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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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08.02.2009
 

Kopfrechnen
Nachsicht für fehlbare Menschen!

"In sprachlichen Dingen ist der Mensch ein schwacher Kopfrechner." Mein Lieblingszitat aus Wilhelm Havers' großartigem "Handbuch der erklärenden Syntax".

Mir ist das wieder eingefallen anläßlich einer Diskussion im Forum. Dazu eine Bemerkung:
Hans hat keinen Computer, aber Grete benutzt ihn gern.
Das ist logisch nicht in Ordnung, weil der Computer, den Grete gern benutzt, im Vordersatz gar nicht erwähnt ist. Die Sprachwissenschaft nennt so etwas "pronouns of laziness". (Logisch richtig wäre: aber Grete benutzt ihren gern.)



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Kommentare zu »Kopfrechnen«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.12.2024 um 04.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#54377

Bei allen Versäumnissen, die man den Regierungen vorwerfen kann, ist es doch erstaunlich, wieviel Strom in D und EU schon mit Wind und PV erzeugt wird. Wer hätte das gedacht! Ich bin sozusagen damit aufgewachsen, daß alle vom unerschöpflichen, billigen und sauberen Atomstrom träumten, und noch in der nächsten Generation wurden Deutschaufsätze zu diesem Thema geschrieben. Jetzt gibt es noch ein paar Leute, die den gleichen Traum mit Bezug auf Fusionsreaktoren träumen, aber es ist nicht ratsam, darauf konkrete Energiepolitik zu bauen. Es könnte ein Traum bleiben. Vielleicht ist es technisch unmöglich, und billig wird es auf keinen Fall, das steht schon mal fest. Auch jetzt ist ja der Strom aus Kernspaltung nicht konkurrenzfähig, und die Energieunternehmen winken ab, wenn unsere regierenden Juristen, Journalisten usw. davon schwadronieren.

In den rechten Medien wird stark herausgestellt, die schwedische Regierung sei sauer auf die deutsche Energiepolitik, weil sie zu steigenden Strompreisen in Skandinavien führe. Nicht erwähnt werden die viel niedrigeren Energierpreise aufgrund der Wasserkraftwerke. Auch hat die schwedische Ministerin nicht die deutsche Energiewende beklagt, sondern die Eigentümlichkeit der Preisbildung auf dem deutschen Markt. In besseren Medien wird es erklärt.

Wind und Sonne liefern nicht: Lage im Stromnetz dramatisch

Habecks Energiekatastrophe: alle Windräder stehen still

Gestern standen 31.000 Habecksche Windräder nahezu still im Land.


Alles vom Rechenkünstler Holger Douglas.


 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.12.2024 um 04.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#54368

Die Nichtdenker tun gern so, als wüßten sie nichts vom europäischen Stromverbund und von den Besonderheiten der Preisbildung auf dem Strommarkt. Ich will das hier nicht wiederholen, sondern auf eine neue Übersicht hinweisen: https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/faktenfuchs-deutschland-bettelte-2022-nicht-um-atomstrom,UWArHgh
Bei uns ist der Strom jüngst billiger geworden, aber es interessiert uns nicht mehr allzu sehr, seit wir ihn weitgehend selber machen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.12.2024 um 12.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#54338

Denkbar, na ja, davon steht in dem Satz aber nichts. Darin geht es ausdrücklich um eine einzelne Zahl, nämlich die durchschnittliche Anzahl von Kindern pro 1000 in Deutschland mit einer bestimmten Krankheit. Diese Zahl paßt mit "bis zu" einfach nicht zusammen. Es wäre ähnlich, als wenn ich sagte, an der linken Hand habe ich bis zu fünf Finger.

So wie Sie es meinen, könnte der Satz meines Erachtens nur etwa so lauten:

In Deutschland leben nach unterschiedlichen Statistiken bis zu 2 von 1000 Kindern mit einer halbseitigen Körperlähmung.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.12.2024 um 03.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#54330

Denkbar wäre wäre auch eine zusammenfassende Bezugnahme auf unterschiedliche Schätzungen oder Statistiken für ganz Deutschland, die zu Ergebnissen mit einer Bandbreite von X bis 2 Promille kommen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.12.2024 um 23.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#54329

"In Deutschland leben bis zu 2 von 1000 Kindern mit einer halbseitigen Körperlähmung."
(Programmvorschau des ZDF, 6.12.24)

Schon wieder dieses unsinnige "bis zu". Ein Durchschnittswert ist immer ein punktueller Wert, kein "bis zu"-Wertebereich.
Man könnte ggf. sagen,
ungefähr/rund/genau/fast/höchstens/mindestens/... 2 von 1000,
aber nicht bis zu 2 von 1000.

Oder man könnte z. B. sagen:
In den einzelnen Bundesländern Deutschlands leben bis zu 2 von 1000 Kindern mit ...,
denn hier geht es um eine Liste von Werten, deren höchster 2 ist.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 04.12.2024 um 20.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#54317

Danke, Herr Riemer. https://virchblog.wordpress.com/2015/05/22/gema-verbietet-senioren-das-singen/
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.12.2024 um 19.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#54315

"Hallo Deutschland" (ZDF) berichtet heute, daß auf Weihnachtsmärkten teilweise keine Musik mehr gespielt wird, weil die GEMA-Gebühren für Schausteller und Verkäufer zu hoch seien.

Die Betreiberin des Wintermarktes am Berliner Schloßplatz sagt, sie habe mal nachgesehen, für den Wintermarkt würde die Musik 700€ pro Tag kosten. Ein Glühweinstandbesitzer sagt, einen Glühwein müßte er dann für 9 statt jetzt 5€ verkaufen.

Die GEMA nimmt auf Anfrage des ZDF schriftlich Stellung: "Für die Musik zahlt ein Besucher bei seinem Besuch rund 2,5 Cent. Aber er konsumiert bis zu 18€ pro Besuch."

Wer hat nun recht? Wäre es hier nicht Aufgabe der Journalisten, auch des ZDF, wenn sie schon davon berichten, der Sache dann auch auf den Grund zu gehen? Den Zuschauer nicht mit irgendwelchen Mutmaßungen und Vorurteilen alleinzulassen?

Ich habe leider keine Besucherzahlen des Wintermarktes am Berliner Schloßplatz gefunden. Es ist kein kleiner Weihnachtsmarkt, aber er ist auch nicht unter den 15 größten in Deutschland. Nach meiner Schätzung und Vergleichen könnte er wohl 15000 bis 35000 Besucher täglich haben.

Wenn ich mit dieser Schätzung rechne, kann ich guten Gewissens der GEMA recht geben. Selbst wenn ich mich um einen Faktor 10 verschätzt haben sollte, dann wären es eben pro Besucher vielleicht 25 Cent, aber immer noch kein Grund, daß ein Glühwein 9€ statt 5€ kosten müßte.

Nur, wie gesagt, das ZDF hätte sicher Möglichkeiten, die Zuschauer besser aufzuklären. Wieso tut es das nicht?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2024 um 13.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#54277

Jetzt stürzen sich Freund und Feind auf Merkels Erinnerungen, suchen nach Brauchbarem für ihre jeweiligen Zwecke und finden es natürlich auch. Fast alle vermissen Selbstkritik und Reuebekenntnis. Das ist eine etwas befremdliche Forderung an Autobiographien. Bei Amazon am ersten Tag einige Rezensionen mit entweder 1 (also eigentlich Null) oder 5 Punkten, die negativen offensichtlich von Nichtlesern [im typischen AfD-Tonfall], wie auch eine der positiven feststellt.

Die BZ schreibt in gewohnter Gaunersprache:

„Moneten mit Merkel – signierte Bücher bei Ebay verhökert“

und

„Altkanzlerin Merkel bricht Signier-Stunde ab“

Aus dem Bericht geht hervor, daß sie nach Hunderten von Unterschriften Schluß machte, sehr verständlich, aber zum Ärger des BZ-Mannes, der nicht mehr zum Zuge kam.

„Trotz Medienjubel: Wird Merkels Buch zum Ladenhüter?
Die Autobiografie von Angela Merkel liegt offenbar schwer wie Blei auf den Ladentischen. Die massive Werbekampagne in den Medien scheint nicht geholfen zu haben.“ (Berliner Zeitung 29.11.24)

„Merkel-Buch ist Ladenhüter“ (Tichy 29.11.24)

„Buch von Angela Merkel droht zum Ladenhüter zu werden“ (Focus 28.11.24)

„Schleppender Start – Merkel-Buch verkauft sich nur 35.000 Mal am ersten Tag“ (Welt 28.11.24)

„Merkels Buch verkauft sich entäuschend
Angela Merkels Memoiren, geschrieben mit ihrer ehemaligen Büroleiterin Beate Baumann, sind seit Mittwoch im Handel, doch der Verkauf verläuft trotz der enormen Bekanntheit der Autorin und des großen Medienechos schlechter als erwartet.
Das Buch „Freiheit“ verkaufte sich am ersten Tag rund 35.046-mal und brachte etwa 1,47 Millionen Euro ein, meldet Welt. Zum Vergleich: Der neue Roman von Sebastian Fitzek („Das Kalendermädchen“) wurde am ersten Tag 80.261-mal verkauft und erzielte über zwei Millionen Euro Umsatz.“ (Achse des Guten 28.11.24)

Daraus einen schleppenden Verkauf zu konstruieren ist eine besondere Kunst. Zweitbester Verkauf macht noch keinen „Ladenhüter“. Jeder Sachbuchautor könnte stolz darauf sein, gleich hinter einem etablierten Krimi-Verfasser zu kommen.

Dagegen schreibt das Börsenblatt:

„Merkel-Memoiren: Startauflage ist weg, Nachdruck läuft
Innerhalb weniger Tage sind die 400.000 Exemplare der Startauflage von Angela Merkels "Freiheit" beim Verlag ausverkauft bzw. an den Handel ausgeliefert, berichtet Kiepenheuer & Witsch. Ein beachtlicher Nachdruck ist daher bereits in der Spur.“ (29.11.24)

Die SZ, die über den Inhalt zuvor ziemlich ausgewogen informiert hatte, schreibt anläßlich der Buchvorstellung, Merkel sei „keineswegs die Frau, unter der Deutschland keine ernsthaften Probleme hatte, sondern die Frau, die Teil der heutigen Probleme ist“ (28.11.24).

Das klingt bedeutsam, ist aber falsch bzw. trivial. Erstens handelt das Buch natürlich weithin von den Problemen, die Deutschland hatte, und zweitens ist jede Regierung ein Teil der Probleme der nächsten Regierung. Das muß man nicht näher begründen, es genügt eine kurze Besinnung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.11.2024 um 06.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#54261

„Der Stern WOH G64 ist 160.000 Lichtjahre von der Erde entfernt und 2000-mal größer als die Sonne. Der Rote Riese steht kurz vor seinem explosiven Ende: Astronomen erwarten eine Supernova und hoffen, den Sternentod beobachten zu können.“ (WELT 24.11.24)
Es kann auch noch 50.000 Jahre dauern, aber wir haben ja Geduld. Eine schlichte (periodische) Nova in der Nördlichen Krone steht tatsächlich bevor, ist aber weniger eindrucksvoll und auch physikalisch etwas ganz anderes.
Die Sensationsmeldungen aus der Astronomie sollen wohl auch das Interesse an der Forschung und die weitere Finanzierung sichern. Aber wegen der ungeheuren Dimensionen in Raum und Zeit betreffen sie nun mal fast durchweg nicht gerade das Tagesgeschehen. Die angekündigte Supernova wäre ja auch schon zu einer Zeit „explodiert“, als wir noch auf Bäumen lebten.
Aktueller sind im Nahbereich Asteroiden, die uns vielleicht bedrohen – oder eben astronomische Ereignisse auf Erden wie kürzlich der Nachweis von Gravitationswellen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.11.2024 um 08.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#54169

Jedem ist das Hemd näher als der Rock: Nachhaltigkeit ist kein Motiv, das unser Handeln dauerhaft bestimmen könnte. Man kann uns immer wieder ermahnen, aber irgendwann platzt uns der Kragen, und wir hauen mit der Faust auf den Tisch und kehren zur lustvollen Selbstzerstörung zurück. Weil wir nun mal so sind, mußten unsere Vorfahren das mühsam erworbene Wissen um Nachhaltigkeit in vernunftferne Bräuche, Kulte, Mythen, Tabus und Spruchweisheiten verpacken.
Richard Dawkins erzählt von der Erfahrung seines Vaters in der Dritten Welt (Afrika): wie schwer es den Menschen fällt, die besten Feldfrüchte gerade nicht zu verzehren, sondern für die Nachzucht zurückzubehalten (The ancestor’s tale. London 2004:321). Als „Jäger und Sammler“ brauchten sie das nicht. Dabei ist dieses Prinzip aller Züchtung leicht einzusehen, aber die kurzsichtige Befriedigung ist allzu verlockend. Ohne gesellschaftliche Stützung geht es nicht. Inzwischen betrifft das Problem die Bewirtschaftung der ganzen Erde und ist fast unlösbar geworden. Harte Lektionen wirken nur vorübergehend, ansonsten gilt buchstäblich: Nach uns die Sintflut!
Wenn wir Rohstoffe, die in 100 Mill. Jahren eingelagert worden sind, in 100 Jahren verfeuern, kann das nicht ohne Folgen bleiben, und außerdem sind sie dann weg. Das sieht jeder ein, aber danach handeln ist beinahe übermenschlich. Es rettet doch die Welt nicht, wenn ich aufs Auto oder aufs Steak verzichte! Und Deutschland trägt gerade mal 2 Prozent zum CO2-Ausstoß bei usw. Oder man schließt Verträge mit einer Laufzeit von 50.000 Jahren ab (das ist noch länger als Sintflut, sieht aber besser aus...).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.10.2024 um 00.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#54142

Die letzte Ausgabe von Meyers Großem Konversations-Lexikon stammt aus den Jahren 1961 bis 1964 und ist bekannt als die 9. Auflage. Diese Auflage bestand aus 25 Bänden und umfasst insgesamt etwa 24.500 Seiten.
(ChatGPT)

Klingt plausibel. Fast 1000 Seiten pro Band! Wenn das so ist und wenn man 2000 Zeichen pro Seite annimmt, dann hätte dieses 25-bändige Lexikon ungefähr die richtige Größe, um die gut 41 Millionen Dezimalstellen der neu entdeckten Primzahl zu veröffentlichen.

Natürlich macht das niemand, und es ist auch nicht nötig, denn man untersucht überhaupt nur ganz bestimmte, spezielle Zahlen auf die Primzahleigenschaft, und zwar fast immer solche Zahlen, die in Dualschreibweise (wo es nur die zwei Ziffern 0 und 1 gibt) aus lauter Einsen bestehen.

Da braucht man keine 25 dicken Bände, sondern man benennt einfach z. B. die neugefundene Primzahl als die Zahl, die dual mit 136.279.841 Einsen geschrieben wird.

Auch der Primzahlnachweis selbst geht mit solchen speziellen Zahlen leichter, natürlich trotzdem nur mit Computerhilfe.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.10.2024 um 17.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#54140

»Hobbymathematiker aus den USA entdeckt größte bekannte Primzahl
Jahrelang war die Suche vergebens, nun gelang einem US-Amerikaner innerhalb kurzer Zeit ein Erfolg: Er stieß auf die größte bekannte Primzahl – und kann sich nun über ein Preisgeld freuen.
Ein Hobbymathematiker aus den USA hat die größte bekannte Primzahl gefunden.«
(spiegel.de, 23.10.24)

Kann man etwas Bekanntes entdecken, finden, darauf stoßen? Wenn man es verlegt hat, ja. Oder wenn es in Vergessenheit geraten ist und nun wiederentdeckt wird. Gemeint ist wohl, daß jemand eine Primzahl entdeckt hat, die größer ist als die größte der bisher bekannten. Erst durch die Entdeckung wurde auch diese noch größere Primzahl bekannt und ist somit jetzt die größte bekannte. Offenbar wollte der Autor nicht von der »größten Primzahl« sprechen, weil es sicher noch größere gibt. Aber vielleicht übersehe ich etwas.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.10.2024 um 16.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#54139

„Eine Beleidigung nach der nächsten“ (Schlagzeile ZEIT online 28.10.24)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.10.2024 um 04.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#54028

Zum vorigen Eintrag:

Der elektrische Eigenbedarf ist je nach Kraftwerkstyp verschieden. Bei Kohlekraftwerken liegt er zwischen 4 % und 10 %, bei Kernkraftwerken zwischen 5 % und 16 %. Dabei sind die kleineren Werte bei größeren Kraftwerken typisch. Kleinere Dieselkraftanlagen haben einen Eigenbedarf von 3 % bis 5 %, größere Dieselkraftanlagen hingegen bis zu 8 %. Wasserkraftwerke und Gasturbinenkraftwerke weisen einen sehr geringen Eigenbedarf von rund 1 % auf – diese Kraftwerke kommen daher unter Umständen ohne eigene Mittelspannungsebene aus. Noch etwas niedriger liegt der Eigenbedarf bei Windkraftanlagen, wo der Eigenbedarf etwa 0,35 bis 0,5 % der produzierten elektrischen Energie ausmacht. (Wikipedia „Eigenbedarf“)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.10.2024 um 08.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#54017

Was ein rechter Rechenkünstler ist, der findet heraus, daß auch Windräder Strom verbrauchen, sogar wenn sie stillstehen. Das beweist wieder einmal, was für ein Humbug die Energiewende ist! Allerdings, die schönen Kohle- und Atomkraftwerke...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2024 um 03.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#54004

Die umständlichen Bezeichnungen höherer Zahlen in vielen Sprachen und auch die ungeschickte Notation weisen darauf hin, wie fremd sie dem Alltagsbewußtsein sind und wie neu die Beschäftigung mit ihnen ist. Es gibt immer noch eine Diskrepanz zwischen der inzwischen geradezu eleganten Notation in unserem Dezimalstellensystem und der sprachlichen Bezeichnung der Zahlen
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.09.2024 um 08.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53988

Manchmal wird aber auch die Regierung mit der Versammlungsleitung verwechselt, siehe http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53987. Diese beiden Dinge können, durchaus demokratisch, auf unterschiedliche Weise festgelegt sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2024 um 05.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53981

In vielen Köpfen hat sich die geflissentlich verbreitete Meinung festgesetzt, daß die stärkste Partei einen Anspruch auf die Regierung habe und eine Koalition der einzeln weniger starken gewissermaßen ein Betrug am Wähler sei. Oft wird hinzugefügt, der Wähler habe schließlich keine Koalition gewählt. Ich brauche nicht zu sagen, daß diese Ansicht keine Grundlage in der Verfassung (auch nicht in den Verfassungen anderer demokratischer Staaten) hat. Koalitionen können nicht gewählt werden, sind aber ebenso legitim wie die Wahl selbst.
Zur Diffamierung von Koalitionen gehört auch die Befürwortung eines Mehrheitswahlrechts. Dazu wäre auch einiges zu sagen, jedenfalls spricht die geschichtliche Erfahrung nicht eindeutig für ein solches.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.09.2024 um 12.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53890

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1058#49718

Morten Freidel schreibt seit dem Frühjahr für die NZZ, wo er seine AKW-Werbung noch ungehemmter ausleben kann. Auch beklagt er sich über Haß, der ihm deshalb entgegenschlägt. Er sollte sich fragen, ob sein eigener Ton nicht dazu beigetragen hat.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.09.2024 um 17.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53874

Wir hatten ja unterschiedliche Regierungen. So eine wie diese Ampel hatten wir noch nicht. Jede Veränderung, wie auch diese Krise, kommt natürlich nicht schlagartig, sondern eine Weile hat auch diese Ampel noch von den Vorgängern profitiert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.09.2024 um 05.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53873

Die Regierung soll für die Krise der Autoindustrie verantwortlich sein, nicht aber für die fetten Gewinne in den Jahren davor (in denen die Unternehmen den absehbaren Strukturwandel verschliefen). Das Schema ist allzu bekannt, trotzdem benutzen es die Kritiker als Munition gegen die "Herrschenden".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.09.2024 um 18.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53828

"Der Kopf fängt oben an zu stinken", sagt eine mir sehr vertraute Dame über den Zustand der Deutschen Bahn.
Frauen haben ja ein besonderes Verhältnis zu Sprichwörtern und Redensarten. Zwar haben sie die Sprache erfunden, aber erst wir Männer haben etwas Ordentliches daraus gemacht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.08.2024 um 17.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53760

Die Freunde der Atomkraft wedeln immer wieder mal mit dem Flüssigsalzreaktor, so auch jetzt wieder beim rechtsradikalen Tichy. Angeblich will die Schweiz einen bauen, und er soll schon übernächstes Jahr ein wenig Strom liefern, für sagenhafte 2 Cent.

Da hilft es, den umsichtigeren Wikipedia-Artikel zu lesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Flüssigsalzreaktor
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.08.2024 um 14.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53735

„RKI-Files zu Corona-Gefährlichkeit: Wie Jens Spahn die Pandemie herbeigetestet hat“ (Berliner Zeitung 18.8.24)

Echt jetzt? Und die ganze Welt, besonders kraß das große China, ist auf unseren kleinen Spahn hereingefallen?

(„Files“ ist wieder Querdenker-Jargon; man soll an geheime Machenschaften denken, die es aufzudecken gilt.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2024 um 15.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53708

Nicht daß es mich interessiert, aber in Wien wurde gerade wieder die Probe aufs Exempel geliefert: Weil kein Anschlag verübt worden ist, waren die Vorsichtsmaßnahmen übertrieben. Sagt ein Experte, und dagegen gibt es keine Vorsichtsmaßnahmen.
Wäre etwas passiert, wären die Vorsichtsmaßnahmen unzureichend gewesen und wäre jetzt der Teufel los.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2024 um 15.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53707

Wie schon viele bemerkt haben: Manche Probleme sind so gigantisch, daß es leicht fällt, nicht daran zu denken. Dazu gehören ein umfassender Klimawandel und die Entsorgung (Rückbau und Endlagerung) der AKWs bzw. des Atommülls. Der Rückbau eines einzigen Reaktors dauert Jahrzehnte und kostet Milliarden, und es gibt schon jetzt fast 650 davon. Erfahrungsgemäß sind nicht alle Staaten so pingelig wie die fortgeschrittensten, das macht das Problem nicht kleiner.
Ich gehöre noch zu der Generation, die eine Zeitlang im Glauben an die unerschöpfliche, billige und saubere Kernenergie erzogen wurde. Der Staat hat mit der Lobby sehr erfolgreich zusammengearbeitet, um Zweifel gar nicht erst aufkommen zu lassen. Aber als die unsägliche Beschwichtigungstaktik der bayerischen Staatsregierung nach Tschernobyl uns die Augen hätte öffnen können, waren unsere längst weit offen, das weiß ich noch ganz genau. Wir waren wütend und sind dann auch politisch aktiv geworden.

Es hat keinen Sinn, immer wieder an die „Verantwortung jedes einzelnen“ zu appellieren, seine Bereitschaft, auf einen Teil seines Komforts zu verzichten usw. Der Wurm steckt im System, in der stillen Korrumpierbarkeit der Parlamente und Regierungen durch die profitierenden Unternehmen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.08.2024 um 16.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53692

„Laut einer Studie könnte die Endlagersuche 43 Jahre länger dauern als ursprünglich geplant.“ (ZEIT 7.8.24)
Es könnten natürlich auch 49 Jahre und 4 Monate sein. In anderen Medien sind es 50.
In Deutschland müssen 37 Kernreaktoren abgebaut werden, weltweit sind über 200 stillgelegt, rund 420 laufen noch und kommen später dran. Das wird noch mehrere Generationen beschäftigen. Die Kosten sind im Preis des Atomstroms, wie ihn die Lobby verkündet, nicht enthalten. Wie vernagelt muß man sein, um sich das gefallen zu lassen oder gar noch zu applaudieren?
Die Lobby und die Rechten sprechen gern von einer Renaissance der Kernkraft, aber die Zahlen zeigen etwas anderes. Diese Technologie war ein Irrweg, die künftige Menschheit wird sie als Fluch empfinden. Das ist eine schmerzliche Einsicht, gerade wenn man in jungen Jahren die Hoffnung auf jene unerschöpfliche Energiequelle geteilt haben sollte. Die Profiteure haben die Diskussion zu sehr auf die Betriebssicherheit („GAU“ war in aller Munde) gelenkt und die Ewigkeitsaufgabe der Entsorgung unter den Teppich gekehrt.
Das Management der erneuerbaren Energien ist eine große logistische Aufgabe, an der zu arbeiten sich lohnt. Seit wir unseren Strom selber machen, beschäftigen wir uns noch mehr damit.
Was die Lenkung der Diskussion betrifft, so kann man eine Parallele zum wesentlich kleineren Problem Glyphosat ziehen. Auch hier findet eine Konzentration auf das Krebsrisiko statt, von dem man schon weiß, daß es allenfalls geringfügig ist, während die unüberschaubaren langfristigen Folgen für die Bodenfruchtbarkeit ausgeklammert bleiben. Angeblich ist eine konventionelle Landwirtschaft ohne Totalherbizid nicht mehr möglich. Es geht aber hauptsächlich um Mais für die Biogasanlage und das Tierfutter, nicht um unsere Ernährung.
Es gibt die „Tragik der Allmende“, eine menschliche Schwäche (überpersönliche Dummheit), und es gibt den Zynismus der Interessenvertreter, dem nicht mit Aufklärung beizukommen ist, denn sie wissen nur zu gut, was sie tun.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2024 um 14.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53681

Sie kennen sich da viel besser aus. Komisch, daß wir beide uns hier vor 11 Jahren auch schon mal über Sport und Bundesjugendspiele unterhalten haben.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 07.08.2024 um 13.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53680

Natürlich habe ich "unsauber" nicht moralisch, sondern technisch aufgefaßt. Bei moralischer Betrachtung hätte ich das unmenschlich technische Messen unermeßlicher menschlicher Anstrengung geißeln müssen. Was nicht nicht einmal abwegig gewesen wäre; laut einer ARD-Sprecherin blicken ARD und ZDF in ihren TV-Sendungen weniger auf den Medaillenspiegel als früher. Der Sportchef des ZDF begründet das damit, daß es in der journalistischen Berichterstattung wichtig sei, "die Athletinnen und Athleten an dem zu messen, was sie sich vorgenommen haben". Ein bißchen wie bei den konkurrenzbereinigten Bundesjugendspielen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2024 um 05.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53674

Die alten Griechen haben Beifall geklatscht, wenn ihr Lieblings-Nackedei vor den anderen ans Ziel kam. Heute klatschen die Leute, wenn die Tabelle mit den Meßdaten herauskommt.
Wie ja auch die Fußballfans keine Spiele mehr zu sehen braucnen, weil es um Tabellenplätze geht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.08.2024 um 21.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53673

Sehr interessant, klingt nach absoluter Gerechtigkeit.

Aber heißt das nun, wenn ein superreaktionsschneller Athlet nur 99 Millisekunden braucht, um auf den Startschuß zu reagieren, dann wird ihm das als Fehlstart ausgelegt? Das wäre dann wohl doch nicht fair.

Die zweite Frage, die ich mir jetzt als eher seltener Sportwettkampfzuschauer stelle, ist die: Wird der Startschuß irgendwie angekündigt? Das kann für die Reaktionszeit eine große Rolle spielen, könnte sie fast auf null drücken. Bei uns Kindern galt der Spruch "Auf die Plätze – fertig – los" bzw. auch "Achtung – fertig – Schuß/Knall", da konnte man sich auf das Kommando "Los!" bzw. auf den Startschuß/-knall einstellen. Wie sind da die Regeln? Kommt der Schuß heutzutage sehr unverhofft oder doch ziemlich voraussehbar?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.08.2024 um 16.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53671

Ich habe dazu etwas gefunden:

Präzise Zeitnehmung beginnt schon beim Start: Das Problem mit herkömmlichen Startpistolen ist, dass sich der Schall langsamer ausbreitet als Licht. Das bedeutet, dass die Athleten auf den am weitesten entfernten Bahnen den Startschuss später hören als alle anderen. Omegas elektronische Startpistole ist mit Lautsprechern verbunden, die hinter jedem Läufer positioniert sind. Betätigt der Starter den Abzug, geschehen drei Dinge: Ein akustisches Signal ertönt, ein Blitzlicht ist zu sehen und ein Startimpuls wird an das Zeitnahme-Instrument übertragen.
(https://www.automation-next.com/future-tech/diese-technologien-muessen-bei-olympia-2024-hoechstleistung-bringen-918.html)

Im selben Text dann noch weitere beruhigende Ausführungen:

Die Startblöcke sind mit Sensoren ausgestattet, die 4.000-mal pro Sekunde die von den Sportlern auf die Fußstütze ausgeübte Kraft messen. Im Falle eines Fehlstarts sendet das Warnsystem die Daten umgehend an einen Computer vor Ort, mit dem der Starter die Reaktionszeit visuell analysieren kann. Die Regeln der World Athletics geben eine Mindestreaktionszeit von 100 Millisekunden (eine Zehntelsekunde) vor.

Omegas Fotofinish-Kamera Scan ‘O’ Vision Ultimate nimmt an der Ziellinie von Wettkämpfen bis zu 40.000 digitale Bilder pro Sekunde auf. Das macht es für die Kampfrichter einfacher, knappe Ergebnisse möglichst klar zu unterscheiden und eine Entscheidung zu fällen. Eigens dazu entwickelte Farbsensoren ermöglichen außerdem klare Bilder ohne Pixel-Interferenzen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.08.2024 um 16.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53670

Es gibt ähnliche Probleme bei anderen Sportarten. Beim Weitsprung wird ab Brett gemessen, nicht vom Absprungpunkt. Wer vorher abspringt, verschenkt, wer übertritt, springt ungültig. Beim Hochsprung sind oft noch ein oder mehr Zentimeter Platz, trotzdem gilt nur die Lattenhöhe. Und soweit ich weiß, wird sie nie auf Teile eines Zentimeters gestellt. Auch beim Gewichtheben gibt es wohl kaum einen Überbietungskampf um ein Gramm.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.08.2024 um 13.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53669

Lieber Herr Virch, mit "unsauber" habe ich die Datenqualität gemeint, also rein technisch, nicht moralisch. Anders gesagt: Gemessen wird nicht, wie schnell jemand läuft, sondern außerdem implizit die Qualität des Starts. Das gehört zum Wettbewerb, aber es ist doch interessant zu wissen, was eigentlich vorliegt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.08.2024 um 10.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53668

Das war auch mein erster Gedanke, als ich den Hinweis auf Ungenauigkeiten beim Start las. Aber ist es heute nicht so, daß der Startschuß aus jedem einzelnen Startblock kommt? Oder habe ich mir das irgendwann mal nur ausgedacht, als ich über dieses Problem schon einmal gegrübelt habe?

Unter dem Aspekt des Wettbewerbs interessiert nur die Frage, wer nach dem Startschuß als Erster durchs Ziel läuft. Wenn man sich aber dafür interessiert, wie lange der schnellste Sprinter braucht, um exakt 100 Meter zurückzulegen, müßte man jede Verzögerung beim Start herausrechnen (und umgekehrt bei einem Frühstart, der nicht mit Abbruch quittiert wurde, die gewonnene Zeit dazurechnen).
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 06.08.2024 um 07.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53664

Als Unsauberkeit beim Start wäre höchstens zu bemängeln, daß die Schallwelle des Schusses nicht alle Läufer gleichzeitig erreicht. Wer der Pistole am nächsten kauert, hört ihn zuerst. Die individuelle Reaktion darauf und das „Wegkommen“ gehören ja zum Wettkampf.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.08.2024 um 04.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53661

Soviel ich weiß, wird gemessen, wann die Brust des Läufers eine imaginäre Ziellinie überschreitet. Aus https://de.wikipedia.org/wiki/Zielfoto geht es nicht hervor. Zu meiner Frage: Der Start ist demgegenüber etwas "unsauber", weil die Helden verschieden schnell aus den berühmten "Startlöchern" kommen.
Insgesamt kommt es mir als sportfreiem Menschen sonderbar vor, daß die Leibesübungen zum Gegenstand einer Meßtechnik geworden sind, die über das menschliche Wahrnehmungsvermögen hinausgeht. Aber das kann man von mehreren Seiten des modernen Sports sagen, der chemisch hochgerüsteten Dopingkontrolle, schließlich dem ganzen "olympischen" Aufwand, den ich nie begreifen werde.
Gestern sah ich zufällig eine Dame auf dem Schwebebalken. (Sie wurde gezeigt, weil sie runterfiel.) Neben der eigentlichen Akrobatik machte sie viele überflüssige Bewegungen, die wohl elegant wirken sollten. Das scheint zu dieser Disziplin zu gehören.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.08.2024 um 21.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53660

Das bedeutet, der Sieger hatte im Ziel einen Vorsprung von rund 5 cm.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.08.2024 um 19.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53659

Beim 100-Meter-Lauf hatte der Sieger einen Vorsprung von 5 tausendstel Sekunden. Ob die Ungenauigkeit beim Start nicht größer ist? Dann wäre die Entscheidung ein bißchen illusionär. Aber Ordnung muß sein, das vestehe ich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.07.2024 um 11.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53585

Wenn es zu einem Attentat kommt, hat der Sicherheitsdienst versagt; wenn nicht, dann nicht. Die Weltgeschichte ist voller Beispiele, die belegen, daß kein Herrscher vollkommen sicher sein kann, nicht irgendwann – sei es von der eigenen Leibwache – ermordet zu werden. Meistens hatte er selbst ja auch keine Bedenken, alle zu erledigen, die ihm gefährlich werden konnten, z. B. Brüder.
Das Ganze ist gewissermaßen die Kehrseite des Präventions-Paradoxes: Wenn nichts passiert, war die Vorsicht überflüssig; wenn etwas passiert, war sie unzureichend. Etwas anderes können auch Untersuchungsausschüsse nicht herausbekommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2024 um 15.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53552

Zufällig gefunden:

Climate critics like Bjørn Lomborg like to cite the cost of dealing with global warming. But the costs are similar to the "costs" incurred by record companies in the switch to digital music distribution, or the costs to newspapers implicit in the rise of the web. That is, they are costs to existing industries, but ignore the opportunities for new industries that exploit the new technology. I have yet to see a convincing case made that the costs of dealing with climate change aren’t principally the costs of protecting old industries.
By contrast, let’s assume that the climate skeptics are wrong. We face the displacement of millions of people, droughts, floods and other extreme weather, species loss, and economic harm that will make us long for the good old days of the current financial industry meltdown.
(Tim O’Reilly: „Pascal’s wager“. In John Brockman, Hg.: This explains everything. New York u. a. 2013:249-251, S. 250f.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2024 um 14.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53528

„Experten und Expertinnen sehen einen Zusammenhang zwischen sinkender Geburtenrate und der aktuellen Weltlage.“
Wahrscheinlich irren sich nicht nur die Experten, sondern auch die Expertinnen. Wir beobachten seit Jahrzehnten, daß die Geburtenraten in den wohlhabenden Staaten sinken, besonders seit die Pille erfunden wurde. Das hat mit Krieg und Krisen nichts zu tun. Die angeführten Gründe für den Verzicht AUF Kinder sind Rationalisierungen oder Vorwände, weil man den Verzicht WEGEN der Kinder scheut. Kinder sind in unserer modernen Welt strukturelle Fremdkörper und stören enorm.
(Kein Wort über die unfreiwillige Kinderlosigkeit, die oft mit Partnerlosigkeit einhergeht.)
Das Glück MIT Kindern zu beschwören ist billiger als ein Familienlastenausgleich, der rhetorisch umgehend als „Bestrafung der Kinderlosen“ weggefegt wird. Eigentlich eine Variante von „Tragik der Allmende“. Und ebenso zum Verzweifeln wie die exponentielle Konzentration des Reichtums.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2024 um 12.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53524

Die Unwissenheit der Leute, durch Verdummungsaktionen gefördert, läßt das Geschäft mit Filteranlagen und Mineralwasser blühen.
Zur Trinkwasserqualität befragt mein Lieblingsmagazin einen „Experten“ und „Technologen“. Er vertreibt Filteranlagen... Trinkwasser solle „weitestgehend frei von Schadstoffen wie Metallen, Salzen und Ionen“ sein. In dem Fall könne das Wasser „seiner Funktion im Körper optimal nachkommen: Wasser solle Nährstoffe transportieren und reinigend sowie entgiftend wirken, wie Christiansen auf seiner Website schreibt.“ Das wäre dann wohl destilliertes Wasser. Vor dessen Genuß kann ich nur warnen.
Typischerweise wird auch mit großen Zahlen Angst erregt: über 2.000 Fremdstoffe im Leitungswasser! Ist das nicht entsetzlich? (Sozusagen die Umkehrung der Homöopathie und ebenso blöd.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.07.2024 um 04.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53460

Die Osterinsel galt bisher als Musterbeispiel einer Kultur, die sich durch nichtnachhaltiges Wirtschaften an den Rand der Auslöschung gebracht hat. Neuerdings wird sie im Gegenteil als Paradebeispiel der Nachhaltigkeit angesehen. Satellitenaufnahmen hätten ergeben, daß die Gärten für Süßkartoffeln usw. nicht so groß waren wie angenommen, die Bevölkerung daher nie viel größer gewesen sein kann als bei ihrer „Entdeckung“ zu Ostern 1722.
Ich weiß nicht, ob die neuen Daten hier nicht überinterpretiert werden. Jedenfalls gab es große gesellschaftliche Umwälzungen und eben auch die Abholzung einer einst waldreichen Insel, die heute kahles Grasland ist. Die 8.000 Bewohner leben von eingeführten Lebensmitteln und vom Tourismus. Die Schrift ist nicht entziffert, und wozu die Moais errichtet wurden, weiß im Grund auch keiner so recht. Hierzu wird übrigens schon länger spekuliert, die bis zu 74 Tonnen schweren Dinger seien von relativ wenigen Menschen über die Ebene gekippelt worden (wie wir es mit Schränken machen und wie es inzwischen auch mit Moai-Nachbauten experimentell als möglich bewiesen wurde). Irgendein Wahnsystem muß dahinterstecken, angesichts der kleinen Bevölkerung vielleicht noch irrer als die Pyramiden und die Dome in europäischen Kleinstädten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2024 um 04.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53231

SZ, NDR und WDR haben recherchiert, wie die deutschen Zahnärzte und Kieferorthopäden Millionen Eltern unnötige Zuzahlungen für überteuerte Zahnspangen aufschwatzen – ein ganz legales Milliardengeschäft mit der Angst. Ich muß lachen, wenn ich das Oxymoron „Medizinethik“ höre.

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#35155
In den Allgemeinen Bestimmungen des Abschnitts B. „Grundleistungen und allgemeine Leistungen“ Punkt 7. GOÄ heißt es: „Terminvereinbarungen sind nicht berechnungsfähig.“
Die Berechnung der Terminvergabe/Terminvereinbarung ist gemäß der Amtlichen Gebührenordnung eindeutig ausgeschlossen.
(Deutsches Ärzteblatt)

Inzwischen berechnen alle Ärzte jede Terminvereinbarung mit dem genannten Satz als „Beratung, auch telefonisch“, egal ob es um eine Vorsorge oder Impfung geht. Da kommt im Jahr einiges zusammen.
Ich möchte es mit den Ärzten nicht persönlich verderben, darum beschwere ich mich nicht über den Betrug.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.05.2024 um 04.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53213

Manche Putzerfische sollen ihr Gesicht auf Fotos erkennen: „Um zu dem Schluss zu kommen, dass das Foto sie selbst zeigt, müssen die Tiere aber wie Menschen eine Art inneres Bild davon haben, wie ihr Gesicht aussieht, das sie dann mit der Abbildung vergleichen. (...) Ein mentales Bild von sich selbst zu haben, ist ein gigantischer Entwicklungsschritt. Unter anderem gilt es als Voraussetzung für Emotionen, Wünsche und Intentionen und als Zeichen dafür, dass sich der kleine Fisch – ähnlich wie ein Mensch – wahrscheinlich bewusst darüber ist, wer es selbst ist.“ (Bericht von Tina Baier, SZ 20.2.23; Hervorhebung von mir. Originalartikel: https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2208420120)

Der Fisch kann nicht wissen, wie er aussieht, außer allenfalls durch Erfahrungen mit seinem Spiegelbild, die aber sparsamer gedeutet werden können. Das „mentale Bild“ ist modischer Jargon ohne ratifizierbaren Gehalt. („Eine Art inneres Bild“ könnte auch etwas ganz anderes als ein Bild sein. Die sprachliche Einhegung verschiebt wie die beliebten Anführungszeichen alles ins Ungewisse.) Vor allem aber: Der „gigantische Entwicklungsschritt“ scheint keine Verhaltensunterschiede zwischen einzelnen Fischen und Fischarten zur Folge gehabt zu haben, und nach einer halben Milliarde Jahren sieht es noch genau so aus: Affen mit und ohne Selbstbewußtsein unterscheiden sich sonst nicht. Wie kann das sein?

In einer Veröffentlichung der Max-Planck-Gesellschaft werden Zweifel an der Deutung ausgesprochen: „Das Argument, dass das Verhalten der Fische nicht eindeutig genug ist, um von einem bestandenen Spiegeltest zu sprechen, würde die generelle Glaubwürdigkeit des Spiegeltests in Frage stellen.“ (https://www.mpg.de/12699780/putzerfische-selbst-bewusstsein) Dem kann man nur zustimmen.

Die Reaktionen verschiedener Tiere und Tierarten im Spiegeltest müssen zunächst als spezifisches Verhalten im Rahmen phylogenetischer Anpassung untersucht werden. Die Unterstellung, daß es gleichartige Manifestationen von „Selbstbewußtsein“ seien, ist unbegründet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.05.2024 um 04.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53212

Unlösbare Fragen sind meist solche, in die wir die Unlösbarkeit schon hineingebaut haben, etwa so: Haben Tiere Selbstbewußtsein? Lösbar wäre: Können Tiere ihren eigenen Körper unter der Steuerung durch einen Spiegel (einen umgelenkten Strahlengang) manipulieren?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.05.2024 um 16.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53211

Richtig, der Wille kommt in der physikalischen Welt nicht vor. Das Geistige kommt darin nicht vor. Einerseits sagt uns unser Verstand, etwas Geistiges wie der Wille kann unmöglich die physikalische Welt beeinflussen, es existiert ja gar nicht.

Andererseits gehören auch Gefühle zur geistigen Welt, auch sie kommen in der physikalischen Welt nicht vor. Allenfalls ihre neurologischen Ursachen bzw. Begleiterscheinungen. Wer aber schon einmal einen starken Schmerz erlebt hat, wohl jeder Mensch, käme nicht auf die Idee zu sagen, der Schmerz existiert nicht. Er ist, wie jeder von sich weiß, sehr real vorhanden.

