn auch meiner Ansicht nach nicht gerade hinreißenden Versen den "Fehler" der Geliebten rühmt. Feuriger geht es bei Petöfi zu, den ich denn auch in meiner Hochzeitsrede einer unserer Töchter mit ihrem ungarischen Mann zitiert habe:

Szeretlek, ha örülsz
És ha búbánat bánt,
Szeretem mosolyod
S könnyeid egyaránt,
Szeretem erényid
Tiszta sugárzását,
Szeretem hibáid
Napfogyatkozását,
Szeretlek, kedvesem,
Szeretlek tégedet.

Das ist hinreißend, nicht wahr?

(Die Enkelin lernt gerade lesen. Sie wächst, wie erwähnt, nach Möglichkeit zweisprachig auf, und ich werde es weiterhin beobachten und gelegentlich darüber berichten.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.11.2023 um 05.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52287

Besonders lächerlich ist die genaue Zahlenangabe von 0,35 Prozent. So etwas gehört offensichtlich nicht ins Grundgesetz. Mehrere Kommentare erinnern an die Entstehung dieses sonderbaren Artikels noch zu Seehofers Zeiten. Vgl. Horst von Buttlar, Wirtschaftswoche 24.11.23:

"Deutschland könnte problemlos zehn Prozent des BIPs oder 300 Milliarden auf den Schuldenberg draufpacken. Um all die Investitionen zu finanzieren, die diesem Land so bitter fehlen. Der Kapitalmarkt würde es uns leihen, und Deutschland könnte es schultern."

Allmählich dämmert es der Opposition, daß sie vielleicht zu früh gejubelt hat über das Debakel der Koalition vor dem Bundesverfassungericht.

Die deutsche Staatsverschuldung ist übrigens durchschnittlich, eher etwas darunter. Unter Merkel wurden die Staatschulden erstmals nennenswert abgebaut. Die Quote ist zuletzt deutlich gesunken, ein gewisser Wiederanstieg ließe sich vertreten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.11.2023 um 06.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52267

Wenn ein Besucher vom Mars (oder aus den USA) sich das deutsche Grundgesetz ansieht, wundert er sich vielleicht, daß an prominenter Stelle der Religionsunterricht an öffentlichen Schulen abgesichert wird. Noch mehr aber wundert er sich darüber, daß die jährliche Neuverschuldung des Bundes auf 0,35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts begrenzt wird. Gehört das wirklich zu den Grundlagen des Staatswesens? Wie vernünftig ist es, wenn der Gesetzgeber seinen eigenen Handlungsspielraum für alle Zeit so einschränkt, und wie kommt man auf eine so genaue Zahlenangabe? Es hat was von Magie, allerdings mit sehr realen Folgen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.11.2023 um 05.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52245

Die Rechten frohlocken über die weitere Zulassung von lecker Glyphosat. Einziger Grund: Die Grünen kritisieren es.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2023 um 06.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52233

Heute hat der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. wieder seinen Auftritt im Bundestag. Vgl.
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1065#15277
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1065#14566

Der Verein „entwickelt die Kriegsgräberstätten weiter zu Lernorten der Geschichte“. (Wikipedia)

„Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. organisiert die Zentrale Gedenkstunde zum Volkstrauertag im Plenarsaal des Deutschen Bundestages. Dieses Jahr wird Kronprinzessin Victoria von Schweden die Gedenkrede halten.“ (Medien 18. 11.23)

Zum Kriegsgräbertourismus und zur Geschichte der Vereins sehr informativ: https://zeithistorische-forschungen.de/1-2017/5451

Durch persönliche Mitteilung aus der Kasseler Geschäftsstelle habe ich schon vor über 50 Jahren erfahren, daß die touristischen Aktivitäten („Kriegsgräberreisen“) einen großen Teil der Arbeit ausmachten. Von Völkerverständigung usw. war nicht viel die Rede, meine Informantin hatte denn auch keine hohe Meinung von ihrem Arbeitgeber.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.11.2023 um 06.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52213

„Die Schuldenbremse erteilt Karlsruhe keine Lizenz zum Mitregieren.“ Das schreibt Wolfgang Janisch in einem sonst sehr treffenden Kommentar (SZ 17.11.23). Er hat aber zuvor gerade das Gegenteil gezeigt: Das Bundesverfassungsgericht regiert mit, und zwar mit Recht. Indem das Parlament aus Mißtrauen gegen sich selbst einen Teil der Finanzpolitik ins Grundgesetz verlagert hat (Selbstfesselung durch Schuldenbremse), wird das Bundesverfassungsgericht geradezu gezwungen, in der Finanzpolitik mitzuregieren. Das ist u. a. deshalb problematisch, weil die fünf Richterinnen und drei Richter des Zweiten Senats ja keineswegs über besondere Qualifikationen in der Klimapolitik verfügen, in die sie hier durchaus inhaltlich eingegriffen haben (wie Janisch zeigt). Aber auch abgesehen vom konkreten Fall ist es bedenklich, daß der Bundestag mit offenen Augen seine ohnehin durch die EU immer enger gewordenen Befugnisse an die Justiz abtritt. Die neigt auch keineswegs dazu, das Ansinnen zurückzuweisen, sondern genießt ihre Rolle offensichtlich. (Eine stilistische Analyse des Urteils wäre interessant. Der Ton messerscharfer Logik verschleiert die Spielräume, die es immer gibt; aber das ist ein anderes Thema.)

Und die Regierung? Die macht sich gern unsichtbar, wie jetzt bei der – von der FDP erzwungenen – Enthaltung bei der Glyphosatentscheidung der EU.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.11.2023 um 06.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52156

Impfen tötet bekanntlich und gehört daher ebenfalls in Anführungszeichen (Die verheerende Bilanz der Covid-„Impfungen“.). Ob unsere Querdenker auch gegen die HPV-Impfung (wg. Gebärmutterhalskrebs) polemisieren werden?
Der Bundesautominister lehnt einen EU-Entwurf ab, wonach alte Autofahrer sich ab und zu einem Fahrtüchtigkeitstest unterziehen sollen. Der Mensch dürfe nicht zum Objekt von Regelungen gemacht werden usw. Man war ja auch gegen Gurtpflicht und Helmpflicht und Rauchverbot und ist gegen ein Tempolimit.
Ich kenne eine betagte Dame, die sich jeden Morgen mit dem Rollator zum Garagenhof quält und in ihr Auto quetscht. Das dauert seine Zeit, aber dann geht es flott in die Stadt. Auch bei anderen Mitbürgern, die wie wir alle in Ehren ergrauen, aber anders als wir Auto fahren, sehen wir uns mehr und mehr vor, wenn sie aus ihrer Einfahrt hervorstoßen. Oft vergessen sie zu blinken, aber wir wissen schon, wo sie abbiegen werden, und überleben auch das. Die schleichenden Ausfallerscheinungen sind ja nichts Unnatürliches, nur daß eben das Auto davon nichts mitkriegt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.11.2023 um 06.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52155

Weil Steinmeier die Muslime auffordert, sich vom Hamas-Terror zu distanzieren, wird ihm entgegengehalten, ob er noch nichts von Sippenhaft gehört habe. Aber das ist doch genau das, was auch von uns Deutschen allezeit gefordert wird: nicht abseits stehen, sondern distanzieren!
Auch sehen wir ja auf den Straßen, wie viele Sympathisanten es gibt. Die Frage, welchen Rückhalt die Hamas unter einem Teil der deutschen Bevölkerung hat, ist ja nicht ganz unberechtigt.

Kermani hat Habeck (in der ZEIT) vorgeworfen, in seiner sonst guten Ansprache unpassenderweise von "Frieden" gesprochen zu haben. Das finde ich nicht fair, einerseits wegen des unmißverständlichen Kontextes, dann aber auch aus dem allgemeinen Grund, daß es nie unpassend ist, auch und gerade während eines Krieges vom Frieden zu reden. Es muß ja ein Danach geben, und das ist nicht ohne Einfluß auf die Kriegführung selbst. Über die Nachkriegsordnung wurde im Zweiten Weltkrieg schon sehr früh gesprochen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.11.2023 um 15.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52149

Der Antisemitismusbeauftragte Klein gestand FOCUS vorm Prozessbeginn, er wäre künftig „wohl vorsichtiger“ mit zu frühen Urteilen. Er sagte indes auch: „Ob der Fall Ofarim so stattgefunden hat, wie er selbst es anfangs beschrieb, oder nicht: Er symbolisiert den Alltags-Antisemitismus, den viele Jüdinnen und Juden ja durchaus erleben.“ (FOCUS)

Also auch wenn der Vorfall nicht stattgefunden hat, ist er ein Symbol für Antisemitismus. Der erinnert an das bekannte Argument: „Auch wenn etwas Schlimmes nicht stattgefunden hat, zeigt doch die Tatsache, daß ich es für möglich gehalten habe, wie schlimm die Lage ist.“

Oder psychoanalytisch: „Ich bin zwar als Kind nicht mißbraucht worden, aber die Tatsache, daß ich davon phantasiere, zeigt, wie schlimm meine Kindheit (mein Vater, mein Onkel) war.“

Es kommt darauf an, auch die Dinge zu enthüllen, die es nie gegeben hat: alternative Tatsachen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.11.2023 um 05.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52124

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47474

Inzwischen sind zwei Jahre vergangen, der Fall Ofarim beschäftigt die Justiz. Im Prozeß gegen Ofarim sind zehn (!) Verhandlungstage angesetzt. Aber was kann schon dabei herauskommen?

Das Ganze geht auch unter in der Flut von Kommentaren zu den juden- und israelfeindlichen Demonstrationen und Ausschreitungen auf den Straßen im Zusammenhang mit Hamas-Terror und Palästinakrieg. Dieser Antisemitismus, so heißt es stereotyp, sei zwar auch importiert, aber nicht nur. Wohl wahr, aber die Proportionen sollten stimmen. Da bleibt man gern im Ungefähren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.11.2023 um 04.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52108

Die „Deute Bank“ teilt mir per Mail mit, daß meine Photo-TAN aufgehoben worden ist oder so ähnlich. Wie man sieht, ist es dringend nötig, Goethe-Institute ins Herz der Finsternis zu verlagern.

Google News verbreitet „Advertorials“, die keinen Hinweis auf den Anzeigencharakter, wohl aber den Namen eines vielleicht fiktiven journalistischen Verfassers enthalten. Solche „Nachrichten“ untergraben naturgemäß die Glaubwürdigkeit des ganzen Packs noch weiter.
„Gesundheitsbranche erschüttert“ (wg. eines Wundermittels) – solche auch noch wie Nachrichten aufgemachten Lügen könnte man verbieten. Bisher betrifft das Verbot nur gesundheitsbezogene Versprechungen im engeren Sinn. Die Werbung ist sehr erfinderisch in der Umgehung.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.11.2023 um 12.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52088

In dubio – unser Thema hier war aber gerade, was passiert, wenn KEIN Zweifel besteht.

Das Wort vom "ordnungsgemäß erfolgten Freispruch" gerät m. E. ins Zwielicht, wenn man weiß, daß diese Ordnungsmäßigkeit auf einem Irrtum beruhte, siehe auch die Ausführungen von Herrn Metz.

Ich verstehe, daß es gute Argumente sowohl für als auch gegen die Wiederaufnahme zuungunsten des Angeklagten gibt. Die Verfassungsrichter haben ein Mehrheitsurteil gesprochen. "Angebliche Verfechter" gehört schon wieder zu den rhetorischen Kniffen, die Herr Metz auch besonders herausarbeitete.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 04.11.2023 um 02.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52085

Gib lieber Ruhe ("Rechtssicherheit"), als daß die Wahrheit ans Licht kommt.

Rechtssicherheit bedeutet nicht, daß die Wahrheit nicht ans Licht kommt, sondern nur, daß sich daraus nach einem ordungsgemäß erfolgten Freispruch keine strafrechtlichen Folgen ergeben.

Herr Ickler hat außerdem darauf hingewiesen, daß der Schutz möglicherweise zu Unrecht Beschuldigter den absoluten Vorrang genießt – daher eben der Grundsatz "in dubio pro reo". Es handelt sich dabei um eine zivilisatorische Errungenschaft, nicht um eine Schwäche, wie die angeblichen Verfechter von "Recht und Ordnung" gerne behaupten, die ja im Grunde genommen das Gegenteil wünschen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.11.2023 um 14.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52084

Auch von mir noch eine letzte Wortmeldung zu diesem Thema. Eine zivilrechtliche Schuldfeststellung, sosehr die daran geknüpften Sanktionen den Täter auch belasten mögen, wird den Betroffenen, zum Beispiel den Eltern eines ermordeten Kindes, möglicherweise nicht die gleiche Genugtuung verschaffen wie ein Strafurteil. Da besteht ein qualitativer Unterschied, weil der Täter eigentlich nicht für die Tat selbst bestraft, sondern »nur« für deren Folgen in Haftung genommen wird. Deshalb wird in vielen Fällen eine gefühlte Gerechtigkeitslücke bleiben. In anderen Fällen vielleicht nicht, weil den Betroffenen vor allem daran gelegen ist, daß es überhaupt zu irgendeiner Form der »Bestrafung« kommt, damit sie mit der Sache abschließen können, jedenfalls was den Umgang des Rechtsstaats mit dem Täter betrifft. Es gibt eben keine objektive Gerechtigkeit und damit eigentlich auch kein Gerechtigkeitsempfinden »der Gesellschaft«. Auch der »Rechtsfrieden« ist bis zu einem gewissen Grad eine Illusion. Es wird sehr oft Beteiligte geben, die keinen Frieden mit dem rechtskräftigen Urteil haben. Das ist aber unvermeidlich, und irgendwo muß man die Grenze ziehen.

Das Bundesverfassungsgericht hat das nun im Hinblick auf § 362 Nr. 5 StPO getan, genauer gesagt die Mehrheit des Zweiten Senats, denn zwei von acht Richtern sehen die Sache anders. Ich bin erst nach meinem ersten Beitrag auf das Sondervotum aufmerksam geworden, aber interessanterweise wird auch dort argumentiert, daß von einer uneingeschränkten Abwägungsfestigkeit des Art. 103 Abs. 3 GG keine Rede sein kann.

Ich zitiere einige Absätze aus der Zusammenfassung (wer es noch genauer wissen will, findet unter https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2023/10/rs20231031_2bvr090022.html das gesamte Urteil einschließlich Sondervotum):

»Wäre Art. 103 Abs. 3 GG uneingeschränkt abwägungsfest, wäre für jegliche Wiederaufnahme zuungunsten des Freigesprochenen von vornherein kein Raum. Auch die Senatsmehrheit sieht die bestehenden Möglichkeiten einer Wiederaufnahme zuungunsten des Freigesprochenen gemäß § 362 Nr. 1-4 StPO als verfassungsrechtlich unbedenklich an.«

»Aus unserer Sicht bestätigen die bestehenden Regelungen, dass eine Wiederaufnahme eines rechtskräftig abgeschlossenen strafgerichtlichen Verfahrens zuungunsten des Betroffenen in Betracht kommen kann, wenn das Gewicht der Wiederaufnahmegründe und das dahinterstehende Anliegen einer materiell schuldangemessenen Sanktionierung als Ausdruck einer effektiven Strafrechtspflege den grundsätzlichen Bestand rechtskräftiger Entscheidungen ausnahmsweise überwiegt. Für die in § 362 Nr. 1-4 StPO normierten Tatbestände ist der Verfassungsgeber von einem solchen Überwiegen unstreitig ausgegangen. Dies dokumentiert, dass es verfassungsrechtlich unbedenkliche Fälle gibt, in denen der in Art. 103 Abs. 3 GG normierte Vorrang der Rechtssicherheit zurücktritt.«

»Die überkommenen Wiederaufnahmegründe des § 362 Nr. 1-3 StPO sehen eine Wiederaufnahme bei schweren Verfahrensmängeln vor. Sie ermöglichen eine Korrektur einer qualifiziert defizitären Beweisführung. Im Fall des § 362 Nr. 5 StPO geht es ebenfalls um die Korrektur eines Freispruches, der aufgrund von Beweismitteldefiziten in der ursprünglichen Hauptverhandlung, die allerdings erst im Nachhinein offenbar geworden sind, zustande gekommen ist.

Dies gilt erst recht mit Blick auf § 362 Nr. 4 StPO. Im Fall des nachträglichen glaubwürdigen Geständnisses (§ 362 Nr. 4 StPO) ist die Beweislage zulasten des Freigesprochenen verändert mit der Folge, dass eine Wiederaufnahme möglich wird. Nicht anders verhält es sich bei § 362 Nr. 5 StPO, der voraussetzt, dass neue Tatsachen oder Beweismittel dringende Gründe für eine Verurteilung bilden.«

»Abgesehen davon, dass mit der Auffassung der Senatsmehrheit Zufälligkeiten einer vorkonstitutionellen Rechtslage verfassungsrechtlich versteinert würden, sind mit dieser Sicht schwerlich auflösbare Wertungswidersprüche verbunden. Insbesondere ist es kaum zu erklären, aus welchem Grunde ein Freigesprochener, der in einem Wirtschaftsstrafverfahren von einer gefälschten Urkunde profitiert hatte (die er noch nicht einmal selbst gefälscht haben muss), sich einer erneuten Anklage stellen muss, dagegen aber nicht jemand, der in einem Verfahren wegen Mordes durch ein molekulargenetisches Gutachten der Täterschaft überführt wird. Ebenso dürfte kaum vermittelbar sein, warum in einem Fall, in dem nach einem Freispruch ein Täter, der Kriegsverbrechen gesteht, erneut angeklagt werden kann, während sein ebenfalls freigesprochener Komplize, der nicht geständig ist, trotz des Auftauchens neuer erdrückender Beweise straflos bleibt.«

»Der Strafklageverbrauch nach Art. 103 Abs. 3 GG steht […] einer weiteren Einschränkung durch eine Ergänzung der Wiederaufnahmegründe durch § 362 Nr. 5 StPO nicht grundsätzlich entgegen. Die Gefahr eines „Dammbruchs“ besteht angesichts der Begrenzung auf schwerste, unverjährbare Straftaten und der sonstigen engen tatbestandlichen Voraussetzungen der Norm nicht. Die Ermöglichung der Wiederaufnahme gemäß § 362 Nr. 5 StPO dient der Durchsetzung des staatlichen Strafanspruches bei wenigen besonders schweren Straftaten. Das dahinterstehende Ziel ist die Stabilisierung und Sicherung des Rechtsfriedens und die Durchsetzung von Normen zum Schutz höchstrangiger subjektiver Rechtsgüter und von fundamentalen völkerrechtlichen Interessen.«

Ich zitiere das so ausführlich, weil es mir nicht so sehr um die Sache selbst geht (ich finde beide Standpunkte begründbar), sondern weil mich die Argumentationstechnik und der Argumentationsstil interessieren. Zumindest meine Kommentare zu diesem Urteil gehören insofern eigentlich in den Strang »Rhetorik«. Man kann hier musterhaft studieren, wie man die Position der Gegenseite Punkt für Punkt widerlegt, indem man historische Vergleiche als unpassend zurückweist oder die Stichhaltigkeit einer Prognose anzweifelt, Widersprüche offenlegt, Parallelen zieht, auf nicht vermittelbare Folgen einer Entscheidung im Sinne der Gegenposition hinweist, ausgiebig die der eigenen Argumentation dienliche Literatur zitiert usw. Sowohl die Senatsmehrheit als auch die beiden Richter mit abweichender Meinung bedienen sich dabei eines Stils, der dem unbefangenen Leser eine zwingende Logik suggeriert, die in Wirklichkeit nicht gegeben ist und in der Juristerei naturgemäß nicht gegeben sein kann (Herr Ickler hat darauf bereits hingewiesen). Zum rhetorischen Handswerkszeug gehören Formulierungen wie »ist nicht ersichtlich«, »erschließt sich nicht« oder »kann nicht überzeugen«. Das klingt ziemlich stark, fast apodiktisch, und macht durchaus Eindruck. Allerdings findet man diese Formulierungen ja auf beiden Seiten gleichermaßen. Wer nicht von vornherein in seiner Meinung völlig festgelegt ist, wird hier wie dort Stärken und Schwächen finden. Die Gewichtung dieser Stärken und Schwächen hat nichts mit Logik zu tun. Letztlich entscheidet auch hier wieder die Mehrheit. Solange die Autorität des Entscheidungsgremiums, hier also des Bundesverfassungsgerichts, allgemein akzeptiert ist, kann auch eine in der Sache nach wie vor umstrittene Entscheidung so etwas wie »Rechtsfrieden« herstellen.

(Daß Richter Müller und Richterin Langenfeld die Nr. 5 des § 362 StPO wegen des Rückwirkungsverbots dennoch für verfassungswidrig halten, steht auf einem anderen Blatt, und das Gesetz könnte in diesem Punkt auch geändert werden. Mein Interesse wurde durch das Argument der absoluten Geltung des Art. 103 Abs. 3 GG entfacht, und die Ausführungen beider Seiten dazu sind zum Glück auch recht ergiebig.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.11.2023 um 11.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52083

Sicher habe ich solches Auseinanderklaffen von Recht und Gerechtigkeit auch schon öfters beobachtet, habe es aber bisher eher für Unfälle gehalten.

Es war mir nicht bewußt, daß es geradezu ein offizielles Prinzip ist:
Gib lieber Ruhe ("Rechtssicherheit"), als daß die Wahrheit ans Licht kommt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.11.2023 um 11.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52082

Wirklich nicht? Aber wir sind doch nicht mehr die Jüngsten und haben reichlich Gelegenheit gehabt, jenes Auseinanderklaffen zu beoachten – und uns einen Reim darauf zu machen.

Noch mehr als das Davonkommen des Verbrechers hat die Menschen die Verurteilung des Unschuldigen beschäftigt, der Justizmord an Sokrates (dem "gerechtesten der Menschen") oder an Jesus.

Man kann zum Michael Kohlhaas werden oder zum abgeklärten Zyniker. Der Weise nimmt die Dinge, wie sie sind, und versucht das Beste daraus zu machen.

Ich habe immer gefunden, daß die Empörungsfähigkeit der Jugend unsere einzige Hoffung ist. Es ist, als ob die unvermeidliche Abstumpfung ("Pragmatismus", "Korrumpiertheit") der Erwachsenen immer wieder durch das reinigende Feuer des kindlichen und jugendlichen Gerechtigkeitsgefühls muß. Das Unrecht, das uns in der Grundschule angetan wurde, vergessen und vergeben wir noch auf dem Totenbett nicht, und das ist unser bestes Teil. Moral ist ja gewissermaßen ein Wunder in einer Welt des Fressens und Gefressenwerdens, aber hier entsteht sie immer wieder neu. Die Tränen der Wut in den Augen eines Kindes, dem Unrecht geschehen ist, sind eigentlich kostbar. Daher auch der unsterbliche Reiz der Literatur, die den unerfüllbaren Traum von der Gerechtigkeit erfüllt, wenn auch nur als Traum.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.11.2023 um 11.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52081

Noch mal zum Rechtswesen, danke für die Ausführungen, das war sehr aufschlußreich für mich. Allerdings hinterläßt es vor allem ein ungutes Gefühl bei mir. Ich hätte nicht gedacht, daß Recht und Gerechtigkeit manchmal so weit auseinanderklaffen können.
Meine jetzigen Gedanken dazu hat Germanist wohl am besten ausgedrückt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 03.11.2023 um 09.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52080

Zur Kreisleriana: Mich hat immer die frühe Aufnahme von Grimaud fasziniert, damals gerade volljährig (es gibt noch eine spätere Aufnahme).

https://youtube.com/watch?v=pFGmlF2zkPc

Flott durchgespielt, kaum rubato, der Baß ist ganz im Hintergrund, jedoch – ich weiß gar nicht, wie sie das hinbekommt – völlig unabhängig von der rechten Hand, etwas ganz Eigenes.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.11.2023 um 05.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52079

Das ist sehr wahr. Mit der (schriftlichen) Kodifizierung einer Lehre geht immer die Gefahr der doktrinären Erstarrung einher. Wenn man das NT liest, hat man den Eindruck, daß Jesus der Buchstabengläubigkeit der "Schriftgelehrten" immer wieder den ursprünglichen Sinn des "Gesetzes" entgegenstellte. Besonders eindrucksvoll am Beispiel des Sabbats ("um des Menschen willen"...).
Im Rechtswesen verkörpert die Institution des Geschworenen bzw. Schöffen dieses Mißtrauen in die strikte Gesetzesanwendung. Sie soll an das Rechtsgefühl des "Laien" rückgebunden werden, um nicht den Sinn des Ganzen aus den Augen zu verlieren.
Aus dem Zivilrecht hatte ich schon mal "Bleak House" von Charles Dickens erwähnt. Aus der Rechtsgeschichte ist bekannt, daß unerledigte Prozesse sich buchstäblich endlos hinziehen können, bis niemand sich mehr an die ursprüngiche "Sache" erinnern kann. War das nicht so am Reichskammergericht, als das Alte Reich zu Ende ging? Tausende von Verfahren "auf der langen Bank"...
Vgl. auch http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28212 (Nichtbezahlte Schulden vs. Chance auf einen Neubeginn)
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 03.11.2023 um 02.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52078

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52073

Die "Billigkeit" ist aber seit der Antike ein (wie ich glaube: notwendiger) Grundpfeiler sowohl unseres Rechtssystems als auch dem vieler anderer Staaten, nicht zuletzt, weil sie dazu dient, potentiell absurde Folgen einer rein mechanischen Anwendung von Gesetzen zu verhindern oder wenigstens abzumildern.

Was "recht und billig" ist, darüber kann man streiten und nur auf weise Richter hoffen.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 03.11.2023 um 02.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52077

Ein Straftäter kann in einem Zivilprozeß zur Zahlung von Schadensersatz und/oder Schmerzensgeld sowie anderen Wegen zur Wiedergutmachung verurteilt werden, nachdem das Gericht dessen Schuld auf Grund neuer Beweise festgestellt hat. Das ist nicht dasselbe wie eine Haft- oder andere Strafe (die gehört in den Bereich des Strafrechts).

Man darf aber das Gewicht eines Urteils im Zivilprozeß nicht unterschätzen, denn erstens können die materiellen Forderungen, die sich aus einer Zivilklage ergeben, erheblich sein und im Fall einer schweren Straftat den Täter wirtschaftlich ruinieren. Zweitens ist die Schuld mit einem Urteil aktenkundig und gerichtlich bestätigt, was schwerwiegende Folgen für Täter haben kann, etwa in bezug auf Beschäftigung, Kreditwürdigkeit oder, im Fall von Ausländern, Abschiebung.

Die wohl bekanntesten Beispiele für solche Zivilverfahren stammen aus den USA, nämlich O. J. Simpson und jüngst Donald Trump.

Im übrigen ist ein Zivilprozeß u. U. eine mächtige Waffe für zu Unrecht Beschuldigte, wie die verschiedenen Verfahren rund um Jörg Kachelmann gezeigt haben.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.11.2023 um 23.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52075

Lieber Herr Schaefer, Ihr Beitrag hat mich als juristischen Laien einigermaßen verblüfft. Ich habe versucht, mir den Unterschied von Strafverfahren und Zivilverfahren anzulesen, leider bisher mit nur wenig Erfolg. Läßt sich das evtl. mit wenigen prägnanten Worten erklären? Vor allem verstehe ich nicht:
Warum gilt Artikel 103 GG nur für das Strafrecht, aber nicht in einem Zivilprozeß? Könnte ein Mörder in einem Zivilprozeß zu lebenslanger Haft verurteilt werden, nachdem er in einem Strafprozeß freigesprochen wurde? Was hat Vorrang?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.11.2023 um 10.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52074

"Ewiges Prozessieren" (oder andernorts "nicht enden wollender Zyklus") ist eine rein theoretische Möglichkeit, eine beinahe schon (bitte um Entschuldigung) boshafte Unterstellung. In der Praxis wird eine einzige Wiederaufnahme eines Verfahrens äußerst selten vorkommen und eine zweite Wiederaufnahme nur in absoluten Ausnahmefällen, die man dann in der Rechtsgeschichte an einer Hand abzählen kann. Mit "ewig" und "nicht enden wollend" hat das m. E. nichts zu tun. Das läßt sich mit strengen Auflagen auch regulieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.11.2023 um 05.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52073

Wenn dem ewigen Prozessieren nicht Einhalt geboten wird, sei es auch unter Verletzung des natürlichen Gerechtigkeitsgefühls, kann es in der Tat das Zusammenleben völlig zerstören. Rechts- und kriminalpolitische Stopsignale haben gewiß etwas Unbefriedigendes, wie man ja auch an der Cannabis-Diskussion sieht.
Übrigens gibt sich die von Herrn Metz dankenswert ausführlich zitierte Argumentation wieder streng logisch, wie es unter Juristen üblich ist, aber man sieht genau, an welchen Stellen die "Meinung" ("Billigkeit"-Erwägung) hineinbricht. Rechtsprechung ist nie reine Subsumtion, sonst könnte man sie automatisieren.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 02.11.2023 um 00.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52072

Es ist doch nicht so furchtbar kompliziert:

§ 362 Nr. 1–3 StPO besagen, daß ein Strafverfahren wiederaufgenommen werden kann, wenn ein Freispruch auf nicht ordnungsgemäßen Weg erfolgt war. Das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Nr. 4 besagt im Grunde genommen: Dummheit bzw. Dreistigkeit schützt nicht vor Strafe.

Sollte sich später (und innerhalb der Verjährungsfristen) herausstellen, daß ein Freispruch auf Grund neuer Erkenntnisse zu Unrecht erfolgt ist, besteht immer noch die Möglichkeit zu einer Zivilklage, und im Zivilverfahren gilt das Prinzip "in dubio pro reo" nicht, ebensowenig wie das Schweigerecht. Ein Amts- oder Landgericht kann im Zivilverfahren immer noch die Schuld des Beklagten (nicht Angeklagten) feststellen.

Bevor man das Urteil des BVG kritisiert, sollte man erst einmal überlegen, welche Folgen die für verfassungswidrig erklärte Nr. 5 haben könnte (z.B. Mißbrauch durch übereifrige Ermittler und Staatsanwälte). Das Gericht tat meiner Meinung nach gut daran, den Rechtsfrieden als höherwertiges Gut zu bewerten.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 02.11.2023 um 00.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52071

Man kann das so sehen, aber bei »reine Formsache« denke ich zunächst an verstrichene Fristen, unvollständige Unterlagen, örtliche Unzuständigkeit eines Gerichts und dergleichen mehr. Der Hinweis auf das Bedürfnis nach Rechtssicherheit ist aber nicht von der Hand zu weisen, und mir scheinen Regelungen, die der Befriedigung dieses Bedürfnisses dienen sollen – wie immer man dazu im einzelnen steht –, einen materiellen Kern zu haben und insofern über eine reine Formalität hinauszugehen. Aber gut, das ist nicht entscheidend. Entscheidend ist vielmehr die Frage, warum es dem Gesetzgeber nicht gestattet sein soll, die bereits bestehenden Ausnahmen vom Verbot der Mehrfachverfolgung zuungunsten des Abgeurteilten, die vom Verfassungsgericht bisher offenbar nicht beanstandet worden sind und jetzt von ihm sogar zustimmend kommentiert wurden, um eine weitere Fallkategorie zu ergänzen, die in der heutigen Rechtspraxis eine viel größere Rolle spielen dürfte als zur Entstehungszeit des § 362 StPO. Wenn eine Abweichung vom Prinzip des Strafklageverbrauchs nur dann ausnahmsweise zulässig sein soll, wenn die Rechtsförmigkeit und Rechtsstaatlichkeit des vorausgegangenen Verfahrens in Rede stehen, wie dies bei § 362 Nr. 1–4 der Fall sei, stellt sich die Frage, ob diese Voraussetzung, zumindest soweit es die Rechtsstaatlichkeit betrifft, nicht auch dann gegeben ist, wenn der Rechtsstaat die Gelegenheit willentlich ausschlägt, gravierende neue Erkenntnisse zu würdigen, die bei einer Wiederaufnahme des Verfahrens mit hinreichender Wahrscheinlichkeit das früher ergangene Urteil als prozessual womöglich korrekt, aber materiell grob falsch erscheinen lassen. Ob nämlich der Rechtsstaatlichkeit und dem Vertrauen der Bürger in den Willen und die Fähigkeit der Justiz, der Gerechtigkeit Genüge zu tun, eher gedient ist, wenn sie ungerührt und unbesehen an einem falschen Urteil festhält oder wenn sie es aufgrund neuer Erkenntnisse, die ihr ohne eigenes Verschulden während des ursprünglichen Prozesses nicht zur Verfügung standen, korrigiert, steht gerade dahin. Man darf gespannt sein, wie es in dieser Sache weitergeht.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 01.11.2023 um 18.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52070

Fiat iustitia et pereat mundus.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.11.2023 um 16.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52068

Danke für diesen detaillierten und kenntnisreichen Beitrag, lieber Herr Metz. Ja, es gibt viele Zweifel, was schon am nicht einstimmigen Urteil des Verfassungsgerichts deutlich wird. Auch im Kommentar der Tagesschau, aus der ich von der Sache erfahren habe, wurde schon die Möglichkeit einer Grundgesetzänderung erwähnt.
Durch Ihren Beitrag bin ich darauf aufmerksam geworden, daß dieser Absolutheitsanspruch, auf dem das Verfassungsgericht mehrheitlich besteht, durchaus strittig sein könnte. Ergänzend zu den von Ihnen genannten Ausnahmefällen für ein Wiederaufnahmeverfahren möchte ich noch anführen, daß man auch gelegentlich von Fällen hört, wo ein rechtskräftig Verurteilter wegen nachträglich erwiesener Unschuld freigesprochen wird. Warum soll die Wiederaufnahme im umgekehrten Fall nicht möglich sein?

Man müßte gar nicht grundsätzlich von dem Prinzip "ne bis in idem" bzw. GG-Artikel 103 abrücken, sondern könnte eine Wiederaufnahme an strenge Auflagen und vorherige richterliche Prüfung binden, so daß eine wirkliche Wiederaufnahme nur in seltenen Ausnahmefällen möglich ist.

Womit ich aber nicht einverstanden bin, ist, daß "nicht zweimal im gleichen" mehr sei als eine reine Formsache. Immerhin geht es hier darum, daß ein rechtliches Prinzip über Tatsachen gestellt wird. Es wird letztlich weggeschaut aus formalen Gründen, die mit der Wirklichkeit des konkreten Falles nichts zu tun haben.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.11.2023 um 13.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52067

Allerdings ist das Prinzip des Strafklageverbrauchs (ne bis in idem) mehr als reine Formsache. Das Bundesverfassungsgericht sieht in dem durch das Grundgesetz garantierten Recht des Verurteilten, wegen derselben Tat nicht erneut strafrechtlich verfolgt zu werden, ein subjektives grundrechtsgleiches Recht, das nicht durch eine einfache gesetzliche Regelung ausgehebelt werden kann. »Das in Art. 103 Abs. 3 GG gegenüber den Strafverfolgungsorganen statuierte Verbot mehrfacher Strafverfolgung wäre praktisch wirkungslos, wenn die einfachgesetzliche Ausgestaltung als Wiederaufnahmeverfahren eine erneute Strafverfolgung und gegebenenfalls Verurteilung ermöglichen könnte« (hier und im weiteren zitiert nach https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2023/bvg23-094.html). Daher bestehe in diesem Fall kein Spielraum für eine Abwägung verschiedener Rechtsgüter. Der Vorrang des Prinzips der Rechtssicherheit vor dem Prinzip der materiellen Gerechtigkeit sei absolut. Zwar folge dies noch nicht zwingend aus dem Wortlaut oder der Entstehungsgeschichte, bei »systematischer Betrachtung« erscheine Art. 103 Abs. 3 GG jedoch »abwägungsfest«. Diese Bestimmung stelle »eine besondere Ausprägung des im Rechtsstaatsprinzip wurzelnden Vertrauensschutzes dar, die ausschließlich für strafrechtliche Verfahren gilt. Als Sonderregelung mit eigenständigem Gehalt geht Art. 103 Abs. 3 GG in seinem Schutzgehalt über die allgemeinen Prinzipien hinaus, die ihrerseits bereits das Vertrauen in eine rechtskräftige Entscheidung schützen und eine übermäßige Beeinträchtigung der Interessen des Einzelnen verhindern. Dieser weiterreichende Vertrauensschutz beruht darauf, dass ihm unbedingter Vorrang gegenüber den grundsätzlich berechtigten Korrekturinteressen zukommt, die der Gesetzgeber ansonsten berücksichtigen könnte.«

Nun gut, dann muß das Grundgesetz in diesem Punkt eben geändert werden, sagt Herr Riemer. Das Bundesverfassungsgericht führt zur Begründung seines Standpunkts aber nicht nur die von ihm angenommene Abwägungsfestigkeit von Art. 103 Abs. 3 GG ins Feld, sondern argumentiert auch inhaltlich zugunsten der bestehenden Grundgesetzregelung im Sinne eines generellen Verbots der Mehrfachverfolgung. »Der Zweck des Art. 103 Abs. 3 GG als Individualrecht besteht zunächst darin, den staatlichen Strafanspruch um der Rechtssicherheit des Einzelnen willen zu begrenzen. Der Einzelne soll darauf vertrauen dürfen, dass er nach einem Urteil wegen des abgeurteilten Sachverhalts nicht nochmals belangt werden kann.« Und weiter: »Daneben dient die Rechtskraft einer Entscheidung auch dem Rechtsfrieden. Es besteht ein vom Einzelnen unabhängiges Bedürfnis der Gesellschaft an einer endgültigen Feststellung der Rechtslage. Daher hat sich die moderne rechtsstaatliche Ordnung gegen die Erreichung des Ideals absoluter Wahrheit und für die in einem rechtsförmigen Verfahren festzustellende, stets nur relative Wahrheit entschieden. Auch das Strafrecht gebietet keine Erforschung der Wahrheit „um jeden Preis“.« Mit anderen Worten, wenn ein Strafverfahren ordnungsgemäß abgelaufen ist, müssen alle Beteiligten mit dem Ergebnis leben. »Die Gründe für eine Wiederaufnahme zulasten des Angeklagten aufgrund neuer Tatsachen oder Beweismittel wurzeln […] nicht in gravierenden Mängeln der Strafverfolgung an sich und insbesondere nicht in der Nichtverfolgung einer Straftat. Ein Freispruch steht vielmehr am Ende eines Strafverfahrens, das gerade nicht eingestellt, sondern rechtsförmig durchgeführt worden ist.«

Das Argument, neue Erkenntnisse müßten doch berücksichtigt werden, wenn sie die Unrichtigkeit der früheren Entscheidung beweisen, und auch die Mahnung zum Schutz der Interessen von Opfern und Hinterbliebenen weist Karlsruhe zurück: »Insbesondere der Verweis auf die fortlaufende Verbesserung der Ermittlungsmethoden stellt die Rechtsstaatlichkeit früherer Strafverfolgung nicht infrage. Wird die Aufklärung ungelöster Fälle mithilfe früher nicht verfügbarer Erkenntnismittel möglich, bestätigt dies vielmehr die rechtsstaatliche Unbedenklichkeit der früheren, wenn auch in der Sache unvollständigen Ergebnisse. Technischen Fortschritt unterstellt, kann eine spätere und daher mit moderneren Methoden durchgeführte Aufklärung die Chance besserer Erkenntnisse in sich tragen. Sie kann aber auch durch den Umstand belastet sein, dass nicht alle für das zuerst geführte Verfahren relevanten Beweismittel auch im zweiten Verfahren noch zur Verfügung stehen oder ebenso ertragreich sind, wie sie es im ersten Verfahren waren. Ein Strafprozess, der wegen des grundsätzlich stets möglichen Auftauchens neuer Tatsachen oder Beweismittel faktisch nie endete, würde für die Opfer beziehungsweise für ihre Hinterbliebenen eine erhebliche seelische Belastung darstellen, die das Bedürfnis an einer inhaltlich richtigen Aufklärung und Urteilsfindung immer weiter zurücktreten ließe, je mehr Zeit nach der Tat verstrichen wäre.« Das mag in vielen Fällen so sein. Aber wenn die Angehörigen eines Ermordeten erfahren, daß der angeklagte und rechtskräftig freigesprochene Tatverdächtige nach neueren Erkenntnissen doch die Tat begangen hat, er dafür aber nicht mehr belangt werden kann, dann dürfte das wohl ebenfalls eine erhebliche seelische Belastung mit sich bringen, die zudem über lange Zeit, vielleicht ein Leben lang, anhält.

Ich kann die Argumentation des Bundesverfassungsgerichts zwar nachvollziehen, habe aber Zweifel an der Absolutheit des Verbots erneuter Strafverfolgung nach Art. 103 Abs. 3 GG. Als juristischer Laie kann ich die Qualität der »systematischen Betrachtung« des Gerichts nicht beurteilen. Ich stutze aber, wenn ich lese: »Die Wiederaufnahme eines Strafverfahrens kann etwa darauf gerichtet sein, ein mit rechtsstaatlichen Grundsätzen nicht zu vereinbarendes Urteil aufzuheben, ohne dass eine Änderung des materiellen Ergebnisses im Vordergrund steht. Ist dies der Fall, ist Art. 103 Abs. 3 GG nicht berührt. Das betrifft insbesondere die Wiederaufnahme von Strafverfahren gemäß § 362 Nr. 1–4 StPO. Die Möglichkeit, ein unter schwerwiegenden Mängeln gefundenes Urteil, das die Anforderungen an ein justizförmiges, rechtsgeleitetes Verfahren verfehlt, aufzuheben und das Verfahren zu wiederholen, sichert den Geltungsanspruch des Urteils und damit die rechtsstaatliche Autorität des Strafverfahrens ab. Die Aufhebung eines Freispruchs nach einem glaubwürdigen Geständnis verfolgt den Zweck, ein Verhalten zu verhindern, das die Autorität des rechtsstaatlichen Strafverfahrens infrage stellen würde.« Wenn der Vorrang des Prinzips der Rechtssicherheit vor dem Prinzip der materiellen Gerechtigkeit absolut ist, wieso ist dann in bestimmten Fällen (§ 362 Nr. 1–4 StPO) doch eine Wiederaufnahme des Strafverfahrens möglich? Warum soll die Unzulässigkeit einer Rechtsgüterabwägung, die als Hauptargument gegen den neuen § 362 Nr. 5 StPO angeführt wird, dann nicht gegeben sein? Soll die Abwägungsfestigkeit etwa nur für den Vergleich Rechtssicherheit versus Gerechtigkeit gelten und nicht für die Abwägung von Rechtssicherheit und Autorität des rechtsstaatlichen Verfahrens? Schwächt nicht auch ein Urteil, das im nachhinein als höchstwahrscheinlich materiell falsch angesehen wird, diese Autorität ganz empfindlich? Man kann in den betreffenden Fällen sicher gute Gründe für die Wiederaufnahme der Strafverfolgung finden, aber wenn man § 362 Nr. 1–4 StPO billigt, dann ist jedenfalls das Absolutheitsargument meines Erachtens nicht zu halten – mit der Folge, daß die ganze Urteilsbegründung in sich zusammenbricht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.10.2023 um 21.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52065

Für einen Mord liegen Beweise vor, aber aus rein formalen Gründen (der Mörder war wegen Mangels an Beweisen bereits irrtümlich freigesprochen worden) dürfen diese Beweise nicht verwendet und der Mörder nicht bestraft werden.

Wenn das unser Grundgesetz so verlangt, dann muß es schleunigst korrigiert werden!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 31.10.2023 um 10.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52064

WDR Fernsehen, Aktuelle Stunde, 30. Oktober 2023. Hacker legen Einwohnermeldeämter und ganze Verwaltungen in Südwestfalen mit Erpressungstrojanern lahm. Einer der »führenden Experten für die Sicherheit kritischer Infrastrukturen« wird gefragt, wie man sich gegen solche Cyberangriffe wirksam schützen kann. Antwort: »Na ja, im Endeffekt geht’s dadrum, eine angemessene Cybersicherheit in der Form umzusetzen, daß man defensive Sicherheit macht und sich eben so aufstellt, daß man eine Resilienz hat, also widerstandsfähig gegen solche Angriffe ist.« Mit anderen Worten, man schützt sich dagegen, indem man sich dagegen schützt. Nachfrage des Redakteurs im Studio: »Wie macht man das denn?« Antwort: »Salopp gesagt, Sicherheit ist kein Zustand, sondern ein Prozeß. Ich muß also Sicherheitsprozesse implementieren und umsetzen, beispielsweise vollfunktionale Back-ups haben, die ich auch komplett wieder einspielen kann, wenn etwas passiert ist, und ich muß auch sicherstellen können, daß eben die Angreifer nicht Zugriff auf diese Back-ups hatten.« Ich verstehe unter Schutz gegen einen Angriff zunächst die Abwehr eines Angriffs und allenfalls in zweiter Linie den Schutz vor den Folgen eines Angriffs. Vielleicht sieht das auch der Redakteur so, aber es bleibt sowieso keine Zeit für eine weitere Nachfrage, weil noch ein weiterer Punkt abgehakt werden muß.

Daß man in so einer Sendung nicht alles vertiefen kann, ist mir klar, aber ich frage mich oft, was der durchschnittliche Fernsehzuschauer eigentlich dazugelernt hat, wenn er wieder mal einem solchen Fachmann gelauscht hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.10.2023 um 08.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52063

Die Tische, an denen Putin seine Gäste empfängt (sofern man davon überhaupt noch sprechen kann), werden immer größer. Die Bilder erinnern an chinesische Historienfilme ("Hero"), in denen der Gelbe Kaiser in seiner Erhabenheit (und Angst vor Attentätern) die sterblichen Menschen auf Abstand hält. Auch die Thronsäle der Pharaonen waren so angelegt. Manche meinen, daß heutzutage Viren an die Stelle der guten alten Dolche getreten sind. Ein bißchen verrückt sieht es in jedem Fall aus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.10.2023 um 07.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52034

Nach einigen Jahren Funkstille wird nun wieder diskutiert, ob Thermomix-Kochen überhaupt Kochen ist. Profiköche werben dafür? Die sind gekauft und gehören sowieso alle eingesperrt. Das Argument, auch in Restaurantküchen werde das Gerät benutzt, überzeugt ebenfalls nicht. Restaurants schieben auch Tiefkühlkost in die Mikrowelle und servieren sie als eigene Werke.
Es ist eine Definitionsfrage. Malen nach Zahlen ist auch Malen.
Ich bin ja mehr auf der puristischen Seite, genau wie mit der deutschen Sprache: klare Worte, keine Angeberei usw. Zum Kochen braucht man ein paar Töpfe, Messer, Kochlöffel – fertig. In Entwickungsländern erlebt man Menschen, die auf einem Feuerchen einen Aluminiumtopf stehen haben und darin auf wunderbare Weise etwas sehr Schmackhaftes zubereiten. Die zivilisierte Welt versucht es als "Street food" zu usurpieren und würde uns auch das Barfußgehen für teures Geld verkaufen, wenn das möglich wäre.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.10.2023 um 08.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52027

Nach dem Ende der DDR veröffentlichte der Ostberliner Germanist Walter Flämig 1991 eine Kurzfassung der einst zusammen mit Heidolph und Motsch verfaßten "Grundzüge einer deutschen Grammatik" (die ich übrigens in der FAZ besprochen hatte). Er bedankt sich bei den einstigen Mitarbeitern (außer Motsch).

Der Stil ist schwerfällig-bürokratisch, das Papier (deGruyter) naturgemäß weniger grau als früher. Bezeichnend sind die erhalten gebliebenen Phrasen aus der ML-Schulung:

„Die Sprache ist das im Zusammenhang mit der Produktionstätigkeit aus gesellschaftlichen Bedürfnissen historisch entstandene und sich entwickelnde natürliche Kommunikationsmittel der menschlichen Gesellschaft.“

Etwas später kommen dann noch die „Arbeit“ nach Engels sowie die Sprache als „Instrument der Leitung und Steuerung gesellschaftlicher Prozesse“, der „schöpferische“ Gebrauch der Sprache und die Widerspiegelungstheorie hinzu. Das Ganze wirkt heute schon wieder komisch, aber es war mal eine ernste Sache.

Das Buch wirkt wie eine Zweitverwertung ohne definierbaren Zweck. Es soll praktischen Zwecken dienen, vor allem normgerechtem Sprechen und Schreiben: „Gedacht ist an Lehrer, Journalisten, Schriftsteller, Unternehmer, Moderatoren und Berufssprecher öffentlicher Medien usw.“ Weltfremder geht es nicht. Das Buch ist wohl niemals von einem Angehörigen der genannten Berufsgruppen, vielleicht ausgenommen eine Handvoll Lehrer, gelesen worden und dürfte überhaupt nur sehr wenige Leser gefunden haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.10.2023 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52007

Das ist wahr, wenn auch unspezifisch. Auch der gute alte Supermarkt versucht an meinen Geldbeutel zu kommen. Mich interessiert der interkulturelle Aspekt der Trickserei. Wir haben schon Agitatoren erlebt, die recht virtuos auf der Klaviatur unserer Einstellungen spielen ("Kein Mensch ist illegal") und sich der Unterstützung durch Vereine und Anwälte versichern. Und dann gibt es eben die doch recht anspruchslose Straßenbettelei, die der gewöhnlich weitgereiste Einheimische von Urlaubsreisen oder Auslandstätigkeit her kennt. Vergleichsweise harmlos, aber in der Wirkung auf die Bevölkerung nicht zu unterschätzen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.10.2023 um 01.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52006

Nicht sehr durchdacht – da würden Ihnen die wahren Asylbedürftigen des Morgenlandes (es gibt sicher ein paar) bestimmt recht geben. Aber das interessiert doch die Hintermänner der Bettler nicht. Was es zu holen gibt, das wird auch geholt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.10.2023 um 14.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52005

Auch in Erlangen sieht man immer wieder Bettler aus dem Morgenland, die mit einem extrem verdrehten Fuß durch die Fußgängerzone hatschen, übrigens durchweg in neuen Sportschuhen, die nicht so aussehen, als gehe der junge Mann normalerweise auf dem Oberleder. Ich habe auch tatsächlich schon gesehen, wie sich so ein Schwerbehinderter in einer Seitenstraße (wo auch die Hintermänner des Bettelvolks abkassieren) aufrichtete und munter seines Weges ging. Mich amüsiert das mehr, als daß es mich ärgert. Ich halte es übrigens für nicht sehr durchdacht, solche Methoden nach Deutschland mitzubringen, wo man – in Kenntnis des Sozialsystems – eher mit Unwillen als Mitleid darauf reagiert. Vgl. schon http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30101
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2023 um 05.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51980

Von unserem Mitstreiter Wolfgang Scheuermann, der hier so viele kluge Beiträge geliefert hat, haben wir lange nichts gehört, und meine Nachforschung ergibt, daß voriges Jahr in Heidelberg ein Dr. med. dieses Namens verstorben ist. Leider muß ich annehmen, daß es der mir persönlich Unbekannte ist, und wenn das zutrifft, will ich hier meine dankbare Erinnerung ausdrücken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.10.2023 um 05.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51975

Die SZ (17.10.23) bringt ein Foto von Andrea Tandler bei jenem Auftritt in Schlampenverkleidung. Sie trägt anscheinend eine der unbrauchbaren Masken, mit deren Anschaffung sie Millionen verdient hat: Die Maske besteht nur aus einer linken Hälfte, mit Riemchen über dem linken Ohr und rechts gar nichts, nur ein Nebelfleck. Die rechte Gesichtshälfte scheint von einer früheren Verpixelung her wegretuschiert zu sein.

Im amerikanischen Fernsehen sieht man Trump bei einer seiner jüngsten Reden. Er schwadroniert minutenlang über das unzulängliche Mikrophon und wirkt nicht ganz richtig im Kopf. Die Fans sind begeistert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.10.2023 um 05.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51959

Zufällig bin ich gerade selbst noch einmal auf die Umlautschreibung gestoßen, die wir hier besprochen hatten: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=850

Um es unseren Kindern in der Schule leichter zu machen, schlug Augst 1985 vor, etwa in folgenden Wörter das ä zu e und das e zu ä zu ändern:

Zärte (Fisch), kätschen (schmatzend kauen), dräuen > e
Kerner (Beinhaus), Spergel (Spergula arvensis), Beuche > ä

Bekanntlich konnte er nur weniges durchsetzen (Gämse), so daß die Entlastung der Kinder sich in Grenzen hält. – Man muß ab und zu daran erinnern, wes Geistes Kind die Urheber des heutigen Zustandes waren.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.10.2023 um 22.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51958

Dabei fällt mir auf: Kommt das Wort (un)ersätzlich nicht von Ersatz, ebenso wie aufwändig von Aufwand kommt? Das haben die Reformer wohl vergessen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.10.2023 um 07.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51956

Wie sind wir bloß ein Leben lang ohne das Wort Gamechanger ausgekommen? Hört man heute aufs Modemaul, schafft man es keine Viertelstunde bzw. keine zwei Druckseiten, ohne es unersetzlich zu finden.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 14.10.2023 um 01.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51950

Nochmals zur Digitalisierung der Bezahlung und Abrechnung im ÖPV:

Die Situation in Schweden ist mit der in den Niederlanden nur schwer vergleichbar (größer als Deutschland, aber nur 10,5 Millionen Einwohner), aber dort hat man, zumindest in Stockholm, eine weitaus bessere Lösung gefunden.

Vor der Einführung der Chipkarte hatte man in der Hauptstadt das niederländische Zonensystem übernommen. Nun sieht es so aus:

- Die Karte ist billiger als in den Niederlanden (ca. 2,30 EUR), unbegrenzt gültig und muß nur ausgetauscht werden, wenn sie wegen dem unvermeidlichen Verschleiß nicht mehr lesbar ist oder anbieterseitig auf eine neue Karte umgestellt wird (Austausch kostenlos; Guthaben bleiben erhalten).

- Es ist kein Mindestguthaben erforderlich.

- Das System ist zeitbasiert. Mit dem "Einchecken" beginnt die Uhr zu ticken, denn es wird einmalig ein Fahrpreis von 39 SKR (ca. 3,30 EUR, je nach Wechselkurs) abgebucht. Für diesen Betrag kann man dann für 75 Minuten alle öffentlichen Verkehrsmittel in der Stadt nutzen.

- Wer nur sehr kurze Strecken fährt, kann weiterhin günstigere Einzelfahrscheine (ohne Chip!) am Schalter oder Automaten kaufen. Die Fahrkarten haben einen QR-Code, mit dem man durch die Sperren kommt.

- Die Karten lassen sich überall (z.B. Supermarkt, Kiosk) mit Bargeld oder Kontokarte aufladen. Man kann aber auch einfach seine Kontokarte zum "Einchecken" nutzen – dann wird der Betrag direkt vom Konto abgebucht.

- Auschecken ist nicht nötig, weil nicht nach Kilometern, sondern nach Zeit abgerechnet wird. Damit bleiben auch die Fluchtwege erhalten.

- Automatisierte überhöhte Abbuchungen und Bußgelder sind in diesem System unmöglich.

- Man kann auch ohne Guthaben Reisende vom Bahnsteig abholen.

- Für den Fernverkehr erhält man Fahrscheine mit einem QR-Code, mit dem man ebenfalls durch die Sperren kommt.


Einige der Nachteile bleiben aber erhalten, nämlich:

- Es ist nicht möglich, mehrere Personen mit einer Karte reisen zu lassen.

- Die Eingangssperren müssen weiterhin mit Personal versehen werden, um Reisenden mit einer gültigen Chipkarte bzw. Fahrschein mit QR-Code im Falle eines Systemfehlers oder eines Defekts den Durchgang zu ermöglichen.

- Auch das Stockholmer System ist nicht besonders umweltfreundlich, aber immerhin besser als das niederländische.

- So manche Ungerechtigkeit bleibt erhalten (s.o.).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.10.2023 um 08.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51938

Ich versuche mir den komischen Geschmack des Darjeelingtees zu erklären, bis ich einsehe, daß ich versehentlich einen Beutel Pfefferminztee in den Becher gehängt habe. Immerhin einige Sekunden lang habe ich die kognitive Dissonanz auszugleichen versucht. (Normalerweise trinke ich keine Beutelprodukte, sie waren noch vom Urlaub übrig.) Das ist auch auf anderen Gebieten zu beobachten. Mancher schafft es sein ganzes Leben lang nicht, seine Vorliebe oder Abneigung durch bessere Einsicht zurechtrücken zu lassen. Er nimmt vorzugsweise wahr, was sein Vorurteil bestätigt. Weise ist das nicht, und klüger macht es auch nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.10.2023 um 05.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51928

Steuervermeidung ist schädlicher als Steuerhinterziehung. Aus dem Impressum einer als redaktionell getarnten Hundefutterwerbung geht hervor, daß die Werbefirma auf den Marshallinseln sitzt. Also offenbar eine Briefkastenfirma mit dem Ziel der Steuervermeidung. Die Marshallinseln gehören zu den 16 Ländern auf einer EU-Liste „nicht kooperativer Länder und Gebiete für Steuerzwecke“. Man kann ihnen vorläufig das Geschäft nicht verbieten, aber es wäre möglich, sie zu boykottieren und damit wiederum zu werben. Es gibt glutenfrei, tierversuchsfrei – warum nicht auch steueroasenfrei?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2023 um 08.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51922

Der Vorschlag, Radikalen die deutsche Staatsangehörigkeit zu entziehen (Carsten Linnemann, Ahmad Mansour), beruht auf Unkenntnis des GG (Art. 16).

Wenn jemand Straftaten begeht, ist das Strafrecht zuständig. Ausbürgerung hatten wir schon.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2023 um 06.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51918

Das Statistische Bundesamt teilt mit: „Pedelecunfälle enden häufiger tödlich als Unfälle mit Fahrrädern ohne Motor.“ Nun rätsele ich, woran das liegen könnte.
Ich muß gestehen, daß mich als ausschließlich Rad Fahrenden oder Fuß Gehenden die elektrischen Zweiräder auf dem Radweg stören. Vorgestern abend überholte mich einer sehr flott rechts, schwenkte unmittelbar vor meinem Vorderreifen nach links und überholte meine Frau, die vor mir radelte. Dann bog er rechts ein und war zu Hause, während wir mit schlotternden Gliedern noch ein paar Kilometer vor uns hatten. Was das Bundesamt uns mitteilt, ist nur ein schwacher Trost.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.10.2023 um 18.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51916

Dazu eine Überschrift heute bei "Tichy":

Grüne nur auf Platz vier – jetzt werden sie eskalieren
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 08.10.2023 um 15.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51908

Daß in den Medien so ziemlich jeder Ausbruch eines Streits als Eskalation bezeichnet wird, ist nichts Neues, doch nun wird selbst der mörderische Überraschungsangriff der Hamas auf Israel in sämtlichen Nachrichtensendungen so genannt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.10.2023 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51887

Zur Einheitsfeier in der Elbphilharmonie:

Alt-Kanzler-Ärger beim Festakt zum Tag der Deutschen Einheit
Schröder-Auge kaputt! Er kam mit Blut-Auge.
(BILD)

Die Reden waren in Ordnung, die künstlerischen Darbietungen gemischt. Beethovens Siebente ist mir ohne die gymnastischen Übungen von John Neumeiers Ballett lieber. Wagner sprach zwar von einer „Apotheose des Tanzes“, aber das bezog sich auf den orgiastischen vierten Satz, und selbst da dürfte er kaum an ein Ballett gedacht haben. – Dann bot die Hamburger Hip Hop Academy noch etwas mit Lokalbezug, und ein dito superschneller Pianist betätigte sich als Entertainer. Das ist Geschmackssache.
Die Ansprachen von Tschentscher und Harbarth waren naturgemäß in einem gehobenen Ton gehalten, der aber durch das pedantische Gendern (Doppelnennung) etwas gestört wurde.
Merkel hatte abgesagt. Merz geriet nur flüchtig ins Bild, ebenso Schröder mit Blut-Auge und Gattin.
Die umherschweifende Kamera ersparte uns nicht die gelangweilten Gesichter der geladenen Gäste. Ab und zu wurde an den vorgesehenen Stellen matter Beifall geklatscht. Nur wenige wie Wladimir Klitschko verfolgten aufmerksam jedes Wort.
Ich finde es übrigens indezent, ja geradezu unerlaubt, Menschen in Großaufnahme zu zeigen, die davon nichts ahnen. Greift das Recht am eigenen Bild hier nicht? Hat man durch die Teilnahme seine Zustimmung gegeben? Private Webcams an öffentlichen Plätzen müssen verpixelt werden, so daß man nicht erkennen kann, wer wann wo war. Oder überwiegt das öffentliche Interesse? Das kann man bei Politikern im Dienst anführen, wozu auch die Teilnahme an Gedenkfeiern gehören dürfte. Aber die Gäste in der Elbphilharmonie gehörten nicht alle dazu. Ich würde es nicht wollen, daß Millionen Menschen jeden Mitesser auf meiner knolligen Nase sehen, und eine Dragqueen, die vom Gesehenwerden lebt, bin ich auch nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.10.2023 um 07.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51883

Zum letzten Teil von Schumanns Kreisleriana: Sollte Schumann die Melodie schon als Ohrwurm komponiert haben, der Kreisler martert (wie dann auch uns Hörer)?

Die linke Hand, die doch sehr zur unheimlichen Wirkung beiträgt, kommt entweder durch den Künstler selbst oder durch die Aufnahmetechnik oft nicht genug heraus. Sehr gut dagegen bei Horowitz (besonders der späten Aufnahme) und bei dem selbst kongenial wahnsinnig wirkenden Trifonov. Beide nehmen Schumanns "schnell und spielend" nicht besonders ernst.

Die Faszination, die E. T. A. Hoffmann auf die Zeitgenossen ausübte, ist heute kaum noch nachvollziehbar.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 03.10.2023 um 01.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51871

Ohne Michail Gorbatschow hätte es die Wiedervereinigung nie gegeben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2023 um 14.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51866

Morgen sollen wir den Kohltag feiern, da bleiben die Geschäfte geschlossen. Und heute ist ein Brückentag. Mehr weiß ich nicht.
Der Fall der Mauer war ja die reine Anarchie, so etwas kann man nicht feiern. Darum haben die Politiker beschlossen, sich lieber selbst feiern zu lassen.
Die Verlagerung des Nationalfeiertags vom 17. Juni auf den 3. Oktober, an dessen Bedeutung die Leute immer wieder erinnert werden müssen, hat zugleich die Leistung der Ostdeutschen (und damit eigentlich die Ostdeutschen selbst) zum Verschwinden gebracht. Dieser Fehler rächt sich jetzt und wird uns noch lange zu schaffen machen.
(Früher gab es praktisch niemanden, der mit dem 17. Juni nicht den Aufstand und die entsprechenden Bilder verbunden hätte. Aber wenn man heute mitten im Jahr nach der Bedeutung des 3. Oktober fragen würde, träfe man wahrscheinlich auf unangenehm viele lange Gesichter. Und wenn es ein wenig besser läuft: Wer hat noch mal den Einigungsvertrag unterzeichnet und sich ikonisch verewigen lassen?)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2023 um 04.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51861

Die Valentiniade, die ich im Sinn hatte (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51799), widerfuhr meiner Frau, als sie bei der Postbank ein uraltes Sparkonto auflösen wollte, auf dem sich inzwischen über 800 € angesammelt hatten. Nach wochenlangem Hin und Her, auch persönlichem Erscheinen in der Filiale, wurde sie endgültig beschieden, daß dieses Konto im System nicht auffindbar sei. Am gleichen Tage stellte sie fest, daß der Betrag auf ihr jetziges Konto überwiesen worden war. Wenn schon solche rieseigen Unternehmen wie die Deutsche Bank (und die Deutsche Bahn) mit der Digitalisierung überfordert sind, muß man sich nicht wundern, daß kleinere Unternehmen eine großen Teil ihrer Zeit mit dem "System" zurechtzukommen versuchen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2023 um 03.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51860

Kürzlich kam der Einkommensteuerbescheid, mit einer Nachzahlungsforderung, die mich stutzig machte. Ich fand heraus, daß Handwerkerkosten offensichtlich nicht berücksichtigt waren. Am Telefon erklärte die freudliche Sachbearbeiterin nach Durchsicht der gespeicherten Daten, daß das "System" diesen Posten nicht erkannt und daher auch die eingereichten Rechnungen nicht berücksichtigt habe. Man werde das nun von Hand korrigieren. Ich hätte außer der korrekten Ausfüllung des Vordrucks noch an einer bestimmten Stelle ein Häkchen setzen müssen oder so ähnlich (ich verstehe es bis heute nicht).
Ein menschlicher Bearbeiter hätte natürlich gleich gesehen, daß die eingereichten Rechnungen irgendwo zugeordnet werden müssen, aber dazu ist das "System" zu dumm. Vielleicht habe ich schon erzählt, daß ich vor einigen Monaten mein Fahrrad aus der Werkstatt abholen wollte und trotz Abholschein beschieden wurde, das Rad sei nie abgegeben worden. Nach vielem Suchen am Bildschirm erklärte der zuständige Mensch, das "System" habe das Rad nicht erkannt. Irgendwie wurde es dann doch gefunden, obwohl es angeblich nicht existierte.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 01.10.2023 um 23.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51858

Ich meinte nicht die sinnvolle Digitalisierung des Ausleihewesens, sondern die Überdigitalisierung wie in Leiden, die für Besucher und Bibliothekare aufwendiger ist, mehr Personal erfordert und es der Bibibliothek ermöglicht, Daten über die Benutzer zu sammeln, die sie nichts angehen.