Es gibt zwar auch Reize, die unbewußt, also schmerzlos, Reaktionen erzeugen. Der Normalfall ist aber, daß wir erst reagieren, nachdem eine Wahrnehmung uns bewußt wird. Z. B. zucken wir vor einem sehr heißen Gegenstand zurück, unbewußt würden wir uns verbrennen.

Welchen Grund bzw. welchen Vorteil sollte es haben, daß wir Schmerzen empfinden, warum hat die Evolution für Schmerzempfindung gesorgt, wenn diese gar keinen Nutzen brächte, d.h. wenn wir einer körperlichen Versehrung ständig auch unbewußt ausweichen könnten? Der Schmerz muß also für etwas notwendig sein, und es muß irgendeinen Kausalismus geben, wie erst durch die bewußte Wahrnehmung des Schmerzes und die bewußt-willentliche Entscheidung die lebensrettende bzw. gesunderhaltende Reaktion erfolgt. Würde der Körper ständig "willenlos" und automatisch wie vorbestimmt reagieren können, wären Schmerzgefühle nicht notwendig, sie hätten sich nie entwickelt, wir wüßten gar nicht, was Schmerzen sind.

Ich kann mir ein Lebewesen als bewußtlosen Automaten (d.h. ohne Bewußtsein), das sich ständig nur wie rein physikalisch vorbestimmt "verhält", dessen Gefühle und Willen entweder gar nicht existieren oder jedenfalls gar nicht benötigt werden, sondern nur der Illusion von freier, bewußter Selbstentscheidung dienen, einfach nicht vorstellen. Wie löst sich der Widerspruch, daß die gar nicht benötigten Gefühle incl. Schmerzen doch so real vorhanden sind?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.05.2024 um 20.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53209

Sabine Hosssenfelder bestreitet im Interview wieder einmal die Willensfreiheit mit dem Argument, die Naturgesetze bestimmten den Lauf der Welt.
Reporter: „Also war unser Gespräch, das gerade stattfindet, vorherbestimmt seit dem Urknall?“
Hossenfelder: „Auf grundsätzlicher Ebene, ja.“ (NZZ 3.3.24)
(Es folgt dann, was sie ebenfalls oft zu sagen pflegt, was ich aber hier beiseitelassen will: „Inwieweit gelegentliche Quantensprünge das menschliche Gehirn beeinflussen, darüber streiten sich Wissenschafter allerdings.“)
So oder ähnlich haben wir das schon unendlich oft gelesen.
Eine Trillion Computer, jeder so groß wie das Universum, könnten nicht ausrechnen, wie dieses Interview sich aus dem Urknall entwickelt hat. Dazu würden die Deterministen dieser Art sagen: Schon wahr, aber das ist die rein praktische Seite – grundsätzlich war alles vorbestimmt.
Nur hat das mit der Willensfreiheit nichts zu tun. Nicht erst die Freiheit des Willens, sondern schon der Wille selbst kommt in der physikalischen Welt nicht vor. Physikalisch hat sich das Universum so entwickelt, daß Menschen unter gewissen Umständen die intentionale Redeweise erfunden haben, zu der auch das Hilfskonstrukt des Wollens gehört. (Und die Frage nach dem freien Willen...) Wie schon früher gesagt: Hossenfelder behauptet eigentlich, ohne sich darüber klar zu sein: Es gibt gar keinen Willen. Und daran erkennt man, daß hier begrifflich etwas von Grund auf nicht stimmt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.05.2024 um 20.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53208

Um die Schlappheit der Deutschen anzuprangern, gibt mein Lieblings-Hetzmagazin eine Eurostat-Statistik mit den Wochenarbeitszeiten zum besten. Am wenigsten gearbeitet wird in:
Belgien, Irland, Österreich, Finnland, Deutschland, Dänemark, Niederlande
Am meisten in:
Griechenland, Bulgarien, Polen, Rumänien, Portugal, Tschechien, Slowakei
Man sieht also sehr deutlich, wohin die kurzen Arbeitszeiten führen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.04.2024 um 12.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53125

Ich weiß nicht, ob das Evolutionsprinzipien sind, glaube nicht, aber wenn man annimmt, daß keine Familiennamen neu gebildet werden, sondern höchstens ab und zu einer der endlich vielen Namen ausstirbt, wie selten auch immer und mit der Zeit immer seltener, und wenn nie künstlich eingegriffen wird, dann wird irgendwann nach endlicher Zeit nur noch ein Name übrig sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.04.2024 um 03.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53122

Ich muß einmal die Mathematiker zu Hilfe rufen: Müßten nicht nach den Prinzipien der Evolution die häufigsten Personennamen immer häufiger werden? Alle müßten irgendwann Schmidt, Müller oder Meyer heißen, am Ende nur noch Schmidt, oder global Wang... Vielleicht läuft es ja darauf hinaus, dann wäre mein Rätsel gar keins.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.04.2024 um 03.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53112

„An der Spitze des Wohnraumverbrauchs stehen die USA“ (SZ 12.4.24)

Die Amerikaner haben wahrscheinlich die größten Wohnungen, aber sie „verbrauchen“ keinen Wohnraum, denn anders als bei Erdöl usw. gibt es keinen begrenzt zur Verfügung stehenden Wohnraum, und eine Verkleinerung der amerikanischen Wohnungen hilft einem Chinesen in seiner Zweizimmerwohnung nicht im mindesten. Es gibt keinen Maßstab für die Angemessenheit von Wohnraum. Als wir vor 37 Jahren unsere Münchner Mietwohnung gegen ein Reihenhaus bei Erlangen eintauschten, zweifelten wir, ob wir es je ausfüllen würden. Heute scheint es uns winzig zu sein (6 m breit, um es genau zu sagen), obwohl die Kinder, die bald dazugekommen waren, inzwischen ausgezogen sind. So erlebt man die Relativität der Maßstäbe am eigenen Leibe.

Aus aktuellem Anlaß wundere ich mich wieder mal darüber, daß jede Branche nach Subventionen ruft, als könne die Wirtschaft ohne solche überhaupt nicht mehr funktionieren. Zur Zeit schreit die Bauwirtschaft am lautesten.

Übrigens ist die Mehrwertsteuer nicht zweckgebunden, daher ist es sinnlos, sie auf Fleisch zu erhöhen, um das Tierwohl (also das Wohl der Landwirte) zu fördern. Letzteres können sie fordern, aber woher die Finanzierung kommen soll, geht sie nichts an. (Ich bin, wie gesagt, durchaus für eine gleiche Besteuerung aller Waren, etwa mit 15 Prozent. Die ungleiche Besteuerung impliziert fein differenzierte Werturteile über Backwaren, Hotelübernachtungen, Tampons und eben Schweinefleisch – eine Überhebung des Staates, wie seit je bei Schaumwein, Hundehaltung usw.).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.04.2024 um 15.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53106

zu #53095:

Man kann sich die Stromkosten natürlich schönrechnen, z. B. indem man sagt, daß sie zur Zeit sinken. Trotzdem liegt Deutschland auf einem Spitzenplatz. Wenn ich kurz google, erfahre ich, daß Strom bei uns immer noch fast dreimal soviel kostet wie im Weltdurchschnitt.

Der Strom in Deutschland wird selbstverständlich niemals ganz ausfallen oder abgeschaltet werden. Der Preis regelt alles. Es wird einfach ganz allmählich immer dunkler werden. Firmen wandern ins Ausland ab, die Wirtschaft wird immer schwächer, es muß immer mehr gespart werden, Strom für Küche, Heizung, Licht wird zum Luxusobjekt. So sehe ich z. Z. unsere Aussichten.

Knapp wird der Strom jedenfalls nicht. Wer zahlen kann, wird selbstverständlich immer welchen haben.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.04.2024 um 18.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53104

Der Satz ergibt einen Sinn, wenn er besagen soll, daß die Polizei nach nicht offiziell bestätigten Angaben eine bestimmte Person, die sie der Tat verdächtigt und die sie gesucht hatte, festgenommen hat. Ob er auch so gemeint ist, weiß man leider nicht, weil solche Meldungen eben allzu häufig krumm formuliert sind.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.04.2024 um 16.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53103

In diesem Zusammenhang ist mir auch vorgestern (11.4.24) eine Meldung der Tagesschau aufgefallen:

Rund zwei Wochen nach dem Brand in einem Mehrfamilienhaus in Solingen ist der mutmaßliche Täter offenbar gefaßt.

Der? War bereits klar, daß nur eine ganz bestimmte Person als mutmaßlicher Täter in Frage kommt? Wohl nicht. Ich würde sagen, entweder hat man einen mutmaßlichen Täter gefaßt, oder der Täter wurde offenbar (im Sinne von sehr wahrscheinlich) gefaßt.

Daß überhaupt jemand unter Verdacht festgenommen wurde, braucht man ja auch nicht noch mal mit "offenbar" zu relativieren.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.04.2024 um 15.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53102

»Der mutmaßliche Täter hatte in dem Einkaufszentrum Westfield Bondi Junction in der Nähe des bekannten Strands Bondi Beach im Osten Sydneys am Samstagnachmittag etwa neun Menschen angegriffen und wurde dann von einer Polizistin gestellt.« (spiegel.de)

In der Menschheitsgeschichte ist noch nie eine Tat von einem mutmaßlichen Täter begangen worden. Wann spricht sich das endlich in den Redaktionsstuben herum? Hier werden wieder zwei Gedanken miteinander vermischt. Wenn man nicht sicher ist, daß der von der Polizistin erschossene Mann der Täter war, kann man nicht im selben Satz behaupten, er habe die Tat begangen. Und wenn man ausdrücken will, daß der Tathergang nicht sicher feststeht, müßte man sagen, daß die Tat mutmaßlich so und so abgelaufen ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.04.2024 um 06.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53095

Ganz rechts werden fast täglich die Stromausfälle beschworen, unter denen wir doch nun endlich bald alle leiden werden. Windräder und PV-Anlagen funktionieren bekanntlich nicht. Der 2. April verlief enttäuschend, der Strom floß immer noch. Bisher waren die Herrschenden schlau genug, die vom frechen Robert für überflüssig erklärten Kraftwerke nur in dem Maße stillzulegen, wie andere Stromquellen zur Verfügung stehen. Die Energiepreise sinken sogar. Mit diesem Trick verschleiern sie ihre wahre Absicht: die Deindustrialisierung Deutschlands. Noch ist es – nach der Rückstufung Japans – die drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt, aber nicht mehr lange! Wir arbeiten dran.

Die CDU versucht jetzt ebenfalls, mit der Angst vor Stromausfällen Stimmen zu fangen. Sie will ein gesetzliches Moratorium des Rückbaus der letzten drei stillgelegten AKWs erreichen, damit sie nach dem Machtwechsel wieder in Betrieb genommen werden können. Von allen Seiten muß sie sich nun sagen lassen, daß sie die technischen und rechtlichen Schwierigkeiten einer solchen Reaktivierung gewaltig unterschätzt (oder, falls sie davon weiß, unverantwortlich herunterspielt bzw. übergeht).

Es würde mich übrigens sehr wundern, wenn es innerhalb der nächsten 100 Jahre gelänge, einen nutzbaren Kernfusionsreaktor zu bauen. In herkömmlichen Reaktoren beträgt die Betriebstemperatur etwa 1.000 Grad und darf nicht wesentlich überschritten werden, weil die Brennstäbe sonst schmelzen. Die Kernfusion beginnt aber bei 100 Mill. Grad, das Plasma muß also berührungsfrei in Magnetfeldern eingeschlossen werden. Selbst wenn das länger als ein paar Sekunden gelingt, ist der Weg zur kontinuierlichen Nutzung noch unendlich weit. Darüber haben sich die Parteikommissionen, die Grundsatzprogramme ausarbeiten, zu wenig Gedanken gemacht. Dabei haben wir über die Probleme schon diskutiert, als wir die Schulbank drückten, und das ist schon sehr lange her. Man sollte die Forschung dazu weiterführen, aber ohne die Hoffnungen und Versprechen, die seit Jahrzehnten verbreitet werden, obwohl man dem Bau wirklicher Fusionskraftwerke – gemessen am absehbaren Weg – kaum nähergekommen ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.04.2024 um 05.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53083

Die rechten Kritiker der Energiewende haben entdeckt, daß die Sonne nicht immer scheint, der Wind nicht immer weht. Chapeau!
Besonders der Saharastaub soll die Ökofreaks nun zum Offenbarungseid gezwungen haben. Hätten wir noch die schönen AKWs, dann gäbe es wie in Frankreich keine solchen Ausfälle.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.03.2024 um 06.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#53015

Atomkraft auf dem Vormarsch – ohne Sonderweg-Deutschland
Über 30 Staaten haben sich beim internationalen Atomgipfel in Brüssel auf den Ausbau von Kernenergie geeinigt. Das Gruppenbild spricht Bände: traute Eintracht – ohne Vertreter aus Deutschland. Deutschland zerstört lieber eines der besten Kraftwerke der Welt: Isar 2 fällt demnächst grünem Vernichtungswahn zum Opfer.
(Holger Douglas 28.3.24)

Der Atomausstieg wurde nicht von den Grünen beschlossen.

In zehn Jahren wird man sehen, ob die Zahl der aktiven Reaktoren auf der Welt sich nennenswert erhöht hat. Bisher ist sie über 30 Jahre erstaunlich konstant geblieben.

Zur Zeit überschlagen sich die Medien von der FAZ bis zu den Rechtsradikalen in Begeisterung für AKWs. Die Energieunternehmen sind allerdings nicht interessiert. Frankreich wird als Musterbeispiel für zuverlässige Stromversorgung durch Kernkraft genannt. Das Gedächtnis scheint kaum ein paar Monate zurückzureichen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.03.2024 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52962

„Höllensommer“: Jagt 2024 ein Hitze-Rekord den nächsten? Expertin mit erster Prognose

Man sieht richtig, wie jede Hitzewelle die nächste vor sich hertreibt. Übrigens sollte die gerade zu Ende gehende Woche einen gewaltigen arktischen Kälteeinbruch bringen (FOCUS 5.3.24), aber es war über 30 Grad wärmer als angekündigt. Allerdings hatte ein anderer Meteorologe das Ganze für Unsinn erklärt (wetter.de 6.3.24), so daß die Wettervorhersage insgesamt fein heraus ist: Man muß nur den richtigen Experten folgen. Der Höllensommer könnte auch kühl und naß ausfallen, das würde die Medien nicht davon abhalten, alle paar Monate den gleichen Unsinn weiterzugeben. Die Menschen haben schon die „Parusie-Verzögerung“ („Verzögerung“!) bewältigt, ohne an ihrem Glauben irre zu werden, da werden sie es wohl auch mit der Wettervorhersage schaffen. Wir sind erfahrungsresistent.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.03.2024 um 00.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52961

Als antisemitisch gilt ja heutzutage schon jemand, der den "Fiedler auf dem Dach" für eine komische Oper hält. Wer gern Karl May liest, ist rassistisch, wer seine Armbanduhr rechts trägt, ist rechtsextrem. Diese Attribute werden heutzutage so inflationär und oft in verleumderischer und beleidigender Weise gebraucht, daß sie zu bloßen Schimpfworten geworden sind, die man nicht mehr ernst nehmen kann.

Das hat dann leider den verheerenden Effekt, daß aktuelle und historische Menschen und Ereignisse, auf die solche Beschreibungen tatsächlich zuträfen, verharmlost werden bzw. sich leicht hinter diesem Neugebrauch verstecken können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.03.2024 um 16.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52960

Ein gewisser Prozentsatz der deutschen Studenten ist laut Umfrage (im Auftrag der Bundesbildungsministerin) antisemitisch eingestellt. Aus dem Zeitungsbericht entnehme ich, daß nach der Beurteilung des Kriegs zwischen Israel und den Palästinensern gefragt wurde. Meiner Ansicht nach sollte gerade dieses Thema ausgeklammert werden. Die Veranstalter kommen zu einer feinsinnigen Unterscheidung: „allgemeiner Antisemitismus – israelbezogener Antisemitismus“. Verglichen mit der Gesamtbevölkerung sind die „Studierenden“ weniger allgemeinantisemitisch, aber mehr israelantisemitisch. Man könnte das anders deuten: Sie haben weniger Vorurteile, sind aber politisch interessierter oder besser informiert. Ihre Kritik an Politik und Kriegführung Netanjahus wäre dann gerade nicht „antisemitisch“. Aber was soll das Ganze, und was hat es gekostet?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.03.2024 um 16.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52907

Zur Satzdefinition vgl. unsere Diskussion hier:
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1658
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1440#34691
und drum herum.
Auf die klassische indische Definition sind wir anderswo eingegangen: Ein Satz ist ein finites Verb mitsamt seinen Ergänzungen. Für flexionslose Sprachen ist das natürlich nicht brauchbar (wie die orthographische Definition nicht für mündliche Rede).

Zu den verblosen Sätzen:
Weg damit! ist zu erklären als Aufforderung an jemanden, etwas mitzunehmen. Als Aufforderung wird es verstanden, weil solche infiniten Strukturen nicht für Aussagen geeignet sind und darum tatsächlich fast nur als Aufforderungen vorkommen. (Beides nach Hermann Paul)
Ein Vorschlag, eine Aufforderung, eine Behauptung müssen zu einem Abschluß kommen, bevor der Partner darauf reagieren kann.
Behauptungen oder Aussagen sind aber nicht die alles andere ausschließende Grundform.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.03.2024 um 14.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52906

Auch noch zu #52904:

Anfang der neunziger Jahre stand ich beim Verfassen meiner Diplomarbeit über die formale Struktur und Verständlichkeit der Hörfunknachrichten des Südwestfunks auch vor der Frage, was eigentlich ein Satz ist. Ich hatte beim Radiohören damals den Eindruck, daß die Sätze in den Nachrichten immer kürzer werden, und mich interessierte, ob das nur ein subjektiver Befund ist oder ob ein objektiv belegbarer Trend dahintersteckt. In meiner Untersuchung von Manuskripten aus den Jahren 1967 bis 1990 hat sich meine Beobachtung bestätigt. Die mittlere Satzlänge ging, statistisch signifikant, im Laufe der Jahrzehnte kontinuierlich von gut 19 auf knapp 15 Wörter zurück. Ich habe damals viele verschiedene Satzdefinitionen zusammengetragen, von denen mich aber keine einzige überzeugt hat. Da war viel von »Sinneinheiten« und ähnlichem die Rede. Deshalb, aber auch aus praktischen Gründen (es war schließlich keine Dissertation, und die Zeit war begrenzt), habe ich mich für eine sehr schlichte Definition entschieden: Ein Satz ist eine mit einem Punkt abgeschlossene Folge von Wörtern. Abkürzungspunkte kamen in den Manuskripten nicht vor, und Semikola, bei denen man hätte zweifeln können, ob ein anderer Autor womöglich eher einen Punkt gewählt hätte, mußte man mit der Lupe suchen, sie fielen nicht ins Gewicht.

Aber das nur am Rande, weil es gerade so schön paßt. Eine pragmatische Lösung im Rahmen einer Korpusuntersuchung ist natürlich etwas anderes als eine semantische Definition. Andererseits kann man sich fragen, welchen Nutzen solche Ansätze eigentlich haben, wenn sie sich bei der Untersuchung realer Texte als kaum brauchbar erweisen. Gegen den von mir damals gehandhabten Satzbegriff könnte man einwenden, daß er ausschließlich auf das Satzverständnis des jeweiligen Autors abhebt und damit das Ergebnis von Zufälligkeiten ist. Denn im Grunde sage ich, daß ein Satz das ist, was der Verfasser für einen Satz gehalten hat (abzulesen an der gewählten Interpunktion). Aber diesen Einwand kann man genauso gegen all die Definitionen erheben, die, scheinbar theoretisch fundiert, von »Gedanken«, »Sinneinheiten« oder »Für-sich-stehen-Können« sprechen. Auch hier ist man von subjektiven persönlichen Deutungen abhängig. Außerdem ist es bei gesprochenen Nachrichtentexten so, daß die Sprecher die im Manuskript als Sätze erkennbaren Einheiten in aller Regel durch die Intonation und Pausen akustisch als ebensolche Einheiten umsetzen. Somit kommt der Satz des Redakteurs beim Hörer auch als solcher an. Wie der Hörer die Sätze genau rezipiert, steht auf einem anderen Blatt. Das zu untersuchen erfordert einen immensen Aufwand, und vielleicht kommt man auch nie zu einem befriedigenden Ergebnis, weil hier so viele verschiedene Faktoren hineinspielen, wie Bildungsgrad, Vorwissen über die Materie und Interesse daran bzw. persönliche Betroffenheit, Grad der Gewöhnung an sprachliche Muster von Nachrichtentexten, Hörgewohnheiten.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.03.2024 um 13.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52905

Das erinnert mich auch an die ZDF-Nachricht von gestern ("heute", 19 Uhr) über die Auslosung zur Frauenfußball-EM:

"Dafür muß sich Deutschland noch qualifizieren, und das [...] gegen folgende Gegnerinnen: Österreich, Island und Polen."

Dazu der eingeblendete Text:
"Gegnerinnen in der Qualifikation stehen fest"

Stehen wirklich die einzelnen Gegnerinnen schon fest? Wohl kaum.
Oder bekommen es demnächst auch die Männer mit Gegnerinnen zu tun? Es heißt schließlich die Mannschaft, also die Gegnerin.
(Würde auch zum Thema "Jeder und Jede" passen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.03.2024 um 04.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52904

In einem schlechten Buch, aus dem ich schon einmal zitiert habe, heißt es:

„Ein Satz ist eine Gruppe von Wörtern, die einen vollständigen Gedanken ausdrücken.“ (Sieghard Beller/Andrea Bender: Allgemeine Psychologie – Denken und Sprache. Göttingen 2010:193)

Bei Mengenangaben wie Menge, Gruppe usw. hat man oft die Wahl zwischen Singular und Plural, aber hier muß es unbedingt "ausdrückt" heißen, weil erst das Ganze den Gedanken ausdrückt. Der zitierte Satz drückt also nicht den vollständigen Gedanken der Verfasser aus, aber das macht nichts, weil er sowieso nichts taugt. Was ein vollständiger Gedanke sein soll, können sie so wenig sagen wie Hermann Paul, bei dem der Psychologismus aber harmlos blieb und sich leicht in Verhaltensbegriffen rekonstruieren läßt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.03.2024 um 18.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52902

„...ist es 500 Meter von der Werks-Baustelle entfernt zu einem Feuer gekommen, bei dem auch ein kleines Waldstück von etwa drei Quadratmetern in Flammen aufging.“ (t-online.de 5.3.24)

Das ist weniger als die Fläche unseres Doppelbetts und ungefähr die Hälfte meines Waldbesitzes (zwei Fichten, eine Kiefer, eine Birke, alles stark zurückgeschnitten wegen der Satellitenschüsseln der Nachbarn).

Wo beginnt der Wald? Wie viele Körner ergeben einen Haufen? Oder die Juristenfrage: Wie viele Zigeuner ergeben eine Horde? (Walter Jellinek 1913)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.02.2024 um 06.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52875

Die Zeitung erinnert mit einem (Symbol-)Foto bengalischer Näherinnen an den Einsturz jener Textilfabrik in Dhaka. Hätten deutsche Importeure die Katastrophe verhindern können, wie das Lieferkettengesetz unterstellt? Ich hätte neben den Juristen und Ökologen noch die Bausachverständigen erwähnen müssen, ohne die man die Produktionsstandards nicht durchsetzen könnte... Das leuchtet offenbar so vielen ein, daß der Gesetzentwurf nun abgelehnt wurde. Die hoch moralischen Kommentare muß man halt durchstehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.02.2024 um 05.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52874

Der vorige Eintrag ist zwar mit Absicht hier plaziert, aber er könnte natürlich auch unter "Festung Europa" stehen. Das haben auch die Bauernaufmärsche in Brüssel gezeigt, bei denen ausdrücklich die Abwehr der ausländischen Billigkonkurrenz gefordert wurde.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.02.2024 um 05.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52873

„Europäische Firmen, so lautete die Idee der Lieferkettenrichtlinie, müssen kontrollieren, ob ihre Geschäftspartner in anderen Teilen der Erde Menschenrechte einhalten und die Umwelt schützen. Und zwar über die gesamte Wertschöpfung hinweg, vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt.“ (WELT 29.2.24)
In dieser Formulierung erkennt man die Absurdität besonders klar: Die Firmen müßten ein Heer von juristisch und ökologisch versierten Fahndern in alle Welt schicken, um die oft sehr verzweigten Lieferketten zu überwachen. In der Praxis würden sie sich eher auf Zertifikate verlassen, mit deren Ausfertigung in den Herkunftsländern eine gewaltige, im Zweifel korrupte Bürokratie beschäftigt wäre. Daß alle Länder ausländische Prüfer zulassen würden, scheint mir auch weltfremd. Kann man sich umgekehrt vorstellen, daß chinesische Kommissare in deutschen Schlachthöfen residieren, um das Schlachten der Schweine zu überwachen, bevor das Fleisch nach China geht?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.02.2024 um 07.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52806

„Aus dem Widerspruch, dass nur die Imagination einem erlaubt, sich vorzustellen, was andere im Krieg erlebt haben, kommen wir nicht heraus.“ (Elisabeth Bronfen laut SZ 19.2.24)

Widerspruch? Tautologie!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.02.2024 um 16.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52776

Die einschlägig engagierten Unternehmen und Wissenschaftler stellen immer wieder mal einen Durchbruch bei der Kernfusionsforschung in Aussicht, um den Steuerzahler bei Laune zu halten. Kürzlich wollte ein Startup 2030 mit nutzbarer Fusionsenergie aufwarten, später wurde das Datum als Versehen korrigiert und weiter hinausgeschoben. (Ich habe die Nachrichten dazu verloren.) Natürlich soll man diese Forschung fortsetzen, aber dringender scheint mir als Laien die Entwicklung von Speichermöglichkeiten für Strom, also auch die Wasserstofftechnologie. Es ist immerhin denkbar, daß es mit der Fusion nie klappen wird. Daß ich es nicht mehr erlebe, ist vollkommen sicher. Aber mit dem Wasserstoff geht es ziemlich einfach, und auch das Energiesparen sollte man fördern, da kann man schnell und sicher Erfolge verbuchen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.02.2024 um 10.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52775

Mehrere deutsche Medien zitieren einen Offiziellen des Weißen Hauses mit den Worten Wir erhalten immer öfter Berichte über ukrainische Soldaten, denen an der Front die Munition ausgeht oder die sie sogar rationiert haben. Das hat mich stutzig gemacht. Was ist schlimmer: keine Munition mehr zu haben oder sie, bevor es soweit ist, zu rationieren? Wieso »sogar«? Müßte es nicht genau umgekehrt sein? Ich habe das Originalzitat recherchiert, und es lautet: We’ve been increasingly getting reports of Ukrainian troops rationing or even running out of ammunition on the frontlines (https://www.whitehouse.gov/briefing-room/press-briefings/2024/02/14/press-briefing-by-press-secretary-karine-jean-pierre-and-national-security-advisor-jake-sullivan-11/).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.02.2024 um 06.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52746

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52444

Auch Clemens Fuest fordert eine einheitliche Mehrwertsteuer (16 Prozent) und die Abschaffung aller Ermäßigungen. Diesen Gedanken und seine Begründung finde ich vollkommen richtig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2024 um 04.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52709

Weltweit boomt die Kernenergie

Atomkraft verliert weltweit an Bedeutung


Die beiden Schlagzeilen liefen ungefähr gleichzeitig, wenn auch in verschiedenen Medien (man kann sich denken, welche).

Was boomt, sind "Absichtserklärungen", während die Zahl der aktiven Reaktoren seit 30 Jahren ungefähr konstant ist. Die kleinen Schwankungen erklären sich daraus, daß unter Neubauten, Abrissen, störungsbedingten Stillegungen die wirklichen Verhältnisse nicht immer klar zu erkennen sind.

Ähnlich ist es beim Vergleich der Strompreise. Echte Marktpreise gibt es nirgendwo. In Frankreich ist der Strom schön billig, aber nur wegen exorbitanter Subventionen aus Steuergeld. Die Preise sollen in den nächsten zwei Jahren um 67 Prozent steigen.

Von den Quellen, die ich ausgewertet habe, erwähne ich nur
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/28688/umfrage/anzahl-der-atomkraftwerke-weltweit/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.01.2024 um 05.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52685

Sollte der „Prosarhythmus“ der antiken Literatur, über den ganze Bibiliotheken geschrieben worden sind, eine Illusion sein?

Die lateinische Rhetorik sah in der kunstvollen Rhythmisierung ein wirkungsmächtiges künstlerisches Merkmal dichterischer, philosophischer und rednerischer Prosa; sie kam aber über die Vers-analoge Identifizierung einzelner metrischer Gruppen nicht hinaus und hatte keine Möglichkeit, komplexe nicht-lineare Wiederholungsmuster zu identifizieren. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts gibt es immer wieder Versuche, dem intuitiv eingängigen Konzept eine analytische Realität zu geben, in der Mehrzahl der Fälle durch das bloße Erfassen der Alternanz betonter und unbetonter Silben. Eine kritische Sichtung des Stands der Forschung (Nolan/Jeon 2014) fand letztlich keine überzeugende Evidenz für koordinierende oder kontrastive Rhythmen von Prosa. Unser Projekt nimmt einen neuen Anlauf, durch Verbindung alter rhetorischer und aktueller linguistischer Theoriebildung mit neuesten Methoden komplexer Mustererkennung dem bislang phantomhaften Konstrukt "Prosarhythmus" eine belastbare Definition zu geben. Dies geschieht durch sowohl Theorie-geleitete wie explorative Arbeit am Konstrukt und parallele Studien zur Prosa einzelner literarischer Autoren.
(https://www.aesthetics.mpg.de/forschung/abteilung-sprache-und-literatur/poetischer-und-rhetorischer-sprachgebrauch/projekte/prosarhythmus.html)

Was man da allenfalls finden könnte, wäre so subtil, daß man zweifeln müßte, ob es überhaupt eine Wirkung auf den Hörer haben kann. Ich halte nur fest, daß der statistische Abgleich in den feinsinnigen Untersuchungen der Altphilologen durchweg fehlt.
Skinner hat durch Nachzählen festgestellt, daß die Häufigkeit bestimmter rhetorischer Mittel bei Shakespeare nicht über den statistischen Durchschnitt in englischer Alltagsprosa hinausgeht. (Ein Schlag auch gegen die strukturalistische Abweichungspoetik nach Jakobson und anderen. Schon früh hat man ja eingewendet, daß unser Dichterfürst in seinen schönsten Gedichten ein völlig normales Deutsch schreibt. Jakobsons Definition der Poetizität kann also nicht stimmen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.01.2024 um 07.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52676

Forscher in Michigan haben festgestellt, daß Gemüseanbau auf dem Dach von Hochhäusern keine gute Ökobilanz hat usw. Wer hätte das gedacht! Wenn man die Herstellung von Gartenwerkzeugen einbezieht, wovon 100 Kleingärtner mehr brauchen als ein großer landwirtschaftlicher Betrieb, sieht es noch trüber aus. Andererseits trägt die Schrebergärtnerei zur Seelenruhe bei. Das Ganze ist für den Kasten auf der ersten Seite der SZ gut genug.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.01.2024 um 03.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52672

zu #52517:

Die "demagogischen Augenblicksstimmungen" kann man besonders gut an den aktuellen Massendemonstrationen ablesen.

Gehört Haldenwang auch zu denen, die schnell die Grundmenge wechseln? Auch er reklamiert ohne weiteres und wiederholt die "schweigende Mehrheit" für sich. Ich denke, was wirklich die Mehrheit ist, wird sich nicht in Demonstrationen, sondern in demokratischen Wahlen erweisen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.01.2024 um 15.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52669

In Anleitungen zum wissenschaftlichen Arbeiten wird durchweg geraten, keine Untergliederung einzuführen, wenn es sich nur um einziges Unterkapitel handelt.

Bei Wikipedia-Artikeln ist das aber nicht selten.

Auch in biologischen Taxonomien findet man auch oft Arten, die die einzigen ihrer Gattung sind (bzw. das gleiche bei Stämmen, Familien usw.). Es sieht so aus, als habe man Plätze freigehalten für eventuell noch auftauchende Familienangehörige.

Dazu ein Beispiel:

Trichoplax adhaerens ist die einzige Art im Stamm der Placozoa. (Vgl. den übrigens „exzellenten“ Eintrag https://de.wikipedia.org/wiki/Trichoplax_adhaerens)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.01.2024 um 11.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52660

Die SZ hat heute auf ihrer Wissensseite einen ganz interessanten Beitrag zur Berechnung der Teilnehmerzahlen bei Demos usw. Natürlich haben wir nie geglaubt, was die Polizei einerseits, die Veranstalter andererseits angeben.

Die Leute stehen bei Popkonzerten dichter als bei politischen Demos. Die Fläche kann man einigermaßen genau feststellen, vor allem mit den Drohnen- und Hubschrauberaufnahmen. KI mit Personenerkennung kann auch helfen.

Da ich die Ludwigstraße in München genau kenne (ich habe 23 Jahre dort gearbeitet), weiß ich auch ohne Zahlen ganz gut, was es bedeutet, wenn diese Straße dicht mit Menschen gefüllt ist. In den Seitenstraßen und auf der Leopoldstraße waren auch noch sehr viele. Interessant ist auch, wer daran teilnimmt.

Diese Menschenmenge hat bekanntlich Herr Scholz bzw., was dasselbe ist, die Antifa zusammengetrommelt. Viele haben auch gar nicht demonstriert, sondern waren zufällig vorbeikommende Spaziergänger und wurden einfach mitgezählt. Das ist doch alles sehr durchsichtig, wenn man den richtigen Blick hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.01.2024 um 05.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52641

Von den 109 belegten Intensivbetten in Erlangen sind 1,8 Prozent mit Covid-Patienten belegt. Nach längeren Berechnungen (hab ich meine alten Logarithmentafeln weggeworfen?) komme ich zu der Schätzung, daß es gerundet ungefähr 2 Covid-Patienten sein müssen. Eine angeschlossene Tabelle bestätigt, daß es sogar genau 2 sind! Hoffentlich überleben sie.

Prozentzahlen sind sehr erhellend. Mir war gar nicht bewußt, daß ich als Mann zu einer Minderheit von 25 Prozent meiner engeren Familie gehörte. Seit die Kinder aus dem Haus sind, hat sich das Verhältnis ausgeglichen, es sind jetzt nur noch ungefähr 50 Prozent. Die Überzahl von Enkelinnen verschiebt es wieder zu meinen Ungunsten.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.01.2024 um 10.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52631

Babybrei oft viel zu süß
Test: Fertiggläschen sind praktisch, aber selten gesund

Zusätzlich gesüßt wird laut der Verbraucherzentrale gerne mit „natürlicher Fruchtsüße“, etwa Traubensaftkonzentrat. Mit dieser Zutat könne das Produkt dann mit der Angabe „ohne Zuckerzusatz“ versehen werden.
(MM, 20.1.24, S. 38)

Ist das nicht irre? Man macht Zucker rein und schreibt drauf "ohne Zuckerzusatz". Ganz "legal".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.01.2024 um 05.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52598

„Seit Jahresbeginn zockt der Staat mit dem vollen Mehrwertsteuersatz wieder Restaurants und Gäste ab.“ So kann man es auch ausdrücken, aber eigentlich ist nichts dagegen zu sagen. (Das sprachliche Register ist leicht in Richtung Gaunersprache verschoben, aber in der heutigen Presse nicht mehr unüblich.) Warum sollten denn ausgerechnet Restaurants von der allgemeinen Mehrwertsteuer ausgenommen sein? Die verschiedenen Mehrwertsteuersätze sind teilweise absurd verteilt und sollten neu geregelt werden, aber niemand würde auf den Gedanken kommen, die Gastronomie aus sozialen Gründen mit dem ermäßigten Satz zu beschenken, wie es während der Pandemie – teuer und problematisch genug – befristet der Fall war. (Die Befristung wurde, wie immer in solchen Fällen, stillschweigend hingenommen, aber als es dann nach zweimaliger Verlängerung ernst wurde, erhob sich ein lautes Wehgeschrei. Manche können einfach nicht glauben, daß eine Befristung ernst gemeint ist.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2024 um 05.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52580

Wenn irgendwo Geld fehlt (also überall), dann liegt das natürlich daran, daß wir alles den Migranten in den gierigen Hals schieben. Jetzt haben wir ausgerechnet, daß sie uns "langfristig 20 Billionen" kosten, also das 50fache des Bundeshaushalts. Dazu kommen noch die Milliarden "Entwicklungshilfe" für die N-Wörter usw. Deutschland, erwache!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2024 um 08.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52563

Im letzten Geschäftsjahr haben die Bauern ihre Gewinne um 50 % gesteigert.

Jahrzehntelange Fehlentwicklungen lassen sich nicht leicht korrigieren. Aufwiegler haben es leicht, auch wenn sie sonst die liberale Wirtschaft ("Wachsen oder weichen") preisen. Seit wir auf dem Dorf wohnen und mit Landwirten befreundet sind, beobachten wir die Entwicklung noch genauer.
Weiterhin Mais, Weizen und Raps auf handtuchgroßen Beeten anzubauen oder Stillegungsprämien zu kassieren wird nicht ausreichen. Manche diversifizieren schon lange und haben sich auf eine höhere Wertschöpfung aus eigener Kraft verlegt, wobei Subventionen für die Umstellungsphase plausibel sind. Die Bilder von den Demonstrationen zeigen die wunderbaren Traktoren, die man schon ab 250.000 Euro bekommen kann. Wir haben uns schon früher über den Maschinenpark eines Landwirts gewundert, der gerade mal 25 ha bewirtschaftet, was in Bayern als groß gilt.
Die SZ bringt eine treffende Karikatur von einer wuchtigen Demonstration der "Erzieherinnen" – stellvertretend für wirklich unterbezahlte Berufsgruppen, die natürlich nie so laut schreien werden wie die gut verdienenden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2024 um 06.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52546

Man ist extrem wirtschaftsliberal, aber wenn es an den Rückbau einiger Subventionen geht (Gastronomie, Landwirtschaft), schließt man sich gern den Protesten an. Zum besseren Verständnis:

„Die Fördergelder machen je nach Struktur eines Haupterwerbsbetriebs zwischen 41 und 62 Prozent des landwirtschaftlichen Einkommens aus. Bei sogenannten Nebenerwerbsbetrieben, die eine zweite Einkommensquelle außerhalb der Landwirtschaft haben, liegt der Anteil der Fördermittel am landwirtschaftlichen Einkommen noch deutlich höher.“
(https://www.landwirtschaft.de/landwirtschaft-verstehen/wie-funktioniert-landwirtschaft-heute/warum-wird-die-landwirtschaft-so-stark-subventioniert)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.01.2024 um 06.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52517

Vom Abschaffen war ja nicht die Rede, nur von Gefährlichkeit. Demagogische Augenblicksstimmungen sind nicht die einzige Gefahr, es gibt auch Verfahrenstricks, Scheinlegalität, Einschüchterung usw.

Interessant ist, wie die gleichen Leute einmal sagen "Mehrheit ist Mehrheit", ein andermal aber mit besagter Milchmädchenrechnung das Abstimmungsergebnis relativieren, indem sie die Grundmenge wechseln, aus der sich der Stimmenanteil errechnet (Stimmberechtigte statt abgegebene Stimmen).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.01.2024 um 20.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52513

Na ja, solange man das Mehrheitsprinzip hat, hat man wenigstens Demokratie. Man kann ja schlecht sagen, das Mehrheitsprinzip ist eine Gefahr für die Demokratie, also schaffen wir es bzw. die Demokratie gleich ab. Einen gewissen Schutz bietet wohl noch die geforderte Zweidrittelmehrheit für Verfassungsänderungen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.01.2024 um 19.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52512

Eine knappe Mehrheit der FDP-Mitglieder hat sich für den Verbleib in der Ampel ausgesprochen. Die Rechtsradikalen rechnen die Mehrheit der Stimmen zu einer Minderheit der Mitglieder herunter, um die Legitimität des Ergebnisses in Zweifel zu ziehen. Immer der gleiche Trick.

Überhaupt die Mehrheiten! Schon die alten Griechen wußten, daß man eine Demokratie nicht daran hindern kann, sich selbst abzuschaffen. Das Selbstmordinstrument ist das Mehrheitsprinzip. Es ist das Beste, was man hat, aber sehr gefährlich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.12.2023 um 06.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52468

Ein 17jähriger Abiturient soll 60.000 Grundwörter beherrschen. „Das ergibt eine durchschnittliche Lernquote von 3750 Grundwörtern pro Jahr oder mehr als zehn neue Wörter täglich!“ (George A. Miller: Wörter. Streifzüge durch die Psycholinguistik. Frankfurt 1995:275)

Hier kann etwas nicht stimmen. So viele „Grundwörter“ gibt es ja gar nicht, wahrscheinlich ist der potentielle Wortschatz mitgezählt, der nicht eigentlich gelernt wird. Man versteht aber die Zusammensetzungen und Ableitungen im Kontext sofort.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2023 um 04.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52444

Wir sehen gerade, wie die Rücknahme von Subventionen am lautstarken Widerstand der bisherigen Nutznießer scheitert. Es ist zum Gähnen. Kaufprämien für Autos kommen scheinbar dem Autokäufer zugute, in Wirklichkeit den Herstellern und Händlern, das ist doch klar. Da war ja die Steuerermäßigung für Hoteliers noch ehrlicher, weil sie gar nicht erst vorgab, den Gästen zugute zu kommen (was sie auch nicht tat).
Wie ich sehe, plädieren auch andere für eine einheitliche Mehrwertsteuer auf alles. Ich weiß nicht, wie hoch sie sein müßte, um etwa die gleichen Einnahmen zu bringen wie jetzt - vielleicht 15 Prozent oder nur 12? Wenn man sich den Kassenzettel eines Supermarkts ansieht, findet man verschiedene Steuersätze je nach Warengruppe. Das macht die Kasse automatisch, sonst wäre es überhaupt nicht möglich. Was soll das? Die Steuer soll dem Staat Einnahmen bringen und nicht außerdem noch das Volk erziehen. Ich würde sogar Suchtmittel wie Zigaretten und Alkoholika nicht ausnehmen. Deren Einschränkung könnte man anders vorantreiben. (Vielleicht hat das Rauch- und Werbeverbot mehr zur Volksgesundheit beigetragen als der hohe Preis, der ja das Prestige der Raucher eher stärkt, während sie jetzt vor die Haustür oder in die schmuddelige Raucherecke verbannt sind, wo sie ihr elendes Leben aushusten können.)
Unübersichtlichkeit ist, wie auch Herr Schaefer gerade wieder gezeigt hat, eine Form der Ungerechtigkeit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.12.2023 um 08.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52440

Nun wollen Autohersteller die gestrichene Kaufprämie für E-Autos aus der eigenen Tasche bezahlen, um die armen Käufer vor der völligen Verelendung zu schützen. Mir kommen die Tränen.
In Wirklicheit geben sie damit zu, daß sie gerade wegen der Prämien kräftig draufgeschlagen hatten, genau wie es vorhergesagt war.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.12.2023 um 11.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52371

„Bundestag wird Haushalt 2024 nicht vor Jahresende beschließen“ (Handelsblatt)
Das versteht man normalerweise so, daß der Bundestag den Haushalt zum Jahresende, aber nicht früher, beschließen wird. Gemeint ist aber: „Der Bundeshaushalt wird in diesem Jahr nicht mehr verabschiedet werden.“ (Erster Satz)

Vgl. jene 10. Symphonie, die Beethoven erst nach seinem Tod vollenden konnte....
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.12.2023 um 08.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52370

Eine Änderung bei der Besteuerung von Dienstwagen soll dazu führen, daß Pflegedienste aufgeben? So jedenfalls BILD.
Man kennt das: Jede Streichung von Subventionen führt angeblich zu Massenarbeitslosigkeit und Verelendung.
Entfiele das staatliche Inkasso der kirchlichen Mitgliedsbeiträge, müßten zahllose Sozialeinrichtungen in kirchlicher Trägerschaft (!) dichtmachen usw.
So bleibt alles, wie es ist.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.12.2023 um 12.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52344

Zu wenige Mediziner in Gefängnissen

Frankfurt/Main. Bundesweit sind zahlreiche Stellen für Gefängnismediziner unbesetzt.