Weil man ohne Leihausweis gar nicht mehr durch die elektronischen Sperren kommt, weiß die Bibliothek, wann ein Bestimmter Ausweisinhaber den Nutzerbereich betreten und verlassen hat. Universitätsbibliotheken sind öffentliche Einrichtungen, die zumindest die Nutzung des Präsenzbestandes jedem, auch Menschen ohne Leihausweis, ermöglichen sollten.

Wer die Digitalisate oder rein elektronische Publikationen nutzen möchte, muß seine Ausweisnummer eingeben, so daß die Bibliothek jederzeit feststellen kann, wer was wann eingesehen hat.

Da Bücher jetzt für jeden Ausleiher in bei jedem Besuch neu zugewiesene Schließfächer eingeräumt werden, benötigt man mehr Personal (ebenso für dahinterstehende IT) – und es werden weitere Daten gesammelt. Die Rückgabe erfolgt jetzt über Automaten, wobei aber nur eine mechanische, elektrische und elektronische Barriere zwischen Nutzern und Bibliothekspersonal errichet wurde, ohne daß sich der Arbeitsaufwand verringert hätte. Anfallende Mahngebühren werden elektronisch bezahlt, ebenso Ausdrucke von Digitalisaten und elektronischen Publikationen. Insgesamt führt das zum gläsernen Benutzer, der, wie im Fall der OV-chipkaart, der angeschafften Technik zu dienen hat, ohne daß ein Gewinn im Sinne von höherem Komfort oder größerer Effizienz erkennbar wäre.

Das Geld fehlt dann, wie Sie sagen, für Neuanschaffungen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.10.2023 um 03.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51836

Das hatte ich schon verstanden und finde die Digitalisierug des Ausleihwesens und überhaupt der Recherche auch sehr gut. Meine Bemerkung über die Sparmaßnahmen der Bibliotheken, was den Buchbestand selbst betrifft, war nur als Ergänzung gemeint. Auch im Unterrichtswesen spannt man ja, wie schon oft bemerkt, den Karren vor das Pferd: Erst digitalisieren wir mal, das ist das Gebot der Stunde, und dann sehen wir, wozu wir es getan haben könnten...
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 01.10.2023 um 02.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51834

Zu Herrn Metz und der desaströsen OV-chipkaart bzw. deren geplantem Nachfolger (vgl. https://www.security.nl/posting/798587/Fysieke+en+digitale+opvolger+OV-chipkaart+volgend+jaar+ingevoerd):

Im Grunde genommen sind die unnötig überhöhten Preise im ÖPV der Niederlande auf ein aus dem Finanzwesen stammendes Effizienzdenken zurückzuführen, das nicht ohne Schaden auf die reale Welt übertragbar ist. Ich will darauf nicht näher eingehen, aber die hervorragende amerikanische Wirtschaftsjournalistin Rana Foroohar von der "Financial Times" hat vielfach aufgezeigt, wie sehr dieses Modell der Realwirtschaft schadet (vgl. https://www.ft.com/content/46d56c75-57d5-44ef-812c-5e58865f0179, https://www.bloomberg.com/news/articles/2016-05-19/how-finance-ruined-business-makers-and-takers-by-rana-foroohar, https://knowledge.wharton.upenn.edu/article/pitfalls-financialization-american-business/).

Auch der Glaube an die Vertrauenswürdigkeit von IT-Systemen wird (endlich) in Frage gestellt. Zu diesem Thema hat der britische Anwalt David Allen Green eine lesenswerte Artikelserie gestartet (https://davidallengreen.com/2023/09/computer-says-guilty-an-introduction-to-the-evidential-presumption-that-computers-are-operating-correctly/).

Ich finde es immer wieder erstaunlich, daß man in den Niederlanden weiterhin dem gescheiterten Neoliberalismus und dem Effizienzdenken huldigt. (Sogar die Studentenwohnungen wurden privatisiert!) Weniger erstaunlich ist die Blauäugigkeit in Sachen Privatsphäre und Datenschutz, weil das Land keine Gestapo- und Stasi-Geschichte hat. In Schweden und Finnland ist es noch schlimmer, auch was das Vertrauen in die Obrigkeit betrifft.

Die Bemerkungen zu den deutschen Verkehrsverbünden kann ich nicht nachvollziehen, denn diese dienen ja dem Zweck, den Tarifdschungel zu reduzieren, und sie sind dabei sehr erfolgreich. Auch sind diese Tarifverbünde, zusammen mit der DB, sehr erfolgreich darin, ein Maximum an Zahlungsmöglichkeiten anzubieten, von der Barzahlung bis hin zum Smartphone. Im Gegensatz dazu hat R-Net (Niederlande) es m.W. nicht fertiggebracht, für eine einheitliche und übersichtliche Tarifstruktur zu sorgen.

Im übrigen kann man die Ansprüche für ein kleines Land mit weitgehender Zentralregierung nicht mit denen eines viel größeren föderalen Staates wie der Bundesrepublik gleichsetzen. Natürlich funktioniert in den Niederlanden vieles besser. Ich erinnere mich noch an die ersten Wochen im Land. Damals dachte ich (und denke immer noch), daß die strippenkaart dermaßen genial und einfach war, daß sie in Deutschland keine Chance auf Einführung hätte. Wie sich die Zeiten geändert haben!

Zu Herrn Icklers Kommentar möchte ich anmerken, daß ich mich bei der "Volldigitalisierung" nicht auf digitale Bücher bezogen habe, sondern auf die Ausleihe und Rückgabe von gedruckten Werken. Alles viel aufwendiger und teurer, aber Hauptsache digital.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2023 um 19.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51831

Haben wir auch, hält ewig.

Die SZ bildet auf einer Doppelseite drei Dutzend Gegenstände ab, die durch das Smartphone überflüssig werden, vom Notizuch bis zum Hausschlüssel und Plattenspieler (30.9.23). Sehr eindrucksvoll, mal alles beisammen zu haben.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 30.09.2023 um 17.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51830

Die Einträge über die OV-chipkaart haben mich an etwas erinnert. Ich wollte schon lange einen mechanischen Küchenwecker kaufen, und eben habe ich endlich einen bestellt (6,95 €). Keine Batterien, keine Tasten, kein Display, keine Menüs – der Zeiger wird einfach auf 20 gedreht, und wenn es bimmelt, sind die Kartoffeln gar.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2023 um 04.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51826

Wir definieren uns durch die Gespräche mit anderen. Sie setzen unseren ausschweifenden Gedanken Grenzen. Nach einem Gespräch mit Nachbarn, den Kindern, dem Verkäufer usw. fühle ich mich irgendwie „definierter“. Ich habe ein Bild von mir hinterlassen (nicht unbedingt das gewollte), und all diese Bilder – bin ich. Man denkt ja auch immer wieder darüber nach, wie man gewirkt hat, was man hätte sagen können usw.
Wollen kann man nur in Gemeinschaft. Einem Robinson auf seiner Insel schreiben wir einen Willen und überhaupt Personhaftigkeit zu, weil er aus einer menschlichen Gemeinschaft gekommen ist und das soziale Verhalten noch eine Zeitlang in sich trägt, auch durch Vorsichhinsprechen den Umgang mit anderen simuliert. Aber bei vollständiger Isolation gibt es Auflösungserscheinungen. Man wird „wunderlich“, mancher verwahrlost auch äußerlich. Wer seinen Ehepartner verloren hat, meidet auch die einst gemeinsamen Bekannten, glaubt am besten allein zurechtzukommen.
Gerade erlebt, ein paar Häuser weiter: Die Feuerwehr rückt an, weil ein Haus brennt, kommt kaum hinein wegen des meterhohen „Unrats“, wie es heißt, findet den einzigen Bewohner, einen älteren Mann, der schon länger allein gelebt haben muß, tot auf dem Boden liegen. Solche Fälle sind so alltäglich, daß sie nur in der Lokalpresse erwähnt werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.09.2023 um 09.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51818

Ein russischer Historiker meint, für die meisten Russen sei der Krieg so weit weg und habe sich das Leben so verbessert, daß Kritik an Putin nicht aufkomme. Wir erinnern uns an viele andere Beispiele: Bagdad, Kabul, Beirut usw., wo nach Berichten von Korrespondenten das tägliche Leben, auch das Herumsitzen in Straßencafés usw. einfach weiterging. Hierzulande stellt man sich solche Länder im Kriegszustand als reine Hölle vor, in die man z. B. keinen Migranten zurückschicken könne. Vielleicht spielt dabei die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg mit der Flächenbombardierung eine Rolle. Aber es ist wohl so: Krieg bedeutet vor allem Ruhe im Land; die Hölle ist anderswo. In der Literatur („Im Westen nichts Neues“ usw.) wird immer wieder von Soldaten auf Heimaturlaub berichtet, die vergeblich versuchten, den Verwandten und Bekannten auch nur eine Ahnung von dem zu vermitteln, was sie an der Front erlebt hatten und bald wieder erleben würden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.09.2023 um 04.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51812

Manchmal steht neben den Fahrscheinautomaten auf unseren Bahnhöfen ein hilfreicher Angestellter, der dem Kunden zeigt, wie man allen Schwierigkeiten zum Trotz einen Fahrschein herausholen kann. Meine Frau war neulich einem solchen guten Geist sehr dankbar, bis sie später herausfand, daß es nicht das Richtige war.

Was die Bibliotheken betrifft, so habe ich schon mehrmals beklagt, daß neuere Werke nur noch als Datei, nicht als gedrucktes Buch zu bekommen sind. Ich habe glücklicherweise etwa zur gleichen Zeit herausgefunden, daß ich keine neuen Bücher mehr zu lesen brauche. Die alten genügen vollkommen und sind überhaupt besser, und die besten habe ich selbst im Regal. Wann hat mir eine Rezension zuletzt Appetit auf das Buch gemacht? Ich kann mich nicht erinnern.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 29.09.2023 um 02.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51810

Ich stimme Ihnen in allem zu, Herr Schaefer.

Das mit den Nahverkehrszügen hatte ich bewußt weggelassen, weil die Streifenkarte in diesem Bereich meiner Erinnerung nach nur in einem sehr begrenzten Radius genutzt werden konnte. Aber egal, das ändert nichts an der Gesamtbewertung. Ich wollte nur dem Eindruck entgegenwirken, man hätte mit der Einführung der OV-chipkaart in den Niederlanden ohne Not einen Tarifdschungel eingeführt, wie wir ihn von den unzähligen deutschen Verkehrsverbünden kennen und in dem sich Normalsterbliche überhaupt nicht mehr zurechtfänden. Der durchschnittliche Reisende bekommt von den Tarifkomplizierungen nichts mit, er zahlt für dieses Nichtbehelligtwerden aber, wie gezeigt, einen hohen Preis, nicht nur in pekuniärer Hinsicht.

Wenn man in Deutschland wüßte, wie es in den Niederlanden unter anderem um das Thema Datenschutz bestellt ist, würde man vermutlich nicht mehr so verklärt-unkritisch auf das scheinbar beschauliche kleine Nachbarland blicken. Andererseits gibt es hierzulande durchaus Dinge, die besser laufen als in Deutschland. Das ist, Sie werden es bestätigen, ein weites Feld. Man könnte ganze Bücher darüber schreiben.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 29.09.2023 um 01.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51808

Vielen Dank, Herr Metz, für die zusätzlichen Details. Ein paar Anmerkungen:

- Mit "zählen können" meinte ich natürlich Zonen zählen und in der Lage zu sein, noch einen Streifen hinzuzuaddieren. Das war in Trams, Metros und Nahverkehrszügen (die man ebenfalls mit der strippenkaart nutzen konnte) kein Problem, weil die Zonen auf Schildern bzw. Fahrplänen abzulesen waren und die Zonengrenze durchgesagt wurde, so daß man notfalls einfach nachgestempelt hat. Wer im Busverkehr nicht Bescheid wußte, hat das die Busfahrer erledigen lassen.

- Der Zeitfaktor war vorhanden, spielte aber in der Praxis kaum eine Rolle (60 Minuten zum Umsteigen, mit Einführung der OV-chipkaart reduziert auf 35 Minuten – eine weitere Form der Abzocke).

- Über Tarife mußte man sich keine Gedanken machen, denn es gab landesweit nur einen einzigen: ein Streifen pro Zone plus Basistarif.

- Die Möglichkeiten zur Rückforderung unterscheiden sich von Anbieter zu Anbieter. Manche erlauben sie unbegrenzt, machen es dafür aber extra schwer, die erforderlichen Informationen auf der Website zu finden und eine Rückbuchung zu veranlassen (z.B. Arriva).

- Daß man die OV-Karte jetzt auch für den nationalen Fernverkehr nutzen kann, ist zwar richtig und einer der wenigen Vorteile. Dazu gesellt sich aber ein haarsträubender Nachteil, nämlich die Tatsache, daß Fahrscheine für Einzelfahrten mit dem Zug jetzt ebenfalls Chips enthalten, mithin also auch Sonder- bzw. Hausmüll statt Altpapier sind. Dies ist besonders befremdlich, weil Fahrgäste im grenzüberschreitenden ÖPV mit einem QR-Code auf dem Papierfahrschein durch die Sperren kommen.

Der Ärgernisse sind aber noch viel mehr. So ist es beispielsweise nicht mehr möglich, jemanden ohne OV-Karte am Bahnsteig abzuholen, weil man nicht mehr durch die poortjes (Durchgangssperren) kommt, die ebenfalls viel Strom verbrauchen. Letztere stellen außerdem ein Sicherheitsrisiko im Falle einer Massenpanik oder eines Terroranschlags dar, weil es keine offenen Fluchtwege mehr gibt. An den meisten hochfrequentierten Bahnhöfen und Metrostationen muß außerdem zusätzliches Überwachungspersonal beschäftigt werden, um sicherzustellen, daß niemand über die Sperren klettert oder im Fall eines Systemfehlers den Durchgang mit einem Schlüssel ermöglicht. Hinzu kommt die Belastung der Kontrolleure, denn ich erinnere mich an einen Artikel im "Groene Amsterdammer" nach dem Ende der Streifenkarte, in dem der Streß, den das ständige Piepen der elektronischen Kontrollgeräte verursachte, hervorgehoben wurde.

Was mich jedoch geradezu wütend macht, ist die Tatsache, daß die Chipkarte vor allem aus zwei Gründen eingeführt wurde, nämlich erstens wegen der angeblichen Ungerechtigkeit des Zonensystems, weil manche eine lange Fahrt innerhalb einer Zone unternahmen und dafür nur zwei Streifen benötigten, während andere zwischen zwei Haltestellen in verschiedenen Zonen gependelt sind und mit drei Streifen bezahlen mußten. Mit der Abrechnung nach Kilometern wollte man mehr Gerechtigkeit erreichen, und im Ergebnis ist es für alle unnötig teurer und noch ungerechter geworden. (Für Pendler gab es ja auch Wochen-, Monats- und Jahreskarten, zumindest in Amsterdam.)

Der zweite Grund war die Feststellung, daß man im analogen Zonensystem wegen der eingebauten Zähler in den Stempelautomaten zwar wußte, wo und wann Fahrgäste ein-, aber nicht, wo sie aussteigen. Dies stand angeblich einer effizienten ÖPV-Planung im Wege.

Im nachhinein erscheinen beide Begründungen nur als nachgelieferte Rechtfertigungen für eine Lösung auf der Suche nach einem Problem. Die Politik war fixiert auf das Thema Digitalisierung, während Unternehmen (zu Recht) ein Milliardengeschäft gewittert hatten.

In den Niederlanden ist der Digitalisierungswahn übrigens nicht nur auf den ÖPV beschränkt. Man denke nur an die weitgehende Abschaffung des Bargelds, die nach dem Ausfall des digitalen Zahlungssystems der größten niederländischen Bank für ein paar Tage Chaos verursacht hat. Oder die scheinbare Volldigitalisierung des Ausleihwesens in einigen Bibliotheken, z.B. an der UB Leiden (teurer, höherer Personalbedarf, umständlicher für Benutzer).

Der Grund, dies überhaupt zu erwähnen, ist die zunehmende Herablassung, mit der unsere lieben Nachbarn auf uns wegen mangelnder Digitalisierung blicken. Zum Teil ist die Kritik berechtigt, aber viele (inklusive Freunde und Bekannte) sind sich gar nicht mehr bewußt, wie sehr sie sich "dem System" (besser: "den Systemen") ausgeliefert haben und davon abhängig sind. Sie sind nicht mehr Bürger oder Kunden, denen der Staat oder Anbieter zu dienen haben, sondern sie haben sich selbst zu Sklaven der Technik gemacht – oder wurden, wie im Fall der OV-chipkaart, dazu gemacht.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.09.2023 um 14.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51803

Da ich selbst fast täglich mit der OV-chipkaart unterwegs bin, möchte ich gern einige Gedanken und Beobachtungen ergänzen.

Ihre Liste der Nachteile ist beeindruckend lang, dabei aber nicht einmal vollständig. So darf man für jede neue Chipkarte 7,50 Euro berappen. Es handelt sich dabei wohlgemerkt nicht um ein Pfand oder um nutzbares Guthaben, wie man das aus anderen Ländern mit Chipkartensystem kennt. Bei einer mehrköpfigen Familie kommt da einiges zusammen, und wer ab und zu Besuch hat, um mit ihm in der Stadt herumzufahren, muß für jeden einzelnen Gast eine Karte anschaffen, weil die Karten nicht für mehrere Personen gleichzeitig genutzt werden können. Ich sehe fast täglich gestresste Mütter mit Kindern in überfüllten Straßenbahnen mit drei oder vier Karten hantieren. Fangen sie, nachdem sie sich zum Lesegerät durchgekämpft haben, mit dem Auscheckprozedere zu spät an, riskieren sie, den Ausstieg zu verpassen, fangen sie zu früh an, droht ihnen bei einer Kontrolle Ärger, weil zumindest bei einem Teil der Karten zu wenig abgebucht worden ist.

Ein entspanntes Reisen ist kaum noch möglich. Ständig sitzt man auf heißen Kohlen, weil man befürchtet, das Auschecken zu vergessen. Hat man es dann tatsächlich mal vergessen, werden pauschal 4 Euro von der Karte abgebucht und damit mehr, als eine Fahrt innerorts in der Regel kostet. Für Reisen mit der Eisenbahn gilt ein Betrag von 20 Euro. Die Beträge sind so gewählt, daß sich ein vorsätzliches Nichtauschecken normalerweise nicht lohnt.

Man kann sich die 4 Euro (abzüglich des Betrags, den die Fahrt eigentlich gekostet hätte) zwar erstatten lassen, aber nur bis zu dreimal pro Halbjahr. Klingt ausreichend und sogar recht kundenfreundlich, aber diese »Kulanz«-Regelung gilt unabhängig von der Ursache des Nichtauscheckens und damit auch für den recht häufigen Fall, daß das Lesegerät nicht richtig funktioniert hat. Ich habe zum Beispiel in diesem Halbjahr bereits dreimal Geld zurückgefordert, weil von meiner Karte trotz des hübschen grünen Häkchens im Anzeigefeld des Lesegeräts jeweils 4 Euro abgebucht worden sind statt des fälligen Fahrpreises. Wenn das so weitergeht, darf ich in den letzten drei Monaten dieses Halbjahres mit weiteren, dann aber nicht mehr erstattungsfähigen Strafzahlungen in den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs investieren.

Viele scheuen inzwischen den ganzen Aufwand und haben akzeptiert, daß sie abgezockt werden. (Das ist der berühmte holländische Pragmatismus.) Ich habe erlebt, daß eine Straßenbahn, nachdem an der Starthaltestelle ca. 50 Fahrgäste eingestiegen waren, wegen einer technischen Störung ausfiel – und mit ihr sämtliche Lesegeräte, so daß ein Auschecken beim Verlassen des defekten Fahrzeugs nicht möglich war. Da flossen auf einen Schlag 200 Euro in die Kasse der Verkehrsbetriebe. Ich schätze, daß mindestens jeder Zweite sich das Geld nicht zurückgeholt hat. Auch in solchen Fällen wird das Risiko voll auf die Fahrgäste abgewälzt.

Auch wird für eine Reise von A nach B nicht immer derselbe Betrag abgebucht. Was heute 2,04 Euro kostet, kann morgen mit 2,18 Euro zu Buche schlagen. Eine Fahrt von A nach B kostet auf derselben Strecke oft mehr oder weniger als von B nach A, manchmal aber auch denselben Betrag.

Bei Umleitungen steigen die Kosten einer Fahrt von A nach B deutlich, weil stur die gefahrenen Kilometer in Rechnung gestellt werden, ganz so, als ob die Fahrt mit dem Bus oder der Straßenbahn für die meisten eine Vergnügungsreise wäre, die einem um so mehr wert zu sein hat, je länger die Strecke ist. Wenn irgendwo eine Brücke erneuert wird oder ganze Straßenzüge aufgerissen werden, führt das monatelang zu stark erhöhten Fahrkosten. Auch hier sind die Fahrgäste wieder die Dummen. Die Verantwortlichen bei den Verkehrsbetrieben verweisen achselzuckend auf »das System«. Aber das ist nicht vom Himmel gefallen und könnte anders eingerichtet werden, zum Beispiel so, daß für jede Relation immer derselbe Fahrpreis abgerechnet wird.

Busse fahren oft derart verschlungene Routen, daß es nicht einmal Umleitungen braucht, um zu erkennen, wie unangemessen diese Sightseeing-Tariflogik ist. Im früheren Zonensystem blieb der Zickzackkurs der Busse ohne Folgen für den Fahrpreis, heute muß man jeden Schlenker teuer bezahlen.

Daß man beim früheren Strippenkaart-System nur zählen können mußte, stimmt nicht ganz. Man mußte sich auch immer erst informieren, wie viele Zonen man be- bzw. durchfährt, und man mußte auch die Zeit im Blick behalten, weil es neben der örtlichen auch eine zeitliche Gültigkeitskomponente gab. Ich und alle, die ich kenne, sind damit bestens zurechtgekommen, und unter dem Strich halte ich das neue System für eine deutliche Verschlechterung, aber ich will es der Fairness halber doch erwähnen.

Wenn einem unkontrolliert schwankende und insgesamt höhere Preise nichts ausmachen; wenn man die technischen Probleme, inklusive eventueller zu Unrecht abgebuchter Strafzahlungen, ignoriert; wenn man das Risiko, das Auschecken zu vergessen, gelassen in Kauf nimmt; wenn man keinen Wert auf strikte Anonymität legt; wenn einem die gestiegene Umweltbelastung egal ist, dann mag man in der Einführung der digitalen OV-chipkaart einen Fortschritt erkennen. Denn in einem Punkt ist ihre Handhabung eben doch einfacher als analoge Systeme: man braucht sich keine Gedanken mehr über Tarife oder Tarifzonen zu machen. Selbst die Eisenbahn ist jetzt in das System einbezogen, das war früher anders. Man kann mit ein und derselben Chipkarte nicht nur mit dem Bus, der Straßenbahn oder der Metro fahren, sondern eben auch mit dem Regionalzug oder dem IC. Das ewige Ein- und Auschecken, auf einer längeren Reise mit mehreren Umstiegen zum Teil sogar an Geräten verschiedener Verkehrsanbieter, ist zwar nervig und ein Rückschritt gegenüber dem alten System, aber von den vielen neuen Tarifen, die Sie erwähnen, bekommt der Fahrgast ja nichts mit. Man checkt ein und wieder aus, und dazu muß man nicht mal bis drei zählen können. Augen zu und durch, könnte man sagen. Wenn einem der Rest egal ist, kann man gut damit leben. Wer das anders sieht, gilt schnell als Querulant oder fortschrittsfeindlich. Wir kennen das von anderen Fragen.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 28.09.2023 um 03.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51802

Wer wissen will, wie sich die Digitalisierung um ihrer selbst willen auswirkt, muß nur einen Blick auf unseren Nachbarstaat, die Niederlande, werfen (oder skandinavische Länder). Das Land hat es fertiggebracht, ein geniales und analoges System für den ÖPV (die "Nationale Strippenkaart") durch ein digitales zu ersetzen, das in jeder Hinsicht schlechter abschneidet als das analoge und zudem wesentlich teurer ist.

Strippenkaart:

- 100% anonym;

- überall erhältlich, auch an Automaten, an denen man mit Münzen, Scheinen und der Giro-Karte bezahlen konnte;

- absolute Transparenz für Fahrgäste und Kontrolleure (Stempel auf der Karte);

- idiotensicher (man mußte nur zählen können);

- wer zu viel bezahlt hat, war selbst schuld;

- Umweltfreundlichkeit (aufgebrauchte Karten wanderten ins Altpapier, und es gab viel weniger stromfressende Automaten, die jetzt zum Aufladen der nur begrenzt gültigen Chipkarten notwendig sind);

- der Personal- und Technikaufwand war im Vergleich zur heutigen Situation minimal. Die massiven Preiserhöhungen im ÖPV wurden u.a. mit der Einführung des digitalen Systems begründet.


OV-Chipkaart:

- absolute Anonymität ist nur noch unter großen Anstrengungen möglich (Aufladung mit Bargeld nur noch an Bahnhöfen und Metrostationen und selbst dann nur mit Münzen);

- aus einem einzigen landesweiten Tarif sind (je nach Zählung) 170 bis 250 geworden, so daß niemand mehr durchblickt;

- das Digitalsystem ist in der Benutzung wesentlich aufwendiger (Ein- und Auschecken, je nach Reiseziel mehrfach, statt einmaligem Abstempeln);

- das System ist fehleranfällig, weshalb häufig zu viel vom Guthaben abgebucht wird;

- um festzustellen, ob zu viel vom Guthaben abgebucht wurde, muß man auf die Website eines oder mehrerer ÖPV-Anbieter gehen, um das Geld zurückzuerhalten, was nicht ganz leicht ist. Die Amsterdamer Verkehrsbetriebe geben auf ihrer Website sogar zu, daß die Passagiere häufig zu viel bezahlen, versuchen dies aber mit der Begründung zu rechtfertigen, die zu viel bezahlten Gelder kämen dem Ausbau des ÖPV zugute (m. E. ziemlich frech);

- Das OV-System ist extrem kostenaufwendig und energiehungrig, mithin also das Gegenteil von umweltfreundlich. Hinzu kommen die abgelaufenen Chipkarten, die im Gegensatz zu den Streifenkarten Haus- oder Sondermüll sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2023 um 04.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51799

Vieles funktioniert nicht, weil die Behörden und Firmen mit der Digitalisierung nicht zurechtkommen. Das geht schon an der Ladenkasse los. Der Steuerbescheid ist wohl fast immer fehlerhaft, weil „das System“, wie auf Anruf versichert wird, dieses oder jenes nicht berücksichtigt hat. Auch die Bank meldet, etwas sei nicht „im System“, daher der Fehler. Man muß viel mehr als früher selbst aufpassen.
Die vielen Berichte über Probleme der Deutschen Bank mit der Übernahme der Postbank sind vollkommen berechtigt. Die „Systeme“ der beiden Unternehmen zusammenzuführen ist trotz jahrelanger Vorbereitung völlig mißlungen. Die Hilflosigkeit sämtlicher Angestellten, die man mit seinen persönlichen Nöten ansprach, verdient zu einer Valentiniade verarbeitet zu werden.
Wir brauchen eben noch mehr Digitalisierung, nicht wahr? „Mehr davon!“ ist ja immer die erste Reaktion, wenn etwas die Erwartungen nicht erfüllt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2023 um 03.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51797

Abenteurer werden gern zu Sinnsuchern stilisiert und können sich bei geschickter Verwaltung ihrer Prominenz jahrzehntelang in den Medien halten. Für eine ARTE-Doku genügt auch ein Wanderer, der immer wieder mal mit seinem Rucksack durch den Nationalpark streift.
 
 

Kommentar von E-Bike-Vollgasfahrer, verfaßt am 26.09.2023 um 16.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51796

Die Ampelkoalition schafft es nicht, sich auf ein Tempolimit zu einigen, weil die große FDP dagegen ist und SPD und Grüne einfach zu schwach oder feige sind, einen Gesetzentwurf einzubringen (bei der Ehe für alle hat es ja damals geklappt). Was wäre, wenn die AfD einen solchen Vorschlag machte, sagen wir, Tempo 150 auf Autobahnen ? Ruf nach "Brandmauer" und "Kampf gegen rechts" ?
Das wird natürlich nicht passieren, aber wenn die CDU Tempo 120 vorschlüge ?

"Clever" seitens der AfD wäre es ja, wenn sie zur Abwechslung mal lautstark eine Idee propagieren würde, mit der die FDP bei ihren Koalitionspartnern auf Granit beißt. Nicht immer nur die CDU aufscheuchen, sondern den Streit in der Regierung sichtbar machen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.09.2023 um 06.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51795

Die CDU kann nichts gegen das Gendern tun, weil dann die AfD zustimmen würde. Wieder zeigt sich, daß die AfD auch ohne Regierungsbeteiligung das letzte Wort hat, also die eigentlich regierende Partei ist. Wer sich in diese Falle begibt, ist selbst schuld.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.09.2023 um 04.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51793

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29245

„Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.“ (Loriot)

Das scheint die Grundform gewesen zu sein, der sich unzählige Nachahmer angeschlossen haben (s. Google).
Es gehört zur Gruppe „Kein Kuchen ist auch keine Lösung“, was ja inzwischen fast jedes Café ziert.

Die Komik ergibt sich wohl aus dem Auseinanderklaffen zwischen der trivialen Lösung und dem pathetischen Problem, etwa nach "Ein Leben ohne Gott ist möglich, aber sinnlos."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.09.2023 um 03.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51792

Da muß ich Ihnen zustimmen, meine These galt sozusagen theoretisch dem Wähler der Zukunft. Aus der eigenen Verwandtschaft weiß ich selbst noch, daß besonders die Frauen an der Seite ihres Mannes zur Wahl trotteten, der auch der einzige war, der die erste Seite der Zeitung las. Am Wahltag zu Hause zu bleiben war für meine beiden Eltern undenkbar, dieser sonntägliche "Gottesdienst" hatte den alten abgelöst oder ergänzte ihn.

Ich habe beiläufig Aristoteles erwähnt. Er hatte sehr klar am Beispiel der Stadtstaaten erkannt, welche Paradoxie darin lag, daß z. B. der Gemeindearzt von Bürgern gewählt wurde, die selbst keine Ärzte waren. Das kann man auf die Kompetenz der zu wählenden Politiker übertragen. Wenn ich mich von den wüsten Beschimpfungen der Außenministerin oder des Gesundheitsministers erholt habe, frage ich mich, was ich denn in deren Amt tun würde. Meine Antwort ist immer die gleiche: Ich möchte dieses Amt nicht haben!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 25.09.2023 um 22.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51791

Daß nur Leute zur Wahl gehen, die sich für Politik interessieren, kann man wirklich nicht sagen. Ich kenne etliche Gegenbeispiele, überwiegend Ehefrauen, die keinen Schimmer von Politik haben und schon immer das gleiche gewählt haben wie ihr Mann, weil man das halt immer so gehalten hat. Vielleicht kommt das heute nicht mehr so häufig vor wie früher, dann wäre es eine Generationsfrage, aber ich würde die Zahl der Stimmen, die so zustande kommen, nicht unterschätzen. Auch das berühmte Ömchen, das immer schon schwarz gewählt hat, weil der Herrgott es so will, interessiert sich nicht für Politik, wie wir hier uns das vielleicht vorstellen, aber sie nimmt bewußt an der Wahl teil, aus einem Motiv heraus, das zumindest indirekt mit Politik zu tun hat. Viele »Linke«, die sich für fortschrittlich halten, haben einen so verengten Blick auf das Geschehen, daß man sich fragen kann, wie es eigentlich um ihre politische Kompetenz steht. Ähnliches trifft man auf der Gegenseite an. Und so könnte man noch lange weitermachen und alle Gruppen daraufhin abklopfen, ob sie würdig sind, über die Zusammensetzung der Volksvertretung mitzuentscheiden.

Über eine Änderung des Wahlrechts müßten derweil ausgerechnet diejenigen entscheiden, die in dieser Frage befangener sind als alle anderen, nämlich die Abgeordneten. Wie schlecht das funktioniert, haben wir zuletzt wieder gesehen, als es um die angestrebte Verkleinerung des Bundestags ging. Überhaupt halte ich die Kompetenz der zu Wählenden im Zweifel für noch wichtiger als die Sachkunde der Wähler. Was nützt eine gebildete Wählerschaft, wenn es auf der anderen Seite nichts Vernünftiges zu wählen gibt? Wer kommt denn hoch in einer Partei? Nicht immer die hellsten Lichter. Ich denke, daß man durch Reformen in den Parteien mehr Gutes für das Land bewirken könnte als durch Fummeleien am aktiven Wahlrecht, mal abgesehen davon, daß die bei uns schlicht nicht durchsetzbar sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.09.2023 um 16.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51789

Wahrscheinlich haben Sie selbst schon bemerkt, wie nahe Sie wieder jenem Fragenkatalog zur Einbürgerung gekommen sind, über den wir uns vor einiger Zeit lustig gemacht haben.

Wer sich nicht für Politik interessiert, geht nicht zur Wahl; dieses Kritierium können wir schon mal beiseite lassen. Und was die Kenntnisse betrifft: Wer soll die definieren, und was haben sie mit der politischen Beteiligung zu tun? Wohl weniger als Vermögen und Einkommen des traditionellen Zensuswahlrechts (Klassenwahlrechts). Daß Sie ausgerechnet die Frage erwähnen, wer der gegenwärtige Bundeskanzler ist, hat eine gewisse Komik. Muß man das wissen, um mitbestimmen zu dürfen und auch zu können, wie es politisch weitergehen soll?

Die Bezeichnung der Demokratie als "Herrschaft der Laien" soll v. Hentig geprägt haben, eigentlich stammt sie aus dem Kirchenrecht. Aber treffend ist sie allemal. Mir fallen viele Zeitgenossen ein, denen weit mehr bekannt ist als der gegegnwärtige Bundeskanzler und die ich trotzdem nicht über die Politik entscheiden lassen möchte. Aber ich füge mich und lasse jeden wählen, der nicht entmündigt ist. Einfach gesagt: Viele Menschen haben das Herz auf dem rechten Fleck, auch wenn sie null Ahnung vom Aufbau des Staates haben.

Aristoteles hat das Problem "Herrschaft der Laien" auch schon diskutiert. In Athen mußte man Vollbürger sein, um abstimmen zu können, weiter nichts.

Wetten, daß jeder, der das Wahlrecht von gewissen Bedingungen abhängig machen will, diese Bedingungen erfüllt? Ausschließen will man immer nur die anderen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.09.2023 um 10.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51788

Den letzteren Gedanken hatte ich auch schon öfters. Welchen Sinn hat es, jemandes Stimme zu zählen, der die allereinfachste politische Frage nicht beantworten kann? Man könnte auf jedem Wahlzettel neben den anzukreuzenden Erst- und Zweitstimmen nach dem Zufallsprinzip auch eine von etwa 100 leichten, allgemeinen Fragen abdrucken, wie z. B. "Wer ist der aktuelle Bundeskanzler?" mit Antwortmöglichkeiten A bis C. Nur wer diese richtig ankreuzt, dessen Stimme wird gezählt.
Welcher gute Grund sollte dem widersprechen? Jeder hätte die gleiche Chance, aber sinnlose Stimmen von Leuten, die eh keine Ahnung oder kein politisches Interesse haben, würden aussortiert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.09.2023 um 15.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51787

„In einer Welt-Kolumne kommentierte Adam 2006 einen von André Lichtschlag aufgegriffenen Vorschlag Friedrich August von Hayeks, denjenigen Gruppen, welche ihr Einkommen mehrheitlich vom Staat beziehen (Beamte, Politiker, Arbeitslose und Rentner), das Wahlrecht zu entziehen. Man könne, so Adam, angesichts der Schwierigkeiten der deutschen Politik, sich aus der Fixierung auf unproduktive Haushaltstitel wie Rente, Pflege, Schuldendienst und Arbeitslosigkeit zu befreien, mit einigem Recht bezweifeln, ob die Einführung des allgemeinen Wahlrechts ein Fortschritt gewesen sei.“ (Wikipedia über Konrad Adam)

Diesen Gedanken (Wiedereinführung des Zensuswahlrechts, gegen Schmarotzer) haben viele aufgegriffen, z. B. Markus Krall, eine Autorität für „Tichy“ und ebenfalls aus der Hayek-Gesellschaft. Manche scheinen sich nicht recht klar zu machen, was das für sie selbst bedeuten würde. Es ist ja keineswegs sicher, daß sie zu den Hayekschen Eliten zählen würden, die Politik machen dürfen.

Wer würde noch Staatsdiener werden wollen, wenn er mit der Entscheidung für diesen Arbeitgeber zugleich sein Wahlrecht aufzugeben hätte?

Arme Leute andererseits können natürlich keine Vollbürger sein. Man kann sie leider nicht beseitigen, aber wählen lassen? Gott bewahre!

Ein kleines Problem ergibt sich freilich daraus, daß gewählte Repräsentanten ihr Einkommen vom Staat beziehen, also ebenfalls ihr aktives Wahlrecht aufgeben müßten. Andererseits wählen sie z. B. den Bundeskanzler, aber dürfen sie das überhaupt, wo sie doch vom Staat alimentiert werden, also Schmarotzer sind?

(Andererseits wird in denselben Kreisen darauf bestanden, daß die Rente der wohlverdiente Ertrag des Ersparten ist usw. ...)

Einleuchtender wäre es, das Wahlrecht von einer gewissen (politischen) Bildung abhängig zu machen, aber auch davon wird aus gutem Grund abgesehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.09.2023 um 03.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51778

Die Aufarbeitung des Staatsverbrechens hat noch gar nicht richtig begonnen, da wird schon das nächste vorbereitet: eine Impfempfehlung des Gesundheitsministeriums („Corona- und Impfpflicht-Protagonisten schon wieder in Hochform“). Eine Impfpflicht, von den Rechten unentwegt beschworen, hat es nicht gegeben und wird es nicht geben. Lauterbach hat ja im Gegenteil auf die bereits vorhandene breite Immunität hingewiesen, die keine besonderen Maßnahmen erforderlich mache. Aber er lügt natürlich, in Wirklichkeit hat die Regierung kein anderes Ziel, als uns der Grundrechte zu berauben. Schon Merkel hat versucht, die von ihr erfundene Pandemie zur Verewigung ihrer Diktatur zu nutzen. Zum Schein hat sie sich dann zurückgezogen, zieht aber wahrscheilich immer noch – zusammen mit Bill Gates – die Fäden des „Systems Merkel“, des „Merkelismus“.
Hoch zu loben sind Ärzte, die gefälschte Impfbescheinigungen ausstellen, denn sie retten viele Menschenleben. Impfen tötet bekanntlich, da bleibt dem verantwortungsbewußten Arzt nur diese Notwehr. („Wie kann Heinrich Habig, der niemanden verletzt, sondern wahrscheinlich sogar viele Leben gerettet hat, so hart bestraft werden, während migrantische Straftäter selbst nach Vergewaltigungen nur Bewährungsstrafen erhalten?“ Report 24) Unser links-grün versifftes Regime ist allerdings der Meinung, daß Urkundenfälschung auch dann strafbar sei, wenn niemand verletzt wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.09.2023 um 08.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51777

Heribert Prantl lobt Carlo Schmid, der zur Unterscheidung von dem furchtbaren Juristen Carl Schmitt ein o an seinen Namen hängte, und nennt ihn dann in seinem unbezähmbaren Hang zum Geistreicheln „Marquis von O“. Außerdem bringt er in einem Nebensatz seine bekannte Forderung unter, den „Corona-Ausnahmezustand aufzuarbeiten“ – was ihm ja bei „Tichys Einblick“ den Rang eines Kronzeugen eingebracht hatte. Nun distanziert er sich deutlich von den Rechtsradikalen. (SZ 22.9.23)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.09.2023 um 16.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51740

Abgegriffene und ausgeleierte Redewendungen sind wohl ein Zeichen von Sprachfaulheit, aber noch kein Beleg für Unrichtigkeit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.09.2023 um 08.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51739

„X ist die neue Normalität“ (Für X ist irgendeine Monstrosität einzusetzen)
Neuer und sehr schick: „... das neue Normal“ („Jagd auf Frauen, Clan-Kriminalität und Messerstechereien sind das neue Normal auf deutschen Straßen“. Tichy 13.9.23)
„Fünfzig ist das neue Dreißig“ (Buchtitel)

Es gibt unzählige Variationen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.09.2023 um 12.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51723

Unter diesen Umständen will ich hier lieber nichts öffentlich über meine persönliche Religionsgeschichte schreiben. Nur soviel:

Als ich mich Ende 1989 zum ersten Mal auf einem westdeutschen Amt anmeldete und einen Personalausweis und Reisepaß beantragte, hatte ich ein Formular auszufüllen, in dem es ein Feld "Religion" gab.

Nanu, dachte ich, wen geht das überhaupt etwas an? Und da ich mir die Absicht hinter der Frage wohl denken konnte: Wie kommt man dazu, von einer bestimmten Religion ohne weiteres direkt auf die Kirchenmitgliedschaft zu schließen?

Es war damals, soweit ich mich erinnern kann, meine erste selbstbestimmte Angabe zu diesem Thema seit der Kindheit, ich habe wahrheitsgemäß "keine" eingetragen (ggf. auch in das Feld "Religion" späterer Steuererklärungen) und wurde ansonsten nicht mehr damit behelligt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.09.2023 um 06.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51720

Zu den Dokumenten, die man lebenslang aufbewahren sollte, gehört laut CHIP die Kirchenaustrittsbescheinigung. Die ausdrückliche Erwähnung befremdet ebenso wie die prominente Stellung des Religionsunterrichts im Grundgesetz. Sie beruht aber auf der Erfahrung gnadenloser Eintreibung von Kirchensteuern von ehemaligen Mitgliedern, die ihren lange zurückliegenden Austritt nicht belegen konnten. Vgl. den Erlebnisbericht von Prof. Barbro Walker (https://www.glaeserne-waende.de/2017/steuerschuldig-bis-die-unschuld-bewiesen-ist).
Man denkt an das Kirchhofsche Recht des Staates zum „Pauschalisieren“: Der Mensch ist Kirchenmitglied, bis er das Gegenteil beweisen kann. Er ist auch Fernsehnutzer, aber in diesem Fall hilft ihm der Beweis des Gegenteils nicht, er muß zahlen.

In der Ferienwohnung mal ins Fernsehen geschaut. Im Ersten lief die „Hirschhausen-Show“, eine kindisch-bombastische Veranstaltung, die mich geradezu fassungslos machte. Teils Vorstellung einiger Artisten, dazwischen unendlich langweilige Quizfragen und läppische „Spiele“, mit gigantischem Aufwand inszeniert. Dafür zahle ich meinen „Demokratie-Beitrag?
Ein Ende dieser Bevormundung (und Abzocke) ist nicht absehbar.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.09.2023 um 05.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51702

Die "Rekordstrafe" (SZ) für den Anführer der "Proud Boys" (der beim Sturm auf das Kapitol nicht einmal dabei war) kommt den meisten von uns wohl etwas übertrieben vor. Früher wurden Aufrührer selbstverständlich hingerichtet, und versuchter Königsmord konnte die supergeile Vierteilung des Attentäters nach sich ziehen. (Das Attribut stützt sich auf historische Berichte über die Hinrichtung Damiens.)
Der Eindruck des Atavistischen wird aber offensichtlich nicht überall geteilt. Der Anstifter des Anstifters läuft frei herum und hat gute Aussichten auf die nächste Präsidentschaft, auch weil die Demokraten sich wieder mal zersplittern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.09.2023 um 07.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51683

Lehrer wissen viel über ihre Schüler, manchmal mehr, als diese ahnen, und manchmal vertrauen sich die Minderjährigen ihrem Lehrer auch sehr persönlich an. Das gehört keinesfalls an die Öffentlichkeit, außer natürlich, wenn dem Nobelpreisträger von seinem früheren Lehrer bescheinigt wird, daß er schon immer brillant war. Aber „auspacken“ darf er so wenig wie der Arzt.
(Zu meinem Klassen- und Deutschlehrer hatte ich ein solches Vertrauensverhältnis. Er besuchte mich noch Jahre nach dem Abitur, und wir korrespondierten bis zu seinem frühen Tod. Im Rückblick erkenne ich noch deutlicher, was für ein erstaunliches Niveau sein Deutschunterricht – und die freiwillige AG zum "Faust"-Stoff – hatte. Er gab dem 16jährigen Lektürehinweise: "Zauberberg", auch Nicolai Hartmann und vieles andere, die mich wie der ganze Mann entscheidend geprägt haben.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.09.2023 um 06.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51682

So sehr ich Aiwanger politisch ablehne, so sehr schätze ich Fairness. Anscheinend polemisiert nun auch sein ehemaliger Lehrer gegen ihn. Das geht gar nicht.

Da die Schule seinerzeit auf das Aiwanger-Flugblatt bereits mit pädagogischen Mitteln reagiert hat, ist eine neuerliche „Bestrafung“ nicht zu rechtfertigen („ne bis in idem“). Aiwanger sollte ausschließlich nach seiner gegenwärtigen Politik beurteilt werden. Das ist ja auch nicht so schwer, daß man in seiner Schulzeit wühlen müßte, um ihn fertigzumachen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.08.2023 um 08.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51677

Es ist unlogisch, jemandem seine Jugendsünden (linkes Steinewerfen, rechter Hitlergruß und solche Streiche) zu verzeihen, sofern er sich seither zur richtigen Gesinnung bekehrt hat, nicht aber, wenn er bei der falschen geblieben ist. Schließlich wird die bekannte Unreife des jugendlichen Gehirns angeführt, wenn es darum geht, Teenager von Cannabis usw. fernzuhalten. Konsequent wäre es, niemandem anzurechnen, was er vor dem vollen Eintritt in das bürgerliche Leben, also Erreichen der Volljährigkeit, gesagt und getan hat, im Falle von Straftaten auch nicht das Gesühnte, sondern jedem das sonst so gern proklamierte Recht auf einen Neuanfang zuzugestehen (wie man ja auch beim erwachsenen Straftäter auf Resozialisierung und damit auf Vergeben und Vergessen setzt). Wenn es dann doch wieder das Gewohnte ist, dann kann man sich den Mann ja aufs neue vornehmen. Wir kennen den erwachsenen Aiwanger und brauchen uns nicht um den Schüler Aiwanger zu kümmern.

Mir liegt an der Sache, weil ich die Schule als eine „pädagogische Provinz“ betrachte, in der die einen experimentieren dürfen, die anderen sie zu bilden und zu erziehen versuchen, ohne daß die bürgerliche Gesellschaft sich einmischt. Sogar an der Universität ist freie Forschung nur möglich, wenn die Mitglieder der „Universitas magistrorum et scolarium“ Gedankenspiele ohne Konsequenzen fürs bürgerliche Leben spielen können. Beides natürlich in gewissen Grenzen, schon weil Noten und Abschlüsse solche Konsequenzen dann doch haben. Das Gewähren, Abstecken und Verteidigen solcher Schonräume ist eine Daueraufgabe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.08.2023 um 05.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51672

Die Schultasche des Aiwanger Hubert ist nun Hauptthema der deutschen Politik, erste Schlagzeile bei Google News. Da wundert es mich, daß nicht auch der übrige Inhalt unter die Lupe genommen wird. Andere Schüler hatten Haschisch dabei oder wenigstens einen auf Polizisten zu schmeißenden Pflasterstein. Oder gar ein Lateinbuch, in dem Ulpian Neugeborene mit Kälbern verglich (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042).

Das Machtwort zur Beendigung dieser Posse müßte von der Opposition in München oder der Regierung in Berlin kommen, aber darauf wagt man kaum zu hoffen.

Ganz rechts glauben sie, Söder wolle Aiwanger loswerden. Aber wieso denn? Er braucht doch seinen "Flügel", um die CSU für AfD-Anhänger wählbar zu halten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.08.2023 um 13.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51665

SPD-Fraktionschef Florian von Brunn sagte, das Flugblatt sei keine Jugendsünde. „Es ist es für mich unvorstellbar, dass Markus Söder weiter mit jemandem kooperiert und koaliert, der den Besitz bestätigt und die Verbreitung nicht leugnen kann.“ (Tagesspiegel 27.8.23)

Herr von Brunn weiß (wie wir zu seinen Gunsten annehmen wollen), daß er Unsinn redet. Ein 16jähriger kann definitionsgemäß nur "Jugendsünden" begehen. Und "Besitz und Verbreitunug nicht leugnen" ist ja wohl sehr kümmerlich.

Ich finde Aiwanger fürchterlich, aber so geht es nicht, und so gibt das auch nichts.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.08.2023 um 05.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51662

Jugendliche sind bekanntlich von Natur aus Sozialisten. Das hängt mit ihrem Sinn für Gerechtigkeit zusammen, den die Linken ausnutzen. Daher der bekannte Spruch: "Wer als Jugendicher kein Sozialist ist..." Daher dann auch die vielen sensationellen Enthüllungen, daß dieser oder jener Erwachsene in seiner Jugend ein ganz Linker war. Das ist alles sehr dumm.
Seltener sind "rechte" Schüler, aber ich habe in meiner Schulzeit selbst welche kennengelernt und den Grund regelmäßig im Elternhaus gefunden, wo Nazi-Tiraden geschwungen wurden. Jugendliche schließen sich den Eltern an (besonders die Söhne den Vätern) oder rebellieren dagegen, und manche übertragen das Rebellieren auf Ersatzfiguren, z. B. Professoren (die berühmten 68er gegen den Muff von 1000 Jahren...).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.08.2023 um 19.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51661

Andernorts findet man zumindest Textausschnitte aus dem Flugblatt. Es ist der Gipfel an Geschmacklosigkeit und Verhöhnung der Nazi-Opfer. Wikipedia sollte das dann aber auch entsprechend darstellen, anstatt Mehrdeutiges als Beispiel anzuführen.
Andererseits waren die Urheber Schüler! Und das gräbt man nun 35 Jahre später aus, um es im Wahlkampf auszuschlachten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.08.2023 um 16.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51660

"Warum hatte Hubert Aiwanger das Flugblatt denn in der Schultasche?" fragt die grüne Fraktionschefin, und besonders Frau Esken und Florian von Braun von der SPD stehen ihr nicht nach. So kann man nartürlich in Bayern keine Landtagswahl gewinnen, und man muß sagen, die nächste Watschn haben sie verdient!

Übrigens: Wie ist denn seinerzeit herausgekommen, was der junge Aiwanger Hubert in der Schultasche hatte?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.08.2023 um 14.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51659

Über den Inhalt des Flugblattes "mit rechtsextremen und antisemitischen Inhalten" schweigt Wikipedia sich aus. Allerdings ist es aufschlußreich, was man bei Wikipedia sonst noch unter "rechtsextremistischen Ansichten" versteht:

Zudem habe Aiwanger – laut Aussagen mehrerer Zeugen – während seiner Schulzeit offen rechtsextremistische Ansichten vertreten. So soll er vor Anderen geprahlt haben, dass er vor dem Spiegel die Reden von Adolf Hitler geübt und dessen Buch Mein Kampf gelesen zu haben.

Über Rechtschreibung und Grammatik sehe ich mal großzügig hinweg, aber ansonsten könnte man eine ganze Reihe von Komikern und Schauspielern (Charlie Chaplin, Bruno Ganz, ...) aus dem gleichen Grund rechtsextrem nennen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.08.2023 um 03.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51658

Nachtrag: Nun gesteht Aiwangers Bruder, das Flugblatt verfaßt zu haben, und distanziert sich vom Inhalt. Das ändert nichts an der abstrusen Sache, verdoppelt aber die Peinlichkeit für die Verfolger.

"Hubert Aiwanger zufolge waren damals „ein oder wenige Exemplare“ des Flugblattes in seiner Schultasche gefunden worden. „Daraufhin wurde ich zum Direktor einbestellt. Mir wurde mit der Polizei gedroht, wenn ich den Sachverhalt nicht aufkläre.“ Als Ausweg sei ihm angeboten worden, ein Referat zu halten. „Dies ging ich unter Druck ein. Damit war die Sache für die Schule erledigt.“

Was ist denn das für eine Schule?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.08.2023 um 17.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51655

Hubert Aiwanger soll als Schüler ein antisemitisches Flugblatt verfaßt haben. Ich weiß mehr: Schon bei seiner Geburt soll er höhnisch gelacht haben. Religionswissenschaftler wissen, was das bedeutet.

Die Grünen nutzen die Gelegenheit mit ihrem untrüglichen Gespür dafür, sich lächerlich zu machen. Als ob man am heutigen Aiwanger nicht genug hätte, muß auch der 16jährige herhalten.

Unter Erwachsenen gilt eigentlich, daß die Schule ein Schonraum ist. Was dort geschieht, hat keine Folgen im bürgerlichen Leben, so der Konsens. Die Schule reagiert allenfalls mit pädagogischen Maßnahmen, das ist ihre Aufgabe. Aus ähnlichen Gründen übrigens wird auch das Wahlrecht an die Volljährigkeit geknüpft, also an das Überschreiten der Grenze, an der die Pädagogik aufhört.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.08.2023 um 12.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51643

Deutschland gewöhnt sich an Messergewalt
Die Messergewalt hat Deutschland auch im August im Griff.


Wenn ich vom Einkaufen nach Hause komme, läßt meine Frau es sich nicht nehmen, mir das Messer aus dem Rücken zu ziehen, obwohl ich mich schon daran gewöhnt habe. Das Messer ist "die neue Normalität", das weiß doch jeder.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.08.2023 um 22.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51627

Es erscheint wohl erst morgen in einem Monat.
Amazon hat eine allgemeine Bestsellerliste "Bücher" (dort unter den Top 100 fast nur Kinderbücher) und dazu gefühlt ebensoviele Bestsellerlisten, wie es Bücher gibt, so daß man beinahe für jedes Buch wenigstens eine Liste findet, in der es auf Platz 1 steht. Man darf also die ersten Plätze nicht allzu ernst nehmen, es ist reines Marketing-Getue.
Für die hier genannte "Corona-Verschwörung" bekommt man die Anzeige:

Bestseller-Rang
Nr. 423 in Bücher (Siehe Top 100 in Bücher)
Nr. 1 in Ethik (Bücher)
Nr. 1 in Mafia & Organisiertes Verbrechen
Nr. 1 in Soziologische Aspekte der Kriminalität
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2023 um 05.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51626

Wer wissen möchte, wie er ruiniert wurde, hat nun das definitive Handbuch:
„Die Corona-Verschwörung: Wie Milliardäre, Politiker und Staatsdiener wissentlich und willentlich Freiheit und Gesundheit ausradierten“
von Brigitte Röhrig (Autor), Gunter Frank (Vorwort), Bodo Schiffmann (Nachwort)
(Das Buch erscheint zwar erst morgen, ist aber bei Amazon schon „Bestseller Nr. 1“.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.08.2023 um 12.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51603

Amory Burchard vom "Tagesspiegel" ist mit 62 verstorben. Im Nachruf wird nicht erwähnt, was unsere Leser wissen: daß sie sich gründlicher als fast alle anderen Journalisten mit der Rechtschreibreform beschäftigt hat. Durch ihr Nachfragen, etwa bei Zehetmair und Eichinger, ist die Öffentlichkeit besonders über den Rechtschreibrat besser informiert worden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.08.2023 um 15.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51583

Das „Manifestieren“ ist in der Psychoszene anscheinend gerade Mode: „Wie manifestiere ich richtig?“ – Sehr befremdlich.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.08.2023 um 12.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51581

Sie wollen aber damit nicht sagen, daß eine Haltung gegen Rußlandsanktionen und für Atomstrom definierende Merkmale des Rechtsradikalismus sind?
Ich finde, man sollte Rechtsradikale aufgrund ihrer rechtsradikalen Positionen angreifen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.08.2023 um 04.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51580

Man kann sich nicht aus dem Stand gleichzeitig vom russischen Gas verabschieden und die letzten Atommeiler stoisch abschalten. Der Strom, dieser Saft aus der Dose, der auch die Industrie antreibt, ist dadurch extrem teuer geworden. Die energieaufwendige Industrie geht bei diesen Preisen zwangsläufig in die Knie. (Christoph Schwennicke t-online.de 7.8.23)

Das behaupten auch die Rechtsradikalen. Dagegen tagesschau.de (15.05.2023):

Bundesnetzagentur AKW-Aus lässt Strompreis nicht steigen
Einen Monat nach Abschaltung der letzten deutschen Atomkraftwerke sieht die Bundesnetzagentur kaum Auswirkungen auf den Strommarkt. An der Börse seien keine Preissteigerungen festzustellen, Strom sei im Gegenteil sogar billiger geworden, sagte die Vizepräsidentin der Behörde, Barbie Kornelia Haller, dem Bayerischen Rundfunk (BR).
"Die Auswirkungen sind extrem gering", stellte sie fest. Offensichtlich werde der Wegfall des deutschen Atomstroms überlagert von anderen Effekten, so Haller. So steige der Anteil erneuerbarer Energien im Frühjahr an.


Dazu WELT (7.8.23)

Im Falle einer Regierungsbeteiligung der Union nach der nächsten Bundestagswahl kann sich CSU-Chef Markus Söder einen Wiedereinstieg Deutschlands in die Kernenergie vorstellen. „Und wir werden ab 2025 versuchen – wenn die Energiekrise dann noch da ist – eben eine Reaktivierung zu machen“, sagte der bayerische Ministerpräsident am Sonntag im ARD-Sommerinterview.
Der Beschluss, aus der Atomkraft auszusteigen, stammt aus dem Jahr 2011 und war damals auf Drängen von Ex-Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zustande gekommen. Söder hatte sich damals ebenfalls vehement für einen Ausstieg ausgesprochen. Im vergangenen April sind die drei letzten deutschen Atommeiler vom Netz gegangen. In den vergangenen Monaten, seit der Energiekrise, änderte aber seine Meinung wie viele andere Unionspolitiker auch.
Deutschland sei, sagte Söder, dank des von der Ampel umgesetzten Ausstiegs aus der Atomkraft im internationalen Vergleich ein „energiepolitischer Geisterfahrer“. „Die ganze Welt setzt jetzt in der Krise darauf, Kernenergie als Überbrückungsenergie zu behalten – nur Deutschland nicht“, betonte Söder.
(Bayern behindert wie niemand sonst den Ausbau der Windenergie bzw. der Stromtrassen.)

In Wirklichkeit war der Atomausstieg am 22.4.2002 beschlossen worden. 2011 kam nur der „Ausstieg aus dem Ausstieg“ (aus dem Moratorium), mit Zustimmung derjenigen, die jetzt diesen „Alleingang“ Deutschlands beklagen. Die Legende, daß der Atomausstieg auf Merkel zurückgehe, ist aber nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Jüngere wissen es gar nicht mehr anders.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.08.2023 um 18.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51551

Das einzige, wofür ich gezielt "Bio" kaufe, sind ungespritzte bzw. unbehandelte Zitronen oder Apfelsinen, wenn ich die Schale mitverwenden will, z. B. für Zitronenmarmelade, Holunderblütensirup oder Weihnachtsstollen. Früher stand das auch so dran, heute findet man Zitrusfrüchte mit zum Verzehr geeigneter Schale wohl nur noch unter "Bio".
Ansonsten traue ich dem Bio-Label nicht so recht, ich vermute, es ist oft nur Werbung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.08.2023 um 06.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51550

Damit es nach bio und öko aussieht, muß man es in bräunliche Pappe mit grüner Schrift verpacken. Kostet nichts und wirkt unwiderstehlich, wie ich an mir selbst bemerke.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2023 um 05.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51536

Wenn man die Macht hat, sollte man alles, was anderen lieb und teuer ist, vor deren Augen zerstören, damit sie so richtig spüren, daß sie keine Macht haben. Wie erwähnt, lernten wir als Volksschüler, daß die große Heldentat des heiligen Bonifatius darin bestand, die Donar-Eiche im benachbarten nordhessischen Geismar zu fällen. Auf der Suche nach dem Märtyrertod wurde er später von Friesen umgebracht, aber nicht durch die überhöhte Kurtaxe, wie wir als Juist-Urlauber vermuten würden.
Man muß natürlich, wenn man in der Mehrheit ist, Moscheen bzw. Hindutempel dem Erdboden gleichmachen. Buddhastatuen gehören gesprengt. Schon im AT lernt man, daß die Heiligtümer der Andersgläubigen bzw. der Besitzer jenes Landes, das man selber haben will, mit Stumpf und Stiel zu vernichten sind und die Bewohner gleich mit, auch das Vieh natürlich. Umgekehrt sind die Synagogen abzufackeln; später, unter geänderten Verhältnissen, genügt ein Gedenkstein.
Das sind Lehren aus der Geschichte.
Der Koranverbrenner in Schweden will erreichen, daß der Koran verboten wird. Das ist durchaus vorstellbar. Schließlich ist er der Stein des Anstoßes.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2023 um 07.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51532

Natürlich muß Deutschland sofort aus dem Völkerbund austreten. Der Starke ist am mächtigsten allein, und das Ausland soll uns nicht länger vorschreiben, wie wir zu leben haben.
Man muß sich ins Europaparlament wählen lassen, um es abzuschaffen und damit auch gleich die ganze EU. Und die Muslime sind unser Unglück, die müssen alle weg.
Allein schaffen wir es nicht, aber wir haben nützliche, äh, Verbündete. Merz sieht Deutschland in einem „schleichenden Prozeß der Deindustrialisierung“ (30.7.23). Genau wie wir es seit Jahren diagnostizieren. Aber ein Volk von Ziegenhirten können wir auch nicht werden, weil die Landschaft von Windrädern und PV-Feldern zerstört ist. Das muß alles weg.
Und auf Fachkräfte aus dem Ausland hoffen (die Alis und Mehmets und sonstige Messermänner samt kleinen Paschas, haha!) ist auch unnötig, wir sollten uns auf unsere eigenen Ressourcen besinnen, das sagt ja Linnemann auch. Wird schon klappen, wenn das System erst mal weggefegt ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2023 um 05.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51529

Grüne stimmten für AfD-Antrag: Ricarda Lang reagiert überrascht und angefasst

Der ARD-Moderator zog im Gespräch aufgrund des Vorfalls in Backnang einen Vergleich mit CDU-Chef Friedrich Merz, der vor einigen Tagen eine Zusammenarbeit mit der AfD auf kommunaler Ebene nicht mehr kategorisch ausschließen wollte. Hintergrund waren Äußerungen des Grünen-Fraktionsvorsitzenden Winfried Härtner, der gegenüber den ARD-„Tagesthemen“ sagte: Wenn Sachfragen anstehen, sei er nur dem Wohl der Stadt Backnang verpflichtet. Der Backnanger Kreiszeitung erzählte Härtner zudem, dass man mit dem AfD-Kollegen per Du ist und nach der Sitzung auch zusammen mal ein Bier trinken geht.
(Berliner Zeitung)

„Angefaßt“ ist mir bisher unbekannt. Zur Sache: Wenn man niemals einem Antrag oder Entwurf zustimmt, weil er vom Gegner stammt oder auch dessen Zustimmung findet, räumt man diesem eine enorme Macht ein. Die Rechten waren gegen die Rechtschreibreform und sind gegen das Gendern. Folglich müßten wir den Kampf dagegen aufgeben. Umgekehrt formuliert: Wenn die Rechten etwas verhindern wollen, brauchen sie nur dafürzustimmen. – Wer den Begriff „Zusammenarbeit“ so weit ausdehnt, verurteilt sich selbst zur Ohnmacht. Wenn man ein wenig Erfahrung mit kommunaler Arbeit hat, weiß man, daß das gar nicht durchzuhalten ist, ohne daß man überhaupt das Feld räumt. Man muß auch sehr weltfremd sein, um sich darüber zu wundern oder gar zu empören, daß Kommunalpolitiker (und nicht nur diese) aus verschiedenen Lagern auch mal „ein Bier trinken gehen“. Wie stellen sich manche Leute denn das Leben in den Gemeinden vor? Soll man die AfD-Leuten mit einem cordon sanitaire umgeben? Nicht mehr grüßen? Ihre Geschäfte boykottieren?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.07.2023 um 18.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51513

Wie ich schon vorausgesehen hatte, wird der Brand auf der Autofähre vor Ameland als Argument gegen E-Autos genutzt (an die Öl-Katastrophen braucht man ja nicht zu erinnern). Aber: „Aus Kostengründen fahren die allermeisten Fährschiffe mit so wenig Personal und Brandschutztechnik wie möglich.“ (27.7.23) Ein Brand bricht ja wohl an einer einzigen Stelle aus, das kann auch eine Autobatterie sein, aber muß deshalb gleich das ganze Schiff mit Tausenden von Neuwagen sinken? Das hat es nun schon mehrmals gegeben. Das Schiff hatte 23 Mann Besatzung, die natürlich im Schichtdienst arbeiten. Versicherungsexperten kritisieren die traditionellen Sprinkleranlagen, die längst nicht mehr ausreichen. Die Fracht dürfte an die 200 Mill. Euro wert gewesen sein, das läßt das Sparen am falschen Ort noch falscher erscheinen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.07.2023 um 19.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51498

Das humanistische Getue des Griechenfreundes Konrad Adam (AfD) entlarvt sich, wenn er das Äußerste an Hohn aufzubieten versucht: „Der neue Mensch ist fachkundig wie Robert Habeck, freundlich wie Britta Haßelmann, gesprächig wie Anton Hofreiter und schön wie Ricarda Lang.“

Es gibt viele Menschen, die im Alter die Sau rauslassen, die man schon immer in ihnen vermutet hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2023 um 14.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51484

„Tichy“, der alle Straftaten aufgreift, sofern ein Ausländer, besonders ein Muslim, sie begangen hat, berichtet über die Verurteilung des Mädchenmörders von Illerkirchberg zur Höchststrafe. Den Rest besorgen die Leser mit ihren Zuschriften, und so ist es dort üblicherweise auch gemeint: Man gibt bloß das Stichwort für Volkes Stimme. Die klingt dann so einheitlich, daß man sich wegen der unablässig beschworenen „Spaltung“ der Gesellschaft keine Sorgen zu machen braucht.