Ach so.
(Mannheimer Morgen, 4.12.23, S. 6)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2023 um 08.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52323

Ergänzung: Im September 2022 waren in Frankreich 32 der 56 Atomreaktoren abgeschaltet. „Unter anderem die Unsicherheit darüber, ob hinreichend viele Reaktoren bis zum Winter 2022/23 wieder Strom produzieren würden, führte zu Rekordstrompreisen in Frankreich.“ (Wikipedia)
Zur Zeit und in den kommenden Jahren wird Atomstrom teurer, Wind- und Solarstrom billiger. Die Kosten für Rückbau und Endlagerung sind unkalkulierbar. Ich verstehe immer noch nicht, wo bei einem Ausbau der Kernenergie der billigere Strom herkommen soll. Diese Rechnung sind uns die Rechten noch schuldig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2023 um 17.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52318

Der Meteorologe Petteri Taalas ruft Deutschland wegen der Erderwärmung auf, den Atomausstieg zu überdenken, und findet Beifall bei Klimawandelleugnern und -verharmlosern. Das habe ich schon oft beobachtet: wie es gerade paßt...

Frankreich will jedes Jahr ein AKW bauen. Wie Flamanville 3... (s. Wikipedia)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.11.2023 um 07.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52298

Meistens geht es darum, auf zwei scheinbar gleichen Bildern die Unterschiede zu finden, aber es gibt auch eine interessante optische Täuschung, wo man gerade umgekehrt Unterschiede zu sehen glaubt, obwohl sie nicht existieren: https://www.giga.de/extra/internet/gallery/42-fotos-die-euch-optisch-ganz-schoen-fertig-machen-werden/#page-21
Ebenso:
https://www.welt.de/kmpkt/article173376280/Viraler-Post-Diese-Fotos-sind-ein-und-dasselbe-Bild-oder-doch-nicht.html

(Es muß viele Beispiele geben, aber sie sind schwer zu finden.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.11.2023 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52249

Die Logik ist entstanden aus der Notwendigkeit, gültige von ungültigen Syllogismen zu unterscheiden. Man braucht nur Platons "Euthydemos" zu lesen, um zu sehen, wohin die (eleatische) Sophistik geführt hatte. Aristoteles widmet dieser Aufgabe, die nur im Rahmen der dialektischen Übungsgespräche der Platonschen Akademie verständlich ist, die Kompilation der "Sophistischen Widerlegungen" und dann das Organon seiner formalen Logik, vor allem die Analytika I, aber letzten Endes auch die Rhetorik.
Die Wirkung auf die abendländische Bildungstradition war enorm.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.11.2023 um 20.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52246

zum Problem "Syllogismus":

http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#36541:
»Es gibt illegale Einwanderer.
Einwanderer sind Menschen.
Es gibt illegale Menschen.
Das ist ein Syllogismus.«

Na ja, aber ein ziemlich trickreich formulierter. Die Schlußfolgerung ist formal richtig, muß also eigentlich wahr sein. Trotzdem sträubt sich etwas in uns gegen den Ausdruck "illegale Menschen". Woran liegt das? Irgendetwas stimmt damit nicht.

http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30083:
Es geht um den Plakattext: "Kein Mensch ist illegal". Prof. Ickler schreibt:
»Der sophistische Syllogismus geht so: "Menschen sind nicht illegal. Flüchtlinge sind Menschen. Also sind Flüchtlinge nicht illegal."«
Hier ist zwar alles in Ordnung, keine Irritation wie oben, ein gültiger Syllogismus. Nur - es ist leider nicht derselbe wie der erste. Was im ersten nicht stimmt, ist immer noch unklar.

Die Lösung des Problems ist, daß im ersten Beispiel zweimal etwas Unterschiedliches unter "illegal" verstanden wird. Ein illegaler Einwanderer ist jemand, der illegal einwandert, also illegal handelt, nicht illegal ist, wie die Folgerung "illegale Menschen" und der Plakattext unterstellen. Es geht um adverbialen Gebrauch vs. prädikativen Gebrauch. Das Prädikat "illegal" zu Mensch besagt, das Menschsein sei illegal. Diese Art von Illegalität war aber in der Prämisse nicht gemeint. Die Konklusion im ersten Beispiel muß daher richtig lauten:
Es gibt illegal handelnde Menschen.
Damit ist dann alles in Ordnung und der Syllogismus gerettet.


zu
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#34210 (Syllogismus der FAZ):
Kommunisten und Nazis sind Atheisten.
Kommunisten und Nazis sind böse.
Atheisten sind böse.

Die Schlußfolgerung ist falsch, dies ist also zumindest kein gültiger Syllogismus.
Ich habe hierzu eine rein begriffliche Frage: Bezeichnet man so etwas trotzdem als Syllogismus, nur eben als einen ungültigen, oder ist es kein Syllogismus?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.11.2023 um 04.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52242

„Die Anteile der natürlich vorkommenden Gase ändern sich nur geringfügig und sind mit Ausnahme von Wasserdampf und Ozon aufgrund der guten Durchmischung der Atmosphäre bis zu einer Höhe von ca. 100 km (Homosphäre) weitgehend gleichmäßig verteilt.“
Der schwerere Sauerstoff müßte sich bei ruhiger Luft in Bodennähe anreichern. Für das noch viel schwerere CO2 habe ich die Auskunft gefunden, daß es sich tatsächlich nur wegen der Luftbewegung nicht am Boden anreichert, was es in geschlossenen Räumen oder Schächten bekanntlich tut. Die doch sehr gleichmäßige Verteilung von Sauerstoff ist fast ein Wunder. Sauerstoff ist ja auch ein Bleichmittel und Gift, gegen das wir uns ständig wehren müssen, sonst oxidieren wir...
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.11.2023 um 01.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52241

Korrektur: Statt 210g sollte es 230g heißen.
(Luft hat zwar 21% Sauerstoff, aber das sind Vol-%, und da Sauerstoff etwas schwerer als Stickstoff ist, macht das rund 23 Masse-%.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.11.2023 um 22.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52240

"Erlebnis Erde" (1/4), Das Erste, heute 20.15 Uhr
über das Hochland von Tibet:

"Im Vergleich zur Meereshöhe enthält die Luft dort oben nur noch etwa halb soviel Sauerstoff."

Die Luft ist natürlich insgesamt dünner, ein Kubikmeter enthält dort nur etwa halb soviel Luft wie unten, und daher enthält dieser Kubikmeter[!] auch nur etwa halb soviel Sauerstoff.

Aber die Luft an sich ist genau dieselbe, und 1 kg Luft enthält auch in Tibet exakt genausoviel Sauerstoff (210g) wie auf Meereshöhe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2023 um 09.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52236

Eine Ernährungsmedizinerin klärt auf: „Mischbrote haben einen hohen Weizenanteil und enthalten Weißmehl, das ist Einfachzucker“, so Daniela Kielkowski. (t-online.de)
Ich dachte immer, Stärke sei ein Vielfachzucker. Mir schwirrt der Kopf.

Wegen der Pandemie wurde die Mehrwertsteuer für die Gastronomie gesenkt. Die Pandemie ist vorbei, aber man höre sich das Wehklagen an, das sich vor der geplanten (und schon mal aufgeschobenen) Rückkehr zum normalen Steuersatz erhebt! „Gastronomiesterben“, „Tausende von Entlassungen“ sind noch das wenigste. Der Fall ist typisch für alle Subventionen, die leicht einzuführen, aber kaum wieder zurückzunehmen sind. Was sind das für Geschäftsleute, die sich nicht einmal auf genau vorhersehbare Umstände einstellen zu können behaupten? Wahrscheinlich haben sie von vornherein nicht für möglich gehalten, daß die Regierung es ernst meint, und vielleicht hätten sie damit richtig gelegen, wenn der Staat nicht so dringend Geld brauchte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.11.2023 um 06.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52195

In der Zeitung werden die allbekannten "Vier Apostel" von Dürer wiedergegeben, angemessen KI-verfremdet.
Eigentlich komisch, daß das Bild seit 500 Jahren so heißt, obwohl der Evangelist Markus gar kein Apostel war. Aber wie soll man die Gruppe sonst nennen?

Früher konnten viele Menschen zwar nicht lesen, aber die frommen Bilder dürften sie eher verstanden haben als unsere Zeitgenossen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.11.2023 um 06.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52131

Der unsägliche Holger Douglas hat seit seiner letzten Erwähnung hier noch manchen Unsinn verbreitet, aber sei jüngster Eintrag ist schwer zu überbieten: https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/mindestbodenbedeckung-agrar-vorschriften-nrw-eu/

Zur Mindestbodenbedeckung: Freiliegender Ackerboden ist bekanntlich etwas ganz Unnatürliches. Die Erosion ist trotz Gegenmaßnahmen immer noch enorm: https://www.umweltbundesamt.de/themen/boden-flaeche/bodenbelastungen/bodenerosion/bodenerosion-durch-wasser#massnahmen-zum-schutz-vor-erosion-durch-wasser

Wir beobachten das über die Jahre bei unseren täglichen Wanderungen durch die intensiv genutzte mittelfränkische Landschaft. Die Bauern wissen das natürlich auch und säen rechtzeitig Wintergetreide oder eine Zwischenfrucht. Trotzdem kann jeder mit bloßem Auge sehen, wie nach einem Regen oder bei der Schneeschmelze der Boden auf Nimmerwiedersehen davongeschwemmt wird.

Was Douglas sonst noch schreibt, ist so stammtischhaft gemein, daß man es nicht zitieren kann. Die Mischung von Unwissenheit und Niedertracht scheint seinem Publikum zu gefallen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.11.2023 um 15.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52101

SPD diskutiert »temporäre Krisenabgabe« für Superreiche (SPIEGEL 6.11.23)

„Für“? Wollen die Sozis die Reichen noch reicher machen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.10.2023 um 06.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52033

Viele sogenannte Gedankenexperimente sind gar keine. Horace Barlow zum Beispiel hat zur Begründung seiner „Efficient coding hypothesis“ überlegt, wie groß das Gehirn sein müßte, wenn jedem zu verarbeitenden Muster eine Zelle entspräche, und kam zu dem Ergebnis, daß es mehr Zellen enthalten würde, als es Atome im Weltall gibt. Dawkins hält das für ein Gedankenexperiment, aber eigentlich hat Barlow nur die Folgen einer Hypothese berechnet, dabei herausgefunden, daß sie absurd wären, und folglich die Hypothese verworfen – ein unproblematisches, seit der Antike anerkanntes wissenschaftliches Verfahren. Die Berechnung der logischen Folgen eines Satzes kann man nicht als Experiment bezeichnen. So mag die Zahl der Reiskörner, die nach der bekannten Legende auf das 64. Feld des Schachbretts entfällt, dem Laien ebenso wie jenem König erstaunlich vorkommen, aber die Berechnung der Exponentialgleichung ist kein Gedankenexperiment.

Ein wirkliches Experiment setzt eine Hypothese der widerständigen Wirklichkeit aus, und ein Gedankenexperiment simuliert dieses Verfahren im Rahmen einer nur vorgestellten Wirklichkeit. Das kann nicht funktionieren: „Thought-experiments are no more experiments than monopoly-money is money.“ (Peter Hacker) Aber darum geht es hier nicht. Bei einer mathematischen Rechnung kommt man gar nicht so weit, irgend etwas zu erproben. Das Ergebnis steht von Anfang an unerbittlich und überraschungslos fest.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 25.10.2023 um 22.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52024

BItte um Nachsicht, habe versäumt, das Zitat zu kennzeichnen: https://www.spiegel.de/ausland/donald-trump-vergleicht-sich-mit-friedensnobelpreistraeger-nelson-mandela-a-11a35053-7ae5-49ac-b49d-f3f88741e127#
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 25.10.2023 um 12.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#52023

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51748
Bei einer Wahlkampfveranstaltung hat sich Donald Trump als vermeintliches Opfer der US-Justiz präsentiert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.10.2023 um 14.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51971

Bei der Wahl in Polen hat ein Bündnis aus drei Oppositionsparteien laut dem amtlichen Endergebnis eine Mehrheit der Parlamentssitze errungen.

Soviel ich weiß, stand kein Bündnis zur Wahl (wenn man davon absieht, daß Tusks KO auch schon ein Bündnis ist), sondern es wurden drei Parteien gewählt, die wahrscheinlich eine Koalition bilden werden, sich jedenfalls nicht schon vorher dagegen ausgesprochen haben. Tusk hatte auch erklärt, warum es klüger ist, getrennt anzutreten und erst nach der Wahl über Bündnisse zu sprechen. Das gilt ganz allgemein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.10.2023 um 06.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51961

Nordkorea kann nicht gegen den Atomwaffensperrvertrag "verstoßen", wie es überall heißt, weil es schon vor 20 Jahren ausgetreten ist. Indien, Pakistan und Israel sind gar nicht erst beigetreten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.10.2023 um 05.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51940

Es muß nicht gleich die Frage sein, warum es überhaupt etwas gibt und nicht vielmehr nichts. Auch das Problem der "inkongruenten Gegenstücke" kann einen verrückt machen. Der Ausdruck stammt von Kant, der ihn in seiner bekannten Abhandlung von 1768 eingeführt hat. Das Problem war damals in eine theologische Spekulation eingebettet, führte aber zu Kants Theorie des Raumes. Aus der endlosen Literatur erwähne ich nur Holger Lyre: „Metaphysik im ‚Handumdrehen‘ - Kant und Earman, Parität und moderne Raumauffassung“. Philosophia naturalis 42/2005:49-76; dort auch weitere Synonyme für Händigkeit.
So bin ich auch in sehr jungen Jahren zuerst darauf gestoßen, aber inzwischen beschäftigt mich mehr das scheinbare Versagen unserer Sprache; vgl. auch zur "mentalen Rotation" http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1546#27581, wo ich die Enantiomorphe auch erwähnt habe. Der Volksmund zieht sich schnodderig aus der Affäre: "Rechts ist da, wo der Daumen links ist."

Zu den "exzellenten Beiträgen" bei Wikipedia, auf die man nicht ohne weiteres stößt, gehört der über "Spielwürfel". Das ist wirklich sehr interessant!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.10.2023 um 03.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51880

Wie gesagt, für mich ist es keine Tatsachenfrage, ob der freie Wille, d. h. der Wille, existiert oder nicht. Beides könnte ich mit "Selbstverständlich!" bejahen oder verneinen. Es geht doch schlicht um die Frage, ob man "auch anders könnte". Das setzt jeder voraus, sonst könnte man jede Diskussion über Absichten, Verantwortung usw. gleich einstellen. Wie schon gezeigt: Unsere neurosophischen Leugner der Willensfreiheit meinen, Gerichte dürften (!) niemanden verurteilen, weil ja keiner anders kann, als er getan hat usw. Diese Denker fordern also etwas, stellen Gebote und Verbote auf, Normen... Wozu denn, wenn keiner anders kann? Sollen ohne Wollen ist ein Widerspruch. Darüber lachten schon die antiken Philosophen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.10.2023 um 23.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51879

Auch kleine Ursachen sind Ursachen, aber je kleiner sie sind, umso störanfälliger, also zufälliger, mit nichtvorhersagbarer Wirkung, sind sie auch. Quanteneffekte treten überhaupt nur mit gewissen Wahrscheinlichkeiten auf, d.h. sie sind komplett zufällig. Die Zukunft in der Quantenwelt steht nicht fest, und daher auch die Zukunft allgemein nicht. Vielleicht sind nicht alle makroskopischen Zufälle auf Quanteneffekte zurückzuführen. Der (freie) Willen hat sicherlich nichts mit Zufall bzw. Quanteneffekten zu tun, allerdings hat er, falls er existiert (wovon ich überzeugt bin), wohl den größten Einfluß auf die Zukunft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2023 um 19.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51878

Das würde Frau Hossenfelder nicht berühren. Auch kleine Ursachen sind Ursachen.

Hossenfelder wiederholt ihre Fomulierung wortgleich im 6. Kapitel unermüdlich wie ein Mantra. Ich finde aber nicht, daß sie dem Begriff der Willensfreiheit (bzw. schon des Willens) den richtigen Platz zuweist: Sprache, Handlungsdialog kommt bei ihr nicht vor.

Die Willensfreiheit wird als Illusion wie optische Täuschungen behandelt. Sie gibt ausdrücklich die Kaffeehaus-Täuschung wieder, vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/Café_wall_illusion.

Sie zeigt, daß man den Ausdruck „freier Wille“ vermeiden und sonst alles lassen kann, wie es ist. Aber das ist nur ein sprachlicher Trick, der das Problem, wenn es eines gibt, nicht löst und nicht einmal sprachanalytisch auflöst.

Zu
“Because the physical part of our brain is demonstrably the thing we use to make decisions…” (134)
gibt es eine Stimme im Internet:
What is this "we" she speaks of?
Who is this "user" of brains?
The idea expressed isn’t just a minor blunder or a poor choice of words. These are elemental mistakes in logic and causality. That’s why they’re so easy to mock. Fun too.


Durchaus treffende Kritik. Ich bin nach Lektüre des ganzen Buchs nicht beeindruckt, nicht einmal gut unterhalten. Wird überschätzt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.10.2023 um 18.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51877

Wie ist es denn gemeint? Sie sagt, die Zukunft sei vorbestimmt, bis auf ein paar Quanteneffekte. Sie meint also, im wesentlichen passiere alles, wie es kommen mußte.

Das tägliche Leben ist aber voller Beispiele dafür, wie ganz kleine Ursachen große oder unvorhergesehene Wirkungen haben können. Im Film "Lola rennt" werden recht anschaulich ein paar Beispiele durchgespielt.

Es muß kein Schmetterling sein, das ist nur eine Metapher. Wenn man eine so spezielle Ursache wie den Schmetterlingsflügelschlag herauspickt, verursacht die vielleicht gar nichts, aber es gibt Myriaden solcher winziger Ursachen, und eine davon (wie beim Geburtstagsparadoxon) trifft, d.h. bewirkt dann doch eine wesentliche Änderung.

Daß die Zukunft im wesentlichen bereits feststeht, halte ich für eine nicht tragbare Theorie.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2023 um 07.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51874

Die Luftbewegung, die ein Schmetterlingsflügel verursacht, ist schon nach wenigen Metern (? ich hab’s nicht nachgerechnet) so verwirbelt, daß im allgemeinen Rauschen absolut gar keine Wirkung mehr festgestellt werden kann. Anders sieht die Sache natürlich aus, wenn der Schmetterling einen Kurzschluß verursacht, der wiederum einen Atomreaktor zur Explosion bringt, der wiederum... Aber so ist es nicht gemeint.

Zur anderswo erwähnten Rauchkringelmaschine gibt es übrigens bei Youtube schöne Beispiele auch unter "vortex cannon", viele davon allerdings weniger zum Selberbasteln.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2023 um 04.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51873

Die Quantenphysikerin meint natürlich nicht, daß Quanteneffekte selten sind, sondern daß sie sich nur in seltenen Fällen im makroskopischen Bereich auswirken. Sie hat auch Penrose interviewt. Heisenberg hat der neurologischen Ausschlachtung der von ihm formulierten Unbestimmtheit ausdrücklich widersprochen.

Ich habe andernorts schon meine Meinung ausgesprochen, daß die Kinder in der Schule nicht lernen sollten, warum ein Schmetterling in Bayern einen Taifun in Japan auslösen kann, sondern vielmehr, warum das nicht möglich ist. Damit wäre dem Aberglauben besser vorgebeugt...
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.10.2023 um 17.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51868

Vielleicht ist es ja eine Täuschung. Das, was wir tun, mußten wir unweigerlich tun, wir halten es im nachhinein nur für unseren Willen.

Das wird dann normalerweise wissenschaftlich so begründet, daß der Geist etwas Materielles unmöglich irgendwie beeinflussen kann.

Aber wie beeinflußt die Materie den Geist, wie entsteht der Geist überhaupt? Ich zumindest habe einen, ich bin bei Bewußtsein. Dieser Widerspruch wird kaum hinterfragt.

Und welchen evolutionären Vorteil bietet der Geist, warum entsteht er, wenn er ja doch zu nichts nutze ist, sondern nur "will" und tut, was sowieso vorbestimmt ist?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.10.2023 um 16.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51867

Mich verwundert das Wort "occasional". Meint sie wirklich, daß Quanteneffekte so selten sind? Überhaupt unterschätzt sie wohl die Wirkung von Quanteneffekten. Wie war das nochmal mit dem Schneeballeffekt und dem Schmetterlingseffekt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2023 um 04.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51864

In ihrem neuen Buch schreibt Sabine Hossenfelder:

“The future is fixed except for occasional quantum events that we cannot influence.”

Nur hat das mit "Willensfreiheit" nichts zu tun.

Wenn Naturwissenschaftler zu beweisen versuchen, daß es keinen freien Willen gibt, ist das ungefähr so, als wollten sie beweisen, daß es keine Verkehrsregeln, keine Glückwünsche, keinen Ärger gibt. Der Beweis ist auch eine Art Overkill, weil der Wille immer frei ist – man kann ja nicht unfreiwillig wollen. Man will also die Existenz eines Willens widerlegen, sehr komisch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.10.2023 um 05.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51850

An einem gewöhnlichen Spielwürfel kann man die segensreiche Nutzung von Redundanz zeigen. Anzahlen gleicher Objekte können bis drei, allenfalls vier, „auf einen Blick“ erfaßt werden. Darüber hinaus muß man abzählen. Die bekannte Anordnung von fünf oder sechs Augen schafft Redundanz und erhöht damit die Spanne der „auf einen Blick“ erfaßbaren Anzahlen beträchtlich. Bei Kindern kann man beobachten, wie diese Fähigkeit sich herausbildet.

Übrigens gab und gibt es auch Würfel (= geworfene Spielsteine) mit vier statt sechs Seiten, nämlich die Astragale (bestimmte Knöchelchen, die auch in der Anatomie noch so heißen). Sie sind aber nicht beschriftet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.10.2023 um 03.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51842

Eine oder zwei Billionen Gerüche – das ist noch gar nichts:

"Die Riechleistung eines Hundes ist 10 000 bis 100 000 Mal besser als die des Menschen", erklärt Juliane Bräuer. Sie ist Leiterin für Hundestudien am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena.

Also bis zu 100 Billiarden!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.09.2023 um 10.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51782

Ich denke, man muß nicht unbedingt alle der eine Billion verschiedenen Gerüche durchgehen. Wenn jemand irgendwelche zwei benachbarte dieser Gerüche unterscheiden könnte, was dem gleichen Verhältnis entspräche, wie die Strecke von einem Kilometer von einer anderen Strecke zu unterscheiden, die um einen Nanometer länger ist (was gut einem Tausendstel der Wellenlänge von sichtbarem Licht entspricht), dann würde mir das als Beweis schon reichen.

Wie auch immer sie diese Empfindlichkeit der Nase festgestellt haben, es beruht nicht auf praktischen Versuchen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.09.2023 um 08.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51781

Noch einmal zur Unterscheidung von Gerüchen:

„Das Riechepithel in der hinteren Nasenhöhle kann in Zusammenarbeit mit dem Gehirn mehr als eine Billion verschiedene Düfte unterscheiden“, sagt die Sozialpsychologin und Geruchsforscherin Bettina Pause. (SZ 22.9.23)

Diese Zahl steht immer noch bei Wikipedia, aber in Wirklichkeit sind es vielleicht nur 4.000 bis 5.000.

Den längst nachgewiesenen Rechenfehler muß man nicht durchschauen, aber einen gewissen Wirklichkeitssinn sollte man schon haben. Wenn man für jede Identifikation eines Geruchs 1 Sekunde brauchte, würde es rund 10.000 Jahre dauern, eine Billion durchzugehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.09.2023 um 03.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51770

Die Windkraftgegner prangern den Infraschall von Windrädern an (auch nachdem die Zahlen zum Schalldruck um drei bis vier Größenordnungen nach unten korrigiert worden sind) – und setzen sich ins Auto, wo es von Infraschall nur so scheppert.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.09.2023 um 21.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51760

Meine persönlichen Kenntnisse sind sogar noch jünger. Ich kann mich noch gut an eine Zeit meiner Kindheit erinnern, ich war damals wohl 7 bis 9 Jahre alt, als ich noch mit meiner ein Jahr jüngeren Schwester im gleichen Zimmer schlief, wie ich ihr im Dunkeln erzählte, daß die Himmelskörper viel größer seien, als sie scheinen. Ich sagte, der Mond ist bestimmt ungefähr so groß wie der Schrank, und die Sonne so groß wie unser Haus. Dabei beschlich mich allerdings ein ungutes Gefühl, ob ich im Falle der Sonne nicht doch etwas übertrieben hatte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.09.2023 um 20.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51759

„Die Außenwelt erstreckt sich von meinem eigenen Leib nach ihren drei Dimensionen in unermeßliche Ferne. Dort schweben im unendlichen Raum zahllose ungeheure Kugeln. Viele derselben sind so unvorstellbar fern, daß ihr Licht, welches in einer Sekunde 42 000 Meilen durchläuft, Jahrtausende bedarf, um zu mir zu gelangen. Mehr als eine halbe Million dieser ungeheuren Körper muß ich im Ozean des Raumes, schwebend, rollend denken.“ (Wilhelm Dilthey 1890)

Wenn man solche Texte liest, wird einem wieder bewußt, wie jung unsere Kenntnisse der zeitlichen und räumllchen Dimensionen des Weltalls sind. (Die Meilen sind natürlich deutsche Meilen – falls da jemand stutzt.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.09.2023 um 04.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51751

Zur Logik des vorigen Eintrags vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1419#18437.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.09.2023 um 04.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51750

Oder: Die Maske soll bürgerlich sein, ist es aber nicht... (Wechsel der Sprecherautorität mitten im Satz kommt auch sonst oft vor.)

Rechtsradikal ist das neue bürgerlich, nicht wahr?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.09.2023 um 22.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51749

Wie der Wolf im vermeintlichen Schafspelz.
An ihren vermeintlichen Früchten sollt ihr sie erkennen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.09.2023 um 19.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51748

Juli-Chefin Franziska Brandmann kritisiert das Vorgehen der CDU im Thüringer Landtag, weil es am Ende nur Höcke nutze, »der sich so hinter einer vermeintlich bürgerlichen Maske verstecken kann«. Wieso vermeintlich? Die Maske selbst ist gerade nicht vermeintlich bürgerlich, sondern bürgerlich.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.09.2023 um 16.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51733

Rudi Völler sagt, der gesuchte Fußballtrainer muß deutsch sprechen können.
Hmm, der Basketballtrainer aus Finnland mit kanadischen Wurzeln scheint es aber nicht zu können, er wurde nach dem WM-Sieg im deutschen Fernsehen auf englisch interviewt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.09.2023 um 19.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51732

Ah, das ist es doch noch! Aber das Fünkchen läßt die sonstige Düsternis nur um so deutlicher erkennen, und ohne kleine Spitzen gegen die da oben geht es nicht:
„Der Sensationssieg der deutschen Korbjäger bei der WM zeigt die Wege zur Weltspitze auf – und warum für unser Land doch noch ein Fünkchen Hoffnung bestehen könnte.
...
Die Menschen wollen Erfolge sehen – egal, was unsere Politiker erzählen.“ (Tichy)
Leser dazu: „Ganz ist Deutschland doch noch nicht verloren. Eine Genugtuung im Land der Versager, bravo!“
Aber was geht uns der Profisport an? „Deutschland kann Weltmeister“ (ebd.) – wie blöd ist das denn?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.09.2023 um 18.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51731

Im Gegensatz zu den Basketballern haben unsere Fußballer gerade eine erneute Schlappe gegen Japan einstecken müssen.
Japan hat sich sicher darüber gefreut und den Erfolg bejubelt. Aber ich frage mich, wie es eigentlich auf die Japaner wirkt, was sie über Deutschland denken müssen, wenn es für Deutschland dermaßen absurd und unter aller Würde ist, gegen Japan zu verlieren, daß sofort der deutsche Trainer gefeuert wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.09.2023 um 14.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51729

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51574 usw.
Nun ist der hypothetische Fall schon eingetreten: WIR sind Basketballweltmeister! Wird nun das Lamento vom Juli in eine ebenso grandiose Lobeshymne auf den Zustand Deutschlands umschlagen? Bei den Rechten sicher nicht. Sie grasen weiterhin jeden Morgen die Pressemeldungen ab, ob sich irgendwo ein Aufhänger für das Niedermachen der Koalition, der Grünen, der schlappen Jugend (Josef Kraus) usw. findet oder fabriziert werden kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.09.2023 um 14.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51705

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#41192 und
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44742

Der Wiener Physiologe Sigmund Exner hatte Raffaels „Galathea“ in der Galeria Farnese in Rom einer eingehenden Betrachtung unterzogen und war dabei zu dem Ergebnis gelangt, dass die gemalten Putti in Wirklichkeit gar nicht fliegen könnten – es sei denn mit einer Geschwindigkeit von vierundfünfzig Metern pro Sekunde oder einem Körpergewicht von nur zwei Gramm, was nach Erkenntnissen des Physiologen aber unwahrscheinlich sei. (Peter Geimer in FAZ 25.9.08)

Bevor man über Exner lächelt, sollte man den Kontext bedenken. Der bedeutende Physiologe, ein Onkel Karl von Frischs, hat sich in Vorträgen und Aufsätzen mit der Physiologie des Schwebens (von Raubvögeln) beschäftigt. Dazu kann man die interessante Kritik von Karl Camillo Schneider lesen (ebenfalls im Netz). Ich komme gerade noch einmal darauf, weil ich vorhin eine Rohrweihe beim Fangen eines Kaninchens beobachtet habe.

Eigentlich ging es mir um die Frage, ob unser Blick auf die Natur sich so sehr verändert hat, daß wir Engel und dgl. Getier nicht mehr so gut ertragen, verglichen mit der Schönheit eines wirklich flugfähigen Greifvogels.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.08.2023 um 20.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51646

Es gibt ja viele Varianten für die Höhe des Betrachterauges, die Entfernung und Höhe des ggf. verdeckenden Wellenkamms sowie Höhe und Entfernung des zu beobachtenden Objekts. Die Welle kann entweder zwischen dem Betrachter und dessen Horizont oder zwischen dem Horizont und dem Objekt liegen, oder Welle und Objekt liegen beide vor dem Horizont. In allen Fällen ergeben sich mehrere Varianten von Verdeckungen und Sichtbarkeiten. Eine allgemeine Formel würde unnötig kompliziert, als Proportion ist das nicht darstellbar.
Aber jeder Spezialfall läßt sich natürlich berechnen oder mit Hilfe der Tabelle ganz gut abschätzen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.08.2023 um 15.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51645

Ab welcher Entfernung verschwindet ein kleines Boot oder eine Schwimmerin aufgrund der Erdkrümmung hinter dem Horizont? (https://oe3.orf.at/stories/3026137/)
Der Mensch ist normalerweise weiblich, besonders in Österreich.

Aber das ist nicht der Grund, warum ich die Sache hier erwähne. Vielleicht habe ich mich schon mal damit abgequält, ein geometrisches Problem zu lösen, für das mein Mathe-Unterricht schon zu lange zurückliegt: Man kann überall lesen, wie das Verschwinden von Schiffen hinter dem Horizont (oder die Amputation der Windräder drüben vor Juist und Borkum...) die Erdkrümmung erlebbar macht. Schön für Schüler. Nach einer geodätischen Formel kann man berechnen, wie „die ideale Erdoberfläche von einer Tangentialebene folgendermaßen radial, in Richtung Erdmittelpunkt, nach unten abweicht:
0,8 mm auf 100 m
20 mm auf 500 m
78 mm auf 1 km
1,96 m auf 5 km
7,85 m auf 10 km“ usw.
Aber irgendwo habe ich mal gelesen, daß die Wellen auch einen solchen Effekt haben. Eine Welle von 50 cm Höhe in 1 km Entfernung würde ein Boot in 10 km Entfernung wohl auch verdecken, wenn der Blick nicht von einer entsprechenden Höhe herunter auf die Wasseroberfläche fällt. Steigt diese Wirkung nicht ebenso in geometrischer Proportion wie die krümmungsbedingte? Wann verschwindet ein Objekt eher hinter den Wellen als hinter dem Horizont?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2023 um 04.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51632

Zum Netto-Stromimport (seit April):

Der Import geschieht aber nicht aus der Not heraus. Deutschland könnte sich vollständig selbst mit Strom versorgen, betont Bruno Burger vom Fraunhofer Institut ISE. Doch dafür müssten Kohle- und Gaskraftwerke verstärkt hochgefahren werden, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Das ist aufgrund des europäischen CO2-Preises und gestiegener Marktpreise inzwischen teuer. Günstiger ist es, klimaneutralen Strom aus dem Ausland zu importieren. Hierbei kann Dänemark punkten: Das Land versorgt sich inzwischen überwiegend aus Windkraft. (NDR 18.8.23)

Wir importieren also Strom, aber nicht wegen der Abschaltung unserer AKWs, sondern gerade im Gegenteil: Liefen sie noch, müßten wir anstelle des teuren Atomstroms erst recht den billigeren Windstrom importieren. Die Folgerung kann nur lauten: Wind- und Solarenergie ausbauen.

Was mir kürzlich auffiel: In einer seriösen Statistik wurde dargestellt, daß die chinesischen Reaktoren entweder in Betrieb oder im Bau sind, aber anscheinend keiner wegen Wartung oder Reparatur stillsteht. Wenn man an Frankreich denkt, ist das doch etwas verdächtig.

Gerade an Lingen vorbeigefahren. Das muß so oder so abgebaut werden, was Jahrzehnte dauert und Milliarden kostet, die nicht im Strompreis enthalten waren, und dann die Endlagerung...
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.08.2023 um 13.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51618

Meist dauert es ja ein bis zwei Wochen, bis ein Leserbrief veröffentlicht wird (falls er es wird). Trotzdem neigen sich September und Oktober "mit Beginn des Novembers" nicht mehr, sondern sind schon gekippt.

Der Altweibersommer wird ja gern auf die herbstlichen Spinnweben zurückgeführt, die besonders im sonnigem Spätsommer und zum Herbstanfang durch Wald und Flur wabern. Sie sollen an das dünne, silbrige Haar alter Weiber erinnern.

Könnte sein, es ist auch eine recht schöne, einleuchtende Erklärung. Vielleicht wird aber auch der Lauf eines Jahres einfach mit einem Menschenleben verglichen. Während der Frühling für Jugend, Neubeginn, Fruchtbarkeit, Liebe steht, verbindet man mit Spätsommer und Herbst Alter, Reife, Ruhe, Frieden. Alte Weiber bilden zu jungen Mädchen den gleichen Kontrast wie buntes Herbstlaub zu weißen Kirschblüten. Altweibersommer steht für eine andere Art von Schönheit, es ist ein sehr poetisches Wort.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.08.2023 um 12.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51616

Aus einem Leserbrief in der Südthüringer Rundschau (https://www.rundschau.info/ist-der-ausdruck-altweibersommer-noch-politisch-korrekt/):

»Mit Beginn des Novembers neigen sich der September und Oktober, die uns noch viele sonnenreiche und warme Tage gebracht haben, dem Ende. Ein solcher Spätsommer wird immer wieder gern „Altweibersommer“ genannt.«

Anfang November (der Text datiert vom 7. November 2020) neigt sich der September nicht mehr dem Ende, und auch der Oktober ist dann schon ganz vorbei. Den September und den Oktober als Zeiteinheit zu betrachten (im Sinne von Zeitraum September/Oktober) ist mindestens ungewöhnlich. Zudem läßt der pluralische Relativsatz (»die … haben«) eher an zwei Bezugswörter denken als an eines, auch wenn der bestimmte Artikel vor »Oktober« fehlt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.08.2023 um 12.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51614

Jemand kauft sich ein teures Auto für 150000 € und entdeckt plötzlich, daß es 5mal so teuer ist, wie ein günstiges. Sofort verschrottet er sein teures Auto und kauft sich eins für 30000 €.

Hat er jetzt ein billiges Auto? Nein, insgesamt hat er nun 180000 € bezahlt, also das 6fache des günstigen Autos.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.08.2023 um 05.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51612

Manche versprechen sich vom Ausbau der Kernenergie billigeren Strom. Wie kann das sein, wenn Atomstrom (auch ohne die Kosten für Rückbau und Endlagerung) fünfmal so teuer ist wie Windstrom? Natürlich kann man beliebige Mengen Strom erzeugen und den Überschuß zu heruntersubventionierten Preisen auf den Markt werfen, aber am Ende zahlt jemand dafür.

Das weiß im Grunde jeder. Darum kann man die Berichte über geplante Planungen neuer AKWs nur mit müdem Lächeln zur Kenntnis nehmen. In 20 oder 30 Jahren sprechen wir uns wieder.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.08.2023 um 06.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51602

„Anbetung des Lamm Gottes“ – das entspricht „aus aller Herren Länder“, nur in der anderen Richtung dissimiliert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2023 um 04.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51593

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#31381

"Tierquäler gesucht" (Zeitung)

Schönes Beispiel für den linguistischen Einführungskurs. Es hat keinen Sinn, sich auf die Stelle zu bewerben. Gemeint ist natürlich ein bestimmter Mensch, nachdem man eine mißhandelte Katze gefunden hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.08.2023 um 04.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51574

Auch seriöse Zeitungen sinnieren seitenlang über den tieferen Sinn des Ausscheidens der deutschen Fußballerinnen. Wenn deutsche Sportler irgendwo gewinnen, liest man nie so breite Ausführungen über die Vortrefflichkeit der deutschen Politik usw. Nur Niederlagen sind signifikant.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 04.08.2023 um 17.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51572

Wenn die Wirklichkeit nicht zur Ideologie passt: umso schlimmer für die Wirklichkeit.

Es ist doch schon mal ein deutscher Staat untergegangen, der die Theorie über die Wirklichkeit gestellt hat. Irgendwie kommt mir das wie eine Wiederholung vor.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.08.2023 um 16.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51570

Abgesehen von den misogynen Untertönen besonders in den Kommentaren der Rechtsradikalen möchte ich auf einen Denkfehler hinweisen, dem wir schon mal begegnet sind. Erinnern Sie sich noch an die Londoner Taxifahrer, deren exzessive Straßenkenntnis sich hirnanatomisch ausgewirkt haben soll? Der Versuch mit den bildgebenden Verfahren ist leider nicht replizierbar, so daß diese Legende unwiderlegt bleibt. Das Komische war aber, daß zwischen Kandidaten, die bei der Zulassungsprüfung bestanden haben, und denen, die noch einmal antreten mußten, ebenfalls hirnanatomische Unterschiede nachzuweisen waren - wo doch zwischen Könnern und Superkönnern, verglichen mit normalen Autofahrern, nur ein sehr kleiner Leistungsunterschied bestehen kann. Hier in Erlangen fällt jeder einmal durch die Führerscheinprüfung, weil er ein Schild übersieht. Beim zweiten Versuch läßt man ihn dann durchkommen. Dieser pädagogisch wertvolle und lukrative Brauch soll auch anderswo herrschen.

Nun zurück zum Fußball. Von einer Mannschaft, die sich für die WM (!) qualifiziert hat, kann man nicht sagen, sie könne "nicht Fußball spielen". Wie weit sie kommt, hängt von vielen Zufällen ab. Darum glauben nur ganz Einfältige, daß immer der Beste siegt.

Nicht daß mich Fußball plötzlich interessierte, das nicht, aber Demagogie schon. Wie dumm kann man argumentieren und "get away with it" (Trump)?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.08.2023 um 04.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51562

„Die Erfolglosigkeit des deutschen Fußballs ist jedoch nur das Spiegelbild eines Landes im wirtschaftlichen wie gesellschaftlichen Niedergang. Die Ampelregierung von SPD, FDP und Grünen nennt es Transformation. Grüne Ideologien zu Klima, Energie und Gendern sind den Regierenden wichtiger als ein Land mit neuen Ideen und prosperierender Wirtschaft. Die Fähigkeit und der Wille Brücken und Autobahnen schnell oder moderne Kernkraftwerke wie in Polen zu bauen, ist schon seit langem verloren gegangen. Fußball spielen kann Deutschland jetzt also auch nicht mehr.“ (Tichy 3.7.23)

Das gilt dann wohl für alle Ausgeschiedenen: lauter Verlierernationen im berühmten "freien Fall".
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.08.2023 um 17.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51542

Da bin ich natürlich in allem der gleichen Meinung. Das Argument "250 Euro sind nicht allen Familien gleich viel wert" war ja auch nicht von mir, ich habe es nur zitiert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2023 um 14.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51541

Das würde dem Sinn widersprechen (Familienlastenausgleich). Was ist mit Familien ohne Einkommen? Auch die Kinder armer Leute werden einst die Renten der Reichen mitfinanzieren usw. – mir fällt noch viel dazu ein.

Wer mehr als 140.000 verdient, kommt über die Steuerminderung sowieso besser weg. Aber es ist nicht der Sinn des Kindergeldes, den Kindern der Wohlhabenden ein standesgemäßes Leben zu ermöglichen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.08.2023 um 11.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51540

250 Euro sind nicht allen Familien gleich viel wert. Das wäre eigentlich ein Argument dafür, das Kindergeld in Prozent des Familieneinkommens zu vergeben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2023 um 06.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51539

„Jedes Kind muß dem Staat gleich viel wert sein.“ Klingt überzeugend, geht aber am Ziel sozialer Leistungen vorbei, hier des Familienlastenausgleichs. Außerdem sind 250 Euro nicht allen Familien gleich viel wert. Entsprechend beim Elterngeld, das darum bisher schon an eine – irreal hohe – Einkommensgrenze gebunden war. Staatliche Unterstützung kann die soziale Frage (arm vs. reich) nicht lösen, aber auch kleine Schritte helfen den Ärmeren beim Überleben.

Die zehn besten Schüler meines Gymnasiums erhielten bei entsprechender Bedürftigkeit eine staatliche Gratifikation von 25 Mark monatlich. Wir reihten uns alle drei Monate vor dem gottgleichen Direktor auf (einem SPD-Mann, der als pädagogisch nicht besonders qualifiziert galt) und empfingen nach einigen weihevollen Worten den Umschlag mit der Gnadengabe in bar. Das kann man sich heute nicht mehr recht vorstellen. Für meine Familie war es ein Segen. (Ein Zweikilo-Brot kostete 96 Pfennig.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2023 um 06.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51538

Die Problematik ist gut dargestellt. In den Definitionen sind einige unbestimmte Begriffe enthalten. Ich erinnere außerdem daran, daß zwischen den Ländern sowie innerhalb große Unterschiede in der Lebensweise bestehen. Manche Schichten oder Klassen sind seit Jahrtausenden zufrieden, wenn sie ihre Schüssel Reis oder Hirsebrei haben. Die Globalisierung der Ansprüche im Zeichen der europäisch-amerikanischen Standards bringt alles durcheinander. Arm ist, wer sich kein Auto leisten kann usw. Psychologisch kommt hinzu, daß sich die unteren Schichten früher kaum oder gar nicht mit den obersten verglichen. (Ich stehe gerade unter dem Einfluß neuindischer Literatur, wo das immer wieder beschrieben wird.)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 31.07.2023 um 07.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51531

Zur Problematik einer realistischen Bestimmung der Kaufkraftparität: https://www.imf.org/en/Publications/fandd/issues/Series/Back-to-Basics/Purchasing-Power-Parity-PPP
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 31.07.2023 um 06.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51530

Die Kaufkraft wird bei dem jeweiligen Mindestbetrag (zur Zeit wohl 2,15 USD) berücksichtigt, jedenfalls macht die Weltbank es so. Wie realistisch die Umrechnung der Preise pro Land ist, steht natürlich dahin.

Die absolute Armutsgrenze ist eine Armutsgrenze, die einen gleichen Warenbedarf von Menschen weltweit zu Grunde legt. Wer diesen Warenkorb nicht erwerben kann, gilt als „absolut“ gesehen arm. Diese Betrachtung unterscheidet sich von der relativen Armut. Die relative Armut wird gemessen am Wohlstand, d.h. dem Einkommen des jeweiligen Landes. Nach Berechnungen der Weltbank gelten Menschen mit weniger als 1,90 PPP-US-Dollar verfügbaren Kapital am Tag als absolut arm. Personen, die unter diese Schwelle fallen, können lebenswichtige Artikel des täglichen Bedarfs (auch und insbesondere Lebensmittel) nicht im ausreichenden Umfang bezahlen. Die Einheit PPP-US-Dollar berücksichtigt die unterschiedliche Kaufkraft in den gemessenen Ländern (PPP = Purchasing Power Parity = Kaufkraftparität). Vereinfacht gesagt, ist die Kaufkraft eines PPP-US-Dollars, d.h., der Umfang an Waren und Produkten, die mit diesem Dollar gekauft werden können, in allen Ländern gleich. Mithilfe des jeweiligen Umrechnungskurses von nationaler Währung zu PPP-US-Dollar kann so die absolute Armutsgrenze in der jeweiligen nationalen Währung berechnet werden (hier PPP des Jahres 2011).

(https://de.statista.com/statistik/daten/studie/37764/umfrage/anteil-der-bevoelkerung-unter-der-absoluten-armutsgrenze-von-1981-bis-2005/)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2023 um 04.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51528

Herr Riemer hat recht, es ist gar nicht mal unrealistisch, auch wenn ich gerade in Afghanistan nicht sehe, wer dort die – relativ – Superreichen sind. Da fallen mir eher andere Länder ein, z. B. Deutschland.

Zum Wechsel des Maßstabs (relative und absolute Armut) kommt noch das Verschweigen der Kaufkraft hinzu. Weniger als einen Dollar (!) täglich zu haben bedeutet in Afghanistan etwas anderes als in den USA.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.07.2023 um 20.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51527

Ja, es ging mir auch nur um das Einkommensverhältnis zwischen Armen und Reichen unter den genannten Bedingungen (bei Annahme von Gleichverteilung jeweils in beiden Gruppen). Setzt man statt 1000 € nur einen Durchschnitt von z. B. 100 € an, kämen auf jeden Armen 60 € und auf jeden Reichen rund 1400 €.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 30.07.2023 um 19.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51526

Das hatte ich mir auch schon überlegt, allerdings glaube ich nicht, daß die meisten Afghanen 600 Euro oder Dollar pro Monat zur Verfügung haben, das wird deutlich weniger sein. Wie auch immer, das eigentlich Ärgerliche an solchen Zahlenangaben ist, daß fast nie die Bezugsgröße genannt wird. Die Angabe »97 Prozent« soll uns erschaudern lassen. Was sie genau bedeutet, erfährt man nicht. Es gibt unzählige Definitionen von Armut, Armutsgefährdung usw. Eigentlich soll hier nur gesagt werden, daß das afghanische Volk in bitterer Armut lebt, aber das klänge natürlich viel zu poplig.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.07.2023 um 18.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51525

Wenn jeder der 3% Reichen etwa das 23fache (genauer Wert 23,222) von jedem der 97% Armen verdient, dann hat jeder Arme 60% des Durchschnittseinkommens von allen.

Also wenn z. B. das Durchschnittseinkommen 1000 € beträgt, und wenn die 97% Armen je 60% davon hätten, also je 600 €, dann müßten die 3% Reichen ein Einkommen von je
23,22 x 600 €, also rund 14000 € haben.

14000 ist zwar schon viel gegenüber 600, aber astronomisch würde ich es nicht nennen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 30.07.2023 um 12.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51524

Vielleicht geht es hier um eine absolute Armutsgrenze, wie etwa die Weltbank sie handhabt. Danach ist jemand (extrem) arm, wenn er pro Tag weniger als x Dollar zur Verfügung hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2023 um 08.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51523

In Afghanistan sollen 97 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben (SZ 29.7.23). Nach der Definition, daß arm ist, wer weniger als 60 Prozent des Durchschnitts verdient, müssen die oberen drei Prozent einen geradezu astronomischen Reichtum genießen. Für Durchschnittseinkommen bleibt dazwischen kein Platz.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2023 um 04.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51515

Der Singular von beide heißt beides, der Plural von der eine heißt die einen. Ist das nicht komisch?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.07.2023 um 22.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51487

"mit 25 von 102 Brücken paßt es auch":

Ja, nach oben hin gibt es natürlich noch viele Möglichkeiten, aber das Diagramm machte den Eindruck, vollständig zumindest gemeint zu sein. Es schien mir plausibel, daß man darin eine Brücke vergessen haben könnte, aber daß gleich fünf fehlen, fand ich unwahrscheinlich. Denkbar wäre es.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2023 um 14.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51485

Ja, die Beipackzettel! Wahres Heldentum besteht heute darin, den Beipackzettel zu lesen und das Medikament dann trotzdem zu schlucken. Ihr hättet mich gestern bewundern können: Der Beipackzettel ein Leporello-Falz von 1 m Länge, doppelseitig bedruckt mit Nebenwirkungen. Ich habe nach einem halben Meter aufgehört zu lesen, weil mir schwummerig wurde – und die Tabletten geschluckt! Das muß wohl alles so sein, aber glücklicherweise hatte mir der Arzt vorher versichert, er verschreibe das Medikament seit 12 Jahren, ohne je etwas von Nebenwirkungen gehört zu haben. Und ich lebe anscheinend noch, sonst könnte ich ja nicht davon berichten (jetzt wird es philosophisch).
 
 

Kommentar von A.B., verfaßt am 21.07.2023 um 13.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51483

Lieber Herr Riemer,
mit 25 von 102 Brücken paßt es auch.
Vorausgesetzt, daß es in Mannheim 102 Brücken gibt, setzte sich in dem Zeitungsbericht offenbar der Wunsch durch, ein „simples“ Zahlenverhältnis bzw. eine runde Bezugsmenge anzugeben. Daß diese so knapp an der Wirklichkeit vorbeigeht, amüsiert. Kann man sich denn 100 besser vorstellen als 102 (oder 97)? Glaubt man das vom Durchschnittsleser?

Auf eine ganz ähnliche Darstellung stieß ich just gestern bei der Lektüre eines Beipackzettels:
»Die folgenden Nebenwirkungen treten sehr selten auf (kann bis zu 1 von 10.000 Behandelten betreffen).«
Wenn es mich treffen sollte, bin ich dann der Nullkommavierte?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.07.2023 um 12.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51482

Mannheimer Morgen, 21.7.23, S. 1 und 9:

25 von 100 Mannheimer Brücken sind marode [...]

Jede vierte Straßenbrücke (24,5 Prozent) in Mannheim ist marode [...]

Ein farbiges Balkendiagramm listet genau 97 Mannheimer Brücken nach Baujahr und Konstruktionsart auf.

Das wirft Fragen auf:
23/97 wären 23,7 %
24/97 wären 24,7 %

Wenn man davon ausgeht, daß im Diagramm nicht allzu viele Brücken fehlen, dann erhält man die behaupteten 24,5 % nur mit 24/98.

Dann sind es also nur 24 statt 25 marode Brücken, und im Diagramm fehlt eine von insgesamt 98 Brücken, oder die Zahl 24,5 stimmt nicht.

Die "25 von 100" ist natürlich nur eine Verhältniszahl, die gerundet schon mit den tatsächlichen 24 von 97 übereinstimmt. Trotzdem klingt 25 von 100 hier irreführend. Wem der Zahnarzt zwei Zähne zieht, der sagt auch nicht, er habe gerade sechs von 100 Zähnen verloren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.07.2023 um 14.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51425

Die Forderung, das Ehegattensplitting abzuschaffen, wird immer wieder mal erhoben und vereint Wirtschaft und Linke. Die Wirtschaft bevorzugt die unbeschränkt mobile, ungebundene Arbeitskraft, und die Sozialisten hatten es noch nie so mit dem Hort der Reaktion (Familie). (Bei Kevin Kühnert mag die persönliche Situation mitspielen.) Eine Ehe wäre letzten Endes so etwas wie ein Pachtvertrag oder ein Abonnement, jederzeit kündbar und mit keinen anderen Verpflichtungen als den vertraglich vereinbarten Leistungen verbunden. D. h. sie wäre abgeschafft.

Man kann darüber nicht diskutieren, solange die Gesamtfolgen nicht mitbedacht sind. Gegenseitige Unterhaltspflichten entfallen dann natürlich, was für den Staat nicht immer die günstigste Lösung ist. Noch vieles andere wäre zu bedenken.

Den Gedanken eines Familiensplittings habe ich schon vor Jahrzehnten vorgebracht, als ich noch Familienpolitiker war. Wenn ihn nun auch die AfD vertritt, muß er ja nicht falsch sein.

Daß das Splitting Frauen davon abhält, erwerbstätig zu sein, ist eine unbewiesene Behauptung. Und noch einmal: Wer hat eigentlich ein Interesse daran, daß jeder Mensch dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht? Die Vergöttlichung der Erwerbstätigkeit versteht sich nicht von selbst.

Angesichts der Komplexität der Materie wundert mich die Leichtfertigkeit vieler Äußerungen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.07.2023 um 21.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51376

Das sehe ich ganz anders, sowohl was die Moral als auch was die Ursachen des Schwundes betrifft. Aber das ist ein zu weites Feld, hier interessiert mich nur das Arithmetische.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.07.2023 um 20.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51375

Früher hatten die Kirchen u. a. auch eine achtenswerte christliche Moral, was viele Menschen überzeugt hat, was z. B. auch ich noch sympathisch fand. Heute biedern sie sich einer von sich selbst überzeugten Gutmenschenclique an. Da brauchen sie sich über hohen Mitgliederschwund nicht zu wundern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.07.2023 um 06.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51374

Im vergangenen Jahr haben die Kirchen 1 Mill. Mitglieder verloren, zugleich stiegen die Einnahmen aus der Kirchensteuer um 200 Mill. Euro. Extrapolieren darf man diese an ein Märchen erinnernde Entwicklung aber nicht – im Gegensatz zu der Entwicklung der Rundfunkgebühren, die auch dann noch steigen würden, wenn kein einziger Mensch mehr das Angebot nutzt.

Nur in einigen Schweizer Kantonen hat man diese Patentlösung wenigstens teilweis auf die Kirchen übertragen: Dort zahlen Unternehmen Kirchensteuern und können auch nicht austreten, weil sie nicht eingetreten und keine Mitglieder sind.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 02.07.2023 um 08.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51362

Selbstverständlich. Wenn ich recht gelesen habe, hat Deutschland seine Emissionen allerdings seit 1991 um ca. 40 Prozent verringert, während der Ausstoß im Rest der Welt um 60 Prozent gestiegen ist. Ich (Arithmastheniker) lasse mich gern belehren, bin aber froh, daß in letzter Zeit mehr über Prävention geredet wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2023 um 12.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51357

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51299

Nach der gleichen Logik wie jene 2-Prozent-Rechnung könnte man sagen: Wozu soll ich an der Bundestagswahl teilnehmen? Meine Stimme macht nur den sechszigmillionsten Teil aus, das macht den Kohl nicht fett. Und so denken ja wirklich ziemlich viele. Die politische Bildung in der Schule müßte etwa so argumentieren wie in dem angeführten Eintrag.
 
 

Kommentar von E-Bike-Vollgasfahrer, verfaßt am 22.06.2023 um 17.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51301

Es geht ja nicht darum nichts zu tun, sondern das (knappe) Geld sinnvoll zu nutzen. Das aktuelle Heizungsgesetz ist es jedenfalls nicht.

Lt. Ex-Staatssekretär Graichen sollen bis 2030 insgesamt 6 Millionen Wärmepumpen für Gebäude installiert werden, aktuell vorhanden 1,4 Millionen.
Lt. Ministerium liegen die Kosten dafür bei knallhart kalkulierten 9,157 Milliarden Euro pro Jahr (andere Akteure rechnen mit bis zu doppelt so hohen Kosten).

Im Jahr 2030 sollen dadurch dann 10,5 Millionen Tonnen CO2 gespart werden. Die CO2-Emissionen Deutschlands lagen 2022 bei 657 Millionen Tonnen (1990 bei 1057 Millionen Tonnen), die Wärmepumpen brächten also eine Einsparung von 1,5 Prozent gegenüber letztem Jahr. Angesichts dieses mickrigen Ertrages darf man schon Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Investition haben.

Gibt es wirklich nichts anderes, vielleicht Effektvolleres, noch dazu billiger ? Ein Tempolimit auf 120 km/h (gerne nur für Verbrenner) brächte nach Schätzungen des Umweltbundesamtes schon 6,7 Millionen Tonnen CO2 im Jahr – zu einem Bruchteil der Kosten. Oder wie wäre mit dem einem Rauch- und Kiffverbot ? Die FDP will das eine nicht, die Grünen das andere nicht.

Selbst ein Verschenken der Milliarden Euro an alle Länder der Welt zum Bau sauberer Kraftwerke hätte mehr Wirkung auf das Klima.

Gleichzeitig steigen die Emissionen Chinas von 0,5 (1965) auf 11,5 (2021) MILLIARDEN Tonnen CO2. Indiens Emissionen kennen auch nur eine Richtung. Das Land kauft gerade massig billiges russisches Öl und Gas, profitiert also auch noch vom Krieg in der Ukraine und dem europäischen Boykott.

Wenn die Klima-Kiddies rechnen könnten, würden sie davon noch größere Depressionen kriegen. Also, der Wandel kommt bzw. ist schon da. Besser das Geld für Emissionssenkung und Anpassungsmaßnahmen ausgeben, Anteile Verhandlungssache.


(Länder-Emissionsangaben lt. Statista)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 22.06.2023 um 17.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51300

Wir sollten tatsächlich fürs Klima tun, was wir können. Wir sollten nur nicht glauben, daß das reicht. Mit Wärmepumpen kann man keine Felder bewässern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.06.2023 um 14.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51299

„Deutschland hat nur 2 (oder 1,8 oder 4) Prozent Anteil an den Emissionen. Es macht keinen Unterschied, was wir tun oder nicht tun.“
„Deutschland wird die Welt nicht retten.“

Das Argument ist so dumm, daß man sich geniert, es zu kennen.

Wenn 200 Staaten ein Klimaschutzabkommen schließen, hat jeder im Durchschnitt einen Anteil von 0,5 Prozent an den weltweiten Emissionen. Der Klimaschutz wirkt nur, wenn alle mitmachen, daher das Abkommen. Niemand nimmt an, daß ein einzelner Staat die Welt retten kann, aber alle zusammen können es. Und kein Staat wird sich die Verpflichtung auferlegen, wenn nicht alle anderen es ebenfalls tun.
Wenn man die drei größten Emittenten herausnimmt, bleibt für den ganzen Rest noch die Hälfte der Emissionen übrig, nach Anteilen also noch weniger. Deutschland gehört als Industriestaat auf die Bevölkerung umgerechnet zu den größeren Emittenten und verfügt über die Mittel, das zu ändern. Das sind aber zweitrangige Überlegungen.
Die Logik hinter dieser Argumentation ist die gleiche wie hinter der „Tragik der Allmende“. Es gibt noch eine andere Logik des Verderbens, das ist die des Geisterfahrers: Wenn jeder tausendste links fährt, ist das gerade mal ein Promille – also fast nichts. Die Folgen wären so fürchterlich, daß Kliniken und Bestattungsunternehmen die Nachfrage nicht decken könnten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.06.2023 um 10.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51292

Ist eigentlich unser Brauch, Preise auf X,99 abzurunden, weltweit verbreitet?
Was mir noch auffällt: Sowohl Bücher als auch verschreibungspflichtige Medikamente sind bei uns preisgebunden, aber mit ganz verschiedenen Folgen. Medikamente kosten 15,21 €, Bücher aber etwa zur Hälfte 15,00 und zur anderen Hälfte 14,99.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 12.06.2023 um 22.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51235

Ein Freund von mir ist Augenoptiker und hat jahrzehntelang in diesem Beruf gearbeitet. Weil er sich bei rechts und links immer in die Perspektive des Kunden hineinversetzen mußte, kommt er bis heute mit der Unterscheidung im Alltag nicht zurecht. Wenn ich ihm als Beifahrer Richtungsanweisungen gebe, sage ich »meine Seite« und »deine Seite«, das haben wir vor vielen Jahren so vereinbart, und es funktioniert. Ich habe für ihn sogar mal die ganze Liste der Fahranweisungen seines Autonavigationssystems mit diesen zwei Anpassungen eingesprochen – sehr zur Freude dritter Mitfahrer, die den Hintergrund nicht kennen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.06.2023 um 21.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51234

Wie drehen sich eigentlich die Zeiger einer normalen Uhr? Man sagt, im Uhrzeigersinn. Aber ist das rechts oder links herum? Ich würde sagen, rechts herum, die Uhr würde aus ihrer Sicht wohl sagen, links herum. Und wieso sage ich rechts herum? Oben bewegen sich die Zeiger von mir aus gesehen zwar nach rechts, aber unten bewegen sie sich nach links. Wieso geht es dann nach der oberen Richtung?

Der mathematisch positive Sinn ist gerade andersrum. Wieso aber ist links herum positiv? In der Mathematik zeigt der Zahlenstrahl mit den positiven Zahlen üblicherweise nach rechts, die negativen Zahlen nach links. Positiv ist demnach rechts, negativ ist links. Die positive Drehrichtung wäre also eine Rechtsdrehung. Mathematiker orientieren sich also anders als normale Menschen an der Richtung auf der unteren Kante.

Es ist verwirrend. Je länger man sich damit beschäftigt, umso weniger weiß man noch, wo rechts und links ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.06.2023 um 05.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51233

Im Internet kann man überall lesen, daß Stangenbohnen Linkswinder seien, und danach werden alle Linkswinder „bohnisch“ genannt. Mir hat das nie eingeleuchtet. Unter https://de.wikipedia.org/wiki/Schlingpflanze kann man nachlesen, wie es dazu gekommen ist: Man betrachtet die Ranke von oben, d. h. von der Stangenspitze aus. Ich versetze mich eher in die Ranke hinein und erlebe, daß sie nach rechts abbiegt. Das sind natürlich alles nur Konventionen, aber meine ist besser.
Meine fünf Bohnen (mehr Platz habe ich nicht) sind in diesem Sinne fanatische Rechtswinder.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2023 um 18.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51224

„Es besteht die Gefahr des Auftretens von starken Gewittern.“

Sehr aufmerksam! Solange Gewitter nicht auftreten, sind sie nicht gefährlich.

Im Behördendeutsch findet man sehr oft diese Klausel: Maßnahmen ohne „Durchführung“ zählen nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.06.2023 um 14.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51215

Nach http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1162#51213 gleich noch was Unlogisches: die näheren Einzelheiten. Das liest man sehr oft. Eigentlich sind es die Einzelheiten, die man sieht, wenn man näherkommt. Vielleicht eine Art "Enallage".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.06.2023 um 06.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51190

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50859

Im Mai 2023 stammten 69 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen. (SZ 5.6.23)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.06.2023 um 10.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51171

Dazu paßt auch
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1524#40800.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.06.2023 um 04.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51169

Ich habe mich lange nicht über das Schloßgartenfest lustig gemacht, den gesellschaftlichen Höhepunkt in Erlangen. Man schließt sich der Inflation an:

150 EUR – Vollpreis / Reguläres Ticket
99,50 EUR – Universitätsbund und Beschäftigte der Universität / Klinikum
49,50 EUR – Studierende der FAU


Das ist recht lustig zu lesen, denn die kosmetische Übermalung der Preise ist eigentlich hier nicht angebracht. In den höheren Ständen spürt man das, daher die runde 150. Keiner der Honoratioren (meistens von Siemens) würde zugeben, etwa von „149,50“ verführt worden zu sein. Vor vier Jahren kosteten die ermäßigten Tickets noch 80 und 30 € (im freien Verkauf), ohne Kosmetik. Das Marketing macht Fortschritte, auch wo es gar keinen wirklichen Markt gibt.

Bei diesem Fest werden hauptsächlich Kleider vorgeführt, die man eher nicht in Erlangen gekauft haben sollte (schon weil die anderen Damen sie in den gleichen Boutiken auch schon anprobiert haben und den Preis kennen). München ist das mindeste. Man muß ja bedenken, daß der Pressefotograf der Erlanger Nachrichten alles festhält und ins Netz stellt. Die immergleichen Outfits der mehr oder weniger unlustigen männlichen Begleiter (die einander sowieso jeden Tag sehen) werden weder bemerkt noch kommentiert, kommen aber zwangsläufig mit aufs Bild.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.05.2023 um 19.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51168

Abgesehen davon kommt mir die ganze Rechung ziemlich windig vor. Woher hat er denn die Milch vor einem Jahr bezogen und woher heute?

Die Rohstoffe spielen für den Endpreis meistens nur eine untergeordnete Rolle. Wieviel Milch mag in einer Eiskugel stecken? Höchstens 50 bis 70 g. Wahrscheinlich die billigste H-Milch.

Übrigens hat unser Supermarkt vor einigen Wochen stillschweigend die letzte Biomilch auf "länger haltbar" umgestellt, so daß es zwar zehn Marken, aber keine Alternative mehr gibt. Der Kunde hat nichts zu sagen. Er muß ja auch die heimliche Verkleinerung der Packungsgrößen hinnehmen (Schafskäse nur noch 180 statt 200 g, plus Preisaufschlag, der durch kurzfristige Sonderangebote verschleiert wird).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.05.2023 um 17.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51167

Ein Speiseeishändler erzählt in "Brisant" im Ersten (heute 17.15 Uhr), warum die Preise gestiegen sind. Es liegt an den Rohstoffen.
1 l Milch habe voriges Jahr 49 Cent gekostet, jetzt 1,20 €.
"Noch krasser" Schlagsahne, da sei der Literpreis von 1,85 € auf 4,20 € gestiegen.

Der Milchpreis stieg also um 145%, "noch krasser" Schlagsahne um 127%.

Wenn man natürlich nur auf die Vorkommastelle schaut, hat Schlagsahne anscheinend krasser zugelegt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.05.2023 um 06.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51163

„Im Land der Mieter“ titelt die SZ, aber die Schweiz wird gar nicht erwähnt, sondern im Schlußwort von „Deutschland, dem Land der Mieter“ gesprochen.

Dagegen: „Mit 42 Prozent hat die Schweiz die niedrigste Wohneigentumsquote in Europa. Auf die Schweiz folgen Deutschland mit 50 Prozent und Österreich mit 55 Prozent. Die reicheren Länder Europas liegen also am unteren Ende der Skala.“ (Statista)

Der anklagende Ton des Kommentars (und zahlloser anderer) ist also kaum zu rechtfertigen.

Wer rechnen kann, wohnt zur Miete. (Ich kann es nicht.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.05.2023 um 04.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51109

Im Anschluß an die fragwürdige Vornamenstatistik der GfdS schreibt Helmut Berschin (bei Tichy):

Insgesamt klingt der Vokalismus der weiblichen Vornamen heller (kein u, nur einmal o) als der männlichen. Das entspricht einer Tendenz der deutschen Sprache zur geschlechterspezifischen Vornamenlautung, die sich auch experimentell nachweisen lässt: Legt man deutschen Muttersprachlern Kunstnamen wie „Timitra“ und „Moebus“ vor und fragt, ob es Männer- oder Frauennamen sind, so halten mehr als 95 Prozent „Timitra“ für einen weiblichen Vornamen und „Moebus“ für einen männlichen.

Diese Geschlechtszuweisung hat offensichtlich nichts mit dem Vokalismus zu tun, sondern hängt von den typischen Endungen -a und -us ab. Die eingetragenen und hier ausgewerteten Namen sind bereits gefiltert: Die Standesämter dürfen nur Vornamen eintragen, die das Geschlecht erkennen lassen (oder zumindest einer davon). Übrigens sind weder Timitra noch Moebus Kunstnamen.

Übergangen wird auch, daß Namen germanischen Ursprungs zugleich Heiligennamen und damit wiederum „christlich“ sein können.

Gerade stoße ich auf den Namen Urs Noel Glutz von Blotzheim, der aussieht wie von Morgenstern erfunden. Es handelt sich aber um einen hochverdienten Ornithologen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.05.2023 um 16.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51105

Jetzt gibt es auch das "V-Wort" (SZ). Es steht für "Vier-Tage-Woche". Sehr komisch, weil das V ja auch römisch = fünf ist. Aber schließlich besingt auch Schiller die "vier Elemente", die zum Punsch gehören, obwohl "Punsch" ebenfalls fünf bedeutet (und sogar etymologisch das gleiche Wort ist).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.05.2023 um 18.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51100

Ich brauche hier nicht noch einmal auf die absurde Sprachauffassung der Chomsky-Schule einzugehen, will aber doch auf einen neuen Aspekt hinweisen: Während jene Schule behauptet, jede Äußerung sei "neu" und könne daher nicht gelernt und gespeichert sein, gehen die neuen Übersetzungsprogramme gerade vom Gegenteil aus: Es gibt praktisch nichts Neues. Natürlich muß man das Format der Einheiten richtig wählen. Es sind selten Sätze, und es geht auch nicht nur um die wahrscheinlichste Fortsetzung einer angefangenen Kette (womit sich Chomsky am Anfang abmühte). Der Radikale Behaviorismus hat damit keine Probleme. Die in "Verbal Behavior" ausführlich behandelten Überarbeitungsprozeduren lassen sich grundsätzlich ohne weiteres automatisieren. Komplex wird es natürlich, damit müssen aber alle fertig werden. Sprachverhalten wird stets von vielen Faktoren gleichzeitig gesteuert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.05.2023 um 18.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51099

„As linguist Derek Bickerton observed: Try to rearrange any ordinary sentence consisting of ten words. There are, in principle, exactly 3,628,800 ways in which you could do this, but for the first sentence of this paragraph only one of them gives a correct and meaningful result. That means 3,628,799 of them are ungrammatical. How did we learn this? Certainly, no parent or teacher ever told us.“

Seit George A. Miller dieses komische Argument zugunsten der Chomsky-Philosophie in die Welt gesetzt hat, haben zahllose Linguisten, Psychologen und Philosophen es nachgesprochen. Zugrunde liegt die Annahme, das Kind stehe vor der Aufgabe herauszufinden, welche Zufallsfolgen von n Elementen regelkonform sind und welche nicht. Abwegiger kann man an das Sprachverhalten nicht herangehen. Es hat lange gedauert, bis nicht nur eine vergleichsweise winzige Gruppe von Skeptikern sich bereitfand, einmal wirklich hinzusehen, wie Sprache funktioniert und gelernt wird. Es wird besser, aber unnötig zäh.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.05.2023 um 00.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51013

In den Nachrichten ist zwar immer die Rede von den Erstnamen, aber vielleicht wurden bei den Namensmeldungen der Standesämter dann doch auch Zweit- und Mehrfachnamen mitgezählt. Anders ist die Million gar nicht erklärbar.

Laut standesamt.com gibt es in Deutschland 4000 Standesämter. zdf.de schreibt:
"Die Angaben basieren auf den Daten von mehr als 700 Standesämtern. Mehr als 90 Prozent aller im vergangenen Jahr vergebenen Namen werden somit erfasst." Vorher nannte zdf.de auch die Zahl 750 statt 700.
Daß 19% der Standesämter über 90% aller Namen erfaßt haben sollen, ist schon sehr erstaunlich. Da können diese 700 oder 750, die an der Zählung teilgenommen haben, kaum repräsentativ für alle sein, sondern es müssen die mit den weitaus größten Zuständigkeitsbereichen sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.05.2023 um 18.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#51012

In Berlin soll 2022 „Mohammed“ der beliebteste (gemeint ist der häufigste) Name für männliche Neugeborene gewesen sein. „Grundlage für die Listen sind Daten von mehr als 750 Standesämtern, die laut GfdS fast eine Million Namenseintragungen übermittelt hatten.“ (dpa)
2022 wurden aber nur 739.000 Kinder geboren. Und es gibt auch viel mehr Standesämter, Bayern z. B. hat 1171, Thüringen 133 usw.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.05.2023 um 00.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50996

zu "Mindestanzahl":
Ich meinte die Mindestanzahl von Bekanntschaften, um eine bestimmte maximale Zahl notwendiger "Ecken" zu erreichen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.05.2023 um 00.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50995

Also mir hat die Rechnerei schon Spaß gemacht, aber ich muß zugeben, daß ich auf die Schnelle auch kein Ergebnis für die Mindestanzahl von "Ecken" bzw. Bekanntschaften bei einigermaßen gleichmäßiger Bekanntschaftsverteilung finden konnte. So einfach über die 6. oder 7. Wurzel aus 8 Mia. geht es leider nicht. Es gibt dabei ein paar Probleme.

(1) Angenommen, jede Person kennt genau 26 andere Personen, dann kennt z. B. Person A (die Ausgangsperson) 26 weitere Personen, jedoch diese nicht wiederum 26 weitere, sondern jede der 26 kennt ja schon A und dann nur noch 25 weitere. Und so weiter. Daher kommt man erst ab 27 Leuten, die jeder kennen müßte, von A in 7 Stationen auf über 8 Milliarden.

(2) Die (angenommen 27) Leute, die jeder einzelne Mensch kennt, müßten nicht nur irgendwelchen "übrigen 6", sondern allen anderen Menschen der Erde unbekannt sein. Nur wenn kein einziger Mensch mehrmals gezählt wird, erfaßt man mit dieser Mindestanzahl wirklich alle Menschen der Erde. Eine solche Verteilung wäre aber schon extrem unwahrscheinlich.

(3) Mit einer Mindestanzahl (wie z.B. 27) kann man bei ideal gleichmäßiger Bekanntschaftsverteilung z. B. einen Weg über max. 7 Stationen von Person A nach B finden. Von A zu einer beliebigen anderen Person C ginge es auch wieder über max. 7 Stationen. Aber von B nach C kann es (weil es im ungünstigsten Fall zunächst wieder über A geht) bis zu 7+7 = 14 Stationen erfordern.

Also wären vielleicht 300 Bekannte pro Erdbewohner nötig, um in 4 Stationen von A ausgehend beliebige B oder C zu erreichen und damit in max. 8 Stationen auch B und C zu verbinden. Ich überblicke es aber gerade nicht, ob nicht bei mehr als 27, aber weniger als 300, wobei diese sich auch innerhalb der Ketten mehrfach gegenseitig kennen dürften, noch günstigere Varianten möglich sind.

Praktisch wird es wohl so sein, daß einige günstig ausgewählte Personen auf Zwischenstationen viel mehr Bekannte haben als der Durchschnitt, und daß durch solche Ausnutzung der Ungleichverteilung wesentlich weniger Schritte erforderlich sind als bei relativ gleichmäßiger Bekanntschaftsverteilung.
 
 

Kommentar von A.S.B., verfaßt am 03.05.2023 um 19.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50994

Na danke.
Da haben Sie mich mit diesem Impuls auf dem falschen Fuß erwischt: Heute am Tag des hessischen Matheabiturs (mit einem hilfsmittelfreien Teil (→ „Kopfrechnen“) ist Spaßbremse mein zweiter Vorname. Ich bitte – wiederum – um Vergebung und gelobe, beim nächsten Spaziergang über meinen Bekanntschaftsgrad mit irgendeinem entlegenen Wesen hinter den sieben Bergen zu sinnieren. Wobei mir gerade auffällt, wie schwierig es ist, sich als Ziel jemanden zu denken, an den man nicht denkt und den man nicht über zwei Ecken kennt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2023 um 17.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50992

Sie Spaßbremse! Ich wollte Sie eigentlich anregen, sich ähnlich konkrete Geschichten auszudenken, das ist doch viel schöner.
Aber Sie haben natürlich recht. Die nackte Wahrscheinlichkeitsrechnung hält auch viele Pointen bereit, an die der normale Menschenverstand nicht glauben möchte.
 
 

Kommentar von A.B., verfaßt am 03.05.2023 um 17.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50991

Naja, wenn man n^7=8.000.000.000 ansetzt, reicht es, wenn jeder von den 7 knapp 26 Leute kennt, die den übrigen 6 unbekannt sind. Das ist nicht ganz unrealistisch. Für 6 müßten es 44,7 sein.
(1967 waren es 3,5 Milliarden, da hätten noch 23 genügt (für 7). Die Differenz von 3 wird von den seitdem exponentiell zunehmenden Möglichkeiten der weltweiten Kommunikation mehr als aufgewogen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2023 um 15.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50987

Nach einer umstrittenen These kennt jeder jeden – um höchstens 6 bis 7 Ecken (Milgram-Konstante).
Ich habe beim Spazierengehen mal ein bißchen spekuliert. Nehmen wir einen wirklich ganz entlegenen Erdenbürger, einen Indianer am Amazonas oder einen Reisbauern in Bengalen. Um einen Pfad zu mir zu finden, sollte man natürlich nicht in dessen Familienkreis bleiben, sondern jemanden wählen, der einen Draht zur Welt hat. Wahrscheinlich kennt der Mann den Pfarrer (1). Der hat vielleicht in Portugal oder England studiert. Dort gab es Professoren, von denen mancher (2) in Deutschland war und bei Bultmann (3) oder einem Bultmann-Schüler studiert hat. Bultmann habe ich persönlich gekannt, einige Schüler auch – voilà! Oder, falls katholisch, bei meinem Münchner Freund Eugen Biser (3) oder jemandem, der ihn kannte – wieder getroffen!
Das war sehr optimistisch, aber bei Bedarf schieben wir irgendwo 4, 5 oder 6 ein, es ist ja noch reichlich Luft drin.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.04.2023 um 08.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50929

Die heftige Diskussion um die Wohnungspolitik dreht sich fast nur um Neubauten und Sanierungen. Aus meinem Umfeld weiß ich von vielen Häusern und Wohnungen, die leer stehen, weil die Eigentümer (viele in Altersheimen) sich weder zum Vermieten noch zum Verkaufen entschließen können. Mit der gesetzlich möglichen Nutzungspflicht macht der Staat nirgendwo ernst.
Der Leerstand beträgt nach amtlichen Schätzungen über 2 Millionen. Natürlich liegen nicht alle dort, wo sie gebraucht werden, aber selbst dann ist noch viele Luft, wie ich sogar hier im Umkreis von 5 km sehe.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 19.04.2023 um 15.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50918

Der Wärmepumpen-Habeck und die grünen Eigenheim-Hasser!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.04.2023 um 07.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50917

„Olkiluoto – Deutschland hat am Samstag (15. April) seine letzten drei Atomkraftwerke abgeschaltet. Andere Länder dagegen setzen weiterhin auf Nuklearenergie, sie bauen ihre Kapazitäten teilweise sogar aus. So will Frankreich, trotz seiner gegenwärtigen Probleme mit seinen Atomkraftwerken, weitere Reaktoren bauen.“ (Münchner Merkur 18.4.23)

Mit solchen Meldungen wird in konservativen Medien der Eindruck erzeugt, als setze alle Welt auf Atomkraft, nur Deutschland nicht. Das entspricht, wie gesagt, bei weitem nicht der Wirklichkeit. Außer Frankreich fällt den Befürwortern denn auch fast nichts ein, und das ist ja mit seinen maroden Reaktoren und seiner Ideologie die große Ausnahme. Und dann eben Olkiluoto, auf das sich jetzt die begeisterten Rechten stürzen. Es fehlt der nüchterne Blick:

Wikipedia zu Olkiluoto 3: „Als der Reaktor am 18. Februar 2022 schließlich seinen Probebetrieb aufnahm, waren die Investitionskosten auf das nahezu Vierfache der ursprünglich geplanten Summe gestiegen. Sie betrugen circa 11 Milliarden Euro und sind bezogen auf die installierte Leistung in etwa fünf Mal höher als bei erneuerbaren Energien.“

Manches Projekt wird nur fertiggebaut, weil es schon soviel gekostet und man darüber den Ausbau der Erneuerbaren vernachlässigt hat. Wenn die Planung 20 Jahre und mehr zurückliegt, wie bei AKWs üblich, haben sich auch die Umstände stark verändert, aber eine Korrektur von Fehlentscheidungen ist bei so gewaltigen Projekten schwer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.04.2023 um 04.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50915

Wenn der Meeresspiegel um 6 m steigt (und das wird er sicherlich), säuft die finnische (nicht auf Rückholbarkeit angelegte) Endlagerstätte ab, aber das werden nicht unsere Kinder und Enkel erleben, sondern erst spätere Generationen, und die interessieren uns ja nun wirklich nicht.
Darum ist es auch nur eine semiotische Spielerei, wenn manche überlegen, wie man die künftige Menschheit auf die Gefährlichkeit von Atommüll aufmerksam machen kann. Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1584#28582

Auf der anderen Seite ist die vertraglich zu vereinbarende „Rückholbarkeit“ auch nur eine rhetorische Floskel. Verträge, die über 50.000 Jahre laufen, sind eine Illusion, und jeder weiß es. Das Ziel ist hier wie dort „aus den Augen, aus dem Sinn“, nur die Wege sind verschieden.

Daß es von jetzt an keine Atomkatastrophen mehr geben wird, ist auch eine fragwürdige Annahme. Gerade der Betrieb von „über 400 Anlagen“ in aller Welt, auf den die Befürworter so gern verweisen, um die vermeintliche Sonderstellung Deutschlands anprangern zu können, läßt nichts Gutes erwarten.

Das Ende der AKWs kommt nicht wegen der Gefahr eines GAU und nicht wegen der ungelösten Endlagerfrage, sondern weil sie unwirtschaftlich sind – auch nach Verlagerung der wirklichen Kosten auf die Steuerzahler.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.04.2023 um 19.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50906

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50806

Wie ich jetzt sehe, steht das gleiche auch bei Wikipedia über den Troja-Film:

„Der Film weicht in vielen Punkten von der homerischen Version der Geschichte ab und bietet eine eigenständige Erzählung. So lässt die Ilias den Trojanischen Krieg zehn Jahre lang andauern, in Petersens Film dauern die Kampfhandlungen aber nur wenige Wochen. Es wird jedoch auf vorherige Kämpfe hingedeutet, die ähnlich lange dauerten und allesamt zu Gunsten Trojas ausfielen. Nicht nur die Zeit, sondern auch die Handlung wurde im Vergleich zur Vorlage reduziert. Einige Helden wie (...) die trojanischen Alliierten Penthesilea und Memnon kommen im Film nicht vor.“

Die Gesänge über Penthesilea und Memnon muß ich noch mal nachlesen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2023 um 16.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50859

„Der Atomausstieg wird in Deutschland am 15. April vollzogen sein. Der Energiemix Deutschlands besteht dann vor allem aus Kohle- und Gasstrom.“ (Maximilian Tichy 10.4.23)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.04.2023 um 14.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50839

Auf dem Dreierpack Zahnbürsten steht seit je, daß eine der drei Bürsten gratis ist. Darum kaufe ich sie immer wieder (ich bin doch nicht blöd!). Was zwei Bürsten kosten würden, läßt sich allerdings nicht feststellen, denn es gibt sie nur im Dreierpack. Immerhin steht nicht drauf, daß sie von glücklichen Kühen stammen – woran man erkennt, wie ehrlich die Firma ist.

Noch was zum Nachrechnen:

Dennoch ist eine völlige Präferenzlosigkeit extrem selten, erklärt Ocklenburg. Der Anteil an echten Beidhändern wird auf weniger als zwei Prozent geschätzt. (https://www.spektrum.de/news/linkshaender-die-ursachen-der-haendigkeit/1662042)

Das wären jedenfalls mehr als eine Million Menschen in Deutschland. „Extrem selten“ finde ich das nicht. Die Pharmaindustrie rechnet sich in solchen Fällen einen interessanten Markt aus.