Der Schatzraub von Manching zum Beispiel interessiert Tichy und seine Leser nicht mehr, weil die Täter, wie die Polizei mitteilt, deutsche Berufsverbrecher ohne Migrationshintergrund sind.
Das klang voriges Jahr noch ganz anders:

Gold-Diebstahl des Keltenschatzes von Manching: Hinweise auf eine Clan-Tat
Von Matthias Nikolaidis
Tichys Einblick 24. November 2022
Erneut ist es einem deutschen Museum nicht gelungen, seinen „Schatz“ zu hüten. Mehrere Tatmerkmale deuten auf vergangene Fälle von Clan-Kriminalität hin. In Bayern sind die sonst meist in Berlin und NRW sitzenden Clans gewiss angekommen. 2019 wurde einer der Kadewe-Räuber dort gefasst.


Die Leserzuschriften dazu sind eine Blütenlese des Ausländerhasses. Für die meisten stand fest, daß es sich um die Tat von „Merkels Gästen“ handeln mußte. Natürlich wird so etwas niemals korrigiert. Das Rezept ist Tag für Tag das gleiche: Verdrehte Meldungen plus maximal gehässige Kommentare. So treibt man der Mutterpartei Wählerstimmen zu.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.07.2023 um 05.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51462

Der Okkultismus behauptet einerseits, ein seltenes Kräutlein aus dem Himalaya heile alle Wunden, andererseits verhext er ganz alltägliche Dinge wie Wasser („energetisiertes Wasser“) oder Sand. Wer daran glaubt, leugnet meistens nicht die Wissenschaft, sondern lebt in einer Parallelwelt zu ihr.

Kranke oder sich krank Fühlende setzen ihr Hoffnung auf Globuli, das kann man verstehen. Sind die Menschen insgesamt ebenso abergläubisch wie vor 500 oder 5000 Jahren? Die weite Verbreitung von Homöopathie, Ayurveda, TCM und anderen Pseudowissenschaften deutet darauf hin.
In Indien sollen 80 Prozent der Bevölkerung Ayurveda praktizieren, in China dürfte es bei der „Traditionellen Medizin“ nicht viel anders aussehen. Bei uns wird heute alles vermischt, aber insgesamt ist der Glaube an okkultes Wissen aus dem globalisierten Bauchladen wohl ebenso verbreitet. „Heiler“ irgendeiner Richtung (also einschl. Ayurveda-Massage usw.) gibt es in jedem Dorf, die Branche ist nicht reguliert, ein Gewerbeschein genügt. Wie kann man da hoffen, für andere Probleme seien rationale Lösungen konsensfähig? Es ist auch keine Frage der Intelligenz (wie immer man sie definiert). Diskussionen führen zu nichts, man landet immer bei „Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde...“ Und so ähnlich sagt’s der Herr Pfarrer ja auch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2023 um 12.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51438

Bundeskanzler Scholz hat Nürnberg und Erlangen besucht, wo Siemens gerade eine weitere halbe Milliarde investieren will. Natürlich wird auch sein Flug kritisiert: „Es gibt auch eine Zugverbindung nach Erlangen“. So? Dann muß sich bei der Deutschen Bahn viel verändert haben. Wer sicher gehen will, geht zu Fuß.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2023 um 05.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51435

Die Eliten betreiben bekanntlich unterirdische Farmen, auf denen sie Kindern Blut und das verjüngende Adrenochrom abzapfen, bevor sie sie schlachten und weiterverarbeiten. Nun lese ich aber bei Wikipedia: „Da sich das Stoffwechselprodukt jedoch leicht durch die Oxidation von Adrenalin gewinnen lässt, wäre eine Extraktion aus dem menschlichen Körper unwirtschaftlich.“ Ich hatte mich schon gewundert, weil das bekannte Aufklärungsmagazin „Tichys Einblick“ sich plötzlich mit Filmen wie „Sound of Freedom“ beschäftigt. Anderswo lese ich, daß das Wundermittel Kindern in Todesangst entnommen werden sollte, wozu man sie natürlich etwas hart anfassen muß. Das würde auch die Geheimniskrämerei und die Kinderfarmen erklären.
Mein Lieblingsmagazin hat übrigens gerade die beiden Systemkritiker Rainer Langhans und Michael Ballweg zu einem Gespräch zusammengeführt, jeder auf seine Art ein Held.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.07.2023 um 12.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51423

Auf der Benediktenwand wird eine neues Gipfelkreuz errichtet. Das erste Kreuz war ex voto errichtet worden. Dieses magische Denken wirkt immer noch: Die 140 Helfer wollen die Teile (1,4 t) zu Fuß hinaufschleppen, weil das „den Zusammenhalt fördere“. Darum verzichte man auf den Lastenhubschrauber. – Allerdings verschwimmt die Grenze zur Tourismuswerbung.

Man könnte auch ein Gipfelwindrad bauen. Der wirkliche Platzbedarf für Windräder ist, wie die Zeitung gerade berichtet, sehr viel geringer als die vorzuhaltenden 1,2 bis 1,8 Prozent der Landesfläche, weil darin die Abstandsflächen enthalten sind. Das Fundament braucht einschließlich Transformator 350 Quadratmeter pro Anlage, dazu kommt noch der Zufahrtsweg. Die Fläche dazwischen ist nicht versiegelt und kann genutzt werden. Die Windkraftgegner prangern den Flächenverbrauch wg. Windrädern an und arbeiten gern mit falschen Zahlen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.07.2023 um 14.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51399

Die Diskussion über Streumunition erinnert an eine frühere Debatte über humane und weniger humane Methoden der Massenvernichtung. Vielleicht ein letzter Rest von Nachleben der „Ritterlichkeit“, moderner: „Fairneß“, aber man muß leider sagen, daß der große Pessimist Nirad Chaudhuri nicht ganz unrecht hat. Über Hiroshima und Nagasaki schrieb der Neunzigjährige: „The moral issue raised by this weapon is not unique. I have seen nearly a million people murdered with knives, spears, and cudgels in India in one year. I cannot admit that this was more humane or morally admissible than killing, say, a quarter of a million with an atom bomb. If men in their folly would kill one another in such numbers, the sooner mankind perished and left the world to the birds and beasts the better it would be for all living creatures.“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2023 um 07.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51395

Der „Periodenproduktspender“ an unserer Mittelschule wird als Erfolg verbucht, weil die Mädchen die kostenlosen Tampons angenommen haben. Bei Geschenken ist das nicht überraschend. So werden wir auch den künftig kostenlosen Busverkehr in Erlangen gern nutzen. Natürlich bleibt die Frage: „Was kostet es, wenn es gratis ist?“ Man kann alles kostenlos machen. Die Menschheit ist den größten Teil ihrer Geschichte ohne Geld ausgekommen.
Die Mädchen müssen übrigens lernen, Tampons nicht ins Klo zu werfen. Über ein Problem mit reißfesten Feuchttüchern wird auf der gleichen Seite der NN berichtet.
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Was den kostenlosen Busverkehr betrifft, so soll er die verödende Innenstadt beleben. Der Leerstand von Ladengeschäften ist in der Tat bedrückend. Ein-Euro-Shops, Telefonläden und Immobilienbüros verstärken den Eindruck eher und ziehen weitere Etablissements dieser Art nach, wie man sie früher um die Bahnhöfe herum fand. Buchhandlungen zum Beispiel gibt es fast gar nicht mehr; allerdings machen die Preisbindung und die damit zusammenhängende Dominanz der Ketten sie auch unattraktiv für die eigentlichen Buchliebhaber. Bücher sind Geschenkartikel, so der Eindruck, wie gleich daneben im Laden mit allerlei Schnickschnack.
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Daß Putin den Luxus liebt, die Grünen Wasser predigen und Wein trinken – geschenkt! Solcher Klatsch wird hervorgekramt, wenn nichts anderes mehr hilft.
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Der Plan der Regierung, die Einkommensgrenze beim Elterngeld für Paare auf 150.000 Euro zu versteuerndes Einkommen zu senken, wird kritisiert. Es sei nicht der Zweck des Elterngeldes, Wohlstandsunterschiede auszugleichen, sondern es solle Väter motivieren, in Elternzeit zu gehen. Das Elterngeld ist für Paare mit geringerem oder durchschnittlichem Einkommen ein Segen, aber für Paare, die 300.000 oder, wie jetzt geplant, 150.000 im Jahr verdienen, spielt es keine Rolle und kann einen Vater nicht wirklich dazu bringen, Elternzeit zu nehmen. Der Einkommensverlust für die ganze Familie wird höher veranschlagt als das etwas windige Projekt väterlichen Kümmerns ums Baby. Viele Väter tun es sowieso und nehmen das Sümmchen gern mit, aber entscheidend ist es nicht. Manche Befürworter ziehen sich auf den Signalwert zurück („ein verheerendes Signal“ heuchelt die SZ zum Zwecke eines „Pro und Contra“), aber auch Symbole kosten Geld, das man in diesem Fall lieber in die Kitas stecken sollte (wie die Pro-Frau denn auch mit Recht bemerkt).
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Klimaschutz, Energiewende, Nachhaltigkeit möglichst wirksam auszubremsen gilt mittlerweile als Prüfstein erfolgreicher Politik. Programmatisch hat die AfD die besten Karten, andere hecheln hinterher.
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„Die FAZ hat vorgerechnet, daß praktisch alle maßgeblichen Wissenschaftsfunktionäre in Deutschland deutlich länger für ihre Habilitation gebraucht haben und damit in ihrer eigenen Universitätslaufbahn genau an jener Hürde krachend gescheitert wären, die sie nun selbst als Standard vorgeben.“ (SZ 6.7.23)
Die Überschrift „Einstein hätte es nur knapp geschafft“ gehört allerdings in die große Kiste mit Einsteinmythen. Einstein brauchte man nur in Ruhe zu lassen, dann hätte er jederzeit und überall seine Theorien entwickelt und damit dann auch die Beachtung gefunden, die sie verdienen.
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Die Hinweispflicht für gentechnisch veränderte Lebensmittel soll entfallen. Es gibt nichts zu verbergen – warum verbirgt man es dann? Cui bono? Man braucht nicht lange zu suchen. Aber der Schaden ist größer als der Nutzen. Der nächste Schritt muß logischerweise sein, den Hinweis „Ohne Gentechnik“ zu verbieten. Darauf wird die Lobby hinarbeiten. Im Radio höre ich, nun komme es darauf an, den Konsumenten von den Vorzügen der Gentechnik zu überzeugen. Die Unkenntlichmachung ist der erste Schritt.
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Glyphosat steht vor der umfassenden Wiederzulassung, die Pharma-Industrie hat ihr Ziel fast erreicht. Durch Fixierung auf das Thema Krebsrisiko ist es gelungen, von dem viel größeren Problem der Bodenfruchtbarkeit abzulenken. Totalherbizid und dagegen resistentes Saatgut aus einer Hand – ein Traum für die Anleger!
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Wegen Andreas Scheuers Maut-Eskapade zahlt der Steuerzahler eine Viertelmilliarde Schadenersatz.
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Metaopportunist Söder (er setzt seinen sprichwörtlichen Opportunismus nur ein, wenn es opportun ist) kündigt an, eine Unionsregierung werde das Heizungsgesetz wieder zurücknehmen. Anscheinend hat er die CDU dazu nicht gefragt, aber daraus wird sowieso nichts. Die Union wird froh sein, daß jemand die Kastanien aus dem Feuer geholt und sich dabei gehörig die Finger verbrannt hat, und sich im übrigen EU-konform verhalten.
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In unserem weltberühmten Vorgarten (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=194) besorgen Nacktschnecken die Beseitigung der lästigen Nutzpflanzen und schaffen Platz für die Wildkräuter („Unkraut“ im Mund der Barbaren), die jedes Jahr für Überraschungen sorgen. Dieses Jahr sind es zwei gewaltige Nachtkerzen-Stauden, wie man sie sonst nur auf Schutthalden und an Bahndämmen findet. Ich lese Erstaunliches über diese Neophyten, die trotz ihrer fremden Herkunft in 50 Arten vorkommen sollen. Esssen kann man sie auch. Nur fotoscheu sind sie, weil sie eben nur nachts blühen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.07.2023 um 03.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51367

Wie ich den Erinnerungen meiner Mutter an ihre Schulzeit entnehme, hatte in der Weimarer Republik jede Schulklasse einen Kassenwart des VDA (Verein für das Deutschtum im Ausland). Laut Wikipedia ein Verein mit revisionistischer Zielsetzung, von der die Schüler wohl kaum etwas verstanden. Im Dritten Reich unter anderem Namen dann stark ausgebaut.

Nachdem meine Mutter (geb. 1914) ihre Lehrer und Klassenkameraden, Klassenausflüge und kleine Begebenheiten geschildert hat, schreibt sie: „Die meisten aus meiner Klasse sind im Krieg geblieben.“ Diese lapidare Redeweise ist bezeichnend für die Zeit, in der ich aufgewachsen bin.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.06.2023 um 13.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51335

Fehlt nur noch der Hinweis, daß die kleineren Tafeln auch der Gesundheit der Verbraucher zuträglich sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.06.2023 um 06.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51334

Besonders nett klang immer die Begründung, mit den verkleinerten Mengen komme man den vielen Single-Haushalten entgegen. Ich kenne eigentlich niemanden, der sich von 100g Schokolade erschlagen fühlte oder sie nicht innerhalb der Haltbarkeitsgrenzen (1 Jahr oder länger) aufzuzehren vermöchte.

Mein Schwiegervater erzählte gern in seinem Berliner Dialekt: Jemand wollte sich einen Hund kaufen und wunderte sich, daß die Preise immer höher stiegen, je kleiner der Hund war. Zum Schluß fragte er entgeistert: "Wat kostet denn jar keen Hund?"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.06.2023 um 06.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51333

Randnotizen vom Wochenende:

„Rechtspopulist“. Gemeint ist Rechtsradikaler, aber man traut sich nicht.

Komisch ist das Schreckgespenst „gesellschaftliche Spaltung“. Was wäre dann das Gegenteil? Die „formierte Gesellschaft“? Ein Volk, ein Reich, ein Führer?

Ist die Künstliche Intelligenz wirklich eine Bedrohung der Menschheit wie der Klimawandel? Man liest es überall, mit vager Begründung. Jede neue Technik bringt auch Probleme, das war schon bei der Dampfmaschine und der Elektrifizierung so.

Putin hat jahrelang der Ukraine das Existenzrecht bestritten (das Rußland ihr 1991 ausdrücklich zugebilligt hatte), wie einst Stalin Polen, bevor er sich das Land mit Hitler teilte, und seine Absicht bekräftigt, das „größte Unglück des 20. Jahrhunderts“, den Zerfall der UdSSR, rückgängig zu machen. Nach dem Angriff wechselte er die Begründung: Abwehr eines Nato-Angriffs auf Rußland, Befreiung des Bruderstaates von den Nazis.

Milka-Schokolade: Die 300g-Tafeln wiegen jetzt 270g. Auch normale Tafeln einiger Firmen werden immer wieder mal auf 80g reduziert bei gleichem Format. Pfundpackungen (Grieß usw.) kommen mit 400g auf die Waage. Das Gewicht ist aufgedruckt, aber die Packungsgröße ist die alte, womit die Täuschungsabsicht bewiesen ist. Die Betrüger reden uns ein, sie versorgten uns „aus Liebe“.
Vgl.: „Einige Milka-Großtafeln sind von 300 auf 280 oder sogar 270 Gramm geschrumpft. Bei gleichem Preis sind sie damit um bis zu 11,1 Prozent teurer. Die Krux: Design, Verpackung und Größe haben sich quasi nicht verändert.“ (Verbraucherzentrale Hamburg 2017)
Dazu die zuckersüße Stellungnahme: https://www.vzhh.de/sites/default/files/medien/136/dokumente/17-09-05_E-Mail_Stellungnahme_Mondelez_Milka_Gro%C3%9Ftafeln.pdf
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.06.2023 um 05.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51327

Ganz recht. So etwas ist natürlich der reine Unsinn. Mir war nur aufgefallen, daß man den fürchterlichen Krieg natürlich auch auf die Bemerkung reduzieren kann, Kiew sei "derzeit" nicht so wohnlich.

Bei großen Städten "lieben" die Eingesessenen oft nicht eigentlich die Stadt, sondern ihr Viertel. Das sagt man besonders von den Parisern, aber es gilt auch anderswo. Für den normalen Menschen ist Berlin oder eben Paris viel zu groß, um seine natürliche Umwelt zu sein.

Wenig bekannt, daß die lebenswerteste Stadt Erlangen heißt. Wahrscheinlich zu klein, wie Herr Riemer bemerkt. Früher war es München, davor Berlin, davor Marburg an der Lahn.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.06.2023 um 22.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51325

Wer die Antwort auf die Frage kennt, ob Miss World die schönste Frau der Welt ist, kennt auch die Antwort auf die Frage, wie nützlich solche Städteranglisten sind.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.06.2023 um 21.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51324

Die meisten der zehn "lebenswertesten Städte" sind Millionenstädte, die kleinste unter ihnen ist Genf mit 200000 Einwohnern. Es geht also tatsächlich nicht um Städte, sondern um Metropolen.

Ich erinnere mich an das Buch "Reif für die Insel", eine unterhaltsame Reise durch GB von Bill Bryson. Er schrieb darin sinngemäß, wenn Sie noch nicht in Durham waren, lassen Sie sofort alles stehen und liegen und fahren Sie hin, es ist eine wahnsinnstolle Stadt. Nun, ich hab zwar nicht alles stehen und liegen gelassen, aber beim nächsten Englandurlaub waren wir dort, und ich muß zugeben, er hatte recht. Eine sehr hübsche Stadt! Allerdings gibt es natürlich sehr viele solche Städte, die zwar in der einen oder andern Art einmalig sind, aber mit nur um die 50000 Einwohnern keine Chance auf einen guten Platz in der Economist-Liste haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.06.2023 um 14.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51321

Die Economist-Gruppe hat wieder die lebenswertesten Städte zusammengestellt. Unter den ersten zehn ist keine deutsche, nachdem Frankfurt zurückgestuft wurde. Wien führt, Kiew gehört „derzeit zu den zehn unattraktivsten“...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.06.2023 um 04.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51289

Ohne die juristischen Details zu kennen: Wenn ich einen Menschen in Dienstuniform sehe, nehme ich an, daß er im Dienst ist.
So nehme ich ja auch an, daß ein Schreiben mit amtlichem Kopf ein amtliches Schreiben ist. Ich selbst habe für meine private Korrespondenz niemals das Papier des Instituts benutzt, obwohl etwa die Stellungnahmen und Gutachten zur Rechtschreibreform sicherlich auch mit meinem Beruf zusammenhingen. Ich bin ja nicht als Privatmann darum gebeten worden. Ich habe sie auch auf eigene Kosten frankiert und nicht über die Poststelle der Universität laufen lassen. Viele Kollegen haben es anders gehalten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.06.2023 um 15.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51288

Die Insolvenz der Firma Weck veranlaßt mich zu zwei Anmerkungen.

Der Firmenname ist einer der wenigen Eigennamen, die in die Wortbildung eingegangen sind: einwecken (sonst einkochen, einmachen – letzteres auch bemerkenswert).

Außerdem eine Kindheitserinnerung: Vor dem Haushaltswarengeschäft meines Großvaters, dem sich alles unterzuordnen hatte, wurde jeden Sommer ein sogenannter "Behälter" abgestellt (heute "Container"), der die saisonale Lieferung von Weck-Gläsern enthielt. Sämtliche Hausbewohner brachten sich in Stellung, und dann wurden tausende Gläser aus der Holzwolle "durch der Hände lange Kette um die Wette" über die Straße, durch einen winkligen Flur, über den Hof bis in den Lagerschuppen transportiert.
Fast jeder weckte damals ein, Kirschen, Bohnen usw. Heute eine Nische, in der man eben insolvent wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.06.2023 um 18.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51262

Warum verschwenden die Parteien immer wieder viel Zeit und Kraft auf "Grundsatzprogramme", eine der ödesten Textsorten, die es gibt? Die Wähler interessieren sich mit Recht nicht dafür, und lesen im eigentlichen Sinn kann man sie auch nicht, nicht einmal in Leichter Sprache.
Mehrheiten gewinnt man durch Personen. Merkel hatte viel mehr Zustimmung als ihre Partei und galt daher mit Recht als "Wahllokomotive" (wie andere vor ihr).
Merz, der die Union wieder in die "Regierungsverantwortung" bringen will, kann das offensichtlich nicht (viele sind nicht überrascht) und wird es schon deshalb nie können, weil sich die Ansicht immer mehr verbreitet, daß er es nicht kann. Es kann natürlich sein, daß die Union trotzdem die nächste Regierung stellt, aber das wird weder am neuen Grundsatzprogramm noch an der Wahllokomotive Merz liegen. Gruppendynamik ist faszinierend.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2023 um 05.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51230

Es sollen ja schon Bankräuber verurteilt worden sein, weil sie das Tatfahrzeug im Halteverbot abgestellt hatten. Fällt mir aus irgendeinem Grund zu Trump ein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2023 um 06.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51221

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50705

Steinmeier hat das neue Wahlrecht erwartungsgemäß gebilligt. Jetzt geht es vor das Bundesverfassungsgericht. Der Ausgang ist ungewiß. Leider interessiert sich die Öffentlichkeit nicht für die scheinbar zu komplizierte und abstrakte Materie. Es handelt sich um einen schleichenden Systemwechsel. Wer hätte gedacht, daß die Macht der Parteien von der "Mitwirkung" an der politischen Willensbildung zur Allmacht ausgebaut werden könnte?

Zur Begründung wird die Verkleinerung des Bundestages herangezogen, obwohl die schiere Mitgliederzahl verfassungsrechtlich völlig gleichgültig ist. Mit dem urdemokratischen Institut des Direktmandats kann sie sich nicht im entferntesten messen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.06.2023 um 23.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51217

Talsperre ist auch wieder so ein Wort … Aus Familienurlauben in Kindertagen ist mir der Edersee vertraut. Wenn mein Vater von der Edertalsperre sprach, dachte ich, er meine die gewaltige Staumauer. Erst Jahrzehnte später stolperte ich über Sätze, in denen Talsperre den Stausee zu bezeichnen schien.

Der Duden (duden.de) definiert: »Anlage, die aus einem ein Gebirgstal absperrenden Staudamm, dem dahinter aufgestauten See und einem Kraftwerk besteht«.
Das DWDS stellt zwar den Staudamm heraus, hält ihn aber ebenfalls nur für eine Bedeutungskomponente: »Staudamm über die ganze Breite eines Tales samt dem dadurch entstandenen Stausee an Flüssen und Strömen zur Erzeugung von Elektroenergie, zu Zwecken der Wasserwirtschaft und für den Schutz bei Hochwasser«.
In der Wikipedia wird zwischen fach- und allgemeinsprachlichem Gebrauch unterschieden: »In der Fachwelt versteht man Talsperre als Oberbegriff für alle dazugehörigen Anlagen wie das Absperrbauwerk, den Stauraum, die Entnahmebauwerke sowie die Hochwasserentlastungsanlage. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist auch der Stausee einbezogen. Häufig wird ausschließlich dieser als Talsperre bezeichnet.«

Bin ich der einzige, der bei »Sprengen von Talsperren« zerberstende Staumauern vor sich sieht?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.06.2023 um 04.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51211

Das Sprengen von Talsperren ist ein ausgezeichnetes Mittel, viele unbeteiligte Menschen zu töten bzw. um ihre Lebensgrundlagen zu bringen. Ich erinnere an die von den Briten sehr kunstreich gesprengte Möhnetalsperre sowie die Edertalsperre, von der in meiner Kindheit in der Kasseler Gegend noch viel die Rede war.
Solche Maßnahmen werden meistens bei weit fortgeschrittenem, aber nicht recht erfolgreichem Krieg ergriffen. Bei den alten Griechen war es üblich, daß die vielen kleinen einander bekriegenden Städtchen die Kornfelder der anderen abbrannten und ihre Ölbäume fällten. Es war eben alles vergleichsweise niedlich, bis auf die Niedertracht der Menschen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2023 um 05.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51205

Der Teufel steckt im Detail, hier also in dem Wort "demokratisch". Zum Glück nicht mein Problem.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.06.2023 um 20.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51202

Wie kann die Union die Rechten stoppen?
Wer ist Schuld[!] am Höhenflug der Rechten?
Irgendwann glauben die Menschen selbst, dass sie rechts sind, und verlieren ihre Hemmungen, die AfD zu wählen.
(MM, 6.6.23, S. 2)

Die Zeitung meint hier mit den "Rechten" offenbar nicht die Union. Sie findet wohl auch, daß die Union auf ihrem Weg zur Mitte bereits etwas zuviel Schwung genommen hat und über ihr erklärtes Ziel hinausgeschossen ist. Dabei hätte ich gedacht, daß sie nach ihrem Selbstverständnis schon immer noch eine rechte Partei UND eine Partei der Mitte ist.
Zumindest kann die Maxime von Strauß, der bisher niemand von der Union widersprochen hat, rechts der Union dürfe es keine demokratisch legitimierte Partei geben, nur dann ernst genommen werden, wenn die Union selbst das gesamte rechte demokratische Spektrum abdeckt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.06.2023 um 17.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51181

Wir überlegen natürlich, ob und wann wir eine Wärmepumpe einbauen sollen oder gar müssen. Immerhin kostet das ordentlich Geld. Andererseits werden einige Straßenzüge demnächst an Fernwärme angeschlossen, und das wäre uns auch am liebsten. Es ist doch Irrsinn, daß jeder seine eigene Heizung samt Öltank im Keller hat (zwei verlorene Räume). Der Schornsteinfeger wäre dann auch überflüssig. Der mißt jedes Jahr die Abgaswerte, die drei Wochen zuvor der Wartungsdienst auch schon gemessen hat.
Ich frage also den Energiereferatsleiter der Verwaltungsgemeinschaft, ob und wann mit Fernwärme zu rechnen ist. Er behauptet, nicht die blasseste Ahnung zu haben; ich solle doch den Bürgermeister fragen. Aber daß dieser es weiß, wenn die ganze Behörde es nicht weiß, ist auch nicht wahrscheinlich. Usw. – es ist ein Durcheinander von der Bundesregierung bis runter zum Dorf.
Wir tun also erst mal nichts. Für diese Zwickmühle gibt es auch einen Fachausdruck, den ich vergessen habe: Millionen Menschen tun nichts, weil die einander widersprechenden Projekte und Maßnahmen der Regierung sie vor einer möglichen Fehlinvestition zurückschrecken lassen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.06.2023 um 13.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51177

Wie paßt eine lächelnde Uhr zum trüben Morgen?
Es kommt wohl daher, daß sie zehn nach zehn schon leicht schief lächelt.

Die Uhren im Geschäft sollten also optimal entweder auf 9min und 14s nach zehn oder auf 9 min und 14s vor zwei gestellt werden.

9.13 Uhr und 51s oder 13min und 51s vor drei würde es zu einem etwas breiteren Grinsen. Dagegen wäre es 4min und 37s nach elf oder 4min und 37s vor eins schon recht säuerlich oder süffisant.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.06.2023 um 04.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51173

Im Uhrengeschäft zeigen alle Uhren „zehn nach zehn“ an, weil der Winkel der Zeiger ein Lächeln andeutet und mit der Stimmung die Kauflaune hebt – so jedenfalls die unbewiesene Annahme.

Ich muß ehrlicherweise zugeben, daß mir diese Stellung auch besser gefällt als etwa zwanzig nach zwei oder gar zehn nach halb vier. Ich bin ein Neandertaler.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.05.2023 um 06.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51138

Seit einigen Tagen wird gemeldet, daß China von einer "Sommerwelle" der Corona-Infektionen (in einer neuen Mutante) überrollt wird, die eigentlich alle Vorstellungen sprengt – und doch findet man das nur in den "kleinen Meldungen" oder gar nicht. Wie kommt es, daß alle Medien sich einig zu sein scheinen, das sei nicht weiter wichtig?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 26.05.2023 um 13.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51128

Die Anmerkung zu Houellebecq hat mich gefreut. Ich habe 2015 seine "Unterwerfung" gelesen. Auf deutsch. Ein Kritiker schrieb damals, bei der Lektüre sei ein Magister in Romanistik hilfreich. Das hätte ich ernst nehmen sollen, denn ich habe keinen und hatte deshalb für die vielgepriesenen literarischen Anspielungen wenig Sinn. Überdies hatte der Autor alles getan, um aus Frankreichs Islamisierung keine fesselnde Story zu machen; er läßt das Ganze so unspektakulär und piefig ablaufen wie irgend möglich und führt es zudem es aus der Sicht einer unsäglich langweiligen Hauptfigur vor. Das Ergebnis ist natürlich hochironisch – Frankreich ist so rückgratlos und fade, hihi! Zu den humoristischen Höhepunkten gehören Knaller wie dieser: der Protagonist Francois (!) fährt einen Touareg (!).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.05.2023 um 04.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51126

In der Zeitung wird nach Jahren wieder einmal über die Möglichkeit berichtet, aus dem Wasserdampf der Luft Energie zu gewinnen. Es handelt sich gewissermaßen um die Verstetigung von Gewittern durch poröse Stoffe, die durch ihre Geometrie eine Trennung der Ladung von Wassermolekülen und damit eine Spannung bewirken. Die Verdunstungsenergie hat den größten Anteil an der auf die Erde abgestrahlten Sonnenergie. Sie ist aber noch weniger dicht verteilt, das ist das Problem. Anders als Solarzellen können solche Batterien Tag und Nacht und bei jedem Wetter Strom liefern.
Sobald die Rechten davon Wind bekommen, werden sie dagegen polemisieren – wetten daß? Sie sitzen lieber technologieoffen um ein schönes Feuerchen herum.

Übrigens: „Um erheblich Emissionen zu reduzieren, will Kalifornien den Verkauf von Verbrennern ab 2026 kontinuierlich einschränken. Ab 2035 sollen dann nur noch Elektro- oder Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge zugelassen werden.“ (SPON 24.5.23)
Andere Bundesstaaten der USA haben ähnliche Pläne. So weit reicht der Arm der Merkel-Habeck-Graichen-Mafia.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.05.2023 um 03.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51123

Die SZ hat schon wieder eine halbe Seite über den „weltberühmten“ Houellebecq, den „berühmtesten europäischen Autor“, samt Foto seines Hauptes, an dem man sich bekanntlich nicht sattsehen kann. Nils Minkmar, der „Genus“ übrigens für ein Maskulinum hält, bezeichnet seinen letzten Roman als „wichtig“, während er an dem neuen, irgendwie autobiographischen Bändchen einiges auszusetzen hat. Anscheinend legt der Meister dar, wie die gleichzeitige Betätigung von zwei Frauen (darunter seiner Ehefrau) seinen Orgasmus verbessert. Nicht ganz gelungen sei dagegen die Rechtfertigung seiner Unterschrift unter dem Vertrag mit einem Pornoproduzenten.
Das der Öffentlichkeit unterstellte Interesse an dieser Frage scheint mir aber eine selbstreferentielle Erfindung der Prominentenmaschinerie zu sein.

Ich habe keine Zeile von H. gelesen, weil die Rezensionen über die Jahre mich nicht im mindesten neugierig gemacht haben. Ich verstehe auch nicht, wie man einen Roman „wichtig“ finden kann – außer eben für die Maschinerie. Auch glaube ich den Hergang schon sehr oft erlebt zu haben: Ein Schriftsteller wird hochgejubelt, dann schreibt er immer mehr, was man problematisch findet, und dann nur noch Mist, der wieder zweifeln läßt, ob man ihn nicht von Anfang an überschätzt habe, was dann wiederum ein paar Jahre später zur Gewißheit wird, und dann ist es vorbei. Aber schön war’s doch!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.05.2023 um 12.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51097

Black-out war ja nun nicht, aber vielleicht läßt sich aus der "Strom-Lücke" was machen? Man soll die Hoffnung nie aufgeben.

„Ein weltweiter Trend zu mehr Atomkraft ist offensichtlich, nur hier will man es besser wissen entgegen aller Rationalität und Wissenschaftlichkeit...“ Das schreibt der renommierte Zoologe Axel Meyer bei Tichy. Er hält Atomstrom für den „günstigsten“ CO2-freien Strom usw., ich habe nicht alles gelesen – Meyer ist ja als etwas heftig bekannt: https://de.wikipedia.org/wiki/Axel_Meyer_(Biologe)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2023 um 05.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51071

Wann kam eigentlich der Gedanke auf, daß die Kinder es einmal besser haben sollen? Früher war es das Ziel der Erziehung, die Kinder in das soziale System einzugliedern, in das sie geboren waren (dîn ordenunge ist der phluoc). Ob „Stand“ oder „Kaste“ (mit Karma-Lehre) – alles war vorgegeben, Schicksal. Das kapitalistische Wirtschaften trägt die Fortschritts- und Aufstiegslogik in sich. Wir sparen, um unseren Kindern den Start zu erleichtern. Dabei haben sie uns vorher schon viel gekostet. Aber das Rechnen scheint uns hier nicht angebracht. Schön dumm, aber schön.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.05.2023 um 08.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51060

„Fuckability“ ist ein schnödes Wort, aber es ist nicht allzuweit entfernt von der klischeehaften Darstellung körperlicher Schönheit, die in der älteren Literatur sofort den Wunsch nach Kopulation aufkommen läßt. Es ist ein schlichter, ständig in Erinnerung gerufener Katalog von unpersönlichen „Merkmalen“, die der Prinz oder die Prinzesssin an sich trägt, so daß die Liebe sich einstellt wie der Donner nach dem Blitz. Auch ein Bild, eine Miniatur genügt („...bezaubernd schön“), um den Betrachter sofort entsetzlich liebeskrank zu machen. Der poetische Aufwand verdeckt die Roheit der mechanistischen Auffassung. Das wiederholt sich so oft, daß der moderne Leser solche Passagen überspringt, weil er das Ergötzen des ursprünglichen Publikums nicht mehr aufbringen kann. Ich nehme an, daß die Menschen früher ebenso wie wir einer tiefen Zuneigung fähig waren (von unsterblicher Liebe wird ja berichtet, ganz im Gegensatz zur impliziten Austauschbarkeit der Merkmalträger), aber es fehlten ihnen die Worte dafür. Und den meisten von uns fehlen sie immer noch, weshalb wir sie von professionellen Wort- und Musikmachern ausleihen. Noch in der spielerischen Distanzierung in Shakespeares Sonett 130 (Nothing like the sun) ist der Katalog als Negativ enthalten.

(Notiert beim Wiederlesen von Dandins „Zehn Prinzen“ und nach dem Anfertigen und Vortragen einer Hochzeitsrede über Liebe und Ehe)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.05.2023 um 12.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51055

Wer übernimmt (oder behält) die Macht in der Türkei? Diese Frage wird vermutlich erst in zwei Wochen zu beantworten sein. (spiegel.de)

Da »übernimmt« bei Erdoğan nicht paßt, wurde hier schnell noch die Variante »behält« nachgereicht, und das auch noch in Klammern, was den Eindruck der Unbeholfenheit verstärkt. Gemeint ist eigentlich: Wer hat künftig die Macht in der Türkei? Die unnötige, weil hier nicht interessierende Aufspaltung von »Macht haben« in »Macht übernehmen« und »Macht behalten« verschiebt die Aufmerksamkeit auf seltsame Weise weg von der Frage, welcher der beiden Kontrahenten als Sieger aus der Wahl hervorgehen wird, hin zu den Frage, welche Person den Vorgang des Übernehmens der Macht bzw. den des Behaltens der Macht vollziehen wird. Diese Frage ist aber schon beantwortet: im ersten Fall ist es Kılıçdaroğlu, im zweiten Erdoğan.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.05.2023 um 16.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51041

Während die linksgrüne Lügenpresse Greuelmeldungen über den Wassertiefstand im Gardasee verbreitet, decken die freien Medien auf, daß es keine Probleme gibt. Das sagen die Hoteliers, also wird es wohl stimmen. Es ist ja auch etwas Schönes, wenn man Inseln zu Fuß erreichen kann.

Einige Tage später belehrt auch Dominik Prantl im Reiseteil der SZ die Leser, daß es keine Probleme mit dem Wasser gebe, sondern das „Modethema Klimawandel“ seine eigene Dynamik entfalte. Er hat ebenfalls Hoteliers und Hotel- und Tourismusmanager am Gardasee befragt.

Schon Thomas Mann hatte im „Tod in Venedig“ gezeigt, wie es zugeht, daß in Italien nichts stattfindet, was dem Tourismus schaden könnte. Prantl macht sich indirekt über die Kollegen im redaktionellen Teil seiner Zeitung lustig, und die werden sich vielleicht mal dazu äußern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.05.2023 um 09.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51028

"Muttertag" reduziert die Frau auf Mutterschaft (Gebärmschinen), das ist logisch ("Schriftsteller" reduziert den Menschen aufs Schreiben usw.).
"Elterntag" hat den Vorteil, daß die Männer wieder zum Zuge kommen. Der Vorschlag stammt denn auch von einem Mann. Die Frauen könnten zurückschlagen und den Vatertag zum zweiten Elterntag machen. Dann kommen die angeheiterten Männer zurück und der Sauerbraten ist nicht fertig.

Den Erfindern des Muttertags ging es eigentlich nicht um Eltern und nicht um Frauen, sondern um die Mütter, aber das ist nicht relevant, zumal sie selber davon Abstand genommen haben, als es immer kommerzieller wurde.

Es gibt ja heute einen Tag des Buches, Tag des Bieres, Tag des Butterbrots, Tag des Schlaganfalls... Bei jeden könnte man all das zur Sprache bringen, was ausgeschlossen ist (omnis determinatio est negatio): das Klopapier, den Traubensaft, die Käsestulle, die Blasenentzündung.

Heute gibt
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.05.2023 um 06.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51021

Die Diskussion um die Abschaffung oder Umbenennung des Muttertags hat es von vier Jahren schon mal gegeben, und die "Bürgerlich-Konservativen" hatten schon damals angebissen.

Jetzt ist wieder mal mein früherer Münchner Kollege Fthenakis zu vernehmen ("Elterntag"). Das Geschäft muß natürlich weitergehen, darum kommt Abschaffung nicht in Frage. Zwar predigen die Zeitungen durchgehend, wir sollten unseren Müttern jeden Tag dankbar sein, aber das ist nicht unmittelbar umsatzfördernd.

Ich kann mir schon denken, daß Kinder ohne Mutter oder ohne Vater in Bedrängnis kommen, wenn im Kindergarten "Geschenkebasteln" für Mutter oder Vater auf dem Programm steht. Früher gab es ein Problem, wenn Schüler berichten sollten, was sie im Fernsehen gesehen hatten, und gar kein Fernsehgerät besaßen. Heute muß man schon froh sein, wenn sie Erfahrungen außerhalb von Fernsehen und Internet machen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.05.2023 um 04.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51005

Gegen Anna Netrebkos Auftreten bei den Maifestspielen in Wiesbaden protestieren Hunderte „fassungslos“ mit Plakaten: RUSSIAN ART IS KILLING.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.05.2023 um 12.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51000

Donnerwetter! Florian Harms (t-online.de) hat messerscharf verstanden, was eine erbliche Monarchie ist:

Charles Philip Arthur George bekommt einen Haufen Gold aufs graue Haupt gesetzt – zack, schon ist er gekrönter König. Nicht, weil er in seinem Leben besonders viel geleistet hätte, sondern weil er das Kind seiner Eltern und in der Thronfolge nun eben an der Reihe ist.

Im Gegensatz zu Joshua Kimmich nämlich, der aufgrund seiner Leistung („astreine Pässe“) bald Kapitän der Nationalmannschaft werde. Aber was die Briten für richtig halten, geht Herrn Harms doch eigentlich gar nichts an? Es ist ja nicht sein Steuergeld.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2023 um 15.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50989

Die SZ titelt „Flucht nach Europa“ und zeigt auf der ersten Seite ein Foto von Männern, deren Boot hinter den Wogen verschwindet – eine dramatische Perspektive wie aus „Moby Dick“.
In Wirklichkeit ist das drängendste Problem die Aufnahme ukrainischer Kriegsflüchtlinge (wie im Text dann auch berichtet wird), die allerdings nicht übers Meer kommen und auch einen anderen Bevölkerungsquerschnitt bilden als die Männer aus dem Nahen Osten.
Die Zeitung lügt, nimmt aber gewissermaßen das Recht in Anspruch, „aus Menschenliebe zu lügen“ (Kant). Für den guten Zweck werden ja auch elementare Tatsachen der Grammatik ignoriert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2023 um 15.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50988

„Die Inder haben sich die Auslagerung weiterer Staatsbürger nach Deutschland zusichern lassen...“ (Tichy)
Klingt nach Stapelware, für die wir nun Lagerhäuser errichten müssen. Ich habe noch nie gehört, daß Menschen „ausgelagert“ werden.
Ich habe übrigens nicht den Eindruck, daß Indien seinen Bevölkerungsüberschuß auslagern möchte. Sein altes Problem ist eher ein Überschuß gut ausgebildeter Menschen, die keine passende Stelle finden. Sie gehen allerdings am liebsten nach Amerika, weil sie sowieso Englisch sprechen und weil Deutschland es ihnen oft nicht leicht macht.
Bei uns gibt es nur sehr wenige Inder, und illegale fast gar nicht – wenn man bedenkt, wie viele Menschen in Indien leben (und wie wanderfreudig sie sind).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.05.2023 um 07.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50977

Die Medien zitieren nur den nackten Ausdruck "professionelle Hilfe", wobei und von wem bzw. ein kontextbehaftetes Zitat wird nicht genannt, und sie insinuieren damit, Palmer müsse wohl geisteskrank sein. Gerade diese Art und Weise wirft Verdachte auf. Man kann diesen Medien gar nichts mehr glauben, nicht mehr trauen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 02.05.2023 um 07.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50975

Wer der woken Gemeinde vorwirft, sie bekämpfe mißliebige Menschen mit dem Ziel, sie zum Schweigen zu bringen, ihr öffentliches Ansehen zu ruinieren und sie von der Bildfläche verschwinden zu lassen, wird belehrt, eine Cancel Culture gebe es nicht. Beweis: Leute wie die "transfeindliche" Joanne Rowling, die "antisemitische" Lisa Eckhart, der "rechte" Dieter Nuhr hätten schließlich alle Anfeindungen überstanden und seien – schlimm genug! – noch da. Für einen Shitstorm brauche es viele Arschlöcher, hat ein Filmkomponist mal treffend gesagt, doch in den Augen des A-Mobs sind selbst blindwütigste Mobbingorgien offenbar nicht evident, wenn sie nicht zur völligen Vernichtung des Opfers führen. Und selbst dann noch sieht man sich im Recht.

Boris Palmer, gestandener, beliebter Oberbürgermeister, der für die ihm anvertrauten Migranten tut, was er kann, wird im Sprechchor zum Nazi (!) gestempelt, weil er der Selbstverständlichkeit Ausdruck gegeben hat, es hänge vom Kontext ab, ob das Wort Neger beleidigend sei. Nun sieht er sich gezwungen, "eine Auszeit" zu nehmen, seine Partei zu verlassen, sich in Entschuldigungen zu wälzen und "professionelle Hilfe" zu suchen, womit, fürchte ich, keine giftige Anwaltskanzlei gemeint ist. Cancel-Sieg auf ganzer Linie.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.05.2023 um 03.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50969

Der Text bestätigt, was man hier über den Mann lesen kann:

https://www.psiram.com/de/index.php/Raik_Garve

Zum Verschwörungstheoretiker gehört, sich über den Begriff "Verschwörungstheoretiker" lustig zu machen. Man muß sich nur vage genug ausdrücken, dann kann man das Gefühl erzeugen, von unsichtbaren Mächten kontrolliert zu werden.
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 30.04.2023 um 21.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50968

Der unsichtbare Krieg gegen die Menschheit Interview von Götz Wittneben (Neue Horizonte TV) mit Raik Garve

www.kla.tv/25939

ab 0:57:26 – etwas zur Sprachverstümmelung und Rechtschreibreform

Es lohnt sich, das ganze Video zu schauen!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.04.2023 um 06.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50967

Auch wenn man nicht fernsieht, wird man auf allen Kanälen (Youtube, riesige Zeitungsanzeigen und -einkleber, Hauswurfsendungen usw.) mit Werbung für die Impfungen gegen Gürtelrose eingedeckt. Dahinter steht der Konzern Glaxo-Smith-Kline. „Vor allem der Impfstoff gegen Gürtelrose namens Shingrix entwickelt sich zum Verkaufsschlager, im zweiten Quartal verdoppelten sich die Shingrix-Erlöse auf 731 Millionen Pfund.“ (FAZ 27.7.22: „GSK verspricht mehr Gewinn“) Die Werbung arbeitet mit besorgten Gesichtern ältlicher Menschen und setzt auf Angst. – Zur Kritik:
https://www.medinside.ch/duerfen-pharmafirmen-so-werben-20221019
https://gutepillen-schlechtepillen.de/guertelrose-impfung-werbung-mit-der-angst/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.04.2023 um 05.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50961

Satyjit Rays Kurzfilm „Two“ von 1964 wirkt wie eine Fabel aus dem Pantschatantra. Er ist auf einer bestimmten Ebene als Kritik am Vietnamkrieg verstanden worden. Fast überdeutlich sind die Hinweise: Micky-Maus-Ohren, Coca-Cola, Kaugummi. Aber die erste Ebene ist natürlich wie bei Ray üblich die Kritik an der kranken indischen Gesellschaft. Das reiche Kind ist hellhäutig und oben, das arme dunkel und unten. Das Kastensystem ist mehr als analog der Rassentrennung in Amerika. Die beiden wären glücklich, wenn sie miteinander spielten, aber das ist in der indischen Gesellschaft unmöglich. Diese Tragik beschäftigt die indische Literatur und Kunst wie nichts anderes.
Ob die Kinder für ihre Rolle in Rays Filmen wenigstens ordentlich bezahlt worden sind? Das Slumkind in „Two“ wird als „Street kid“ angeführt und scheint nicht identifizierbar zu sein. Der Darsteller Apus in der „Apu-Trilogie“ war verschollen, bis ein Magazin ihn als älteren Mann in unbedeutender Stellung und ohne Beziehung zum Film irgendwo auffand.
Für die Musik und den Tanz dagegen hat Ray die Elite der indischen Kultur gewonnen: Ravi Shankar für „Apu“, Vilayat Khan für das „Musikzimmer“ (mit Bismillah Khan), Roshan Kumari mit dem fabelhaften Kathak (ebenfalls im „Musikzimmer“). (Ich habe sie in den siebziger Jahren in Delhi fast alle noch erlebt.) „Two“ lebt auch von der suggestiven Musik.
Damals hatten solche Filme noch eine gesellschaftliche Bedeutung und wurden stark erlebt und diskutiert. Sie setzten nicht auf Animation und überwältigende Schau-Effekte, sondern hatten eine so klare Botschaft, daß sie in unseren verwöhnten Augen als naiv erscheinen. Aber wir leben eben auch in einer anderen Welt, wir haben andere Probleme (z. B., wie ich gerade lese: „Welcher Wein passt zum Spargel?“).

(Den 12 Minuten langen Schwarzweiß-Film „Two“ gibt es bei Youtube, die Tanzszene aus dem „Musikzimmer“ ebenfalls, auch die legendäre ertrinkende cockroach im Weinglas.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2023 um 04.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50955

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48970

Dank Dr. Frank weiß inzwischen jeder, was "das Staatsverbrechen" war. So heißt auch sein zweites Buch über die Corona-Bekämpfung.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.04.2023 um 10.27 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50892

Das Hauptproblem der Windenergie dürfte ein ästhetisches sein, das wird nur nicht gern zugegeben. Konventionelle Kraftwerke lassen sich besser verstecken, wie man an diesem Bild sieht:

https://pbs.twimg.com/media/FtveUr4XoAEspJC.jpg
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.04.2023 um 04.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50889

FDP-Fraktionschef Christian Dürr sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe: „Ich will, dass in Deutschland einer der ersten Kernfusionsreaktoren entsteht.“ (ZEIT 15.4.23)
Und es ward Kernfusion, und Dürr sah, daß es gut war. – Söder will in Landeszuständigkeit bayerische AKWs betreiben. Beide dürften trotz physikalisch-technischer Ahnungslosigkeit wissen, daß sie Unsinn reden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2023 um 17.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50860

Als Nichtautofahrer ahne ich immerhin, daß die Selbstreparatur heute ziemlich schwierig geworden ist, und lese auch den Rat, davon lieber die Finger zu lassen. Ich erinnere mich aber, daß ein naher Verwandter mit Dieter Korps "Jetzt helfe ich mir selbst" in der Hand an seinem VW herumbastelte.

Ben Goldacre schreibt in "Bad Science" (London 2009):

“Science coverage is further crippled, of course, by the fact that the subject can be quite difficult to understand. This in itself can seem like an insult to intelligent people, like journalists, who fancy themselves as able to understand most things, but there has also been an acceleration in complexity in recent times. Fifty years ago you could sketch out a full explanation of how an AM radio worked on the back of a napkin, using basic school-level knowledge of science, and build a crystal set in a classroom which was essentially the same as the one in your car. When your parents were young they could fix their own car, and understand the science behind most everyday technology they encountered, but this is no longer the case. Even a geek would struggle to give an explanation of how a mobile phone works, because technology has become more difficult to understand and explain, and everyday gadgets have taken on a ‘black box’ complexity well as intellectually undermining.”

Wie halten Sie es damit?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.04.2023 um 18.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50856

Im AT wird die Existenz vieler Götter nicht bestritten, die Juden werden nur streng ermahnt, ausschließlich ihren Stammesgott zu verehren. Also ein polytheistischer Glaube, aber eine monotheistische Praxis.
Im Hinduismus werden viele Götter angenommen, aber im Augenblick ist der jeweils verehrte oder angeflehte der größte von allen, und irgendwie sind sie sowieso alle derselbe.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.04.2023 um 12.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50855

Meine sehr christlich-gläubige Tante war nach eigenem Bekunden überhaupt nicht abergläubisch. Das äußerte sich darin, daß sie dringend davon abriet, auf Holz zu klopfen, toi-toi-toi zu sagen oder wie auch immer anderweitig den Teufel herauszufordern. Unter Aberglauben verstand sie eigentlich nur das Ausnutzen und Anfordern übernatürlicher Kräfte, nicht den bloßen Glauben an ihre Wirksamkeit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.04.2023 um 06.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50854

Wenn man die theologische, nicht religionswissenschaftliche Unterscheidung von Glauben und Aberglauben (also richtigem und falschem Glauben) übernimmt, kann man die 13 Prozent der Bevölkerung, die an Hexen und Zauberei glauben, als Beleg für Aberglauben deuten. Wissenschaftlich ist das Unsinn. Zum Beispiel wird von gläubigen Christen gefordert, daß sie an Wunder glauben, an die Auferstehung (heute ist Ostern) usw. Die Grenze müßte also ganz anders gezogen werden. Weder psychologisch noch soziologisch gibt es solche Unterschiede, wie sie im Feuilleton immer noch vorausgesetzt werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.04.2023 um 05.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50849

Auf der gleichen Seite steht ein umfangreicher und sehr oberflächlicher Artikel zur Geschichte der Hexenverfolgung. Der Außenseiter Gunnar Heinsohn (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50517 und http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50524) wird durchaus kritisch zitiert, aber die Darstellung legt nahe, daß dessen exzentrische, in feministischen Kreisen beliebte Deutung sich schon bei Jacob Grimm finde. Friedrich Spees bahnbrechende „Cautio criminalis“ ist nicht erwähnt.
In Grimms Kapitel „Weise Frauen“ (Deutsche Mythologie) geht es gar nicht um Hexen, die kaum erwähnt werden. Grimm behandelt hier nicht den neuzeitlichen Aberglauben, sondern die Stellung der Frau bei den Germanen, Walküren, Zaubersprüche usw. Im Kapitel „Aberglaube“ ist ebenfalls nicht von den Hexen als weisen Frauen die Rede, und auch unter „Krankheiten“ werden andere Zusammenhänge reichlich belegt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.04.2023 um 19.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50846

„Göttervater Zeus schwingt zornig seinen Hammer.“ So erklärten die Griechen laut Katharina Osterhammer (!) den Donner (SZ 6.4.23), und das hämmert sie gegen Ende ihres Beitrags dem Leser nochmals ein.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.04.2023 um 19.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50840

Eine Meldung im Ersten ließ heute aufhorchen. Die Polizei habe Neues über die Identität des Verursachers des schweren Unfalls bei Bad Langensalza mit sieben Toten bekanntgegeben:

Der Unfallverursacher war nicht 45, sondern 34 Jahre alt. Der 45jährige war Beifahrer.

Das war tatsächlich alles. Weiterhin nichts über beruflichen, familiären, staatsbürgerlichen oder evtl. Migrationshintergrund oder darüber, ob sie polizeibekannt, vorbestraft waren oder aus welchem Milieu Fahrer und Beifahrer kommen bzw. warum beide keinen Füherschein haben. Wer war der dritte, der ums Leben gekommene Beifahrer? Wie viele Wochen braucht denn die Polizei, um die Identität der drei Insassen festzustellen? Glaubt da jemand noch, man würde von Staat und -Medien informiert?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2023 um 05.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50823

3.4.23: t-online.de entdeckt, daß unsere Lage bei weitem nicht so schlimm ist, wie sie oft dargestellt wird (u. a. von t-online.de in Überschriften, die der Text dann keineswegs rechtfertigt). Es geht uns eigentlich richtig gut. Natürlich gibt es Probleme, aber vor allem solche, die andere gern hätten. Usw. - Trüber Morgen. Da muß ich durch, um an meine Mail zu kommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.03.2023 um 18.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50807

Heute fiel mir auf, daß ich das Wort "Laufmasche" schon lange nicht mehr gehört habe. Meine Frau versichert mir, daß Laufmaschen immer noch ein Problem sind, aber in meiner Kindheit waren sie ein ständiges Thema unter Frauen. Die begehrten Nylonstrümpfe (mit Naht!) vor Laufmaschen zu schützen und die unvermeidlichen Laufmaschen aufzuhalten war ein Hauptgesprächsgegenstand. Es gab die verschiedensten Tips. Ich erinnere mich auch an eine Verschwörungstheorie: Die Unternehmen wüßten längst, wie man laufmaschenresistente Strümpfe herstellen könne, aber aus geschäftlichem Interesse hielten sie das Geheimnis unter Verschluß.

Zum "Repassieren" s. hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Laufmasche
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 31.03.2023 um 16.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50803

"Eskalation" gehört derzeit zu den häufigsten Wörtern in den Nachrichten. Oft ist damit ein Ausbruch gemeint.

Wie real ist eine nukleare Eskalation?
ESKALATION HINTER VERSCHLOSSENEN TÜREN – Habeck richtig sauer auf Scholz und Lindner
Wall Street Journal drängt US-Regierung zu politischer Eskalation
Nach Gewalt-Eskalation gegen Klima-Aktivisten kann es nur noch eine Lösung geben
Steinhoff: Eskalation mit Ankündigung – morgen knallt es

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2023 um 09.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50796

Oder der russische. Der Anführer des amerikanischen Imperialismus würde ihn nur in seinen Ansichten bestärken.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 30.03.2023 um 09.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50795

Noch deutlicher fiel die Kritik des stellvertretenden Parteivorsitzenden der Linken, Ates Gürpinar, aus: „Einen König im Bundestag sprechen zu lassen, halte ich für absurd. Erinnern wir uns: Monarchien sind im Grunde Diktaturen mit mehr historischem Lametta“, sagte Gürpinar der „Augsburger Allgemeinen“. […] Deutschland könne froh sein, die Monarchie vor über hundert Jahren abgeschafft zu haben.

Gut, daß die Deutschen den Briten in Sachen Diktaturabschaffung seit über hundert Jahren um einiges voraus sind. Gürpinar findet es auch mit der Würde des Bundestages unvereinbar, daß die Protokollabteilung des Londoner Hofes die Regeln bestimmt. Das kann man so sehen, aber was glaubt denn der Mann, wie das abläuft, wenn der amerikanische Präsident zu Besuch kommt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2023 um 08.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50794

Linkenchef Martin Schirdewan hat Kritik an der geplanten Rede des britischen Königs Charles III. im Bundestag geübt. „Es ist nicht angemessen, dass sich das höchste demokratische Gremium vor einem Monarchen verneigt“, sagte Schirdewan der Deutschen Presse-Agentur. „Ich finde es auch seltsam, dass sich der Bundestag in Zeiten von Inflation und rasant steigender Armut von jemandem ins Stammbuch schreiben lässt, der buchstäblich mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurde.“

Das würde ja bedeuten, daß Monarchie und Demokratie sich ausschließen. Auf das Vereinigte Königreich angewendet klingt es erst recht „hochgradig geschichtsvergessen“ (Linke). Im Bundestag hat übrigens nicht nur der Papst gesprochen, sondern auch der lupenreine Demokrat Putin (2001, unter großem Beifall der Abgeordneten).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.03.2023 um 04.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50754

Die halbjährlich wiederkehrenden Beiträge zur Zeitumstellung, die trotz EU-Beschluß (2018) und Mehrheitsmeinung nicht zurückgenommen werden kann, lese ich schon gar nicht mehr. Ein paar vermischte Notizen am frühen Montagmorgen:

In Deutschland demonstrieren teils „Bürger“ (rechts), teils „Aktivisten“ (links). Die ersten kämpfen für das Recht und die Freiheit, die zweiten für Unrecht und Verbote.

Die Regierung kann mit Hilfe der Justiz jedes Volksbegehren niederschlagen, weil es in das Haushaltsrecht des Parlaments eingreife. Irgendwo entstehen immer Kosten, sei es für einen Radweg oder für ein Verkehrsschild.

Während Trumps Briefe an Kim schwärmerisch und spontan sind wie sein einsames Getwitter, sind die Briefe Kims „Meisterwerke“ (Bob Woodward) eines Teams, das mit dem Kindskopf Trump spielt wie die Katze mit der Maus. Dieses Bild wird noch deutlicher in den Interviews, die Woodward mit Trump führte (und unwidersprochen veröffentlichte, Trump war ja in dieser Hinsicht sehr kooperativ). Es ist peinlich zu lesen und sehr bedenklich. Das also war zeitweise der mächtigste Mann der Welt und will es wieder werden! Das Lachen bleibt einem im Hals stecken.
Trump glaubte Kim, Xi, Putin mit seinem Charme einzuwickeln und merkte nicht, wie diese ihn mit ihrem Charme einwickelten. Jedesmal kehrte er begeistert, geradezu verliebt nach Washington zurück, und die „Erwachsenen im Raum“ wußten vor Peinlichkeit nicht, wo sie hinsehen sollten. Und das Ganze lief unter dem Titel „MAGA“... Aufbewahren für alle Zeit!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.03.2023 um 11.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50735

Humpty-Dumpty hielt wohl gar nichts von empfängerseitiger Semantisierung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.03.2023 um 08.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50733

„Wer vermeintliche Gemeinsamkeiten zwischen dem Krieg in der Ukraine und dem im Irak sucht, wird fündig.“ (t-online.de 20.3.23)
Dann waren sie nicht vermeintlich. Übrigens begrüßt Biden den internationalen Haftbefehl gegen Putin, aber die USA erkennen den Internationalen Strafgerichtshof nicht an. "The question is," said Humpty Dumpty, "which is to be master — that’s all."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.03.2023 um 18.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50729

Köln – In seiner letzten Sendung in der ARD sprach Kabarettist Dieter Nuhr über Ernährung. In diesem Zusammenhang erwähnte er die Grünen-Politikerin Ricarda Lang und dicke Kinder. Für seine Aussagen erntet der 62-Jährige nun Kritik in den sozialen Medien, berichtet 24RHEIN.
So witzelte der in Wesel geborene Comedian bei „Nuhr im Ersten“ am Mittwoch über korpulente Kinder: „Wenn die so im Lastenfahrrad die ganze Kiste ausfüllen, wie ein Zementsack. Und oben glotzt nur die kugelrunde Melone raus. Mit Helm auf. Denn wenn der Kleine einschläft, schlägt der aufgedunsene Schädel oft hinten an die Lenkstange“.
Dabei wisse er als Komiker gar nicht mehr, worüber er Witze machen dürfe und worüber nicht, so Nuhr. „Ich dachte, Bewerten von Körperumfang geht ja gar nicht. So hat man es mir gesagt. Als Komiker wird einem ja ständig gesagt, worüber man Witze machen darf und worüber nicht und da wurde mir schon häufiger mitgeteilt: keine Witze über Dicke. Vor allem nicht über dicke Kinder“, so Nuhr.
Dann spricht er über die Grünen. Die Partei gebe ja immer Tipps zur richtigen Ernährung. „Ich rufe jeden Montag bei den Grünen an und frage, was ich in der Woche essen soll. Machen Sie das auch, ich empfehle Ihnen das. Beim zuständigen Ortsverband. Keine Süßigkeiten, kein Fastfood, weil es fett macht. Ich war überrascht, dass ausgerechnet die Grünen ... ähm. Weil ich dachte Bodypositivity, fat is beautiful“, so Nuhr. Dann leitete er thematisch zur Grünen-Co-Chefin Ricarda Lang über. „Ah, schlechter Übergang“, witzelte Nuhr. Und legte nach: „Dass sich ausgerechnet Ricarda Lang traut, das Volk in Ernährungsfragen erzieherisch lenken zu wollen, das macht mir persönlich Angst. Die Politik wird für uns Komiker immer mehr zur echten Konkurrenz“, so Nuhr.

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.03.2023 um 05.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50727

Die Richter werden sich zweifellos der bewährten Auslegungsmethode erinnern, auf die mutmaßliche (hier aber doch recht deutliche) Intention des Gesetzgebers (hier des Parlamentarischen Rates) zurückzugreifen.

Ich verstehe immer noch nicht, warum sich die Koalition auf einen so heiklen Weg begibt, statt den Zuschnitt der Wahlkreise zu ändern.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.03.2023 um 01.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50725

Es ist schon ein wichtiger Unterschied, und der wurde noch von keinem der hier genannten Politiker zugegeben, ob eine bestimmte Partei ihren Wahlkreiskandidaten nicht durchbringt, weil eine andere Partei einen erfolgreicheren Kandidaten hat, oder ob der gesamte Wahlkreis keinen Vertreter in den Bundestag entsenden kann, nur weil sein erfolgreichster Kandidat einer kleinen Partei angehört, die andernorts nicht genügend Stimmen bekommt.

Und daß ein Kandidat u. U. bessere Chancen hat, das Direktmandat zu erringen, wenn er kurz vor der Wahl noch schnell aus seiner Partei austritt, ist ja wohl wie ein Witz.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 18.03.2023 um 20.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50724

Albrecht Glaser von der AfD sagte gestern im Bundestag:

»Mit einem Änderungsantrag von vor drei Tagen will die Ampel die bisher von niemandem je bestrittene Zahl zukünftiger Mandate von 598 - nie bestritten, von niemandem! - auf 630 erhöhen und die Grundmandatsklausel, wie schon immer im Vorschlag der AfD, abschaffen.
Herr Dobrindt, jetzt sage ich Ihnen ein Geheimnis: Diese Vermutung der Wirkung dieser Klausel auf Ihr politisches Schicksal in Bayern, die Sie haben, ist falsch. Sie ist falsch; die Anwendung ist nicht so, wie Sie glauben, dass sie sei. Das kann ich leider nicht ausführen, es sei denn, die Präsidentin gibt mir noch ein paar Minuten Zeit.«

Das hat sie erwartungsgemäß nicht getan. Man kann aber hier nachlesen, was er dazu noch zu sagen gehabt hätte: https://www.bundestag.de/presse/pressemitteilungen/2023/pm-2303171-das-parlament-glaser-938558
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.03.2023 um 20.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50723

Sollte die Grundmandatsklausel fallen, wäre die CSU geradezu gezwungen, sich auf das ganze Bundesgebiet auszudehnen (und die CDU auf Bayern, also doch noch „Kreuth“) – oder sich der CDU als bayerischer Landesverband anzuschließen.

Dazu wird es aber nicht kommen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 18.03.2023 um 19.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50722

Kleine Korrektur: denn ihre 4 bzw. 3 Abgeordneten wären als Direktkandidaten ja dennoch ins Parlament eingezogen = denn ihre 4 bzw. 3 gewählten Direktkandidaten wären auch ohne Grundmandatsklausel ins Parlament eingezogen
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 18.03.2023 um 19.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50721

Zur Frage von Herrn Riemer nach der Obergrenze von 630: Konstantin Kuhle von der FDP hat sich im Bundestag gestern wie folgt geäußert (nachzulesen im vorläufigen Protokoll unter https://www.bundestag.de/dokumente/protokolle/vorlaeufig/20092-938568):

»Das Herzstück der Reform ist das sogenannte Prinzip der Zweitstimmendeckung. Bereits heute wird die Zusammensetzung des Bundestages im Wesentlichen nach dem Zweitstimmenergebnis bestimmt. Daran ändert sich nichts, und deswegen ist es auch richtig, an der bewährten Bezeichnung „Erst- und Zweitstimme“ festzuhalten. Auch künftig bemisst sich die Stärke der Fraktionen im Deutschen Bundestag nämlich nach dem Ergebnis der Zweitstimmen.