Zwei Prozent der Weltbevölkerung sind 160 Millionen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.04.2023 um 00.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50808

Der Film beansprucht sowieso nicht, die Ilias genau nachzuerzählen, sondern erzählt ausdrücklich seine eigene, filmgerecht inszenierte Variante der mythischen Ereignisse.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.03.2023 um 18.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50806

Filmfehler?

So lässt die Ilias den Trojanischen Krieg zehn Jahre lang andauern, in Petersens Film dauern die Kampfhandlungen aber nur wenige Wochen. (https://www.unsere-helden.com/p/7dbfx2/10-peinliche-kostuemfehler-in-filmen/10)

Homer stellt 51 Tage des zehnjährigen Krieges dar.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.03.2023 um 06.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50748

Ich glaube nicht, daß es mit den Zeitverhältnissen am besten zu erklären ist. Der Widerspruch ergibt sich daraus, daß Wollen und Nichtwollen in verkapselter Form verbunden werden. „Bitte gib mir zuviel Kuchen!“ „Gib mir mehr, als gut für mich ist!“
Man kann nicht wollen, was man nicht will.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.03.2023 um 13.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50746

Ich denke, zu + Adj./Adv. ist immer vom aktuellen bzw. im konkreten Fall betrachteten Zeitpunkt in die Vergangenheit gerichtet. Eine Grenzüberschreitung hat stattgefunden oder wird stattgefunden haben. Dagegen bezieht sich wollen auf die Zukunft. Das paßt nicht zusammen, ebensowenig wie gestern werde ich kommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.03.2023 um 08.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50745

„Ich will heute mal zuviel essen.“ „Ich will zuviel rauchen.“ Diese Sätze klingen irgendwie schief, während man ohne weiteres sagen kann: „Ich esse zuviel“. „Ich rauche zuviel.“ In dem Wort „zuviel“ ist – wenn auch nicht streng logisch – ein Bezug auf den Willen impliziert. Darum scheinen die fraglichen Ankündigungen fast so etwas zu besagen wie „Ich will etwas anderes, als ich will.“ Während man mit „Ich rauche zuviel“ kritisiert, man man tut (und nicht lassen kann), würde man mit „Ich will zuviel rauchen“ kritisieren, was man vorhat, und das verträgt sich nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.03.2023 um 07.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50744

Noch einmal zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#26957

Daß "Gedankenexperimente" so wertlos sind wie Spielgeld, zeigt sich an dem vor-einsteinschen Gedanken: Stellen wir uns vor, zwei Körper bewegten sich relativ zueinander. Dann addieren bzw. subtrahieren sich ihre Geschwindigkeiten, nicht wahr? Das ist logisch absolut zwingend. Und es ist falsch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.03.2023 um 05.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50726

Noch ein logischer Hirntwister und Futter für Philosophen (Russells Paradox):

Trump hätte, so sein Anwalt, die Wahrheit über Schweigegeldzahlungen gar nicht sagen können: „Dies hätte, so Tacopina, die Abmachung um das Stillschweigen mit Stormy Daniels gebrochen.“
Hat es also doch ein Schweigeabkommen gegeben? Umfaßt es – selbstbezüglich – auch das Schweigen über die Existenz des Schweigeabkommens oder nur über dessen Inhalt? Hat Helmut Kohl nicht ähnlich argumentiert und das Geheimnis um die Spendenzahler mit ins Grab genommen? Viele nannten es Ganovenehre.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.03.2023 um 18.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50706

Ein gut gefüllter Kühlschrank benötigt übrigens deutlich weniger Energie, um neue Lebensmittel herunterzukühlen. Denn die bereits gekühlten Waren strahlen ebenfalls Kälte aus. (t-online.de)

Um den neuen Wärme zu entziehen (das ist das „Ausstrahlen von Kälte“), müssen die alten aber erst einmal gut gekühlt worden sein. In Wirklichkeit kommt aus einem vollen Kühlschrank meist weniger kalte Luft heraus, so daß anschließend auch weniger Luft wieder gekühlt werden muß. Der Vorteil ist aber sehr gering und wird sicher durch die große Menge der zu kühlenden Gegenstände mehr als aufgewogen.

(Ich mache mir gerade Gedanken, wie wir noch mehr Energie sparen können.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.03.2023 um 07.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50686

In manchen Büchern, aber auch in Wikipedia-Einträgen gibt es Kapitel mit einem einzigen Unterkapitel. Das ist nicht immer sinnlos. So gibt es in der Biologie aus taxonomischen Gründen Gattungen mit nur einer einzigen Art.

„Ein monotypischer Stamm sind die Micrognathozoa mit der einzigen, im Jahr 2000 entdeckten Art Limnognathia maerski.“

Limnognathia maerski und Micrognathozoa haben die gleiche "Extension". Das kann sich aber ändern, weil eine weitere Art entdeckt werden könnte, für die man dann gleich einen systematischen Ort kennt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.03.2023 um 06.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50656

Das Aussterben einer Art wird selten als Tod des letzten Exemplars erlebt (wie bei jener Riesenschildkröte). Irgendwann sind sie weg. Aber dramatisierende Darstellungen, Filme, auch Jugendbücher über die Steinzeit zeigen gern solche Begegnungen mit dem verröchelnden letzten Koloß. Hierher gehört auch der wohlbekannte abgemagerte vorletzte Eisbär auf seiner dahintreibenden Scholle. Die Wirklichkeit ist nicht so ergreifend, sondern – statistisch. Aber dafür haben wir leider kein Organ.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.03.2023 um 12.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50638

Trump kandidiert für eine dritte Amtszeit. Die Verfassung schließt das aus. Causa finita.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.03.2023 um 05.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50619

In Deutschland gibt es ein gutes Dutzend Regionalflughäfen wie Kassel-Calden (jetzt „Kassel Airport“), die es mit staatlichen Subventionen einigen tausend Menschen ermöglichen, direkt nach Fuerteventura zu fliegen. Es scheint unmöglich zu sein, diesem Unsinn ein Ende zu bereiten. (Kassel macht außerdem Paderborn Konkurrenz, das 70 km entfernt, aber in einem anderen Bundesland liegt, was die Schließung ebenfalls erschwert.) Mich interessiert nicht mein gutes altes Kassel, sondern das Prinzip: wie schwer bis unmöglich es ist, Fehler zu korrigieren; die nun wieder bevorstehende Sommerzeit ist ein anderes Beispiel. Jetzt werden die Menschen an 9-Euro-Tickets und ähnlichen ökonomischen Unsinn gewöhnt, und schon zeichnet sich ab, daß kein Politiker es wagen kann, damit Schluß zu machen, ohne einen Ersatz anzubieten. (Ich habe vergessen zu erwähnen, daß im vergangenen Jahr von Kassel aus auch 5 Tonnen Fracht transportiert wurden. Die hätte man beinahe auch im Handgepäck mitnehmen können.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2023 um 05.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50616

Die Deutsche Bahn gibt bekannt, daß sie 2070 eine neue Taktung der Fernzüge einführen will. So können wir in aller Ruhe unseren Urlaub planen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.03.2023 um 06.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50610

Die Konjunktion von Venus und Jupiter werdet ihr gestern oder vorgestern gesehen haben; heute abend geht es auch noch. Das kommt so selten vor, daß ich die nächste nicht mehr erleben werde. Hm.

Interessant: Daß mehrere Planeten gleichzeitig am Himmel stehen, ist nichts Besonderes. Aber wenn sie einander so nahe kommen, geschieht etwas Neues; die "Gestaltbildung", wie man früher sagte. Es ist unmöglich, die beiden hellsten Himmelskörper nach Sonne und Mond nicht als "Paar" zu sehen. Anders gesagt: sie fallen mächtig auf. Bekanntlich haben die Rationalisten den Stern von Bethlehem als Planetenkonjunktion gedeutet und dann auch zurückgerechnet, wann das gewesen sein könnte (die Astronomie als Magd der Mythologie...).
Es ist eine perspektivische Illusion, aber schön war’s doch!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.03.2023 um 07.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50604

„Berlins Bürgermeisterin Franziska Giffey will ihr Amt trotz eigener Mehrheit der CDU überlassen.“ (ZEIT 1.3.23)
 
 

Kommentar von Theodoer Ickler, verfaßt am 21.02.2023 um 05.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50527

Von einer Würzburger Brücke sprangen in 40 Jahren über 200 Menschen in den Tod, nach Errichtung eines Zauns keiner mehr (SZ 21.2.23). Ist das nun Selbstmordprävention? Die Selbstmordstatistik wird normalerweise nicht auf die Beobachtung einer Brücke gegründet.

Jeder zehnte Verkehrstote ist ein Radfahrer. Es sind aber keine „getöteten Radfahrer“ (SZ 21.2.23).

„In jeder dritten Lawine ist mindestens eine Gams.“ (SZ 21.2.23) Gut für die Bartgeier. Die Zahl überrascht mich aber und legt die Vermutung nahe, daß die „Gämsen“ die Lawinen selbst losgetreten haben.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.02.2023 um 06.51 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50501

Man müsste nur eine Datenbank öffentlich zugänglich machen, übers Internet oder über ein Terminal.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.02.2023 um 05.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50498

Die Schwierigkeit, sich im Supermarkt zurechtzufinden, beruht auch darauf, daß die Anordnung der Lebensmittel teils einem Begriffssystem, teils einem Bestandssystem folgt. So steht der Kakao nicht neben Kaffee und Tee, sondern bei den Backzutaten Mehl, Zucker und Backpulver (die frische Hefe natürlich nicht, die gehört ins Kühlregal); das Tomatenmark steht nicht neben Senf und Meerettich, sondern bei den Nudeln usw. Es ist sozusagen eine hausfrauliche Systematik (generisches Femininum), keine Linnésche. Es gibt aber auch beides nebeneinander, und vielleicht das Ganze noch einmal unter Bio. Für den Philosophen ist das Einkaufen eine frustrierende Tätigkeit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.02.2023 um 15.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50496

Wählerwanderung in Berlin: Den größten Zuwachs hatten die Nichtwähler

Die Wählerwanderung zur Abgeordnetenhauswahl 2023 in Berlin zeigt, wer wem Stimmen abgejagt hat – und, wie viele es vorzogen, ihre Stimme bei der Wiederholungsabstimmung diesmal für sich zu behalten.
(stern.de 13.2.23)

Der übliche Unsinn. Es gibt kein „Lager der Nichtwähler“ (ebd.), keine Wanderung zu ihnen, und sie haben ihre Stimme nicht „für sich behalten“ (wie denn? vielleicht hinter den Spiegel geklemmt?). (Dabei ist eine Beteiligung von 63,1 % bei einer Wiederholungswahl ganz passabel.) Auch bei Tichy behaupten sie: „Die nicht im Abgeordnetenhaus sitzende Fraktion der Nichtwähler wäre jetzt eigentlich mit gut 36,9 Prozent die stärkste Kraft in Berlin.“ Die nächstliegende Annahme wäre doch, daß die Nichtwähler im Durchschnitt ebenso gestimmt hätten wie die Wähler, so daß das Nichtwählen keinen großen Einfluß auf die Zusammensetzung des Abgeordnetenhauses gehabt hätte. Andere Vermutungen sind beweispflichtig.

Es gibt ja auch kein Lager der Nichtkirchenmitglieder, der Nichtsportvereinsmitglieder usw.

"Regionalwahlen in Italien: Meloni und das rechte Lager bestätigt"

Ja, aber die „Fraktion der Nichtwähler“ macht in der Lombardei 60 % aus. Das zu erwähnen ist in jenen Kreisen wohl nicht opportun, die in Berlin triumphierend auf 36,9 % Nichtwähler verweisen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2023 um 05.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50411

Gestern wollte ich bis Mitternacht die Grundsteuererklärung fertigstellen und abschicken, da ereilte mich die Nachricht, daß Bayern die Frist um weitere drei Monate verlängert hat. Es bleibt also alles liegen, weil ich der größte Prokrastinator aller Zeiten bin.

Aber mal im Ernst: Die Bürger haben doch auch bisher schon Grundsteuer bezahlt, also liegen alle Daten vor, verändert hat sich nur die Lage (komischerweise) und muß neu bewertet werden. Das ließe sich mit geeigneter Softwäre in einigen Sekunden machen. Nun aber quälen sich 25 Mill. Menschen mit Messen und Rechnen usw. ab, und die vielen Prokrastinatoren leiden auch seelisch.

Wenn ich mich recht erinnere, hat das Bundesverfassungsgericht nicht gesagt, daß die Flächenangaben nicht mehr stimmen, sondern daß der Wert der Grundstücke sich verändert hat. Wir wohnen nicht mehr im Wald bei Ziegelei und Köhlerei und Schinderei, sondern im Speckgürtel von Erlangen. Das kostet natürlich, aber ich hoffe, daß bei einem Grundstück von 196 und einer Wohnfläche von 126 m2 (nachgemessen!) der Preisschock sind in Grenzen halten wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.01.2023 um 09.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50370

Die Impfstoffunternehmen haben große Gewinne gemacht. In Deutschland gilt das als Vorwurf, nicht als Beweis von Tüchtigkeit, und so kommt es in den Schlagzeilen heraus. Zugrunde liegt die edle Vorstellung, Gesundheit müsse Sache aufopfernder Nächstenliebe sein. Wir wollen und müssen ordentlich Geld verdienen, aber die doch nicht! In einer Notlage! (Die Ankläger haben doch wohl keine Aktien der Pharmabranche?)
Zunächst ist der gewaltige Umfang des Impfprojekts zu bedenken, vergleichbar allenfalls mit dem Vertrieb von Benzin und Tabakwaren, wo noch größere Gewinne abfallen. Für Wucherpreise gibt es auch im Pharmabereich viel eindrucksvollere Beispiele. Und schließlich werden z. B. für Kosmetikprodukte (Parfum) die sprichwörtlichen Mondpreise bezahlt, ohne daß jemand darüber klagte. - Ich bin fünfmal geimpft und glaube („weil ich’s mir wert bin!“) nicht, daß der Preis dafür zu hoch war. Im Supermarkt sehe ich, daß für ein edles Stück Rindfleisch 69 Euro pro Kilo fällig wären; ähnlich der Fisch, den manche Leute kaufen. (Nur um mal die Maßstäbe zurechtzurücken...)
Vorwerfbar und strafbar wären Kartellabsprachen. Gab es die, und warum wird es dann nicht als Hauptpunkt der Anklage herausgestellt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.01.2023 um 05.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50324

Emphase läßt bei uns alle logischen Sicherungen durchbrennen. Es gibt viele Redewendungen, die das zeigen, aber anscheinend noch keine Typologie.
Nehmen wir aus nächster Nähe. Eigentlich müßte es heißen aus größter Nähe, aber das merkt keiner.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.01.2023 um 06.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50321

Kaum eine Prognose ist so sicher wie die Bevölkerungsentwicklung. Unsicher ist sie allenfalls in schlecht dokumentierten Ländern der Dritten Welt, bei Bürgerkriegen usw. Aber für die Industrieländer steht seit Jahrzehnten fest, wann nach dem jetzigen Rentensystem jeweils zwei Rentenzahler für einen Rentenempfänger aufkommen müssen. Dreimal darf man raten, was dagegen zu tun ist. (Kleiner Tip: Protestieren und Demonstrieren ist es nicht.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.01.2023 um 04.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50316

Man hat das Ozonloch gerade noch rechtzeitig entdeckt, sonst wäre das Leben auf der Erde schwer gefährdet gewesen. Es hat sich aber noch bis zur Größe ganz Afrikas ausdehnen können und wird von vielen noch heute nicht in seiner Gefährlichkeit begriffen, weil es so weit weg ist. Immerhin haben sich die Politker des unbeliebten Themas angenommen und einzigartige Übereinkommen abgeschlossen, die auch weitgehend eingehalten wurden. Die FCKW-Produktion ist von 800.000 t auf 150 t zurückgegangen.
Die sogenannten Skeptiker, die immer noch Zweifel an menschengemachtem Klimawandel verbreiten, sollte man an dieses Beispiel erinnern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2023 um 07.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50220

Biologen verblüffen uns gern mit pointierten Sätzen: Alle Tiere sind Insekten, mit folgenden Ausnahmen... Oder: Alle Tiere können fliegen, mit folgenden Ausnahmen...
Damit könnte man auch im Unterricht arbeiten, wenn man nicht so schrecklich seriös wäre (und langweilig).

Heute morgen habe ich schon sehr früh angefangen zu rechnen. Gefährden die Mineralwasserunternehmen wirklich unseren Grundwasserspiegel? Die Deutschen trinken pro Jahr so viel Trinkwasser, wie sie insgesamt pro Tag verbrauchen. Natürlich ist das nicht alles Grundwasser, aber trotzdem... Mineralwasser ist vom Getrunkenen wiederum nur der kleinere Teil, und er scheint zu sinken, seit immer mehr Menschen erkennen, daß Leitungswasser ebenso gut ist und nur ein Tausendstel kostet. (In deutschen Cafés und Restaurants macht man sich nicht beliebt, wenn man um das Glas Leitungswasser bittet, das anderswo selbstverständlich schon auf dem Tisch steht.)
Der Grundwasserspiegel sinkt, aber hauptsächlich durch den Klimawandel und die Entnahme durch Industrie und Landwirtschaft (vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1165#49445). Trinken kann man gar nicht soviel.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2022 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50135

Es gibt hundert Milliarden Galaxien, Trillionen von Planeten... Die Wahrscheinlichkeit, daß sich irgendwo replikationsfähige Moleküle bilden, ist zwar nicht berechenbar, aber keineswegs unendlich klein – anders als die Wahrscheinlichkeit, daß sich auf vorweg herausgepickten Planeten Leben bildet. Das scheinbare Wunder, daß es ausgerechnet auf der Erde entstanden ist, überzeugt auch nur Schwachmatikusse (Kreationisten). Dawkins erläutert das „anthropische Prinzip“ sehr verständlich.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.12.2022 um 23.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50088

Das Erste, die Tagesschau, berichtet heute, 20 Uhr übers Schulessen und befragt dazu Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer der DEHOGA Bayern. Er sagt:

"Bio ist allerdings natürlich teurer, d. h. wenn man den Bio-Anteil bei Fleisch jetzt auf 30% erhöht, würde das im Ergebnis den Preis nahezu verdoppeln."

Er sagt nicht, von welchem Bio-Anteil vor der Erhöhung er ausgeht. Nehmen wir zu seinen Gunsten an, er ginge von 0 aus. Er sagt auch nicht, welches Ergebnis er meint, den Preis einer ganzen Mahlzeit oder nur den Preis des Fleisches mit 30% Bio-Anteil. Nehmen wir wieder zu seinen Gunsten an, er meinte nur den Fleischpreis, der sich verdoppelt.
Die Rechnung sieht dann so aus, wenn wir den ursprünglichen Preis (ohne Bio) einer gewissen Menge Fleisch gleich 10€ setzen:

ohne Bio: 30% * 10€ + 70% * 10€ = 10€
mit Bio: 30% * 43€ + 70% * 10€ = 20€

Das anteilige Biofleisch kostet dann also 43€. Damit sich der Preis von Fleisch beim Ersetzen von 30% durch Biofleisch "nahezu verdoppelt", müßte Biofleisch das Vierfache von normalem Fleisch kosten!

Nun ja, Biofleisch mag teurer sein. Aber wo kostet 1kg Rinderbraten, das normal für 20 Euro zu haben ist, in Bioqualität einer vergleichbaren Sorte gleich 80 Euro?
Ich glaube, hier ist die Phantasie mit Herrn Geppert durchgegangen. Wie gesagt, wenn er, wie ich annehme, den Preis eines gesamten Menüs oder sogar den Durchschnittspreis mehrerer einschl. fleischloser Menüs meinte, müßte das Biofleisch im Vergleich zu normalem sogar noch weit teurer sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.12.2022 um 10.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#50062

Mit seinem Tod verliert die deutschsprachige Gegenwartsdichtung einen seiner eigenwilligsten Lexikografen und Poeten. (SZ 17.12.22)
Solche krassen Fehler findet man sehr oft. Sie deuten auf eine unübersichtliche Konstruktion, die der Umgangssprache fremd ist.
Übrigens geht es um Wulf Kirsten, vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=507
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2022 um 04.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49968

Ich habe mich bemüht, in früheren Aufsätzen nachzuweisen, dass die Axiome der Geometrie keine a priori gegebenen Sätze seien, dass sie vielmehr durch Erfahrung zu bestätigen und zu widerlegen wären. (Hermann v. Helmholtz: Zählen und Messen)

Eine Hypallage. Logisch richtig wäre: Ich habe mich in früheren Aufsätzen bemüht..., denn die Mühe galt nicht den früheren Aufsätzen, sondern dem Nachweis.

Zum Zählen und Messen selbst: Man kann die Umdrehung einer Rolle messen (analog) oder durch ein Zahnrad zählen (digital). Der Rechenschieber mißt analog, aber der ablesende Benutzer wandelt die Messung mit Hilfe der Skala in digitale Ziffern um. Über das Galtonbrett laufende Kugeln entscheiden sich digital, nach rechts oder links zu laufen, und der Mathematiker glättet die resultierende Kurve ins Analoge. Der Fliehkraftregler arbeitet analog, man kann aber auch die Umdrehungen digital zählen und damit die Dampfzufuhr usw. steuern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.11.2022 um 06.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49924

Experten haben festgestellt, daß die Sicherungssysteme in Manching nicht gut genug funktionierten. Das habe ich auch schon festgestellt, weil sonst ja der Goldraub nicht gelungen wäre. – Ein Gericht hat festgestellt, daß die bayerischen Corona-Maßnahmen übertrieben waren, weil es nicht so schlimm gekommen ist, wie es hätte kommen können, wenn es schlimmer gekommen wäre. – Erstaunlich (oder auch nicht erstaunlich) viele wissen jetzt ganz genau, was Merkel versäumte, als sie Putins Krieg nicht verhinderte. Damals wußten sie es nicht, aber sie waren ja auch nicht Bundeskanzler. Zeitunglesen macht schlau.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2022 um 18.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49901

Die Bewohner der Osterinsel, die Pueblo-Indianer und die Siedler in und um Petra (drei von Jared Diamond besprochene Fälle) haben durch Abholzung und Überweidung ihre eigenen Lebensgrundlagen zerstört. Sie haben wohl den Zusammenhang nicht erkannt, sondern sich mehr oder weniger mit Notbehelfen (Bewässerung, Transport, auch brutalen Kämpfen bis zum Kannibalismus) unter den jeweils herrschenden Bedingungen durchgewurschtelt. Noch heute leiden wir unter der strukturellen Schwierigkeit, nachhaltig zu wirtschaften (Tragik der Allmende usw.), allem besseren Wissen zum Trotz.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2022 um 16.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49894

Der Klimaschutzindex ist ein mathematisches Kuriosum:

Weiße Zeilen: Die Plätze eins bis drei auf dem Klimaschutzindex sind auch in diesem Jahr frei geblieben. "Die ersten drei Plätze konnten wir nicht vergeben, weil kein Land genug unternimmt, um gefährlichen Klimawandel zu vermeiden", sagt der Mitautor der Studie, Jan Burck, von der Nichtregierungsorganisation German Watch. Das beste Land in Sachen Klimaschutz ist demnach Dänemark auf Platz vier, gefolgt von Schweden und Chile.

Man stellt sich eine Schulklasse vor, in der der Primus auf Platz vier steht, weil der Beste, der Zweitbeste und der Drittbeste nicht existieren...
 
 

Kommentar von Manfred, verfaßt am 10.11.2022 um 11.38 Uhr  
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Und sollte sich die Senatsmehrheit am Ende in Georgia entscheiden - wie bereits 2020 - würde eine längere Hängepartie drohen.
(Mannheimer Morgen, 10.11.22, S. 1)

Sie "würde drohen"?
Beim Hilfsverb drohen, besonders in Verbindung mit dem Konjunktiv, setzt doch regelmäßig die sprachliche Logik aus.

Da sich die Senatsmehrheit mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit erst in Georgia entscheidet, wo es erst am 6.12.22, also in knapp 4 Wochen, zu einer Stichwahl kommt, "würde" die Hängepartie nicht drohen, sondern sie droht bereits jetzt.

Daß die Hängepartie droht, bedeutet ja nicht, daß sie mit Sicherheit stattfinden wird. Sie droht halt nur. Aber wenn die Senatsmehrheit tatsächlich vom Ergebnis in Georgia abhängen sollte, wie es in dem Zeitungssatz vorausgesetzt wird, dann drohte die Hängepartie nicht mehr, sondern dann wäre sie schon Wirklichkeit.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.11.2022 um 09.11 Uhr  
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Jede zwölfte Industriefirma will Produktion verlagern
(spiegel.de, 1.11.22)

Wenn 8 Prozent der deutschen Industrieunternehmen ihre Produktion ins Ausland verlagern wollen, haben 92 Prozent, also die überwältigende Mehrheit, das nicht vor. Sind 8 Prozent nun viel oder wenig? Schwer zu sagen, zumal man nicht weiß, wie viele am Ende ihre Ankündigung in die Tat umsetzen werden. Wobei noch hinzukommt, daß Umfragen gern auch mal dazu genutzt werden, sich ein bißchen aufzuplustern, kostet ja nix.

Die Schlagzeile »Jeder/Jede/Jedes soundsovielte X tut dies oder jenes« soll uns in Staunen versetzen: Donnerwetter, so viele! Erst beim Nachrechnen stellen sich oft Zweifel ein.

Umgekehrt funktioniert es auch, allerdings nur mit ein bißchen Nachhilfe. Der Effekt »Donnerwetter, so wenige!« stellt sich beim Leser nur ein, wenn der Autor die Aussage mit Interpretationshilfen wie »nur«, »lediglich« oder »gerade mal« einleitet. 8 Prozent können nämlich auch erstaunlich wenig sein:

Nur jedes zwölfte Unternehmen sucht gezielt ältere Mitarbeiter
(versicherungsbote.de, 8.5.12)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2022 um 08.24 Uhr  
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Alleine im Jahr 2020 haben bundesweit rund 440.000 Menschen der Kirche den Rücken gekehrt, dabei hielten sich die Austritte in der katholischen und evangelischen Kirche in etwa die Waage. In Bayern sieht es allerdings etwas anders aus, dort sind 2020 rund 66.000 Menschen aus der katholischen und 26.000 Menschen aus der evangelischen Kirche ausgetreten. Dort ist aber auch zu beachten, dass mit 47 Prozent der Anteil der Katholiken gegenüber 17 Prozent bei den Evangelischen wesentlich höher ist.

Es sieht also nicht anders aus, sondern ziemlich genau so.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.10.2022 um 20.12 Uhr  
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Es wird als Erfolg gefeiert, daß ein Asteroid durch den gezielten Einschlag einer Raumsonde weit stärker abgelenkt wurde als zuvor angenommen. Eigentlich ist es ein Desaster, bedeutet es doch, daß man im Ernstfall nicht weiß, was man anrichtet, wenn man einen heranrasenden Himmelskörper an der Kollision mit der Erde hindern will.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.10.2022 um 06.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49758

Ich habe seit meiner Schulzeit so wenig mit Mathematik zu tun gehabt, daß ich jetzt schon Schwierigkeiten mit den Grundrechenarten habe. Das geht bestimmt vielen so, sie geben es nur nicht zu.

Wenn ich Lebenserwartung und Zuwanderung ausklammere, müßte ich doch leicht errechnen können, wann sich die deutsche Bevölkerung bei der derzeitigen Geburtenrate halbiert haben wird. Mir schweben so etwa 50 Jahre vor.

Immerhin sehe ich noch auf den ersten Blick: Natürlich ist in den Universitätsstädten die Geburtenrate am niedrigsten. Das ist keine Nachricht. Es gibt dort eben sehr viele junge Frauen, die während ihres Studiums noch keine Kinder haben wollen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.10.2022 um 03.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49752

Das Milchmädchen rechnet so: Wenn die Nichtwähler im Parlament säßen, hätte die SPD 20 Prozent der Sitze und einen Block aus 40 Prozent Nichtwählern sowie den (anderen) Oppositionsparteien gegen sich. Dann wäre keine Regierungsbildung ohne die AfD möglich.
Sogar bei Tichy, wo eine solche Rechnung nach jeder Wahl aufgemacht wird, finden einige Leser, das sei eine Milchmädchenrechnung, weil die Nichtwähler auch nicht viel anders wählen würden als die Wähler und keineswegs ohne weiteres der Opposition zugeschlagen werden dürfen.

Eine geringe Wahlbeteiligung ist auch nicht gleichbedeutend mit einem Votum gegen die Regierung. In älteren Demokratien (USA, GB) liegt die Wahlbeteiligung meist um 60 %, wie bei unseren Landtagswahlen; bei den Bundestagswahlen ist sie viel höher.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2022 um 08.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49750

Nun wird wieder nach Milchmädchenart die unvermeidliche "Partei der Nichtwähler" als eigentlicher Wahlsieger ins Spiel gebracht. Geschenkt! Ärgerlicher ist dies:

In den Berichten über die Landtagswahl in Niedersachsen, zum Beispiel hier: https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/landtagswahl_2022/SPD-gewinnt-Landtagswahl-in-Niedersachsen-Zeichen-auf-Rot-Gruen,landtagswahl4434.html, wird die AfD erst ganz am Ende erwähnt, obwohl sie den größten Erfolg hatte: Verdoppelung des Stimmenanteils. Laut SZ „landet“ die AfD bei 11,8 Prozent, was ein bißchen nach Bruchlandung klingt. Damit bestätigen die Medien leider die Polemik der Rechten gegen die „Lügenpresse“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2022 um 08.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49749

Zwei Experten errechnen, daß um 1820 noch fast 95 % der Menschen in Armut lebte. Dabei legen sie ein absolutes Maß zugrunde: Wer weniger als zwei Dollar, gemessen an der Kaufkraft von 1985, zur Verfügung hatte, war arm. Nach dieser Berechnung konnte also auch die ganze Menschheit einmal arm gewesen sein. Daraus folgt, daß es den Menschen heute besser geht als in der Steinzeit. Das ist kaum überraschend. Allgemeine Dürftigkeit ist auch kein Grund zur Empörung. Anders sieht es aus, wenn die Armut relativ berechnet wird, als Maß der Ungleichheit. Ein Steinzeitoligarch, der Millionen Faustkeile besaß, während andere keinen einzigen hatten, sondern sich einen leihen mußten...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2022 um 04.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49746

Es gibt Mengen, die nur durch Aufzählung definiert werden können, nicht durch Angabe eines Kriteriums der Zugehörigkeit.

Die reinen und unreinen Tiere bilden keine natürlichen Kategorien, daher die „Rabulistik“ bei ihrer genaueren Bestimmung. Aufzählungen lassen sich nicht auf eindeutige Art fortsetzen, aber gerade das ist im praktischen Leben notwendig, weil immer wieder neue Fälle auftreten. Vgl. Levitikus 11. Modernes Beispiel: https://de.chabad.org/parshah/article_cdo/aid/2102144/jewish/Alles-ber-koschere-Fische.htm
Daher die Unentbehrlichkeit gelehrter Männer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2022 um 07.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49694

In Italien haben die Fratelli 26 Prozent geholt, das macht bei einer Wahlbeteiligung von 64 Prozent gerade mal 16 Prozent der Wahlberechtigten. Wo bleiben die Milchmädchen, die uns sonst vorrechnen, wie wenige Menschen den Wahlsieger eigentlich gewählt haben und wie wenig Volkes Wille in der Regierungsbildung zum Ausdruck kommt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.09.2022 um 07.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49651

Die erwähnte zehnstündige Fahrt mit der Deutschen Bahn war übrigens aus anderen Gründen ein nervenaufreibendes Abenteuer. Es gab eine Verspätung wegen "Stellwerksstörung", infolgedessen wurde nichts aus der gebuchten Strecke und der Platzreservierung, sondern es gab ersatzweise einen anderen Zug, von dem jedoch nur die Hälfte lief wegen "Kuppelungsproblemen" und entsprechend überfüllt war. Nochmalige Verspätung wegen "Reparatur". Dann fiel die Lüftung aus, und weil in den modernen Zügen die Fenster nicht geöffnet werden können, mußte der Waggon evakuiert werden; die Insassen wurden gebeten, auszusteigen, Ausweichzüge und -routen wurden angesagt, aber nicht der einzige passende Zug, den meine geübte Ehegattin dann mit ihrer App herausfand: der fast leere ICE nach Wien, der durchaus im angezielten Nürnberg hielt. Da sich dieses Drama seit einigen Jahren bei unserer Reise nach Juist wiederholt, kann ich wohl verallgemeinern: die Bahn ist von Grund auf marode, und das Neun-Euro-Ticket war eine Verschwendung zugunsten des Konsums auf Kosten der Investition. Daran wird der neue Auominister nichts ändern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.09.2022 um 06.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49650

Wie schon am 16.3.22 plädiert Angelika Slavik in der SZ vom 8.9.22 für „Eigenverantwortung“ beim Maskentragen und spricht sich gegen Maskenzwang in der Bahn aus (weil er auch in Flugzeugen entfallen soll!), wobei sie wiederum nur den Eigenschutz erwähnt. Sie weiß, daß es dumm ist, in der Bahn keine Maske zu tragen, meint aber, im Sinne der Freiheit müsse auch Platz für Dummheit sein. Weil sie die Hälfte der Wahrheit verschweigt oder nicht kennt, liegt sie falsch, denn es gibt keine Freiheit, seine Viren in geschlossenen Räumen zu versprühen. Auch der Wirtschaft, der sich die Journalistin andient, wäre damit nicht geholfen. Sie setzt sich auch in Widerspruch zu den Mitgliedern der eigenen Redaktion, die etwas davon verstehen. Übrigens kann ich die Behauptung von der schwindenden Akzeptanz auch nicht bestätigen. Ich bin gerade zehn Stunden mit der Bahn gefahren und habe in den sehr vollen Zügen niemanden ohne Maske gesehen. Allerdings: Wo der Zwang aufgehoben wird, trägt praktisch niemand mehr eine. Die Folgen werden nicht ausbleiben.

„Deutsche Politik schaltet auf Corona-Dauerschleife“ – „Die deutsche Politik koppelt die Maßnahmen systematisch von der Lage ab“ (WELT 10.9.22)
Typische Schlagzeile der WELT, die scheinbar nur zitiert, aber Tag für Tag gegen den Seuchenschutz polemisiert und sich damit rechtsradikalen Medien wie „Tichy“ anschließt.

Früher galt es als ausgemacht, daß auch Schreibtischtäter eine Mitschuld tragen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.09.2022 um 06.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49631

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49473

Weil er zwischen den unisonen Lobliedern auf das 9-Euro-Ticket eine seltene Ausnahme ist, möchte ich auf den Kommentar von Uwe Ritzer in der gestrigen Süddeutschen Zeitung hinweisen. Er macht die wahre Rechnung auf. Ich zitiere:

"In die Irre führt die Hochrechnung des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), wonach dank des Billigtickets so viel Kohlendioxid eingespart worden sei wie durch ein Jahr Tempolimit auf Autobahnen. Was die Lobbyisten nicht sagen: Der Neun-Euro-Fahrschein löste viel zusätzlichen Freizeitverkehr aus, den es ohne ihn nicht gegeben hätte, auch nicht auf den Straßen. Es gehört aber nicht zu den Aufgaben des Staates, Ausflüge oder Shoppingtouren zu subventionieren."

Das hindert die Politiker nicht daran, eine Fortsetzung des kostspieligen "Karnevals" (Ritzer) zu planen, statt die vielen Milliarden in die Bahn zu investieren. Sie unterstellen uns, wir könnten nicht warten, bis sich der Ertrag langfristiger Maßnahmen einstellt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.08.2022 um 08.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49627

Wir sollen uns auf Wunsch der Medien darüber aufregen, daß Putin das Erdgas abfackelt, das eigentlich für Deutschland bestimmt war. „Auch wenn die genaue Dimension der abgefackelten Gasmengen schwer zu beziffern seien, geht der Energie-Branchendienst Rystad davon aus, dass in Portowaja täglich etwa 4,34 Millionen Kubikmeter Gas verbrannt werden.“ Dazu ist interessant:
„Durch die Global Gas Flaring Reduction Partnership (GGFR) wurde nach Auswertung aktueller Satellitendaten bekanntgegeben, dass 2017 weltweit 141 Milliarden Kubikmeter Erdölbegleitgas abgefackelt worden waren, was rund 3,8 Prozent der globalen Erdgasförderung dieses Jahres (3680,4 Milliarden Kubikmeter) entspricht. Dabei ging im Vergleich zum Vorjahr die Abfackelung trotz einer leicht gestiegenen Ölförderung erstmals seit 2010 wieder zurück. In den 1990er und 2000er Jahren lag die Abfackelung mit 150 bis 170 Milliarden Kubikmeter – entsprechend ca. 30 % des Gasverbrauches der Europäischen Union – noch höher.“ (Wikipedia)

Außerdem dringt aus alten und noch betriebenen Bohrlöchern z. B. in den USA ständig ein Unmenge Methan unverbrannt in die Atmosphäre.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.08.2022 um 13.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49593

Zahl der Todesfälle gestiegen
Corona: 7-Tage-Inzidenz in der Stadt geht abermals zurück
(MM, 20.8.22, S. 16)

Warum muß jede Entspannung, jede Erleichterung sofort mit einem notfalls auch unlauteren Totschlagargument relativiert werden?

Man versteht hier und soll es wohl so verstehen: Die Ansteckungszahlen sinken zwar, aber die Todeszahlen steigen immer noch weiter. Das ist in dieser Form unseriös, geradezu falsch!

In diesem Artikel werden verschiedene Inzidenzen (stadtweit, landesweit, Infektionen, Hospitalisierungen) genannt, alle sinkend. Nur die Todeszahl steigt angeblich. Das muß aber nicht verwundern, denn mit der Todeszahl ist die absolute Gesamtzahl gemeint, und die kann nun mal nie anders als steigen (bestenfalls gleichbleiben). Und zwar ist sie, wie es hier weiter heißt, um genau einen Fall von 443 auf 444 gestiegen. Die Inzidenzen hingegen sind relativ, sie steigen oder sinken.

Genauso sinkt zur Zeit auch die Todesfallinzidenz, aber das wäre ja zuviel der guten Nachricht, da schreibt man lieber, es gibt wieder einen Toten mehr. Man stellt Zahlen nebeneinander und insinuiert Zusammenhänge, die nicht zusammenpassen und nicht zusammengehören.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.08.2022 um 06.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49581

Die FAS (Justus Bender, Morten Freidel, Reiner Burger – alle fachfremd) spricht sich auf der Titelseite (13.8.22) heftig für Fracking in Deutschland aus. Gegner werden als ideologisch verblendet dargestellt. Ein FDP-Mann hat das letzte Wort. Der Artikel übertrifft an Einseitigkeit und polemischer Schlagseite alles, was man selbst in der FAZ in letzter Zeit lesen konnte.
In den Zeitungen ist seit Jahren von „Chemikalien“ die Rede, die beim Fracking eingesetzt werden, aber nie beim Namen genannt werden. Auch der verlogene Artikel der FAS nennt die Stoffe nicht, sondern zitiert nur einen Befürworter: „Das ist Spüli.“
Geo schrieb einmal:
Die Chemie dient beim Fracken vor allem dazu, das Gemisch aus Wasser und Quarzsand homogen zu halten und Keime abzutöten. Über Anzahl und Art der eingesetzten Substanzen gibt es widersprüchliche Angaben.
Die Anzahl schwankt, je nach Quelle, zwischen einigen Dutzend und einigen hundert. In einem Bericht an den US-Kongress wurden die Namen von rund 750 Chemikalien genannt. Einige von ihnen sollen giftig oder sogar krebserregend sein. Wie viele und welche genau es sind, das bleibt vorläufig ein Geheimnis der Gasunternehmen.
Denn der Chemiecocktail, den sie in die Gesteinsschichten pressen, unterliegt keiner Veröffentlichungspflicht – auch nicht in Deutschland. So waren selbst die Gutachter des Umweltbundesamtes bei der Beurteilung der Giftigkeit der eingesetzten Stoffe auf freiwillige Auskünfte von Herstellern angewiesen.

Ohne Offenheit in dieser Frage werden die verstockten Kritiker sich nicht umstimmen lassen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.08.2022 um 22.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49568

Ob die Dunkelziffer die nachweislichen Fälle einschließt oder nicht, scheint mir ein ähnliches Problem zu sein, wie das, ob 5mal größer die 5- oder die 6fache Größe bedeutet. Während ich bei letzterem die 5fache Größe aber eher als sprachlogischen Fehler ansehe, scheint die Dunkelziffer nicht so eindeutig definiert zu sein.

Wenn die Anzahl der unbekannten Fälle im dunkeln liegt, liegt ja die Gesamtzahl aller Fälle genauso im dunkeln.

Wikipedia zählt zwar nur die unbekannten Fälle zur Dunkelziffer, aber wie das Beispiel von Herrn Metz zeigt, wird praktisch oft (m. E. in der Mehrzahl der Fälle) ein Faktor für die Dunkelziffer angegeben, der dann logischerweise nur die Gesamtzahl meinen kann.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.08.2022 um 22.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49540

»Corona-Dunkelziffer laut Amtsärzten etwa zwei- bis dreimal so hoch wie offiziell angegeben« (spiegel.de)

Soweit ich weiß, gibt es keine offiziellen Angaben zur Dunkelziffer, es sei denn, man verstünde darunter allgemeine Aussagen des RKI zum Faktor, um den man die offiziellen Fallzahlen mutmaßlich erhöhen muß, um einen Eindruck vom tatsächlichen Umfang des Infektionsgeschehens zu bekommen. Vielmehr soll hier wohl die geschätzte tatsächliche Zahl der Infektionen mit der Zahl der offiziell erfaßten Infektionen verglichen werden, sprich: offiziell 100 entspricht tatsächlich 200 bis 300. Dann aber wäre auch das Wort Dunkelziffer hier nicht richtig gewählt. Jedenfalls verstehe ich unter der Dunkelziffer die Zahl der unentdeckten, jedenfalls offiziell nicht erfaßten Fälle und nicht die Summe aus erfaßten und nicht erfaßten. Oder übersehe ich etwas?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2022 um 07.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49491

„Etwa 50 000 Menschen kommen jedes Jahr nur deshalb ins Gefängnis, weil sie eine Geldstrafe nicht bezahlen können.“ Das stimmt nicht, es geht auch ums Wollen. Man kann die Strafe abarbeiten. Abgesehen davon: Jeder vierte sitzt wegen Schwarzfahren ein. Das ist natürlich absurd. Wenn demnächst der ÖPNV gratis angeboten wird, fallen diese Häftlinge fort, und der Staat spart an ihrem Unterhalt ein Vielfaches dessen, was die Verkehrsunternehmen an Einnahmen verloren haben. Die Haftstrafen sind also kriminalpolitisch und ökonomisch sinnlos. Aber fiat iustitia!
Das Schwarzfahren ist umgekehrt proportional mit dem Wohlstand der Regionen korreliert. Hier in Erlangen fährt natürlich niemand schwarz. Was tun mit dem vielen Geld? Vielleicht bauen? Von Bekannten höre ich, daß sie gern bauen würden und auch bereit sind, die Mehrkosten für vorgeschriebene Solaranlagen zu tragen. Weil aber aus dem gleichen Grund keine Handwerker zu finden sind, unterbleibt der Bau.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.07.2022 um 18.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49476

Für Juni hatte ich mir eine 9-Euro-Fahrkarte gekauft. Beinahe voreilig, denn ich hatte noch gar keine Fahrt geplant. Dann habe ich sie aber doch im Fahrradurlaub im Erzgebirge genau einmal benutzt, für die Fichtelbergbahn, und damit ungefähr 6€ gespart.
Für Juli hab ich noch keine.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.07.2022 um 12.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49474

Die designierte Präsidentin Indiens, Draupadi Murmu, wird den "indigenen" Völkern Indiens zugerechnet. Dazu muß man aber sagen, daß dieser Begriff hier etwas anderes bedeutet als in typischen Kolonialgebieten wie etwa den USA oder Australien.
Wenn es heißt, gut 100 Mill. Einwohner in rund 700 Gruppen gehörten dazu, dann sind offenbar die Drawiden nicht mitgerechnet, obwohl die für die eingewanderten Indogermanen auch indigen waren (wie dann diese Inder für die Engländer...).
Wie lange muß man in Indien gelebt haben, um als indigen zu gelten? Die Drawiden 8000 Jahre, die Indogermanen 3000... Nach diesem Maßstab wären die Griechen in Griechenland nicht indigen.

In Indien wird alles überlagert durch das Kastenwesen. Die Inder selbst sprechen von "scheduled tribes and castes", womit bestimmte politische Programme verbunden sind.

Das alles paßt nicht zu unserem europäischen Bild von Ureinwohner und Eroberer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.07.2022 um 11.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49473

Die SZ nennt das 9-Euro-Ticket eine Erfolgsgeschichte. Möglicherweise haben einige Autofahrer immer wieder mal das Auto stehen gelassen und sind mit der Bahn gefahren. Wenn das Benzin so teuer ist und die Bahn praktisch nichts kostet, wäre das sehr verständlich. Aber irgend jemand zahlt doch, das sind hier die normalen Bahnkunden (ich darf gar nicht sagen, was wir für die Fahrt nach Juist zahlen – man könnte uns für verrückt halten, daß wir nicht nach Malle fliegen) oder eben der Steuerzahler. Auf anderer Leute Kosten zu fahren ist rational. Aber ist auch eine Wirtschaft, die dazu einlädt, rational?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.07.2022 um 10.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49471

Nachtrag zu den "Sonnenflecken" auf dem Waldboden: Aus einer Sendung des DLF, in der diese Erscheinung sehr schön erklärt wurde, erfahre ich, daß die Flecken "Sonnentaler" genannt werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.07.2022 um 04.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49459

"Ertragslos" ist sicher übertrieben, aber ich weiß natürlich, daß die drei großen Verbraucher – Herd, Spülmaschine und Waschmaschine - wohl nicht ohne Netzstrom auskommen werden. Immerhin laufen sie nicht die ganze Zeit. Die Beleuchtung ist auf LED umgestellt, Fernseher haben wir nicht, das Notebook verbraucht nicht viel, die Ölheizung (an der wir vorläufig nichts ändern können, manche haben aber schon Wärmepumpen) braucht ständig etwas Strom... Ich habe auch nichts dagegen, bei 19 Grad den Habeckschen Pullover überzuziehen. Das Dach haben wir auch dämmen lassen, die wenigen Außenwände unseres schmalbrüstigen Häuschens lohnen sich nicht. Ich wollte nur sagen, daß uns die Idee des Energiesparens durchaus einleuchtet. Ich habe auch den Eindruck, daß die meisten Menschen den wohlfeilen Spott über Energiesparratschläge nicht teilen.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 19.07.2022 um 23.08 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49458

Es könnte gerade reichen, beim Strom autark zu werden.
Im Ernst? Haben Sie tatsächlich einen Batteriespeicher in der Kapazität mitgeplant, die erforderlich ist, um einen Teil der Sommer-Ernte in die drei praktisch ertragslosen Wintermonate zu übertragen?

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2022 um 15.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49455

Wenn sich allerdings die Rechtsradikalen eifrig genug hinter die Laufzeitverlängerung klemmen, dann kann sie nicht beschlossen werden.

Ich bin natürlich gegen die Kernkraft, aber ich finde, ein paar Monate länger laufen lassen macht den Kohl nicht fett bzw. den fetten Kohl nicht magerer. Das unlösbare Problem der Endlagerung bleibt das gleiche. Die noch laufenden drei Dinger werden wohl in der Restzeit nicht duchbrennen, und abgeschrieben sind sie auch längst, die Subventionen sind eh futsch.

Die wenigen AKWs, die einige Staaten planen oder bauen, werden meiner Ansicht nach größtenteils niemals ans Netz gehen.

Unsere Nachbarn haben sich gerade Solarzellen aufs Dach setzen lassen, und wir haben das auch vor. Es könnte gerade reichen, beim Strom autark zu werden. Das Problem ist nur, daß die Handwerksbetriebe völlig ausgelastet sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2022 um 14.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49453

Mindestens ein AKW bleibt sowieso in Betrieb, und ein Tempolimit kommt sowieso, aber in der Koalition machen sie beides zum Gegenstand eines gesichtswahrenden Kuhhandels. In beiden Fällen könnten objektive Kriterien gefunden werden (Leibniz: „Calculemus!“), so daß ein Aushandeln unangebracht scheint. Aber so denken Politiker nicht. Schon die Rechtschreibreform und das Gendern kann man eigentlich nicht „wollen“ – es klingt ja fast wie „Nieder mit der Schwerkraft!“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2022 um 13.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49452

Ja, wenn es um das Abzählen von Objekten geht – das ist ein Zuordnen zur auswendig gelernten Zahlenfolge.

(Hoffentlich liest gerade kein Mathematiker mit!)

Die erwähnten Sprachfunktionen fehlen übrigens ebenfalls in den gängigen Kommunikationsmodellen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.07.2022 um 07.18 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49449

Ist Zählen nicht auch eine Art Abzählreim?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2022 um 06.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49447

Mit 5 sind die Enkelkinder alt genug, um in die Graphentheorie eingeführt zu werden:
https://de.wikipedia.org/wiki/Haus_vom_Nikolaus (auch ein bißchen zum Staunen für Erwachsene).
Das kann in der Eisenbahn geschehen oder auch am Strand im feuchten Sand.

„Begleitet wird das Zeichnen mit dem simultan gesprochenen Reim aus acht Silben: „Das ist das Haus vom Ni-ko-laus.“ (Wikipedia)
Die Rolle der Sprache ist ähnlich wie bei Abzählreimen: Zuordnung zu einer Folge von acht Silben. Die Kindern brauchen weder zu zählen noch zu rechnen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2022 um 04.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49444

In den Wikipedia-Artikeln über die großen Tageszeitungen wird WELT und BILD eine viel größere Zahl von Lesern im Verhältnis zu den Käufern zugeschrieben als bei den anderen Zeitungen. Abgerundet:

WELT 8:1
BILD 7:1
SZ 4:1
FAZ 2,5:1

Kann das stimmen, oder ist es nur gut fürs Anzeigengeschäft?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 17.07.2022 um 23.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49439

Über eine Ferienwohnung heißt es auf der Website des Anbieters:

»Die Wohnung kostet 50-100 Euro pro Übernachtung für 2 Personen (je nach Saison) und Anzahl der Personen.«

»Anzahl der Personen« ergibt nur einen Sinn, wenn man sich »je nach« dazudenkt, was wiederum widersinnig wäre, da ja die Personenzahl mit »2 Personen« schon vorgegeben ist.

Wenn ich mein Weltwissen nicht mutwillig ausblende, verstehe ich den Text so:

Der Mietpreis für die Ferienwohnung richtet sich nach der Personenzahl und der Saison. Beispielsweise kostet die Buchung für 2 Personen pro Übernachtung, je nach Saison, zwischen 50 und 100 Euro (vermutlich in der Nebensaison 50 Euro, in der Hauptsaison 100 Euro, in einer eventuell vorhandenen Zwischensaison einen Betrag dazwischen). Bei einer Belegung mit 3 oder 4 Personen (die Wohnung wird für bis zu 4 Personen vermietet) muß man sich jedenfalls auf höhere Preise als die genannten einstellen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.07.2022 um 21.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49425

Die genauen physikalischen Zusammenhänge verstehe ich auch nicht, aber die Expansion des Weltalls (Ausdehnung der leeren Zwischenräume) soll mit höherer als Lichtgeschwindigkeit erfolgen. Die Lichtgeschwindigkeit, so die Theorie, sei nur die Grenzgeschwindigkeit für Materie, nicht für den Raum. Das Licht läuft sozusagen der Raumausdehung hinterher. Soweit mein laienhafter Versuch. Ich hoffe, jemand anders kann es noch fundierter erklären.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2022 um 18.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49424

Mal eine laienhafte Frage zu den schönen, wenn auch gefälschten Fotos vom Webb-Teleskop:

Wie kann das Licht von den entferntesten Himmelskörpern 14 Mrd. Jahre unterwegs gewesen sein, wenn doch das Weltall vor 14 Mrd. Jahren noch gar nicht so groß war, sondern seither erst so stark expandiert ist? Zuerst soll doch alles in einer "Singularität" beisammen gewesen sein, was man zwar nicht recht versteht, aber Entfernungen von 14 Mrd. Jahren hat es darin doch bestimmt nicht gegeben.

Wahrscheinlich ist die Antwort ganz einfach – oder so schwer, daß ich sie nicht verstehe. Trotzdem schon mal vielen Dank!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2022 um 18.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49423

Verkehrsunternehmen schlagen 69-Euro-Fahrschein ab September vor

9 Euro – 69 Euro ... Ist es nicht komisch, daß sogar hier der uralte psychologische Trick mit der 9 angewendet wird? Während die Einzelhändler immerhin noch ein scharfe Kalkulation suggerieren, kommt das doch hier, wie jeder weiß, gar nicht Betracht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2022 um 16.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49422

Die SZ (15.7.22, Wirtschaft) analysiert den trostlosen Zustand der französischen Atomkraftwerke und der ganzen EDF, die zur Energie-Krise beitragen, statt sie zu mildern. Der Staat will den restlichen Anteil der Aktien übernehmen, d. h. der Steuerzahler muß noch mehr zahlen, um die Illusion des sicheren und billigen Atomstroms aufrechtzuerhalten – kurz nachdem Frankreich das Ökosiegel für Atomkraft in der EU durchgesetzt hat
Die Lektüre sei den Milchmädchen in der deutschen Energiedebatte empfohlen.

Anderes Thema: Die Statistiker machen sich jetzt über eine Berechnung der Wohlfahrtsverbände her, wonach 13,8 Mill. Einwohner Deutschlands arm seien. Ich brauche die Fehler dieser Milchmädchen nicht zu erwähnen, das gleiche Schauspiel wird ja jedes Jahr aufgeführt. Je mehr Arme der Wohlfahrtsbericht nachweist, desto wichtiger werden die Wohlfahrtsverbände – das erklärt alles.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2022 um 05.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49411

Ganz Schlaue kritisieren das neue Webb-Teleskop, weil es bei Kosten von fast 10 Mrd. noch nicht einmal die richtigen Farben zeigt.

Da ist sogar was dran: Da es sich um Infrarotbilder handelt, könnte man eigentlich gar nichts sehen, wenn die Darstellung nicht in Falschfarben umgerechnet wäre.

Die schönen Bilder, die sich allerdings von den Hubble-Fotos nicht so sehr unterscheiden, sind sowieso nur fürs breite Publikum und die Steuerzahler gedacht. Was die Astronomen wirklich interessiert, ist nicht sichtbar.

Dazu paßt die Bemerkung einer Astronomin, die jüngst an ein MPI berufen worden ist: sie blicke selten oder nie durch ein Fernrohr und kenne sich am Nachthimmel nicht aus.

Der 39-Meter-Spiegel, den die Europäer gerade bauen, ist viel billiger als Webb und wird in einigen Jahren durch eine tolle Auflösung erfreuen. In beiden Fällen atemberaubende Technik. Die ferngesteuerte Herrichtung von "Webb" hätte an Hunderten von Stellen schiefgehen können, ist aber anscheinend fehlerfrei gelungen. Um so dümmer scheint, was die Erdenwürmer sonst so anstellen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.07.2022 um 13.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49399

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#39621

Im Zitat aus Wikipedia wird auch Gummitwist erwähnt. Das scheint es auch auf der ganzen Welt zu geben, auch wenn es naturgemäß nicht so alt sein kann wie Himmel und Hölle. Irre ich mich, oder ist auch Gummitwist etwas für Mädchen.

Zu Hüppekästchen vermerkt Wikipedia ganz richtig:

"Die Regeln variieren von Land zu Land, von Stadt zu Stadt, ja sogar von Schule zu Schule. Sie sind meist mündlich überliefert und werden verändert und neu erfunden."

Schon das ist unmännlich. Auch Piaget hat gezeigt, daß Regeln nicht ständig geändert werden dürfen – wenn Männer das Sagen haben. Aber so sind die Mädchen.

Gestern war hier wie jedes Jahr etwas Festliches mit Pferden. Alle mit schneeweißen Satteldecken, und die jungen Reiterinnen hatten sich auch feingemacht. Es waren nur Mädchen dabei. Dabei gibt es sicher keine Regeln, die Jungen ausschließen, aber so hat es sich ergeben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.07.2022 um 05.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49367

Es trifft zu, daß auch Clark unablässig vergleicht. Etwas "erinnert" ihn an etwas, z. B. Putins Erklärung zur Nichtexistenz der Ukraine an eine Erklärung von Nikolaus I. zur Walachei usw. Er kommt zu sehr ähnlichen Ergebnissen wie andere Beobachter. Was soll also die Polemik gegen Leute, die das Vergleichen angeblich als Gleichsetzen betreiben? Das tut doch niemand.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 02.07.2022 um 11.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49366

Zu Clark: Die Erkenntnis, daß es nur partielle Ähnlichkeiten gibt, ist ja das Ergebnis eines Vergleichs, den er selbst zuvor angestellt haben muß. An anderer Stelle war hier schon die Rede davon, daß zwischen Vergleich und Gleichsetzung oft kein Unterschied gemacht wird (teilweise mutwillig, um einen Vergleich zu skandalisieren). Auch im WELT-Interview vom 20.5.22 (https://www.welt.de/politik/deutschland/article238864911/Putin-ist-kein-Hitler-sagt-der-Historiker-Christopher-Clark.html) geht es um Parallelen, zunächst zu 1914. Auf die Frage »Ist die Analogie vielleicht gar nicht der Erste Weltkrieg, sondern der Zweite Weltkrieg, als ein zu allem entschlossener Aggressor immer weiterging?« antwortet Clark: »Ich verstehe, warum die Leute diesen Vergleich bringen, aber ich bin da skeptisch. Hinter diesem Vergleich steckt die Gleichung Putin gleich Hitler. Das führt immer in die Sackgasse. Putin ist kein Hitler. Er will keine Bevölkerungsgruppe ausmerzen. Die Behauptung, er würde in der Ukraine Genozid verüben, ist schlicht falsch. Seine Streitkräfte begehen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, aber keinen Genozid. Ich würde dafür plädieren, dass wir die Sache ein wenig differenzierter und mit kühlem Kopf beurteilen.«
(Ich würde hier übrigens »weiter ging« schreiben.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.07.2022 um 09.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49365

Das kann man auch nicht, und die international bereits vorliegenden Studien scheinen nicht ausgewertet worden zu sein. Die Gruppe regt Untersuchungen an, die sie eigentlich selbst hätte durchführen sollen, aber aus den genannten Gründen nicht konnte. Nachdem vor Wochen bereits erschreckende Einzelheiten über den Inhalt durchgesickert waren, hat die Gruppe offensichtlich Änderungen vorgenommen, um das Schlimmste zu verhüten. Es bleibt aber Stückwerk, mit dem niemand etwas anfangen kann.

Auch Kritiker der Gruppe geben zu, daß Lockdowns schlimme "psychosoziale Folgen" hervorgerufen haben, aber richtig untersucht ist auch das nicht. Fragebögen, die man Kindern und Eltern vorlegt, sind ein sehr unzuverlässiges Mittel. Auch lassen sich Mißstände des deutschen Schulwesens, die schon vor der Pandemie herrschten, vom medial gesteuerten Unbehagen während und nach den Schulschließungen usw. nicht sauber trennen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 02.07.2022 um 08.51 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49363

Mich würde mal interessieren, wieviele Kontakte so ein Lockdown überhaupt verhindert. Im Sinne des Infektionsschutzes müßte sich eigentlich jeder für ein paar Wochen mit Konservendosen und einem Eimerchen (zum "Austreten") ins Zimmer einschließen und niemandem nahekommen.

Tatsächlich wurden aber nur der Zugang zu einem Teil der öffentlichen Gebäude (Läden, Dienstleister, Schulen, Kindergärten, Behörden) geschlossen. Manche gingen nicht mehr zur Arbeit.

Wahrscheinlich wurden Kontaktnetzwerke nicht nur unterbrochen, sondern auch neu gebildet. Die Menschen haben sich wohl engräumiger bewegt, dafür aber auf neue Weise "durchmischt", z.B. mehr Kontakte mit Nachbarn gesucht. Es muß unheimlich komplex sein, so etwas zu modellieren. Die Unsicherheitsbereiche dürften recht groß sein.

Ich verstehe auch nicht, wie man die Maßnahmen getrennt evaluieren kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.07.2022 um 07.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49362

Der Historiker Christopher Clark warnt vor Vergleichen zwischen Hitler und Putin, „weil die Ähnlichkeiten nur partiell seien“ (SZ 2.7.22). Das überrascht mich. Ich dachte, Putin und Hitler seien identisch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.07.2022 um 04.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49357

Wenn man weiß, wer das Gutachten geschrieben hat, braucht man es nicht zu lesen. Interessant ist allenfalls, wie es die Springerpresse deutet: Corona-Klatsche für „Team Vorsicht“ und Ohrfeige für Lauterbach usw., also ganz so wie die Rechtsradikalen bei Tichy, natürlich auch Kubicki und Freunde.

Wie Drosten mit Recht sagte, hatte das Team um Streeck in keiner Hinsicht die Ressourcen (Zeit, Mittel, Personen), um ein so großes Thema gründlich zu bearbeiten. Man kann hinzufügen: den Willen. Immerhin hat Laschets Streeck nun doch noch seinen großen Auftritt.

Nach einer Untersuchung der Universität London (und zwar nicht von "Juristinnen und Juristen"!) haben die Corona-Maßnahmen im Jahre 2021 fast 20 Mill. Menschenleben gerettet. Selbst wenn es nur die Hälfte oder ein Viertel gewesen wäre (aber ich habe keinen Anlaß zu solchen Zweifeln), hätten sie sich gelohnt.

Zu den (hierzulande sehr zahmen) "Lockdowns" sollte man nicht vergessen, daß es anfangs keine Impfung gab und die Politik manches versuchen mußte, was sich hinterher vielleicht als übertrieben herausstellte. Ich wundere mich nicht nur bei dieser Gelegenheit, wie schnell die Leute vergessen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.07.2022 um 23.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49356

Hendrik Streeck heute vor der Presse: »Lockdowns wirken eben auch nur, wenn der Mensch mitmacht. Je länger ein Lockdown dauert und je weniger Menschen bereit sind, die Maßnahmen mitzutragen – das haben einige Studien gezeigt –, desto geringer ist der Effekt.« Maßnahmen wirken also nur, solange sie durchgeführt werden. Und für diese banale Erkenntnis braucht man Studien?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2022 um 11.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49313

Skandal! Separatorenfleisch in Wurst!

Abgesehen von einem Verstoß gegen Kennzeichnungspflichten kann ich nichts Anstößiges erkennen. Wurst hat doch den Zweck, alles vom Schlachtvieh zu verwerten, was sich nicht als Braten usw. eignet. Das muß man eigentlich gutheißen. Wir nagen doch auch den letzten Hühnerknochen ab, daran ist nichts Schlechtes.
Schlimm genug, daß hierzulande kaum noch Innereien zu sehen sind, das wandert alles ins Tierfutter. In Österreich gibt es Beuscherl, in Frankreich Tripes, in England Trotters...

Wir essen zwar so gut wie keine Wurst, aber einmal im Jahr werden uns Weißwürscht serviert. Ich will gar nicht wissen, was da drin ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.06.2022 um 17.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49291

Querdenker Buschmann (FDP) fordert Beweise für den Nutzen von Masken. Im Sommer 2022 etwas überraschend. Das Eigentümliche an Beweisen ist allerdings, daß man immer sagen kann: Das genügt mir nicht, wir brauchen weitere Studien. Im Zweifel für die Freiheit!
Es gibt zahllose Studien wie diese: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7883189/
– aber natürlich findet sich immer wieder mal jemand, der etwas anderes behauptet und nachweist. Nur sind eben nicht alle Quellen gleichwertig, das wissen die Merchants of doubt auch. Buschmann selbst hat ja gesagt, daß er und seine Leute die Frage besprechen wollen, wenn alle (!) Gutachten vorliegen. Man könnte sich die Gutachten auch sparen, weil die Politik sowieso ihre eigenen Wege geht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.06.2022 um 11.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49181

Wenn ich mich recht erinnere, geht in „Bleak House“ von Charles Dickens ein Rechtsstreit, an dessen Ursprung sich niemand mehr erinnern kann, so lange, bis alle Vermögenswerte in Anwalts- und Gerichtskosten aufgegangen sind. Daran muß ich denken, wenn ich wieder mal lese, wie sich Prominente aus dem Schaugeschäft in Amerika gegenseitig fertigmachen und am Ende auch ein paar Milliönchen zahlen müssen, hauptsächlich aber, was gar nicht erwähnt wird, die Anwälte profitieren. Das Muster bleibt immer gleich, aber die Leute lernen nichts daraus.

Dazu: „Stella Liebeck bekam im Jahr 1994 von einem Gericht in New Mexico zunächst 2,9 Millionen Dollar zugesprochen, weil sie Verbrennungen dritten Grades erlitten hatte, als sie auf dem Beifahrersitz versuchte, Milch und Zucker in den Becher zu kippen, den sie zwischen ihren Beinen platziert hatte.“
Reicht die Energie in einem Becher Kaffee, der immerhin schon den Weg zwischen die Beine der Person zurückgelegt und damit etwas von seinen 85° C verloren hat, überhaupt aus, eine solche Tiefenverbrennung (nach deutscher Definition) auszulösen? Immerhin wurde die Frau weltberühmt: https://de.wikipedia.org/wiki/Stella_Liebeck – Der Eintrag versucht einiges zurechtzurücken und erweitert unsere Kenntnis vom amerikanischen Rechtswesen. Weitere Fälle unter https://en.wikipedia.org/wiki/Liebeck_v._McDonald%27s_Restaurants.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.05.2022 um 07.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49132

Das Durcheinander, auch „Chaos“ genannt, das die Deutsche Bahn auf Wunsch des Bundestags in den drei Sommermonaten mit dem Neun-Euro-Ticket anrichten will, kostet den Bund 2,5 Mrd., und die Länder verlangen weitere 1,5 Mrd. Zugleich verzichtet die Regierung auf einen Teil der Benzinsteuer, die sie um 30 Cent senken will, damit wieder mehr Auto gefahren wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.05.2022 um 05.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49122

Nach jeder Wahl machen die Volksverdummer ihre bekannte Milchmädchenrechnung auf, um den Erfolg der Erfolgreichen zu relativieren. So auch bedient auch jetzt wieder „Tichy“ die Analphabeten:
In der Sendung zur Wahl in Nordrhein-Westfalen kommt der größte Wählerblock gar nicht vor. 44 Prozent Nichtwähler. Der mit Abstand größte Block bei der Wahl in Nordrhein-Westfalen wird bei Anne Will nicht einmal erwähnt. Diese 44 Prozent relativieren alles. Rechnet man sie mit ein, haben die Spitzenkandidaten von CDU und SPD zusammen keine Mehrheit der Wähler erreicht. Berücksichtigt man die Nichtwähler, haben die Grünen gut 10 Prozent der Wahlberechtigten geholt und damit eben kein eindeutiges Wählervotum.
Was diese Rechnung für die AfD bedeutet, wird vorsichtshalber gar nicht erwähnt: sie wäre mit ungefähr 3 Prozent draußen! Es ist eben nicht so, daß die Nichtwähler ebenfalls abgestimmt haben, nämlich gegen die tatsächlich Gewählten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.05.2022 um 05.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49121

Das 9-Euro-Ticket ist wieder einmal so eine exzessive Aktion, die zu vielen unvorhergesehenen, wenn auch vorhersehbaren Engpässen führen dürfte – statt einer allgemeinen Verbilligung (und Vereinfachung) des Bahnreisens.
Wir haben schon (nach dem Verfallen der Reservierung, wie so oft) neben Passagieren im Gang gestanden, die die gleiche Reise wie wir zu einem Zehntel des Preises ergattert hatten, irgendwelche Schnäppchen, von denen unsere netten Schalterbediensteten anscheinend nichts gewußt hatten. Oft treiben die Sonderangebote die Begünstigten genau in die Züge, die ohnehin überfüllt sind. (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#40701) Wir haben mehrmals erlebt, daß der Lokführer sich weigerte weiterzufahren, wenn nicht einige Fahrgäste freiwillig wieder ausstiegen. Außerdem fallen ja regelmäßig Waggons aus oder werden so umgestellt, daß die Reservierungen verfallen (das war bei den meisten Reisen in den letzten zwanzig Jahren der Fall; wir sind nur ganz selten planmäßig ans Ziel gekommen, mußten manchmal im Hotel übernachten, weil die Nordseefähre nicht erreicht wurde usw. – unsere autofahrenden Kinder und anderen Verwandten hören uns gern davon erzählen, aber das ist ja nicht der eigentliche Zweck des Reisens).
Der Verkehrsminister (der Bock als Gärtner, wie in diesem Ressort üblich) brüstet sich mit seinem Werbegag (auch noch als Kompensation für die künstliche Verbilligung des Benzins ausgegeben!), und mit den Folgen können sich die Unternehmen, die Länder usw. herumschlagen. Zynisch kann man auch die Begründung finden, damit den Geschmack am Bahnfahren wecken zu wollen.
Die groteske Ermäßigung auf 9 Euro liegt so nahe bei Null, daß man erwägen könnte, das Bahnreisen gleich ganz gratis anzubieten und damit auch die verbleibenden Kosten für den Verkauf der 9-Euro-Tickets einzusparen. Was kostet es, wenn es gratis ist? Diese alte Frage gerät zur Zeit in den Mittelpunkt der Diskussion, und so könnte Wissmanns unsinnige Aktion noch scheitern.
 
 

Kommentar von , verfaßt am 13.05.2022 um 05.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49098


 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 12.05.2022 um 17.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49097

https://blog.gwup.net/2022/05/07/die-schock-studie-der-charitezu-corona-impfschaeden-viel-laerm-um-wenig/?fbclid=IwAR2KFataTiV14esCMz6IguM1wJBLbqGH8K7B-0rMcTQ-pD7UsrlpepXIQNk
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.05.2022 um 06.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49094

Jener Berliner Professor, der enorm hohe Zahlen von schweren Impfnebenwirkungen verbreitet, wird in den Medien immer der Charité zugeordnet, aber nur ganz selten als Inhaber einer Stiftungsprofessur für Anthroposophische Medizin identifiziert. (Er scheint sich die Narrenfreiheit der Anthroposophen zu eigen gemacht zu haben, aber darauf sind die Fachleute schon eingegangen.) Für unsere Querdenker wird er automatisch zur unanfechtbaren Autorität.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2022 um 06.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49077

Die Schokolade ist gut. Die Innenseite der Verpackung ist mit allerlei Öko-Schmus und Menschenrechtlichem bedruckt, dazu passen dilettantische Zeichnungen. Der Nutri-Score steht auf Alarm (E). Schon recht, aber ich habe ohnehin nicht vor, Schokolade zu meinem Grundnahrungsmittel zu machen. Jeder dürfte wissen, daß Süßigkeiten die Ausnahme bleiben müssen. Die Kennzeichnung dürfte kaum dazu führen, daß auch nur ein Stück Schokolade weniger verzehrt wird, und das wäre ja auch nicht einmal wünschenswert im Sinne der peruanischen Kleinbauern. Der Ansatz ist untadelig, aber wie ist es mit der Wirkung? Wenn der Aufdruck das Verhalten nicht beeinflußt, kann er wegbleiben bzw. zurück in die Lehrbücher.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2022 um 07.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49046

Volkov verzichtet darauf, das Bild der Juden in der realistischen Literatur des 19. Jahrhunderts zu umreißen – dabei haben die Bestseller von Wilhelm Raabe („Der Hungerpastor“) und Gustav Freytag („Soll und Haben“) eine kaum zu unterschätzende, generationenlange Wirkung auf die antisemitische Selbstkonstituierung des deutschen Bürgertums ausgeübt. (Gustav Seibt, SZ 3.5.22)

Vielleicht, vielleicht auch nicht – Seibt weiß es so wenig wie wir. Außerdem wäre die kaum zu unterschätzende eine kaum zu überschätzende Wirkung.

Die antisemitische Selbstkonstituierung des deutschen Bürgertums ist vielleicht ein bißchen hoch gegriffen. Auch in den englischen Romanen des 19. Jahrhunderts kommt übrigens immer wieder „der Jude“ vor, meistens als Geldverleiher und selten positiv.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.05.2022 um 17.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49044

Nachtrag: Bei "nau media Zürich" wird die Quacksalberei auf die Überschrift verkürzt: Vitamin D hat grossen Einfluss auf Krebs
Damit ist der seit Jahren anhaltende Zustand wiederhergestellt: Reine Werbung für Vitamin D. Ich weiß weniger denn je, wer dahinter steckt und wie dieses an sich marginale Thema an die erste Stelle gesundheitsbezogener Meldungen gerückt ist. Irgend jemand muß daran mächtig verdienen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.05.2022 um 15.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49043

Vielleicht sollte ich nicht gleich "sinnlos" sagen, aber ich bin auf "bis zu" schon ein bißchen allergisch. Ist es nicht zumindest sehr trivial, daß etwas nur dann hilft, wenn man es auch verwendet?

Bei einem Auto sagt man ja auch, es verbraucht beispielsweise im Schnitt 8 Liter pro 100km, und nicht "bis zu" 8 Liter, je nachdem, wie oft man es benutzt oder statt dessen mit dem Fahrrad fährt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.05.2022 um 13.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49042

Allein dieses "bis zu" zeigt schon wieder die Unverbindlichkeit der ganzen Aussage. Eine wirklich wissenschaftliche Studie käme zu einem genauen Ergebnis, um wieviel das Krebsrisiko sinkt, und nicht auf irgendwas von Null "bis zu".

Auch ein genaues Ergebnis wäre ja immer nur ein statistischer Wert. Die Angabe "bis zu" ist also wie so oft sinnlos. Für einen einzelnen läßt sich sowieso kein "Risiko" angeben. Was sollte das bedeuten?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.05.2022 um 07.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#49041

3 einfache Dinge reduzieren Krebs-Risiko um bis zu 60 Prozent
(Nämlich Vitamin D, Fischölkapseln und Bewegung.)
Aktuell gebe es jedoch noch keine belastbaren klinischen Studien, die beantworten, inwieweit eine Kombination aus allen dreien Maßnahmen vor Krebs schützt. Diese Forschungslücke will das Team aber so schnell wie möglich schließen. (FOCUS 27.4.22 ebenso in anderen Medien)

Die Behauptung der Titelzeile wird also im Text selbst wieder zurückgenommen. So geschieht es täglich mit den skrupellosen Heilsversprechen und Gesundheitsratschlägen. Es wäre schon ein bedeutender Fortschritt, das Krebsrisiko ein wenig zu senken (wie es der Verzicht aufs Rauchen nachweislich bringt), aber gleich 60%! Wie kommt das bei normalen Lesern an? Falsche Hoffnungen halten sich wahrscheinlich länger als falsche Ängste: Man nimmt lieber ein paar Pillen oder Kapseln, als einfach gar nichts „für die Gesundheit“ zu tun.

An sich nicht so wichtig, aber ich finde es ärgerlich, wie auch mit Nebensächlichkeiten Tag für Tag der Irrationalismus und mathematische Analphabetismus gefördert wird. Kein Wunder, daß Verschwörungserzählungen auf fruchtbaren Boden fallen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2022 um 04.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48990

Dennis Hoey als unterbelichteter, aber umso wichtigtuerischer Inspector Lestrade (https://de.wikipedia.org/wiki/Sherlock_Holmes_(Filmreihe,_1939))
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.04.2022 um 06.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48985

Untersuchungen haben ergeben, daß Hinweistafeln mit den Zahlen der Verkehrstoten an amerikanischen Autobahnen die Unfallgefahr um 4,5 % erhöhen. Das stimmt wahrscheinlich ebenso wenig wie fast alle anderen Untersuchungen, aber man liest es gern.
Welche Psychologie lehrt eigentlich, daß Warnschilder („Rauchen ist tödlich“) die gewünschte Wirkung haben? Absolvieren die Veranstalter nicht nur ein vermeintliches Soll? Das wäre dann wie beim Beten: es befriedigt den Betenden, hilft aber nicht dem Bebeteten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.04.2022 um 16.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48874

In dem Dörfchen Downe verbrachte der 32-jährige Gelehrte die restlichen vier Lebensjahrzehnte. (Ulrich Kutschera: Tatsache Evolution. München 2009:27)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.04.2022 um 18.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48858

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46810

Wie die Medien gerade melden, liegt Deutschland bei den Patentanmeldungen weiterhin hinter den USA an zweiter Stelle, auf die Bevölkerung umgerechnet sogar mit Abstand auf Platz 1.

Der bayerische Grantler und Kulturpessimist Josef Kraus ist also ein weiteres Mal widerlegt. Kürzlich hat er bei Tichy über die Lesefähigkeit usw. der Kinder lamentiert und bei dieser Gelegenheit auch noch einmal die Rechtschreibreform kritisiert (übrigens auf ganz unwichtigen Nebenschauplätzen). Das wäre überzeugender, wenn er sich nicht ohne Not selbst Hals über Kopf der Reformschreibung unterworfen hätte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.04.2022 um 19.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48848

Das ist eine andere Frage, die sachliche. Ich habe ja bloß die kunstreiche Rechnung der Verfasserin zu Ende geführt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 04.04.2022 um 17.56 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48846

Da fehlt ein Wörtchen: 62 Millionen haben sich noch nicht nachweislich infiziert.

Man kann es auch so lesen: Wer bisher gut durchgekommen ist, braucht auch die nächsten Jahre keine besondere Angst zu haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.04.2022 um 15.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48845

Über 21 Millionen Menschen haben sich mittlerweile in Deutschland nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Täglich werden es mehr. Manche Personen trifft die Krankheit sogar schon zum zweiten oder dritten Mal. Doch es gibt immer noch einige Wenige, die sich bislang noch nicht infiziert haben. (nordbayern.de 4.4.22)

Ja, 62 Millionen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.03.2022 um 12.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48784

Jetzt fangen einige wieder zu rechnen an: Im Saarland waren, wie auch sonst oft, die Nichtwähler die „größte Partei“. Das heißt also, etwas mehr als ein Viertel der Wahlberechtigen haben den „strahlenden Sieger“ SPD gewählt. Toll, mit 27% gibt’s jetzt also eine „absolute Mehrheit“!!! Manche haben die Demokratie immer noch nicht verstanden, oder tun jedenfalls so – aber nur wenn es nicht nach ihren Wünschen gegangen ist. Hätte die AfD besser abgeschnitten ...

Wer nicht an der Wahl teilnimmt, wird wunschgemäß bei der Regierungsbildung nicht berücksichtigt. Die AfD hätte bei „richtiger“ Berechnung nur 4 % und wäre nicht einmal ins Parlament gelangt. Sie kann also froh sein, daß es so viele Nichtwähler gab. Aber ob absolut oder nicht: die SPD wäre auch dann Regierungspartei geworden, weil die Vertreter der „stärksten Partei“ durch Nichtexistenz glänzten.

Übrigens sind die „Bürgerlich-Konservativen“ uneins, ob im Saarland die Merkel-CDU oder die Merz-CDU abgestraft wurde.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.03.2022 um 06.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48771

Angelika Slavik schrieb in der SZ vom 16.3.22:

Die Lockerungen sind absolut richtig
...
Das Ende der vom Staat angeordneten Maskenpflicht bedeutet ja kein Maskenverbot. Es heißt nur, dass die Verantwortung für die eigene Gesundheit jetzt wieder bei jedem und jeder Einzelnen liegt. So wie der Umgang mit vielen anderen Risiken auch. Willkommen in der Welt der Erwachsenen: Die Minimierung des allgemeinen Lebensrisikos ist keine staatliche Aufgabe.
...
Deshalb gehört zu einem eigenverantwortlichen Leben nun eben auch die Entscheidung, welche Vorsichtsmaßnahmen jeder treffen will und welche nicht. Das kann nicht dauerhaft die Aufgabe eines Staates sein, der an verantwortungsfähige Bürgerinnen und Bürger glaubt.


Slavik übergeht, daß sowohl Impfungen als auch Masken durchaus auch dem Fremdschutz dienen – entgegen den Behauptungen von Streeck und anderen.

Die FFP-Masken sind, wie OP-Masken, immer unter Verwendung von besonderen, filternden Vliesen hergestellt. Es handelt sich um Gegenstände der persönlichen Schutzausrüstung. Sie haben sowohl Eigen- als auch Fremdschutzeigenschaften, obwohl sie laut Norm nur dem Eigenschutz dienen. (https://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Medizinprodukte/DE/schutzmasken.html)

Aus der unbestrittenen Tatsache, daß die Maßnahmen nicht vollständig vor Infektionen schützen, wird gefolgert, daß sie überhaupt nicht schützen. Aber selbst die Halbierung des Risikos ist einen gewissen Preis wert. Slavik ist Wirtschaftsredakteurin; fast alle Fachleute halten die Lockerung für verfrüht. Das Hohelied von der Eigenverantwortung singt vor allem die FDP/AfD. Lindner lehnt ja auch ein Tempolimit mit der Begründung ab, die Autofahrer würden wegen der hohen Benzinpreise von selbst langsamer fahren. Glauben tut er das wohl selbst nicht. Er glaubt ja auch sicher nicht, daß die staatliche Bewirtschaftung der Benzinpreise der Inbegriff der Marktwirtschaft ist.
Inzwischen ist empirisch nachgewiesen, daß die Leute trotz der hohen Bezinpreise weder weniger noch langsamer fahren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.03.2022 um 08.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48761

Die Inzidenz steigt noch immer an, allerdings etwas leichter: Das RKI gab den Wert am Mittwochmorgen mit 1734,2 an. Am Vortag lag er bei 1.733,4.

Das ist offensichtlich Unsinn und schwächt das Vertrauen in die Angaben. Eher relevant ist die Fortsetzung: Innerhalb eines Tages wurden 329 Todesfälle registriert. Die Lage ist schlimm genug.

Nachtrag: Von ZEIT ONLINE recherchierte Daten zeigen hingegen eine leicht sinkende Inzidenz. Sie beträgt demnach nun 1.925. Gestern lag sie knapp darüber bei 1.932. (ZEIT 26.3.22).

Auch diese Zahlen lassen keine Tendenz erkennen.