Bisher ist es so: Erlangt eine Partei in mehr Wahlkreisen die meisten Erststimmen, als ihr nach dem Zweitstimmenergebnis Mandate zustehen, so kommen diese zusätzlichen Mandate als Überhangmandate zur Regelgröße des Bundestages hinzu. Damit die Größe bzw. die Zusammensetzung des Bundestages wieder dem Zweitstimmenergebnis entspricht, müssen Ausgleichsmandate an die anderen Fraktionen verteilt werden. So wird der Bundestag immer größer und größer.

Das ändern wir künftig - das ist der zentrale Punkt dieser Reform -: Künftig können nur so viele Abgeordnete für eine Partei in den Bundestag einziehen, wie Zweitstimmenmandate zur Verfügung stehen. Die Erststimmenbewerber mit den relativ geringsten Ergebnissen in einem Land erringen das Wahlkreismandat nicht.

(Beatrix von Storch (AfD): Wer hat’s erfunden?)

An der Stelle wird es wirklich wichtig - das ist ein wichtiger Punkt -: Es gibt nämlich keinen naturrechtlichen und auch keinen verfassungsrechtlichen Anspruch auf ein Wahlkreismandat, sondern das Erlangen des Wahlkreismandats hängt davon ab, wie das Wahlrecht ausgestaltet ist.

(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Zurufe von der CDU/CSU und der LINKEN)

Das ist ja gerade die Frage dabei. Künftig tritt neben das Kriterium der meisten Stimmen in einem Wahlkreis eben das Kriterium der Zweitstimmendeckung.

(Stephan Brandner (AfD): Wie viele Direktmandate hat denn die FDP, Herr Kuhle? Sagen Sie mal was dazu!)

Wir haben, liebe Kolleginnen und Kollegen, in den vergangenen Wochen und Monaten vielen Expertinnen und Experten und auch der Opposition gut zugehört.

(Alexander Dobrindt (CDU/CSU): Warum haben Sie dann Mist gebaut, wenn Sie zugehört haben?)

Deswegen ist es heute unser Anliegen, das Nichterlangen eines Wahlkreismandats weniger wahrscheinlich zu machen

(Stephan Brandner (AfD): Na, bei Ihnen ist es unmöglich! Die FDP hat noch nie eins gewonnen!)

und damit auch der Union die Möglichkeit zu geben, heute für diesen Gesetzentwurf zu stimmen.

(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Das erreichen wir nämlich, indem wir eine Anregung aus dem Antrag, den Sie eingebracht haben, in unser Gesetz integrieren,

(Beifall bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN - Christian Dürr (FDP): So ist es! - Thorsten Frei (CDU/CSU): Nämlich?)

und das ist die Verschiebung des Verhältnisses zwischen Wahlkreis- und Listenmandaten. Die neue Regelgröße von 630 Sitzen bei gleichzeitiger Beibehaltung der Wahlkreiszahl von 299 macht es nämlich weniger wahrscheinlich, dass Wahlkreismandate nicht erlangt werden. Eines ist aber klar: Nach der Wahl sind es dann auch 630. Deswegen sorgt dieses Wahlrecht für Verlässlichkeit und für Vorhersehbarkeit, und deswegen ist es gut, dass wir das heute auf den Weg bringen, liebe Kolleginnen und Kollegen.

(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)«

–-

Die Verbindung von Personen- und Verhältniswahl führt, gerade in einem föderalen Staat, fast zwangsläufig zu einem komplizierten Wahlrecht. Die Argumente für oder wider ein bestimmtes Verfahren werden von den Parteien mal freudig aufgegriffen, mal als ungeheuerlich abgelehnt, je nachdem, was dem eigenen Klub in absehbarer Zukunft zu nützen scheint. Solange das so ist, wird eine Verringerung der Zahl der Wahlkreise ohne Druck von außen (BVerfG) allein schon am Einwand des Gerrymanderings, der von irgendeiner Seite immer wieder verläßlich erhoben werden wird, scheitern.

Die Ampelkoalition hält sich zugute, nach x gescheiterten Reformversuchen unter Bundesregierungen verschiedener Couleur nun endlich gehandelt und so die Reformfähigkeit der Politik insgesamt unter Beweis gestellt zu haben. Das war gestern in allen Redebeiträgen von Abgeordneten der Koalitionsfraktionen ein zentraler Punkt. Man kann das kritisieren, weil die Spielregeln einvernehmlich von allen Spielern gemeinsam geändert werden sollten. Andererseits bietet das jetzige Vorgehen die Chance, daß konkrete neue Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts die Parteien zu einem Kompromiß zwingen. Allerdings wäre das gerade der Beweis ihrer Reformunfähigkeit. Der offenbar einkalkulierte Gang der Oppositionsparteien nach Karlsruhe wird vermutlich erneut zeigen, daß die Politik nicht in der Lage ist, wichtige Fragen selbständig im Einklang mit der Verfassung zu regeln.

Die Grundmandatsklausel soll regionalen Besonderheiten Rechnung tragen. Sie hat zum Beispiel dafür gesorgt, daß die PDS bzw. die Linke 1994 und 2021 trotz Reißens der bundesweit berechneten 5-Prozent-Hürde mit der vollen Mandatszahl des Zweitstimmenergebnisses in den Bundestag einziehen konnte. So wurde verhindert, daß eine Partei, die im gesamten Osten Deutschlands immer schon hohe zweistellige Wahlergebnisse erzielt hat, dort tief verwurzelt ist und auf allen Politikebenen, bis in Landesregierungen hinein, Verantwortung trägt, im Bundestag nicht vertreten ist (genauer: als Partei nicht vertreten ist, denn ihre 4 bzw. 3 Abgeordneten wären als Direktkandidaten ja dennoch ins Parlament eingezogen).

Die CSU ist per definitionem eine Regionalpartei, weil es sie nur in Bayern gibt. Sie hat aber gleichzeitig einen bundespolitischen Anspruch und tritt deshalb auch bei Bundestagswahlen an. Auch hier ist die Sache kompliziert. Ob ein paar Dutzend CSU-Direktmandate nach dem neuen Wahlrecht im äußersten Fall verlorengehen könnten, weiß ich nicht, ich lese dazu gegensätzliche Einschätzungen und kann es im Moment nicht beurteilen. Was mir aber auffällt, ist auch hier wieder die Wendigkeit der Argumentation. Wenn es darum geht, bestimmte Vorteile des geltenden Wahlrechts für sich zu nutzen, pocht die CSU auf ihre Eigenständigkeit und tut bei Bundestagswahlen so, als hätte sie mit der CDU nichts zu tun. Als nach der Wahl 2005 Gerhard Schröder seinen Anspruch auf die Kanzlerschaft damit begründete, die SPD sei schließlich die Partei, die die meisten Mandate errungen hat, wurde er dafür von der CSU mit dem Hinweis auf ihre Fraktionsgemeinschaft mit der CDU ausgelacht.

Man darf gespannt sein, wie das Bundesverfassungsgericht die Sache beurteilt. In früheren Entscheidungen hat es den »Grundcharakter der Bundestagswahl als Verhältniswahl« hervorgehoben, was selbstverständlich nicht das gleiche ist wie Zustimmung zur Regelung der Zweitstimmendeckung im Sinne des jetzt verabschiedeten Änderungsgesetzes. Die Grundmandatsklausel hat Karlsruhe für verfassungskonform erklärt, was umgekehrt wiederum nicht bedeutet, daß deren Abschaffung verfassungswidrig wäre.
 
 

Kommentar von Thedor Ickler, verfaßt am 18.03.2023 um 16.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50720

Ergänzend zum vorigen:

Am Tag zuvor hatte Herr Tichy noch geschrieben, das neue Wahlrecht bedeute "das Ende Deutschlands, wie wir es kennen". Das zeigt auch den alarmistischen Ton dieses Magazins, das stets vor Panikmache der anderen warnt, sie aber selbst unablässig betreibt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.03.2023 um 16.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50719

Roland Tichy schreibt:
„Die gemeinsame Mehrheit von FDP, Grünen und SPD will Deutschland ‚transformieren‘. Das mit ihren Stimmen durchgepeitschte neue Wahlrecht schwächt die Opposition, die Demokratie und sichert die Mehrheit für die Ampel. Die FDP versteht sich als integraler Teil der rotgrünen Blockpartei.“ Usw.
Er muß sich von Gesinnungsgenossen daran erinnern lassen, daß es sich um einen AfD-Entwurf handelt:
„Es handelt sich um ein Modell, das die AfD-Fraktion dem Deutschen Bundestag bereits im Oktober 2020 vorgelegt hat. Die AfD-Fraktion hat damals die Reformvorschläge eines sehr bekannten Verfassungsrechtlers der Humboldt-Universität, Hans Meyer, übernommen. Dieses Modell sieht vor, dass die Zahl der Bundestagsabgeordneten auf die gesetzlich angeordneten 598 beschränkt bleibt. Das wird erreicht, indem nicht jeder Abgeordnete, der die meisten Erststimmen in seinem Wahlkreis gewonnen hat, automatisch Bundestagsabgeordneter wird. Stattdessen wird ein auf den ersten Blick direkt gewählter Abgeordneter zunächst nur Wahlkreis-Kandidat für den Bundestag. Sein Wahlkreis-Mandat bekommt dieser Abgeordnete dann aber nur, wenn auch das Zweitstimmenergebnis seiner Partei dies rechtfertigt.“
Und ein anderer:
„Das, was die Ampel jetzt durchzieht, entspricht genau dem, was die AfD schon in der letzten Wahlperiode vorgeschlagen hat. Die Ampel habe ihren Gesetzentwurf von der AfD ‚abgeschrieben‘, sagt zuletzt noch Albrecht Glaser in einem Interview. Glaser war bekanntlich von der AfD für den Posten eines der Bundestags- Vizepräsidenten vorgesehen, erhielt jedoch in allen drei Wahlgängen nicht die dafür nötige Anzahl Stimmen. Die Schadenfreude war ihm jetzt förmlich in’s Gesicht geschrieben.“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.03.2023 um 14.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50716

Wir sind daran gewöhnt worden, das reine Mehrheitswahlrecht als extrem ungerecht anzusehen. Die vielen schönen Stimmen, die dem Unterlegenen galten, sollen ganz und gar verloren sein! Aber natürlich geht es so auch, und solange der Wechsel nicht behindert wird, hat auch der heutige Verlierer morgen seine Chance. Ich finde aber, mit unserer Mischung der beiden Systeme fährt man auch nicht schlechter.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.03.2023 um 13.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50715

Die 5%-Klausel wirft zwar auch Probleme auf, aber mit der 3-Direktmandate-Regel sowie mit der Regel, daß auch ein oder zwei gewählte Direktkandidaten (parteilos oder von Splitterparteien) auf jeden Fall ins Parlament einziehen, konnten bisher unvermeidbare Ungerechtigkeiten in geringen Grenzen gehalten werden. All das soll nun ohne Not aufgegeben werden.
Und warum 630 als Obergrenze statt der bisher vorgesehenen 598? Es macht zwar überzählige Direktmandate weniger häufig, aber verhindert sie nicht ganz. Immer diese halben Sachen!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.03.2023 um 11.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50714

Ich bin mir ebenfalls ziemlich sicher, daß das Verfassungsgericht das neue Wahlgesetz kippen wird. Man muß sich das mal vorstellen, nach dem, was bisher zu lesen war, könnte es sein, daß die CSU, wenn sie bundesweit 4,9% erreicht und 40 Direktmandate in Bayern gewinnt, keinen einzigen Platz im Parlament bekommt.
Und ein Parteiloser, der ein Direktmandat haushoch mit Zweidrittelmehrheit gewinnt, hätte von vornherein keine Chance auf einen Parlamentsplatz. Da wird die Direktwahl zur Farce. Ich bin im Moment nicht sicher, welche Ausnahmeregeln noch vorgesehen sind, aber wenn es welche gäbe, dann würden diese auch wieder neue Widersprüche erzeugen.

Man versucht eben, mit Direktwahl und Verhältniswahl zwei an sich unvereinbare Wahlsysteme zu vereinen. Mit halbwegs erträglichen, geringfügigen Widersprüchen geht das nur durch Verringerung der Wahlkreisanzahl. So wird es schließlich auch kommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.03.2023 um 06.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50712

Ich habe mich noch nicht genauer mit der geplanten Wahlrechtsreform beschäftigt, aber wenn man den Bundestag unbedingt verkleinern will, könnte man doch die Wahlkreise neu zuschneiden, wie es wegen der unterschiedlichen Bevölkerungsentwicklung ohnehin von Zeit zu Zeit geschehen muß, und dabei ihre Zahl um zehn oder zwanzig Prozent verringern. Dabei müßte natürlich jedes "Gerrymandering" vermieden werden, aber das ist nicht so schwer, und die grundgesetzlichen Vorgaben würden nicht berührt.

Gerade in Bayern haben wir uns manchmal über die bettlakengroßen Stimmzettel amüsiert, wo man häufeln und panaschieren konnte, daß es eine Lust war, aber wir haben durchaus anerkannt, daß hier Persönlichkeits- und Verhältniswahlrecht in eine bürgerfreundliche Verbindung gebracht werden sollten.

Nicht selten haben die Bürger dem bequemen Konsens der herrschenden Parteien dazwischengefunkt und die Politik in die eigenen Hände genommen. Ich war selbst auf lokaler und Landesebene daran beteiligt und kann von dieser direkten Demokratie nur Gutes berichten. Das gilt hier im Dorf ebenso wie von unserer Glanznummer, der ersatzlosen Abschaffung des bayerischen Senats.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.03.2023 um 05.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50705

Den Parteien ist der direkt gewählte Abgeordnete naturgemäß ein Dorn im Auge. Die Partei erhebt, ernährt, läßt fallen. So wollen die Parteien nun die letzten Reste der persönlichen Wahl abschaffen und nutzen dazu den Vorwand der Parlamentsverkleinerung. Irgendwo hieß es doch mal: „Die Partei – die Partei – die Partei“?

"Dass das neue Wahlsystem am Ende bedeuten könnte, dass ich einer der Verlierer bin, damit kann ich leben", sagt Larem. Man könne es eben nicht allen recht machen. Man müsse als Wahlreiskandidat eben auch immer um die Zweistimme kämpfen. (hessenschau.de 16.3.23)

Warum sollte ein Kandidat für Zweitstimmen kämpfen? Das zeigt ja nur, wie sehr er schon der Partei verpflichtet ist. Ein unabhängiger Kandidat wird gar nicht mehr in Betracht gezogen. Daß dies schon weitgehend der Fall ist, war nicht im Sinne der Erfinder, aber nun soll es gesetzlich festgezurrt werden. Das Bundesverfassungsgericht kann ein solches Wahlrecht nicht durchgehen lassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.03.2023 um 18.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50696

Nach Straftaten wird regelmäßig eine Verschärfung der Gesetze gefordert, bei kindlichen Tätern eine Herabsetzung der Altersgrenze für Schuldfähigkeit. Es glaubt wohl nimand, dadurch die Taten selbst verhindern zu können, aber machen kann man es schon.
Manche wollen das Wahlalter auf 16 Jahre herabsetzen. Das kommt schon bedenklich nahe an die 14 Jahre der „Strafmündigkeit“ heran. „Verantwortung“ ist das verbindende Glied. Eben noch schuldunfähig, kurz darauf fähig, die Zusammensetzung der Parlamente mitzubestimmen ... Wollen wir das wirklich?
In vielen US-Bundesstaaten werden auch Kinder zu lebenslanger Haft ohne Bewährung verurteilt. Davon haben sich schon Tausende in den Gefängnissen angesammelt (zehnmal so viele Schwarze wie Weiße). Die Entscheidung für ein reines Tatstrafrecht ist eine „Bestimmungsleistung“ im Sinne Hofstätters, es gibt keine rationalen Argumente dafür oder dagegen. Zeitgeist...
Tiere werden nirgendwo mehr hingerichtet, aber „erschossen“ oder eingeschläfert werden sie immer noch, weil niemand mit einem Hund zusammenleben möchte, der mal ein Kind totgebissen hat (auch wenn er es nie wiedertun sollte, wie man es den „man-eaters“ unter den Tigern nachsagt). Sogar der Bulle, der einen Bauern totgequetscht hat, ist anrüchig.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.03.2023 um 14.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50689

Damit könnte man sogar an einem trüben Morgen ein herrlich sonniges Urlaubsfoto mit blauem Himmel machen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 14.03.2023 um 12.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50688

Die Frage ist auch, wer sich all die Fotos ansehen soll. Eine Lösung des Problems wären Handys, die alle gängigen Motive erkennen, selbständig ablichten, die Bilder betrachten und dann automatisch löschen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.03.2023 um 08.12 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50687

Kann Samsung das auch schon, die eigene Freundin ins Bild fügen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.03.2023 um 06.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50685

Ein findiger Nutzer hat nachgewiesen, daß die detailreichen Fotos, die ein Samsung Galaxy vom Mond schießt, in Wirklichkeit von der Software nachbearbeitet und aufgehübscht sind. Dem Bericht nach muß es sich aber sogar um die Ersetzung durch Produkte der Astrofotografie handeln, die man ja kostenlos im Netz abrufen kann. Sehr lustig.

Wozu soll ich den Mond fotografieren, der schon millionenmal und viel besser fotografiert worden ist und sich seither nicht verändert hat? Das ist die peinliche Frage, die sich nach solchen Ereignissen nicht mehr verdrängen läßt. Das gleiche gilt natürlich für den Schiefen Turm von Pisa (samt Freundin, die ihn abzustützen scheint); auch dafür muß man nicht mehr reisen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.03.2023 um 15.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50679

Homer war auch ein Pionier der Automatisierung. Er hat z. B. den Katamaran ohne Steuermann erfunden (Odyssee 8, 557ff.).

Neulich habe ich mal in die "Fahrten des Odysseus" (1954) reingesehen, der mich als Kind stark beeindruckt haben muß (keine Kunst bei den wenigen Filmen, die wir überhaupt gesehen haben). Das ist ja nun ein ziemlicher Schmarrn. Viel weiter als bis zu den Phäaaken (das sind die mit den selbstfahrenden Schiffen – aber nur bei Homer) bin ich nicht gekommen, und die sind grobschlächtig genug dargestellt. Die zarte Nausikaa-Episode ist vollkommen plattgewalzt.
Ob man gute Bücher überhaupt verfilmen kann? Aus sehr mäßigen Krimis (Agatha Christie) kann man etwas machen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.03.2023 um 04.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50674

Man sitzt morgens am Schreibtisch, sichtet die Pressemeldungen, die andere recherchiert haben und gießt ein wenig verschlafen-übellaunige pseudokritische Soße darüber:

Baerbock besucht Büffelbauern im Südirak. Die Außenministerin spielt im Marschland mit Kindern, streichelt Tiere. Aber hilft das den Menschen? (t-online.de)

Zum Spielen und Streicheln hätte sie auch nach Spardorf kommen können, das ist wahr. Danke für den deutschen Spitzenjournalismus!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.03.2023 um 16.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50671

In der Schule haben wir von Reitervölkern gehört, und so heißen sie in Enzyklopädien immer noch. Andererseits haben sie erstaunliche Handwerksarbeiten, Goldschmuck, Schnallen usw., angefertigt. Dazu müssen sie gelegentlich von ihren Pferden heruntergestiegen sein. Warum werden sie ausschließlich nach ihrer Kriegstechnik benannt? Wie werden künftige Historiker und Archäologen uns bezeichnen? Autovölker, Fernsehvölker, Diätvölker?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.03.2023 um 05.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50650

Aus meinem Exemplar von Helmut Berves „Das neue Bild der Antike“ (1942, aus Beständen der Münchner UB) ist Berves Vorwort herausgenommen und der Beitrag von Ludwig Englert („Die Gymnastik und Agonistik der Griechen als politische Leibeserziehung“) sorgfältig herausgeschnitten. Im Beitrag des Archäologen Ernst Langlotz ist etwas geschwärzt, vermutlich der Ausdruck „vom Führer“. Solche Bücher habe ich früher oft gesehen, und sie erinnern mich an die rührenden Versuche der Verwandtschaft, auf Familienfotos die allenfalls sichtbaren Hakenkreuze zu übermalen.

Berves griechische Geschichte wurde übrigens nach dem Krieg leicht retuschiert weiter aufgelegt (ich habe noch die Taschenbuchausgabe), und auch sonst haben fast alle Professoren, soweit sie nicht emigriert oder tot waren, ihre Karriere fortgesetzt. Unsere akademischen Lehrer sind ja nicht vom Himmel gefallen. Mit bewundernswertem Scharfsinn haben sie ihre wohldokumentierte Hitler-Begeisterung als harmlose Mitläuferschaft darzustellen gewußt. Und wenn sie „z. Zt. im Felde“ waren, wie es hinter den Namen einiger Mitarbeiter am Sammelband steht, konnten sie ja ohnehin nichts Böses tun.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.03.2023 um 06.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50636

Um es noch einmal zu sagen: Es gibt keine deutsche Satzklammer, sondern die Verbzweitstellung, und die ist für fast alle Ausländer schwierig, wenn auch aus verschiedenen Gründen. Manche haben in ihrer Sprache Verbletztstellung, andere, wie die Anglophonen, Subjekt-Verb-Abfolge, was oft wie Verbzweitstellung aussieht, aber etwas ganz anderes ist.

Natürlich ist es Unsinn, der deutschen Sprache Eigenschaften wie "Klarheit", "Logizität" usw. zuzuschreiben. Texte können klar sein, und es kann eine traditionelle Neigung zu unklaren Texten geben. Daran kann man arbeiten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.03.2023 um 06.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50634

In der SZ preist der einschlägig bekannte Roland Kaehlbrandt die deutsche Sprache. Zur sogenannten Satzklammer meint er: „Der deutsche Satz verlangt nun einmal ein wenig geistige Disziplin.“ Diese erzieherische Wirkung haben schon viele vor ihm gepriesen:
„Eine schwierig konstruierte deutsche Periode ist nicht nur der Beweis für eine faktisch vollbrachte gedankenzusammenfassende Geistesarbeit, sondern auch die Aufforderung zu einer solchen und ein Training dafür, wie es besser kaum zu denken ist. (Friedrich Kainz: Psychologie der Sprache. Bd. V. Stuttgart 1965:442)
„Der kommunikative Nutzen dieser Struktur liegt auf der Hand: Der Hörer wird gezwungen, in seiner Aufmerksamkeit bis zum Schluss nicht nachzulassen.“ (Hans-Werner Eroms: Syntax der deutschen Sprache. Berlin 2000:13)
„Vom Hörenden aus stellt sich die Aufgabe dar als Erzwingung einer angespannten Aufmerksamkeit, als Anleitung zum Auswerten der kleinsten Eigenart als Hinweis auf die zu erwartende Fortsetzung, in gewissem Sinne sogar als Denkaufgabe in dem Sinne, daß ein zu lösendes Rätsel zunehmend eingeengt wird und oft schon erfaßt ist, bevor der volle Wortlaut des Gehörten die Bestätigung des Erratenen bringt.“ (Leo Weisgerber)

Wolf Schneider sagt dazu: „Im Gewand des Lobes und auf hohen Stelzen schreitet hier ein vernichtendes Urteil über den Schachtelsatz einher. (...) Welch ein Weltbild, welch ein Sprachverständnis! Erzwingung, Rätsel, Bestätigung des Erratenen!“ (Wörter machen Leute. 2. Aufl. München, Zürich 1978:269)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.03.2023 um 05.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50633

Warum kann ich das Wort „groß“ nicht leiden?
„Wenn alle große Philosophie im Ausgang von Hegel auch Geschichtsphilosophie ist, dann ist Adornos Philosophieren dies in besonderer Weise.“ usw.
Paul Maar entschlüsselt große Literatur, Adorno spricht unentwegt von großer Philosophie (also Hegel), Beethoven, Wagner, Schönberg sind große Musik, Karl Barth und Joseph Ratzinger waren große Theologen usw. Ist damit mehr gesagt als „Mir gefällt’s“?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.03.2023 um 04.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50627

Auch Merz tat so, als sei der Kanzler der Opposition Rechenschaft schuldig über jede Reise. Der Sache nach schien er nichts dagegen zu haben, wie ihm denn überhaupt inhaltlich auch nichts anderes einfällt. Man ist dauernd empört, einfach so.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.03.2023 um 20.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50626

Scholz fliegt ohne Journalistentroß nach Washington und meint sogar, auf eine »PK« nach dem Gespräch mit Biden verzichten zu dürfen. Die Presse fühlt sich übergangen und ist beleidigt. Daß man das ihrer Berichterstattung über diesen ach so ungeheuerlichen Vorgang ansieht, ist nicht sehr professionell und zeugt von mangelnder Distanz. Fehlt nur noch, daß irgendwer uns vorrechnet, um wieviel besser die Klimabilanz der Flugreise ausgefallen wäre, wenn, wie üblich, Dutzende von Medienvertretern mit an Bord gewesen wären.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.03.2023 um 15.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50625

Biden und Scholz im Gleichklang
USA-Besuch: Der deutsche Kanzler redet unter vier Augen mit dem US-Präsidenten über den Ukraine-Krieg. Gegenüber den Medien herrscht danach Stillschweigen
(Mannheimer Morgen, 4.3.23, S.3)

Ja, logisch, wenn beide über ihr Gespräch gegenüber den Medien schweigen, dann klingt das irgendwie gleich.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.03.2023 um 12.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50624

Wasserstoffenergie ist natürlich doppeldeutig, denn aus Wasserstoff kann man bekanntlich Wasser oder Helium machen. Ich meinte hier erstmal nur die einfache Verbrennung zu Wasser.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.03.2023 um 11.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50623

Meinen Sie, daß man den Kopf über diese Zukunft der Elektrifizierung oder über das Sträuben dagegen schütteln soll?

Ich halte auch Wasserstoffenergie noch für zukunftsträchtig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.03.2023 um 07.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50622

Münztelefone sind verschwunden, und so wird es allen Münzautomaten gehen, schließlich dem Bargeld selbst. Das ist unvermeidlich. – Die technische Entwicklung geht auch bei der Energie unabänderlich in die Richtung der Elektrifizierung und gegen die Verbrennung. Beides zusammen ergibt eine Zukunft, gegen die sich manche noch sträuben. Mit dem Kopfschütteln darüber sollte man rechtzeitig beginnen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.03.2023 um 07.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50621

In der Fernsehserie "Parenthood" wird der neunjährige Junge Max mit dem Asperger-Syndrom so gespielt (von einem wirklichen Max), daß die Fachleute voller Lob waren. Insbesondere die Abneigung gegen Metaphern und andere uneigentliche Ausdrucksweisen kommt gut heraus. Psychologen hatten "Mutter" und "Sohn" beraten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.03.2023 um 05.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50609

Man gibt sich mehr oder weniger entsetzt, weil die KI nun schon Seminararbeiten und Dissertationen zu jedem beliebigen Thema schreiben kann, und zwar so, daß auch Fachleute sie nicht von „Original“-Arbeiten unterscheiden können. Der Weise erinnert sich an das schon zitierte Faust-Zitat (Original, fahr hin in deiner Pracht!) und lächelt milde.
Und so neu ist das Ganze ja auch gar nicht. Die Briefsteller haben dem aufstrebenden Volk schon längst unzählige Musterbriefe bereitgestellt, die man nur noch einzutüten und abzuschicken brauchte. Die Rhetorik liefert seit der Antike Bausätze für perfekte Reden, so daß uns die Website „hochzeitsrede-bausatz.de“ nicht überraschen sollte. Die Pfarrer predigen schon immer „von der Stange“; der Kirchgänger nimmt es hin, auch wenn er zufällig die Vorlagen kennt. Nicht zu vergessen die Dichter, die ja auch nichts anderes tun, als an unserer Stelle und für unseren Gebrauch Texte zu fabrizieren, die unsere tiefsten Gefühle unübertrefflich zum Ausdruck bringen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2023 um 07.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50596

In einem Podcast des BR über Jugendliteratur in der Nachkriegszeit wird beiläufig so getan, als hätten erst "die Achtundsechziger" die Nazizeit wirklich beendet. Die jüngere Generation lernt es gar nicht mehr anders, und so wird die Legende immer stabiler. Da kann man nichts machen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2023 um 09.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50585

Gerhard Matzig schrieb in einem Beitrag der SZ zum Lob des Handwerks mäßig witzig: "Germanist, also Taxler". Sogleich meldet sich der Münchner Germanist Walter Hettche mit der Feststellung, daß er sich für seinen Beruf ebenso wenig schämen müsse wie der "Taxler und seine Kolleginnen". (Taxi fahren könnte er aber auch nicht, denn er hat nicht einmal einen Führerschein, wie er ungefragt mitteilt – was ja nur den Zweck haben kann, seine Vortrefflichkeit als Literaturwissenschaftler um so heller strahlen zu lassen. Close reading, verehrter Kollege!)

Ich hatte so etwas erwartet; offen war nur, welcher Kollege in die Tasten greifen bzw. von der Leserbriefredaktion ausgewählt werden würde. Der glaubt nun wohl, die Ehre seines Berufs gerettet zu haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2023 um 04.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50584

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48410

Dieselben Chemie-Professoren unternehmen genau ein Jahr später einen neuen Vorstoß, wieder in der Berliner Zeitung.

Es kann nur noch Stunden dauern, bis sie bei Tichy als Kronzeugen für das große Impfverbrechen angeführt werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.02.2023 um 04.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50545

Auch in Bayern überwintern 300 Störche. Kälte macht ihnen nichts aus, sie brauchen aber offene Gewässer.

Zu den Frühlingssignalen gehören übrigens auch das semiotisch interessante Trommeln der Spechte sowie deren durchdringender Ruf, den sie auch erst ab Ende Februar hören lassen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.02.2023 um 23.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50543

In Mannheim am Neckar überwintern sogar Störche. Ich weiß aber nicht, seit wann schon.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2023 um 08.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50542

Noch zur "inneren Uhr":

Ich notiere jedes Jahr die erste Amsel, die erste Lerche. Dieses Jahr war die Amsel einen Tag früher, die Lerche zwei Tage später als voriges Jahr. Die kleine Abweichung ist nicht signifikant, kann auf Zufällen meiner Beobachtung beruhen. Die Übereinstimmung ist auf jeden Fall bemerkenswert. Tendenziell geschieht aber alles immer früher, der Winter wird kürzer.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.02.2023 um 11.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50531

Ich wundere mich, wie die Leute früher wegen eines kleinen, neuen Pünktchens oder unauffälligen kurzen Striches angeblich in Panik verfallen sein sollen. Die meisten haben es sicher, wie heute, gar nicht bemerkt.
Wahrscheinlich sind nicht nur die heutigen Ankündigungen, sondern sogar diese alten Geschichten stark übertrieben. Wenn wir auch heute nichts zum Gruseln haben, dann sollen wenigstens unsere Vorfahren auf ihre Kosten gekommen sein.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.02.2023 um 10.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50530

Die meisten groß von der Presse angekündigten Himmels-"Spektakel" in meinem Leben, wie schon mehrere Kometen und Sternschnuppenschauer, verliefen enttäuschend unauffällig. Einzig die totale Sonnenfinsternis 1999, für die wir damals extra Urlaub am Plattensee gemacht haben, um das Risiko durch schlechtes Wetter zu minimieren, war mal ein großartiges Erlebnis. "Napfoghyatkozás" (ung. Sonnenfinsternis), ein relativ schwieriges Wort, vergesse ich seitdem seltsamerweise nicht.

Über Kometen habe ich das erste Mal etwas zu Anfang meiner Schulzeit aus der Kinderzeitschrift "Digedags" (ein DDR-Comic) erfahren. Seitdem wollte ich immer gern mal einen ähnlich schön-gruseligen, großen Kometen sehen, der wie in der Geschichte über den halben Himmel reicht, oder wenigstens über ein achtel, aber sowas gibt es wohl gar nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.02.2023 um 06.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50529

Auch zum grünen Kometen hat John Hawks einige interessante Gedanken aufgezeichnet:
https://johnhawks.net/weblog/when-did-our-ancestors-start-looking-up-to-the-stars/
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.02.2023 um 00.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50526

zu #50494: Wohl keine Außerirdischen?

Am besten schauen Sie am 1. Februar 2023 nach Norden in die Nähe des Polarsterns. Wer sich unsicher ist, greift zu entsprechenden Handy-Apps wie Stellarium (für Android oder iOS), Sky Map oder Night Sky. Zuletzt haben den grünen Kometen vermutlich die Neandertaler zu Gesicht bekommen – dann wohl ohne digitale Hilfe.
(computerbild.de)

Das ist ja nicht ernst gemeint, sondern nur rhetorisch-scherzhaft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.02.2023 um 08.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50524

„Heinsohn publizierte in der NZZ regelmässig zu verschiedenen Fragen.“ Das ist beinahe alles, was die NZZ zum Tode Gunnar Heinsohns zu sagen hat; außerdem wird nur noch seine These vom „Youth bulge“ erwähnt, die historisch auf schwachen Füßen steht. Wie gesagt, der Wikipedia-Eintrag ist lesenswert. Danach liest man auch die fortgesetzte Huldigung der „liberal-konservativen“ Freunde anders. Deren Sympathie hat sich Heinsohn nicht als Däniken der Altertumswissenschaft erworben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.02.2023 um 17.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50517

Der gerade verstorbene Gunnar Heinsohn war, wie mir der Wikipedia-Eintrag in Erinnerung ruft, sehr vielseitig. Mir schwirrt der Kopf, besonders von der Chronologie-Kritik im Sinne Illigs. Die Sumerer gab es gar nicht, und die Pharaonen werden 2.000 Jahre später angesetzt, so daß Herodot den Erbauern der seinerzeit schon arg verwitterten Pyramiden und der Sphinx fast noch hätte begegnen können.
Aber auch über Geld, alleinerziehende Mütter, Schule, Hexenverfolgung und alles andere hat er Bahnbrechendes geschrieben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.02.2023 um 05.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50512

Als [die angeklagte Klimaaktivistin] Hinrichs sagt, mit ihren Aktionen alles Leben auf der Erde schützen zu wollen, wird Richter Weyreuther schnippisch. "Kakerlaken auch? Und die Dinos sind schließlich auch ausgestorben. Der Mensch wird sowieso aussterben, davon bin ich fest überzeugt. Das lässt sich nicht verhindern, dafür ist er zu dumm." (t-online.de 16.2.23)

Was zu beweisen war. Dumm ist es in der Tat, die Lebewesen nicht nach Linné oder Darwin einzuteilen, sondern in „Schädlinge“ und den Rest. Der Richter hätte auch Albert Schweitzer („Ehrfurcht vor dem Leben“) aufs Kreuz gelegt. Als wenn wir nicht wüßten, was in Wirklichkeit gemeint ist und was zum Beispiel das Insektensterben und die Vernichtung der Klein- und Kleinstlebewesen (Millionen in jeder Handvoll Erde!) für uns bedeuten. Wenn wir allerdings sowieso aussterben, ist alles egal und wir brauchen auch keine schnippischen Richter mehr.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.02.2023 um 21.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50511

Das Erste, heute 19.58 Uhr, Programmvorschau auf die Sendung "Kontraste" 21.45 Uhr:

"Die Angst vor einem deutschen Kriegseintritt – geschürt von der AfD."

Die AfD "schürt" also Angst vor Krieg. Is ja echt krass! Das verschlägt einem doch glatt die Sprache. Was sind das nur für Waschlappen bei der AfD?

Das hätten sie aber im deutschen Zwangsgebühren-Fernsehen auch noch ein bißchen prägnanter formulieren können:

Die AfD schürt den Frieden. Pfui!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.02.2023 um 20.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50510

Es gibt viele "Neurosen", von denen man nie etwas erfährt, zum Beispiel Menschen, die es vermeiden, auf die Nähte zwischen Steinplatten zu treten usw. Öffentliche Personen können so etwas schlecht verbergen.

„Ein Büro im ersten Stock war mit einem gewissen Maß an Ausgrenzung, aber auch Schutz verbunden: Trump steigt niemals Treppen (und tat es bis zum Ende seiner Amtszeit nie).“ Diese Ansicht hatten andere Journalisten bereits 2017 geteilt, als es in der „Washington Post“ hieß, dass Trump wohl nie den oberen Teil seines Amtssitzes betreten werde.

Aus einer anderen Quelle ist zu erfahren, daß Trump, was viele wußten, einfach nicht abwärts gehen konnte, daher das sonderbare Verhalten auf jener Rampe, von der er nachher behauptete, sie sei glitschig gewesen (was natürlich nicht stimmte). Trump wäre der letzte, der irgendeine Schwäche zugeben könnte.

Nicht weiter wichtig, aber doch ganz interessant.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.02.2023 um 18.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50497

Zum Stichwort „kulturell vermittelte toxische Männlichkeit“:

„Blutiger Zweikampf – Studenten bei Mensur in Erlangen verletzt“

(Ich ahne, um welche Verbindung es sich handelt...)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.02.2023 um 09.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50494

Die abgeschossenen Flugobjekte über den USA und Kanada geben Washington noch immer Rätsel auf. Immerhin eins scheint klar zu sein: Mit Außerirdischen haben sie wohl nichts zu tun. (ZDF 13.2.23)

„wohl“? Gehts noch?
 
 

Kommentar von Sigmar Salzbburg, verfaßt am 12.02.2023 um 15.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50483

Zu Vermeer: Das Instrument auf dem Stuhl hat einen flachen Corpus und keinen verlängerten Hals. Es könnte eine Bandora sein, wie sie in England um 1600 als Akkordinstrument für das Ensemblespiel gebaut wurden. Mit ihren Metallsaiten ersetzte sie sozusagen die linke Hand des Cembalos, während die rechte durch eine Cister dargestellt wurde.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.02.2023 um 08.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50481

Jeden Morgen lese ich von neuen Luftballons, die entdeckt und schnöderweise von der Luftwaffe abgeschossen worden sind. Da hat wohl jemand sich an Nenas Song erinnert und versucht nun, die internationalen Spannungen mit 99 dieser Flugobjekte abzubauen. Eine andere Erklärung fällt schwer: Wie kann man Spionageballons in Sichtweite über ein anderes Land fliegen lassen und darauf rechnen, daß sie nicht entdeckt werden?
Ausgerechnet der hochmoderne US-Militärapparat hat die Gefahr durch einfache Ballon- und Drohnentechnologien wohl unterschätzt. Schuld war wohl auch ein ausgeprägter Ufo-Glaube.
(t-online.de 11.2.23)
Das kommt mir sehr unwahrscheinlich vor. Ich vermute eher, daß die Großmächte über ihre gegenseitige Bespitzelung ziemlich gut Bescheid wissen. Bekanntlich läßt man ja auch enttarnte Spione weitermachen, damit sie glauben, unentdeckt zu sein; das bringt manchmal mehr als ihre Festnahme.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.02.2023 um 08.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50480

Noch einmal zu Vermeer. In der FAS ist das Bild besser beschrieben, samt Laute. Abgebildet ist die "Straße in Delft", und dazu schreibt Wikipedia:

Wikipedia zu Vermeers „Straße in Delft“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Straße_in_Delft): „Im Vordergrund ist eine Straße zu sehen, deren Kopfsteinpflaster mit wellenförmigen Pinselstrichen angedeutet ist.“ Wirklich? Ich erkenne eher das landesübliche Klinkerpflaster, das man heute noch in den Küstenländern, auch Ostfriesland, oft sieht. „Vor dem Haus knien zwei Personen, deren Gesichter nicht zu sehen sind. Es könnten Kinder sein; was sie tun, ist nicht zu erkennen.“ Meiner Ansicht nach sind es ganz gewiß Kinder, der Größe nach und auch wegen der Haltung. Vielleicht spielen sie mit Murmeln – jedenfalls eine unbeträchtliche Tätigkeit, während von den Erwachsenen bei Vermeer immer klar ist, was sie grade tun. Die Bank wird nicht erwähnt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 12.02.2023 um 00.14 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50478

ZDF logo: "Hogwarts Legacy – kann man das noch ruhigen Gewissens spielen?"
https://m.youtube.com/watch?v=nTHzAsOsMTM
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2023 um 07.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50464

In der SZ berichtet die Kunsthistorikerin Kia Vahland über die große Vermeer-Ausstellung in Amsterdam. Der Text ist ziemlich phantasievoll, aber ich will nur eine Kleinigkeit erwähnen. Die Fachfrau knüpft einige Betrachtungen daran, daß auf dem bekannten Bild "Das Glas Wein" (es gibt noch andere Titel) der Stuhl im Vordergrund frei bleibt. Eine Reproduktion ist beigefügt, und so kann der Leser auf den ersten Blick sehen, daß der Stuhl keineswegs frei ist: eine große Laute (Chitarrone) liegt darauf. Was wird nun aus dem ganzen Geschwätz?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.02.2023 um 07.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50449

Zum Präventionsparadox: Die Postcoronadiskussion teilt die Menschen in zwei Lager: Für die einen ist Vorsicht die Mutter der Porzellankiste, die anderen haben keine Nachsicht mit der Vorsicht.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 03.02.2023 um 22.04 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50430

Das ZDF macht Stimmung gegen Joanne Rowling (Instagram-Bildergalerie).

https://instagram.com/p/CoNls4XNArv
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2023 um 06.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50428

Gregory Peck, Richard Widmark, Ann Baxter („Yellow Sky“) und die anderen ballern herum, treffen aber fast nie. Dabei war Munition eher noch knapper als heute.
Aber Getroffene gab es auch, in anderen Filmen vor allem unter den Indianers. Üblich ist: Jemand schießt im Galopp, Schnitt, ein Stuntman fällt vom Pferd, rollt aber noch ordentlich ab, bevor er merkt, daß er tot ist. Die Indianer treffen mit ihren Pfeilen vor allem in den Rücken; der tote Weiße kann dann bequem auf der Brust liegen, während der Pfeil malerisch aufragt. Wenn der Film im Süden der USA spielt, stehen in der kargen Landschaft einige Säulenkaktusse (Carnegiea gigantea) herum, die man aus anderen Filmen schon persönlich kennt.

Als Kinder fanden wir das alles sehr spannend, identifizierten uns mit den Pecks und haßten die Widmarks.

Es ist fast unmöglich, sich vollständig von den phantasierten Vergangenheiten zu befreien: vom Wilden Westen der Cowboyfilme, von der jüdischen Geschichte des Alten Testaments. Garry Wills („Necessary Evil“) zeigt am Beispiel der USA, wie wirksam Geschichtsmythen sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2023 um 06.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50379

Der liberal-konservative Tichy trauert dem ebenfalls liberal-konservativen FOCUS nach:
Das zweite Nachrichtenmagazin Deutschlands als liberal-konservative Alternative zum linken „Spiegel“ war eine Erfolgsgeschichte, die Focus-Gründer Helmut Markwort und Verleger Hubert Burda schrieben. Heute verliert der „Focus“ – brav im grünen Meinungsstrom mitschwimmend – immer mehr Leser. (18.1.23)
Leser verlieren allerdings auch die Springer-Zeitungen, obwohl sie unerschütterlich liberal-konservativ geblieben sind.

Zugleich erfahre ich, daß wir uns eigentlich keine Sorgen zu machen brauchten, denn eine gewisse Miryam Muhm hat die Wahrheit über alles herausgefunden oder wird sie in Kürze herausfinden. Corona? Bloß nicht impfen lassen und Bill Gates noch reicher machen! Heparin und Vitamin D und fertig!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.01.2023 um 16.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50373

Unsere Sophie ist die Nr. 1 Wissenschaftlerin der Welt!
Sophie Mayer, der wir die Erfindung des Gegenmittels dem Übergewicht verdanken, stammt aus Lauterach – einer kleinen Stadt in Österreich. Sie wurde am 14. März geboren, am selben Tag wie der weltberühmte Wissenschaftler und Nobelpreisträger Albert Einstein! Bereits am Tag ihrer Geburt vermuteten ihre Eltern, dass dieses Mädchen die wissenschaftliche Welt erobern würde. Und sie haben sich kein bisschen geirrt.
Sophie beherrschte im Alter von 4 Jahren die Grundlagen der Mathematik. Im Alter von 12 Jahren schrieb sie ihr Abitur. Sie beendete ihr erstes Studium mit nur 15 Jahren. Sie ist bescheiden, aber ihr Verstand ist messerscharf. Die Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Arbeit wurden in der neuesten Sonde verwendet, die zum Mars fliegen wird. Ja, solche Dinge werden von talentierten Leuten gemacht. Und es ist hier in Österreich.


Usw. (aus einer Werbung, die mir dauernd dazwischenkommt)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.01.2023 um 07.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50368

Den schönsten Nachruf auf unseren verstorbenen Mitstreiter Hans Krieger findet man als Leserbrief von Florian Sendtner in der heutigen Süddeutschen Zeitung. Er hebt hervor, daß Krieger sich 36 Jahre lang im Feuilleton der Bayerischen Staatszeitung eine Freiheit nahm, die man in diesem Bayernkurier-ähnlichen Organ nicht erwartet hätte. Nicht erwähnt ist sein Kampf gegen die Rechtschreibreform, die gleichzeitig von der Staatsregierung gegen den Willen der Bevölkerung durchgesetzt wurde.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.01.2023 um 05.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50344

Zu unserer Familiensprache gehörte auch: Das brauch ich mir nicht zu gefallen zu gelassen.

Wie so oft, stelle ich nachträglich fest, daß das gar nicht so idiosynkratisch war, wie es mir damals schien. In ähnlicher Form ist es sogar belegt bei Heinrich Mann: Im Schlaraffenland.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.01.2023 um 04.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50343

Kleine Fundsache, die mich überrascht:
Trump soll schon 2016 für den Fall, daß er die Präsidentschaftswahl verliert (womit er fest rechnete), den Fahrplan festgelegt haben: „Dann werden wir sagen, die Wahl sei gestohlen.“ Das berichtete Michael Wolff 2018 (es steht sogar auf dem Schutzumschlag seines Buchs), kann es also nicht ex eventu in die Quellen hineinmanipuliert haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.01.2023 um 04.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50341

Die Schriftstellerin Ronya Othmann hat eine Kolumne in der FAS, sie transkribiert das Volk ihres Vaters: Êzîden. Leider erfahren wir nicht, wie man die Vokalbuchstaben mit dem Dach ausspricht. Die belehrende Verfremdung nützt uns also nicht viel. Der Bundestag ist bei Jesiden geblieben.

Die Anerkennung als Völkermord wird allmählich zur Routine. Wenn man in der Geschichte weit genug zurückgeht, scheint fast jedes Volk mal Opfer, mal Täter gewesen zu sein. Wo aufhören? Soll Beifall von der Tribüne das Kriterium sein? Und wem nützt es? Der Regierung gewiß nicht, weil es deren Handlungsfähigkeit einschränkt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.01.2023 um 06.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50320

In München haben Aktivisten die „obdachlosenfeindlichen“ Armlehnen an Sitzbänken in der U-Bahn usw. entfernt. Tatsächlich hatte deren Anbringung wie auch die bekannten Single-Drahtsitze im öffentlichen Raum den gleichen Zweck wie jene Stachelbewehrung von Simsen und Dachkanten, mit der die Tauben vergrämt werden sollen.
Manche verteidigen das Menschenrecht auf eine Wohnung, andere das Menschenrecht auf keine Wohnung. Daß dem Problem mit Schädlingsbekämpfung nicht beizukommen ist, läßt sich kaum bestreiten.
In manchen Ländern werden Slums mit Bulldozern beseitigt, damit es schöner aussieht. Ich erinnere mich noch, wie in der letzten Phase der Herrschaft Indira Gandhis (auch unter dem Einfluß ihres rabiaten Sohnes Sanjay) die wilden Behausungen rund um die Jama-Masjid plattgemacht wurden. Geholfen hat es nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.01.2023 um 06.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50319

Vielleicht taugt der neue Verteidigungsminister ja auch wieder nichts, aber daß manche gleich über ihn herfielen, als der Name bekannt wurde („Ausgerechnet Pistorius“ usw.), finde ich unfair. Jedem wird sonst eine Bewährungszeit eingeräumt. Die Eignung für solche politischen Funktionen ist kaum vorab zu erkennen.
Kritik verdient natürlich die Praxis, Kabinette nach irgendwelchen parteitaktischen oder Proporzregeln zusammenzustellen und die unfähigen Minister erst im Lauf der Legislaturperiode auszusortieren. Die zweite Besetzung ist dann oft sogar besser (wie bekanntlich der zweite Ehepartner), aber die Kosten des Irrtums sind hoch.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.01.2023 um 12.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50307

Oder wie wäre es mit
Ärzt*e/innen -> Ärzte (mwd)
A/Ä*rzt*-/in -> Arzt (mwd) ?

Irgendwann bräuchten sie das mwd dann einfach nur wieder wegzulassen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 18.01.2023 um 10.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50305

Wobei diese »Lösung« natürlich nur für die Singularform in Frage käme. Beim Plural könnte man eventuell noch eine Differenzierung vornehmen, um das Wortbild noch gerechter zu gestalten: Ärzt*inn/e/n.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 18.01.2023 um 09.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50304

Und wenn erst die A/Ärzt*innen und Kniechirurg:innen hassen und außer sich sind, macht es noch mehr Spaß, solche Werbung zu lesen. Gibt es eigentlich schon ein Sonderzeichen, bei dem die Umlautpunkte in Klammern stehen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2023 um 08.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50303

Werbung: „Wissen Sie, warum Ärzte diese bahnbrechende Kompressionsbandage hassen?“ „Knie-Chirurgen sind außer sich wegen dieser bahnbrechenden Kniebandagen“ Auch andere einfache Heilmittel treiben Ärzte in Wahnsinn und Verzweiflung. Man müßte sie eigentlich durch die Straßen toben sehen. Wenn sie noch ansprechbar wären, könnte man sie wenigstens interviewen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.01.2023 um 10.12 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50273

Lauterbach empfiehlt Pseudomedizin.

https://twitter.com/Karl_Lauterbach/status/1614283312549269506
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.01.2023 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50261

Was die amerikanischen Schulen betrifft, ist der Hauptkriegsschauplatz wohl ein anderer (Kreationismus).
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.01.2023 um 22.28 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50260

Interessanter Artikel darüber, wie die Transideologie zur Zeit in die Schulen gedrückt wird:
https://ronaduwe.substack.com/p/amerikanischer-grokonzern-indoktriniert

Offenbar gibt es eine Verflechtung von Aktivismus und Unternehmen, die an Geschlechtsumwandlungen verdienen. Procter & Gamble stellt z.B. Downloads für Schulen zur Verfügung. Es wird auch dargestellt, daß "Sponsering" an Schulen relativ leicht zugelassen werden kann.

Ich hatte vor vielen Jahren mal mitbekommen, daß Unternehmen des Projekts "Desertec" Atlanten für Schulen herausgegeben hat. Hab’s nochmal gegoogelt:
https://sonnenseite.com/de/politik/der-desertec-atlas/

Damals hatte ich mich auch schon sehr gewundert, daß das so einfach möglich ist. Ein paar Leute der hiesigen Grünen waren selbst in Desertec involviert und haben den Atlas gefördert. Auch sonst waren die Grünen so einigen Großprojekte gewogen (Schrebergärten planieren für das Unternehmen Möbelkraft, unnötige Straßenverbreitungen, völlig überdimensioniertes Gas- und Dampfkraftwerk).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2023 um 06.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50254

Von anderen Menschen Heldentum zu verlangen ist leicht. Russische Wissenschaftler und Künstler, die Putin nicht kritisieren, müssen mit ihm einverstanden sein und werden geächtet; man lädt sie aus, wirft sie raus, bricht Kontakte ab. Beispiele fast täglich in der Zeitung, Kritik an dieser Praxis ist bisher nicht zu vernehmen.
Die gleiche Haltung führt zur Bereinigung der Vergangenheit. Helden gibt es dort nur so lange, wie man sie noch nicht genauer unter die Lupe genommen hat. Am Ende bleibt gar nichts – außer uns, denn wir sind ja die Richter, zu richten die Lebendigen und die Toten!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.01.2023 um 08.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50252

Man gewöhnt sich an allem... Im vergangenen Jahr war ein Drittel aller Fernzüge verspätet. In Japan hätte man für diese Leistung manchem Manager die berühmte seidene Schnur ins Zimmer gereicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2023 um 05.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50238

Es ist immer die gleiche Dialektik. Schon beim Kruzifix-Streit vertrug sich die "Entschärfung" durch Rückstufung zum Wandschmuck schlecht mit der Begründung "christliches Abendland".
Jetzt soll "preußisch" (Stiftung Preußischer Kulturbesitz) einerseits nur ein Name sein, andererseits wird den Änderungswilligen ein Mangel an Geschichtsbewußtsein vorgeworfen. Ebenso das „Bismarck-Zimmer“ im Außenministerium.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2023 um 04.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50236

Das Bayerische Rote Kreuz wirbt mit einem Fünfjährigen, der – selbst Unfallopfer – sein Taschengeld spendete, damit eine Firma Teddybären für andere Unfallopfer liefert.

Auch eine Art Kindesmißbrauch. Wir spielen mit der fünfjährigen Enkelin Kaufladen usw., aber es ist klar, daß sie noch nicht wirklich weiß, was Geld ist. Sie kriegt auch noch kein Taschengeld und weiß nichts von dem Sparplan, den wir für sie angelegt haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2023 um 07.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50221

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49711

Die Skandale um Maskenbeschaffung und Tests werden allmählich aufgearbeitet. Meine Forderung, die Apotheker einzusperren, möchte ich relativieren: Die überhöhten Vergütungen wurden von den Verbänden ausgehandelt, der einzelne Apotheker hat den Gewinn nur mitgenommen. Zur Zeit schätzt man 100.000 Euro pro Apotheke.

Wegen Untreue usw. wird gegen einzelne Behördenleiter ermittelt, bisher nicht gegen Exminister Spahn.

Fest steht schon, daß jeder von uns um mehrere hundert Euro bestohlen worden ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2023 um 07.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50200

Tatsächlich schlug Gaetz gestern Trump als Sprecher vor, und der erhielt dann auch eine Stimme – von Gaetz. Für McCarthy stimmen immer weniger, jetzt sind wir bei 200. Heute geht es mit dem 12. Wahlgang weiter.
Sogar republikanische Beobachter fragen sich, was diese rein destruktive Politik eigentlich bezweckt. Manche sagen, der Sturm aufs Kapitol werde nun mit anderen Mitteln im Haus selbst fortgesetzt. Jedenfalls hat sich das Personal sehr gewandelt.
Die freie Welt muß daraus lernen, fragt sich nur: was?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.01.2023 um 09.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50183

Trump verblaßt allmählich, aber die amerikanischen Satiriker haben natürlich mit den Vorgängen im neuen Kongreß genug Stoff. Da auch Trump selbst sich schon als Sprecher ins Spiel gebracht haben soll, holen sie einige Glanznummern seiner rhetorischen Virtuosität aus dem Archiv und spielen sie uns vor; es ist wirklich urkomisch. Bei dieser Gelegenheit haben sie auch festgestellt, daß der Sprecher nicht nur kein Abgeordneter sein muß, sondern nicht einmal ein Mensch. Ein Krokodil aus Florida tut es auch.

Außerdem gibt es noch George Santos, den König der Hochstapler, der auf seinem Sessel im Kongreß sitzt und abwechselnd gähnt und in der Nase bohrt. Die Republikaner wollen ihn nicht aufgeben, bis er von der Polizei in Handschellen abgeführt wird.

Ab und zu gibt der wunderbare Giuliani eine Einlage.
Jedenfalls ist die Episode "Trump und die Folgen" noch lange nicht vorbei.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2022 um 04.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50098

Es wird ja nicht falsch berichtet. Aber was wird erwähnt, was nicht? Erwähnt werden Punkte, die der Autofahrer zu seinen Gunsten in Anspruch nehmen könnte. Als Nichtautofahrer bin ich wohl besonders empfindlich für die stille Kumpanei zwischen Berichterstatter und motorisiertem Unfallbeteiligten. (Als ich, vor vielen Jahren, noch die Regionalzeitung abonniert hatte, fiel es mir besonders stark auf. Ich nehme aber an, daß die Erlanger bzw. Nürnberger Nachrichten keine Ausnahme waren.)
Heute pfeifen es die Spatzen von den Dächern, daß es ein Fehler war, die Städte nach dem Krieg "autogerecht" wiederaufzubauen und dafür alles plattzumachen, was die Bomben stehen gelassen hatten (die "zweite Zerstörung"). Ich weiß noch, wie stolz man z. B. in Kassel darauf war. Der flüssige Autoverkehr war oberstes Ziel, etwas anderes konnte man sich gar nicht vorstellen. Fußgänger gehörten unter die Erde. Ein Verkehrsminister konnte mit der legendären Versicherung werben, niemand soll mehr als 15 km vom nächsten Autobahnanschluß wohnen müssen. "Fußgängerzone" ist ja eigentlich eine einzige Demütigung, wie "Indianerreservat".
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.12.2022 um 22.41 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50096

Wie könnte man es besser machen? "Der Fahrer glaubte, auf Fußgänger nicht achten zu müssen, und steuerte seine Limousine so in die Menge, daß drei der Schüler keine Chance mehr hatten auszuweichen."?

Es ist klar, daß in der Konstellation Auto/Fußgänger oder Auto/Radfahrer dem Autofahrer die größere Verantwortung auferlegt wird. Nehmen wir an, die Schüler hätten tatsächlich schuld, weil sie regelwidrig über die Straße gelaufen sind, dann wäre ihre Schuld durch die Verletzungen abgegolten.

Es besteht insofern eine Asymmetrie zulasten des Autofahrers. Vielleicht möchte man das in der Berichterstattung abmildern?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2022 um 19.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50095

Es geht ganz unauffällig nach diesem Muster (aus dem Kölner Stadtanzeiger):

Ein Auto ist im mittelhessischen Weimar (Landkreis Marburg-Biedenkopf) in der Dunkelheit in eine Schülergruppe gefahren. Dabei erlitt ein 16-Jähriger so schwere Verletzungen, dass er an der Unfallstelle starb, wie die Polizei in Gießen weiter mitteilte. Zwei Jugendliche wurden verletzt und kamen ins Krankenhaus.
Die vier Schüler aus Wetzlar waren am Mittwochabend auf der Kreisstraße 42 unterwegs. Der 54-jährige Autofahrer erkannte die dunkel gekleideten Fußgänger zu spät und erfasste zwei von ihnen mit seinem Wagen.


Zuerst ist nur das Auto der Täter. Zweimal wird erwähnt, daß der Fahrer die jungen Leute nicht rechtzeitig erkennen konnte, deren eigenen Schuld nahegelegt wird. Muß der Autofahrer nicht so fahren, daß er vor Hindernissen rechtzeitig bremsen kann? Wie schnell war er? Wie kommt es übrigens, daß er zwei erfaßte und drei verletzt wurden, einer davon tödlich?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.12.2022 um 18.01 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50094

Das mit den Verkehrsunfällen ist mir noch nie aufgefallen. Allerdings lese solche Meldungen auch nur selten. Ich frage mich, wie eine Meldung aus Perspektive des Radfahrers aussehen könnte.

Ich würde prinzipiell davon ausgehen, daß solche Unfälle unabsichtlich (wenn auch fahrlässig) geschehen und die Schuldfrage mit einem gewissen Abstand behandelt werden sollte.

Wir hatten aber gerade in den letzten Jahren eine Diskussion darüber, ob Raser wegen Mordes verurteilt werden können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.12.2022 um 15.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50086

Nachtrag zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50082

Übrigens hat Skinner in seinen „Notebooks“ (S. 101) schon an die euphemistische Täterverschweigung in Berichten über Verkehrsunfälle erinnert („a car went out of control“).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.12.2022 um 08.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50083

Eine 97jährige ist nach dem Jugendstrafrecht zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden, weil sie als 18jährige Sekretärin im KZ Stutthof den Massenmord „hingenommen“ habe. In der Presse stößt das Urteil auf breite Zustimmung, wobei allerdings nicht die Schuld der Angeklagten, sondern die volkspädagogische Wirkung des Urteils im Mittelpunkt steht. Völkermord darf nicht verjähren! Darum wurden auch die grauenhaften Details noch einmal aufgerollt. Darüber verblaßte die Selbstgerechtigkeit der Nachgeborenen.
Die Frau kann sich nun bewähren, indem sie zwei Jahre lang keinen Massenmord mehr protokolliert, statt dagegen einzuschreiten.
Gelegentlich wird erwähnt, daß viele Haupttäter mit milden Strafen oder, wie auch die juristischen Wegbereiter, ganz straflos davongekommen sind. Carl Schmitt steht vor der Heiligsprechung, unter Beistand der FAZ. Einige habe ich noch gekannt. In Marburg hatten wir zum Beispiel Erich Schwinge, hochangesehen als Dekan der juristischen Fakultät, prägend für die deutsche Nachkriegsjustiz. Einer von Tausenden... Da sie alle tot sind, muß man sich fast 80 Jahre später unter HJ und BdM umsehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.12.2022 um 08.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50082

Zu einem Bericht der SZ vom 21.12.22:
Endlich soll ein Gegenstand erforscht werden, den ich seit Jahrzehnten beobachtet habe: die Sprache der Polizeimeldungen und journalistischen Berichte über Verkehrsunfälle. Man hat bemerkt, daß sie oft schon die Entschuldigung des Autofahrers enthalten oder suggerieren. Der Autofahrer wurde von der tiefstehenden Sonne geblendet, konnte nicht rechtzeitig bremsen, der Fußgänger oder Radfahrer verletzte sich schwer oder gar tödlich usw. Man muß wohl selbst ein Autofahrer sein, um nicht zu bemerken, daß stets die Perspektive des Autofahrers eingenommen wird. Das beeinflußt auch die Verkehrsgerichtsbarkeit. Nur sehr langsam ändert sich die Meinung, daß Radfahrer und Fußgänger den Verkehr stören.
Wir haben das hier am Ort vielfach zu spüren bekommen. Wir haben lange kämpfen müssen, bis Tempo 30 ausgeschildert wurde (die meisten fahren natürlich trotzdem doppelt so schnell). Hochbetagte Nachbarn schleppen sich mühsam zu ihrem Auto, hinterm Steuer fühlen sie sich dann fit wie Baudelaires Albatros in den Lüften. Zwar rasen sie nicht, aber die kinetische Energie reicht, um beispielsweise die Verkehrsampel vor der Schule umzulegen. Eine Fahrprüfung für Greise (anderswo normal) wird mit dem Argument abgeschmettert, die meisten Unfälle verursachten junge Fahrer. Außerdem wäre es natürlich ein Verstoß gegen die Menschenwürde, alte Menschen „pauschal“ unter Verdacht zu stellen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.12.2022 um 16.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50064

Trumps Sammelkarten werden zweifellos in den künftigen Geschichtsbüchern abgebildet werden. Sie sind wahrscheinlich auch eine gute Geldanlage, solange er nicht völlig aus dem Rennen ist. Aber ich werde das dunkle Gefühl nicht los, daß sie auch ein Zeichen des nahenden Endes sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.12.2022 um 06.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50058

Ab und zu liegt der Zeitung „Einblicke. Das Magazin der Bundesgesellschaft für Endlagerung“ bei. Weder im Titel noch im vollständigen Namen „Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe mbH (DBE)“ wird erwähnt, daß es ausschließlich um Atommüll geht. Auch wir haben unsere „Voldemorts“, die am besten nicht genannt werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.12.2022 um 09.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50054

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47965

Übrigens heißt es in diesem Gedicht

Isch Basel nit e schöni, tolli Stadt?

– und man ist ein bißchen überrascht, weil man "toll" in dieser Bedeutung für ein Modewort unserer Zeit gehalten hat. Es ist aber, wie man im Grimm nachlesen kann, noch älter.

Wenn man dieses tolle Gedicht kennt, kann man kaum noch nachts durch die Landschaft wandern, ohne daß es einem so recht schuderig zumute wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.12.2022 um 04.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50053

Zum ewigen Thema "Korruption" ein kleiner Beitrag: Manche glauben ja, Politiker seien samt und sonders korrupt, weil sie sich auf dem Weg nach oben so oft verbiegen mußten oder weil ein anständiger Mensch sowieso kein Poiitiker werde usw. Das ist sicher übertrieben, aber wer sich für eine Partei engagiert, dürfte folgende Erfahrung teilen: Man hält ein Referat, und die einladende Partei bietet an, ein fiktives Honorar als Parteispende zu quittieren, was man sich dann in der nächsten Steuererklärung gutschreiben lassen kann – Parteispenden werden bekanntlich vom entsprechend präparierten Staat großzügig subventioniert. Es fließt also in Wirklichkeit kein Geld – bis zum Schluß, wo der Steuerzahler die Rechnung begleicht.

Ich bin natürlich darauf nie eingegangen, aber ich war doch erstaunt, wie selbstverständlich es zu sein scheint.

Viel ist es nicht, was dabei herausspringt, aber auch die großen Schlawiner haben mal klein angefangen. Alles eine Sache der Gewöhnung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.12.2022 um 08.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50045

Der "Skeptiker" beschäftigt sich kritisch mit der Akupunktur und zeigt auf dem Titelblatt eine chinesische Abbildung des menschlichen Kopfes mit den fabelhaften Meridianen und Akupunkturpunkten. Die Beschriftung mit Dutzenden von chinesischen Zeichen ist spiegelverkehrt.
Das zeigt noch einmal die gespaltene Lage. Einerseits ist uns China sehr nahe gerückt, andererseits glaubt man sich so etwas immer noch leisten zu können, ohne sich lächerlich zu machen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.12.2022 um 23.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50036

Ja, letzteres ist nicht nur doppelt gemoppelt, sondern auch noch mit Schreibfehler: koñik = Pferdchen.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 12.12.2022 um 14.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50035

Aus den Zeitungen:

Unfallbericht: "unbeteiligte Zeugenaussagen"

"Konigpferde" polnisch-deutsch: "Pferdchenpferde"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.12.2022 um 06.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50034

Für Erlangen hatte eine Künstlerin überdimensionale Stecknadeln entworfen, an deren Fuß jahrelang Tafeln schuldträchtige Erinnerungsorte markierten. Irgendwann sollten sie durch Edelstahltafeln mit Inschrift, QR-Code und Sponsorenlogo ersetzt werden, ich weiß aber nicht, ob das geschehen ist. (Abbildung: https://www.nordbayern.de/region/erlangen/erlangens-pinnadeln-verschwinden-im-herbst-1.3670405) Seltsamerweise hießen die Nadeln durchgehend Pinnadeln, was bei der sonstigen Folgsamkeit der Stadtverwaltung im Sinne der Rechtschreibreform nur als Pin-Nadeln verstanden werden kann, also englisch-deutscher Pleonasmus.
Seinerzeit wiesen Leserbriefe darauf hin, daß die Tafeln wohl noch viel weniger als die immerhin originellen Nadeln beachtet und erst recht die Smartphones kaum zwecks weiterer Lektüre gezückt werden dürften. Wer sich wirklich fürs braune Erlangen interessiert, braucht so etwas ja auch nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.12.2022 um 04.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50014

Solche Studien gibt es natürlich in Hülle und Fülle, weil die Wirksamkeit das erste ist, was neben der Verträglichkeit untersucht wird. Inzwischen bietet die milliardenfache Impfung das umfangreichste epidemiologische Material aller Zeiten.
Als Einstieg vielleicht dies: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/COVID-Impfen/FAQ_Liste_Wirksamkeit.html
(Ich werde mich hier aber nicht auf eine Auseinandersetzung mit Leugnern und Skeptikern einlassen, wie ich sie aus der Szene und aus der Verwandtschaft nur zu gut kenne, also das Gerede von "unerprobt" usw., dazu die Verehrung radikaler Außenseiter.)
Hier in Bayern wird man ab nächster Woche sehen, was "Freiwilligkeit" und "Eigenverantwortung" in der Praxis bedeuten. Wie Fachleute mit Recht sagen, ist im Augenblick auch der Schutz vor Grippe und RSV (hat sich der kleine Enkel gerade eingefangen) dringend nötig und könnte durch die simple Maske sehr gut unterstützt werden. Aber die in Ostasien übliche Verantwortung für andere ist hier fremd, wie schon die alte Leier von der "Eigenverantwortung" zeigt, verstanden als "Selbstschutz".
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.12.2022 um 20.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50013

Vielleicht ist genau das das Problem, daß es keine ernsthaften Zweifel gibt, weshalb sich niemand die Mühe macht, es auch nachzuweisen.
Oder irre ich mich, gibt es verläßliche Studien oder Statistiken über die Covid-Verläufe (gleiche Virusvariante) bei Ersterkrankung von Geimpften und Ungeimpften?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.12.2022 um 16.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50010

Der entscheidende Punkt ist doch, daß die Impfung für mildere Verläufe sorgt. Ich sehe nicht, daß es daran ernsthafte Zweifel gibt. Allmählich wird Long Covid zum Hauptproblem, das sich noch nicht ganz überschauen läßt. (Habe mir vor einer Stunde den dritten, angepaßten Booster geholt.)

Der Rest ist Philosophie.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.12.2022 um 13.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50009

Täglich sterben in Deutschland 2500 Menschen, aktuell wird bei 100 von ihnen Corona nachgewiesen. Also von je 25 Toten hatte einer Corona. Woran dieser eine infizierte Tote gestorben ist, darf man raten, in den meisten Fällen jedoch nicht an Corona.

Meine Frau und ich hatten einmal Corona, wir wurden dann beide gegen Corona geimpft, ich einmal, meine Frau zweimal, und danach haben wir beide noch einmal Corona bekommen (meine Frau wieder etwas eher als ich). Beim 2. Mal haben wir uns schon den genaueren PCR-Test und die ganze Registrierung gespart. Mittlerweile hat die halbe Bevölkerung ähnliche Erfahrungen gemacht. Da muß man doch zugeben, daß die Impfung nicht viel nützt und die Gefährlichkeit der Krankheit im allgemeinen Lebensrisiko verschwindet.

Vielleicht war es nicht von Anfang an so, es gab viel Unsicherheit, es gibt auch wirklich schlimme Fälle. Aber auch andere schlimme Krankheiten kommen vor. Der Mensch ist eben sterblich, er sollte darum vernünftig leben, aber sich das Leben auch nicht wegen einer einzelnen seltenen Gefahr verderben lassen.

Was vernünftig ist, muß jeder für sich selbst wissen. In Anbetracht der gesammelten Erfahrungen sind jegliche staatliche Zwangsmaßnahmen bzgl. Corona m. E. nicht (mehr) angebracht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.12.2022 um 04.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50008

Könnt ihr denn nicht eine Stunde mit mir Maske tragen? In der Kirche sitzen 300 Personen beim Chorkonzert, vielleicht zwanzig tragen Maske. Wenn sie nicht mehr müssen, tun sie es nicht, sondern gucken einen noch komisch an. Wie viele werden sich in dieser Stunde angesteckt haben?
Exitstrategie, Epidemie statt Pandemie, nicht an, sondern mit Covid sterben ... schon die Wörter wirken beruhigend, auch wenn sich an den Tatsachen nichts ändert. Man blickt je nach Interesse auf Infektionszahlen, Belegung der Intensivbetten usw. Manche stellen auch den bösen Karl unter Verdacht, der sich an bedrohliche Szenarien klammere, um seine Stelle zu sichern.
Als ich hörte, daß der Freund eines Freundes nach seiner Genesung von Corona beim Reifenwechsel tot umfiel, dachte ich: Na ja, das kommt vor. Aber nun lese ich, daß in der Tat das Risiko eines Herz- oder Hirnschlags auch nach mildem Verlauf der Krankheit stark erhöht ist, wahrscheinlich wegen der Entzündungsherde im ganzen Körper, die zu Blutgerinnseln führen können. Außerdem sind mir Fälle von „Fatigue“ bekannt, einer unüberwindlichen Schlappheit auch noch ein Jahr nach überstandener Infektion. Das ist alles nicht so erfreulich. Am besten, man infiziert sich gar nicht erst.

Manche schimpfen auf den deutschen „Sonderweg“ oder „Alleingang“ – Totschlagvokabeln, die man mal auf ihren Hintergrund abklopfen sollte. Viele loben den Föderalismus – aber nur wenn alle zu den gleichen Ergebnissen kommen. In allen Bundesländern soll das gleiche gelten, „Wettbewerb als Entdeckungsverfahren“ ist nicht mehr erwünscht. Ist es wirklich eine Katastrophe, wenn hinter der Landesgrenze Maskenpflicht gilt, der Lehrplan der Schulen sich ein wenig unterscheidet, ein Tempolimit herrscht? Wer denkt an die vielen Familien, die mit Kind und Kegel ins Ausland gehen und mit viel krasseren Unterschieden zurechtkommen müssen? Freilich hat man auch versucht, wenigstens in allen Ländern des Europarats genau gleiche Studiengänge und Lehrbücher einzuführen. Dann wäre kein Leistungsvergleich mehr möglich, und das scheint die heimliche Absicht zu sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2022 um 06.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50005

Im Radio ein "Feature" über unbekannte Bekannte (oder umgekehrt), also Menschen, die man immer wieder trifft, manche jahrelang fast täglich, ohne je ein Wort mit ihnen zu wechseln. In der Stadt oder in der Bahn grüßt man einander nicht einmal, auf dem Dorf oder auf Wald- und Feldwegen schon eher.

(Die Sendung hätte besser sein können, aber darum geht es hier nicht.)

Ein interessantes Thema. Wir haben für einige dieser "Bekannten", die wir bei unserer täglichen Wanderung treffen, sogar mehr oder weniger komische Namen, ebenso für Nachbarn, neben denen wir jahrelang wohnten, bevor wir mal ein Wort mit ihnen wechselten (oder auch nicht).

Die Kontaktaufnahme beschränkt sich, wie gesagt, bestenfalls auf einen knappen Gruß verbal oder nonverbal, aber so, daß keine Fortsetzung in Betracht kommt. Würde man einmal ein Gespräch anfangen, wäre man in alle Zukunft beinahe verpflichtet, über den Gruß hinaus ein paar Worte zu wechseln. Das könnte ganz schön aufhalten und geht eigentlich gar nicht.

Zum Beispiel haben wir fast jeden Morgen einen Mann getroffen, der wie die meisten anderen um diese Zeit seinen Hund ausführte. Nach einer Weile grüßt man in der beschriebenen knappen und abschließenden Weise. Es vergehen weitere Jahre, dann kommt es aus irgendeinem kleinen Anlaß doch noch zu einem Gespräch. Eigentlich ein interessanter Mann, bekannter Chirurg, der viel erlebt hat, nun schon lange im Ruhestand wie ich usw. Seither spricht man öfter miteinander, und das Grüßen hat auch eine andere Form angenommen, ist sozusagen offener geworden. Nicht daß man jedesmal ins Gespräch kommt, aber man könnte es. Die Begegnungen sind gewissermaßen Fortsetzungen voneinander, bloße Gesprächspausen, die nicht gefüllt werden müssen.

Schriftsteller haben darüber geschrieben, aber Forschungen sind mir nicht bekannt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.12.2022 um 06.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49983

Aus einem antiquarisch erworbenen Liederbuch fallen zwei vergilbte Zettel heraus. Jemand hat in alter Schrift, die mich an meine Mutter erinnert, "Rosemarie, Rosemarie" aufgeschrieben, eine andere, weniger geübte Hand hat es abgeschrieben, mit Fehlern, die dann krakelig korrigiert wurden.

Das Lied gehört zu den indiskutablen Werken des einst sehr beliebten Dichters Hermann Löns, nach dem, wie ich bei Wikipedia sehe, immer noch sehr viele Örtlichkeiten, Schulen usw. benannt sind. Komisch, daß das große Aufräumen diese Gelegenheit bisher nicht wahrgenommen hat. Vielleicht liegt es daran, daß Löns gleich zu Beginn des Ersten Weltkrieges gefallen ist.

Zu den wenigen Büchern, die ich als Kind zu Hause vorfand, gehörte "Mümmelmann". Ich sehe den grünen Pappband noch vor mir. Die Tiergeschichten haben mir – wie ich mir jedenfalls einbilde – nicht geschadet, nur anderen...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2022 um 19.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49977

Nun hat man auch experimentell nachgewiesen, daß die Aufmerksamkeit auf mögliche „Mikroaggressionen“ diese erst erzeugt (oder so ähnlich). Schon recht, aber gerade die Versuchsanordnung verfälscht die natürlichen Bedingungen, die dem Sprachtabu zugrunde liegen. Die Methode ist daher kritisch zu sehen, auch wenn das Ergebnis wahrscheinlich stimmt. Es geht um die bekannten Situationen: Verletze ich einen exotisch aussehenden Menschen, wenn ich ihn frage, wo er herkommt? Er könnte ja hierzulande geboren sein...
Mal ehrlich: Wenn man mit jemandem spricht, der dunkle Haut oder, na ja, Epikanthus-Augen hat, denken wir vielleicht nebenbei: Woher mag er kommen? Oder: Wie schön (oder wie komisch), deutsche Worte aus so fremdem Mund zu hören! Usw. Und es dauert seine Zeit, bis wir das nicht mehr denken. Der andere weiß das alles natürlich auch.
Wer im ferneren Ausland gelebt hat, wird sich erinnern, daß er beinahe täglich gefragt wurde, wo er herkommt. Das ist doch ganz natürlich. In China nutzten junge Leute in der Provinz die Gelegenheit, ihr Englisch an mir zu üben, weil sie das selbstverständlich für meine Muttersprache hielten. Hätte ich mich verletzt fühlen sollen, weil ich nicht als Chinese erkannt wurde?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.11.2022 um 18.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49976

ZDF, heute JOURNAL, 29.11.2022,
Interview mit dem Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz R. Habeck

ZDF:
Sie haben einen tiefen Diener vor den Autokraten in Katar gemacht und bekommen dafür jetzt 15 Jahre lang fossiles Gas zu einem geheimgehaltenen Preis. Wie fühlt sich das an für einen grünen Klimaschutzminister?

Habeck:
Katar liefert jetzt Gas, das ist notwendig, weil aus Rußland das Gas nicht mehr kommt.

Warum sagt er nicht die ganze Wahrheit? Jeder weiß doch, daß er in Wirklichkeit das billigere Gas aus Rußland nicht mehr haben will. Warum wird der ausgehandelte Gaspreis geheimgehalten?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.11.2022 um 18.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49975

Keine Diktatur hat eine Stabilitätsgarantie. Irgendwann macht ein Diktator einen Fehler, oder die oberste Führungsschicht irrt sich in der Festlegung des Nachfolgers.
Hitler hat sich überreizt und so sich selbst und seine Diktatur ruiniert.
Gorbatschow war kein Diktator, also schaffte er die Diktatur ab (nachdem die Sowjetunion sich im Grunde ebenfalls selbst wirtschaftlich ruiniert hatte).

Demokratien haben leider auch keine Stabilitätsgarantie. Die Zentralisierung wirtschaftlicher und politisch-militärischer Macht ("Weltmächte") ist eine große Gefahr.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2022 um 15.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49974

"Stabilität" – interessante Frage: Kann eine Diktatur überhaupt stabil sein? Wir sehen, daß die Zügel immer straffer angezogen werden, schon wegen der nagenden Ungewißheit, ob nicht irgendwo ein Prätendent heranwächst. Daher immer wieder "Säuberungen". Auch die Sklavensprache läßt immer irgendwelche Aufsässigkeit durchschimmern, die unterdrückt werden muß. Orthodoxie kennt keine Resilienz, sondern nur eine Richtung: noch strenger.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.11.2022 um 14.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49973

Ich denke, eine Diktatur kann nur stabil sein, solange sie streng bis in die äußerste Spitze, d.h. zu einer einzelnen Person, durchgezogen wird. Läßt man irgendwo seitlich ab einer bestimmten Ebene demokratische Elemente zu, dann bröckelt der ganze Turm.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2022 um 08.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49972

Sehr trüber Morgen.

In kommunistischen Diktaturen herrscht bekanntlich vollständige Übereinstimmung zwischen Volk und Regierung. Proteste können daher nur von ausländischen Agenten inszeniert sein. Dem kann durch eine Säuberung abgeholfen werden.

Bei den Nazis und Faschisten, zu deren Programm der Führerstaat gehört, überrascht der Personenkult weniger als in den kommunistischen Diktaturen, die sich auf scheinbar nüchterne historische Analysen von Klassenkämpfen berufen. Wie verträgt sich diese hyperstrukturalistische Sicht mit der Vergöttlichung des jeweiligen Sekretärs des Zentralkomitees? In welchem Feudalstaat wurde die Majestät strenger geschützt als die des obersten Genossen in den „Volksrepubliken“?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.11.2022 um 10.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49960

Stefan Rahmstorf hat kommentarlos auf Twitter dieses Video verbreitet, das eine reine Utopie zeigt:

https://youtube.com/watch?v=UixHyJO7zmg

In den Städten sind kaum Leute unterwegs, so etwas wie Arbeit und Berufsverkehr scheint es nicht zu geben. (Lustigerweise werden auch großräumige Autos mit kaum Insassen gezeigt, dafür aber fahren sie dicht in einer Reihe wegen der günstigeren Aerodynamik.)

Wie soll man solche Wissenschaftler noch ernstnehmen?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.11.2022 um 10.37 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49959

Der Fanatismus färbt dann sozusagen auf die Wissenschaft ab, und sie wird unglaubwürdig.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.11.2022 um 10.34 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49958

Die Aktivisten sind die eine Sache. Darüber könnte ich hinwegsehen. Das eigentliche Problem ist meines Erachtens, daß sich Wissenschaftsjournalisten und sogar Wissenschaftler an diese Aktivisten heranwanzen. Wahrscheinlich weil sie glauben, daß endlich etwas "geschieht" oder daß auf diese Weise die Politik mehr unter Druck gerät. Es wird aber vor allem die Gegner befeuern und die Gesellschaft weiter spalten.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 29.11.2022 um 10.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49957

„Wenn eine Gesellschaft so unmoralisch handelt, wird Demokratie irrelevant.“ (Roger Hallam, Mitgründer von „Extinction Rebellion“)

https://virchblog.wordpress.com/2022/11/22/sekundenkleber/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2022 um 06.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49953

Respice finem. Die greenpeacemäßigen Aktionen einiger Umweltaktivisten scheinen mir "kontraproduktiv" zu sein. Ich war, in aller Bescheidenheit, schon ein Umweltaktivist, als diese jungen Leute noch nicht geboren waren. (Heute beschränke ich mich mehr darauf, meinen ökologischen Fußabdruck klein zu halten.)
Möglichst viele Leute zu ärgern oder gegen sich aufzubringen ist der falsche Weg, das Problem zu lösen. Anderswo kann man das auch beobachten. Die Gleichberechtigung der Frauen ist durch eine beharrliche Frauenbewegung vorangebracht worden, nicht durch ärgerliches Gendern, wie die Nachhut sich einbildet.
Horst H. Munske meint in seiner neuen Sammlung von Sprachglossen, daß die Grünen unsere durchaus vorhandenen Sympathien für ihre Ziele durch das krampfhafte Gendern abschwächen. Das finde ich auch.
Die selbstklebenden Umweltaktivisten lenken von ihren Zielen ab, statt – unnötigerweise – darauf aufmerksam zu machen. Das Problem ist bekannt genug, aber wie sollen derartige Aktionen zur Lösung beitragen? Aktionismus ist bequemer.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.11.2022 um 19.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49950

Fortschrittlichkeit sei gegeben durch Schnelligkeit.
Was hat das eine mit dem andern zu tun?
(ZDF, "heute" zu Staatsangehörigkeitsrecht und Einbürgerung)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.11.2022 um 01.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49943

Die Rechenspielchen, nach denen Deutschland evtl. doch noch aus eigener Kraft weiterkommen könnte, sind noch unwahrscheinlicher und lassen auch nicht gerade "alle Möglichkeiten offen" erscheinen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.11.2022 um 01.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49942

Unsere Journalisten wissen offenbar gar nicht mehr, was Kritik überhaupt ist. Selbst bei völlig unpolitischen Themen wie Fußball verstehen sie sich nur noch im Jubilieren und Einschleimen.

Sagte doch heute der Kommentator des Bayrischen Rundfunks in Anbetracht des 1:1 gegen Spanien, Deutschland sei wieder "drin", und "alle Möglichkeiten" zum Titelgewinn stünden wieder offen.
Wenn Japan nächstesmal gegen Spanien gewinnt, ist Deutschland raus, egal wie es gegen Costa Rica noch spielt. Man mag meinen, das sei relativ unwahrscheinlich, aber "alle Möglichkeiten" sehen anders aus, ganz aus eigener Kraft kann Deutschland nicht mehr die KO-Runde erreichen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.11.2022 um 07.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49939

Zu http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=206#1812

Ich habe wohl als Zugezogener in München anfangs "Tach!" gesagt, was meine künftige Frau ganz furchtbar fand. Während ich mir das bald abgewöhnt habe, kann ich im Augenblick nicht sagen, ob ich "Freitak" oder "Freitach" spreche. Auch bei "Könik/Könich" bin ich mir nicht ganz sicher.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.11.2022 um 11.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49929

Direkter Beweis hieße allerdings, Aufzählung aller dieser Unternehmen mit lückenlosem Tagesablauf aller Mitarbeiter und Benennung aller Gesprächsthemen während der gesamten Bauzeit. Das ist im Prinzip nicht machbar. Ich verstehe Infantino hier so, daß er meint, wer anderer Meinung ist, der möge bitte ein Gegenbeispiel anführen. Eine solche Widerlegung wäre relativ einfach, Und solange niemand ein Gegenbeispiel nennt, könne er mit einiger Berechtigung an seiner Behauptung festhalten.

Die Zeitung, die hier Infantinos Aussage anzweifelt, hätte also selbst ein Gegenbeispiel nennen oder schweigen sollen. Von Infantino Beispiele zu fordern, beweist gar nichts und ist jedenfalls unlogisch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.11.2022 um 08.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49928

Das ist eine Frage der Beweislast. Universal negative Aussagen können durch positive Beispiele widerlegt werden. Beweisen ließen sie sich nur durch vollständige Aufzählung.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.11.2022 um 21.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49926

Die Freie Presse (21.11.22, S. 20) übt Kritik an der weltweit vielbeachteten Rede von FIFA-Präsident Gianni Infantino am Vorabend der Fußball-WM-Eröffnung:

„Wie viele dieser westlichen Unternehmen, die hier Milliarden von Katar erhalten – wie viele von ihnen haben über die Rechte von Arbeitsmigranten gesprochen? Keiner von ihnen“, sagte Infantino, ohne Beispiele anzuführen.

Welche Beispiele für "keiner" hätte er denn anführen können?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.11.2022 um 04.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49912

Es ist meiner Ansicht nach unmöglich, das Ausmaß des menschengemachten Klimawandels in unumstrittener Weise zu beziffern, und noch unmöglicher, aus den Veränderungen den Schaden (für wen?) zu extrahieren und in Heller und Pfennig auszurechnen. Der Gipfel der Unmöglichkeit ist es aber, einzelnen Staaten eine "Entschädigung" zuzubilligen für Schäden, die andere Staaten ihnen verursacht haben. Das Geld wird in den üblichen Kanälen verschwinden. Die jüngsten Entschließungen laden dazu ein. Das weiß im Grunde jeder, aber zahlen werden sie trotzdem – bis auf die bösen Buben wie China. Das ist gewissermaßen die Umkehrung der "Tragik der Allmende" (mit der es trotzdem weitergeht, weil die gleichen Strukturen verhindern, daß sich etwas ändert).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.11.2022 um 12.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49893

Dabei muß ich wieder an Polarlichter denken. Sie werden in Dokumentarfilmen meist mit Teleobjektiv, überbelichtet und im Zeitraffer gezeigt. Das hat mit der Realität wenig zu tun. Wer zum ersten Mal mit eigenen Augen ein wahrscheinlich schwächeres Polarlicht sieht, ist anfangs vielleicht sogar enttäuscht. Vor allem gehören auch Glück mit dem Wetter und Ausdauer dazu. In unserem ersten Lappland-Winterurlaub haben wir die ganzen 2 Wochen lang kein einziges gehabt, trotz einiger klarer Nächte, in denen ich ständig draußen vor der Tür nachgesehen habe. Später hat es dann öfters geklappt. In einer schwarzen, stillen Nacht mitten im verschneiten Wald große Polarlichter zu beobachten ist ein Erlebnis, das kein Fernseher vermitteln kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2022 um 04.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49892

Zum sinnlosen Zeitraffer in Dokumentarfilmen (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41230): Ein komplementärer Fehler ist die funktionslose Zeitlupe. Ein Werbevideo für den Wank bei Garmisch zeigt Bergwanderer beim Gehen und Biertrinken in Zeitlupe (https://zugspitze.de/de/Wank/Sommer). Es sieht behindert aus. Jeder weiß, welche Mätzchen, von denen die Filmemacher früher nur träumen konnten, heute jedermann zur Verfügung stehen. Darauf zu verzichten ist der erste Schritt zum Erwachsenwerden.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 12.11.2022 um 21.23 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49891

Angeblich sollen es ab morgen 8 Milliarden Menschen sein.

https://worldometers.info/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.11.2022 um 18.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49889

Gemeinsam gestritten haben wir auch gegen die Rechtschreibreform, die Schneider ablehnte und die für mich ein „Kniefall vor der fortschreitenden Legasthenisierung“ war. (Nachruf auf Wolf Schneider von Josef Kraus, der den Kniefall gar nicht schnell genug nachvollziehen konnte. Das für einen Lehrer doch recht lockere Gerede paßt zum Stammtisch.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.11.2022 um 09.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49888

»der Teufel verbirgt sich hier in der "repräsentativen Mehrheit"«

Ja, so hatte ich das auch gemeint. Die repräsentative Mehrheit hat schon ihre Berechtigung, wird aber sehr leicht mit dem Gegenteil von Demokratie, der Staatsräson verwechselt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.11.2022 um 03.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49884

Über die Motive des klugen Mannes weiß ich nichts, aber der Teufel verbirgt sich hier in der "repräsentativen Mehrheit". Die Rechtschreibreform wurde ja von der Mehrheit der (schreibenden) Bevölkerung immer abgelehnt. Wie die Medien eine Mehrheit erfanden, um sich ihr fügen zu können, ist ausführlich gezeigt worden ("Regelungsgewalt" usw.).

Ab und zu bekomme ich Anfragen von Doktoranden, die die Rechtschreibreform historisch, soziologisch, politisch einordnen sollen. Ich lehne stets höflich ab, aber eigentlich packt mich wieder die Wut über die abgehobenen Professorenkollegen, die sich seinerzeit die Finger nicht schmutzig machen wollten, sondern von ihrem erhabenden Metastandpunkt aus unser munteres Treiben beobachteten. Reform und Reformkritik waren und sind für sie nur "Themen", und Themen kann man immmer brauchen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.11.2022 um 18.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49883

Er übte wohl teilweise Kritik in der Sache, meinte aber, sich der repräsentativen Mehrheit unterordnen zu müssen. Leider verwechselte er dabei das demokratische Prinzip mit Staatsräson.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.11.2022 um 12.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49882

Wolf Schneider ist gestorben.

"Schneider war ein Kritiker der Rechtschreibreform. Im Jahr 2005 gehörte er zu den Gründern des Vereins Deutsche Sprache (VDS)." (SZ 11.11.22)

Schneiders Bücher erscheinen in Reformschreibung, und der VDS klammert das Thema Rechtschreibreform aus.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 10.11.2022 um 12.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49878

"Auslöser der Proteste im Iran war der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini Mitte September. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie gegen die islamischen Kleidungsvorschriften verstoßen haben soll.“ (NTV heute)

Die grassierende Umgehung des Konjunktiv I mit „soll“ ist eine seltsame Dummheit. Abgesehen davon, daß dabei das Tempus gern aus dem Ruder läuft, stimmt der Inhalt so gut wie nie. Es geht ja nicht um ein Gerücht, sondern um eine Beschuldigung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.11.2022 um 04.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49867

Goethe hatte den Faust-Stoff als Kind kennengelernt (als Puppenspiel) und als junger Mann den ziemlich wilden "Urfaust" geschrieben. Als er viel später den Stoff, der ihn nie losgelassen hatte und durch seine Lebenserfahrung wohl immer bedeutsamer geworden war, wieder aufgriff, erinnerte er sich der frühen Eindrücke mit der Wehmut, die unsere "Suche nach der verlorenen Zeit" umflort. "Zueignung" heißt es vielleicht wegen der Intimität dieser bekenntnishaften Verse. Für die "Urworte. Orphisch" hat er ebenfalls die Stanzen-Form gewählt, die eine ganz eigentümliche Wirkung hat, jedenfalls auf mich naiven Leser.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.11.2022 um 00.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49865

Deutsch war, ich habe ja hier nie meine Berufung verhehlt, in der Schule nicht mein Lieblingsfach. Aber auf die Stunden, in denen der "Faust" behandelt wurde, habe ich mich immer gefreut, sie waren sehr spannend für mich. Doch ich gestehe, daß ich den Zusammenhang von "Zueignung" und "Vorspiel auf dem Theater" mit dem eigentlichen Stück nie richtig verstanden habe. Wenn ich die Einleitung jetzt allerdings separat wiederlese, dann geht mir zwar dieser Zusammenhang auch noch nicht auf, aber ich lese es doch mit sehr viel mehr inhaltlichem Verständnis. Ich stimme Ihnen zu, es sind ergreifend schöne Verse, und nun erkenne auch ich "schwankende Gestalten", die meinen Lebensweg kreuzten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.11.2022 um 13.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49862

Vielen Dank für diese schöne Erinnerung! "Erfunden" wird ja fast nichts, nur verhört und verquatscht (wie man respektlos sagt), normalisiert (lectio facilior) und weitergesponnen.

Wenn man alt wird, steigen ja ganz alte Sachen wieder auf. Ich kenne Goethes "Zueignung" (zum Faust) zwar schon über 60 Jahre, aber erst heute greift sie mir so richtig ans Herz. Würde mich interessieren, ob es Ihnen auch so geht. Man denkt an Kinderträume und die Projekte der Jugendjahre, aus denen nichts geworden ist, und damit sind in der Tat, wie Meister Goethe sagt, "erste Lieb und Freundschaft" verknüpft. Gerade ist eine liebe Verwandte gestorben, und auch daran hat Goethe gedacht ("um schöne Stunden vom Glück getäuscht"). Das hat weder vorher noch nachher jemand so schön und tief gesagt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.11.2022 um 10.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49861

Das weckt ganz frühe Erinnerungen bei mir. Ich hatte es eigentlich schon fast vergessen, erinnere mich aber daran, daß meine Mutter uns nach der heute bekannten Fassung noch eine Strophe vorgesungen hat, die sehr der Version von Otto Frömmel aus diesem Wikipedia-Artikel ähnelt. Aber anstelle der Zeile "sagt das Hänschen, hopsasa" sang meine Mutter immer "Hänschen aus Amerika". Und statt "Lieb Mama" hieß es bei ihr immer "Blitz Mama", sollte wohl so etwas wie "plötzlich" bedeuten. Das ärgerte damals meinen Vater, er sagte, "Blitz Mama, so ein Unsinn", und er meinte, diese Strophe hätte sie sich wohl selbst ausgedacht. Ich war damals noch im Vorschulalter, aber meine Mutter hat es auch für meine etwas jüngeren Schwestern gesungen, darum habe ich mir das wohl merken können. Jetzt sehe ich zum ersten Mal, daß diese zweite Strophe doch zumindest nicht ganz von meiner Mutter erfunden war.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.11.2022 um 06.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49859

Jeder glaubt „Hänschen klein“ zu kennen. Aber sehen Sie mal: https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%A4nschen_klein
Erstaunlich! Ich bin nur darauf gekommen, weil mir auffiel, daß es die typischen Attribute des Mannes, „Stock und Hut“, kaum noch gibt. Zur Zeit verschwindet der Schlips. Der Stock kehrt als Sportgerät wieder.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.11.2022 um 14.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49857

"könnte" ist sowieso immer richtig.
"könnte" heißt, er tut es oder tut es nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.11.2022 um 07.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49856

"Kaffee könnte vor COVID-19 schützen"

Das haben "Forschende der Jacobs University Bremen" herausgefunden. Wunderbar! Es muß aber kein Jacobs Kaffee sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.10.2022 um 03.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49847

Noch einmal zum antiken Sport: Beim Weitsprung wurden anscheinend keine Weiten gemssen, sondern einfach beobachtet, wer am weitesten sprang. Und die "Halteren" benutzte jeder.

Erst recht beim Wettlauf: Mangels genauer Uhren konnte man keine Zeiten messen, sondern nur sehen, wer zuerst am Ziel war. (Alle mußten gleichzeitig laufen.) Pindar besingt keine Tabellenplätze, und es gab keine "Weltrekorde".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.10.2022 um 05.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49846

Es gibt keine vollständigen Wörterbücher und kann keine geben. Dies zugestanden, wundere ich mich über Lücken in Wörterbüchern mit einer so großen Tradition wie Langenscheidt. Auch in größeren Englisch-Wörterbüchern (Schulwörterbuch, Handwörterbuch) fehlen Einträge wie wilderness, feisty. (Es sind nicht die neuesten Ausgaben, aber trotzdem...) Ich kann mir das nicht recht erklären.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.10.2022 um 04.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49842

Im Wald begegne ich nicht nur den schon erwähnten Nordic Walkern mit ihren Stöcken, sondern auch Frauen mit Hanteln in den Händen. Das ist zweifellos gut für die Armmuskeln, aber mir fallen natürlich auch die griechischen Sportler ein, wie sie auf Vasen dargestellt sind, und die vielen Hanteln (Halteren), die man gefunden hat.

(im alten Griechenland) beim Weitsprung zur Steigerung des Schwunges benutztes hantelartiges Stein- oder Metallgewicht (Duden)

Wirklich? Während das Hanteltraining lange bekannt war und zum Beispiel von Galen zur Athletenausbildung empfohlen und genutzt wurde, ist die vermutete Wirkung beim Weitsprung (der wohl eine Art Dreisprung war), "kontraintuitiv", wie ein Forscher mit Recht schreibt. Andererseits will er nachgewiesen haben, daß man mit solchen Gewichten (etwa 3 kg ini jeder Hand) tatsächlich ein paar Zentimeter weiter springt, wenn man es richtig macht.

Ich glaube es nicht recht. Ich habe selbst ein Paar 3-kg-Hanteln, das meine Familie mir vor Jahren zur Stärkung meiner dünnen Gelehrtenarme geschenkt hat, aber die Vorstellung, damit den Weitsprung (!) zu üben, widersteht mir.

Vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/Halteres_(ancient_Greece) mit Links.

Ich glaube eher, daß diese Gewichte einen unbekannten Ursprung hatten und keineswegs auf vergleichenden Untersuchungen der Sprungleistung mit und ohne beruhten. Es dürfte sich um einen Brauch gehandelt haben, dessen Ursprung man vergessen hatte, den man aber um so unverbrüchlicher beibehielt, weil jeder dachte, ohne Sprunggewichte kann man den Weitsprung nicht ausführen. Es gehörte sich einfach nicht. Das Experimentum crucis zu machen lag fern. Auch Gebete sind nachweislich wirkungslos, aber das ficht die Betenden nicht an.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.10.2022 um 06.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49827

Was ist wohl in den Tassen, die vor den chinesischen Parteibonzen stehen? (Bonze ist allerdings japanisch.)

Wahrscheinlich Jasmintee.

„Welcher kranke Geist ist wohl auf den Gedanken gekommen, Tee zu parfümieren?“ (Johannes Gross 30.12.83)

Die Ursprünge des Jasmintees liegen in der chinesischen Song-Dynastie (960–1279). Die Vermengung mit Blüten wurde zunächst eingesetzt, um weniger hochwertige Teesorten aufzuwerten. Heute gilt Jasmintee als besonders feine Teemischung. (Wikipedia)

Es gab noch andere Aromazusätze, von jenen „kranken Geistern“ erfunden, bevor die Europäer überhaupt etwas von Tee wußten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.10.2022 um 07.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49821

Wird Hu sich in chinesischer Tradition nach diesem beispiellosen Gesichtsverlust (bekanntlich ein chinesischer Begriff) das Leben nehmen, oder wird er in kommunistischer Tradition daran gehindert und erst nach einem Schauprozeß wegen ungeheuerlicher Verbrechen hingerichtet werden? Auf jeden Fall hat die Inszenierung den Zweck, jede Kritik am Alleinherrscher als völlig aussichtslos erscheinen zu lassen.
Ein wenig überraschend ist angesichts der technisch perfektionierten Überwachung dieser Rückgriff auf archische Methoden der Einschüchterung. Die Führung scheint aber physische Gewalt immer noch für überzeugender zu halten als die weniger anschauliche und nie ganz sichere Gleichschaltung der Köpfe.
Die Säuberung (das ist nun russisch: tschistka) dürfte heute weniger mit dem Vorwurf "Konterrevolution" begründet werden als mit dem der "Korruption", die auch viel leichter nachzuweisen ist, denn die Politiker wissen voneinander nur zu gut, daß sie allesamt Dreck am Stecken haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.10.2022 um 16.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49814

Die Szene, wie Hu Jintao vor laufenden Kameras vom Podium des chinesischen Parteitags geführt wird, ist erstaunlich. Besonders bemerkenswert die Gesichter der anderen während der beschämenden Prozedur.

Wie bringt man Millionen Menschen und tausende „Abgeordnete“ zum Kuschen? Die Ideologie fällt weitgehend weg, man sieht keine fanatisierten Horden Jugendlicher, die das kleine rote Buch, jetzt in Form der Xi-Gedanken, schwenken und Angst und Schrecken verbreiten. Dafür ist die Technik der Überwachung sehr viel weiter entwickelt. Die Köpfe zu gewinnen wäre vergeblich, die Herrschenden begnügen sich mit der Konformität des Verhaltens. Das ist der Unterschied zwischen Maos China und dem heutigen unter Xi. Dieser hat auch keine legendäre Leistung vorzuweisen wie Mao. Geblieben ist das traditionsreiche und von der kommunistischen Partei geförderte Denunziantentum, die Bestechung der Folgsamen mit kleinen und großen Vergünstigungen und Erleichterungen (auch in Form von „Sozialpunkten“). Wo sehr viele etwas zu verlieren haben, fällt das Herrschen leichter; an die Stelle von Überzeugung tritt der Opportunismus, der als Sorge für und um die Familie durchaus ehrenwert sein kann. Das sieht man ja auch anderswo.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2022 um 17.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49803

Kürzlich ist Bruno Latour verstorben. Die Nachrufe naturgemäß voller Lob. Kein Wort davon, daß Latour eine Hauptzielscheibe von Sokals Hoax war und auch sonst als Verbreiter pseudowissenschaftlichen Unsinns gilt. Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1546#35766
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2022 um 16.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49798

Gerade hat der Bund der Steuerzahler wieder sein Schwarzbuch veröffentlicht, und der kleine Mann, im unschuldigen Glauben, der Verein vertrete seine Interessen, kann sich mal wieder so richtig empören. Der Bundesrechnungshof, der im Gegensatz dazu seriöse und nachvollziehbare Kritik an der Verschwendung übt, sieht das nicht gern, wird aber längst nicht so stark beachtet. Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47545
Eigentlich läuft die Empörungswirtschaft sowieso auf Hochtouren, da hätte es dieser routinierten Praxis gar nicht bedurft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2022 um 07.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49792

Alterserscheinung: Gestern morgen kam mir beim Wandern ein guter Einfall, den ich anschließend hier eintragen wollte. Als ich mich nach einem geeigneten Ort umsah, fand ich genau das, was ich schreiben wollte, bis in den Wortlaut hinein hier: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1346#43183

Bei der gleichen Gelegenheit fiel mir im Gespräch mit meiner Frau das Wort "Ekphrasis" nicht ein. Ich nahm mir vor, es zu Hause nachzuschlagen, was einfach genug gewesen wäre, weil ich genug Beispiele im Kopf hatte. Aber bevor ich dazu kam, war es mir doch noch eingefallen, nicht ohne eine unangenehme Empfindung, weil ich immerhin jahrelang Griechisch unterrichtet habe und solche Löcher denn doch etwas beunruhigend sind. Man sagt zwar, Vergessen sei mindestens ebenso wichtig wie Erinnern, aber trotzdem...

Also wenn ich mich hier manchmal wiederhole, ist es nicht immer didaktische Absicht.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.10.2022 um 23.58 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49782

Der Link zum Impfbuch ist kaputt. Hier nochmal:
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/2021/2-quartal/das-impfbuch-fuer-alle-neues-kostenfreies-sachbuch-von-rki-und-bzga-erscheint-diese-woche.html

Direkter Download:
https://www.impfen-info.de/download/5290-1628501514-BMG_Impfbuch-fu__r-alle.pdf
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.10.2022 um 23.08 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49781

Endlich wird einmal in den Mainstreammedien über diese "Doku" berichtet: "Die Pandemie der Unbehandelten" des Komikers Eckart von Hirschhausen.
https://sueddeutsche.de/gesundheit/long-covid-blutreinigung-hirschhausen-ard-1.5675159
(Habe allerdings selbst keinen Zugriff.)

Ich hatte mich schon im letzten Jahr gefragt, warum Hirschhausen so eine herausragende Bedeutung zugestanden wird. In den Apotheken lag z.B. dieses Impfbuch aus, das stark auf seine Person ausgerichtet ist: https://bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/2021/2-quartal/das-impfbuch-fuer-alle-neues-kostenfreies-sachbuch-von-rki-und-bzga-erscheint-diese-woche.html

Hier die Doku:
https://daserste.de/information/ratgeber-service/hirschhausens-check-up/videos/Hirschhausen-und-Long-Covid-die-Pandemie-der-Unbehandelten-100.html

Das ist übler als jede Vitamin-D-Werbung, allerdings gebührenfinanziert, da ÖRR.

Hirschhausen meint, jeder sollte die Blutwäsche ("H.E.L.P.-Apherese") als Kassenleistung bekommen, da er selbst irgendwie erleichtert nach dieser Therapie war – die er ohne Long-Covid-Beschwerden ausprobiert hat. Für Beate Jäger, die die Therapie anbietet, macht er ordentlich Werbung. Wäre interessant, wieviel Zwiebeln für die Tränen der Patienten verschwendet wurden. Typisch für den Placebo-Effekt: der sehr plötzliche Wirkungseintritt. Ein Arzt, der es auf diesen Effekt zurückführt, wird als kaltherzig dargestellt.

Der Querdenker Boris Reitschuster hatte vor einiger Zeit darüber berichtet, daß da möglicherweise Kinderschauspieler eingesetzt wurden. Ich finde das plausibel, denn die Körpersprache des angeblich erkrankten Mädchens erscheint mir widersprüchlich.

https://reitschuster.de/post/ard-manipuliert-gebuehrenzahler-mit-long-covid-gruselgeschichte
https://youtube.com/watch?v=YOhS2kEns6g

Zuvor hatte ich positive Besprechungen in ein paar unbedeutenden Zeitungen gesehen, obwohl bereits eine Stellungnahme der Deutsche Gesellschaft für Nephrologie vorlag. (https://nachrichten.idw-online.de/2022/10/07/post-covid-und-apherese-vielversprechende-therapie-oder-ein-geschaeft-mit-der-verzweiflung)

Das neumodische Erschöpfungssyndrom (der ME/CFS), das auch thematisiert wurd, ist wissenschaftlich umstritten. Herr Lauterbach tritt auch auf.

Vitamin D könnte immerhin wirksam sein, wenn ein Mangel vorliegt, es ist billig, die Gewinnmarge klein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2022 um 08.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49748

Florian Harms (Universalkommentator bei t-online.de) polemisiert gegen die Maskenpflicht für Pflegepersonal:

„Das Virus bleibt bedrohlich, hat aber seinen Schrecken verloren. Nach vielen Tiefpunkten, Panik und Wirrungen hat sich ein wirksamer Weg durch die Krise etabliert: Impfungen schützen, Medikamente schützen, Rücksicht schützt.“

In seiner Aufzählung fehlt etwas: Masken schützen. Was den Rest betrifft, sprechen wir uns wieder, der Winter kommt ja erst noch.

Diese frivole Spezies von Meinungsjournalisten richtet großen Schaden an. Sogar die FAZ meint, mit der „neuen Leichtigkeit“ werde es bald vorbei sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.10.2022 um 18.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49745

Zum „Appell für freie Debattenräume“:

„Der Regisseur Alexander Kluge, der ursprünglich zu den Erstunterzeichnern des Appells gehörte, kündigte nach einem Anruf der Süddeutschen Zeitung an, seine Unterschrift zurückzuziehen. Der Appell sei ihm von einer Mitarbeiterin vorgelegt worden, mit der Bemerkung, es handele sich um eine gute Sache. Als er gehört habe, dass Margaret Atwood unter den Erstunterzeichnern sei, habe er seine Zustimmung gegeben. Atwood hatte jedoch nicht diesen Appell unterschrieben, sondern dessen Vorbild, den Letter on Justice and Open Debate im Harper’s Magazine.“ (Wikipedia)

Diese kleine Episode zeigt, wie weit es mit der Unterschreiberei gekomen ist. Wie berichtet, wurde ich in meiner Zeit als PEN-Mitglied alle paar Tage aufgefordert, etwas zu unterschreiben. Kein Mensch kann sich alle paar Tage gründlich mit Freiheitsbeschränkungen von ihm bisher unbekannten Personen irgendwo in der Welt (naturgemäß meistens weit draußen in der Murkelei) beschäftigen, so daß er sich ein selbständiges Urteil bilden könnte. Er sollte sich also auf den guten Namen seines Vereins verlassen und sich auf Treu und Glauben für eine Sache einspannen lassen. So auch hier. Atwood hat angeblich unterschrieben, also unterschreibt Kluge auch – ohne den Text gelesen zu haben, den „eine Mitarbeiterin“ ihm vorgelegt habe. Auf allen Kanälen immer dabeisein, darauf kommt es dem prominenten Intellektuellen an. Es ist zum Fremdschämen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.10.2022 um 06.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49740

Apfelmus – ein ganz schwaches Gefühl sagt mir, daß mit dem Wort etwas nicht stimmt. Dann fällt mir ein, daß wir als Kinder nur Apfelbrei kannten. Es ist schon sehr lange her. Die Dialektkarte bestätigt mir den hessischen Sprachgebrauch.

Mus ist etymologisch eigentlich nur Speise. Der Brei war für unsere Vorfahren die Speise schlechthin.
 
 

Kommentar von , verfaßt am 02.10.2022 um 07.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49722


 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.10.2022 um 04.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49715

Nachtrag zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49378

Der neueste Bericht des IUCN bestätigt die entscheidende Rolle der Landwirtschaft beim Schwund der Vögel nach Arten und Individuen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2022 um 05.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49711

Zur Macht der Sprache:

Die kostenlose Abgabe von Masken durch die Apotheken, die dafür vom Staat sechs Euro und mehr bekamen, erfolgte „unbürokratisch“, d. h. es wurde weder damals noch seither kontrolliert, so daß die Apotheker nach eigenem Geständnis sich „dumm und dämlich“ verdient haben (nach offizieller Schätzung lassen sich 80.000 Euro Zusatzgewinn pro Apotheke errechnen). Das ist meistens so, wenn es „unbürokratisch“ zugeht. Eigentlich müßte Tausenden von Apotheken die Lizenz entzogen werden; die Inhaber gehören hinter Gitter.

Gewisse dänische Prinzen und Prinzessinnen sollen auf Wunsch der Königin diesen Titel nicht mehr tragen, sondern nur noch Grafen heißen. Eine Tragödie. „Die Kinder fühlen sich ausgegrenzt. Sie können nicht verstehen, warum ihnen ihre Identität genommen wird.“
Wir haben schon lernen müssen, daß unter „Identität“ die Zugehörigkeit zu einer abstrakten Gruppe (am besten einer Minderheit) zu verstehen ist, also das Gegenteil von Individualität. Nun also das Tragen eines Titels.
Man stellt sich ein kleines Mädchen vor, das weinend in der Ecke seines Kinderzimmers sitzt, weil es nicht mehr Prinzessin heißen darf. Dann doch lieber gleich bürgerlich geboren sein und mit anderen Kindern im Dreck spielen!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.09.2022 um 09.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49644

In der Tat eine traurige Nachricht. Vor Jahren habe ich mit Herrn Lachenmann zeitweise eine sehr anregende Korrespondenz geführt. Seine verständnisvolle Art und sein Eintreten für einen moderaten Umgang miteinander auch in hitzigen Phasen der Diskussion haben maßgeblich dazu beigetragen, daß ich dieser Seite treu geblieben bin.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.09.2022 um 06.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49643

Im Urlaub hatte ich mir vorgenommen, wieder mal an Walter Lachenmann zu schreiben, mit dem ich über die Jahre viele persönliche Erfahrungen ausgetauscht hatte. Bei meiner Rückkehr erfahre ich, daß er schon am 11. August verstorben ist. Eine sehr traurige Nachricht.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.08.2022 um 08.21 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49613

Dieser Artikel wird gerade fleißig bearbeitet:

https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Biologisches_Geschlecht&oldid=220922555

https://de.wikipedia.org/wiki/Biologisches_Geschlecht
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 24.08.2022 um 05.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49603

Ein interessantes Streitgespräch über die Qualität von funk. https://ardaudiothek.de/episode/was-die-woche-wichtig-war-der-funk-podcast/drama-um-gasumlage-fischsterben-in-der-oder-und-kritik-an-funk-mit-wolfgang-m-schmitt/funk/10750213

Ab Minute 53.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.08.2022 um 04.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49583

"Now it is easy to be mistaken in faces, but almost impossible not to recognise a back." (D. Sayers)
Eine gewisse Bestätigung erlebe ich täglich auf meinen ausgedehten Spaziergängen. Eine griechische Entsprechung zu Prosopagnosie scheint es noch nicht zu geben (ich könnte eine erfinden, will aber nicht vorgreifen).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.08.2022 um 05.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49580

Eigentlich hatte ich irgendwo meine heimliche Leidenschaft für den Benham-Kreisel eingetragen, kann es aber nicht mehr finden.

Also wenn Sie sich einen schönen Benham-Kreisel basteln wollen, einfach hier ausdrucken: https://www.itp.uni-hannover.de/fileadmin/itp/emeritus/zawischa/static_html/benhamkreisel.html (das ist der beste!), ausschneiden und auf Pappe kleben; Bleistift durchstecken und rotieren lassen - und vergessen Sie nicht, die Drehrichtung auch mal umzukehren (bei manchen Vorführungen auf Youtube fehlt das).

Wie ich lese, ist der verblüffende Effekt noch nicht ganz verstanden, was mich so viele Jahre nach Fechner und Helmholtz denn doch wundert.

Die Illusion zeigt, daß Wahrnehmung viel komplizierter ist, als man annimmt, weil man immer an Kameras usw. denkt.

Zaubertricks habe ich leider nie gelernt, aber physikalische Experimente finde ich interessanter und habe sie schon als Schüler auf dem Küchentisch nachgebaut. Heute kann man ja alles leicht bei Youtube sehen, aber es ist nicht das gleiche wie in echt.

Ich drehe den Kreisel gerade noch mal und will noch hinzufügen, daß der Effekt bei verschiedener Beleuchtung wechselt; man muß das ausprobieren, bevor man Frau und Kinder damit beeindruckt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.08.2022 um 05.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49578

Lebensmittel-Konserven mit DDR-Symbolen in ostdeutschen Supermärkten – Stiftung wirft Rewe Verharmlosung von Staatsunrecht vor – Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur hat den Verkauf von Lebensmittel-Konserven mit DDR-Dekor in ostdeutschen Rewe-Supermärkten kritisiert. (DLF)

DDR-Symbole sind nicht verboten. Die SED sitzt im Bundestag – ist das etwa keine Verharmlosung? Die Bundesstiftung hat anscheinend keine ernsthaften Theman mehr. Das ist ja auch was Positives.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.08.2022 um 11.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49575

Während bei uns die Lichter ausgehen (danke, Frau Merkel und Grüne!), dampfen die französischen Kernkraftwerke friedlich vor sich hin und liefern sicheren, sauberen und billigen Strom.

In Wirklichkeit laufen die maroden französischen AKWs seit geraumer Zeit größtenteils nicht mit voller Leistung, und Frankreich importiert Strom aus Deutschland.

Wir täten allerdings gut daran, die Milliarden nicht in den Konsum zu stecken (9-Euro-Ticket, Tankrabatt, Steuersenkungen...), sondern nachhaltig zu investieren (Bahn, Offshore-Windparks...). Das kommt vielleicht nicht so gut an, weil die wohltätige Wirkung nicht vor dem nächsten Wahltermin zu erwarten ist. Aber sind die Bürger wirklich so einfältig?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.08.2022 um 04.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49564

Lieber Herr Riemer, Laien sind wir doch alle, in der Philosophie gibt es naturgemäß keine Experten (außer in "Philosophiegeschichte", aber die interessiert mich nur insoweit, als man die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen braucht).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.08.2022 um 23.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49563

Danke für das Kompliment! Ich wäre schon froh, wenn vielleicht nicht alle meine Fragen oder Anmerkungen allzu laienhaft wirken, Ich lerne durch die Diskussion viel, auch wenn mein Standpunkt manchmal abweicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.08.2022 um 06.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49553

Dem Philosophen ist nichts zu unbedeutend, darum noch einmal zu den Hemden (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#18273):

„1963 folgte das Walbusch-Hemd mit dem Kragen ohne Knopf. Dieses Hemd, welches wegen seiner bestimmten Schnittführung am Kragen 1999 als Patent eingetragen wurde, gilt bis heute als Markenzeichen des Hauses.“

Aber ebenso kennzeichnend ist das fabelhafte Angebot von zwei Hemden zum Preis von einem, oder so: Ein Walbusch-Hemd kostet 59,95, zwei kosten 69,90. Eins der teuren Hemden ist also fast geschenkt. (Man bemerke auch, wie scharf hier zu unserem Wohle kalkuliert wird: Nicht etwa glatte 10 Euro, sondern 9,95 muß der Händler leider aufschlagen, wenn man ein zweites Hemd dazubestellt...)

Ich muß zwar schmunzeln über die beim Käufer vorausgesetzte Einfalt, aber falle ich nicht auf den gleichen Trick herein? Jede Woche kaufe ich auf dem Markt zwei Salate, weil sie nur unwesentlich mehr kosten als einer, und dabei weiß ich genau, daß wir die zwei kaum schaffen und ein Teil im Kompost landet. Auch ich bin ein Konsumidiot.

Die Frauen, von Natur schwachsinnig (Möbius), kaufen sich Fähnchen, weil sie so billig sind, tragen sie aber nicht und geben sie zehn Jahre später in die Altkleidersammlung. Wir Männer kaufen Bücher, weil der Preis um 90% reduziert ist, und dann stehen sie bis an unser seliges Ende im Regal – das ist aber etwas ganz anderes als bei den Frauen, denn wir haben wirklich keine Zeit, auch noch eine Grammatik des Chihuahua zu lesen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2022 um 14.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49546

Zum Drohnenmord noch eine kleine Beobachtung: Ich weiß gar nicht, wie oft die Amerikaner schon diese oder jene Terroristenorganisation enthauptet haben und wie oft den Journalisten dazu automatisch die "Hydra" eingefallen ist. Klassische Bildung zahlt sich eben aus.

Unter dem eben deshalb gedämpften Halali geht ein wenig verloren, daß des einen Terrorist des anderen Freiheitskämpfer ist. Und doch ist es eigentlich die Hauptsache.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.08.2022 um 05.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49531

Auch ein mutmaßlicher Terrorist hat nach Art. 10 der Menschenrechte Anspruch auf ein Gerichtsverfahren und gilt bis zu seiner Verurteilung als unschuldig. Ihn mittels einer Drohne zu töten ist Mord.

Das mag den Mächtigen wie schon bisher egal sein, aber es gibt noch einen Aspekt: Wenn jeder Staat, sobald er technisch dazu imstande ist (und das wird bald jeder sein), andere Menschen überall auf der Erde liquidieren kann, wird unser Lebensgefühl sich von Grund auf verändern. Ein paar Häuser weiter wohnt ein bekannter Politiker; jeden Tag kann eine russische oder nordkoreanische Drohne ihn aufsuchen...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2022 um 16.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49501

Man kann hoffen, daß dies, wie das meiste, an den Kindern abperlt, weil es sie nicht interessiert. Kinder haben keine sexuelle Orientierung. Ich bin ein unverbesserlicher Hetero, aber bis zur reiferen Pubertät konnte ich mich in Jungs wie in Mädchen verlieben.

Wir drängen Kindern etwas auf, was sie nicht interessiert oder worüber sie gerade nicht offen sprechen wollen. Aber diese Intimität der frühen Zuneigung soll nicht länger geduldet werden, es muß alles auf den Tisch!

Meine Töchter hatten wahrscheinlich auch Sexualkunde (von Lehrern, die ich mir daraufhin nicht genauer ansehen möchte), aber sie haben davon bezeichnenderweise nie etwas erzählt. In anderen Fällen beklagt man ja, daß Kinder nicht erzählen, wenn jemand zudringlich geworden ist. Das ist eigentlich etwas ähnliches.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.07.2022 um 12.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49500

Oh, hab ich übersehen. Tatsächlich auch noch ein Buchtip für Kinder ab 2 Jahren.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.07.2022 um 12.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49499

Übrigens, auf dieser gleichen Kinderseite befinden sich eingesandte gemalte Bilder zweier 8jährigen, die Namen der 5-, 8- und 9jährigen Gewinner des Kinderrätsels, ein Buchtip für Kinder ab 5 Jahren und ein Spieltip für Kinder ab 8 Jahren.

Für diesen Personenkreis sind also die Erläuterungen zu LGBTIQ* gedacht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.07.2022 um 12.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49498

Der Mannheimer Morgen erklärt heute auf seiner Kinderseite (Wochenendbeilage, S. 3), was LGBTIQ* bedeutet:

Lesbian (lesbisch), Gay (schwul), Bisexual (bisexuell), Transgender (transgender), Intersexual (intergeschlechtlich), Queer (queer, gesprochen: kwier). Das Wort "queer" ist ein Sammelbegriff für alle, die sich anders fühlen als die meisten. Man kann LGBTIQ*-Menschen also auch "queer" nennen. Das Sternchen steht für alle, die in der Buchstabenfolge nicht aufgezählt sind.

Es gibt also die meisten, dann die sich anders als die meisten fühlenden, und schließlich die weder zu den meisten noch zu den anderen gehörenden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2022 um 06.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49490

Ein interkultureller Vergleich von Kopfkissen (SZ 27.7.22) ist mit Dürers Kissenstudien illustriert. Die waren mir bisher nicht bekannt. Aus irgendeinem Grund werde ich beim Betrachten immer heiterer. Versuchen Sie es selbst:

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Kissen-Duerer.jpg

Außerdem ist natürlich die Meisterschaft des Zeichners zu bewundern.

Angesichts der trüben Nachrichten ist man dankbar für etwas Positives.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.07.2022 um 11.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49472

"Das Mitbringen von Speisen und Getränken ist nicht gestattet." – Heute ein häufiger Hinweis bei Ausflugslokalen in ländlicher Umgebung – und für uns immer eine Mahnung, solche demonstrativ ungastlichen Etablissements zu meiden. Im Wirklichkeit hat das mitgebrachte Brot den Gastwirten, die dann eben nur Bier und Eis verkauften, keinen großen Schaden verursacht. Ein Biergarten in der Nähe von Erlangen (Schloß Atzelsberg), der einige Zeit geschlossen war und nun mit begrenzten Öffnungszeiten von einem richtigen Unternehmer betrieben wird, schreckt uns mit diesem Schild ab. Man fühlt sich nicht als Gast, sondern als Objekt möglichst effizienter Abfütterung.

Früher warben solche Lokale mit „Hier können Familien Kaffee kochen“ um die einfachen Leute:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hier_können_Familien_Kaffee_kochen
Der Eintrag begrenzt den Brauch auf Berlin und Umgebung, aber es gibt heute noch, z. B. laut Anzeige von Schuldt, Hamburg, auch anderswo solche Angebote. Ich erinnere mich aus meiner nordhessischen Jugendzeit und war nicht wenig erstaunt, daß ein befreundeter chinesischer Lektor, der schon viele Jahre in Marburg lebte und uns Deutsche mit ethnographischem Interesse beobachtete, von sich aus erzählte, daß er irgendwo das Angebot „Hier können Familien Kaffee kochen“ gesehen hatte – was ihn beim Erzählen unendlich erheiterte. Das ist nun auch schon wieder 50 Jahre her.

Zuletzt habe ich auf Berghütten erlebt, daß man gratis kochendes Wasser für die mitgebrachten Teebeutel bekam. Aber da oben, wo es um Leben und Tod geht, herrschen sowieso andere Sitten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2022 um 15.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49454

Ich habe das Zeug nicht ganz gelesen. Es wundert mich immer wieder, daß freie Menschen sich überhaupt auf eine "Charta" einigen wollen, die festlegen soll, wie man über etwas zu reden hat. Überall freiwillige Selbstverpflichtungen, und wehe, jemand schert aus! Das ist beim Gendern auch so gelaufen. Es begünstigt einen bestimmten Typ von Menschen. – Der Philosoph wendet sich mit Grausen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.07.2022 um 12.44 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49451

Ich bin gerade über diese beiden Texte gestolpert:

https://www.klimafakten.de/meldung/journalismus-zeiten-der-klimakrise-was-duerfen-was-koennen-was-sollen-medien-tun

https://klimajournalismus.de/charta

Und frage mich, ob man mit solchen Handreichungen nicht das Gegenteil von dem erreicht, was man erreichen will. Es geht darum, mit welcher "Methodik" (mir fällt gerade kein besseres Wort ein) Journalisten über das Klima-Thema berichten.

Ich befürchte, daß man damit eher die ohnehin fortschreitende gesellschaftliche Spaltung befeuert. Journalisten werden zunehmend als Aktivisten wahrgenommen. Abgesehen davon führt es dazu, daß Klimaschutz immer mehr die Nähe allgemeiner "Wokeismus"-Themen gerät.

Was soll es bringen, von "Erderhitzung" statt "Erderwärmung" zu reden?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.07.2022 um 07.13 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49448

Alles, was im Artikel steht, wird belegt. Ich hatte selbst kurz überlegt, ob der Twitter-Thread vielleicht von einem Troll-Account stammt (scheint mir wegen der Reaktionen aber unwahrscheinlich). Als ich kommentiert habe, konnte man es noch lesen, jetzt ist der Account auf privat gestellt. Ich hab zugegebenermaßen nicht recherchiert, wie relevant die zitierten Quellen sind.

Aber davon ab. Wo ist das Problem, wenn man "rechte" Quellen zitiert? Und welche Medien sind frei von politischer Agenda?
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 19.07.2022 um 01.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49443

Ein Hinweis an alle Leser: Die Quelle ist, wie die meisten von Herrn Fleischauer hier eingestellten, mit Vorsicht zu genießen. Die Website selbst bezeichnet sich als "rechts" ("YOUR DAILY DOSE OF RIGHT-MINDED NEWS AND COMMENTARY").

Der Autor des Artikels scheint vor allem am rechten Rand des amerikanischen Medienspektrums veröffentlicht zu haben.

Das heißt natürlich nicht, daß am Inhalt nichts dran ist, denn der mittlerweile auch nach Europa übergreifende, faktenfeindliche und intolerante Gender-Irrsinn ist leider eine Realität an amerikanischen Universitäten.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.07.2022 um 23.11 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49442

Gender activists push to bar anthropologists from identifying human remains as ‘male’ or ‘female’

https://thecollegefix.com/gender-activists-push-to-bar-anthropologists-from-identifying-human-remains-as-male-or-female/
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.07.2022 um 15.45 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49437

Ich habe Vollbrechts Twitter-Aktivitäten nicht so verfolgt, allerdings kann ich mich über die jetzt so gern "geleakten" Tweets nicht wirklich aufregen. Sie pflegt halt eine vulgäre Ausdrucksweise – wie auch viele andere von der Gegenseite. Die Transideologen sind meines Erachtens deutlich aggressiver. Vollbrecht hat sich damit auch nicht direkt an die Öffentlichkeit gewandt, das sind meistens Replies auf andere Tweets. Christian Drosten hat mal einen Sketch zusammen mit Sarah Bosetti und Jasmina Kuhnke gemacht, wenn ich mich recht erinnere, im ÖRR – das empfinde ich schon eher als problematisch.

Persönlich finde ich Uwe Steinhoff und Alexander Korte überzeugender als Vollbrecht. Aber das sind eben keine hübschen jungen Frauen. Vollbrecht kann nicht wirklich gut reden, aber von ihrem Erscheinungsbild her ist das perfekte Opfer. (Und sie ist Feministin!) Eigentlich interessiert sie mich nicht. Den Artikel von ihr in der Zeit habe ich deshalb verlinkt, weil sie ihr Anliegen dort besser darstellt als im Vortrag.
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 17.07.2022 um 13.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49436

In dem Vortrag, wie er außerhalb der Uni am 02.07.2022 auf YouTube gestreamt wurde, hat sie sich mit ihrem Standpunkt zu Transrechten zurückgehalten, allerdings war sie auf Twitter entsprechend aktiv, zum Beispiel schrieb sie über eine Transfrau (Achtung, Geschmacklosigkeit!) „Diese ejakulierende Pensi Person mit Hoden, die ihren Pensi richtig doll mag steht sehr darauf in Frauensaunen und Frauenduschen zu gehen weil M[…] denkt dass wären seine Räume die er sich stolz erobern kann“.

Der Eklat ist verständlicher, wenn man den ideologischen Kontext beachtet, doch da der Vortrag selbst harmlos gestaltet war und nun vorhersehbarerweise an und für sich betrachtet eigentlich unproblematische Aussagen angegriffen wurden, kann das gut zur Stimmungsmache genutzt werden, nach dem Motto: „Oh Gott, seht euch diese woken Spinner an, jetzt müssen wir uns schon davor fürchten, biologische Fakten auszusprechen!!11elf“

Die ganze Sache ist eine Shitshow, ich bin es müde, zu sehen, wie so etwas in „seriöse“ Medien einzieht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.07.2022 um 05.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49435

Ich kenne den Berliner Vortrag der jungen Biologin Vollbrecht nicht, aber ich wundere mich über einen Bericht von Andreas Bernard in der SZ (16.7.22), der sie regelrecht in die Pfanne haut. Das liest sich so:

Vollbrechts Ausführungen wimmeln von Formulierungen wie „geschlechtliche Fortpflanzung existiert seit 700 bis 800 Millionen Jahren“, kaum 150 Jahre alte biologische Entdeckungen wie „Chromosomen“, „Gene“ und „Befruchtung“ von Ei und Samenzelle präsentiert sie als Naturwahrheiten, die es immer schon gegeben habe...