Pressefotos zeigen Demonstranten: Gegen Masken – Für Kinder.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.03.2022 um 06.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48752

Bestimmt nutzen viele Unternehmen die Gelegenheit, ihre Preise kräftiger zu erhöhen, als durch die Beschaffungskosten nötig wäre. Es gibt aber anscheinend auch viel Geld im Lande.
In der Gemüseabteilung des Supermarkts (also Rewe, nicht Käfer) wird eine Sorte kleiner Tomaten angeboten, zum Kilopreis von 27,70 €. Es hilft niemandem, wenn ich sie nicht kaufe; als verwöhnter Pensionär könnte ich es mir auch leisten. Moralisch ist es gleichgültig, aber es bereitet mir trotzdem Unbehagen. Woher kommt das? (Die halbwegs normalpreisigen Tomaten schmecken zur Zeit nach gar nichts, aber es gibt ja manches, was man auch im Winter essen kann.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.03.2022 um 05.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48723

Gewisse Beobachtungsdaten (Bewegung von Zwerggalaxien...) lassen sich nicht erklären, wenn man nicht annimmt, daß es eine sehr massereiche, sonst aber nicht beobachtbare, daher "dunkle" Materie gibt. Soweit ich es verstehe (gerade erscheint bei Beck ein kleines Buch von Sibylle Anderl dazu), muß man die geltende Physik durch Zusatzannahmen im Sinne Kuhns zu "retten" versuchen oder zugunsten eines neuen "Paradigmas" aufgeben, das die auf Relativitäts- und Quantentheorie fußende Physik als Sonderfall erklärt wie diese seinerzeit die Newtonsche. Es ist noch nicht abzusehen, wie das aussehen könnte, aber schwierig wird es auf jeden Fall.
Oder beruht das Problem auf Meßfehlern? Das hat man ja auch bei der Expansion des Weltalls erwogen (Rotverschiebung durch Dopplereffekt), aber anscheinend ohne Erfolg.
"Spannend" darf man diese Geschichte schon mal nennen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.03.2022 um 15.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48646

zu http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=144#4215:

Auf jedem der 10,7 Millionen Bürger [der Tschechei] lasteten demnach pro Kopf Staatsschulden von 231.000 Kronen (9.230 Euro).
(Junge Freiheit, 4.3.22, Seite 8)

Fehlt nur leider wieder die Angabe, wie viele Köpfe jeder Tscheche hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.02.2022 um 06.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48579

Bei Tichy feiern sie naturgemäß Björn Lomborg, der mir schon vor einigen Jahren auffiel und inzwischen (mehr noch seine Gemeinde) als "Fall" gilt. Wikipedia gibt einen ganz guten Überblick. Unsere Zeitungen waren auch zunächst ganz angetan, aber inzwischen haben sie sich eines Besseren besonnen. Für die "Klimaskeptiker" (= Dogmatiker) hat er eo ipso recht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.02.2022 um 06.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48565

In seiner Besprechung eines Buches von Karl Heinz Roth (SZ 17.2.22) rechnet Burkhard Müller vor: Wenn die Dunkelziffer der Infizierten sehr viel höher war, dann ist die Todesrate entsprechend niedriger. Je mehr sich (unbemerkt) angesteckt haben, desto harmloser wird die Krankheit. Sollte sich die ganze Bevölkeruung angesteckt haben, wäre Corona völlig unwichtig. Abstand, Maske, Quarantäne, Impfung – alles ganz nett, aber überflüssig. Laßt das Röcheln sein und trauert den verstorbenen Angehörigen nicht nach, ihr schlechten Kopfrechner!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.02.2022 um 16.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48560

Woran kann es denn sonst liegen, wenn nicht an der niedrigeren Steuer? Bekommt Tschechien das Benzin auf dem Weltmarkt günstiger als Deutschland, weil seine Bürger weniger verdienen? Wohl kaum. Vielleicht bekommen die Zwischenhändler in Tschechien auch einen etwas kleineren Anteil, aber im wesentlichen wird wohl die Steuer niedriger sein müssen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.02.2022 um 10.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48559

In Tschechien ist das Benzin billiger. Das liegt aber nicht an einer Steuersenkung, wie „Tichy“ suggeriert. Wenn man die Kaufkraft europaweit vergleicht, ist Energie in Bulgarien am teuersten und in Tschechien immer noch fast doppelt so teuer wie in Deutschland. Durch Überqueren der Grenzen kann man sich das zunutze machen, es ist aber kein Argument gegen die deutsche Politik. („Für immer mehr Bürger wird das Heizen, der Strom oder auch das Tanken schlicht unbezahlbar.“)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.02.2022 um 13.15 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48558

Nach dieser Meldung fällt die ohnehin wackelige Impfpflicht in Österreich.
https://heute.at/s/knaller-am-53-aus-fuer-impfpflicht-alle-g-regeln-weg-100190509
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.02.2022 um 10.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48557

Eine spannende Änderung gibt es bei der einrichtungsbezogenen Impfpflicht. Im ersten Dokument (ist unten verlinkt) hieß es noch, "Beschäftigte in Einrichtungen im Gesundheits- und Pflegebereich müssen ab dem 15. März nachweisen, dass sie geimpft oder genesen sind". Das Datum fehlt in der neuen Variante.
https://kommunal.de/corona-gipfel-beschlussvorlage-februar2022
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.02.2022 um 04.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48540

There is enough information capacity in a single human cell to store the Encyclopedia Britannica, all 30 volumes of it, three or four times over. Some species of the unjustly called ‘primitive’ amoebas have as much information in their DNA as 1.000 Encyclopædia Britannicas. (Richard Dawkins: The blind watchmaker)

Im gleichen Buch bemerkt Dawkins, daß es uns schwerfällt, das sehr Kleine und sehr Große zu erfassen, gewiß eine banale Einsicht, aber doch immer wieder der Grund unseres Staunens. Wir können auch nicht mehr so tun, als seien das zwar Tatsachen, aber doch nur solche, für die sich halt die Eierköpfe interessieren. Spätestens mit den Viren sind sie uns auf den Leib gerückt.

(Encyclopædia Britannicas ist ein merkwürdiger Plural...)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.02.2022 um 19.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48530

Von insgesamt 37 Intensivbetten im Landkreis Aurich sind nach aktuellem Datenstand (12.02.2022 11:19 Uhr) 26 Betten belegt und 11 Betten frei. 4 % der belegten Intensivbetten sind mit COVID-Patienten belegt. (news.de)

Berechne, wie viele Patienten in Intensivbetten liegen (zwei Stellen nach dem Komma sind ausreichend)!
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 12.02.2022 um 11.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48526

Ein eingeflochtenes "wie Studien gezeigt haben" ist mittlerweile ein ziemlich sicheres Indiz für Mumpitz.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.02.2022 um 08.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48525

Einschlägig überzeugte amerikanische Wirtschaftswissenschaftler haben nachgewiesen, daß Lockdowns so gut wie keine Menschenleben retten. Die Metastudie ist sofort als methodisch vollkommen verfehlt und geradezu lächerlich entarvt worden (die FAS berichtet darüber), was aber unsere Patrioten naturgemäß nicht darin hindert, sie für die lautere Wahrheit zu halten. Die Blase jubelt. Im gleichen Aufsatz von Joachim Müller-Jung kann man auch den Niedergang des Peer-Review-Verfahrens nachlesen. Praktisch alle Preprints gehen inzwischen aus dem Verfahren unverändert hervor und in den endgültigen Druck.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.02.2022 um 05.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48524

Ich könnte wetten, daß die von Macron angekündigten neuen AKWs nicht in Betrieb gehen oder gar nicht erst fertiggebaut werden. Bei den heutigen Bauzeiten (Flamanville 3: 19 Jahre oder mehr) werde ich allerdings den Ausgang der Wahl nicht mehr erleben und folglich die gute Vollmilchschokolade nicht mehr genießen können.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.02.2022 um 10.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48522

Wenigstens einen gewissen Hinweis auf die möglichen Todeszahlen bei lockereren Maßnahmen liefern Länder wie Dänemark, Schweden, Finnland u.a.

Die Zahlen sind z.B. in Schweden etwa so hoch wie in Deutschland (bezogen auf gleichgroße Bevölkerungsanteile), obwohl dort niemand eine Maske aufsetzt und niemand in Geschäften oder Gaststätten auf irgendein "G" kontrolliert wird.

Mit "Wir wissen ja nicht, wie viele Tote es sonst geben würde" kann man jede beliebige noch so rigorose und demokratiefeindliche Maßnahme beschließen, denn wenn sie einmal beschlossen ist und gilt, weiß man nie, was wäre, wenn sie nicht gilt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.02.2022 um 08.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48521

Niemand kann sagen, wie viele Tote es täglich geben würde, wenn alle Vorsichtsmaßnahmen aufgehoben würden. Eine Verdoppelung scheint nicht so abwegig, daß man Lauterbach als "Angstminister" bezeichnen muß, wie die rechte Presse es tut.

Übrigens: Die FDP-Bundestagsfraktion will sämtliche geltenden Corona-Schutzmaßnahmen im März beenden. "Am 20. März sollte Deutschland zur Normalität zurückkehren", sagte FDP-Fraktionschef Christian Dürr den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Freitag. (n-tv 11.2.22)

Normalität känn man nicht beschließen.

Daß jährlich 53.000 Menschen wg. Feinstaub vorzeitig sterben, glaube ich nicht. Es wird nicht angegeben, um wieviel sie vorzeitig sterben: Jahre, Minuten? Daß sämtliche Medien dies berichten, ohne sofort rückzufragen, um wieviel, ist ein Skandal, der durch Gewöhnung nicht besser wird.

Vielleicht sterben alle ein bißchen vorzeitig, außer wenn sie verunfallen oder ermordet werden?
Noch schädlicher soll der Abrieb von Autoreifen sein, woran natürlich auch die E-Autos nichts ändern werden.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 07.02.2022 um 22.37 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48493

Was genau müßte verboten werden? Ein Artikel wie dieser?
https://bildderfrau.de/gesundheit/article234506447/Studie-Vitamin-D-Mangel-erhoeht-Risiko-fuer-schwere-Corona-Infektion.html

Oder das Ranking von Google? (Das Ranking ist übrigens personalisiert; es ist nicht gesagt, daß allen Google-News-Nutzern Vitamin-D-Artikel angezeigt werden.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.02.2022 um 18.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48491

Ein weiteres Beispiel aus der seit Jahren andauernden, fast ununterbrochenen Vitamin-D-Werbung bei Google News:

Vitamin D-Mangel erhöht Risiko für schwere Corona-Infektion
(...)
Demnach sei der Vitamin-D-Status ein Indikator dafür, wie schwer eine Corona-Infektion verlaufen könne. Wichtig: Ein Vitamin-D-Mangel wurde aber nicht als Ursache für einen schwereren Verlauf ausgemacht, sondern lediglich ein Zusammenhang hergestellt.
(Bild der Frau 7.2.22)

Warum wird das nicht verboten? Es ist ja kein Versehen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.02.2022 um 13.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48490

Ich denke, kein Volk lebt glücklich in einer Diktatur. Die ich kennengelernt habe (DDR), war schlimm genug, aber es gab und gibt viel schlimmere. Mitte der 70er war ich 2 Wochen bei einer rumänischen Familie zu Besuch. Was ich dort mitbekommen habe, hat mich zu Beginn der Wende, als es überall im Ostblock zu Aufständen kam, zu der Voraussage veranlaßt, mögen sie überall die Regierungen davonjagen, aber Ceaușescu lynchen sie. So ist es dann gekommen. Ich hätte nicht gedacht, daß er so naiv und dumm war, sich erwischen zu lassen.
Wenn ich heute an Nordkorea denke, wird mir auch anders. Die Menschen dort tun mir leid. So etwas hat kein Volk verdient.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.02.2022 um 11.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48489

Wenn es ein Volk gibt, das nicht die Führer hat, die es verdient, sind es die Chinesen. Zwar hat es sie auch nicht eigentlich gewählt, aber das war und ist ja auch anderswo so, daß man nur schwer durchschaut, wie ein Volk in diese Misere hineingeraten konnte.
Der frühere China-Korrespondent der SZ schreibt darüber heute in einem ausgezeichneten Artikel:
„(Chinas) Reservoir an historischen, philosophischen, kreativen und ästhetischen Ressourcen ist so gewaltig, daß einem die Tränen kommen mögen darüber, wie die Kommunistische Partei das mal deckelt und einbetoniert und dann wieder instrumentalisiert und korrumpiert.“ (Kai Strittmatter SZ 7.2.22)
Man denkt hierzulande oft, dieses Gleichschalten der Köpfe im Sinne des Xi-Denkens sei den Chinesen irgendwie gemäßer, als es uns wäre, aber das stimmt überhaupt nicht. Es ist ein Riesenunglück.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.02.2022 um 11.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48488

Nun, ich habe ja auch nicht gesagt, daß der Weise alles still beobachten soll, sondern mich auf einen bestimmten Fall bezogen. Weise, wie ich bin, habe ich zu vielen Dingen nicht geschwiegen.

Was die Wahl des "Führers" betrifft (Sie haben bestimmt meine feinsinnige Wortwahl entschlüsselt), so muß man auch die Rekrutierung des zur Wahl stehenden Personals und noch manches andere bedenken, auch die "Ver-Führung". Habe ich nicht irgendwo "Nachsicht für fehlbare Menschen" verlangt?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.02.2022 um 10.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48487

Dies führt etwas abseits. Hauptsächlich meinte ich, daß es nicht weise ist, nur still zu beobachten.

(Man muß Völker ja nicht beurteilen. Man kann. Über die Wahlen geht das natürlich nur, wo überhaupt gewählt werden kann, also in Demokratien. Das Volk bekommt die Regierung bzw. den "Führer", den es wählt, und den hat es dann auch "verdient". Das ist nur in diesem Zusammenhang etwas ungewöhnlich ausgedrückt.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.02.2022 um 05.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48483

Das würde ja bedeuten, daß jedes Volk (sofern es überhaupt wählen kann) den Führer hat, den es verdient. Das möchte ich denn doch nicht. Überhaupt: Wozu Völker von außen beurteilen?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.02.2022 um 18.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48481

Törichte haben natürlich auch oft das Bedürfnis, sich mitzuteilen. Die Unterscheidung treffen andere. Von außen kann man wohl ein Volk danach beurteilen, wem es mehrheitlich folgt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.02.2022 um 18.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48480

Der Weise sollte nicht mitmachen, diesen oder jenen Fall herauszupicken, er sollte das alles aber auch nicht nur still beobachten. Der Weise teilt mit, was er sieht!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.02.2022 um 06.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48479

Jede Sekunde sterben zwei Menschen. Die Medien greifen diesen oder jenen Fall heraus und hieven ihn in die Schlagzeilen. Die Politiker greifen diesen oder jenen Fall heraus (nicht unbedingt denselben) und reden darüber – oder gerade nicht (Schweigeminute). Der Weise beobachtet es, macht aber nicht mit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.01.2022 um 07.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48387

Ich soll die Welt erklären? Das ist nicht schwer:

Gates, Soros und Schwab sind die Drahtzieher, die mit ihren Milliardenstiftungen die Welt transformieren. Dazu gehört eben auch die Migrationskrise und Corona.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.01.2022 um 16.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48349

Die AfD hat den CDU-Politiker Otte als Kandidaten für das Bundespräsidentenamt nominiert.

Etwas ähnliches hatten wir doch schon mal? Man kann eine Partei spalten, indem man keinen Kandidaten aus den eigenen Reihen aufstellt, sondern aus denen der anderen. Eigentlich ist ja die Erneuerung der CDU angesagt...
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.01.2022 um 20.56 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48302

Herr Gassen segt selbst, daß die niedergelassenen Ärzte natürlich jeden impfen, der es möchte. Er weist nur darauf hin, daß die Ärzte nicht die Gehilfen der Politik sind. Sie haben ein Vertrauensverhältnis zu ihren Patienten und müssen diese beraten und aufklären. Insofern schützt Gassen sie davor, in politische Streitfragen hineingezogen zu werden. Hier ein Interview.
https://youtube.com/watch?v=BoIM-CUpO_I
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.01.2022 um 21.06 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48293

Bußgeld/Zwangsgeld (insbesondere bei Stichprobenkontrollen) würde Skinner wohl eher ablehnen.

Es bleibt abzuwarten, inwieweit die Unternehmung erfolgreich ist. Es könnte auch sein, daß eine Assoziation mit Glücksspiel dem Ansehen der Impfung schadet. Ich selbst habe Gewinnspielen nie etwas abgewinnen können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.01.2022 um 19.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48291

Zur Impflotterie, die Österreich jetzt einführt, vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46592
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.01.2022 um 07.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48286

Deutsche Kassenärzte wollen Impfpflicht nicht umsetzen

Nun, es ist natürlich erst mal wieder Herr Gassen, der sich zu Wort meldet. Impfpflicht bedeutet die Pflicht, sich impfen zu lassen. Dabei werden fast alle Ärzte helfen, wie bisher schon.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.01.2022 um 12.32 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48237

Das heißt, daß alle bis jetzt Ungeimpften ohne Genesenennachweis noch drei Dosen brauchen. Wir wissen nicht einmal, ob die Anpassung der Wirkstoffe erfolgreich sein wird. Und wenn ja, wieviele Dosen davon benötigt werden. Wir wissen auch nicht, wie nachhaltig die bisherigen Boosterungen sein werden, ob sie wirklich die Immunität "verbreitern" oder nur eine allgemeine Reizung des Immunsystems bewirken. Wir kennen die Eigenschaften zukünftiger Varianten nicht.

Wenn das alles anders kommt, als man es sich jetzt so vorstellt, welche politischen Langzeitfolgen hätte es? Welche Folgen für die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft? Befinden wir uns in einem Pokerspiel? Wer nicht wagt, der nicht gewinnt?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.01.2022 um 11.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48236

Ich höre gerade, der Gesundheitsminister möchte drei Impfungen zur Pflicht machen.
Also offenbar kann er nicht bis drei zählen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.01.2022 um 10.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48235

Wir hören immer: „Eine gesunde Ernährung muß man sich leisten können.“ Das ist ungefähr so sinnvoll wie „Nichtrauchen muß man sich leisten können.“ Es ist eine Sache der Bildung (womit nicht unbedingt die akademische gemeint ist).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.01.2022 um 06.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48197

Manchmal gibt es auch Erfreuliches zu berichten, zum Beispiel, daß Corona vorbei ist. Allerdings ist diese Botschaft des jungen Tichy-Mitarbeiters mit der Erweiterung verbunden:

"Die verzweifelten Impfpflicht-Manöver der Regierung können über die neue Situation nicht ewig hinwegtäuschen: Omikron bietet keine Grundlage mehr für freiheitseinschränkende Maßnahmen."

Aber er hat doch zwei Jahre lang vorgerechnet, daß es noch nie einen Grund für irgendwelche Einschränkungen gegeben hat?

In der WELT und anderswo ist man auch erleichtert, daß die Pandemie nun vorbei ist.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 10.01.2022 um 00.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48186

Diese Meldung ist vielleicht auch hier von Interesse: Ein Update des berühmt-berüchtigten Hockeysticks, also eine Rekonstruktion des Klimas der unmittelbaren Vergangenheit bis heute. Hier allerdings bis weit in die letzte Eiszeit, deshalb ist Hockeystick nicht ganz richtig. Inzwischen gibt es viele Rekonstruktionen dieser Art, aber diese ist etwas ungewöhnlich. Hier eine Abbildung:

https://cdn.arstechnica.net/wp-content/uploads/2021/11/Screen-Shot-2021-11-09-at-6.48.24-PM-980x614.png

Dazu zwei Hinweise:
• Es sind auch Emissionsszenarien angehängt, das macht natürlich einen dramatischen Eindruck. Gegenwärtig beträgt der Temperaturanstieg seit Industrialisierung etwa 1,2°C. Die Graphik zeigt, wo die Reise hingehen kann.
• Der letzte Zeitabschnitt ist gestreckt. Man muß sich die Erwärmung der letzten Jahre noch steiler vorstellen.

Hintergrundinformationen in diesem Artikel:
https://arstechnica.com/science/2021/11/scientists-extend-and-straighten-iconic-climate-hockey-stick/

Bisherige Rekonstruktionen zeigen einen zwischenzeitlichen Abkühlungstrend von 4000 v.Chr. bis in die Neuzeit. Die neue Rekonstruktion dagegen einen fast waagerechten Temperaturverlauf. Im Artikel wird das erklärt mit einer neuen Methodik, aus unvollständigen und ungleichmäßig verteilten Proxydaten eine globale Mitteltemperatur berechnen. (Daran zeigt sich natürlich auch die Unsicherheit des ganzen Unterfangens.) Der Temperaturunterschied zwischen der kältesten Phase der Eiszeit und dem nachfolgenden Holozän wird jetzt größer eingeschätzt als bisher (7°C).

Kleine Eiszeit, mittelalterliche Warmphase und andere belegte Klimaveränderungen lassen sich kaum erahnen. Man muß berücksichtigen, daß solche Ereignisse regional begrenzt sind und sich global herausmitteln können.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.01.2022 um 22.33 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48184

Dieses Thema mit den nicht ganz sauberen Tonhöhen könnte auf dem Gebiet der Sprache interessant sein. Man sagt ja, daß Chinesisch eine Sprache mit Tönen sei, aber gilt das nicht auch für manche Register des Deutschen? In einer alten Duden-Grammatik habe ich mal ein Kapitel über Intonationsregeln gesehen, mit Linien für die Tonhöhe – wenn ich das nicht falsch in Erinnerung habe.

Den Kanal Wings of Pegasus habe ich mir nun auch angesehen. Im diesem Video (https://youtube.com/watch?v=0EbqXz-qrV0) spricht er über den Wechsel von Kopf- und Bruststimme und macht dann ab Minute 10 einen kleinen Exkurs zur Sprechstimme, die ja bei erregter Stimmungslage durchaus in eine Art Gesang übergeht. Das führt er auch vor.

Die Frage, ob man Elvis mag oder nicht, hat vielleicht auch damit zu tun, inwieweit man Techniken des Gefühlsausdrucks der gesprochenen Sprache auch für die Musik akzeptiert. Ich bin da nicht besonders belastbar. Rap/Hiphop finde ich meistens ziemlich schrecklich.

Hier auch noch etwas in der Richtung:
https://youtube.com/watch?v=wydFdpyQ9gE

Man findet auch traditionellere Versionen dieses türkischen Liebesliedes. Das Bildmaterial ist natürlich reichlich kitschig, die Musik nur ein bißchen.

Ein großer Teil des musikalischen Geschehens liegt in den "Gefühlsregungen" der Singstimme, die – nicht ganz im Stil von Elvis, aber auch irgendwie diffus – um die Kerntöne rumeiert.

Ich finde es interessant, weil es eine gewisse Ohrwurm-Tauglichkeit hat, trotz der Vierteltöne und der orientalischen Mischung aus Koloratur und Vibrato. Mir zumindest erscheint die musikalische Entwicklung "logisch".

Weiter unten im Thread wurde die Frage gestellt, ob zum Beispiel Inder unseren Gesang als Gejaule empfinden. Mir scheint die Frage wichtiger zu sein, wie ein Stück über den Zeitverlauf konstruiert ist, insbesondere die Art, wie Themen aufeinander aufbauen, die harmonische Entwicklung, die Wiederholungsstrukturen. Man muß nicht weit reisen, damit es fremdartig wird. Was gibt es Furchtbareres als Zwölftonmusik?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.01.2022 um 21.10 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48183

Da hier immer mal die von Energiewende-Gegnern prognostizierten Stromausfälle Thema waren. Der WDR hat auf seiner Instagram-Seite "Klima.neutral" ein paar Sharepics (oder wie man das jetzt nennt) hochgeladen:

https://pbs.twimg.com/media/FIrMWGgWUAAHmto.jpg
https://pbs.twimg.com/media/FIrMWfVWQAcYNYW.jpg

Als Quellen werden sehr klein gedruckt Bundesnetzagentur, CORDIS, BMWi, BBP und BMEL angegeben.

Ich will das gar nicht bewerten. Allerdings ist das Thema Netzausbau tatsächlich sehr wichtig für die Energiewende. Eigentlich bräuchte man einen großen europäischen Verbund, der die einzelnen Wetterlagen überbrücken kann. In Studien wurde schon vor vielen Jahren empfohlen, die norwegischen Wasserkraftwerke zu Pumpspeicherwerken umzubauen, um Europa mit der erforderlichen Speicherkapazität zu versorgen. Man hört viel von Abstandsregelungen bei Windanlagen, aber kaum von Programmen, die das Speicherproblem angehen. Erinnert sich noch jemand an Desertec? Da ging es um die Vernetzung Nordafrikas mit Europa. Was ist da für die Zukunft überhaupt geplant?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.01.2022 um 17.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48181

Mir fällt dazu etwas anderes ein: Vor über 50 Jahren berichtete mir ein bekannter Sprecherzieher, an seinem Institut habe er ein Gerät angeschafft, mit dem man Tonaufnahmen verlangsamt bzw. beschleunigt abspielen könne, ohne daß sich die Tonhöhe veränderte. Ich glaube, er nannte die Summe von 40.000 DM. Das war damals der letzte Schrei.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 09.01.2022 um 14.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48179

Daß Elvis bei dieser Aufnahme nicht perfekt intoniert, trifft zu (aus gutem Grund läßt er viele Töne im Ungewissen verschwinden). Dem Gesamteindruck schadet das nicht, ich würde aber nicht so weit gehen, Presleys besondere Musikalität ausgerechnet in den Defiziten zu verorten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.01.2022 um 07.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48172

Wird für das Balsaholz, das in einigen Windrädern steckt, wirklich der Regenwald in Ecuador abgeholzt, wie die Windkraftgegner behaupten? Die Holzimporteure beteuern, es stamme aus Plantagen. Leider habe ich nichts Genaueres finden können.

Manche machen ja gern die "Grünen" (im weitesten Sinn) für Umweltzerstörung, Hungersnöte usw. verantwortlich. Angeblich fahren sie bevorzugt SUVs und lassen es sich wie die Roten in der Toskana wohlgehen. Da würde es niemanden wundern, wenn sie am Amazonas Brandrodung betrieben, um dann unser schönes Deutschland zu verspargeln.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.01.2022 um 06.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48169

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#41396 usw.

Gestern hatte ja nicht nur Bowie Geburtstag, sondern auch Presley, und deshalb bekam ich den Hinweis auf eine interessante Internetseite zu seinem Vibrato:

https://www.youtube.com/watch?v=4Hv9CkSWZR8

Der junge Mann hat noch weitere Videos gemacht, die man sich ansehen kann.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 07.01.2022 um 22.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48159

https://virchblog.wordpress.com/2020/08/23/die-ffp2-mns-holle/
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 07.01.2022 um 19.59 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48157

Immer wieder mal höre ich, daß man das Aufsetzen von FFP2-Masken dem Laien nicht zumuten könne. Was damit gemeint sein soll, wird natürlich nie erklärt. FFP2-Masken sind inzwischen ein Massenartikel. Meint man vielleicht Masken mit Kopfbändern?

Oder geht es um das richtige Anfassen, so daß man eventuelle Viren nicht auf die Innenseite befördert? Nur ist das im Grundsatz bei allen Masken gleich, und warum soll es bei einfachen OP-Masken keine Rolle spielen?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 07.01.2022 um 19.39 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48156

Es geht doch darum, daß die ganze Bevölkerung artig Maske tragen soll. Warum also bietet man nur das eine Standardmodell? Ein paar findige Leute bauen es sich um mit dem Tacker. Andere entwickeln eine Phobie und nehmen die Maske bei jeder Gelegenheit ab.

So soll es nun gerade nicht sein.

Je mehr Zeit man in virenbelasteten Räumen verbringt, desto wichtiger wird die Dichtigkeit an den Rändern. Meines Erachtens sind die Bauformen mit Kopfband da im Vorteil, nur eben kaum verbreitet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.01.2022 um 15.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48153

Die Druckstellen hinter dem Ohr sind mir schon lästig. Meine Frau baut die Haltebänder um, indem sie sie abschneidet und an einer anderen Stelle wieder antackert. Einfach und empfehlenswert.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 07.01.2022 um 12.36 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48152

Nochmal wegen der Masken: Bei der Filterwirkung des Flieses läßt sich wohl nicht viel herausholen. Aber es kann Probleme mit dem Sitz geben, was die Dichtigkeit beeinflußt. Und mit Druckstellen bei längerem Tragen. Darum wäre es meines Erachtens sinnvoll, eine größere Vielfalt an Bauformen anzubieten.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 07.01.2022 um 11.46 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48151

Das wäre auch noch ein Problem mit dem leidigen R-Wert. Die aktuelle Variante hat eine deutlich kürzere Generationszeit.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.01.2022 um 11.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48150

Beim Nachschlagen bemerke ich, daß ich in #44168 mit einem Zyklus von 10 Tagen gerechnet habe. Inzwischen weiß ich, daß das RKI den R-Wert auf nur 4 Tage bezieht. Bei 35 Zyklen wie in #44168 entspricht das also einer Verdopplung in 140 Tagen statt 350 (falls R so lange gleichbleibt).

Aktuell (zum 7.1.22) soll der R-Wert 1,26 betragen, das sind 3 Zyklen bzw. 12 Tage für eine Verdopplung (bei konstantem R). Fällt er, gibt es kein exponentielles Wachstum mehr, steigt er, dann beschleunigt es sich sogar.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.01.2022 um 09.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48149

Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44064

Die Streecksche Dauerwelle erinnert uns zugleich an selige Zeiten mit ein paar hundert Neuinfektionen.

In den USA, die uns immer voraus sind, führt allein die hohe Zahl inzwischen auch zur Einlieferung von Hunderten von Kindern in die Krankenhäuser.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.01.2022 um 08.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48148

Ich vermisse in letzter Zeit den Ausdruck "fünfte Welle". Beim Sinken der "vierten" wurde die "fünfte Welle" noch eine kurze Zeitlang angekündigt, aber jetzt, wo sie anscheinend da ist und die Zahlen wieder steigen, wird nur noch allgemein von einer (neuen) Welle im Zusammenhang mit Omikron gesprochen. Interessant, daß nach vier mit dem Zählen schon Schluß ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.01.2022 um 07.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48147

Maaßen rechtfertigt seine Impfskepsis und seine Empfehlung des bedenklichen Herrn Bhakdi mit dem Hinweis, er habe selbst als Kind zweimal Inpfschäden erlitten und verdanke zwei Notoperationen, daß er noch am Leben sei. Er habe noch die Narben davon. Abgesehen von der Fragwürdigkeit einer solchen anekdotischen Begründung würde mich interessieren, was für – anscheinend doch tiefgreifende – Operationen das waren, die einen Impfschaden beheben sollten. Ging es um Thrombosen? Nach welchen Impfungen? Um einen anaphylaktischen Schock kann es sich nicht gehandelt haben. Ich kann dazu nichts finden, und die Frage wurde im Zusammenhang mit Maaßen bisher auch nicht gestellt. Ob er sich falsch erinnert oder ihm später etwas Falsches erzählt worden ist? – Aber ich lasse mich gern belehren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.01.2022 um 06.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48146

Ich suche vergeblich nach einer aktualisierten Übersicht, die das allerwichtigste Datum enthält: Wo finden zur Zeit die meisten Ansteckungen statt?

Danach sollten sich die Maßnahmen richten. Und wenn sich herausstellen sollte, daß die meisten Ansteckungen in Kita und Schule stattfinden, man diese aber keinesfalls schließen will, dann sollte man das erstens deutlich sagen und zweitens gleich anschließen, daß wir uns dann eben in anderen Bereichen um so mehr vorsehen müssen. Das würde fast jeder einsehen, und eine klare Linie ist genau das, was wir jetzt brauchen. Es wäre besser, als die Leute durch Einzelbestimmungen gegen sich aufzubringen, die keinen großen Vorteil bringen.

Noch zur Frage der Masken: Wir bestellen die besten erreichbaren und nicht ganz billigen, aber ich glaube, der "Grenznutzen" ist auch hier nicht so groß, daß man die weniger effizienten geringschätzen sollte. Das ist wie mit dem Abstandhalten im Freien.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 06.01.2022 um 14.48 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48139

Auf den Intensivstationen sind alle Hautfarben wieder beisammen. ;-)
Das ist doch inzwischen der (durchaus gerechtfertigte) Hauptvorwurf: Die Nichtgeimpften beanspruchen überproportional das Gesundheitssystem.

Mal sehen, ob man im Eintreiben der Zwangsgelder Rassismus verorten wird. Falls es zur Impfpflicht kommt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2022 um 13.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48137

Ich dachte an den oft beklagten Umstand, daß sie viel unter sich bleiben.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 06.01.2022 um 11.25 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48136

Die Familien sind ohnehin ein unlösbares Problem. Da kommt alles zusammen. Freunde, Ausbildung, Beruf. Familien sind Knotenpunkte, die man eigentlich auftrennen müßte.

Das mit den Migranten habe ich nicht verstanden. Warum sollten sie zum Infektionsgeschehen wenig beitragen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2022 um 10.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48135

Ich will nur auf einen Punkt eingehen: Migranten sind bekanntlich für Impfungen schwer zu erreichen, das wird auch immer wieder gesagt. Andererseits könnten sie aus dem gleichen Grund für die Verbreitung des Virus nicht so bedeutsam sein. Ist das Gegenteil denn sicher?
In unserer Familie macht uns Sorge, daß eines der Enkelkinder unbedingt in die Kita muß, aber dort und in den Schulen finden wohl die meisten Ansteckungen statt und werden in die Familien getragen. Darf man das Kita-Kind überhaupt in die Nähe des gerade geborenen Enkelkindes und seiner Mutter lassen?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 06.01.2022 um 10.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48133

Man könnte das Virus mit besseren Masken vielleicht noch etwas bremsen. Warum z.B. gibt es die, die Lauterbach trägt (3M Aura) nicht in jedem Supermarkt?

Jede Coronawelle scheint eine Käsescheibe zu sein. Das Bild wurde bisher nur für die Gegenmaßnahmen verwendet. Das Infektionsgeschehen ähnelt einem Waldbrand, bei dem viele Inseln verschont bleiben. Die Modellierer schweigen zu den vielen Inkonsistenzen und reden sich ex post mit Verhaltensänderungen der Bevölkerung heraus – ohne dies ein wenig zu konkretisieren oder bei künftigen Berechnungen vorsichtiger zu sein.

Drosten hält es für realistisch, daß mit der neuen Variante jeder Ungeimpfte infiziert werden könnte. Das wäre dann ein Alleinstellungsmerkmal von Omikron. An anderer Stelle meinte er auf die Frage eines Interviewers, die Welle könnte im April beendet sein. Warum läßt er sich darauf überhaupt ein? Niemand zwingt ihn, konkrete Zeiträume vorzugeben.

Viola Priesenmann twitterte im Dezember: Das schwierigste in der aktuellen Situation (und wie so oft vorher) ist, das Verhalten der Menschen einzuschätzen. Wenn wir sehr stark warnen, sind viele Menschen vorsichtig, und im besten Fall wird die Welle deutlich ausgebremst. Warnen wir nicht, dann kommt Omikron ungebremst, und eine Kontaktreduktion kommt dann so spät, dass die Überlastung der KH wahrscheinlich nicht vermieden werden kann.

Was sie in ihre Kalkulation offenbar nicht einbezieht, ist der allgemeine Vertrauensverlust in die Warnungen. Das muß man gegenhalten, wenn man auf die Maßnahmenkritiker schimpft.

Ein anderes, wahrscheinlich kontroverses Thema ist, wieviele Tote unsere Gesellschaft in Kauf zu nehmen bereit ist. Inwieweit man Menschen bevormunden kann, um sie vor Gefahren zu schützen. Dann die Tabu-Themen. Welche Rolle spielen Migranten? (Sie gehören zu den Haupttreibern der Infektionen. In den USA sollen sie bei der antiviralen Medikation bevorzugt werden.) Das Triage-Thema ist sehr heikel und müßte eigentlich differenzierter durchdiskutiert werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2022 um 07.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48131

Viele hoffen ja, daß Omikron als etwas mildere, aber besonders ansteckende Variante das Ende der Pandemie einleiten könnte („Messias“-Variante, wie es albern genug vor Weihnachten hieß). Das funktioniert aber nur, wenn so gut wie alle sich anstecken, und das bedeutet besonders für die gänzlich Ungeimpften nichts Gutes. Ihr Jubel in den Nichtdenker-Foren scheint mir daher verfrüht. Sie reden sich ein, die ganze Impferei mit dem „Zeug“ sei umsonst gewesen, weil die Seuche sich ja von selbst totläuft („miraculously“ möchte man beinahe sagen...). Das mag sein, aber bis dahin wird es noch viele dahinraffen, schon aufgrund der großen Zahlen. (Und warum sollte Omikron das Ende der Mutationen sein?)

Ich bin übrigens intuitiv schon lange der Meinung, daß die Maske das wirksamste Mittel überhaupt gegen die Ansteckung war und ist. Auch wenn sie nicht vollkommen schützt (das gibt es sowieso nicht), verhindert sie schon durch die Häufigkeit und Dauer des Tragens in kritischen Situationen Milliarden von Kontakten mit dem Virus. Außerdem ist sie billig und leicht zu tragen und zu ertragen. Tröpfchen und Schwebstoffe mögen unsichtbar sein, aber man spuckt doch seinen Mitmenschen nicht ins Gesicht – und etwas ähnliches ist es. Der Kampf gegen die Maske (für die es viele unflätige Schimpfworte gibt) kommt mir infolgedessen wie der Gipfel der Dummheit vor.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2022 um 06.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48111

Wer täglich eine Schachtel raucht, zahlt dann pro Monat rund drei Euro mehr. Pro Jahr sind das schon 36 Euro. (nordbayern.de)

Danke für die Rechenhilfe! Aber mal im Ernst: Wer jedes Jahr 7.200 Zigaretten raucht, dem sollte man schon helfen, vielleicht über den Preis? Oder wäre das unsozial? („Zigaretten sind die Droge der Unterschicht ... Internationale Studien belegen, dass gerade einkommensschwache Haushalte und Alleinerziehende bis zu 20 Prozent ihrer Finanzmittel in den Tabakkonsum investieren.“ stern.de)
Mit der Verteuerung, den Auflagen für die Werbung und den Rauchverboten ging eine Ächtung des Rauchens einher, und das Ergebnis war eine Reduzierung des Zigarettenverbrauchs um fast zwei Drittel, mit bereits erkennbaren Folgen für die Volksgesundheit. (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/6209/umfrage/entwicklung-des-zigarettenkonsums-seit-1964/)
Interessant ist der Wandel des Zeitgeistes. Ich glaube kaum, daß das soziale Argument, das beim Benzin- und Schnitzelpreis noch zieht, nennenswert gegen die Verteuerung der Zigaretten in Stellung gebracht wird. Das traut sich keiner mehr. Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1024#40261
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.01.2022 um 08.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48102

Die Omikron-Welle rollt über Großbritannien, das Land verzeichnete zuletzt einen Negativrekord an Corona-Neuinfektionen. (t-online.de)

Hier sind vermischt: Es gibt einen Höchststand an Infektionen + Das ist besonders schlecht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.01.2022 um 08.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48101

Corona: In Spanien stellen die 5% Ungeimpften über 40 etwa 44% der Intensivpatienten. (31.12.21)

Ähnlich ist das Verhältnis in anderen Ländern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.01.2022 um 17.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48097

EU-Kommission will Gas- und Atomkraft als grün einstufen (FAZ 1.1.22)

Das wird die Atomkraft nicht retten, auch wenn die Absicht (vor allem Frankreichs) klar ist. Die Energieunternehmen wollen davon nichts mehr wissen, die Kernenergie ist einfach unwirtschaftlich. Darum brauchen sich nicht einmal die Grünen allzusehr zu ärgern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.12.2021 um 20.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48083

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48011

Drei AKW gehen vom Netz – Deutschland macht beim Atom-Alleingang ernst (BILD 30.12.21)

BILD lügt. Vgl. außer den Angaben im verlinkten Beitrag auch https://de.wikipedia.org/wiki/Atomausstieg
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.12.2021 um 06.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48074

Wie grüne Landwirtschaftspolitik den Hunger in der Welt vorantreibt (Tichy 29.12.21)

Die – bisher unbedeutende – ökologische Landwirtschaft hat nichts mit dem Hunger in den armen Ländern zu tun. Über dessen wirkliche Ursachen ist genug bekannt.
Der Verfasser soll ein Landwirt sein. Warum schreibt er unter dem Pseudonym „David Breitenacker“? Fürchtet er die Entdeckung, daß er gar kein Landwirt ist, sondern einer aus der bekannten Riege, etwa Holger Douglas? (Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46299)
Man tut absichtsvoll so, als sei es hierzulande gefährlich, etwas zu schreiben, was sogar der Bauernverband ganz offen vertritt. Dadurch wird ein Klima der Angst herbeigeredet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.12.2021 um 06.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48057

Mit „sozial ungerecht!“ kann man jede Politik verhindern. Das Problem ist, daß die Ungleichheit der Einkommen und Vermögen immer bestehen wird – als unwiderlegbarer Einwand gegen jede Belastung des Konsums. Reiche werden sich immer etwas mehr leisten können als Arme, auch an einer gleichmachenden Zuteilungswirtschaft vorbei. Zum Beispiel kann ein einheitliches Gesundheitssystem für alle nicht verhindern, daß Reiche sich zusätzliche medizinische Leistungen kaufen, gegebenenfalls auf dem „schwarzen Markt“.
Anders gesagt: Wenn die Regierung Bußgelder für Ordnungswidrigkeiten verhängt, kann sie nicht gleichzeitig die sozialen Verhältnisse so ändern, daß es alle genau gleichermaßen schmerzt. Also muß es unterbleiben...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.12.2021 um 10.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48051

Wir lesen mit Schaudern:

China meldet höchste Coronazahl des Jahres

Und wie viele sind es? 162! Fast alle in Xi’an. In Frankreich sind es 100.000, in den USA 300.000.

Auf die Bevölkerung umgerechnet wären es also in Frankreich etwa 7 oder 8 Fälle statt 100.000, alle in Marseille... Damit wären unsere Nachbarn sehr glücklich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.12.2021 um 19.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48044

"Es darf keine Ramschpreise für Lebensmittel mehr geben" (Özdemir)

Der Preis bildet sich am Markt. Ramschpreise gibt es nur für Ramsch. Der wird nicht besser, wenn man die Preise künstlich erhöht. Man sollte nicht beim Preis ansetzen, sondern bei den Produktionsbedingungen (Massentierhaltung), damit kein Ramsch mehr erzeugt wird. Der Preis wird folgen.

Sachfremd ist natürlich auch die Absicht, mit höheren Lebensmittelpreisen die Fettleibigkeit zu bekämpfen. Da kann man es der Gegenseite nicht verdenken, wenn sie die Allzweckwaffe hervorholt: "Sozial ungerecht!"
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.12.2021 um 13.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48040

Ganz egal, was man bei Amazon sucht, man bekommt immer eine Menge Dinge, manchmal fast nur solche, angeboten, die mit dem Gesuchten nicht das geringste zu tun haben. Das ist sehr lästig. Manchmal muß man durch zig Artikel scrollen, um nur ganz wenige zu finden, die dem Suchbegriff entsprechen. Eine ziemlich billige Art von Werbung. Ich finde, gerade Amazon hätte das nicht nötig, oder wenigstens nicht in dem Ausmaß.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.12.2021 um 06.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48035

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46723

Der Erfolg der Werbung zeigt sich darin, daß Amazon mir bei der Suche nach etwas anderem ein Kurkuma-Präparat anbietet: 13.852 Sternebewertungen und 210 beantwortete Fragen.

Das medizinisch sinnlose Mittel kann natürlich die Versprechungen nicht halten, mit denen es beworben wird. Warum glauben die Leute daran? Warum ist das überhaupt erlaubt?

Der Einzelfall ist nicht wichtig, aber er ist ja nur die berühmte Spitze eines Eisbergs jener Unvernunft, die zur Zeit ein ganzes Volk plagt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2021 um 16.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48021

Schuldenbremse? Wozu denn?