So geht es weiter, mit Judith Butler usw., als ob das etwas mit der von Biologen festgehaltenen Tatsache zu tun hätte, daß die Gameten fast ausnahmslos entweder männlich oder weiblich sind, auch bei Transgender usw. Bernard ist eben „Kulturwissenschaftler“, auch wenn er ein Buch über Fortpflanzung (und vieles andere) geschrieben hat.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.07.2022 um 20.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49433

Vielleicht übersehe ich etwas, aber es geht doch darum, zu beschreiben, wie Menschen *von Rassisten* eingeordnet/„gelesen“ werden, da kann die Schubladisierung doch nicht den Beschreibern zum Vorwurf gemacht werden.

Meine Anmerkungen hatten eine etwas andere Stoßrichtung. Den Beschreibern die Beschreibung vorzuwerfen wäre in der Tat absurd, mit der Beschreibung fängt ja alles an. Im Gegenteil, was mich an dem Artikel der bpb und vielen ähnlichen Texten stört, ist die Scheu, das auslösende Moment klar zu benennen. Ich kritisiere nicht die Zusammenfassung »west- und zentralasiatisch eher nein, der Rest ja«, sondern daß nicht gesagt wird, wie man zu diesem Fazit gekommen ist. Abwehrreflexe gegenüber Menschen aus anderen Regionen der Welt werden in der Regel doch nicht durch präzise Überlegungen zu deren geographischer Herkunft ausgelöst, sondern durch optische, akustische und ähnlich profane Wahrnehmungen. Jemand hat dunkle Haut oder eine Oberlidfalte, eine hohe Stimme oder was auch immer. Es ist das sicht-, hör- oder irgendwie erlebbare Anderssein, das bestimmte Reaktionen hervorruft (übrigens nicht nur negative, es gibt neben dem Unbehagen auch die Anziehung durch das Fremde). Natürlich gibt es auch waschechte Rassisten, die klare Vorstellungen davon haben, wie eine bestimmte Menschengruppe sich verhalte, warum sie »minderwertig« sei usw. Aber es geht in der aktuellen Diskussion ja meist um weniger reflektierte Formen von Schlechterbehandlung und Herabsetzung, und da ist niemandem damit gedient, wenn das Ganze theoretisch überhöht wird. Der schwarzhäutige Mann in der Straßenbahn wird nicht angepöbelt, weil er »Schwarz« ist, also ein »Mensch mit Rassismuserfahrung«, sondern weil er schwarz ist. Diese Feststellung sollte meines Erachtens an den Anfang der Beschreibung gesetzt und nicht diskret verschwiegen werden.
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 16.07.2022 um 20.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49432

Die Existenz von echten Hermaphroditen würde auch nicht beweisen, daß es drei biologische Geschlechter gibt, sondern nur, daß beide Geschlechter (oder ggf. auch gar keins) in einer Person vorkommen können.

Das ist mir klar, biologische Geschlechter gibt es in der Tat nur zwei, und zwar bei allen anisogamen Spezies.

(Viele Queer-Aktivisten definieren transgender ohne Rückgriff auf den biologischen Geschlechtsbegriff auf der Basis des bei Geburt „zugewiesenen Geschlechts“, mich überzeugt dieser Ansatz aber nicht, denn was speziell bei der Geburt „zugewiesen“ wird, scheint mir hier nicht von essentiellem Interesse zu sein. Mal angenommen (rein hypothetisch), ein Kind ist ohne professionelle Begleitung geboren worden und ihm ist dabei überhaupt kein Geschlecht zugewiesen worden. Wenn die Geschlechtsidentität des Kindes klar vom körperlichen Geschlecht abweicht, dann liegt es doch trotzdem nahe, es als transgender zu bezeichnen. Das Augenmerk auf die soziale Bedeutung der Sache zu legen, ist nicht grundsätzlich falsch, aber deswegen braucht die Kategorisierung in ein Geschlecht durch eine andere Person nicht bereits in die Definition von transgender integriert zu werden.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.07.2022 um 18.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49431

Gender-Selbstidentifikation ist nur auf Grundlage des Sexus möglich. Transmenschen z. B. können sich ja nur so nennen, wenn sie wissen, von wo nach wo bzw. ob überhaupt sie transformieren. Dazu muß es eine Basis geben. Auch homo-, heterosexuell bauen auf dem Sexus auf.

Andernfalls gäbe es ein absurdes Chaos. Ich könnte z. B. behaupten, ich sei eine Frau, aber lesbisch, da ich Frauen anziehend finde, und meine Frau wäre ebenfalls lesbisch, da sie ja mit mir, einer Frau, verheiratet ist, usw.

Ohne Sexus geht also gar nichts, würde auch die Partnersuche nicht funktionieren.

Die Existenz von echten Hermaphroditen würde auch nicht beweisen, daß es drei biologische Geschlechter gibt, sondern nur, daß beide Geschlechter (oder ggf. auch gar keins) in einer Person vorkommen können.
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 16.07.2022 um 16.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49430

Darin erfährt man unter anderem, daß Menschen aus West- und Zentralasien eher nicht »asiatisch gelesen« werden. Ach so. Aber was genau heißt denn dann »asiatisch«?

Vielleicht übersehe ich etwas, aber es geht doch darum, zu beschreiben, wie Menschen *von Rassisten* eingeordnet/„gelesen“ werden, da kann die Schubladisierung doch nicht den Beschreibern zum Vorwurf gemacht werden.

Eine ähnliche Verdrehung ist es, zu unterstellen, Transgenderismus festige Genderrollen, obwohl ja bereits im allgemeinen Sprachgebrauch mit er/sie oder Herr/Frau (und bei Umkleiden etc.) eine Kategorisierung vorgenommen wird und manche Menschen sich eben nicht wohl dabei fühlen, nach dem biologischen Geschlecht (welches gewiss real und KEIN soziales Konstrukt ist – vgl. meine Ausführungen zum mathematischen Platonismus, dann sollte es klar werden) eingeordnet zu werden und für sich eine andere Anrede wählen oder gar keine geschlechtsbezogene Anrede haben möchten. (Hingegen ist etwa die Hautfarbe nicht Gegenstand einer allgemein üblichen Anrede; ich sage Herr Ickler, nicht der weiße Herr Ickler.) Es tut mir leid, falls ich hier einigen vor den Kopf stoße (wie Herrn Fleischhauer, der hier auf den Rechtsextremisten Shlomo Finkelstein mit „Der Videoproduzent ist 25 und nimmt kein Blatt vor den Mund“ Bezug genommen hat), aber ich sehe darin jetzt nicht wirklich einen Grund für moralische Panik. Erfolgt die Trennung von Toiletten strikt nach biologischem (gametischem) Geschlecht, so gibt es unter den Bio-Männern sowieso immer noch welche mit weiblichem Erscheinungsbild (bspw. einige Transfrauen) und Eunuchen. Gilt für Toiletten das Prinzip der Selbstidentifikation, so könnte man zwar die Frage stellen, was die Geschlechtertrennung überhaupt soll, wenn sich im Grunde jeder aussuchen kann, wo er reingeht, aber in der Praxis macht die Geschlechtertrennung auch mit Self-ID sehr wohl einen Unterschied, da es ja nur wenige sind, die sich abweichend vom biologischen Geschlecht identifizieren.

Die hier erwähnte Marie Vollbrecht ist „genderkritische“ Feministin, für mehr über die bekloppte Ideologie vgl.:

https://www.youtube.com/watch?v=1pTPuoGjQsI

https://ai.eecs.umich.edu/people/conway/TS/TS-Ia.html#anchor39737

An der Aussage, es gebe nur zwei biologische Geschlechter, ist an sich allerdings nichts auszusetzen. Paul Griffiths hat es gut erklärt (Hervorhebung von mir): „The chromosomal and phenotypic ‘definitions’ of biological sex that are contested in philosophical discussions of sex are actually operational definitions which track gametic sex more or less effectively in some species or group of species. […] The idea of biological sex is critical for understanding the diversity of life, but ill-suited to the job of determining the social or legal status of human beings as men or women. […] Biologists do sometimes refer to mating types as ‘sexes’ (Aanen et al 2016), but that does not mean that they reject the ideas sketched in Section 3. If the term ‘sexes’ is used more generally, to refer to both forms of gametic diversity, [then] everything said above is simply rephrased in terms of ‘anisogamous sexes’. The distinction between male and female would be a distinction between anisogamous sexes and the fact that all anisogamous species have only two sexes would remain an important observation that needs to be explained.“

https://philpapers.org/archive/GRIWAB-2.pdf

Vollbrecht schreibt (ich danke Herrn Fleischhauer für den Link, mit dem ich den Müll ohne Bezahlschranke lesen konnte):

Echter Hermaphrodismus, der sich dadurch auszeichnet, dass funktionsfähige männliche und weibliche Geschlechtsanlagen in einem Individuum, einem Zwitter, vorkommen, ist beim Menschen, ja bei allen Säugetieren unbekannt.

Erstens ist Funktionsfähigkeit nicht notwendig, um von echtem Hermaphrod(it)ismus zu sprechen, man kann ja auch von unfruchtbaren Menschen, die biologisch männlich oder weiblich sind, sprechen. Zweitens gibt es beim Menschen Fälle von echtem Hermaphroditismus, sogar mit Oogenese und Spermatogenese, siehe:

https://obgyn.onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/j.1479-828X.1973.tb02304.x?sid=nlm%3Apubmed
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.07.2022 um 04.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49427

Nachdem die Zeitung und die News mich wochenlang mit Berichten und Kommentaren zu einem sogenannten Ballermann-Schlager "Layla" traktiert haben, mußte ich mal einen Blick in diese mir wahrhaft fremde Welt werfen.
Gruppen von besoffenen Männern haben schon immer solchen Mist gegrölt. Ein Verbot ist natürlich sinnlos, weil es nicht durchsetzbar ist. Neu ist die (gespielte) Empfindlichkeit unserer politisch korrekten Heuchelei (vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1219#49412). Insofern sollte man Notiz von dem "Skandal" nehmen.

"Laila" bedeutet bekanntlich "Nacht", und das ist für die Araber etwas Schönes. Als Mädchenname ist es erst mal erledigt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2022 um 12.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49421

Ich sehe auch keinen Sinn in solchen Meldungen von subjektiv wahrgenommenen "Fällen". Diese "Daten" sind für niemanden brauchbar, außer für Stimmungsmache.

Was Frau Ciesek betrifft, die ich viele Stunden lang gehört habe, so ist mir keine ideologische Tendenz aufgefallen, auch nicht sprachlich. Wer das Machoverhalten vieler Medizinprofessoren und Klinikchefs kennt, kann es ihr nicht verdenken, wenn sie das beklagt (ich weiß aber nichts Näheres darüber). Nirgendwo hat es sich wohl so lange gehalten wie in der erzkonservativen Hierarchie im Gesundheitswesen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.07.2022 um 11.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49420

Wenn solche Vorfälle nur aus subjektiver Sicht gemeldet und erfaßt werden, ohne Anhörung des Beschuldigten, dann besteht immer der Verdacht von Irrtümern, Übertreibungen, falschen Angaben aufgrund von Wichtigtuerei, Geltungsdrang. Diese Datensammlung kann keinen Wert haben.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.07.2022 um 06.54 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49419

Das Familienministerium NRW hat auf Twitter bezüglich der Meldestellen etwas nachgetragen: Gemeldet werden ausschließlich Vorfälle, keine Menschen. Daher gibt es im Meldevorgang den ausdrücklichen Hinweis, keine Klarnamen anderer Personen anzugeben.
https://twitter.com/ChancenNRW/status/1547571476298997761
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.07.2022 um 06.40 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49418

Sandra Ciesek scheint Feministin zu sein (aber welche Frau ist das eigentlich nicht?).
https://www.laborjournal.de/editorials/m_2537.php
An medizinischen Fakultäten zählt gerade die Virologie – die übrigens nicht an allen medizinischen Hochschul­standorten vorhanden ist – zu den Fächern, in denen Frauen in Führungs­positionen stark unterreprä­sentiert sind. (...) Erst wenn in entscheidenden Runden mehr Frauen am Tisch sitzen, finden sie angemessenes Gehör.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2022 um 19.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49416

Es sind oft sehr kleine Gruppen von Aktivisten, die sich zu Repräsentanten von Teilen der Bevölkerung aufschwingen und dann von ideologisch verblendeten Behörden mangels Alternativen als Gesprächspartner akzeptiert werden. Dieser ganze "Mumpitz", wie Sie es mit Recht nennen, verträgt es nicht, wenn man genauer hineinleuchtet, aber das tut auch niemand, der sich nicht die Finger verbrennen will.

"Asiaten" sind die mit den Schlitzaugen. Die anderen (mit den Bärten) sind "Orientalen". Diese beiden teilen Asien unter sich auf.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.07.2022 um 16.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49415

Die Federführung für den Aufbau der Meldestelle anti-Schwarzer, antiasiatischer und weitere [!] Formen von Rassismus übernimmt der Verbund der sozial-kulturellen Migrantenvereine Dortmund (VMDO) e.V. Er kooperiert dabei mit dem Landesverband der Netzwerke von Migrant*innenorganisationen NRW (LV NeMO e.V.), dem Anti-Rassismus Informationszentrum (ARIC e.V.), dem Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) sowie dem Verein kamerunischer Ingenieure und Informatiker (VKII Ruhrbezirk e.V.).

Was hat man sich eigentlich unter »antiasiatischem Rassismus« vorzustellen? Diese Frage stellt sich um so dringlicher, als es Asiaten bekanntlich nicht gibt. Türken, Israelis, Jemeniten, Inder, Sibirer, Chinesen … alles Asiaten. Entscheidungshilfen bietet dieser – allerdings für Normalsterbliche kaum lesbare – Text der Bundeszentrale für politische Bildung: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/antirassismus-2020/316771/antiasiatischer-rassismus-in-deutschland/ Darin erfährt man unter anderem, daß Menschen aus West- und Zentralasien eher nicht »asiatisch gelesen« werden. Ach so. Aber was genau heißt denn dann »asiatisch«? Großes Schweigen im Walde.

Wer sich so gelehrt über Rassismus äußert und auch sehr präzise Vorstellungen davon hat, was nicht gesagt und daher gemeldet gehört, der sollte sich selbst solche begrifflichen Unschärfen versagen. Ich spreche den Beteiligten nicht pauschal redliche Motive ab (ich jedenfalls halte den Kampf gegen Rassismus für eine gute Sache), aber sie sollten sich mal ehrlich machen und die Dinge beim Namen nennen, statt derart herumzuschwurbeln. Offensichtliches wie etwa die Hautfarbe eines Menschen reicht echten Rassisten schon für ein armseliges Überlegenheitsgefühl. Wem ist damit geholfen, daß man das, was alle sehen, schamvoll in den Kellern immer komplizierterer Theoriegebäude versteckt? Im Gegenteil, das gehört doch gerade ans Licht! Man müßte laut ausrufen: »Jawohl, dieser Mensch ist ein Schwarzer, seine Hautfarbe ist SCHWARZ, aber er ist deshalb nicht schlechter als du! Übrigens auch nicht besser.« Was nützt es, wenn vermeintlich linke Intellektuelle vermeintlich rechten Intellektuellen Vorträge über so oder so oder so »gelesene« Menschen halten? Das ist doch alles Mumpitz und schwächt den Kampf gegen Rassismus, statt ihn zu stärken. Und die Förderung des Denunziantentums unter dem Deckmantel der Wissenschaft ist mit Sicherheit auch nicht der richtige Weg. Man kann Rassismus auch ohne solche Meldestellen prima, ja besser erforschen, wenn man denn will. Denn wer wird sich da wohl melden? Das sind doch dieselben woken Zeitgenossen, mit denen sich die Initiatoren schon zu Studienzeiten bestens verstanden haben.

Die CDU läßt das alles geschehen, weil die Regierung im Landtag eine Mehrheit braucht. Sie hält das Thema offenbar für nicht so wichtig und läßt die Grünen deshalb gewähren. So ist das nun mal in der Politik, aber das Ganze funktioniert nur so lange ohne Schaden für die CDU, wie die breite Masse das Treiben gleichgültig zur Kenntnis nimmt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2022 um 13.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49414

Es werden durchweg Gesinnungen (Gedankenverbrechen) und nicht Straftaten zur Denunziation empfohlen.
Die verantwortliche Ministerin Josefine Paul „lebt offen lesbisch und ist mit der sächsischen Justizministerin Katja Meier (Bündnis 90/Die Grünen) liiert.“ (Wikipedia)

Mit diesem Hinweis habe ich mich wahrscheinlich bereits als Objekt einer Meldung angeboten.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.07.2022 um 06.04 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49413

In Nordrhein-Westfalen kann man jetzt folgendes melden:
1. Queerfeindlichkeit
2. antimuslimischen Rassismus
3. Antiziganismus
4. anti-Schwarzen (groß geschrieben), antiasiatischen und weitere Formen von Rassismus.

Gut ist vor allem, daß man solche Vergehen auch unterhalb der Strafbarkeitsgrenze melden kann, denn nur so läßt sich das wahre Ausmaß ermitteln.

https://www.mkffi.nrw/aufbau-von-vier-meldestellen-zu-queerfeindlichen-und-rassistischen-vorfaellen-gestartet
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.07.2022 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49396

Im DLF sagt ein jüngerer deutscher Politologe mehrmals „die Lesart“ und spricht es [le:´zart], als ob es ein französisches Fremdwort wäre.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2022 um 06.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49388

Manche Zufälle sind schon ziemlich kraß. Gestern las ich bei Thackeray diese amüsante Stelle:

During all this excursion, she condescended to say civil things to him: she quoted Italian and French poetry to the poor bewildered lad, and persisted that he was a fine scholar, and was perfectly sure he would gain a gold medal, and be a Senior Wrangler.
"Haw, haw," laughed James, encouraged by these compliments; "Senior Wrangler, indeed; that’s at the other shop."
"What is the other shop, my dear child?" said the lady.
"Senior Wrangler’s at Cambridge, not Oxford," said the scholar, with a knowing air...


Eine Stunde später las ich bei Wikipedia, daß Ramsey 1923 in Cambridge Senior Wrangler, also Mathematik-Champion wurde. Von der Sache selbst hatte ich mein Lebtag nicht gehört, und nun gleich zweimal!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.07.2022 um 06.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49378

Nicht die Energieunternehmen, die sich unendlich mühsam gegen den Vogelschutz wehren müssen, sind für den Rückgang der Vögel verantwortlich, sondern die Landwirtschaft. Das ist aber für die Bürger nicht so leicht anschaulich zu machen. Ein wohlbestellter Acker sieht nicht so lebensfeindlich aus wie ein Windrad oder eine Hochspannungsleitung.

Wir gehen täglich an einem Kartoffelacker vorbei, der schon vor dem Aufgehen der ersten Pflanzen sehr streng irgendwie schwefelig nach einem neuartigen Mittel roch. Inzwischen sind die makellosen Pflanzen voll entwickelt, und noch immer ist kein einziges Unkraut zu sehen, mit Ausnahme des Ackerschachtelhalms, der dem Gift zu widerstehen scheint. Der Geruch ist immer noch da. Natürlich rechne ich nicht mit Kartoffelkäfern, und es gibt auch keine mehr. Auch die Furchen selbst werden seit kurzem mit einer neuartigen Technik gezogen, es sieht alles sehr akkurat und sauber und pflegeleicht aus. Von diesem Bauern werden wir keine Kartoffeln kaufen, von einem anderen aus ähnlichen Gründen keine Erdbeeren.

Man kann nicht viel ausrichten, aber ein bißchen Mitdenken hilft schon, übrigens auch bei Ärzten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.07.2022 um 06.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49368

Die Geschwindigkeit und Effizienz, mit der der Supreme Court seine von Trump und McConnell geschaffene konservative Mehrheit nutzt, um die USA in eine andere Richtung zu führen, ist erstaunlich. Innerhalb weniger Tage ergingen die Urteile zu Waffen, Abtreibung und Klimapolitik. Was kommt als nächstes? Vermutlich gleichgeschlechtliche Beziehungen und Religion. Das sind jedenfalls für Richter Clarence Thomas wichtige Themen. Auch Rassentrennung kommt in Betracht.

Beobachter weisen darauf hin, daß die verschärften Abtreibungsgesetze in Verbindung mit der Datenspeicherung und -verknüpfung vielen Frauen und Ärzten zum Verhängnis werden könnten. Sogar ein Taxifahrer, der eine Frau zu einer Abtreibungsklinik fährt, macht sich strafbar. Frauen wird empfohlen, ihre Menstruationskalender-App zu löschen. Was die Medienunternehmen nicht wissen, können und müssen sie nicht an die Behörden weitergeben.

Mancher denkt sich in seiner Herzenseinfalt: Was soll mit meinen Daten schon passieren? Das interessiert doch keinen! – Wir sehen, daß das nicht so bleiben muß. Die Kirchenbücher und die Ahnenforschung waren harmlos, bis die Nazis sie für ihre Fahndung nach jüdischem Blut nutzten. Am besten, man hinterläßt möglichst wenige Spuren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.07.2022 um 05.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49359

Wikipedia hat den neuesten Schlag gegen Rußland schon registriert (s. v. „Borschtsch“):

Die UN-Kulturorganisation Unesco hat die Kochkultur der Rote Beete-Suppe Borschtsch aus der Ukraine auf ihre Liste des zu schützenden Kulturerbes gesetzt. Grund sei eine Bedrohung durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, teilte das Unesco-Welterbekomitee am Freitag, 01.07.2022 mit.

Ist das die Wende in Putins Krieg?

Im gleichen Eintrag wird der multinationale Charakter der Suppe gezeigt. Es ist so lächerlich wie alle Ansprüche auf nationales Eigentum an Speisen. Nur der Panda kann Bambus für sich reklamieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.06.2022 um 06.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49327

Wenn ich so strolch durch den finsteren Tann, stelle ich immer wieder fest, daß ich mich gerade auf dem „Jakobsweg“ befinde (Hinweisschildchen mit Jakobsmuschel). Es gibt kein Entrinnen. Wikipedia zeigt ein dichtes Netz von Jakobswegen durch Deutschland und Europa. Im Gespräch mit Bekannten stellt sich oft heraus, daß sie schon auf dem Jakobsweg gewandert sind. Zum Glück behaupten die wenigsten, auf dem „Weg zu sich selbst“ gewesen zu sein, so daß ich nicht höflich nachfragen muß, was sie da gefunden haben. Sie waren einfach „mal weg“. In den Tourismus-Beilagen der Zeitung wird man aufgefordert, von einer Wellness-Oase zur anderen zu pilgern, auch dies psychologisch aufgedonnert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.06.2022 um 04.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49320

Der von Trump entsprechend besetzte Supreme Court erleichtert Waffenbesitz („Grundrecht“) und erschwert Abtreibung („kein Grundrecht“) und widerruft damit eine 50 Jahre alte Entscheidung. (Was noch einmal zeigt, daß die „Erkenntnisse“ der Richter davon abhängen, wer sie ernennt.) Eine weitere Polarisierung der Gesellschaft ist zu erwarten.

Auch bei uns leuchtet manchen ein, daß gegen die Bewaffnung der Bösen nur die Bewaffnung der Guten hilft. Die Erfahrung spricht dagegen – das Massenexperiment USA hat keine erfreulichen Zustände hervorgebracht. Man wird nun sehen, was die Ausweitung der gleichen Methode bringt.

Zuerst werden wohl die Schulen zu Hochsicherheitsbereichen ausgebaut. Ein einziger Polizist, in jeder Schule stationiert, wird nicht ausreichen. Die Bewaffnung der Lehrer wird schon länger gefordert, aber auch die älteren Schüler sollten bewaffnet sein. Es wird dann darauf ankommen, wer am schnellsten zieht. Die erschossenen Bürger könnten dann durch den zwar ungewollten, aber nicht abgetriebenen Nachwuchs ersetzt werden.

Mitch McConnell, vielleicht der mächtigste Mann in den USA, hat jahrzehntelang darauf hingearbeitet, den Obersten Gerichtshof so zu besetzen, wie es jetzt gelungen ist. Denn wer das Gericht in der Hand hat, braucht den Wähler nicht mehr. Viele nehmen an, daß die jüngsten Urteile erst der Anfang sind. McConnell konnte es sich daher leisten, Trump zu kritisieren, weil er weiß: Die Trumps kommen und gehen, die Richter bleiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.06.2022 um 12.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49310

In einer Kiste finde ich ein altes Jugendbuch: „Im Zauberreich des Südens“, hg. von Josef Viera. Es handelt sich um 5 zusammengebundene Hefte von 4 Verfassern, o. J., aber auf 1932 datierbar. Die Ich-Erzähler sind ständig in größter Not, erweisen sich aber als harte Kerle, die Wüstendurst und Taifun überstehen. Die Angeberei im Stil Karl Mays ist sehr dick aufgetragen. Man spürt den heißen Atem des Tigers bereits im Nacken, entkommt aber immer wieder. Die „Eingeborenen“, schöne Neger und fiese Schlitzaugen, werden durchweg aus der Sicht der Kolonialherren dargestellt. Auch sprachlich unerträglich klischeehafte Schundliteratur.

Der Schmöker läßt alte Erinnerungen aufsteigen. Was früher alles gelesen wurde! Und wie wehrlos wir als Kinder dagegen waren, von so etwas gefesselt zu sein...
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.06.2022 um 12.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49309

Einiges zu den mündlichen Zusagen von Kohl, Genscher, ... wird z. B. hier erwähnt: https://www.focus.de/politik/ausland/afdjkasdf_id_55569882.html

»Was sind "westlichen Garantien", wenn es nicht Verträge sind?«

Es sind halt mündliche Versprechen, denen Rußland naiverweise vertraut hat.

Auch der damalige NATO-Generalsekretär Manfred Wörner sprach am 17.5.90 in Brüssel von Garantien:

"Die Tatsache selbst, dass wir bereit sind, die NATO-Truppen außerhalb des Territoriums der Bundesrepublik nicht zu stationieren, gibt der Sowjetunion feste Sicherheitsgarantien."

Putin hat bereits am 10.2.07 auf der Münchner Sicherheitskonferenz angesichts der bis dahin erfolgten NATO-Osterweiterungen gefragt: "Und wo sind jetzt diese Garantien?"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.06.2022 um 03.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49304

Ich kann mich nicht mehr erinnern: Hat die Nato zugesagt, keine weiteren Mitglieder aufzunehmen?

Was heißt übrigens "in Rußland"? Die russische Propaganda ist mir bekannt.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 22.06.2022 um 00.16 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49303

Was sind "westlichen Garantien", wenn es nicht Verträge sind?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.06.2022 um 21.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49302

Es wird heute in Rußland als größter Fehler Gorbatschows angesehen, daß er die westlichen Garantien bzgl. NATO-Ostausdehnung nicht in Form von Verträgen abgesichert hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.06.2022 um 14.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49299

Putin-Sprecher: „Wir werden dem Westen nie wieder vertrauen“ (21.6.22)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.06.2022 um 06.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49297

Nils Minkmar bemüht sich um eine ausgewogene Darstellung des Falles Henri Nannen. Er klagt:
„Nun rächt es sich, dass die historische Aufklärung über den Nationalsozialismus, über den Zweiten Weltkrieg und den Massenmord an den europäischen Juden in diesem Land irgendwann einfach beendet wurde. Populär verständliche und gut erreichbare Darstellungen der Zeit, etwa in Fernsehserien wie Holocaust oder Kinofilmen wie Schindlers Liste sind viele Jahrzehnte alt.“ (SZ 21.6.22)

Minkmar schlägt also die Spielfilme der historischen Aufklärung zu. Ich bin anderer Meinung. Gerade die Verspielfilmung behindert die Aufklärung. Die „Beschäftigung“ mit dem Gegenstand wird dadurch völlig verändert (fiktionalisiert, ästhetisiert). Schaupielergesichter und -leistungen schieben sich vor die graue Wirklichkeit. Die möglicherweise starken Gefühle, die der Zuschauer erlebt, bevor die nächste Sendung beginnt, sind gut für die Quote oder das Einspielergebnis, aber sonst nichts wert.
Den Nannen-Preis sollte man in der Tat umbenennen, weil es hier um etwas Programmatisches geht. Aber den Namen auch aus unscheinbaren Texten wie dem Impressum usw. zu tilgen ist ein Rückfall in die atavistische Damnatio memoriae, immer mit dem Risiko einer „Wiederkehr des Verdrängten“.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.06.2022 um 15.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49288

Gerade wer die Dinge deutlich beim Namen nennt, wofür ich immer bin, ist am einfachsten zu widerlegen. Falls es eine Widerlegung gibt. Er hat keine Ausflüchte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.06.2022 um 15.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49287

Eine Ratte kommt auf die Terrasse, wo wir gerade essen, sucht ein wenig zwischen den Stuhlbeinen herum, dann im Gebüsch. Bei den Nachbarn war sie im Wohnzimmer, sie wirkt zutraulich wie ein entlaufenes Haustier. Hüben wie drüben reagieren die Frauen, wie es im Buche steht, während wir Männer das bildschöne Tier interessant finden. Zum Witzklischee gehört, daß die Frauen auf Stühle steigen, wenn eine Maus im Zimmer ist, und spitze Schreie ausstoßen. Männer bleiben cool.

In Indien habe ich einen Rattentempel besucht (nicht den berühmten in Deshnok), und die Ratte ist ja auch das „Reittier“ (vahana) Ganeshas, der wiederum im Volksglauben eine größere Rolle spielt als die bekannteren Götter. Auch in China ist die Ratte hoch angesehen.

Im DLF wird berichtet, daß man den Urspung der mittelalterlichen Pest durch Skelettanalysen an Pesttoten im heutigen Kirgistan (um Bischkek herum) festgemacht hat. Die heutigen Zoonosen gehen kaum von Ratten aus, insofern ist das Entsetzen nicht gerechtfertigt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.06.2022 um 15.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49286

Sie lassen es ja an Deutlichkeit nicht fehlen. Da gibt es für mich nichts weiter zu kommentieren.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.06.2022 um 14.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49284

"Beurteilung der Wahl Kemmerichs" ist aber ein allzu starker Euphemismus für Merkels Aufruf in ihrer Funktion als Kanzlerin, eine demokratisch und regelgerecht verlaufene Wahl rückgängig zu machen.
Eigentlich hätte sie dafür sofort zurück(ge)treten (werden) müssen, aber das Gefühl für Recht und Demokratie ist leider "Dem Deutschen Volke" weitgehend verlorengegangen.

Das ist schlimmer als Trumps Verhalten nach seiner Abwahl. Er hat wenigstens noch die Rechtmäßigkeit der Wahl bezweifelt, aber Merkel interessierte so etwas überhaupt nicht. Sie forderte einfach, noch dazu als Kanzlerin, eine ganz offenbar rechtmäßig verlaufene Wahl rückgängig zu machen! Wo gibt es sowas noch? Wo leben wir?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.06.2022 um 10.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49283

Das gebe ich gern zu, aber eben: "hinter den Kulisssen"! Wenn wir alles so betrachten, was hinter den Kulissen geschieht, dann waren auch die Absprachen, die zu Kemmerichs Wahl führten, von solcher Art und hatten nicht viel mit dem offiziellen Verfahren (vor den Kulissen) zu tun.

"Es muß alles demokratisch aussehen..."
 
 

Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 18.06.2022 um 09.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49281

Daß die „Aufforderung“ keinen Adressaten hatte, ist nicht richtig. Hinter den Kulissen wurde z.B. der FDP gedroht, Koalitionen mit ihr in anderen Bundesländern aufzulösen, wenn Kemmerich auf seinem Amt beharrt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.06.2022 um 09.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49280

Irgendwann ist dieser rein legalistische Standpunkt nicht mehr lustig, vor allem mit der Berufung auf die freie Gewissensentscheidung. Die Demokratie kann sich selbst aufgeben, wie seit der griechischen Antike bekannt. Man kann sich natürlich blind und taub stellen, als ob man nicht bemerkte, was für jeden auf der Hand lag.

Aber darum geht es mir hier nicht, sondern darum, ob die Meinungsäußerung der Kanzlerin ein Regierungshandeln war, das die Chancengleichheit der AfD einschränkte. Aufforderung an wen? Ich kann den Papst auffordern, den Zölibat aufzuheben – mangels Kompetenz bleibt das folgenlos. Die Kanzlerin konnte in ihrer Amtsfunktion gar nichts bewirken, was das Wahlergebnis betrifft. Die "Aufforderung" hatte sozusagen keinen Adressaten, muß daher als deutliche Mißbilligung verstanden werden, und dazu war die Kanzlerin meiner Ansicht nach berechtigt.

Aber ich will die Sache nicht weiter ausbreiten, wie es das Gericht und jene abweichende Richterin getan haben. Der Fall bleibt staatsrechtlich umstritten. Glücklicherweise geht es mit der AfD aus anderen Gründen bergab. Heute will mein Krauschwitzer Landsmann Chrupalla Chef werden.
 
 

Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 18.06.2022 um 08.54 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49279

Nach den gültigen deutschen Verfassungen ist jede Stimme eines Abgeordneten gleichwertig. Die geheime Wahl soll sicherstellen, daß er seinem Gewissen unbeeinträchtigt folgen kann. Stellt sich nach der Wahl heraus, daß das Ergebnis nur durch unerwünschte Stimmen zustande gekommen sein kann, dann ist Bedauern erlaubt, aber die Aufforderung, das rückgängig zu machen, eine Aufforderung zum Putsch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.06.2022 um 04.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49278

Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts gegen Merkel wegen ihrer Beurteilung der Wahl Kemmerichs ist falsch, weil die Bundesregierung keine politisch neutrale Behörde ist, sondern die Politik ihrer Partei bzw. ihrer Koalition macht; dafür ist sie gewählt worden. Die Kanzlerin kann und muß sich jederzeit und auch im Parlament gegen die Opposition äußern (und umgekehrt sowieso). Der Kampf gegen die Opposition ist keine Beeinträchtigung von deren Chancengleichheit. (Oft wird auch die Kritik an einer anderen Meinung als Eingriff in die Meinungsfreiheit mißdeutet.) Das Gericht verlangt anscheinend die Entpolitisierung der Regierung. Immerhin gab es drei abweichende Stimmen, darunter eine entschiedene Klarstellung durch eine Richterin, deren Ansicht ich teile.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.06.2022 um 03.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49257

Diese Sonderwelt der Posten und Pöstchen überzieht das Land mit einem Schleier, den man einstweilen nicht loswird. Angefangen hat es mit der Frauenbeauftragten, die inzwischen anders heißt, weil es keine Frauen gibt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.06.2022 um 22.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49255

Ferda Ataman wird wohl Antidiskriminierungsbeauftragte. Paßt hervorragend zu Sven Lehmann.

https://twitter.com/coolservativ/status/1537087320108720129
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.06.2022 um 20.44 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49253

Das hier wurde wohl inzwischen gelöscht:

https://pbs.twimg.com/media/FU-JbYpXoAAvAQu.jpg
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.06.2022 um 20.39 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49252

funk (ZDF & ARD) möchte unserer Jugend Vulgärsprache beibringen. Oder sich anbiedern? Zugriffszahlen steigern?

https://instagram.com/p/Ce0LS-CMXhQ
Oder hier:
https://pbs.twimg.com/media/FVRjLBiWYAAk2h2.jpg

(Eigentlich ein Video-Kanal,
https://funk.net/channel/aufgeklaert-12260)

Ein bißchen erinnert mich diese Herangehensweise an den Aufklärungsband "Zeig mal!" aus den Siebzigern. (https://de.wikipedia.org/wiki/Zeig_mal!) Das mehrfach ausgezeichnete Buch hat wahrscheinlich damals auch niemanden interessiert.

Wie auch immer, über funk generiert der öffentlich-rechtliche Rundfunk seinen ideologiekonformen Nachwuchs.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2022 um 04.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49247

Bei "Abschiebung nach Ruanda" mußte ich gleich an "Madagaskarplan" denken und an "wo der Pfeffer wächst". Gibt es das überhaupt? Herrscht da nicht der "Negerkönig"?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.06.2022 um 17.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49237

Zu den psychokinetischen Orangen (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30960) hier noch eine Parallele:

Sie schreibt sich selbst und allen Menschen hellseherische Fähigkeiten zu und erzählt von ihrer Erfahrung, wie ihr diese Fähigkeit dabei geholfen hat, trotz Ortsunkundigkeit den idealen Kartoffelpuffer in Kansas City zu finden. (Wikipedia über die verstorbene Bestsellerautorin Vera F. Birkenbihl; die Gemeinde lebt übrigens weiter: https://www.nachbirkenbihl-ev.de/)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.06.2022 um 10.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49234

Auf den Schulweg sind fein säuberlich die Parolen der Querdenker geschrieben: Masken weg! Freiheit! Nürnberger Kodex. Boris Reitschuster. Usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2022 um 05.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49225

In Supermärkten, Apotheken usw. trägt fast niemand mehr eine Maske. Dabei sind die Infektionszahlen für den Sommer immer noch sehr hoch. Wie dumm! Die Maske ist das einfachste und wirksamste Mittel gegen Corona. Ebenso dumm ist die in Deutschland besonders verbreitete Impfverweigerung.

Ausgewogenheit vom Feinsten: Gestern schrieb die Zeitung sehr schlau, man müsse sich nicht nur auf das Schlimmste vorbereiten, sondern auch auf das Beste. Wird gemacht!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.06.2022 um 06.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49179

Der Verkehrsminister (FDP) befürwortet Vorsorge wegen einer möglichen Coronawelle im Herbst, aber doch nicht schon jetzt, sondern erst wenn sie da ist, weil man dann genauere Daten hat.
Lindner (FDP) hat viele Wählerstimmen gewonnen, indem er immer wieder Vorsorge für die Zeit nach Corona forderte, also eigentlich die Rückkehr zur Normalität durch Beendigung aller Vorsorge. Nachsorge ist die beste Vorsorge oder so ähnlich. Ich verstehe gar nichts mehr.

Schluss mit den Lockdown-Fantasien! (welt.de 1.6.22)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 21.05.2022 um 23.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49136

Laut SPON hat die Türkei im Streit um einen NATO-Beitritt Schwedens von dem Land konkrete Schritte gegen »terroristische Gruppierungen« sowie das Ende eines Waffenembargos verlangt. Diese Forderungen habe Präsident Recep Tayyip Erdoğan der schwedischen Ministerpräsidentin Magdalena Andersson am Samstag genannt, teilte Erdoğans Büro mit. In dem Telefonat hatten beide Staats- und Regierungschefs unter anderem Schwedens Antrag auf Beitritt zur Nato diskutiert, den die Türkei zunächst blockiert hatte. (spiegel.de, 21.5.22)

Er ist Staatschef, sie ist Regierungschefin. Damit gehören beide der Kategorie »Staats- und Regierungschefs« an, aber sie sind nicht beide Staats- und Regierungschef.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.05.2022 um 08.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49133

Die SZ enthüllt wieder mal Henri Nannen („Denkmalsturz“ von Christian Mayer). Im Krieg hat seine Propagandaeinheit „mit Granaten“ (!) Flugblätter auf die Seite des Gegners geschossen. Was er nach dem Krieg geleistet hat, ist bekannt genug. Allerdings besaß er auch eine „viel zu teure Yacht“. Ich weiß nicht, was eine Yacht kosten darf. Die Kunst, die er sammelte, war anscheinend in den Augen des wackeren Nachgeborenen nicht zu teuer. „Seine Verdienste sind unbestritten.“ Aber: „Vom Sockel geholt gehört er trotzdem.“ Von welchem Sockel?
 
 

Kommentar von , verfaßt am 16.05.2022 um 05.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49117


 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.05.2022 um 11.44 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49111

Neuer Studiengang "Beratung im Kontext Rechtsextremismus"

https://uni-marburg.de/de/fb21/studium/studiengaenge/m-a-beratung-im-kontext-rechtsextremismus
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.05.2022 um 06.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49108

Ganz am Rande lese ich, daß die ukrainische Band beim europäischen Schlagerwettbewerb – wie in den Medien vorausgesehen – gewonnen hat, obwohl sie eigentlich hätte disqualifiziert werden müssen. "Deutschland", das bei Waffenlieferungen an die Ukraine als zu zögerlich gilt, belegt den letzten Platz. Rußland durfte gar nicht erst teilnehmen.

Es erinnert mich an die Transparente der Armenier auf der Tribüne des Bundestags: eigentlich verboten, aber ...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.05.2022 um 03.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49103

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48748

Deniz Yücel hat die Kampfabstimmung zwar knapp gewonnen, ist aber trotzdem zurück- und auch gleich ausgetreten.

»Ich möchte nicht Präsident dieser Bratwurstbude sein«, sagte Yücel am Freitag bei der Mitgliederversammlung in Gotha. Zugleich erklärte der Publizist seinen Austritt aus der Schriftstellervereinigung. – In einem langen Twitter-Thread begründete Yücel im Anschluss seinen Schritt. So habe er »das Gejohle«, das die geglückte Abberufung seines Vorstandskollegen Joachim Helfer begleitet habe, als »abstoßend« empfunden. »Wir mussten heute feststellen, dass unsere Versuche, den deutschen PEN zu einer modernen NGO zu machen und ihm in zeitgemäßer Form seine alten Relevanz als Intellektuellenvereinigung zurückzugeben, von einer Mehrheit nicht gewollt ist«, schrieb Yücel. Der heutige PEN werde dominiert von »Spießern und Wichtigtuern Ü70«. (Spiegel 13.5.22, korrigiert)

Ich muß hier etwas nachsichtig sein, weil ich selbst ja auch eine Zeitlang Mitglied war (nachdem ich im Auftrag des PEN in Karlsruhe aufgetreten war), ohne mir viel Gedanken über den Verein zu machen – das kam erst später. Jeder macht mal eine Dummheit. Aber Yücels Tiraden hinterlassen trotzdem einen Nachgeschmack.

(Daß ausgerechnet Lutz Götze heute den PEN im Rechtschreibrat vertritt, zeigt nebenbei, wie weit es mit dem PEN gekommen ist. Wenn es noch einmal zu einer Veranstaltung in Karlsruhe käme, würde er die Rechtschreibreform verteidigen, an der er so gut verdient hat.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.05.2022 um 05.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49100

„Ich sehe eine Splitterpartei, nämlich die Grünen, die der Gesellschaft ihre Weltsicht aufzwingen.“ (Uwe Tellkamp im Interview der SZ, 12.5.22) Über das Aufzwingen kann man diskutieren, aber „Splitterpartei“ ist Wunschdenken und polemischer Overkill. Die Grünen sind offensichtlich keine Splitterpartei. Klein zu sein würde sie auch nicht ohne weiteres ins Unrecht setzen. Übrigens: „Die FDP denkt genau so wie die AfD über Identitätspolitik, aber sie weiß, was ihr blüht, wenn sie es wagt, sich so zu äußern.“ Eine interessante Diagnose. Er hätte auch noch die Corona-Politik erwähnen können, wo beide Parteien die gleiche "Freiheit" verteidigen. - Tellkamp selbst gehört natürlich auch zu den Verfolgten: Die Antifa überklebt die Plakate für seine Lesungen, und: „Ich muss mich rechtfertigen dafür, dass ich Deutscher bin, dass ich es wage, mich auf Goethe zu beziehen.“ Wehleidiger geht es nicht. Er kann austeilen, aber nicht einstecken. Aber auch davon kann man gut leben. Die Zeitung widmet ihm immerhin eine Doppelseite, und dabei wird es nicht bleiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2022 um 06.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49079

Es kann doch nicht sein, daß neben der CDU auch die verhaßten Grünen in SH zugelegt haben, und zwar kräftig! Bei „Tichy“ stellt ein Rechter fest, daß die Grünen ihr Ziel nicht erreicht haben. Ich weiß nicht, was das Ziel war, aber eine „Klatsche für die Ampel“ (also auf Bundesebene, denn in SH gab es ja keine) sieht anders aus. Das schlechte Abschneiden der AfD kommentiert er nicht. Meiner Ansicht nach ist die Umkehrung des Trends (zum erstenmal scheidet die AfD aus einem Parlament wieder aus) besonders wichtig.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.05.2022 um 13.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49049

Für mich ist ja "w/m/d" sowieso schon in der generischen Form enthalten. Aber ich dachte immer, zumindest mit "*in" sei dann auch für die militantesten Genderer und Geschlechtsverdreher "w/m/d" bereits enthalten? Wie man aber sieht, kann es für diese nie genug Hinweise auf sexuelle Vorlieben geben. Wir sollten doch für Menschen, die nur leichter Sprache mächtig sind, zum besseren Verständnis noch verschiedene pornographische Fotos beifügen!
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 03.05.2022 um 12.04 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49048

LGBTIQ* in der KITA

https://twitter.com/_homoduplex/status/1521139176346902532
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 30.04.2022 um 21.44 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49037

Interessantes Interview zur geplanten Änderung des Transsexuellengesetzes.
https://taz.de/Ich-weiss-nicht-was-mit-Transidentitaet-gemeint-sein-soll/!5845336/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.04.2022 um 07.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48979

Ich dachte aufgrund meiner Migrationsbiographie (ich bin keine Franke, sondern Hesse) lange Zeit, daß das benachbarte Forchheim (Gott steh mir bei!) seine berühmte Festungsanlage erst um der autogerechten Stadt willen großenteils geschleift habe, aber in Wirklichkeit wurde das Zerstörungswerk schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts sowie nach dem Ersten Weltkrieg vollbracht. Zwar haben die Stadtplaner vielerorts beseitigt, was nach dem Bombenkrieg noch übrig war, aber von Forchheim hätte man wohl doch die Finger gelassen. Die Reste sind immer noch sehenswert.

Ich wollte das festhalten, weil es ein Hinweis auf den faszinierenden Wandel des Zeitgeistes ist: Das Interesse am Bewahren alter Bauwerke war selbst nach der Romantik nicht stark genug, um die Bürger von Vernichtung oder Zweitverwertung dessen abzuhalten, was heute die Touristen anzieht:

Im Zuge der Säkularisation des Hochstifts Bamberg kam auch die Festung zu Kurbayern, das 1806 zum Königreich erhoben wurde. Die Festungseigenschaft wurde 1838 von der Armee aufgehoben, die Wehranlagen waren entbehrlich geworden. 1875 erwarb die Stadt einen Großteil der Festungsanlagen und verpflichtete sich zu deren Abriss. Noch nach dem Ersten Weltkrieg verschwanden Teile des Ensembles. Aus dem Abbruchmaterial entstanden etwa das städtische Gymnasium und die Kirche in Hallerndorf. Die Gräben der Werke im Norden und Nordosten konnten jedoch zu einer weitläufigen Parkanlage umgestaltet werden, die von der Bevölkerung als Naherholungsgebiet genutzt wird. (Wikipedia über Festung Forchheim)

Man ist ein bißchen fassungslos. So wie oft auf Reisen oder wenn wir nach 50 Jahren an Orte zurückkommen, wo es einmal schön war.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.04.2022 um 07.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48970

Eigentlich muß man die Pharma-Industrie bewundern: Sie hat es geschafft, praktisch alle Regierungen der Welt zur Bekämpfung einer Seuche zu überreden, die es gar nicht gibt. Natürlich mußten andere „überstaatliche Mächte“ (wie man früher sagte) mithelfen. Um diese gigantische Verschwörung der „Eliten“ zu durchschauen, braucht es wirklich unabhängige, nur der Wahrheit verpflichtete Medien:

Die größte Fehlleistung der Medizin der Neuzeit ++ Gespräch mit dem Heidelberger Arzt Dr. Gunter Frank über das einmalige Großexperiment Corona und wie damit umgehen ++ Wie sehen die Corona-Bilanzen der Länder aus, die Lockdowns veranstaltet haben, und wie jene, die keine gemacht haben ++ Welche sind besser gefahren? ++ Wenn dem Arzt der Atem stockt: Die schrecklichen Folgen der „Impfungen“ ++ (Tichy 20.4.22)

Gunter Frank hat auch ein Buch geschrieben: Der Staatsvirus.

Ich lebe zwar noch, aber wer weiß wie lange? Jetzt haben sie schon viermal versucht, mich totzuimpfen. Meine Frau weiß nicht, ob sie meinen Zusammenbruch noch erlebt, denn sie ist selbst geboostert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.04.2022 um 07.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48969

Nicht daß ich wüßte. Aber vielleicht können Sie selbst ein wenig skizzieren, was Sie meinen?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.04.2022 um 15.37 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48957

Gibt es hier einen Thread über Mimik? Mir fällt manchmal auf, daß manche Leute, die erlittene Benachteiligungen thematisieren, eine irgendwie unpassende Mimik "aufsetzen".

https://youtube.com/watch?v=ZZqNHMuSGEQ
https://youtube.com/watch?v=bYLzwVwS3dk
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.04.2022 um 11.47 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48956

Was wäre die Alternative zur gelebten Freiheit?

Es gibt so einige Dinge, über die man nicht gerne spricht. Zum Beispiel, daß Leute, die noch weit übers Rentenalter hinaus leben, von anderen – oft Ungebildeten – finanziert werden müssen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.04.2022 um 05.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48955

Doch, das gibt es schon, man muß Stichwörter wie "Ökologie des Krieges" oder so ähnlich eingeben.

Zu meinem letzten Punkt: Es gibt einen statistischen Zusammenhang, über den man nicht gern spricht: Gebildete Menschen (gemessen am Schulabschluß) rauchen seltener, ernähren sich gesünder, achten auch sonst auf ihre Gesundheit, verdienen mehr Geld, leben länger - und tragen Maske...

"Aber ich kenne jemanden... Aber mein Großvater..." Schon recht, aber hier geht es um Statistik.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 17.04.2022 um 20.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48953

Moderne Kampfjets verbrauchen bis zu 6000 Liter Kerosin in der Stunde, Panzer locker 500 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Rechnet eigentlich jemand den ökologischen Fußabdruck von Kriegen aus?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.04.2022 um 05.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48949

In einem Leserbrief an die SZ legt ein Pilot (Airbus, Boeing) dar, wie der Staat das klimaschädliche Fliegen steuerlich subventioniert. Man kann für 269,99 Euro auf die Malediven fliegen und verbraucht dabei 640 Liter Kerosin.

Im Supermarkt tragen fast alle Kunden weiterhin Maske. Ein Pärchen ohne Maske legt für die Osterfeiertage eine Großpackung „Rauchen ist tödlich“ aufs Band. Gelebte Freiheit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.04.2022 um 05.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48948

Eine Verschwörungstheorie geht so: Die Pharmafirmen wollen unbedingt ihren Impfstoff loswerden. Es ist ihnen gelungen, weltweit sämtliche Regierungen für diesen Zweck einzuspannen. Daher die Impfkampagnen, die Repressalien, die Einschränkungen der Grundrechte, die bestellten Zeitungsartikel usw. – Es ist gigantisch! Nur ganz wenige durchschauen den Humbug.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.04.2022 um 10.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48928

Denkt ihr, dass Jennifer noch mehr über ihr Baby preisgeben wird?

- Nein, ich glaube, sie bleibt dabei und hält das privat.
- Ja, früher oder später verrät sie bestimmt mehr.


Ich weiß einfach nicht, was ich ankreuzen soll. Diese interaktiven Websites machen mich noch wahnsinnig.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 11.04.2022 um 10.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48898

Ob die Impfpflicht ohnehin ein Jahr zu spät käme, wenn sie jetzt eingeführt würde, wissen wir frühestens im nächsten Winter.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.04.2022 um 04.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48897

Nach Impfpflicht-Aus: Zehntausende Spaziergänger feiern ihren Sieg

Mit Recht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2022 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48891

Die Luft ist klar... In Wirklichkeit blicke ich durch eine Wolke von Viren, Bakterien, Pollen, Sporen, Staub. Bakterien stellen mehr als 50 % der Biomasse, dann folgen andere Kleinstlebewesen, Phytoplankton...Viren werden nicht zur Biomasse gezählt, aber wie hoch wäre ihr Anteil? Die Gesamtmenge aller Corona-Viren soll in der Größenordnung einiger Kilogramm liegen, vielleicht auch weniger. Viren sind eben eigentlich nur Moleküle.
„Wir sind schlecht dafür ausgestattet, das sehr Kleine und sehr Große zu begreifen – Dinge, deren Dauer in Pikosekunden und Gigajahren gemessen wird.“ (Richard Dawkins)
(Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1589#43492 usw.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.04.2022 um 01.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48889

Ja, bei Umfragen läuft es halt ein bißchen anders als im Parlament. Die Bevölkerung fragt man sinngemäß direkt und ganz einfach: Sind Sie für oder gegen die Impfpflicht?

Aber im Bundestag wird gefragt: Stimmen Sie für oder gegen den Antrag der Fraktion XYZ? Da kommen dann halt die üblichen Kabalen und Ränke ins Spiel. Würde dort genauso gefragt wie in der Bevölkerungsumfrage, dann gäbe es jetzt vielleicht eine Impfpflicht.

Dazu kommen verschiedene andere Probleme. Eine tagesaktuelle Umfrage zur Impfpflicht habe ich nicht gefunden, dafür aber die Tendenz, daß die Zustimmung immer weiter abnahm. 2/3 wie noch Ende voriges Jahr ist vorbei. Im März lag die Zustimmung laut Allensbach nur noch bei 51%, inzwischen haben wir Mitte April ...
So halte ich es durchaus für plausibel, daß die Anteile von Pro und Kontra wie zuletzt im Bundestag auch etwa der aktuellen Stimmung im Volk entsprechen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.04.2022 um 19.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48888

Nochmal zur Frage Impfpflicht und Demokratie: Die diesbezügliche Debatte wurde ja gerade wegen der anstehenden Bundestagswahl hinausgeschoben. Man war sich des Wohlwollens der Bevölkerung also nicht sicher.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.04.2022 um 19.24 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48886

Wenn eine Impfpflicht inzwischen nutzlos ist, warum ist dann die Seuchenpolitik "ein weiteres mal" gescheitert?

Vor einen Jahr konnte man übrigens noch nicht wissen, daß
- die allgemeine Impfbereitschaft so gering ist
- Astra Zeneca Probleme bereitet
- die Wirkung bei der indischen Variante nicht so gut wie erhofft ist
- die ursprünglich angepeilte Durchimpfungrate zu gering ist
- die Anpassung an Varianten schwierig werden würde.

Teilweise wurde darüber nachgedacht, ob das Spenden von Impfstoff in andere Länder nicht sinnvoller wäre. Ist Deutschland so wichtig in einer globalen Pandemie?

Im nachhinein ist es leicht, von einem Versagen der Politik zu sprechen. Die Probleme damals waren einfach ganz andere. Etwa die Organisation von Impfterminen, insbesondere auch die Beschaffung ausreichender Impfstoffmengen. Man kann nicht immer alle Entwicklungen vorhersehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.04.2022 um 14.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48884

Und zu Ihnen, lieber Herr Fleischhauer: Nein, ich glaube auch nicht, daß eine Impfpflicht jetzt noch einigermaßen flächendeckend durchsetzbar wäre. Vor einem Jahr, wie gesagt, war die Lage günstiger. Impfpflicht ist schließlich nichts so unerhört Neues.

Vom Bundestag habe ich keine andere Entscheidung erwartet, aber sie wäre auch ziemlich folgenlos geblieben, weil dann eben die Durchsetzung gescheitert wäre.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.04.2022 um 14.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48883

Lieber Herr Riemer, diesen Schluß habe ich ja auch nicht gezogen, sondern das Geimpftsein ausdrücklich als zusätzlichen Hinweis angeführt. Die Befürwortung hat sich bei mehreren Umfragen (z. B. Forsa) ergeben und stand immer wieder in der Zeitung.

Ich meine auch nicht, daß das Parlament immer den Umfragen folgen müsse, sondern wollte nur die These anzweifeln, daß sich in der Abstimmung endlich die wahre Demokratie bewährt habe. Dazu waren die Spielchen der Fraktionen zu durchsichtig.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.04.2022 um 11.17 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48882

Gab es eigentlich schon mal eine Schätzung, wie weit man die sogenannte Impflücke durch eine Impfpflicht schließen könnte? So eine Art Kosten-Nutzen-Rechnung? Oder geht man einfach davon aus, daß nach Einführung einer Impfpflicht die Durchimpfungsquote auf 100% steigt?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.04.2022 um 09.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48881

"In Wirklichkeit ist die große Mehrheit der Bevölkerung für die Impfpflicht und hat sich ja auch längst selbst impfen lassen."

Man kann das Impfen für gut befinden und sich impfen lassen, ohne für eine Impfpflicht zu sein.

Man kann die Impfung sogar für schlecht oder unnötig halten und sich trotzdem impfen lassen. Denn wir hatten ja de facto schon eine Art Impfpflicht. Ohne Impfung war man von großen Teilen des gesellschaftlichen Lebens ausgeschlossen.

Aufgrund beider Umstände ist es unmöglich, von der Zahl der durchgeführten Impfungen auf die Befürwortung der Impfpflicht zu schließen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.04.2022 um 03.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48877

Der Seuchenschutz ist im Bundestag ein weiteres Mal gescheitert. Grenzenloser Jubel bei den Rechten. Sie feiern die Abstimmung über die Impfpflicht als „Sternstunde des Parlaments“ (Tichy). In Wirklichkeit ist die große Mehrheit der Bevölkerung für die Impfpflicht und hat sich ja auch längst selbst impfen lassen.
Die AfD verbucht das Abstimmungsergebnis als Erfolg für sich. Ohne ihre Gegenstimmen wäre die Impfpflicht zur Realität geworden, erklärte Fraktionschefin Weidel, da der Ampel nur rund 40 Stimmen für eine Mehrheit gefehlt hätten. Das sei „Erfolg für die Freiheit“, den auch die AfD möglich gemacht habe. (DLF)
Das stimmt. Ohne die AfD hätte die FDP ihr Ziel nicht durchsetzen können.
Das Thema ist von der vorigen Regierung verschlampt und inzwischen so zerredet und zum Instrument taktischer Spiele worden, daß die Impfpflicht nicht eingeführt werden kann; sie käme ohnehin ein Jahr zu spät.
Die Union hat die Abstimmung benutzt, um der Koalition eine Niederlage zu bereiten. Ob das klug von Merz war, werden die nächsten Wahlen zeigen.
Gleichzeitig wird der Maskenzwang aufgehoben. Alles zusammen soll „Freiheit“ bringen. So kann man das Regierungsversagen auch nennen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 06.04.2022 um 13.48 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48865

"Infantilisierung des politischen Diskurses zündet nächste Stufe."

https://twitter.com/_homoduplex/status/1511656020124258311

https://youtube.com/watch?v=mg-9-NvKkVQ
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2022 um 04.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48838

Man könnte von einer Kompartmentalisierung des täglichen Lebens sprechen: Arbeitsplatz, Familie, Kirche erwarten und verlangen (steuern) jeweils verschiedene Redeweisen und damit verbundene Praktiken und auch sogenannte Meinungen.
Die Konsistenzforderung stellt sich normalerweise nicht. Der Physiker in der Kirche, der Arzt und die Globuli, und so auch in der Corona-Pandemie, sogar in der Klimapolitik.
Multiple Persönlichkeit ist der Normalfall. In besonderen Situationen kommt es zutage und stört manchmal die Beziehungen. Man fragt sich dann: „Wer hätte das von ihm gedacht!“
Darauf beruht ja das Gebot, in gesellschaftlicher Konversation weder über Religion noch Politik zu sprechen. Es würde meistens zu Unfrieden führen.
Wenn ich beiläufig erwähne, daß ich geimpft und zweifach geboostert bin, bemerke ich auf diesem oder jenem Gesicht eine gewisse Erstarrung und ein Verstummen und weiß Bescheid.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.03.2022 um 07.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48819

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45545

Weil ich morgen wieder unseren Familien-Aprilscherz anbringen muß, hier noch ein Nachtrag:

Du blutest ja!

wird mit progredienter Intonation gesprochen, was ebenfalls andeutet, daß eine Erklärung gefordert wird. Dagegen:

Du kannst nicht mitkommen, du blutest ja..

mit fallender Intonation. Das erinnert an einen bekannten Umstand und steht anstelle eines Kausalsatzes.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 30.03.2022 um 11.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48810

Rußland muß seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine sofort einstellen, hat der Internationale Gerichtshof in Den Haag angeordnet, die Gewalt müsse sofort enden. Klar muß der Krieg aufhören, der Ansicht sind wir alle, aber wenn er es wirklich müßte, hätte er es schon getan.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 30.03.2022 um 11.30 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48809

Folgt der Wissenschaft!
https://rki.de/DE/Content/InfAZ/H/HIVAIDS/Studien/TASG.html

Ein paar Screenshots aus dem RKI-Fragebogen auf Twitter:
https://twitter.com/Ruebenhorst/status/1508778506444058631
https://twitter.com/stephan_eckner/status/1508789417271607308
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.03.2022 um 18.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48806

„Der will uns alle umbringen.“ (Querdenker über Lauterbach, der einen zweiten Booster für Ältere empfiehlt.)
Das glaube ich nicht, habe mir heute den zweiten Booster abgeholt. Mir nach!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.03.2022 um 18.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48804

I think the most joyous thing in life is to loaf around and watch another bloke do a job of work. Look how popular are the men who dig up London with electric drills. Duke’s son, cook’s son, son of a hundred kings, people will stand there for hours on end, ear drums splitting. Why? Simply for the pleasure of being idle while watching other people work. (Peter Wimsey bei Dorothy Sayers: The five red herrings)

Schön gesagt. Aber: Irre ich mich, oder war das früher häufiger zu beobachten als heute? Ist alles hektischer geworden, und sind vielleicht die technischen Arbeiten nicht mehr so reizvoll? Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt Männer (Frauen kamen nie in Frage) durch ein Loch im Bauzaun habe peepen sehen. Aber auch die Bretterwände mit den Astlöchern gibt es ja kaum noch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.03.2022 um 07.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48780

Zu dem schönen Bild „auf den Schultern von Riesen“, dem Merton seine bekannte Abhandlung gewidmet hat, gibt es eine skurrile Variante. Der Arbeiterdichter Heinrich Lersch glaubte sich dafür rechtfertigen zu müssen, daß er zeitweise (anscheinend recht dürftig) auf Capri lebte: „Ich stehe hier auf den Schultern meiner Arbeitskameraden, damit ich weiter sehen kann als sie und ich ihnen sagen kann, was ich sehe." (Das habe ich vor 50 Jahren mal bei ihm gelesen und hätte es nicht so leicht wiedergefunden, wenn es Google nicht gäbe.) Hierher gehört die verbreitete Schmähung der Salonkommunisten, der Toskana-Fraktion usw.

Aber das ursprüngliche Bild, das vor allem durch Newton bekannt wurde, ist eigentlich sehr schön, und ich denke oft daran, wenn ich mich mit Wissenschafts- und Technikgeschichte beschäftige. „How extremely stupid...“ – diesen Ausruf Thomas Huxleys habe ich schon zitiert. Es gibt Erkenntnisse, für die einem bloß die Schuppen von den Augen fallen müssen („Ach ja!“), zum Beispiel lag die Sprachverwandtschaft den Menschen jederzeit vor Augen, so daß schon die alten Griechen die Indogermanistik hätten entwickeln können, ähnlich auch die Evolutionslehre; und es gibt andere („Ach so!“), für die man Geräte braucht, z. B. Mikroskop und Fernrohr; auch eine weitgehende gesellschaftliche Arbeitsteilung und Spezialistentum.

Außer den Riesen, auf deren Schultern wir stehen, gab und gibt es aber die riesige Schar von Zwergen, ohne die es auch nicht geht. Das im vorigen Eintrag – pars pro toto natürlich – erwähnte Käsebrot wurde nicht von Riesen erfunden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.03.2022 um 07.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48779

Eine sehr kurze Geschichte der Menschheit:

Früher sammelten wir, was in der Natur vorkam. Die Sprache half uns, das Eßbare vom Giftigen zu unterscheiden, so daß wir nicht jede Erfahrung (die unsere letzte hätte sein können) selbst machen mußten. Das ging lang gut, aber anscheinend nicht gut genug. Heute zerkleinern wir die Früchte von Gras, lassen sie durch Pilze und Bakterien zersetzen, erhitzen das Ergebnis in Backöfen, schneiden es in Scheiben und belegen es mit verdorbener Milch – fertig ist das Käsebrot. Darauf muß man erst mal kommen! Es hat Jahrtausende gedauert und nicht überall stattgefunden.
 
 

Kommentar von , verfaßt am 26.03.2022 um 16.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48775


 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 24.03.2022 um 21.13 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48764

Radikalenerlaß, diesmal mit Beweislastumkehr.
ab 52:10
https://youtube.com/watch?v=OCX56vAUmkU&t=52m09s
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 22.03.2022 um 10.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48756

Sooft in den Medien nun schon Ukrainer zu Wort gekommen sind – ich habe nie einen von der Ukra-ina reden hören. Die Betonung liegt zwar meist (nicht immer deutlich) auf dem i, aber einen Glottisschlag höre ich nicht. Den tragen die deutschen Moderatoren und Kommentatoren dafür umso gewissenhafter vor. Man will es besonders richtig machen. Wenn sich in Griechenland einer beim Sirtaki das Bein bricht, ist es einer von uns.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.03.2022 um 07.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48755

Was die Ärzte betrifft, so macht man mit ihnen gewiß verschiedene Erfahrungen, aber nach 35 Jahren Erlangen, wo die ganze Familie immer wieder mal mit dem Uniklinikum zu tun hatte, eine – dort auch schon geborene – Tochter auch als Angestellte, sind wir froh, hier doch sehr gut versorgt zu sein. Gerade ist die Klinik noch unter die 100 besten der Welt (!) geschlüpft, wenn auch nur auf Platz 99. Auch über die niedergelassenen Ärzte können wir nicht klagen. (Die Hälfte der Familie ist privat versichert, die andere gesetzlich – behandelt werden wir alle gleich.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.03.2022 um 07.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48754

Aldenhoff über sich selbst:
„Seit 2004 leitete ich das Pilotprojekt einer universitären gGmbH, mit wirtschaftlichem wie inhaltlichem Gewinn, aber auch der klaren Erkenntnis, dass der Sinn der Medizin in der Behandlung, Erforschung und – mit Glück – Heilung menschlicher Krankheiten liegt und definitiv nicht im Geldverdienen oder in der Erfüllung von Anforderungskatalogen von Verwaltungen. Da ich mich mit dieser Auffassung in einer Minderheitenposition befand, bin ich im April 2012 in den vorzeitigen Ruhestand gegangen.“
Das ist gegenüber den Kollegen nicht gerade nett.

Früher hat er mit uns Männern abgerechnet und in der ZEIT geraten:
„Benennen, aussprechen, klären, dass Sie nicht dazugehören – und vielleicht auf die andere Straßenseite gehen, wenn Ihnen auf einer einsamen Straße eine Joggerin entgegenkommt.“
Mir kommen bei meiner morgendlichen Waldwanderung mehrere einsame Joggerinnen entgegen, denen ich „auf den Arsch hauen“ (Aldenhoff) könnte. Abstand halten wir wg. Corona, auch wenn nicht viel Platz ist; außerdem grüßen wir einander. Ich kenne keinen Mann, dem ich so etwas zutrauen würde, aber natürlich kommt es vor. Soll man auch um Kinder einen großen Bogen machen, weil so viele mißbraucht werden? Wohin soll das führen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.03.2022 um 16.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48751

Durch Geschäfte mit Rußland haben wir bekanntlich Putins Krieg finanziert (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48656). Nun kommen wir, wie ein besonders verrückter (aber sehr christlicher) Tichy-Autor erkannt hat, vom Regen in die Traufe: „Katar: Statt Putins Krieg finanzieren wir jetzt den Islamischen Terror“. Man darf eben mit niemandem Geschäfte machen, sondern nur still seinen Hausgarten bewirtschaften. – Bei Tichy las ich kürzlich auch, wie empörend es ist, daß viele Schulkinder ihre Maske aufbehalten, obwohl sie es nicht mehr müssen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.03.2022 um 06.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48749

Die SZ erklärt, „warum Ukrainerinnen und Ukrainer fordern, die Schreibweise ihrer Städtenamen zu ändern“. Sogar „sehr viele“ sollen es sein, obwohl die Zeitung sie nicht gezählt hat, sondern nur wenige Wortführer kennt und zitiert. Der Feldzug gegen die russische Sprache verheißt nichts Gutes für die wirklich „sehr vielen“ Russischsprachigen in der Ukraine und anderswo. Außerdem untergräbt er das Wohlwollen der Deutschen. Wir ahnen gerade noch, daß Charkiw Charkow ist, aber schon Lwiw statt, nun ja, Lemberg wirkt krampfig. Wie die SZ sieht, ist kein Ende abzusehen (Milano usw.), wenn man dieses Faß erst mal aufmacht. Wie steht es mit kyrillischen Buchstaben? Chinesisch? Die Wichtigtuerinnen und Wichtigtuer sind schlecht beraten. Der patriotische Furor hat Züge des kollektiven Wahnsinns. Das war in Kriegszeiten schon immer so (French fries usw.) und hat nie etwas Gutes bewirkt.

Der HRK-Präsident Alt will alle Kooperationen zwischen deutschen und russischen Universitäten aussetzen. Das wird Putin mächtig beeindrucken, aber wenn Humpty Dumpty mal runtergefallen ist, wird es schwer sein, ihn wiederherzustellen.
Sollte man nicht auch auf die Sojus-Kapseln verzichten? „Opfer müssen gebracht werden“ (Flugpionier Lilienthal).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.03.2022 um 05.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48748

PEN-Präsident Yücel und fünf seiner Vorgänger streiten über zulässige und unzulässige Äußerungen zum Ukraine-Krieg. Mäßig unterhaltsam. Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Aber wozu gibt es den PEN?

Wenn ein Verein einen Vorsitzenden haben möchte, der keine eigene Meinung hat, dann sollte er einen solchen wählen, statt bei der ersten besten Gelegenheit seinen "Rücktritt" zu fordern. Damit watscht man sich ja nur selbst ab.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.03.2022 um 16.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48739

As Chesterton is supposed to have said, “you cannot argue a man out of a position that he didn´t argue himself into.”

Wie wahr das ist, habe ich in den letzten zwei, drei Jahren besonders stark emnpfunden.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.03.2022 um 13.56 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48728

Ich habe gerade einen Youtube-Kanal entdeckt, der hier vielleicht auf Interesse stößt. Betreiber ist Andrej Pfeiffer-Perkuhn, gelernter Schlosser, Baustoffhändler sowie Kulturwissenschaftler, der sich auf Rollenspiel (LARP) und Darstellung historischer Lebenswelten (Living History) verlegt hat. Er zerpflückt auf seinem Kanal Dokumentationen aus der Terra-X-Reihe oder macht zu ausgewählten Themen umfangreichere Einführungen.
https://youtube.com/c/Geschichtsfenster/videos

Einen passenden Thread habe ich auf die Schnelle nicht gefunden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.03.2022 um 06.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48712

Wir wollen weder durch Seuchen noch durch Kriege inkommodiert werden (Masken, Benzinpreise). Dafür sorgt die FDP.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.03.2022 um 16.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48705

Supermärkte nehmen russische Produkte aus den Regalen. Viel ist es ja nicht: Wodka...
Nur bei besonderen Gelegenheiten merkt man, daß ein so großes und nicht allzu weit entferntes Land eigentlich nicht viel zu bieten hat – außer Rohstoffen, auf denen es zufällig sitzt oder die mit wenig Kunst in großen Mengen angebaut werden können, wenn man das Ackerland hat (Weizen, Sonnenblumenkerne).
Den Russischen Zupfkuchen (in Rußland "Deutscher Quarkkuchen" genannt, was seiner wirklichen Herkunft näherkommen dürfte) wollen wir weiterhin essen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.03.2022 um 04.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48696

Die FDP-geführte Bundesregierung steht zu ihrem Wort: Alle Maßnahmen zur Seuchenbekämpfung werden zum Stichtag aufgehoben – unabhängig von den Umständen, die vor einem halben Jahr noch nicht abzusehen waren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.03.2022 um 16.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48691

Er folgt errötend ihren Spuren.

Nein, lieber Schiller. Jeder von uns ist schon mal den Spuren eines Mädchens gefolgt, aber dabei sind wir noch nicht rot geworden, sondern erst wenn wir ihr tatsächlich gegenüberstanden. Goethe verstand mehr von Erotik, Schiller hat sie sich wieder mal nur ausgedacht.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 10.03.2022 um 11.48 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48689

Ich möchte mal eine steile These in den Raum stellen: Wenn wir die Welt retten wollen, brauchen wir in der Wissenschaft, in den Medien und an allen Schaltstellen der Macht eine Männerquote von 90%.

Belege:
https://orf.at/stories/3250204
https://swr.de/swr2/wissen/hass-auf-frauen-von-hate-speech-bis-femizid-100.html

Der Feminismus hinterläßt einfach eine Schneise der Verwüstung. Das können wir uns bald nicht mehr leisten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.03.2022 um 07.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48688

Hühner wie wir:

Um hinter den Maschendrahtzaun zu gelangen, fliegen die Hühner auf den obersten Draht und dann drüben wieder hinunter. Bekanntlich können sie hinter einem Zaun hin und her laufen, ohne auf den Gedanken zu kommen, ihn seitlich zu umgehen. Dazu müßte sie sich zunächst von ihrem Ziel, das sie unentwegt im Auge behalten, ein Stück entfernen, und dazu kann man sie nicht überreden. Man hat auch an Rebhühnern festgestellt, daß sie in der Luft intelligenter sind als am Boden, Hindernisse umfliegen, aber nicht umlaufen können.

Die Nachbarskatze zischt vor mir davon, versteckt sich hinter einem Blumenkübel und lugt gerade eben dahinter hervor. Man könnte ihr eine „Theorie des Geistes“ unterstellen: Sie weiß, was ich sehen kann und was nicht, versetzt sich in meine Perspektive. Es geht offensichtlich sparsamer, und so sollte man es halten. Manche Tiere verstecken sich, andere nicht, auch wenn sie im übrigen „intelligenter“ zu sein scheinen. Verstecken sich Hunde? Sicher nicht ebenso regelmäßig und geschickt wie Katzen.

Die meisten Katzen lauern ihrer Beute auf, Wölfe nicht, sie rennen gleich hinterher und verlassen sich mit Recht auf ihre supermarathonhafte Ausdauer. Das ist die einfachste Erklärung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.03.2022 um 04.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48675

Ein Pressefoto zeigt Putin mit Wirtschaftsvertretern an einem Tisch, der geschätzt zehn Meter lang ist, die fünf oder sechs Mann an einem Ende, Putin am anderen, gerade noch in Schußweite. Auch der meilenlange Prachttisch, der Putin mit ausländischen Politikern in ähnlich grotesker Anordnung zeigt, erinnerte ja schon an die Gepflogenheiten am Hof des Kaisers von China, schön dargestellt in Filmen wie „Hero“. Wo in der Welt ist so etwas heute noch zu sehen? Man sagt, Putin habe enorme Angst vor Ansteckung. Seine frühere Leutseligkeit ist ganz verschwunden, er soll sich eingebunkert haben. Während seine Annexionspolitik rational nach Lehrbuch vorgeht („genial“ laut Trump, aber eigentlich schlicht nach Hitlers Vorbild), könnte er durchaus ein bißchen verrückt sein; entrückt auf jeden Fall.

Eleonore Büning, die Musikkritikerin der FAS, findet es richtig, den Putinfreund Gergiev zu entlassen, weil er in München das „Geld der Steuerzahler“ bekomme, angeblich einen siebenstelligen Betrag. Aber was hat die Herkunft des Geldes damit zu tun? München hat ihn wegen seiner künstlerischen Leistung zu diesem hohen Gehalt eingestellt, aber meines Wissens keine Klausel in den Vertrag eingefügt, die ihm eine staatstreue Gesinnung abverlangt. Seine Unterstützung Putins war nie ein Geheimnis. Er ist auch nicht straffällig geworden. Was Putin für einer ist, hätte man wissen können oder auch nicht – Putin war jedenfalls über viele Jahre hinweg Verhandlungspartner Deutschlands und aller anderen Länder. Die SPD kann sich nicht einmal dazu aufraffen, Schröder auszuschließen, dessen Putinfreundschaft politisch viel folgenreicher war als die Bekundungen des Dirigenten. München wird vertragsbrüchig und nimmt in Kauf, Gergiev sein Gehalt auch nach der Entlassung zu zahlen – das Geld der Steuerzahler nun ohne Gegenleistung.

Ob in der Säuberungsaktion auch ein wenig Bedauern mitwirkt, weil man seinerzeit dem Starkult nicht widerstehen konnte? Ich kann Gergievs Leistung nicht beurteilen, vielleicht ist er ja wirklich soviel besser als weniger berühmte Dirigenten. (Bei den beiden Klavierkonzerten von Brahms hätte ich es nicht feststellen können, aber ich bin ja wirklich nur ein Laie und Genießer.)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 06.03.2022 um 03.04 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48666

Der Kultursektor scheint sich von der Pandemie erholt zu haben.

https://pbs.twimg.com/media/FNEYW8pXsAEP2IZ.jpg
https://westfalen-blatt.de/owl/kreis-paderborn/paderborn/jetzt-wird-das-geschlecht-gezahlt-2539055
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 05.03.2022 um 15.13 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48663

Ukraine: Transgender women weep as authorities classify them as ‘men’ who must stay and fight
https://www.mynewsgh.com/ukraine-transgender-women-weep-as-authorities-classify-them-as-men-who-must-stay-and-fight/
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 05.03.2022 um 11.48 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48662

Der Bericht zu Wiesendanger hätte mich interessiert. Ist das dieser Artikel?
https://sueddeutsche.de/medien/drosten-unterlassungserklaerung-cicero-1.5540659
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.03.2022 um 04.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48659

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48651

Die SZ vom 4.3.22 brachte einen umfangreichen, mit NDR und WDR gemeinsam recherchierten Bericht zum Fall Wiesendanger.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 04.03.2022 um 08.48 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48657

Es geht nicht nur um Rundfunk, und selbst wenn, müßte es präzisiert werden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Verbreitungsverbot
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2022 um 08.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48656

Schneller als gedacht geraten Atomkraftwerke in Kriegsgeschehen. Die Lage ist unübersichtlich, aber zweifellos bedenklich. Nicht nur materielle Schäden können zu einer Katastrophe führen, sondern auch Personalausfälle. Man muß bedenken, welche läppischen Ursachen "Tschernobyl" ausgelöst haben. An der Begrenzung der Folgen, einer unendlichen Aufgabe, sind wir, soviel ich weiß, finanziell stark beteiligt.

Inzwischen wissen wir alle, daß Putins Krieg den Zweck hat, die Ukraine zu entnazifizieren. Weitere naziverseuchte Länder bieten sich an.

Gerade höre ich in der Presseschau, daß wir "Putins Krieg mitfinanzieren", wie es vorwurfsvoll heißt. Wohl wahr, aber irgendwie finanziert jeder alles mit. Nur ein Säulenheiliger nicht, aber selbst da kommen mir Bedenken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2022 um 08.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48655

Ich glaube, es gibt Rundfunkgesetze, die den Begriff "Verbreitungsverbot" präzisieren. Zitieren dürfen Sie bestimmt weiterhin. (Ich finde übrigens die verlinkten Kommentare nicht besonders "interessant", aber das besagt natürlich nicht viel.)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 04.03.2022 um 06.30 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48654

Zensursula ist wieder da.
https://netzpolitik.org/2022/sanktionen-gegen-russland-eu-verbietet-verbreitung-von-rt-und-sputnik/

Leider erfährt man dazu recht wenig. Falls das wirklich umgesetzt wird, dürften wir RT und Sputnik dann noch zitieren? Was ist mit dem Verbreitungsverbot gemeint?

Zwei Kommentare fand ich noch interessant:
https://netzpolitik.org/2022/sanktionen-gegen-russland-eu-verbietet-verbreitung-von-rt-und-sputnik/#comment-2559524
https://netzpolitik.org/2022/sanktionen-gegen-russland-eu-verbietet-verbreitung-von-rt-und-sputnik/#comment-2559536
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2022 um 05.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48653

Die Rechten finden es empörend (jedenfalls tun sie so), daß die Behörden sich um den Impfstatus der Ukraine-Flüchtlinge kümmern wollen. Aber das hat gute Gründe. Der Gesundheitszustand von Zuwanderern ist für uns alle wichtig. Gerade aus Osteuropa wird z. B. immer wieder Tuberkulose eingeschleppt. In München wurden wir Universitätslehrer alle paar Monate zur Untersuchung ins Gesundheitsamt gebeten, weil unter den ausländischen Studenten wieder mal ein Fall aufgetreten war. Bei unseren dürftigen Impfquoten ist es nicht wünschenswert, sie durch Ungeimpfte aus Kriegsgebieten zusätzlich zu verdünnen. Wenn es sich um Afghanen usw. handelte, wäre die gespielte Empörung wohl ausgeblieben.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 04.03.2022 um 04.46 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48651

Drosten will sich jetzt juristisch gegen Wiesendanger wehren:
https://tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/drosten-corona-ursprung-101.html

Leider wird nicht angegeben, was Drosten im einzelnen beanstandet. Meines Erachtens ist Drosten schon länger eine Belastung für den Expertenrat. Sein schwaches Interview in der SZ (in dem er eigentlich mehr Gründe für als gegen einen Laborursprung aufzählt), seine frühe Festlegung (die er wahrheitswidrig abstreitet), seine Interessenverwicklung als Gegner von Forschungsrestriktionen – das beschädigt alles seine Glaubwürdigkeit. Sollte das Virus tatsächlich aus dem Labor stammen, dürfte eine Aufklärung auch aus den USA bekämpft werden. Von dort wurden nachweislich Gain-of-Function-Versuche abgestoßen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.03.2022 um 06.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48644

Der Münchner Oberbürgermeister und Unterhaltungskünstler Dieter Reiter hält es für berichtenswert, daß er sich von Putin distanziert hat. Er hat den Dirigenten Gergiev fristlos entlassen, weil dieser es nicht getan hat. Damit kann die Säuberung der Kulturszene aber nicht abgeschlossen sein. Jeder, auch jeder Deutsche, sollte eine Erklärung seiner Gesinnung abgeben!
Wenn ich noch Mitglied des deutschen PEN wäre, könnte ich eine Verurteilung von Putins Krieg unterschreiben. Das würde ich natürlich nicht tun. Ich habe auch früher schon keine der Resolutionen unterschrieben, die gefühlt alle drei Tage auf dem Bildschirm erschienen und sich für Menschen einsetzten, deren Namen ich noch nie gehört hatte und deren Fall ich nicht kannte. Es wunderte mich, daß meine Vereinsgenossen im gleichen Zustand der Unkenntnis alles blind unterzeichneten, was ihnen vorgelegt wurde. Nur die vollständige Wirkungslosigkeit verhinderte, daß sie jemals wieder von ihren Heldentaten erfuhren. Man könnte von Gratis-Heldentum sprechen, aber 160 Euro Mitgliedsbeitrag (praktisch ohne Gegenleistung) sind keine Kleinigkeit.
Der PEN-Präsident versuchte gestern in der SZ die offensichtliche Überflüssigkeit der ganzen Aktivität wegzudisputieren, aber mit irritierend dürftigen Argumenten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.03.2022 um 05.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48636

Das Altkanzler-Büro im Bundestag mit steuerfinanzierten Mitarbeitern, die jetzt nicht mehr wollen, widerspricht Schröders Darstellung, er sei Privatmann und könne als solcher nach Belieben mit jedermann Geschäfte betreiben. Solange es das Quasi-Amt des Altbundeskanzlers gibt und der frühere Amtsinhaber es wahrnimmt, ist er kein Privatmann.
 
 

Kommentar von , verfaßt am 02.03.2022 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48634


 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 02.03.2022 um 04.17 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48633

Was selten erwähnt wird:
https://de.wikipedia.org/wiki/Budapester_Memorandum
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 02.03.2022 um 03.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48632

Wenn Sie den Teil ab "Wenn damit gemeint ist" weggelassen hätten, wäre Ihr Beitrag einwandfrei gewesen. Die NATO hat tatsächlich expandiert. Aus Putins Sicht war und ist das eine schwer erträgliche, andauernde Provokation. Das ist eigentlich nicht schwer zu verstehen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.03.2022 um 23.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48631

Das Sicherheitsbedürfnis Rußlands muß beachtet werden. Aber wenn damit gemeint ist, daß man Rußland Schutz vor Demokratie und Rechtsstaatlichkeit im näheren Umfeld garantiert, dann ist diese Forderung eben nicht akzeptabel, denn sie widerspricht dem Selbstbestimmungsrecht der Völker. Glaubt irgend jemand ernsthaft, daß Putin sich – militärisch – von der NATO bedroht fühlt? Wenn die NATO derart penetrant auf Expansion aus wäre, warum hat sie dann die Ukraine nicht längst aufgenommen? Warum hat der Westen der Annexion der Krim vor 8 Jahren (!) bisher nichts Nennenswertes entgegensetzt? Hat die NATO nach der deutschen Wiedervereinigung Polen, Ungarn und die Tschechoslowakei bombardiert, um sie sich einzuverleiben? Wollen Finnland und Schweden jetzt urplötzlich in die NATO, weil sie Lust verspüren, sich einem aggressiven Bündnis anzuschließen, das die militärische Unterwerfung Rußlands bezweckt? Natürlich nicht. Das ist alles Quatsch mit Soße, und Putin weiß das auch.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.03.2022 um 23.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48630

Putin 2007 in München:
In Bulgarien und Rumänien entstehen so genannte leichte amerikanische Vorposten-Basen mit jeweils 5000 Mann. Das bedeutet, dass die NATO ihre Stoßkräfte immer dichter an unsere Staatsgrenzen heranbringt, und wir, die wir uns streng an den Vertrag halten, in keiner Weise auf dieses Vorgehen reagieren.
Ich denke, es ist offensichtlich, dass der Prozess der NATO-Erweiterung keinerlei Bezug zur Modernisierung der Allianz selbst oder zur Gewährleistung der Sicherheit in Europa hat. Im Gegenteil, das ist ein provozierender Faktor, der das Niveau des gegenseitigen Vertrauens senkt. Nun haben wir das Recht zu fragen: Gegen wen richtet sich diese Erweiterung? Und was ist aus jenen Versicherungen geworden, die uns die westlichen Partner nach dem Zerfall des Warschauer Vertrages gegeben haben? Wo sind jetzt diese Erklärungen? An sie erinnert man sich nicht einmal mehr.
(www.ag-friedensforschung.de)

Hervorhebung von mir.
Bulgarien und Rumänien kamen 2004 zur NATO.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2022 um 15.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48628

Putin selbst begründet seinen Angriff ja nicht so (wenn ich ihn richtig verstanden habe). Aber ich will darauf nicht weiter eingehen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.03.2022 um 14.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48627

Verhandlungen werden vor allem dann wenig bewirken, wenn nicht alle, die es etwas angeht, daran beteiligt sind. Ohne ein Einsehen der NATO, daß sie Rußland nicht beliebig unter Druck setzen und auf die Pelle rücken kann, wird es in der Ukraine keinen Frieden geben, bis sie vollständig annektiert ist. Das gleiche wird eines Tages mit Weißrußland auf der Tagesordnung stehen.

Dabei frage ich mich, was eigentlich so schwierig daran ist, die ständige NATO-Osterweiterung zu unterlassen und auch Rußland dasselbe Sicherheitsbedürfnis zuzugestehen, welches z. B. die USA für sich beanspruchen.

Es wird oft darüber gestritten, ob es beim Fall des Eisernen Vorhangs Zusicherungen an Rußland gab, die NATO nicht weiter nach Osten auszudehnen. Nun, wenn das so unklar ist, wieso hat man das bis heute so unklar belassen? Ein solcher Vertrag hätte auch die Ukraine geschützt. Die Krim könnte heute noch zur Ukraine gehören.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 01.03.2022 um 10.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48625

Die Medien berichten ohne jede Triggerwarnung über den Krieg. Man mag gar nicht daran denken, was das mit den Menschen macht, die schon unter Mikroaggressionen bitter leiden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2022 um 05.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48622

Die Rechten frohlocken, weil Putins Krieg solchen Firlefanz wie Klimaschutz, Energiewende und Corona-Bekämpfung hinwegfege. Nun kann wieder alles so schön werden wie früher.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2022 um 05.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48621

Wie können „Verhandlungen“ schon ausgehen? Die Ukraine wird die Hälfte ihres Staatsgebiets abtreten und zusichern, niemals Mitglied von Nato und EU zu werden („Neutralität“). Und damit kann sie hochzufrieden sein, weil sie ja als Staat keine Existenzberechtigung hat und zerschlagen werden muß. Dann wird für einige Jahre Ruhe sein, die Sanktionen gegen Rußland werden nach und nach aufgehoben, weil sie die Bevölkerung treffen und weil wir Geschäfte machen wollen, und dann holt sich Putin die „Rest-Ukraine“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2022 um 11.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48610

Behördendeutsch war vor 40 Jahren ein Thema, mit dem ich mich beschäftigt habe, in Tagungen teils am IDS, teils in der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, und es sind auch Sammelbände daraus hervorgegangen. Damals wurde empfohlen, eine "persönlichere" Ausdrucksweise zu pflegen. Dagegen habe ich immer eingewandt, daß der unpersönliche Charakter der Texte gerade die Unpersönlichkeit der Bürokratie widerspiegele, also ihren größten Vorzug (vgl. Max Weber über Bürokratie). Es ist ja nur scheinbar die Bürgermeisterin von Köln, die etwas anordnet – ein Roboter könnte es auch.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.02.2022 um 10.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48609

Die Ich-Form wird im genannten Dokument auch schon mal mit der noch majestätischeren Wir-Form (Pluralis Majestatis) vermischt.
("Sofern andere Personen in Ihrem Haushalt wohnen, empfehlen wir Ihnen für diese Personen entsprechende Schutzmaßnahmen zu treffen.")
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2022 um 07.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48607

Nils Minkmar kritisiert in der SZ vom 23.2.22 den rüden Ton, in dem Schreiben des Gesundheitsamtes an Corona-Infizierte verfaßt sind. Das Muster für NRW ist allerdings schon gut zwei Jahre alt. Vgl. schon hier: https://www.stadt-koeln.de/mediaasset/content/pdf13/amtsblatt/amtsblaetter-2020/amtsblatt_30_20200327.pdf
Man könnte an eine Satire denken, aber anscheinend ist alles echt.

Die scheinbar menschlichere Ich-Form amtlicher Schreiben bei gleichzeitiger Roheit hat schon Viktor Klemperer in LTI herausgehoben („Ich habe Ihnen eine gebrauchte Arbeitshose bereitgestellt.“)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.02.2022 um 09.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48604

Es gibt wieder richtige Männer. Solche aus Stahl. Ausgerechnet einer taz-Autorin wird das Höschen feucht.
https://taz.de/These-zur-toxischen-Maennlichkeit/!5833610/
Ohne Frauen gäbe es keine Gewalt, sagt Wikipedia:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/The_White_Feather
[...] im Besonderen aber auch an Studenten, durch junge Frauen [...]
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.02.2022 um 15.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48600

Der Preis wäre mir zu hoch... (Wie schon bei der Ablehnung der Rechtschreibreform.)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.02.2022 um 13.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48599

Das hier ist übrigens ein Grund, warum wir die Rechtsradikalen brauchen:
https://blick.ch/politik/maenner-zahlen-20-prozent-mehr-genf-fuehrt-frauen-rabatt-ein-id17230448.html

Das wird bei uns natürlich auch kommen. Und lediglich Parteien aus dem demokratischen Spektrum werden sich trauen, solche Beschlüsse anzufechten. (Bei uns nur die AfD. Rechtsradikal im Sinne von: radikal dem Rechtsstaat verpflichtet.)

Ähnlicher Fall:
https://spiegel.de/politik/deutschland/quotenregelung-fuer-landtagswahlen-verfassungsbeschwerde-zum-paritaetsgesetz-in-thueringen-gescheitert-a-5617d601-a5d9-4364-aed0-0060f8cee994
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.02.2022 um 05.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48593

Die Rechten sorgen sich um den großen Harald Martenstein. Wir kennen ihn: Er hatte am 31.7.1999 im „Tagesspiegel“ die Rechtschreibreform scharf kritisiert, kanzelte aber am 15.8.2004 an der gleichen Stelle die rückkehrwilligen „Medienmanager“ (Schirrmacher, Döpfner, Aust) ab:
Der Respekt vor den Spielregeln ist nun mal eines der zentralen Prinzipien der Demokratie. Spielregeln gelten für alle. Das Gegenteil dieses Prinzips heißt: Recht des Stärkeren, Selbstjustiz. (...) Einen Volksentscheid würde die Rechtschreibreform bestimmt nicht überstehen. Das wäre immerhin ein demokratisches Verfahren. Das Volk entscheidet. Und nicht drei Firmenchefs, die sich zusammensetzen, in der Berliner „Paris Bar“ vielleicht, und zu dritt beschließen, mal eben einen Ministerbeschluss zu kippen.
Man beachte die Verdrehung der Tatsachen: Zeitungen, die sich der verordneten Rechtschreibung nicht fügen, kippen ja keinen Ministerbeschluß und keine demokratischen Spielregeln. Sie unterwerfen sich halt nicht, und das ist, wie immer wieder beteuert, ihr gutes Recht.
Martenstein schreibt viel, wenn der Tag lang ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.02.2022 um 07.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48583

Schon Thukydides berichtet, wie zur Zeit der großen Seuche in Athen auch die Begriffe durcheinandergerieten und die Wörter das Gegenteil des Üblichen zu bedeuten schienen. So auch heute: Infektionsschutz ist Tyrannei, Verzicht darauf Freiheitskampf usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.02.2022 um 06.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48578

Möbel als Sperrmüll auf der Straße. Im Regen löst sich das Kunststoffurnier von der Preßspanplatte, die täuschende Eleganz einer wie Edelholz aussehenden Kommode enthüllt sich als billige Illusion. Zwischen diesen Attrappen haben die Besitzer jahrelang gelebt. Es ist nichts Überraschendes dabei, aber die Sinnfälligkeit und Trübsinnigkeit macht trotzdem Eindruck. Es erinnert an anderen „Ersatz“ (englisch: „ersatz“...).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.02.2022 um 04.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48575

Ich kann das Beispiel auch noch einmal dazu verwenden, die Wertlosigkeit des Informationsbegriffs zu zeigen, wie etwa Dennett ihn verwendet („There is information about the climatic history of a tree in its growth rings – the information is present, but not usable by the tree.“). http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1584#44606

Die Information über die Herkunft der Etrusker steckt nicht in ihren Zähnen und Knochen, sondern im Aufsatz darüber.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.02.2022 um 04.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48574

"Spektrum" hat sich übrigens arg im Ton vergriffen, als es voriges Jahr titelte: Herodot erzählte Quatsch über Etrusker.
Wenn überhaupt, dann taten das die Genetiker vor 15 Jahren. Herodot stellte an einigen Stellen Vermutungen an über die Wanderungen der Stämme und Völker, darunter der "Tyrsener" (= Etrusker), und er hat damit auch keinen "Mythos" in die Welt gesetzt, sondern Hypothesen, wie sie jeder Wissenschaftler ständig aufstellt und wie sie in diesem Falle um so verständlicher sind, als er viele Einsichten unserer Archäologen und Indogermanisten noch nicht haben konnte. Vielleicht hat er sich geirrt, aber "Quatsch" wären seine vorsichtigen Ausführungen damit noch lange nicht gewesen. (Vgl. aber schon Plutarch: Περὶ τῆς Ἡροδότου κακοηθείας!)
Die neue Beweisführung, soweit in der SZ berichtet, überzeugt mich übrigens nicht, und der triumphale Ton scheint mir nicht begründet. Man sollte sich ein Beispiel am "Vater der Geschichtsschreibung" selbst nehmen: Er sagt ausdrücklich, daß er die Berichte seiner Gewährsleute wiedergebe, sich aber nicht verpflichtet fühle, auch daran zu glauben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.02.2022 um 05.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48564

Vor 15 Jahren haben Genetiker nachgewiesen, daß die Etrusker aus Anatolien stammten. (https://www.scinexx.de/news/geowissen/etrusker-stammten-aus-anatolien/)
Jetzt haben Genetiker nachgewiesen, daß die Etrusker nicht aus Anatolien stammten. (Spektrum 27.9.21; SZ 18.2.22)
Man weiß jetzt, daß sie nirgendwoher stammten, sondern schon immer da saßen, wo sie dann auch ausgestorben sind.

(Das haben übrigens "Forschende" festgestellt. Allerdings wissen wir nicht, ob das gleiche auch für die Etruskerinnen gilt, die nicht erwähnt werden.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.02.2022 um 05.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48554

Beim weiteren Ausmisten stoße ich auf Die Arbeit tun die anderen. Der Titel berührt mich unangenehm wegen des gehässigen Tons, für den ich empfindlicher geworden bin.
Schelsky hat in der Nachkriegszeit geprägt, was die Deutschen unter Soziologie verstanden.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.02.2022 um 10.36 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48514

Olaf Gersemann von der Welt macht an jeden Morgen eigene Berechnungen mithilfe von RKI-Zahlen. Ich habe mich damit nicht weiter beschäftigt und weiß auch nicht, wie man zu einer guten Dunkelzifferabschätzung kommt. Man bräuchte eigentlich repräsentative Stichproben oder müßte zumindest die Positivrate bei den Tests einbeziehen.

Das RKI schätzt die aktuell Infizierten offenbar auf 3 Mio (3,6% der Bevölkerung).

https://twitter.com/OlafGersemann/status/1491278864194375680

Erstmals seit Pandemiebeginn sind laut RKI-Schätzung mehr als 3 Millionen Bürger in Deutschland aktive #Corona-Fälle, konkret: 3,03 Millionen.
3,6% der Bevölkerung haben sich demnach infiziert, ohne schon als genesen eingestuft zu werden.


Dänemark hat wohl auch deshalb so hohe Zahlen, weil dort die Datengrundlage besser ist.

Die Welle wird wahrscheinlich in der nächsten Woche ihren Höhepunkt erreichen. Am wichtigsten scheint mir zu sein, ob noch eine Welle nachfolgt oder ein Plateau wie in Großbritanniens vierter "Welle".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2022 um 04.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48510

Ich bin der Frage nicht nachgegangen, aber wäre es nicht möglich, daß die infizierten Lehrer sich nicht gleichmäßig auf die Schulen verteilen? (Daher meine Karikatur von den gedrittelten Lehrern.)
Manchmal habe ich aber auch den Eindruck, daß Sie Quarantäne für eine sinnlose Schikane halten – das wäre etwas Neues in der Seuchenbekämpfung.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.02.2022 um 19.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48509

Nun, wie auch immer, aber auch dann ist ja der Widerspruch zwischen dem geringen Infektionsstand bei Lehrern und der Aussage, Schulen würden von Omikron lahmgelegt, nicht geklärt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2022 um 18.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48508

Unter "Querdenkern" verstehe ich natürlich immer alle, die nicht so denken wie ich.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.02.2022 um 13.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48507

Lassen wir doch die Querdenker, sie brauchen uns nicht zu interessieren.
Ich habe den Mannheimer Morgen zitiert, der zum sich seriös gebenden sog. Mainstream zählt.

Und diese Zeitung schreibt, daß immer mehr Schulen lahmgelegt werden, wenn jeder 60. Lehrer im Land wegen einer Omikroninfektion ausfällt. Das finde ich witzig, aber nicht seriös.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2022 um 12.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48506

Auch der Staat ordnet nicht an, daß eine Schule geschlossen wird, wenn der dritte Teil eines Lehrers krank ist. Soweit geht die "Corona-Repression", wie die Querdenker sagen, auch wieder nicht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.02.2022 um 12.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48505

In dem von mir genannten Artikel ("Omikron legt immer mehr Schulen lahm") steht zumindest eine Zahl für Baden-Württemberg:

Infiziert sind derzeit 2277 Lehrkräfte (1,65 Prozent).

An drei Schulen mit je 20 Lehrern wäre das also gerade mal ein(!) kranker Lehrer. Ich kann mir nicht vorstellen, wie dadurch Schulen lahmgelegt werden, außer, wenn es halt angeordnet wird. Koste es, was es wolle, auch die Bildung der Kinder.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.02.2022 um 11.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48504

Man müßte einmal konkret untersuchen, wie viele Lehrer oder Erzieher eine Schule oder ein Kindergarten hat und bei welchem Krankenstand diese Einrichtungen dann geschlossen werden.

Bei den gegenwärtigen Zahlen an Neuinfektionen (täglich im Durchschnitt um die 170000) und einer Krankheitsdauer von durchschnittlich einer Woche sind gleichzeitig etwa 1 bis 1,5 Prozent der Bevölkerung krank. Diese konzentrieren sich sicherlich nicht auf Lehrer und Erzieher, sondern verteilen sich relativ gleichmäßig. Lehrer und Erzieher haben wohl häufigere Kontakte. Wie gesagt, es müßte mal genauer untersucht werden.

Der Zufall kann es natürlich wollen, daß mal eine Einrichtung stärker betroffen ist. Es sollte aber relativ selten vorkommen. Ich glaube, daß die Politik die Verantwortung für zu rigorose Schließungen trägt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 08.02.2022 um 07.56 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48503

Das deckt sich ungefähr mit dem, was ich in meiner Umgebung wahrnehme. Allerdings höre ich nichts von positiven Coronatests. Gut möglich, daß sich einige nicht testen lassen, weil sie die Isolationspflicht umgehen wollen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2022 um 07.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48502

Sie sind krank, aber nicht alle liegen im Bett (oder nicht die ganze Zeit). Diesen Fall beobachte ich am häufigsten. Mit Schnupfen, Husten, Gliederschmerzen und Abgeschlagenheit geht man ja auch sonst nicht zur Arbeit.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 08.02.2022 um 07.22 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48501

Es hängt davon ab, ob die Leute krank im Bett liegen oder bloß 10 Tage das Haus nicht verlassen dürfen. Isolation und Quarantäne verhindern zwar weitere Infektionen, bewirken aber auch Arbeitsausfälle. Ein Optimierungsproblem.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2022 um 04.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48497

Unsere Enkelin kann den Kindergarten nicht besuchen, weil Erzieherinnen an Corona leiden. Die Folgen für die berufstätigen Eltern kann man sich ausdenken.

An vielen Schulen sieht es ebenso aus. Und jedes vierte Unternehmen berichtet von Personalausfall wegen Corona, nicht wegen der Politik.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.02.2022 um 23.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48495

Omikron legt immer mehr Schulen lahm
(MM, 3.2.2022, S. 4)

Wirklich Omikron? Oder nicht doch eher die Politiker?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 03.02.2022 um 21.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48466

Ich sehe gerade, der Artikel ist hinter Paywall. Hier ist eine Graphik:
https://twitter.com/FrankfurtZack/status/1489134507408171008
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 03.02.2022 um 10.58 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48462

Hier werden die Positionen zur Impfpflicht im Bundestag analysiert. Eine Impfpflicht nach Alter vertritt fast niemand. Meines Erachtens läßt sich daraus eine Ideologisierung ablesen.
https://welt.de/politik/deutschland/plus236629523/Impfpflicht-Umfrage-im-Bundestag-So-positionieren-sich-Abgeordnete-und-Parteien.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2022 um 06.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48458

„Was nachhaltig ist, bestimmen wir!“ sagen die Leute mit dem Geld.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 02.02.2022 um 16.24 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48454

Daß Angst mit Coronatoten geschürt wurde, mußte man ja schon zugeben. Zur Veranschaulichung ein Papier des Innenministeriums aus dem Frühjahr 2021, dort S. 13:
https://bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/2020/corona/szenarienpapier-covid19.pdf?__blob=publicationFile&v=6
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2022 um 13.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48449

CORONA-MAßNAHMEN: Kann Deutschland bald den dänischen Weg gehen?
(...)
In eigener Sache: Wegen des hohen Aufkommens unsachlicher und beleidigender Beiträge können wir zurzeit keine Kommentare mehr zulassen. Danke für Eurer Verständnis – das WELT-Team

 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 02.02.2022 um 09.49 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48446

Auch wenn die mRNA-Impfstoffe inzwischen als sicher gelten können, ist nicht klar, was das in kurzer Folge wiederholte Impfen mit dem gleichen Protein eigentlich bewirkt. Kekulé hat im Sommer davor gewarnt, daß damit möglicherweise das Immunsystem nur in eine Art Alarmzustand gebracht wird, daß die Grundimmunität nicht zwingend verbessert wird. In Israel sieht man jetzt, daß mit der zweiten Boosterung die Dauer der Wirkung zurückgeht, ohne daß man die Gründe genau versteht. Insofern könnte man durchaus von einem Massenexperiment sprechen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 02.02.2022 um 09.27 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48445

Was hat die jetzt diskutierte Impfpflicht mit Aids-Impfstoffen zu tun? Es gab zur Bekämpfung von Aids nie besondere Grundrechtseingriffe.

Spricht sich Drosten mit dem Experterat ab, was er im eigenen Podcast sagen darf? Kekulé hat das übrigens immer kritisiert. Er meint, daß Mitglieder einer solchen Kommission nicht nebenbei abweichenden Meinungen vertreten sollten. Vielleicht ein Grund, warum er selbst nicht dabei ist.

Bei der indischen Variante hat man die Verringerung der Infektiosität durch Impfung auf 50% eingeschätzt. Das dürfte nicht mehr aktuell sein. Man sieht ja auch, wie überall die Inzidenzen hoch gehen, auch in bestens durchgeimpften Regionen. Israel hatte bereits im Sommer mit den Boosterungen begonnen wegen der vielen Impfdurchbrüche.

Bezüglich einer Öffnung sagte Streeck: Wir werden bald die Trendumkehr haben. Das sehen wir jetzt schon im R-Wert, dass das Wachstum der Infektionszahlen zurückgeht. In zwei bis drei Wochen werden wir diese Umkehr haben und dann sollte man auch über Öffnungen nachdenken.

Zu medizinischen Implikationen des wiederholten Impfens äußert sich Steeck hier sehr ausführlich (7minütiges Interview):
https://n-tv.de/panorama/Podcast-Wieder-was-gelernt-mit-Hendrik-Streeck-Dauerhaftes-Impfen-nicht-notwendig-article23094475.html

(Vertiefend eventuell Stefan Tasler zum Thema Mehrfachimpfung auf den "Nachdenkseiten". Tasler war selbst bei BioNTech. Ich kann seine Ausführungen natürlich nicht beurteilen.)

Was leider zu wenig erklärt wird, ist die unterschiedliche Funktionsweise der menschlichen Immunsysteme (außen/innen) und die Toleranz von Fremdproteinen (dazu z.B. auf Youtube John Campbell im Gespräch mit Robert Clancy). Letztlich geht es darum, daß der Körper zwischen pathogenen und nicht pathogenen Proteinen unterscheiden und seine Immunreaktionen auf das richtige Maß regulieren muß. Auch Drosten hat in letzter Zeit immer wieder darauf hingewiesen, daß wir einen Lebendimpfstoff und auf der Schleimhaut wirkende Impfstoffe brauchen. Die Weitergabe von Viren wird durch Schleimhautimmunität unterbunden (soweit keine späteren Ausbrüche von eingenisteten Viren erfolgen können). Erkältungskrankheiten werden in gewisser Weise vom Körper auch toleriert. Das ist alles recht kompliziert.

Lauterbach will offenbar die vierte Impfung. Das würde ich für mich ablehnen, soweit es keine besseren Impfstoffe gibt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.02.2022 um 09.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48444

Das Gemeinsame der beiden Beispiele #48433 und #48434 liegt auf der Hand – Mitmenschen werden irregeführt und für dumm verkauft.

Es gibt aber auch Unterschiede. Wer bloß Unfug übers Impfen verbreitet, schadet höchstens sich selbst und denen, die auf ihn hereinfallen. (Zur Abhilfe muß man die Menschen besser aufklären.)

Dagegen wird mit falschen Corona-Todeszahlen Angst geschürt und werden massive Lebenseinschränkungen und Wirtschaftsschädigungen für alle begründet.
(Man hält es inzwischen nicht einmal mehr für notwendig, mit "an oder mit" wenigstens die Möglichkeit eines Corona-Todesfalls offen zu lassen. Es wird nur noch festgestellt, zwei Verstorbene seien infiziert gewesen, das reicht schon, daß Corona schuld ist. Die Journalisten merken es wohl selbst nicht mehr.)

Ein paar Scharlatane können der Gesellschaft als Ganzes nicht schaden, die Hauptmedien hingegen, die alle Bürger erreichen und manipulieren, schon.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2022 um 07.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48443

Streeck: „Und da habe ich ja auch ziemlich deutlich gesagt, warum ich diesen Aspekt der Impfpflicht, auch wenn ich ihn politisch und emotional verstehe, kritisch sehe. Weil das Virus so oft mutiert, dass der Impfstoff eher ein Eigenschutz ist und kein Fremdschutz und aus vielen anderen Gründen.“ (1.2.22)
Was sagen denn die anderen Mitglieder des Expertenrates dazu? Von einigen hat man immer wieder gehört: Geimpfte Infizierte verbreiten das Virus kürzer und in geringerer Menge, schützen also auch andere.

Das Frohlocken über die „Öffnung“ könnte verfrüht sein. Wenn das Personal ausfällt und die Kundschaft lieber draußen bleibt, laufen die Geschäfte auch nicht mehr so gut.

Ob die Impfgegner auch gegen den AIDS-Impfstoff auf die Straße gehen werden, der gerade erprobt wird? Soll man auch diese Geißel der Menschheit hinnehmen, als verdiente Strafe Gottes?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2022 um 04.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48434

Jemand ist nach einer Corona-Impfung gestorben, was inzwischen auch der Bundestag weiß. (Jeden Tag sterben in Deutschland 2.600 Menschen.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.01.2022 um 21.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48433

Im Rhein-Neckar-Kreis sind am Samstag zwei weitere mit Corona infizierte Menschen verstorben. Das geht aus dem täglichen Lagebericht des Landesgesundheitsamtes vom Samstag hervor.
(MM, 31.1.22, S. 18)

Schade, daß nicht daraus hervorgeht, woran sie gestorben sind. Schlaganfall? Verkehrsunfall? Selbstmord? Krebs? Schwerer Corona-Verlauf? Aber Hauptsache ist doch, sie gehen in die Coronastatistiken ein.

Schade außerdem, daß dazu nicht bekanntgegeben wird, wie viele nicht mit Corona infizierte Menschen im Rhein-Neckar-Kreis am Samstag verstorben sind.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 31.01.2022 um 09.34 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48429

Die Reichsbürger haben Paraguay doch längst aufgegeben und verschanzen sich jetzt im Frankenland.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.01.2022 um 08.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48428

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48058

Paraguay läßt nur noch Geimpfte einreisen. Mancher hatte sich drüben schon was gekauft und kommt nun ohne Impfung nicht hin. Das war wohl nix.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2022 um 03.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48410

Die Berliner Zeitung hat die Fragen auch an das Paul-Ehrlich-Institut gerichtet und von der Behörde auch nach zwei Tagen keine Antwort erhalten.

(Von welcher Behörde erhält man innerhalb von zwei Tagen eine Antwort?)

Es geht um eine Kampagne der Berliner Zeitung gegen das Impfen, gestützt auf mehr oder weniger törichte Fragen von vier Chemikern, darunter der einschlägig bekannte Andreas Schnepf. Sie müssen sich wie Schuljungen belehren lassen, daß eine Emulsion, z. B. Milch, weißlich sein kann, obwohl ihre Bestandteile es nicht sind. – Der Rest ist auch nicht besser.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.01.2022 um 02.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48381

R ist einfach keine praktikable Größe. Man verwendet offenbar auch nicht R, sondern die Vervielfältigung der Infektionen pro Zeiteinheit (4 Tage). Sollte man vielleicht besser kommunizieren.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.01.2022 um 01.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48380

Ja, im Prinzip schon, aber eine Verdopplung innerhalb einer Generation von 4 Tagen ist nun mal was anderes als eine Verdopplung innerhalb einer Generation von 3 oder von 6 Tagen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.01.2022 um 01.14 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48379

Es mag sein, daß es nicht so einfach ist, die Generationszeit herauszubekommen. Trotzdem ist R nun einmal durch Generationen und nicht durch Zeiträume definiert, so wird es uns doch auch "offiziell" erzählt. Aber vielleicht darf man das alles nicht so ernst nehmen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.01.2022 um 00.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48378

Wenn man die Vervielfältigung pro Generation herausbekommen oder auswerten will, muß man ja schon wissen, wie lange eine Generation überhaupt dauert.

Ich habe das hier etwas unscharf als Dauer der Infektiosität bezeichnet, womit die Generationszeit natürlich auch zusammenhängt. Genaugenommen ist es aber die durchschnittliche Zeit zwischen der Infektion eines Menschen bis zur Ansteckung eines anderen durch ihn.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.01.2022 um 00.15 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48377

Die Zahl R sagt eigentlich nichts über Zeiträume, sondern nur etwas über die Vervielfältigung pro Generation. Man kann 4 Tage festlegen und dabei zugunsten der Vergleichbarkeit bleiben, egal ob der Zeitraum 4 Tage der tatsächlichen Abfolge der Generationen entspricht. Aber das ist dann ein Verstoß gegen die Definition von R.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.01.2022 um 23.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48376

Was meinen Sie mit einer "falschen Generationszeit"?
Die Generationszeit wird für das mathematische Modell mehr oder weniger willkürlich festgelegt. Natürlich macht man es so, daß diese Zeit ungefähr mit der Zeit, in der ein Infizierter ansteckend ist, übereinstimmt. In diesem Rahmen kann die zugrundegelegte Zeitdauer nicht falsch sein. Für das aktuelle Modell nimmt man 4 Tage.

Bei R=2, Generationszeit 4 Tage hätten sich, ausgehend von 1 Infizierten, nach 12 Tagen (entspricht 3 Verdopplungen) 8 weitere Menschen infiziert.

Rechnen wir mit R=1,7 und 3 Tagen Generationszeit, kommen wir nach 4 Generationen (ebenfalls 12 Tagen) auf 1,7 hoch 4, d.h. auf die gleichen 8 Infizierten.

Egal, welches Modell (welche Generationszeit) wir nehmen, immer kommt man auf die gleiche Verdopplungszeit von 4 Tagen. Man muß halt nur den R-Wert entsprechend richtig bestimmen.

Damit es überhaupt irgendeinen Sinn ergibt, verschiedene R-Werte nebeneinander zu stellen (z. B. in der von mir verlinkten Grafik) und auszuwerten, ist eine feste Generationszeit nötig, auch wenn ein anderer Virustyp vielleicht eine etwas längere oder kürzere Infektiosität verursacht. Das sind z. Z. eben diese 4 Tage.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.01.2022 um 22.16 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48375

Der antisemitische Kanal "datteltäter" des funk-Netzwerks stellt ein paar Role models für den ÖRR vor, so interpretiere ich es jedenfalls.
https://youtube.com/watch?v=z62dJaHUknc

Ab 0:32 wird man standesgemäß beschimpft.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.01.2022 um 18.43 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48374

Die eigentliche Bedeutung von R war doch: Wieviele Personen steckt jemand durchschnittlich an? Das verträgt sich nicht mit einer falschen Generationszeit. Für das Interview ist dies natürlich irrelevant.

Lauterbach ist manchmal sehr zerstreut. Mit zwei Tagen Verdoppelungszeit meint er anscheinend Länder ohne Gegenmaßnahmen, sozusagen die "wahre" Verdoppelungszeit, das ganze vielleicht auch nicht auf sieben Tage gemittelt. Er könnte möglicherweise auch davon ausgehen, daß die Dunkelziffer exponentiell ansteigt. Und nicht zuletzt ist er in seiner Funktion als Minister wohl mehr als zuvor geneigt, rhetorische Sprechblasen abzusondern.

Eine Zeitlang habe ich mir seine Meinung gern und regelmäßig angehört. Er war einer der ersten, der auf medizinische Langzeitfolgen der Sars-2-Infektion aufmerksam gemacht hat. Aber irgendwie habe ich seine Argumentationsschleifen satt. Er wiederholt immer das gleiche, aber klärt nicht die verbliebenen Unstimmigkeiten.

Nur ein Beispiel:
Wer heute oder künftig über drei Impfungen mit mRNA-Impfstoffen oder einem ähnlich wirksamen Impfstoff verfügt, verfügt über eine gute Grundimmunisierung.

Abgesehen davon, daß Lauterbach nicht wissen kann, welche Wirkung die Impfung im Herbst hat, kann es sich so entwickeln, daß der Schutz von doppelt Geimpften und Geboosterten nicht mehr unterscheidbar ist. Weiterhin kann er nicht versprechen, daß die jetzt bereits Geboosterten im Herbst keine nachgebesserte Impfung mehr brauchen. Es ist auch unklar, was das Boostern der Jüngeren in der aktuellen Winterwelle bringen soll. Das ganze Konzept ist fragwürdig und wird nicht plausibel erklärt.

Mich stört auch die wiederholt herablassende Kommunikation. Drosten und Lauterbach kommen mit diesen unseligen Autovergleichen, Drosten zuvor schon mit der Metapher vom Steak. Was man damit kommunizieren will, ist wohl folgendes: Der Maßnahmengegner hat einen IQ von unter 70, ernährt sich vorwiegend von Grillfleisch und schraubt den Rest des Tages an seinem PS-Monster. Ein Drehmomentschlüssel als Belohnung fürs Impfen war natürlich nicht drin, dafür gab’s immerhin eine Bratwurst. Mein Tip wäre übrigens Baklava oder Gratis-Wimperntusche gewesen, aber das paßt eben nicht so gut ins Narrativ.

Zum Steak: Hier verweist Drosten auf ein Interview mit einem Pfarrer, das ihn angeblich auf die Analogie gebracht hat:
https://twitter.com/c_drosten/status/1476610620871122946

Leider enthält das Interview einfach keinen Anhaltspunkt für den Vergleich, und es ist auch nicht "hervorragend geführt", sondern ganz schauderhaft. Wie im modernen Journalismus inzwischen leider üblich, kann der Interviewer nicht zwischen Streitgespräch und Interview unterscheiden. Er führt über große Strecken ein Streitgespräch, nimmt aber in Anspruch, das Gespräch in eine bestimmte Richtung leiten zu dürfen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.01.2022 um 15.15 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48373

Ja, ich meinte die 4 Tage.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.01.2022 um 14.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48371

Oder meinen Sie mit der Generationszeit den Zyklus von 4 Tagen, der R definitionsgemäß zugrunde liegt? Der ist aber unveränderlich.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.01.2022 um 14.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48370

Das könnte schon sein, aber die R-Werte habe ja nicht ich ausgerechnet, ich verwende die offiziellen R-Werte vom RKI. Was ich hier schreibe, gilt also völlig unabhängig davon, wovon die R-Werte abhängen, Hauptsache, das RKI gibt sie richtig an.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.01.2022 um 14.40 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48369

Es würde zwar nicht viel ändern, aber rein theoretisch ist R auch von der virusspezifischen Generationszeit abhängig. Die hat sich mit den aufkommenden Varianten stetig verkürzt, ganz besonders bei der aktuellen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.01.2022 um 13.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48368

Die kürzeste bisherige Verdopplungszeit im Juni 2020 (R=1,5) betrug somit rund 7 Tage.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.01.2022 um 12.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48367

Es lohnt sich, das zuletzt von Herrn Fleischhauer genannte Interview vom 21.1.2022 nachzulesen. Ein Zitat von Lauterbach daraus:

"Entscheidend war, dass wir die Verdopplungszeit der Fallzahlen dank der vergleichsweise strengen Regeln in Deutschland von zwei auf sechs Tage strecken konnten."

Man fragt sich, wann das gewesen sein soll. Von zwei auf sechs Tage, das entspräche einer Veränderung des R-Werts von 4,0 auf 1,6. In der Graphik

https://www.corona-in-zahlen.de/r-wert/

sieht man, daß der höchste jemals in dieser Pandemie in Deutschland errechnete R-Wert ca. 1,5 betrug, und zwar im Juni 2020. Die zweithöchste Spitze war ca. 1,4 im Oktober 2020. Danach lag er noch ein paarmal bei maximal 1,3. Aktuell (Stand 24.1.) soll er 1,21 betragen, was (wenn er so lange konstant bleibt) einer Verdopplungszeit von 14,5 Tagen entspricht.

Lauterbach verbreitet offenbar reine Phantasiezahlen!
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.01.2022 um 10.56 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48366

Quelle: https://rp-online.de/politik/deutschland/interview-karl-lauterbach-jetzt-sind-endlich-mal-die-ungeimpften-dran_aid-65508595
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.01.2022 um 10.47 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48365

Ohne Kommentar.

https://twitter.com/_seiwachsam/status/1485737337187405827
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.01.2022 um 10.33 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48364

Die Maskenverweigerer haben sich da in etwas hineingesteigert. Aber offensichtlich auch die Behördenleiter, die ein schwer bewaffnetes Einsatzkommando auffahren. Verschwörungstheorien auf beiden Seiten.

Ich frage mich, ob die Spaltung der Gesellschaft inzwischen nicht bedrohlicher ist als die Pandemie.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.01.2022 um 09.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48363

Dazu kann ich nichts sagen, aber berichten kann ich natürlich auch. Zum Beispiel:

Unsere bald fünfjährige Enkelin geht jeden Morgen freudestrahlend zum Psychoterror ihrer Kita (Montessori, integrativ), und es trifft sie ebenso hart wie ihre im Homeoffice berufstätige und daneben mit einem Säugling beschäftigte Mutter, daß sie jetzt wegen Coronabefalls des Kindergartens eine Woche zu Hause bleiben muß. Schnelltests administriert sie schon sehr routiniert.

Das ist natürlich alles nicht signifikant.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.01.2022 um 09.30 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48362

Bei Reitschuster gibt es einen relativ ausführlichen Bericht zur Eltersdorfer Querdenker-Schule.
https://reitschuster.de/post/polizei-stuermt-vermeintliche-heimschule-und-traumatisiert-kinder/

Es handelt sich um Schüler einer Montessori-Schüler, die angeblich nicht einmal zum Essen die Maske abnehmen durften (nur hochschieben). Die Maskenpflicht an der Schule wurde zwischenzeitlich durch ein Gericht aufgehoben.

Die Stadt Erlangen hat folgende Presseanfragen beantwortet:

1. Wie wird der Einsatz von schwerbewaffneten Einsatzkräften gegen Kinder begründet? Wieso wurde die Türe mit einem Rammbock aufgebrochen?

Antwort: Da aus vorangegangenen Ermittlungen bekannt war, dass sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Personen der Reichsbürgerszene im oder am Durchsuchungsobjekt befinden können, wurden insbesondere zur Eigensicherung Kräfte des Unterstützungskommandos herangezogen. Diese übernahmen sowohl die Umstellung des Objekts als auch die Gewährleistung der Betretung durch Mitarbeitende der Stadt Erlangen und des Staatlichen Schulamts. Hierzu war es erforderlich – da auf Klingeln und Klopfen nicht geöffnet wurde – die Eingangstüre mit einer Ramme aufzudrücken.

2. Wieso wurde sämtliche Technik sowie Bargeld mitgenommen? Aus welchem Grund? Wann erhalten die Personen ihr Eigentum zurück?

Antwort: Im Rahmen der Durchsuchung wurden Gegenstände für die weiteren Ermittlungen beschlagnahmt, dies wurde sorgfältig dokumentiert. Sobald die Ermittlungen es zulassen, erhalten die Personen ihr Eigentum zurück.


Auf Reitschuster sind auch zwei Video-Interviews verlinkt. Das ist ganz interessant, weil man sich einen Eindruck von den Eltern machen kann. Offenbar war beim Polizei-/SEK-Einsatz Presse dabei, so jedenfalls die Eltern. Der Interviewer meint, daß man bezüglich der Schulpflicht zweierlei Maß anlegt – bei Fridays for Future hätte man das massenhafte Schwänzen toleriert. Die Eltern beteuern, daß es für sie nur den "Weg nach vorne" gebe, also kein Einlenken.

Der Fall ist sicherlich extrem, aber man muß bei den Pandemie-Maßnahmen auch die gesellschaftlichen "Kosten" im Blick haben. Ich denke, daß die aufmüpfigen Erlanger Eltern viel Zuspruch bekommen werden.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 25.01.2022 um 17.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48355

Der Artikel ist zumindest unterhaltsam, und wegen der Ortsangabe habe ich wohl reflexhaft gehandelt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.01.2022 um 17.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48353

Das ist allerdings eine sehr merkwürdige Quelle.

Tatsächlich gibt es bei uns in Franken nichts, was es nicht gibt, auch illegale Schulen und Nazinester.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 25.01.2022 um 16.23 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48352

In Erlangen gibt es eine Querdenker-Schule. Jetzt wird mir einiges klar ... ;-)
https://ansage.org/querdenker-verdacht-sek-razzia-gegen-private-lerngruppe-in-erlangen/
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 25.01.2022 um 16.17 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48351

Es geht gerade die Nachricht herum, daß im Bundestag der Genesenenstatus länger gilt als für die Allgemeinheit. Gemein.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 25.01.2022 um 16.00 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48350

Übrigens sind nicht nur die Querdenker verrückt geworden.

Hier mal ein Beispiel von der anderen Seite:
https://spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/corona-wenn-die-geduld-der-geimpften-endet-kolumne-a-f683aca3-5f0e-40fa-a432-58bdd1fa46ff
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 25.01.2022 um 08.37 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48344

Zeitschriftenverleger dringen auf rasche staatliche Presseförderung
Printmedien kämpfen seit Jahren mit dem Auflagenschwund, dann kam Corona


https://spiegel.de/wirtschaft/zeitschriftenverleger-dringen-auf-rasche-staatliche-pressefoerderung-a-89cdecdd-0e1b-4e7b-9679-ea461e6fc3de

Im Ampel-Koalitionsvertrag steht: »Wir wollen die flächendeckende Versorgung mit periodischen Presseerzeugnissen gewährleisten und prüfen, welche Fördermöglichkeiten dazu geeignet sind.«
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.01.2022 um 03.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48340

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48336

Lieber Herr Riemer, natürlich habe ich mit Ihrem Einwand gerechnet und absichtlich darauf verzichtet, ihn vorwegzunehmen. Einzelfälle... Wem sagen Sie das! Es ist aber gerade die Methode, von der die Querdenker Gebrauch machen. Welche Freude, wenn sie eine Person mit Impfschaden finden oder eine Krankenschwester, die kündigt! Auch in negativem Sinn: "Kennen Sie jemanden...?" Ja, ich kenne jemanden!

Ich will das Thema aber hier wirklich nicht weiterführen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 24.01.2022 um 23.01 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48338

Kiel erwähnte ich, weil ich dort mal vorbeigeschaut habe. Ich weiß aber auch, daß es nicht auf allen "Spaziergängen" so zurückhaltend zugeht.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 24.01.2022 um 22.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48337

Die klassischen Impfgegner – also Esoteriker und Verschwörungsgläubige – scheinen mir bei den gegenwärtigen Protesten in der Minderheit zu sein.

Die gibt es zwar auch, aber ich sehe überwiegend folgendes:

• Die Begründungen der Maßnahmen werden als widersprüchlich und unehrlich wahrgenommen.
• Die Maßnahmen werden als unverhältnismäßig wahrgenommen, insbesondere G2 und Impfpflicht.
• Man nimmt die Politik als herablassend und spalterisch wahr. Impfbefürworter solidarisieren sich deshalb auch mit den Protestlern. Die Demonstrationen in Kiel – jede Woche erwa 2000 Leute – stehen streng unter dem Motto "Zusammenhalt". Man sieht keine Transparente und hört keine Parolen, stattdessen seichte Musik und Lichterketten (übrigens keine Ungeimpft-Sterne).
• Die neuen autoritären Züge der Politik werden mit Trotz beantwortet.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.01.2022 um 22.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48336

Den milden Verlauf einfach so auf die Impfung zurückzuführen kommt mir zu billig vor. Die Impfung erhöht sicherlich die Wahrscheinlichkeit milder Verläufe, aber im Einzelfall kann man das nicht wissen.

Natürlich sind unter den Coronatoten mehr 90jährige als z. B. 20jährige, das liegt aber daran, daß sowieso viel mehr 90jährige als 20jährige sterben.

Wie hoch das Coronasterberisiko speziell für infizierte ungeimpfte 90jährige wirklich ist, müßte einmal ausgerechnet werden. Jedenfalls bedeutete auch für 90jährige Corona schon vor dem Beginn der Impfungen noch nicht das Todesurteil.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.01.2022 um 20.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48335

Eine 90jährige Verwandte, in häuslicher Pflege ohnehin ziemlich isoliert lebend, hat sich mit Corona angesteckt, ebenso ihr gleichaltriger Freund, der mehr Umgang hat.
Der Verlauf war sehr mild, was der Arzt auf die dreifache Impfung zurückführt. Er kommt im Landkreis viel herum und kann die Lage beurteilen.

Laßt euch impfen!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.01.2022 um 20.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48334

Impfgegner stehen immerhin noch in einer gewissen Tradition, auch wenn sie unrecht haben, insbesondere mit ihrem Gerede von „unerprobten“ Impfstoffen. Man sollte die eigene Unwissenheit nicht zu einem Merkmal der Sache selbst erklären.
Kein Verständnis habe ich für Leute, die jegliche Seuchenbekämpfung ablehnen. „Die Menschheit hat schon viele Seuchen überlebt, das regelt sich alles von selbst.“ Handeln heißt die Schöpfung verbessern wollen und ist Gotteslästerung. Besonders die Medizin. Laßt die Frauen im Kindbett sterben, das ist völlig normal. Diabetiker müssen weg. „Gentechnik“ ist das Schlimmste. Impfen ist Teufelswerk. Wenn gar herauskommt, daß die Gates-Stiftung etwas unterstützt, muß es ganz schlimm sein.
Die FAS brachte am 23.1.22 einen guten Überblick über die Leistungen und Aussichten der mRNA-Forschung, dazu ein Gespräch mit den beiden Biontech-Gründern auch über Krebsforschung und -therapie. Lichtblicke kann man jetzt gut gebrauchen.
„Es gibt nur einen, der von der massenhaften Verabreichung eines unerprobten Medikaments unbezweifelbar und unwiderlegbar profitiert: Das sind die Impfstoffhersteller.“ Manche scheinen zu wünschen, daß die Biontech-Chefs und andere Wohltäter der Menschheit verkannt und verarmt dahinvegetieren, wie es sich für richtige Helden gehört. Sich selbst wollen diese Romantiker bzw. Neidhammel natürlich nicht in so trüben Verhältnissen sehen. Aber das kennen wir schon: Kritiker der Seuchenbekämpfung verweisen gern auf Lockerungen in anderen Ländern, verschweigen aber deren höhere Impfquoten. Das ist auch unehrlich.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.01.2022 um 21.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48321

zu #48207:

Nett, wie Das Erste in der heutigen Tagesschau den Bundeskanzler in Schutz nimmt. Nicht von seiner zweiten Kehrtwende in Sachen Impfpflicht wird berichtet, sondern:

"Scholz hält an Corona-Curs fest" (Bild)

"Das Land sei mit den bisherigen Regeln auf dem richtigen Weg." (Nachrichtensprecher)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.01.2022 um 07.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48318

Je außenseiter einer ist, desto rechter hat er. Sonst wäre er ja mainstream, also gekauft. Wenn sich ein Mediziner auftreiben läßt, der dem weltweiten Konsens der regierungskonformen, von Bill Gates gesponserten Schulmedizin widerspricht, ist die ganze Schulmedizin widerlegt.
Viele blicken das nicht. Verblendungszusammenhang...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.01.2022 um 05.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48316

Eine so erstaunliche Erfindung wie das Fernsehen dient modernen Menschen dazu, sich an seichtester Unterhaltung zu erfreuen, auch den Aberglauben auf eine neue Stufe zu heben usw. Es gibt computergenerierte chinesische Horoskope und unzählige Internetseiten hinduistischer Observanz. Statt vor einer weißen Wand sitzt man vor dem Bildschirm und meditiert über die Silbe om. „Er nennt’s Vernunft...“

A propos om: Die Unterdrückung der inneren Rede, insbesondere der Satzbildung, scheint ein wesentlicher Teil von Meditationsübungen (Joga) zu sein. Sätze dienen dem Argumentieren (Logik) und damit der Selbstbehauptung. Das Aufgeben dieser gesellschaftlichen Anstrengung wird als Befreiung genossen, auch wenn es naturgemäß nur kurze Zeit durchgehalten werden kann. Ein Hilfsmittel ist die Konzentration auf etwas Nichtpropositionales, z. B. die Formel om. Es kommt der Musik nahe, die insgesamt ebenfalls diesen „erlösenden“ Charakter hat (vgl. Schopenhauer dazu).
Auf einer ganz anderen Ebene dienen auch Sprachspiele, Unsinnspoesie und Witze einer solchen Befreiung von den spanischen Stiefeln der Logik, der Gesellschaft, der Wohlanständigkeit.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.01.2022 um 20.58 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48292

Rahmstorf ist jetzt unter die feministischen Schwurbler gegangen.
https://twitter.com/rahmstorf/status/1484236888684834820

Vor zwei Tagen twitterte er noch was von "Sorgfaltspflichten für Wissenschaftler bei der öffentlichen Kommunikation über Wissenschaft". Mit Verweis auf den angeblich vorbildlichen Drosten.

Wer diesen Leuten nicht mehr folgen mag, ist vermutlich ein Nazi.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.01.2022 um 19.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48290

Omikron-Welle! Neuinfektionen-Schock in Deutschland – Jetzt reagiert Lauterbach (WELT 20.1.22)

(Hat er vorher gar nichts getan?)

Mehr als 100.000 neue Corona-Fälle – aber niemand regt sich auf (RP 20.1.22)

(Wirklich? Und worin würde die Aufregung bestehen?)

Usw. – so reden sie daher, unsere Journalisten.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.01.2022 um 12.22 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48282

Eigentlich nur ein selten dämlicher Kommentar über das Gendern:
https://tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/sprache-bildet-mutationen-wie-das-coronavirus-muessen-wir-uns-gegen-das-gendern-boostern-lassen/27961170.html
(Joachim Huber)

Einen Aspekt finde ich aber ganz interessant. Es heißt dort:
Es braucht nicht mehr sehr viel an Provokation – und die Gender-Gegnerinnnen und Gender–Gegner werden sich zu „Abendspaziergängen“ zusammenfinden. Auf den Plakaten wird das genderfreie Deutsch gefeiert, natürlich.

In der Überschrift wird bereits die Haltung zur Impfen und die zum Gendern in Zusammenhang gebracht. Was aber hat das eine mit dem anderen zu tun?

Christian Drosten war kürzlich in einem Sketch zu sehen mit Sarah Bosetti und Jasmina Kuhnke (bekannt vor allem unter ihrem Pseudonym Quattromilf).

Die beiden Frauen sind unter "Rechten" mindestens so verhaßt wie Jan Böhmermann und in ihrer ideologischen Ausrichtung sowieso noch viel extremer. Kuhnke ist eine dieser jungen schwarzen Neorassistinnen, Bosetti war die, die Ungeimpfte als "Blinddarm" bezeichnete. Übrigens bereitwillig aufgegriffen von den Mainstreamnedien, die zwar nicht das Wort Blinddarm wiederholten, aber doch das Gemeinte: Es sei nicht so schlimm, wenn sich ein Teil de Gesellschaft abspaltet, denn dieser ja nur sehr klein. Über Bosetti kann man sich nicht wundern, wenn man ihre – übrigens ÖRR-finanzierten – Auftritte kennt. Über Drosten schon.

Alles hängt irgendwie zusammen, und das Mißtrauen gegen Staat, Medien und Wissenschaft folgt einfach einer unausweichlichen Dynamik.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.01.2022 um 07.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48280

Die Impfgegner haben dankenswerterweise unsere Aufmerksamkeit auf "das Zeugs" gelenkt (nämlich den Impfstoff, eigentlich eine wissenschaftliche Glanzleistung). Der Duden führt es mit Recht als eigenen Eintrag an. "Zeug" hatte auch schon eine pejorative Bedeutung angenommen, wohl wegen seiner Allgemeinheit. Wenn ich eine Pizza als Zeug bezeichne, tue ich so, als erkennte ich sie nicht einmal als Speise. Ich könnte auch sagen: "Was ist denn das für ein Essen?" < "Was ist denn das anstelle eines Essens?". Das Zeugs muß auf einen partitiven Genitiv zurückgehen: "viel Zeugs" usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2022 um 08.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48269

„Als Schriftsteller war Lersch Autodidakt.“ (Wikipedia Heinrich Lersch)

Was denn sonst? Es war ja kein Lehrberuf. (Heute gibt es Institute, an denen man angeblich die Schriftstellerei lernt. Das Ergbnis ist Institutsschriftstellerei.)

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.01.2022 um 18.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48218

Auch der Querdenker Wolfgang Herles titelt: Good Bye (!), Corona (Tichy 15.1.22)

Die Welt erklärt allmählich das Ende der Pandemie. Nur Deutschland nicht.

Das stimmt natürlich gar nicht. Aber so wird es hingebogen: Corona-Bekämpfung, Energiewende – überall deutsche Alleingänge und Sonderwege. Wir sind schon etwas Besonderes, auch in unseren Verfehlungen. Ist das nicht auch eine Art „Sündenstolz“?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.01.2022 um 06.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48213

Damals wurde das Signal so lange ignoriert, bis Hitler Österreich, die Tschechoslowakei und Polen zerschlagen hatte. (Konrad Schuller FAS 15.1.22)

Ich habe es anders im Ohr: Anschluß, Zerschlagung und Besetzung (respektive).
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.01.2022 um 20.20 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48210

Zu http://sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48126

Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, setzt sich dafür ein, dass Kinder künftig mehr als zwei Elternteile haben können. Das sagte der Grünen-Politiker den Funke-Medien.

Als ein Beispiel nannte Lehmann: "Mutter und Mutter trennen sich, beide haben neue Partner. Die beiden neuen Partner sollen dann das kleine Sorgerecht bekommen können, wenn sie möchten."

https://zdf.de/nachrichten/panorama/queer-lehmann-kind-vier-elternteile-100.html
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.01.2022 um 22.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48207

Ich wundere mich, daß Scholz sich wegen der "Impfpflicht" so festlegt. Da kommt er doch nur mit einem ersten Gesichtsverlust wieder raus.
Wie soll jemals etwas daraus werden, solange keiner weiß, worüber überhaupt diskutiert wird – über die Pflicht zur Einmalimpfung oder über die Pflicht zu einem Impfabonnement (vierteljährlich, halbjährlich, ...)?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 11.01.2022 um 15.47 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48196

Interessante Wahl des Titelbildes:

https://tagesschau.de/inland/faeser-protest-corona-massnahmen-101.html
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 11.01.2022 um 08.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48194

Ich wundere mich schon lange über die Bezeichnung "Cisgender", die jeden, der nicht zu seinem vorgegebenen Geschlecht paßt, brutal ins Jenseits aussondert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2022 um 06.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48193

Frauen werden von Männern gespielt, Weiße von Schwarzen – und umgekehrt. Ein Kunstgriff, der produktive Irritation auslöst. (SZ 11.1.22 zu einer Theateraufführung)

Man glaubt das schon tausendmal gelesen zu haben. Aber wer läßt sich heute noch irritieren (eigentlich „reizen“, im Feuilleton aber „verwirren“).
 
 

Kommentar von Thedor Ickler, verfaßt am 11.01.2022 um 06.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48191

Die Genderleute werden sicher noch darauf kommen, daß auch trans[gender] abzulehnen ist. Schließlich soll am Ende jeder die sexuelle Identität haben, die ihm paßt. Der Ausdruck transgender verewigt aber den Hinweis auf das, was er früher einmal war.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2022 um 06.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48190

Beim "Deadnaming" (der Name zeigt, woher auch dieser Import stammt) geht es im Grund wieder um den unlösbaren Widerspruch zwischen den Forderungen nach Verschweigen und Veröffentlichen (Outen) der sexuellen Orientierung. Stefanowitsch, übernehmen Sie!
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 10.01.2022 um 23.28 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48189

Okay, wenn das als "Demonstration" gegen Impfunwillige gewertet wird, daß ich mich habe impfen lasse – dann lasse ich mich zukünftig eben nicht mehr impfen.

Diese unsägliche Instrumentalisierung der Geimpften kam glaube ich zuerst vom Bayerischen Rundfunk, auch mit so einem Punktebild.
______

Hier noch ein wichtiger neuer Begriff, den wir jetzt lernen müssen: Deadnaming.

Im April 2021 klagte eine trans Frau aus Waltrop beim Amtsgericht Recklinghausen auf Unterlassung gegen ihren ehemaligen Nachbarn, der sie wiederholt und öffentlich durch Deadnaming lächerlich gemacht habe. Ihr Anwalt erklärte: „Juristisch sieht es so aus, dass das allgemeine Persönlichkeitsrecht meiner Mandantin einen Anspruch darauf verleiht, bei ihrem richtigen, weiblichen Vornamen genannt zu werden. Denn niemand muss es sich gefallen lassen, beim falschen Geschlechtervornamen genannt zu werden.“ Das Amtsgericht untersagte die Benutzung des Deadnames und drohte ein Ordnungsgeld von 250.000 Euro an.
https://de.wikipedia.org/wiki/Deadnaming
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.01.2022 um 22.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48188

In "Hart aber fair" (Das Erste, heute 21 Uhr) wird u. a. über die Demonstrationen gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen diskutiert. Dazu zeigen sie eine Grafik: 4 rote Punkte für die Demonstranten in Thüringen gegenüber der 43fachen Anzahl, 173 grünen Punkten, für die Anzahl der Geboosterten in Thüringen.

Etwas später im Bild eine lange Impfschlange, Menschen, die zum Impfen anstehen, der Kommentar von Herrn Plasberg dazu: Das sei ja auch eine Art Gegendemonstration.

In beiden Fällen werden Impfwillige, das sind zum Teil Menschen, die sich aufgrund der staatlich verordneten Nötigungen zum Impfen breitschlagen lassen, die somit weiter nichts tun, als den für sie leichteren Weg zu gehen, ohne weiteres als Fürsprecher der staatlichen Corona-Maßnahmen vereinnahmt.

Eine einfache Umfrage unter den Demonstranten und unter den Impfwilligen in der Schlange könnte die wirklichen Verhältnisse offenbaren.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 09.01.2022 um 16.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48180

"Es wird böse enden" (aus dem Film "Zur Sache Schätzchen")
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.01.2022 um 10.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48176

Nach der Propaganda-Chefin der SED sitzt nun der Vaterlandsverräter Scholz im Kanzleramt. Hubertus Knabe packt die „Akte Scholz“ aus: Im Bericht des DDR-Fernsehens sieht man, wie Olaf Scholz – damals noch mit langen, strubbeligen Haaren – gegenüber von Krenz vor einer Schale Obst sitzt. An der Wand hängt ein Porträt des Kommunistenführers Ernst Thälmann, der die SPD in der Weimarer Republik als „Sozialfaschisten“ beschimpft hatte. ­Usw. – es sieht böse aus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.01.2022 um 10.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48175

Manche Querdenker verweisen nochmals auf die Amishen, die angeblich ohne Impfung und Masken coronafrei sind, und auf Indien, das es angeblich auch geschafft habe. Die beiden Fälle sind weder untereinander noch mit uns vergleichbar. Und Indien ist keineswegs über den Berg, wie gerade die neuesten Meldungen zeigen.

Besser wäre ein Vergleich mit Japan oder Südkorea, aber das paßt nicht so gut in den Kram.

Manche fragen ganz schlau, wie das denn zusammenpaßt: Im letzten Monat gab es mehr Impfungen und mehr Ansteckungen! Da die Ansteckungen nicht an den Impfungen schuld sein können, muß es wohl umgekehrt sein – oder die Impfungen sind nutzlos.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.01.2022 um 07.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48171

Julia Löhr (Wirtschaftsredaktion der FAZ):
Verschärfte Corona-Maßnahmen: Jetzt reicht’s
(...)
Längst ist es nicht mehr nur Großbritannien, das angesichts der vergleichsweise milden Omikron-Verläufe nur maßvolle Einschränkungen verhängt. Portugal öffnet seine Nachtclubs wieder, bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 1600.


Der Beitrag hätte genau so bei Tichy stehen können, die Leserreaktionen natürlich sowieso, denn die Foren bei FAZ, WELT usw. sind hundertprozentig in der Hand von Rechten und Querdenkern.
Die FAZ segelt unter der gleichen Flagge wie die Querdenker („Das Maß ist voll“, Hamburg 8.1.22).
Dabei hat die FAZ/FAS hervorragende Wissenschaftsjournalisten, die ganz anders über Corona denken.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 08.01.2022 um 10.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48166

Sorry wegen der Häufung von "allerdings". Hab zuviel umgestellt ohne gegenzulesen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 08.01.2022 um 10.28 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48165

Ich habe seit meinem Auszug aus dem Elternhaus das Fernsehen vollkommen abgelegt, es war mir schon in der Familie meist lästig. Obwohl es durchaus Sendungen gab, die bei mir Spannung erzeugten. Für ein paar Wochen stellte ich mir versuchsweise einen kleinen Fernseher in die Studentenbude – ein Freund von mir war begeistert von der Harald-Schmidt-Show, und ich dachte: vielleicht lerne ich damit umzugehen, wenn ich selbstbestimmt schaue. Aber das Gerät flog bald wieder raus, denn es nahm nur Platz weg. Erstaunlicherweise habe ich es irgendwie hinbekommen, fernsehabstinente Freundinnen zu finden, aber das muss ich nicht weiter ausführen.

Kurz gesagt: Ich habe keinen Schimmer, was im Fernsehen läuft, es sei denn, ich bekomme von anderer Seite irgendwelche Hinweise.

Kann schon sein, daß ich mich zuviel herumtreiben lasse in abseitigen Filterblasen. Aber der Tichy-Kaninchenbau wird hier doch regelmäßig begangen. Man findet da unten Verschwörungstheorien, aber eben auch Richtiges. Deshalb ist es ja auch interessant. Wobei ich TE selbst kaum lese (außer Alexander Wendt), eher andere Erzeugnisse aus dem Umfeld.

Der Chebli-Fall ging aber schon durch die Mainstream-Presse. Im Gespräch war auch Tichys Vorsitz in der Ludwig-Erhard-Stiftung. Ein älterer Bericht dazu hier:
https://sueddeutsche.de/medien/tichys-einblick-finanzen-verlag-offener-brief-1.5052595

Auch dort dringt man lieber nicht zum [böses Wort] vor. Themen aus dem Bereich Sexualität werden zur Zeit aus queerfeministischer Perspektive behandelt, man hat ja mit TERFs wie J.K. Rowling genug Probleme. Das Zitieren von Altherrenwitzen könnte die mühsam erreichte Sensibilisierung gefährden.

Da fällt mir gerade eine alte Geschichte ein, die auch aus sprachlichen Aspekten interessant ist: Auf der angeblich medienkritischen Plattform Übermedien schrieb die durchaus bekannte Kolumnistin Samira el Ouassil einen Beitrag über die damalige recht provokante Fernsehdokumentation "Männerwelten" mit Sophie Passmann. Allerdings schrieb sie dort überwiegend von sich selbst. Das kritisierte ich in einem Kommentar, der allerdings nicht freigeschaltet wurde. Unter anderem monierte ich allerdings den für Kolumnisten ungewöhnlich mitreißenden Sprachstil, der das Ganze ein wenig in die Nähe einer kinderpornopraphischen Schrift rückt.
Hier der Text: https://uebermedien.de/49279/die-wichtige-wirkung-von-maennerwelten-oder-der-wichser-hinter-mir/

Ich fand auch schon die Sendung "Männerwelten" reichlich explizit.

Um den Bogen zu schließen: Es ist schon erstaunlich, was sich Frauen im Gegensatz zu Männern erlauben können. Sawsan Chebli möchte folgerichtig einfach nur standesgemäß behandelt werden (nämlich wie eine Prinzessin). Das Gericht schließt sich dem an. Roland Tichy sollte das Geschlecht wechseln.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.01.2022 um 07.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48163

Davon habe ich nichts mitbekommen, vielleicht weil ich nicht fernsehe. Aber, lieber Herr Fleischhauer, hier können Sie alles ausschreiben, und wenn es Ärger gibt, bin ich bereit, mich für Sie ins Zeug zu legen! Ich bitte sogar dringend darum, denn wir wollen hier nicht die demagogische Unterstellung vom "Maulkorb" unterstützen. Wir werfen zwar nicht mit Schmutz, aber wir reden drüber und nennen ihn dann auch beim Namen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 07.01.2022 um 21.44 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48158

Ich weiß nicht, wie oft ich in den Medien jetzt mit der vermeintlichen Beleidigung Sawsan Cheblis durch Tichys Einblick konfrontiert wurde. Der Fall muß außerordentlich bedeutsam sein.

Chebli verbreitet die Beleidigung selbst durch ein eingebundenes Twitterbild:
https://pbs.twimg.com/media/EiggDIXXgAAYmhr.jpg

Die Medien berichten dazu, daß es sich um einen schlimmen Fall von – Trommelwirbel – Sexismus handele. Das Anstoß erregende Wort wird allerdings lieber verschwiegen. Vielleicht liegt das daran, daß man es nicht gemäß dem Muster "N-Wort" verkürzen kann?

Zu meiner Zeit sagte man noch ziemlich unverblümt T...bonus. Ich schreib es hier lieber nicht aus, sonst gibt es noch Ärger.

Der Fall Chebli gegen Tichy ist insofern interessant, als die angebliche Beleidigung hier nicht durch eine Strafkammer, sondern ein Zivilgericht festgestellt wurde. Das Bundesverfassungsgericht hatte für die Feststellung einer Schmähkritik (= Beleidigung), insbesondere für Personen des öffentlichen Lebens, hohe Hürden aufgestellt.

Gibt es irgendwo Berichte, die das Urteil kritisch hinterfragen? Interessiert es nicht, wenn der Spielraum der Meinungsfreiheit eingeschränkt wird?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.01.2022 um 06.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48144

Ebenfalls aus grauer Vorzeit stammen noch einige Bücher, die in Deutschland nach dem Krieg sehr populär waren. Ich meine die Richtung der "philosophischen Anthropologie" (Scheler, Plessner, Gehlen, auch der Biologe Portmann). Der Eintrag bei Wikipedia enthält fast ausschließlich deutsche Literaturangaben, und tatsächlich habe ich in der englischsprachigen Literatur kaum je einen dieser Namen getroffen (was natürlich an meiner einseitigen Lektüre liegen kann, aber ich glaube es nicht).

Portmann wirkte auf manche Menschen ähnlich tröstlich wie der geistesverwandte Teilhard de Chardin; das Menschenbild ging nicht ganz und gar im "Darwinismus" unter. Aus dem gleichen Grund ist davon heute kaum noch die Rede. Die einst auflagenstarken Taschenbücher verstauben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.01.2022 um 06.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48143

Beim Lesen von Richard Dawkins werde ich erst daran erinnert, daß das "Protoplasma" ebenso verschwunden ist wie vorher das Phlogiston und der Weltäther. Nicht daß ich es vermißt hätte, es ist ja nicht mein Fach, aber in meinen jungen Jahren war doch noch sehr oft davon die Rede, obwohl die Wissenschaft, wie ich jetzt erfahre, damals schon darüber hinaus war. (So bin ich auf Purkinje gestoßen, zu dem ich gerade eine Beobachtung unter "Festung Europa" eingetragen habe.)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 05.01.2022 um 22.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48127

Erfreulich. Und gottseidank ist er nicht LGBTQIA+Beauftragter.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 05.01.2022 um 15.54 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48126

Sven Lehmann von den Grünen ist jetzt Queerbeaufragter der Bundesregierung.

Die neue Bundesregierung werde ausgehend vom Leitgedanken der Selbstbestimmung eine progressive Queerpolitik betreiben und auch die Familienpolitik an der gesellschaftlichen Realität unterschiedlicher Familienformen ausrichten. (…)

Der Schutz von Menschen aufgrund ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität müsse im Grundgesetz sichergestellt und die Grundrechte von trans-, inter- und nicht binären Menschen müssen endlich vollständig durchgesetzt werden, erklärte Lehmann.

(…) „Wir brauchen zudem eine breit angelegte Strategie zur Bekämpfung gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit – darunter explizit der Queerfeindlichkeit“, fügte Lehmann hinzu.

Dazu werde er gemeinsam mit dem Bundesfamilienministerium einen nationalen Aktionsplan für die Akzeptanz und den Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt auf den Weg bringen. „Deutschland soll zum Vorreiter beim Kampf gegen Diskriminierung werden.“

https://tagesspiegel.de/gesellschaft/queerspiegel/neu-geschaffenes-amt-bundesregierung-beruft-sven-lehmann-zum-queer-beauftragten/27948460.html
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 04.01.2022 um 12.21 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48121

Ich kann die Argumentation kaum nachvollziehen. Daß eine Impfpflicht schwer durchsetzbar ist, hat mit den Impfgegnern selbst doch gar nichts zu tun. Nicht einmal mit den Impfpflichtgegnern, zu deren hartem Kern ich mich zähle. Es liegt einfach in der Sache begründet.

Zu einem Spaziergang bin ich noch nicht gekommen, aus beruflichen Gründen und persönlichen, da ich Menschenansammlungen eher meide. Aber ich werde mir das – hoffentlich diese Woche – mal aus der Nähe anschauen. Sollte ich Judensterne sehen, werde ich berichten.

Aber wie kommt es, daß verwandtschaftliche Kontakte zerbrechen? Sind das Differenzen in den Moralvorstellungen, oder ist es aus Angst vor Ansteckung?

Wenn man von vornherein das Alter in die grundrechtsbeschränkenden Maßnahmen einbezogen hätte (z.B. G2 ab 60, Impfpflicht ab 60), hätte man die Konflikte vielleicht entschärfen können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2022 um 06.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48112

Sehr trüber Morgen.
Eine gesetzliche Impfpflicht wird wohl nicht kommen, und zwar weil sie nur mit ungewöhnlichen Zwangsmaßnahmen durchsetzbar wäre. Der harte Kern der Impfgegner fühlt sich inzwischen so stark, daß ihm niemand mehr etwas anhaben kann. Dazu trägt die Vernetzung bei. Wer sich eine Notwehrsituation einredet oder einreden läßt, ist zu allem fähig. Die Demonstranten („Spaziergänger“) zeigen, daß es ihnen nicht um die Seuche und das Impfen geht, sondern sie fühlen sich als Freiheitskämpfer, glauben den Konfabulationen vom Polizeistaat usw. – ein Wahn, aber auch eine Realität. Die Republikanerin Marjorie Taylor Greene vergleicht die Maske mit dem Judenstern und die Maskenpflicht mit dem Holocaust. Bei uns sind sie meistens nicht ganz so hemmungslos, aber in der Tendenz ähnlich.
Man kann sicher noch viele Menschen erreichen, indem man das Impfen zu ihnen bringt, aber etwa 5 bis 10 Prozent sind nicht erreichbar und müssen geduldet werden. Die Geimpften werden weiterhin Einschränkungen hinnehmen müssen, um die Umgeimpften zu schützen. Man kann ihnen allerdings zu verstehen geben, was man von ihnen hält. Mehrere Bekannte berichten, daß in ihrer Verwandtschaft der eine oder andere zu den Impfgegnern und Querdenkern abgewandert und daß kein Kontakt mehr möglich ist, wahrscheinlich für immer. Sie sind meist keine Rechten, wissen aber nicht, wie sehr ihre Gruppe von den Rechten unterwandert und vereinnahmt worden ist. Ich kann das aus meiner eigenen Verwandtschaft bestätigen. Dieses Trauerspiel wird die Pandemie überdauern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.01.2022 um 06.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48091

Zum Fahrradrikschafahrer noch eine Erinnerung: Wir haben uns in Mittelindien etwa 1976 statt mit dem Taxi oder der Motorrikscha (die bekannte schwarz-gelbe umgebaute Vespa) einmal mit der Fahrradrikscha zum Flughafen fahren lassen, zwei Personen mit kleinem Koffer. Die Strecke war ziemlich lang und hügelig. Vor uns der halbnackte dünne Mann, schweißüberströmt, wir spürten sozusagen jede Muskelbewegung unmittelbar, während Autos an uns vorbeirauschten. Gewöhnungsbedürftig. Wir wußten, daß die Rikscha dem armen Schlucker nicht einmal gehörte, sondern ihm von einem fetten Ausbeuter nur geliehen war.
Das ambivalente Gefühl wird man dort nie los: Bin ich jetzt selbst ein Ausbeuter? Das ist wie bei Kinderarbeit usw. Wenn man das Angebot nicht nutzt, entzieht man einer Familie eine lebenswichtige Verdienstmöglichkeit. Wir können die beklagenswerten Verhältnisse nicht ändern. Bei den steineschleppenden Kindern müssen wir uns zum Glück nicht entscheiden, aber die von Kindern gewebten Stoffe kaufen wir, und den Rikschafahrer haben wir natürlich gut bezahlt – es war zweifellos sein bestes Geschäft seit langem, weil kein normaler Mensch mit der Rikscha zum Flughafen fährt. So konnte er auf ehrbare Weise, ohne Almosen zu empfangen, gutes Geld nach Hause tragen, und wir hatten kein schlechtes Gewissen. So haben wir auch statt Taxi oft die dreirädrige Motorrikscha für lange Strecken benutzt, anderthalb Stunden mit Zwischentanken, damit diese Leute etwas verdienen konnten.
Indische Gäste in Deutschland sind manchmal schwer gekränkt, wenn wir hier mit ihnen nicht Erster Klasse fahren. Sie übertragen ihre brahmanische Arroganz auf unsere vergleichsweise egalitären Verhältnisse. Und wir ärgern uns dann wieder über sie, statt sie wegen ihrer Borniertheit zu bemitleiden. "Interkulturell" ist nicht so leicht.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 31.12.2021 um 21.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48090

Hm, ist es nicht ein Fall von kultureller Vergewaltigung, einem indischen Fahrradrikschafahrer gegenderte Phrasen in den Mund zu legen? Das sollte guten Menschen eigentlich nicht passieren.
 
 

Kommentar von , verfaßt am 31.12.2021 um 16.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48089


 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.12.2021 um 06.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48087

Mal wieder in „Metropolis“ reingeschaut (wiederhergestellte Fassung). Der Film stieß auf viel Kritik und ist ja auch ein rechter Schmarrn, obwohl heute filmgeschichtlich wieder höher geschätzt.
Aus der Stummfilmzeit sind eigentlich nur die komischen Filme noch genießbar. Das Komische bleibt komisch, auch wenn es oft grob gestrickt ist. Tragische und melodramatische Filme, das Grauen (Murnau) und das bühnengerechte Agieren, wirken heute fatalerweise ebenfalls komisch. Gewiß, Eisenstein ist großartig, aber wir bewundern doch mehr die Kunst und Technik, als daß wir wirklich ergriffen wären.

Wenn wir Homer lesen, tauchen wir in eine wirklich sehr ferne Welt, und die Sprache scheint zusätzlich eine enorme Distanz zu unserer prosaischen Gegenwart zu schaffen. Trotzdem wirkt er nicht so fern wie die Stummfilme, die gerade mal 100 Jahre alt sind. Manche Szenen treffen uns mitten ins Herz, wie sie es immer getan und unzählige andere Künstler und Schriftsteller inspiriert haben.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.12.2021 um 09.34 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48072

Mir fällt auf, daß es neben der Häme kaum Sachkritik an Kekulés wissenschaftlichen Bemerkungen und Vorschlägen zur Pandemiebekämpfung gibt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.12.2021 um 09.05 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48071

Kekulés Stärke ist nicht Virologie, sondern seine Erfahrung mit Seuchenbekämpfung und Politikberatung. Mit der Querdenkerszene hat er nichts zu tun. Er hat übrigens die Impfpflicht in Pflegeberufen angeregt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2021 um 06.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48070

„Corona“ ist höchstwahrscheinlich das Produkt einer überaus gedeihlichen Zusammenarbeit zwischen Impfstoffherstellern und Politikern weltweit.

Recht so! Corona nur in Anführungszeichen, und daß der Blick sich weitet und nicht mehr nur die „Abrißbirne aus der Uckermark“ für das Zerstörungswerk verantwortlich macht, ist ein Fortschritt, auch wenn es nicht leicht ist, eine Weltverschwörung gegen mehrere Milliarden Getäuschte plausibel zu machen.
Unter diesen Umständen ist es selbstverständlich, alle Maßnahmen gegen die inszenierte Seuche als gegenstandslos und verbrecherisch zu verurteilen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2021 um 04.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48067

In der Querdenker-Szene werden Krokodilstränen vergossen, weil die Uni Halle "ihren Star-Virologen geschasst" habe. Den Dekan habe ich aber so verstanden, daß die vorläufige Dienstenthebung gerade deshalb erfolgte, weil Kekulé weit davon entfernt war, als Star-Virologe gelten zu können. Das gibt er ja selbst zu, wenn er die Unterfinanzierung seines Instituts als Begründung seiner Untätigkeit angibt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2021 um 04.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48066

Die Angst vor dem Konfliktpotential ("Gelbwesten"!) ist auch so ein Faktor, der das Regieren lähmt. Manchmal gut, oft nicht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.12.2021 um 23.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48065

zur DDR-Karte:

Ja, diesen Gedanken hatte ich auch schon. Allerdings zweimal in sehr unterschiedlicher Weise. Einige Wochen zu Beginn der 4. Welle sah es nämlich genau umgekehrt aus wie jetzt. Die gesamte DDR war lange Zeit deutlich an den viel niedrigschwelligeren Farben zu erkennen, und das, obwohl schon damals kritisiert wurde, daß die Impfbereitschaft im Osten niedrig ist. Es war verblüffend, die Karte schien ständig zu sagen, was wollt ihr denn, wir sind zwar kaum geimpft, haben aber durchweg die niedrigsten Zahlen.

Jetzt in der abschwellenden 4. Welle hat sich diese Lage exakt umgekehrt, die neuen Bundesländer heben sich nicht mehr durch helle, sondern durch dunkle Farben deutlich ab. Jetzt fühlen sich natürlich diejenigen bestätigt, die meinen, kein Wunder, wo doch im Osten so wenige sich impfen lassen.

Ich glaube, die Zusammenhänge, die zu den deutlichen Inzidenzwellen führen, d.h. die Gründe sowohl für das Ansteigen als auch für die Abschwächung, auch international zu beobachten, sind wohl noch nicht ganz geklärt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 28.12.2021 um 21.05 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48064

Das ist auch so ein Problem: Eine Impfpflicht würde wohl nur mit Stichprobenkontrollen und entsprechend hohen Strafen funktionieren. Aber genau das würde das Konfliktpotential nach oben treiben.
https://nordkurier.de/nachrichten/ticker/chef-der-kassenaerzte-haelt-impfpflicht-fuer-gefaehrlich-2846494612.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.12.2021 um 19.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48063

Auf den Pandemie-Karten von Deutschland erkennt man sofort, wo die DDR lag.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.12.2021 um 13.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48061

Ich habe in mehreren Beiträgen von Klinikärzten gelesen, daß zwar Pflegepersonal aufgibt, aber nicht wegen Impfpflicht.

Die Klinik ist ohnehin ein heikler Ort. Ich möchte dort nicht von Ungeimpften behandelt oder gepflegt werden.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 28.12.2021 um 13.05 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48060

Warum wir eine allgemeine Impfpflicht brauchen: „Weil impfunwillige Mitarbeiter*innen den Pflege-Beruf aufgeben und sich eine Arbeit dort suchen, wo keine Impfpflicht besteht“, begründen Keßler-Rosa, Schwab und Ulses den derzeitigen Pflege-Notstand. „Die von uns nachdrücklich geforderte allgemeine Impfpflicht würde diese Entwicklung unterbinden.“
https://infranken.de/lk/schweinfurt/kuendigungswelle-in-pflegeeinrichtungen-caritas-awo-und-diakonie-schlagen-alarm-art-5358054

Laut Artikel ist bereits eine relevante Anzahl von Kündigungen eingegangen. Ich würde davon ausgehen, daß diese Leute Angst vor dem Impfstoff haben. Sie gehören wohl kaum zu den "Unerreichbaren", haben sicher schon viele Piekse gesehen, ohne in Ohnmacht zu fallen, und sind wohl auch nicht dem Wesen nach "unsolidarisch".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.12.2021 um 06.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48058

Corona-Pandemie – Reichsbürger und Impfgegner fliehen nach Paraguay (dw 21.12.21; erinnert wird auch an Paraguay als Nazi-Refugium)

Auch wenn unter den 1.000 deutschen Einwanderern jährlich solche Impfgegner gewesen sein mögen – es gibt einen davon unabhängigen dünnen Strom von Übersiedlern, oft ältere Menschen, die ihre Rente in einem wärmeren Land verzehren wollen. Sie brauchen dort keine Einkommensquelle. Ich habe in meiner weiteren Bekanntschaft selbst von Menschen gehört, die hier alles verkauft haben und sich drüben angesiedelt haben. Natürlich auch in anderen Ländern wie Italien, Spanien oder Südfrankreich. „Fliehen“ ist übrigens ein falscher Ausdruck, weil er Verfolgung suggeriert. Über Impfpflicht wird in beiden Ländern nur diskutiert, und Masken müssen bei bestimmten Gelegenheiten hier wie dort getragen werden – das kann es also nicht sein.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.12.2021 um 12.39 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48053

Man kann natürlich mit Verhaltensänderungen eine Begründung für das Abklingen von Wellen finden. Aber man müßte es auch sauber belegen.

Mir persönlich erscheint es nicht plausibel. Gerade bei hoher Reproduktionszahl müßte die Ausbreitung entsprechend robust sein und "gnadenlos" die Gesamtbevölkerung erfassen. Die Mutanten mit hohem R scheinen aber ähnlich "fragil" zu sein wie die früheren Virustypen. Warum bricht die Welle in Gauteng? Das ist gerade bei einer Immun-Escape-Variante und geringen Gegenmaßnahmen nicht zu erwarten. Beim Übergang von Welle 2 zu 3 in Deutschland sprach man von einer Verdrängung. Aber warum sind die Inzidenzen zwischenzeitlich eingebrochen? Das wäre bei eine reinen Verdrängung nicht zu erwarten und allenfalls durch unterschiedliche Resilienz der beiden Subtypen gegen die staatlichen Maßnahmen zu erklären.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.12.2021 um 12.09 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48052

Gerichte müssen seit eh und je Entscheidungen treffen in Fällen, die sie nicht vollständig überblicken können. Es geht darum, Rechtsfrieden zu schaffen, und Gerichte sollten sowieso immer letztes Mittel sein.

Die Pandemie und die damit verbundenen Grundrechtseinschränkungen verschärfen diese Situation nochmals.

Wenn nun Personen aus dem Umfeld der Exekutive eine solche Arroganz an den Tag legen, entsteht nicht der Eindruck, daß Rechtsfrieden überhaupt noch eine Bedeutung haben soll. Mir fällt das auch bei manchen Befürwortern einer Impfpflicht auf. Es interessiert nur der epidemiologische Aspekt, alles andere wird nicht mehr wahrgenommen.

Die Wahrung des gesellschaftlichen Friedens ist möglicherweise viel wichtiger als die Frage, ob Deutschland bei der Bewältigung der Pandemie auf den vordersten Plätzen steht. Wir zahlen am Ende auch mit politischen Verwerfungen, und das rächt sich dann möglicherweise bei der nächsten Krise.

Gerade die Verbindung von Wissenschaft und Politik ist ein Problem. Eigentlich müßte man strikt trennen zwischen denen, die in Forschung und Lehre tätig sind und denen die mit der Öffentlichkeit kommunizieren. Am 9. November spekulierte Drosten, der kein Epidemiologe ist, über das "Delta-Virus und seine Abkömmlinge", ohne ein Brechen der Welle vor Weihnachten auch nur in Betracht zu ziehen (und kam auf 100.000 zusätzliche Tote). Er spekulierte darüber, wann welche Länder mit der Pandemie "durch" sein könnten. Dem Vertrauen in die Wissenschaft hat er damit wahrscheinlich nicht geholfen. Im Gegensatz zu Wissenschaften wie Klimatologie ist das Wissen um die Epidemiologie des neuartigen Coronavirus noch recht wackelig.

Nehmen wir einfach mal an, das baldige Impfstoff-Update wirkt nicht, weil Omikron so schnell verschwindet, wie es aufgetaucht ist, und eine andere Variante mit ganz anderen Mutationen übernimmt. Bei solchen Ungewissheiten ist es einfach schwierig, eine allgemeine Impfpflicht durchzusetzen, abgesehen vom organisatorischen Aufwand.

Ich selbst arbeite in einem Bereich, in dem 2G eingehalten werden muß. Wir haben gar nicht das Personal, entsprechende Kontrollen wirksam durchzuführen.

Alles in allem fehlt mir bei den Drosten-Ultras der Realismus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.12.2021 um 10.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48050

Dazu wäre viel zu sagen, aber ich will es auch mangels Kompetenz gar nicht erst versuchen.

Nur eins: Politische Entscheidungen müssen es letzten Endes sein, das haben auch Drosten und andere immer wieder gesagt. Aber gerade deshalb finde ich es falsch, sich von Richtern eine scheinhafte Autorisierung erteilen oder die Sache aus der Hand nehmen zu lassen. Die epidemiologische Expertise zu Risiken und Aussichten scheint mir ungleich relevanter zu sein als die Richtersprüche, die ihre Willkür hinter der Fassade der unabhängigen Justiz verbergen. Ich will aber nicht wiederholen, was ich zum Präventionsparadox an mehreren Stellen gesagt habe.
Es gibt nicht erst seit gestern eine Tendenz, der Exekutive überhaupt keinen Spielraum mehr zu lassen. Wir haben aber Politiker gewählt, nicht Richter. Oft werden politische Entscheidungen schon nicht getroffen, weil man weiß, daß das Bundesverfassungsgericht in seiner gegenwärtigen Zusammensetzung die Maßnahmen (oder auch Gesetze) sie ohnehin kassieren wird. Wieviel von der Corona-Lähmung darauf zurückgeht, wäre zu untersuchen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.12.2021 um 09.53 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48049

Ich verstehe nicht, warum politische Entscheidungen einzig und allein auf ein epidemiologisches Optimum ausgerichtet sein sollten.

Ist Hendrik Streeck eigentlich ein Antiepidemiologe? In einem Interview wies er kürzlich darauf hin, daß die Ausbreitung von Infektionswellen noch nicht richtig verstanden ist (mit Hinweis auf William Farr). Wir wissen nicht, warum die Wellen abbrechen, obwohl der Anteil Nichtimmuner noch ausreichend hoch ist. Was ist z.B. mit der indischen Variante? Verschwindet sie? Bleibt sie? Wer kann es sagen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.12.2021 um 04.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48045

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48018
("Präventionsparadox")

„Ich stoße mich daran, dass kleine Richterlein sich hinstellen und wie gerade in Niedersachsen 2G im Einzelhandel kippen, weil sie es nicht für verhältnismäßig halten“, sagte Montgomery der „Welt“. Da maße sich ein Gericht an, etwas, das sich wissenschaftliche und politische Gremien mühsam abgerungen hätten, mit Verweis auf die Verhältnismäßigkeit zu verwerfen. (welt.de 26.12.21)

Über den Ton kann man streiten, aber daß ihm der Kragen platzt, finde ich verständlich. Tatsächlich überschreiten die Juristen ihre Zuständigkeit, wenn sie mit der Verklausulierung als „Verhältnismäßigkeit“ in der Sache eben doch als Epidemiologen und nicht als Juristen sprechen (wie beim Rechtschreiburteil als Oberlinguisten). Man braucht die Redeweise bloß logisch auseinanderzunehmen: Zwischen welchen Größen wird hier ein Verhältnis hergestellt? Doch wohl zwischen rechtlichen Schritten und einer Krankheitsgefährdung; letztere können die Richter nicht besser beurteilen als die Politiker oder gar als die Epidemiologen. Die Richter sagen im Grunde: Die Gefahr ist nicht so groß, daß Zugangsbeschränkungen im Einzelhandel begründet wären. – Das kommt wie eine höhere Einsicht daher und ist doch nur das Ergebnis einer Meinungsbildung, die man kritisieren kann und muß, ohne gleich die Unabhängigkeit der Justiz in Frage zu stellen. Alle Urteile sind auch Fehlurteile.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.12.2021 um 06.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48028

Ich kenne manche Phrasen der Impfgegner auswendig, und dann erfahre ich zufällig, daß sie wörtlich aus Pamphleten stammen, die jener Verein um Herrn Bhakdi verbreitet. Das ist nicht ignorant, sondern bösartig und sollte strafrechtlich verfolgt werden.

Für die Querdenker ist Impfstoff das „Zeug“. Die staatlich subventionierten Hersteller wollen das Zeug loswerden, aber wir wollen das Zeug nicht in unserem Körper. Der Ausdruck läßt durch seine Allgemeinheit erkennen, daß wir uns mit dem Zeug gar nicht näher beschäftigen wollen.

Vor dem Ersten Weltkrieg hatte der Verein der Impfgegner 300.000 Mitglieder und eine eigene Zeitschrift, konnte aber nicht verhindern, daß die Pocken ausgerottet wurden.

Mit der vollständigen Beseitigung von Corona rechnet kein Virologie, auch wenn das imnmer wieder als typischer Wahn unterstellt wird.

Was mir noch auffiel: Manche heucheln tränenselig Mitgefühl mit dem Klinikspersonal, denken aber nicht daran, ihm die aufopferungsvolle Arbeit dadurch zu erleichtern, daß sie sich impfen lassen. Daß dies der allererste Wunsch der Ärzte und Pfleger ist, würde man von ihnen selbst hören, wenn man denn mit ihnen redete, statt ihnen vom Fernsehsessel aus zu huldigen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 24.12.2021 um 14.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48027

Ein Freund von mir wurde vorgestern in seinem Laden von einem Kunden gefragt: „Sind Sie geimpft?“
Mein Freund: „Na klar!“
Kunde: „Wissen Sie auch, was man Ihnen da gespritzt hat?“
Mein Freund: „Biontech.“
Kunde: „Dann kann ich Ihnen genau sagen, was das war.“
Mein Freund: „Ja?“
Kunde: „Aufgelöste Föten."
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.12.2021 um 09.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48026

Ich frage mich, wie solche Leute reagieren würden, wenn plötzlich ein Kernkraftwerk in die Luft fliegt. Schließlich ist Radioaktivität so unsichtbar wie Aerosole. Der fingierte Super-GAU als größter anzunehmender Unterdrückungsangriff des Staates auf seine Bürger. Die harmlosen Zeiten, in denen die Behörden den Leuten empfahlen, im Falle eines Atomangriffs eine Aktenmappe über den Kopf zu halten oder unter dem Küchentisch Schutz zu suchen, sind ja längst vorbei.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.12.2021 um 06.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48025

„Omikron ist eine erfundene Variante damit die Corona Tyrannei weitergehen kann.“

(Das schreibt ein Youtube-Gast und trifft den Ton, der in vielen Foren, auch von Zeitungen, fast ausschließlich herrscht. Wer sich so etwas einmal einbildet, den kann man wohl nicht mehr erreichen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2021 um 19.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48024

Beim rechtsextremen Tichy scheinen sie auf dem Schlauch zu stehen. Außer einem Hackbraten-Rezept wird heute dies geboten: https://www.tichyseinblick.de/meinungen/omikron-stern-von-bethlehem/ - (23.12.21)
„Omikron ist zum Weihnachtsfest erschienen: Die Messias-Variante will die Corona-Pandemie beenden, aber der ungläubige Bundeskanzler Olaf Scholz leugnet das Wunder.“
Usw. – kein Scherz, sondern ernst gemeinter gemeingefährlicher Unsinn. Ob jetzt manchem die Augen aufgehen? Die ersten Zuschriften lassen es nicht hoffen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.12.2021 um 17.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48023

Ich sagte ja nicht, daß den denkbar extremsten Standpunkt auch schon jemand vertritt, sondern daß, wer ihm am nächsten kommt, die leichteste Begründung hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2021 um 15.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48018

Das "Präventionsparadox" gibt es auch in dieser Gestalt:

Solange die Lage noch nicht so schlimm ist, lassen sich Präventionsmaßnahmen nicht durchsetzen oder werden umgehend von Gerichten als "nicht verhältnismäßig" kassiert. Erst wenn es richtig schlimm geworden ist, darf der Staat strenger eingreifen. Dann ist es allerdings viel teurer und kostet auch Menschenleben. Wenn es dann nach großem Ach und Weh besser geworden ist, müssen die Maßnahmen aufgehoben werden, sonst ... s. o.
So kann man die "Wellen" oder "Zyklen" auch sehen.

Zur Zeit weiß jeder, daß Omikron mächtig über uns kommen wird, aber richtig was dagegen tun kann man nicht. Noch nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2021 um 15.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48017

Wieder mal soll der Staat gezwungen werden, entweder seine Schwäche oder sein „wahres Gesicht“ zu zeigen (also Schlagstöcke, Pfefferspray, Gewalt). Das gelingt mit wenig Aufwand. Früher war es der spätkapitalistische, postfaschistische Staat, heute ist es der links-grün versiffte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2021 um 15.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48016

Ich kenne niemanden, der das sagt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.12.2021 um 14.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48015

Ja, das ist es wohl. Wir haben zwar alle Zahlen, somit auch ein Maß, nur es fällt schwer zu erkennen oder festzulegen, wo genau die Grenze zwischen gut und böse ist.

In diesem Dilemma sind diejenigen klar im Vorteil, die einfach von vornherein sagen, jeder Tote ist einer zuviel, egal, was es sonst für die Gesellschaft bedeutet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2021 um 13.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48014

Na ja, es kommt darauf an, was man unter "übertrieben" versteht....
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.12.2021 um 12.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48013

Na ja, es kommt darauf an, was man unter Panik versteht. Ich kenne auch niemanden, der ständig schreiend mit dem Kopf gegen die Wand oder andere Menschen über den Haufen rennt.

Aber eine ältere Nachbarin traut sich kaum aus dem Haus, außer zu den nötigsten Einkäufen. Eine meiner Nichten, die wir früher oft getroffen haben, geimpft wie wir, sagte einen Adventsbesuch bei ihrer Mutter ab, weil wir auch eingeladen waren. Eine Cousine und ihr Mann, die sich nicht impfen lassen, fürchten sich trotzdem vor Ansteckung. Sie igeln sich zu Hause ein, gehen kaum noch raus, empfangen keine Besuche.
Viele Menschen leben seit fast zwei Jahren in übertriebener Angst.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2021 um 06.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48008

Ich kenne niemanden, der in Panik ist.

Zur allseits beliebten Panik noch dies:

Bisher hat das Weiße Haus die Omikron-Variante als Grund zur Sorge, aber nicht als Anlass zur Panik bezeichnet. (ZDF 21.12.21)

Die Regierung wird nicht gerade zur Panik raten.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.12.2021 um 22.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48006

zu #47997: "Ich kenne niemanden, ..."

Ich habe ja hier in 783#47895 etwas ähnliches geschrieben. Ich denke, es kommt darauf an, was man damit genau sagen will, ob es rhetorisch heißen soll, Coronagefahr und Todesopfer gibt es nicht, also Coronaleugnung, oder ob man damit auf die realen Umstände und teilweise übertriebene Darstellungen hinweisen will. Wenn es "statistisch trivial" ist, niemanden zu kennen, dann zeigt das eben auch einen objektiven Sachverhalt, dann muß eine Gesellschaft ihre Gegenmaßnahmen auch dieser Beobachtung anpassen.

Ich bin immer dafür, sich zu schützen, aber dabei die Verhältnismäßigkeit zu wahren.

Jedes Jahr stirbt einer von 100 Deutschen nicht an Corona.
Jedes Jahr stirbt einer von 1000 Deutschen an Corona.
(Sehr grob gerechnet, aber ungefähr stimmt es.)
Wie beim normalen Sterben entspricht das Sterberisiko bei Corona dem Lebensalter.

Nach meinem Eindruck ist es notwendig, auf diese Dinge hinzuweisen, weil viele Menschen durch die Berichterstattung in den Medien einfach in Panik sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2021 um 16.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48005

Anläßlich der Oktopus-Plage an der Atlantikküste: Viele Tiere sterben nach der Eiablage. Wenn man secundum naturam leben will, müßte man darin den Sinn des Lebens sehen: Kinder erzeugen und sterben. Wenn da nicht die Brutpflege wäre. Die weiblichen Säugetiere müssen das Kind ernähren, die männlichen müssen, wie sie selbst jedenfalls glauben, die weiblichen ernähren und beschützen. Darum leben sie weitere 20 Jahre. Dann müssen die Alten den Jungen aber auch noch ein hypothekenfreies Haus hinterlassen. Das bringt weitere 20 Jahre. Aber weil die Mütter sich zu diesem Zweck ebenfalls abrackern, müssen die Großeltern die Kleinen in die Kita bringen und zu Weihnachten ordentlich was unter den Baum legen. Noch mal 20 Jahre gerechtfertigt. So werden wir immer älter, aber was war noch mal der Sinn des Lebens?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2021 um 16.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48004

Mit "rhetorische Frage" meinte ich solche Fassungen: "Kennen Sie jemanden, der an Corona gestorben ist?" Das ist in der Regel keine Erkundigung eines Wißbegierigen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.12.2021 um 14.55 Uhr   Mail an
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Ich weiß jetzt nicht, ob das hier stimmt, aber wer die Süddeutsche abonniert hat, muß morgen evtl. aufpassen, daß ihm nicht vor Schreck die Zeitung aus der Hand fällt.

https://twitter.com/VeraSchroeder/status/1473271562895822852
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.12.2021 um 12.22 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48002

Weil wir gerade bei Sandra Ciesek waren. Und beim Mißtrauen gegen die Wissenschaft.

Vor ein paar Tagen gab es eine Riesenaufregung um einen Bild-Artikel weil dort drei wissenschaftliche Berater in der Schlagzeile als Lockdown-Macher bezeichnet wurden. Man hat dann mit einiger Rabulistik versucht, dies als Falschinformation zu deuten: "Macher" wäre ja das gleiche wie Entscheider.

Alle möglichen Wissenschaftler gaben sich nun dafür her, gegen die Bild zu wettern, auch Sandra Ciesek in einer großen Kampagne der Süddeutschen.

Jeder weiß, daß die Bild ein Boulevardblatt ist (und daß es Konkurrenz zwischen den Blättern gibt), darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Aber warum begeben sich Wissenschaftler in diese Schlammschlacht? Geht es da um einen Machtkampf wie damals in den 60ern ("Enteignet Springer")?

Das ist nur ein kleines Detail, ich könnte hunderte Beispiele aufzählen. Aber das zunehmende Mißtrauen gegen die Wissenschaft ist auch darin begründet: Wissenschaftler mischen zu viel mit in diesem Kampf zwischen Progressiven und Konservativen.

Ich schätze Sandra Ciesek übrigens auch sehr. Vielleicht noch ein Wort zu den Eitelkeiten mancher Pandemieexperten: Ich finde Drosten und Kekulé oft interessanter als Ciesek, gerade weil sie ein bißchen eitel sind und sich weiter hervorwagen, mehr riskieren, mehr spekulieren. Das hat alles sein Für und Wider. Man muß es eben einordnen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.12.2021 um 11.59 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48001

Ich dachte, es ging um einen konkreten Fall. Ich würde solche Sätze übrigens nicht als rhetorisch bezeichnen. Aber es spricht daraus natürlich großes Mißtrauen gegenüber den Institutionen, die uns über Pandemie informieren. Ich halte es aber für falsch, diese Menschen als unmoralisch zu beurteilen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2021 um 11.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48000

Das Zitat steht heute auf S. 10, aber in anderen Fassungen, auch als rhetorische Frage, habe ich es schon oft gefunden und auch hier schon zitiert (aus Tichys Einblick). Wenn ich gewußt hätte, daß es mal zu einem Diskussionsgegenstand werden würde, hätte ich die Stellen gesammelt.

Wenn man die Wendung ein bißchen variiert, kann man auch Belege ergoogeln, z. B.

Ich kenne keinen, der an corona gestorben ist oder mit corona gestorben ist oder wegen corona auf intensiv oder Krankenhaus war und keinen der corona hatte und keinen der einen positiven pcr oder antigen test hatte… ich kenne auch keinen der einen kennt.

Ich kenne drei, die wegen der Maßnahmen ihren Job verloren haben, 2 die deswegen krank geworden sind und einen der beinahe gestorben ist.


Es lohnt aber nicht. Diese Rhetorik ist nun mal in der Welt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.12.2021 um 10.43 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47999

Mit den Suchbegriffen Süddeutsche Zeitung "Ich kenne niemanden, der an Corona gestorben ist" bekomme ich kein Ergebnis (und wenn, könnte ich nur auf das kostenlose Angebot zugreifen).

Der Kontext bleibt für mich also unklar. Aber ich wehre mich dagegen, aus einem einzelnem Zitat so viel herauszulesen. Der Beschreibung nach ("Haßmails") handelt es sich wohl um einen eher emotionalen Artikel. Da wäre ich besonders vorsichtig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2021 um 09.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47998

In jeder Medizingeschichte kann man lesen, wie der Staat immer mehr Verantwortung für die Gesundheit übernommen hat, von der Hygiene bis zur Impfung. Natürlich gingen damit auch Pflichten für die Bürger einher. Aber der Erfolg war durchschlagend. Man liest mit Entsetzen, wie jung so viele Talente und Genies noch im 19. Jahrhundert (und sogar besonders in diesem) gestorben sind, und zwar nicht nur im Kindbett und Kinderbett, sondern an durchaus vermeidbaren Seuchen wie Tuberkulose, Cholera oder Typhus.

Heute wird beklagt, daß RKI und Bundesregierung sich nicht abgestimmt haben. Aber glaubt jemand, die Epidemiologen könnten sich mit FDP-Politikern abstimmen? Lindner und Kubicki haben ja gerade deshalb so viele Stimmen eingefahren, weil sie in sanfteren Worten, aber inhaltlich ganz ähnlich wie die AfD argumentiert haben. Ein Prüfstein ist immer, wer bei Tichy, wo nie ein kritisches Wort über die AfD fällt, als Kronzeuge zitiert wird. Am Gespür dieser Leute ist nicht zu zweifeln.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2021 um 09.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47997

Statistisch trivial ist, daß viele niemanden kennen, der an Corona gestorben ist. Aber die eigentliche Frage ist doch: Warum muß man das in die Öffentlichkeit hinausplärren? Die Botschaft ist ja klar genug, und sie ist ungemein schädlich.

Bisher muß sich niemand impfen lassen, aber wenn jemand, den ich recht gut kenne, auf einer Internetseite alle vier Wochen verkündet, er werde sich auf keinen Fall impfen lassen, dann frage ich mich schon, warum er das tut. Er ist über 80 und lebt im Windschatten der Geimpften und auch sehr zurückgezogen, was die meisten sich ja nicht leisten können.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.12.2021 um 09.13 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47996

Kommt es nicht darauf an, was mit "kennen" gemeint ist? Ich selbst kenne z.B. niemanden (persönlich), der an Corona gestorben ist. Ich weiß aber von vielen, und manche kenne ich, weil sie prominent sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2021 um 08.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47995

„Ich kenne niemanden, der an Corona gestorben ist.“ Das muß ein Angehörigenbetreuer lesen, der schon 200mal die Todesnachricht überbracht hat, wenn er nach dem aufreibenden Dienst auf die Straße tritt (SZ 22.12.21). Er bekommt Haßmails, seit er mal im Fernsehen gezeigt wurde. Warum eigentlich?
Der Haß auf die Helfer zeigt sich ja auch bei Katastropheneinsätzen, wenn Feuerwehrleute und Sanitäter angegriffen werden. Wer kann das erklären? Ist es ein Kampf gegen die eigene uneingestandene Angst, den heimlichen Zweifel? Auf der Intensivstation kämpfen fast nur Ungeimpfte gegen den Tod, manchmal viele Wochen lang, gerade die in ihren besten Jahren. Der Betreuer hält ihnen zuletzt die Hand, es ist zum Weinen. Glaubt man insgeheim, das wegrechnen, wegdemonstrieren, wegprügeln zu können?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2021 um 04.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47993

Ich habe mich viel mehr mit August Kekulé beschäftigt als mit Alexander. Von diesem konnte ich nicht allzu viel "Corona-Kompass" hören, weil mir seine Eitelkeit und Rechthaberei auf die Nerven ging. Er gibt nie zu, daß er auch mal Falsches gesagt oder vorausgesagt hat, sondern läßt immer wieder einfließen, man hätte auf ihn hören sollen. Wenn die neue Regierung nun einen Expertenrat bildet, suggeriert er, das gehe auf seinen Vorschlag zurück. (Er wäre wohl selbst gern berufen worden.) Dazu kommen die unnötigen Sticheleien. All dies und noch ein paar Kleinigkeiten schwächten die an sich verdienstvolle Sendung, in der er natürlich auch viel Richtiges vortrug.

Gestern habe ich wieder Frau Ciesek gehört – was für ein Gegensatz! Sprecherzieher könnten auch mal die Redeweise vergleichen, wie ich es in meiner laienhaften Art nebenbei tue. Cieseks Fähigkeit, souverän und (daher) zugleich bescheiden frei zu formulieren, macht mich richtig neidisch.

(Nachtrag: Zu den Vorgängen an der Uni Halle bringen die Medien heute hauptsächlich das, was Kekulé selbst dazu sagt. Die Medizinische Fakultät kommentiert Personalangelegenheiten verständlicherweise nicht, und unabhängige Recherchen scheint es nicht zu geben. So gerät Kekulé ganz von selbst in eine Opferrolle.)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.12.2021 um 21.23 Uhr   Mail an
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Zu BILD erklärte Alexander Kekulé am Dienstagabend: „Das ist ein politisches Verfahren.“

Es sei bekannt, „dass ich gegenüber der Bundesregierung und dem Robert-Koch-Institut immer wieder Kritik geäußert habe.“ Die Vorwürfe der Universität seien „an den Haaren herbeigezogen“, es sei „unmöglich, wie diese Universität mit ihren Professoren umgeht“.

(...)

Gegenüber BILD erklärte Kekulé: „Ich habe seit Dienstantritt dafür gekämpft, die Virologie an der Universität halbwegs vernünftig ausstatten zu lassen. Denn leider hat die Universitätsleitung das Thema Infektiologie unterschätzt. Nachdem meine Briefe an den Dekan, an den ärztlichen Direktor und das Rektorat nicht gefruchtet hatten, habe ich im Sommer 2020 mit dem zuständigen Minister der Landesregierung darüber gesprochen, der zusagte, sich darum zu kümmern, dass wir die nötige Ausstattung bekommen. Ich sehe den aktuellen Schritt der Universität nun als unmittelbare Reaktion darauf.“

 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.12.2021 um 21.14 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47991

Uni Halle trennt sich von dem bekannten Virologen Kekulé

Nach MZ-Informationen geht es in dem Disziplinarverfahren unter anderem um das Lehrdeputat, das jeder Professor und somit auch Kekulé zu erfüllen hat. Gemeint ist damit die Unterrichtsverpflichtung, die ein Hochschullehrer mit seiner Berufung neben der Pflicht zur wissenschaftlichen Arbeit eingeht. Gegenstand einer Prüfung ist offenbar unter anderem die Frage, in welchem Umfang Kekulé Lehrangebote gemacht hat und ob diese auch alle so stattfanden. Das gilt auch für die Zeit während des Corona-Lockdowns, als die Lehre virtuell erfolgte. Geprüft wird offenbar in diesem Zusammenhang auch eine Vorlesungsveranstaltung im Sommersemester.

Kekulé spricht von einem „politischen Verfahren“

Wie zu erfahren war, hat der Uni-Rektor für das Disziplinarverfahren einen Ermittler eingesetzt. Der soll zu dem Schluss gekommen sein, die gegen Kekulé erhobenen Vorwürfe seien so schwerwiegend, dass weitere Schritte eingeleitet werden müssen. Die vorläufige Dienstenthebung ist demnach ein solcher.

Das Rektorat wollte sich am Dienstag zu dem Vorgang nicht äußern. „Wir kommentieren prinzipiell keine Personalangelegenheiten“, sagte Sprecherin Manuela Bank. Kekulé sprach gegenüber der MZ am Abend von einem „politischen Verfahren“. Seit Jahren beschwere er sich über die mangelnde Ausstattung seines Lehrstuhls, die Uni habe Zusagen nicht erfüllt. Beim Thema Lehrverpflichtungen gehe es lediglich um ein Formular, das er möglicherweise nicht richtig ausgefüllt hat.

Kritiker aus dem Hochschulbetrieb werfen ihm seit längerem unter anderem eine mangelnde Forschungstätigkeit vor. Er habe seit Jahren kaum noch wissenschaftliche Beiträge in Fachzeitschriften veröffentlicht. Kekulé hat sich dagegen immer wieder zur Wehr gesetzt.


https://mz.de/mitteldeutschland/sachsen-anhalt/uni-halle-trennt-sich-von-dem-bekannten-virologen-kekule-3311347
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.12.2021 um 18.15 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47990

Zur Frage, warum Frauen beim Impfen nicht so leicht kollabieren, gibt es eine wissenschaftliche Erklärung:
https://en.wikipedia.org/wiki/Women-are-wonderful_effect
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2021 um 17.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47981

Ja. Oder Satire. Vielleicht ein bißchen überraschend, weil ich dieses Genre sonst nicht pflege.

Heute lese ich:

Novavax kurz vor Zulassung: Auf diesen Impfstoff warten mRNA-Skeptiker

Das glaube ich nicht. Das Warten auf einen anderen Impfstoff halte ich für einen Vorwand. Aber bitte: Hic Rhodus, hic salta. Nun ist er ja zugelassen.

Mehrere Virologen haben auch schon darauf hingewiesen, daß zwischen gentechnischen und "Totimpfstoffen" kein so großer Unterschied besteht.
Aber manche denken wohl: Da ist das Virus – erst lebt es, und dann ist es tot, und ich kann es mir getrost spritzen lassen.

Die mRNA-Impfstoffe sind, wie kürzlich ein Arzt wieder mal erklärte, die am gründlichsten untersuchten Medikamente aller Zeiten. Auch das sukzessive Prüfverfahren läßt keine Wünsche offen.

Ein Impfarzt erzählt, nach seiner Erfahrung pflegen insbesondere junge Männer beim Impfen zu kollabieren. Das würde eine alte Vermutung bestätigen: Frauen können sich so etwas nicht leisten. Für einen betagten Verwandten, der im Dritten Reich Schlimmes durchgemacht hatte und auch sonst ein zäher Bursche war, gab es kaum etwas Unangenehmeres als die Vorstellung einer Spritze oder den Anblick von Blut. Kein leichter Patient.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.12.2021 um 08.45 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47980

Ist das eine Karikatur?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2021 um 06.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47976

Das Fahren mit der Eisenbahn führt wegen der hohen Geschwindigkeit (schlimmstenfalls 60 km/h) zum Wahnsinn. Ähnlich steht es mit der Gentechnik. Darum Finger weg von mRNA-Impfstoffen! Bisher sind ja auch erst 8 Mrd. Dosen gespritzt worden, da ist noch mit vielen unbekannten Nebenwirkungen zu rechnen. „Denkpflicht statt Impfpflicht!“
Die ganze Welt kämpft gegen das Virus. Laßt die Narren doch bis zum Umfallen schuften! Wir nicht! Wir kämpfen gegen den Kampf gegen das Virus. Wir wissen nämlich Bescheid. „Ich freue mich über jedes Auftreten einer neuen Covid-Variante. Stets ein Grund mehr, sich nicht impfen zu lassen“, schrieb einer von uns kürzlich, intellektuell und moralisch voll auf der Höhe. Wenn unsere Angehörigen verröcheln, frohlocken wir, weil wir wieder mal recht gehabt haben, denn darauf kommt es schließlich an, nicht wahr? Und jetzt auf zur Demo nach Nürnberg!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.12.2021 um 18.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47968

Umweltpolitische Bewegungen, deren Wurzeln sich meist auf die 1968er-Proteste zurückführen lassen... (https://www.fau.de/2021/12/friedrich/gekommen-um-zu-bleiben/)

So sieht es die Universität Erlangen. Ich habe es anders in Erinnerung, aber heute scheint es jüngeren Autoren selbstverständlich zu sein, daß alles Fortschrittliche auf die 68er zurückgeht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.12.2021 um 16.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47965

Merz heißt auch einer der beiden Ochsen, mit denen der kleine Johann Peter und sein Ätti nac