Wegen der Negativzinsen hat die Bundesbank durch ihre Schulden in einem Jahr fast 6 Mrd. Euro verdient.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2021 um 07.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#48011

Die Energiewende ist kein deutscher Sonderweg. Die Kernenergie ist auf der ganzen Welt seit Jahren nicht mehr vorangekommen, der Anteil an der Stromerzeugung sinkt ständig. Weltweit sind 442 Reaktoren aktiv, zwischen 50 und 60 sind im Bau, davon 18 in China. Aber fast 100 sind überaltert und müssen bald abgerissen werden. Rußland und China hoffen viele AKWs exportieren und im Ausland dann auch betreiben zu können, aus geopolitischen Gründen auch als Verlustgeschäft. Außer in Frankreich ist der Anteil an der Energieversorgung überall unbeträchtlich.
Der Abriß und Rückbau ist langwierig und sehr teuer; er wird fast nie in die Berechnung der Stromkosten einbezogen, ebenso wie die Endlagerung, die nirgendwo auf der Welt beherrscht ist. Sogar der Chef der Kernergiesparte von RWE sagt, die erneuerbaren Energien seien inzwischen „vielversprechender und profitabler“.
Wenn man von einem Sonderweg sprechen will, dann am ehesten in bezug auf Frankreich. Aber auch dort explodieren die – künstlich heruntergerechneten – Kosten der AKWs, der Bau verzögert sich enorm, weil immer neue Schwachstellen entdeckt werden (Beispiel Flamanville III, bisher 14 Jahre Bauzeit, Versechsfachung der Kosten); ähnlich in Finnland. Die Verzögerung beim englischen Reaktor Hinkley Point C beträgt bisher 9 Jahre, und er soll 27 Mrd. Euro kosten, aber auch das kann sich bis 2026 noch ändern.
Da es oft dieselben Kreise sind, die sich für Kernenergie aussprechen, aber den menschengemachten Klimawandel leugnen, ergibt sich ein Dilemma, denn gerade die CO2-Vermeidung wird neuerdings als Hauptargument für AKWs genutzt. So auch in Frankreich, wo aber die Atomwirtschaft ganz anders motiviert ist.

(Die Zahlenangaben schwanken je nach Quelle ein wenig, aber im großen und ganzen treffen sie zu.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.12.2021 um 08.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47985

Ein Querdenker meint:

„Omikron überrannte die USA mit 73% der Infizierungen und es gibt den allerersten Todesfall. Wenn es nach so vielen 100ten Tausend Infizierungen erst EINEN Todesfall gibt, so verheerend kann die Variante nicht sein.“

Weniger quer gedacht: Omikron ist in den USA gerade erst angekommen und überwiegt schon bei den Neuinfektionen. Die Toten werden im üblichen Abstand folgen. Omikron ist also besonders alarmierend.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.12.2021 um 07.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47984

40 Prozent der Infizierten berichten von Langzeitfolgen (Müdigkeit usw.), ebenso 40 Prozent der Nichtinfizierten. (SZ 21.12.21) Daraus folgt, da man sich vor Infektionen ebenso wie vor Nichtinfektionen schützen sollte.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.12.2021 um 02.37 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47969

Interessantes Interview, weil ein paar ungeklärte Phänomene der Covid-Wellen stärker thematisiert werden als sonst.
https://nymag.com/intelligencer/2021/12/the-south-africa-omicron-wave-is-already-peaking-why.html
(Die Abkürzung CFR steht für case fatality rate.)

Wie kommt es zum Beispiel, daß die Wellen frühzeitig abbrechen – trotz der unvollständigen Bevölkerungsimmunität? Momentan sieht man das auch bei der neuen Variante in Gauteng. Und es wurde schon bei der zweiten Welle nicht richtig erklärt – stattdessen starrte man auf die beginnende dritte. Was wäre eigentlich, wenn es "Omikron" nicht gäbe? Wäre die Winterwelle dann durch?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.12.2021 um 12.01 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47962

Es gab schon vereinzelte Initiativen für homöopathiefreie Apotheken. Es gibt sogar ein paar Apotheken, die damit Werbung machen. Eine ältere Website mit einer Liste ist offline. Über die hier bin ich vor ein paar Tagen gestoßen: https://publikum.net/schwurbelfreie-apotheken
So gut wie leer.

Aber was ist, wenn ein Kunde etwas medizinisch Unsinniges bestellen möchte oder gar ein Rezept dafür hat? Kann die Apotheke es zurückweisen?

Das Problem sitzt ohnehin tiefer. Selbst an den Universitäten wird Alternativmedizin unterrichtet, sogar innerhalb von Exzellenzclustern. Wir hatten hier an der Uni vor Ort mal eine Reihe mit Vorträgen. Naturheilkundlern wurden Säle zur Verfügung gestellt, in denen sie Werbung für ihre Therapien machen und Bücher verkaufen konnten.

Ich hatte in so einer – sehr vollen – Veranstaltung zur Behandlung von Krebs (Excellenzcluster Köln) vor Publikum mal nachgefragt, ob deren vorgestellte Studie verblendet war. Etwas verlegene Antwort: Nein. Die sei zwar als vorläufig zu betrachten, aber man könne sie zur Grundlage weiterer Studien machen. Keine besondere Reaktion des Publikums. Später sah ich auf deren Website, daß sie vor konkurrierenden alternativmedizinischen Angeboten warnten: Dort würde der Tod von Patienten riskiert (war glaube ich irgendeine Behandlung mit Soja). Einfach nur gruselig, und das mit Duldung der Kölner Uni.

Man kann natürlich in jedem Ladengeschäft mit unsinnigen Produkten übers Ohr gehauen werden. Und Apotheken stehen in Konkurrenz zueinander, müssen sich den Marktgesetzen fügen. Man kann entschuldigend sagen, daß der Plazeboeffekt real ist, und dementsprechend ist ja auch die Meinung unter Fachleuten geteilt.
 
 

Kommentar von , verfaßt am 17.12.2021 um 06.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47959


 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.12.2021 um 20.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47953

Kurzum, es ist eine Katastrophe.

Ich hatte mir manchmal morgens die Zahlen aus der Presse notiert:

522 Tote (16.12.21)
453 Tote (15.12.21)
473 Tote (14.12.21)
510 Tote (11.12.21)
465 Tote (10.12.21)

Aber das waren vielleicht keine Fakten.

Heute faßt die SZ sehr lesbar die Aussagen von Brockman, Ciesek und anderen zusammen. Ich werde mir das Blatt mal aufheben.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.12.2021 um 18.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47950

"pro Tag" ergibt nur dann Sinn, wenn man einen Zeitraum betrachtet, in dem Schwankungen aus nicht krankheitsbedingten Ursachen weitgehend ausgeschlossen sind. M. E. ist das mindestens eine Woche.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.12.2021 um 18.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47949

Also noch einmal:
Daß es heute 522 Todesfälle gab, ist (laut RKI) ein Fakt.

Daß es aber in der jetzigen vierten Welle noch nie 400 Todesfälle pro Tag oder mehr gab, ist (laut RKI) auch ein Fakt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.12.2021 um 18.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47948

Lieber Prof. Ickler,
in der letzten Woche hatten wir auch an zwei Tagen Todeszahlen "um die 100". Sie haben ja recht, wenn Sie darauf hinweisen, daß das nur daran liegt, daß an Wochenenden nicht alles gemeldet wird, aber dann müssen Sie das doch auch bei den Nachmeldungen berücksichtigen und können dann ebenfalls nicht davon ausgehen, daß "um die 500 pro Tag" ein zutreffender Wert ist.

Meiner Ansicht nach kann man richtige Angaben und richtige Vorausberechnungen nur machen, wenn man Mittelwerte betrachtet! Einzelne extreme Spitzenwerte sind fast immer zufällig oder entstehen durch Subsumption mehrerer Tage auf einen, und sie werden durch entsprechende Minimalwerte wieder ausgeglichen.

Laut RKI (https://view.officeapps.live.com/op/view.aspx?src=https%3A%2F%2Fwww.rki.de%2FDE%2FContent%2FInfAZ%2FN%2FNeuartiges_Coronavirus%2FDaten%2FFallzahlen_Gesamtuebersicht.xlsx%3F__blob%3DpublicationFile&wdOrigin=BROWSELINK)
haben wir bis heute im Durchschnitt noch nicht einmal 400 Tote pro Tag erreicht. Das maximale Mittel der letzten 7 Tage war vorgestern 387, heute 384. Ich hoffe, daß es nicht noch bis 400 geht.

Natürlich stimmt auch, daß "um die 400 pro Tag" ebenso wie "um die 300" fast ebenso schlimm ist wie "um die 500 pro Tag". Aber warum müssen wir das Schlimme auch noch künstlich verschlimmern? Die Politiker und Medien wären in dieser Pandemie viel glaubwürdiger, wenn sie das immer beherzigten.

Das hat übrigens nichts mit "kleinrechnen" zu tun, das sind die Fakten!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.12.2021 um 06.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47940

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47652

Die hohen Ansteckungszahlen von damals (bisher nicht durchgreifend niedriger geworden) schlagen sich nun in den genau vorausberechneten Todeszahlen nieder, um die 500 pro Tag. Das wird noch eine Weile so weitergehen, aber auch wenn es nur noch 300 sind, wird es ein unerträglicher Zustand sein.

Übrigens: Was immer Lauterbach zu möglichen Liefer-Engpässen im Frühjahr gesagt und gemeint hat – ich verstehe nicht, wie man daraus eine so künstlich aufgeregte Diskussion machen kann. Lauterbach spricht von Impfstoffmangel – Ärzte empört (welt.de 15.12.21)
Nein, nur Herr Gassen bringt sich in Erinnerung.

Und die Union prangert Versäumnisse ihrer eigenen gerade abgeschafften Regierung an!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.12.2021 um 06.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47927

Das habe ich zwar auch gehört, aber doch immer im Zusammenhang, also etwa in diesem Sinn: Wenn wir es nicht schaffen, können wir auch keine weltweite Zusammenarbeit erreichen. Die Gewichte sind ungleich verteilt, die Rhetorik ist daher nicht symmetrisch: Allein schaffen wir es natürlich nicht, aber ohne uns wird es auch nichts. Das finde ich eigentlich richtig.

Wann immer jemand von den lächerlichen "zwei Prozent" anfängt (wie Laschet damals), weiß ich schon, was kommt, und trolle mich.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.12.2021 um 05.16 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47925

Das gleiche unsinnige Argument kam allerdings auch von der anderen Seite, wenn auch nicht so häufig: Die Bundestagswahl 2021 sei die Schicksalswahl, die darüber entscheide, ob man das 1,5-Grad-Ziel noch erreichen könne.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.12.2021 um 04.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47922

Kann man das Weltklima von Deutschland aus retten?

Ich kenne niemanden, der das behauptet. Kann man das Weltklima ohne Deutschland retten? Schon eher, aber es wäre nicht gut für Deutschland.

Mein Beitrag zur Politik, wenn ich wählen gehe, ist unendlich viel kleiner als der Beitrag Deutschlands zum Weltklima. Soll ich deshalb nicht mehr wählen gehen?

Die Rhetorik kann gar nicht primitiv genug sein, wenn man das Volk verführen will. Steht schon in "Mein Kampf".
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 13.12.2021 um 13.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47909

"Man kann fast die ganze Bevölkerung zu Patienten machen." Sehr einträglich auch durch die Festsetzung des Cholesterin-Grenzwerts.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.12.2021 um 09.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47908

Ein normaler Blutdruckwert liegt unter 120 zu 80. (Aus einem Artikel, der eine blutdrucksenkende Wirkung von Joghurt behauptet, obwohl nur eine Korrelation mit einer Lebensweise festgestellt wurde, zu der auch Joghurt gehört. Das geht seit einer Woche durch die unkritische Presse.)

Das RKI gibt einen Wert < 120 als optimal an, nicht als normal. Das erreichen aber nur wenige.

Das ist wie mit dem BMI: Man kann fast die ganze Bevölkerung zu Patienten machen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.12.2021 um 09.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47907

Schon, aber dann ist man wieder auf den verschlungenen Wegen der "Angeborenheits"-Debatte. Die Zwillingsforschung wäre der Königsweg, muß sich aber auch durch sehr viele Variable kämpfen, und das Experimentum crucis (die willkürliche Trennung zu Versuchszwecken) verbietet sich ja.
Hinzu kommt die schwankende und auf jeden Fall sehr problematische Begrifflichkeit um "Persönlichkeit" (früher "Charakter"). Von der Charaktertypologie habe ich nach längerer Beschäftigung erst mal genug.

Sulloway hält sich an verhältnismäßig objektive Kriterien wie Lebensleistung usw.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.12.2021 um 09.14 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47906

Man müßte es in Zusammenhang mit empirischen Untersuchungen zu angeborenen Persönlichkeitsmerkmalen betrachten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.12.2021 um 09.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47905

Das erwähnt Sulloway auch, ich habe bei weitem nicht alles referiert. Geschwisterrivalität wirkt in beiden Richtungen, aber die Zweitgeborenen müssen sich ihren Platz an der Sonne schwerer erkämpfen oder glauben es wenigstens.

Eine Zusammenfassung gibt er hier: http://www.sulloway.org/BirthOrder-Sulloway-1999a.pdf

(Sulloway ist auch interessant, weil er sich in nachvollziehbarer Weise zu einem namhaften Freud-Kritiker entwickelt hat.)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 13.12.2021 um 08.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47904

Schönes Thema, stimmt. Ergänzend dazu eine persönliche Beobachtung: Ich fand es schon als Schüler auffällig, daß die älteren Brüder meiner Kameraden fast durchweg stämmiger und kleiner waren als die jüngeren, die höher aufschossen und aufmüpfiger waren. Bei meinen Söhnen habe ich das bestätigt gefunden. Die größere Renitenz der Zweitgeborenen würde ich aber eher auf geschwisterliche Rivalität zurückführen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.12.2021 um 07.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47903

Nach einer statistischen Untersuchung, die mir recht solide vorkommt (Frank Sulloway 1996), hat die Stellung in der Geschwisterreihe den größten Einfluß darauf, wie konservativ oder innovativ bis revolutionär jemand wird. Erstgeborene sollen, grob vereinfacht, um den Faktor 4 mal konservativer sein als Zweitgeborene. Zur Erklärung wird u. a. angeführt, daß Erstgeborene mehr Aufmerksamkeit von den (auch noch jüngeren) Eltern empfangen, also intensiver in ihrem Sinne sozialisiert werden, mehr sprachlichen Input bekommen; oft für kleinere Geschwister mitsorgen müssen usw. Die später Geborenen suchen sich eher selbst ihren Weg. Natürlich fallen jedem gleich Gegenbeispiele ein, der Verfasser erwähnt selbst welche (Newton, Einstein).

Mir scheint das viel interessanter als die elende Diskussion um angeborene Intelligenz.

Meine Frau hat das auch immer gefunden und oft erwähnt, wie sehr sie als Erstgeborene für ihre drei Geschwister verantwortlich war. Das hat bestimmt zu ihrer fürsorglichen Art beigetragen. Sie hat auch schon immer gern Betrachtungen über Ehen zwischen Erstgeborenen angestellt (fast so schwierig wie zwischen Einzelkindern...)

Ich bin natürlich Zweitgeborener.

Schönes Gesprächsthema, wenn man vom Wetter und Corona genug hat.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 11.12.2021 um 15.15 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47887

Die Italiener haben Sinn für Pragmatismus.

Italien: Ungeimpfte Ärzte sollen zurückkehren
https://oe24.at/welt/italien-ungeimpfte-aerzte-sollen-zurueckkehren/502802049
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.12.2021 um 15.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47872

Nein, ich hatte das nur zum Anlaß genommen, über die erneute Meldung zur Übersterblichkeit von 2020 zu schreiben, die mir gestern auch aufgefallen war. Die Medien brachten sie im Zusammenhang mit Corona.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.12.2021 um 15.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47871

"Was hat das mit Corona zu tun?"

Nichts. Mein Eintrag – falls Sie sich darauf beziehen, lieber Herr Riemer – handelte ja auch nicht von Corona, sondern von Selbstmord.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 10.12.2021 um 12.36 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47870

Irgendwo hatte ich letztens gelesen, daß sich die Sterbeziffer aufgrund unserer Demographie von Jahr zu Jahr um 10.000 erhöht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.12.2021 um 12.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47869

"Insgesamt 985.572 Menschen sind 2020 in Deutschland gestorben. Das sind fast fünf Prozent mehr als 2019."

Das stimmt natürlich. Aber was hat das mit Corona zu tun?

Ich kann dazu nur nochmals auf meinen Beitrag #45138 verweisen. Den rein statistischen Erhebungen von RKI und Statistischem Bundesamt traue ich noch, aber die von den Hauptmedien verbreiteten Auswertungen in bezug auf Corona sind nichts wert.

Nehmen wir nur den Fakt, daß 2020 ein Schaltjahr war, 2019 jedoch nicht. An einem einzigen Tag sterben in Deutschland etwa 2500 Menschen. Mich wundert es wirklich, daß die FR und das Fernsehen (nur als Beispiele) noch nicht auf die Idee gekommen sind, den Schalttag abzuschaffen, um die Sterblichkeit zu senken.

Im Sommer 2020 gab es eine Hitzewelle, die nachweislich nichts mit Corona zu tun hatte. Sie dürfte im August um die 5000 Todesfälle zusätzlich verursacht haben. Allein die Beachtung dieser beiden Dinge, Schalttag und Hitzewelle, senkt die coronabedingte(!) Übersterblichkeit um fast einen Prozentpunkt.

Dazu müßte man beim Vergleich das Bevölkerungswachstum und die Verschiebung der Alterstruktur beachten, denn ganz natürlicherweise sterben in einer größeren Menschenmenge mehr als in einer kleineren, und in einem Seniorenpflegeheim sterben mehr als in einem Studentenwohnheim. Und man müßte kritisch hinterfragen, ob ausgerechnet 2019 ein typisches Referenzjahr ist. M. E. ist es aussagekräftiger, mit dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 zu vergleichen.

Meine Rechnung in #45138 bezieht sich auf diesen Durchschnitt. Inzwischen wurden die offiziellen Todeszahlen des RKI für 2020 leicht korrigiert (vergrößert), was das Ergebnis aber wenig beeinflußt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.12.2021 um 07.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47865

Zahl der Selbsttötungen ist in Deutschland 2020 gestiegen
Die Zahl der statistisch erfassten Selbstmorde ist in Deutschland im Jahr 2020 um 165 auf 9206 Fälle gestiegen. In den vergangenen 40 Jahren war der Trend massiv rückläufig. Eine Dunkelziffer gab es in der Erfassung der Selbstmorde schon lange – aktuelle Trends befördern indes ihr Wachsen.
(Tichy 10.12.21)

Im Beitrag selbst wird richtig auf die ständig sinkenden Selbstmordzahlen hingewiesen. Nicht angegeben ist, daß 2020 ohnehin mehr Menschen starben als im Vorjahr:

Insgesamt 985.572 Menschen sind 2020 in Deutschland gestorben. Das sind fast fünf Prozent mehr als 2019. Bei vier Prozent der Verstorbenen war eine Corona-Erkrankung ursächlich. (FR)

Demnach wäre der Anteil der Selbstmorde an den Todesursachen weiter gesunken.

Das Ärzteblatt meldet:

Die Coronakrise hat im vergangenen Jahr keinen auffälligen Anstieg der Suizide verursacht. Im Jahr 2020 beendeten 9.206 Menschen in Deutschland ihr Leben durch einen Suizid, was die zweit­nie­drigste Zahl seit 1980 war, wie das Statistische Bundesamt heute in Wiesbaden erklärte. Noch niedri­ger war der Wert bislang nur 2019 mit 9.041 Fällen gewesen.
„Der Anteil der Suizide an allen Todesursachen war 2020 mit 0,93 Prozent niedriger als in den Jahren 2016 bis 2019“, sagte Karin Böhm, Leiterin der Gruppe Gesundheit und Soziales beim Statistikamt bei einer Pressekonferenz in Wiesbaden.
Vor Corona war der Anteil der Suizide an den Todesursachen von 1,08 Prozent im Jahr 2016 bis auf 0,96 Prozent im Jahr 2019 gesunken. Damit setzte sich die rückläufige Entwicklung trotz der psychischen Belastungen der Menschen in der Coronapandemie im Jahr 2020 fort.


Das wirft nebenbei noch einmal ein Licht auf die Diagnose "psychische Belastung".
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.12.2021 um 23.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47852

Die gleiche phantastische Grafik wurde übrigens in den Tagesschauen heute um 14.00 Uhr, um 17.00 Uhr und auch um 20.00 Uhr gezeigt. Die ganze Zeit hat es offenbar keiner von der Redaktion gemerkt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.12.2021 um 21.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47851

Langsam wird nun aber im Ersten ein bißchen zu dick aufgetragen. Die Tagesschau zeigte heute eine Graphik "Todesfälle mit Covid-19", Quelle angeblich das RKI. Darin hatten die gesamten letzten zwei Wochen täglich(!) weit über 400 Todesfälle, Maximum bei etwa 450. Nur für heute steht die Zahl 527.

Die Zahlen des RKI lauten jedoch in Wahrheit:
335 - 351 - 357 - 303 - 104 - 073 - 388 -
446 - 388 - 390 - 378 - 094 - 081 - 399 - 527
("Fallzahlen_Gesamtuebersicht.xlsx")

Das 7-Tage-Mittel liegt danach heute bei 322.

In der Tagesschau-Graphik stimmen genau 2 von 15 Werten (in meiner Liste laut RKI fett markiert), alle anderen sind grob falsch!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.12.2021 um 07.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47843

Vor einigen Tagen hatte ich notiert:

Kann Viagra der Alzheimer-Demenz vorbeugen? Wirkstoff Sildenafil senkte in großer Studie das Alzheimer-Risiko um 69 Prozent.

Natürlich nicht. Es handelte sich um eine bloße Korrelation, die ganz andere Ursachen haben kann. Das wissen die Autoren der Studie auch, nur in den Medien geht es unter. So geht das Tag für Tag und trägt zur Verdummung der Bevölkerung bei.

Am 8.12.21 nun übt Werner Bartens in der SZ die gleiche Kritik, nur ausführlicher, und prangert auch mit Nobelpreisträger Schekman die „Luxus-Journale“ Nature, Science, Cell an, weil sie immer wieder solchen unausgegorenen Quark veröffentlichen, als „Viagra für die erschlaffte Leserschaft“.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 06.12.2021 um 01.13 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47821

Stimmt, das hatte ich nicht gesehen. Für Deutschland wird es wohl keine allgemeine Impfpflicht geben.
https://faz.net/aktuell/politik/inland/ampel-will-ab-16-maerz-impfpflicht-fuer-pflegeheime-17669372.html
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.12.2021 um 23.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47820

Das meint der österreichische Fernsehjournalist ja wohl in bezug auf Österreich. Aber auch einem Journalisten würde ich nicht unbesehen alles abnehmen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 05.12.2021 um 22.13 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47819

Offenbar wird ein Verstoß gegen die Impfpflicht als Straftat bewertet. Am 15. Februar Aufforderung zum Impfen. Geldstrafen ab 15. März, auch mehrfach. Alles noch im Entwurfstatus.

https://twitter.com/MartinThuer/status/1467526937958572037
https://twitter.com/MartinThuer/status/1467529525793857536
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.12.2021 um 13.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47818

"Es ist sinnlos, am Sonntag 94 weitere Corona-Tote zu melden, wenn es an den Vortagen um die 400 waren und an den kommenden Tagen auch wieder sein werden."

Das mag schon sein, aber dann sind die 400 ja genauso sinnlos, denn sie enthalten die Nachmeldungen vom Wochenende. Zur Zeit sind es im 7-Tages-Mittel etwa 300 Todesfälle pro Tag.
Ebenso haben wir z. Z. keine 70000 Neuinfektionen pro Tag, denn das sind genauso Spitzenwerte mit Nachmeldungen. Wir hatten ein Maximum von rund 58000, z. Z. sinken die Zahlen leicht. Wenn es beim letzten Trend bleibt, werden wir den Mittelwert von 400 täglichen Toten nicht erreichen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 05.12.2021 um 08.37 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47812

Es mehrt sich Kritik, daß 2G/3G zu wenig kontrolliert würde. Aber wo soll das Personal dafür herkommen?

Ich hatte mich schon damals gewundert, als Lüfter für Schulen gefordert wurden. (Oder aufschwenkbare Fenster in oberen Stockwerken.) Als ließe es sich in kurzer Zeit umsetzen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2021 um 07.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47806

Es ist sinnlos, am Sonntag 94 weitere Corona-Tote zu melden, wenn es an den Vortagen um die 400 waren und an den kommenden Tagen auch wieder sein werden. Jeder weiß, daß am Wochenende das Meldesystem nicht funktioniert, das muß nicht allwöchentlich vorgeführt werden. Die Hauptmasse aufgrund der Inzidenzen über 70.000 kommt ohnehin erst noch.
In der FAS vom 5.12.21 wird klar gezeigt, wie die deutschen Politiker an den völlig richtigen Prognosen der Modellierer vorbei agiert haben. Auch die verhängnisvolle Rolle Christian Lindners und der FDP wird herausgearbeitet. Diese Abrechnung ist um so bemerkenswerter, als Lindner seit Jahren ein besonderer Liebling der FAZ-Redaktion ist und seine Erfolge nicht zuletzt der ständigen Unterstützung durch diese Zeitung verdankt.
Wir haben Christian Lindner während des Wahlkampfes beobachtet. Er hat bei jeder Gelegenheit schön „freiheitlich“ die vermeintlichen Interessen der Wirtschaft gegen eine allzu entschiedene Seuchenbekämpfung verteidigt, ohne sich geradeheraus als Corona-Leugner zu outen, und damit seiner Partei viele Stimmen gewonnen. Viele haben ihn als kritisch, aber maßvoll eingeschätzt, auch wenn das Staatsmännische immer etwas einstudiert wirkte. Fürs Grobe war Kubicki zuständig. Das dicke Ende kommt jetzt. Inzwischen wissen die Unternehmen längst, daß das halbherzige Vorgehen auch ihnen schadet, aber es ist zu spät – und Lindner wird Minister.
Für die Virologen und Epidemiologen der ganzen Welt, die sich geradezu erstaunlich einig sind, war das Taktieren der Politiker ein Graus. Statt das Notwendige zu tun, haben die Politiker in manchen Ländern so getan, als seien die Wünsche ihrer Klientel mindestens ebenso wichtig wie die medizinischen Tatsachen. In der Hauptsache traten sie überall als Bremser und Verhinderer auf, verkleidet als Volkstribunen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.12.2021 um 08.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47800

Virologen und Epidemiologen kritisieren Kontaktbeschränkungen (Welt online 3.12.21)

Das ist formal richtig, aber aus dem Text selbst geht hervor, daß die Wissenschaftler MEHR Kontaktbeschränkungen fordern, nämlich auch für Geimpfte. Bei der Springer-Presse ist mit Absicht zu rechnen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.12.2021 um 05.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47769

Auf diesem Gebiet gibt es noch mehr Rechenkunststücke als bei Corona.

Meiner Ansicht nach sollte man so weit wie möglich (technisch, wirtschaftlich) erstens Energie sparen und zweitens die erneuerbaren Quellen diversifizieren (einschließlich geographischer Streuung und Vernetzung). Alles andere läßt sich schwer planen, dafür um so besser zerreden.

Wenn die großen Linien eingehalten werden, bin ich optimistisch – auch angesichts des schon Erreichten. Der Knackpunkt Speicherung wird sicher auch noch Lösungen hervorbringen.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 01.12.2021 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47768

Klingt so, als hätten Sie etwas gegen Windkraftanlagen oder deren Zuwachs.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 30.11.2021 um 23.53 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47767

Claudia Kleinerts Beitrag erinnert mich an einen Jubel-Tweet von Robert Habeck von vor zwei oder drei Jahren, als nämlich in der verbrauchsschwachen Zeit zwischen den Jahren ein sehr sonniger und windiger Tag auftrat und die Leistung der Erneuerbaren für kurze Zeit fast an den aktuellen Stromverbrauch herankam.
"100% Erneuerbare sind möglich!!" jubelte Habeck, und Hinz und Kunz verbreiteten es weiter.
Die Wahrheit ist leider: Spitzenwerte sind völlig irrelevant für die Energieversorgung, was allein zählt ist die Grundlastfähigkeit, also die zuverlässig bereitgestellte Energie zu jeder Zeit.
Wie ist nun Habecks Tweet zu bezeichnen? Desinformation? Propaganda? Naivität?

Auf Basis solcher Einschätzungen leiern wir gerade eine "Transformation" an.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 30.11.2021 um 23.33 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47766

Die sympathische Claudia Kleinert ist jetzt auch im Klima-Zirkus angekommen: Ihr Wetterbericht in den Tagesthemen heute abend wird eingeleitet von einer freudestrahlenden Rekordmeldung zum Windenergie-Ertrag des heutigen Tages: 47.83 Gigawatt um 7.30 Uhr.
Der Nachrichtenwert ist dürftig: Bei fortschreitendem Windkraft-Ausbau wird es zu optimalen (windstarken) Zeiten zwangsläufig immer wieder einen höheren Spitzenwert geben.
Die andere Nachricht aber, nämlich daß dieses Jahr bislang sehr windschwach gewesen ist, daß es gerade wieder in den letzten Wochen längere Flauten gegeben hat und dadurch die Windanlagen über viele Tage nur einen Bruchteil ihrer installierten Kapazität liefern konnten, diese Nachricht wird man im Wetterbericht sicher niemals präsentiert bekommen. Zumindest nicht bei den ÖRR.
Wie soll man dieses Mißverhältnis bezeichnen? Desinformation? Propaganda?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 30.11.2021 um 18.43 Uhr  
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Ich kann Frau Wagenknecht in vielem zustimmen, etwa in ihrer Haltung zu sozialen Fragen oder zur Einwanderung, habe mich auch sehr über die "Lifestyle-Linken" amüsiert. Rätselhaft sind mir ihre widersprüchlichen Einlassungen zum Impfen. Mal fordert sie die Freigabe der Patente und geißelt die Bundesregierung, die im Interesse der Pharmalobby Menschenrechte verletze und den weltweiten Kampf gegen die Corona-Pandemie sabotiert habe, mal gibt sie den Querdenkern Zucker, indem sie Studien zitiert, die gezeigt hätten, "dass die Ansteckungsgefahr bei vorsichtigen Ungeimpften geringer ist als bei denjenigen Geimpften, die glauben, ihnen könne nichts passieren".
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 30.11.2021 um 17.14 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47763

Ein Argument der Impfgegner sind die fehlenden Langzeitstudien. Die Stoffe sind neu, geimpft wird seit einem Jahr, also schien mir das erst einmal plausibel und nicht zu entkräften.

Gestern wurde ich belehrt: Langzeitstudien eines Impfstoffs sind nicht so zu verstehen, daß man mit Folgen auch noch zehn Jahre nach einer Impfung rechnen müßte.
Sondern so: Es gibt Folgen, die treten nur in einem von 1 Mio. Fällen auf. Impft man 100.000 Leute pro Jahr, dann tritt dieser Fall statistisch nur einmal in zehn Jahren auf. Also vielleicht nach drei oder nach sieben Jahren. Man hat also eine lange Zeit zu beobachten, um diesen seltenen Fall zu erwischen. Es geht also um einen Impfschaden, der bei der betroffenen Person schnell auftritt, aber das nur in 1 von 1 Mio. Fällen auftritt und daher nur über lange Zeiträume zu beobachten ist.

Impft man nun nicht 100.000 Leute, sondern 10 Mio., dann kann man rechnerisch schon im ersten ja 10 Fälle erwarten, den ersten davon also sicherlich in den ersten 2–3 Monaten.
Die aktuelle Mengenstudie mit Milliarden Geimpften ist also gleichzeitig die "Langzeitstudie".

Interessante Erkenntnis, auch weil das Wort den Zusammenhang vernebelt und in der aktuellen Situation Schaden anrichtet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2021 um 14.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47761

Nun, das wären freilich Allerweltsweisheiten. Andererseits mußte das wuchernde Gesundheitswesen, bei dem alle – Patienten, Kassen, Ärzte, Politiker – immer nur in eine Richtung ziehen, nämlich mehr Ausgaben, irgendwie wenigstens ansatzweise zur Wirtschaftlichkeit gezwungen werden, sonst arbeiten wir bald nur noch für die Krankenversicherung. Ob das gelungen ist, sei dahingestellt.
Es liegt auf der Hand, daß man nicht jahrelang Betten und Personal für den Extremfall vorhalten kann, ohne sich dem Vorwurf der Verschwendung auszusetzen.
Es ist halt ein schwieriges Thema. (Ich bin in letzter Zeit als Patient, aber auch als Vater einer in der Klinik beschäftigten Tochter mit dem Bereich in nähere Berührung gekommen.)

Frau Wagenknecht hat ja auch viel Gedrucktes veröffentlicht. Sie macht das sehr geschickt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.11.2021 um 12.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47760

Oh, da müßte ich mir jetzt sicherheitshalber das Video nochmal anhören. Ich meine, mit dem, was sie hier sagt, schon. Zumindest mit der Grundaussage, daß die aktuelle Lage auf den Intensivstationen jetzt auch unter diesen Coronabedingungen nicht so schlimm wäre, wenn durch die Politik der letzten Jahre Krankenhäuser nicht so massiv unter Spardruck und Rentabilitätszwang gesetzt worden wären, und wenn der Pflegeberuf attraktiver wäre.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2021 um 11.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47759

Womit hat sie recht? Mit allem?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.11.2021 um 10.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47757

Ich bin zwar sonst kein Fan der Linken, aber Wagenknecht ist irgendwie was Besonderes, und wo sie recht hat, hat sie recht:
https://youtu.be/hvQKE0bGq5U
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2021 um 08.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47756

Beherzt machen sich die Impfgegner ans Werk, auch die Omikron-Mutante kleinzurechnen.

Ob sie wirklich einverstanden sind, daß ungeimpftes Pflegepersonal sie selbst oder ihre betagten Angehörigen betreut?

Werner Bartens (SZ 30.11.21) wertet neue Studien aus, auch aus GB: „In allen Altersgruppen und allen Schweregraden liegt die Inzidenz der Ungeimpften mindestens um den Faktor acht, oft sogar um den Faktor zehn oder zwölf über dem der Ungeimpften.“ Natürlich steige der Anteil der Ungeimpften: Wenn alle mit Winterreifen fahren, gehen schließlich alle Unfälle auf Winterreifenfahrer zurück.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 29.11.2021 um 18.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47751

zu Herrn Wrase, #47741 ff.:
Offenbar sind wir uns in allen von uns beiden angesprochenen Punkten einig. Ich möchte nur gern ergänzen, damit es auch hierüber nicht zu Mißverständnissen kommt, daß es keinen Sinn ergibt, einen linearen Anstieg als Zusammensetzung aus lauter exponentiellen Momentwerten zu erklären. Ein momentaner R-Wert beschreibt das augenblickliche Geschehen zum Zeitpunkt, und das ist weder konstant noch steigt es linear oder exponentiell oder sonstwie.

Das RKI ist an den häufigen Mißverständnissen nicht ganz unschuldig, denn Sätze wie
"Selbst ein R von 1,3 bedeutet bei einer Generationszeit von 4 Tagen eine Verdoppelung der Anzahl von Neuerkrankung innerhalb von etwa 11 Tagen." (RKI, Epidemiologisches Bulletin 17|2020, 23.4.2020, S. 15)
verschleiern leider, daß dieses R=1,3 dann eben auch wenigstens 11 Tage lang gelten muß, damit es in dieser Zeit wirklich zur Verdopplung kommen kann.

Um von einer bestimmten Anstiegsart (konstant, linear, quadratisch, exponentiell, ...) sprechen zu können, muß man ein Intervall betrachten, in welchem der jeweils charakteristische Anstieg auch wenigstens alle kleineren Schwankungen deutlich überlagert.

In diesem Sinne würde ich dann auch Herrn Lauterbach durchaus recht geben, wenn er kleinere endemische Schwankungen nicht als wesentlich gegenüber den in der Pandemie vorkommenden exponentiellen Anstiegen betrachtet.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.11.2021 um 11.39 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47749

Lauterbach ist immer auch Politiker.
Eben twitterte er:
Völlig absurd, @SWagenknecht lehnt selbst die mRNA Impfstoffe (ohne wissenschaftliche Kenntnis) ab und beklagt die fehlende Boosterimpfung mit genau diesen Impfstoffen

Ein Scheinwiderspruch, aber so läuft politische Kommunikation.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.11.2021 um 10.58 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47748

Nochmal zu R

Epidemiologen sind sehr unsicher bezüglich der Dunkelziffer. Da gibt es nur vage Angaben ("zwei- bis dreimal so hoch"). Die tagesgenaue Berechnung von R erweckt den Anschein hoher Präzision.

Was eigentlich nie thematisiert wird, ist die mangelnde Intuitivität dieser Zahl. Ein R von 1,00001 führt zu einer Kurve mit Linkskrümmung. Aber auch bei Rechtskrümmung kann R z.B. 1,1 sein. Wenn nämlich R vorher höher war. Man kann eine Kurve mit Rechtskrümmung aus lauter kleinen Kurven mit Linkskrümmung basteln. Man kann von Verdoppelungszeit reden, auch wenn keine Verdoppelung zu erwarten ist.

R hat für Mathematiker natürlich seine Berechtigung. Aber in der öffentlichen Kommunikation halte ich die Zahl für ungeeignet.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.11.2021 um 10.37 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47747

Auf solche Fragen antworte ich nicht.

Ganz interessant zu R:
https://twitter.com/ValentinThoss/status/1465207928407867402

Besonders die Antworten (darunter auch Hinweis auf RKI-Meldung). Viel Unsicherheit wegen des Meldeverzugs. Man muß einfach abwarten, es ist keine Zahl, die man in Echtzeit beobachten kann.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 29.11.2021 um 10.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47746

Also Sie meinen wirklich, daß Lauterbach als Epidemiologe nichts taugt? Sie meinen, daß Sie der bessere Epidemiologe sind?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.11.2021 um 08.29 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47745

Ich wüßte jetzt nicht, daß das Lauterbach-Zitat eine schlechte Nachricht ist.

Es ist nur sachlich falsch, denn selbstverständlich gibt es auch bei endemischen Infektionskrankheiten exponentielle Phasen.

Lauterbach war für mich immer eine wichtige Informationsquelle, aber in letzter Zeit verwickelt er sich häufiger in Widersprüche.

Nochmal zu R: Korrektur meinte ich nicht im Sinne einer Korrektur falscher Annahmen. Das Problem mit R:
- wegen Meldeverzug Blick in die Vergangenheit (was man zu korrigieren versuchen kann)
- keine intuitiv verständliche Zahl
- nur kleine Veränderungen hinter dem Komma (mit großer Wirkung)
- man müßte auch wissen, wie schnell sich R in welche Richtung ändert
- R läßt sich auch aus anderen Gründen in der Rückschau genauer berechnen, ist eher eine "vorläufige" Angabe
- R sagt etwas über die Vergangenheit, aber nichts über die Zukunft (tut aber so, als ob). Als Äquivalent zu R wird auch die Verdoppelungszeit angegeben. Diese geht oft mehrere Wochen in die Zukunft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2021 um 07.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47743

So sehe ich es auch.

Der Überbringer der schlechten Nachricht wird gehaßt. Mir fällt immer wieder auf, daß keiner die "Kassandra" geben will und daß es ein Vorwurf ist. Dabei wird vergessen, daß Kassandra recht hatte - das war je gerade ihr Fluch, daß trotzdem keiner ihr glaubte. Sind wir denn kein bißchen klüger geworden?

Wer in den zwei Jahren glaubte, der Wirtschaft einen Dienst zu erweisen, indem er halbherzige Maßnahmen unterstützte, hat wieder und wieder einsehen müssen, daß das Hinhalten alles noch schlimmer macht. Das wird inzwischen auch von immer mehr Unternehmen eingestanden.

Schon wieder lese ich, unser Mangel an Solidarität habe die Mutationen in Botswana oder wo auch immer erst möglich gemacht. Andererseits scheint es für die niedrige Impfquote in Afrika andere Gründe zu geben, die sich aber nicht so schon als Vorwurf an den reichen Norden formulieren lassen.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 29.11.2021 um 03.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47742

Zu Herrn Fleischhauer: Was soll das Lauterbach-Bashing? Sie glauben doch nicht im Ernst, daß Lauterbach die Materie nicht versteht. Was Lauterbach meinte: In der endemischen Phase wird es nicht mehr dazu kommen, daß wir in der Gesamtbevölkerung ein deutliches exponentielles Wachstum über längere Zeit sehen. Das hat er, wie es bei mündlichen Statements üblich und sinnvoll ist, verkürzt formuliert, so daß man nun zum Beispiel in den Wortlaut hineininterpretieren kann, er sei der Meinung, wir hätten bisher immer exponentielles Wachstum gehabt. Selbstverständlich ist er nicht so dumm, das zu meinen.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 29.11.2021 um 03.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47741

Der R-Wert wird nicht laufend "korrigiert", sondern jeden Tag neu berechnet, weil er sich laufend ändern kann. Ihn anzugeben ist sinnvoll, weil man so auf eine sehr einfache Weise ausdrücken kann, ob die Infektionszahlen aktuell mehr oder weniger stark steigen, gleich bleiben oder sinken: R > 1, R = 1, R < 1. Das ist einfacher formuliert und auch einfacher zu verstehen, als Diagramme in einen Text einzufügen. Niemand kann R = 1,17 aus einem Diagramm herauslesen. Wer fordert, die Angabe des R-Werts abzuschaffen, hat das wohl nicht begriffen.

Eine typische exponentielle Kurve bekommt man bei konstantem R. In der Realität trifft das natürlich nur phasenweise und annähernd zu, weil sich der R-Wert ständig ändert.

Richtig ist, daß man ein lineares Wachstum nicht anhand eines bestimmten R-Werts ausdrücken kann. Das ist aber kein Grund, den R-Wert für unzutreffend oder wertlos zu halten.

Somit: Nur in manchen Phasen treffen bestimmte R-Werte annähernd auch über Tage oder Wochen zu, nämlich solange sich der Wert nicht ändert. In Phasen, in denen sich die R-Werte ändern, treffen sie eben nur momentan zu.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 28.11.2021 um 20.36 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47740

Im Elementarfragen-Podcast spricht Lauterbach von Endemie und exponentiellem Wachstum:
Also, die Endemie würde bedeuten, daß wir kein exponentielles Wachstum mehr haben. Es gibt immer wieder Fälle, aber das Wachstum gerät uns nicht aus der Hand und schreitet nicht mehr exponentiell voran.
(20:54)

Wenn unsere Corona-Erklärer es selbst nicht verstehen, wie soll man es vom Bürger verlangen?

Anderes Thema: Wann eigentlich wäre der richtige Zeitpunkt, bei Verstoß gegen die Impfpflicht Sanktionen greifen zu lassen? Nehmen wir an, die Impfpflicht beginnt am ersten Januar. Dann müßte man den Leuten erstmal die Gelegenheit geben, sich impfen zu lassen. Voher könnte man sie schlecht bestrafen. Erschwerend kommt hinzu, daß man nicht sicher sein kann, wie gut die Wirksamkeit bei demnächst aufkommenden Varianten sein wird. Wenn etwas in der Pandemie gelernt habe, dann eins: daß nichts mehr langfristig planbar ist.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 28.11.2021 um 13.07 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47739

Ziemlich unlogisch, aber wohl noch unwidersprochen: Dr. Jens-Peter Keil, ärztlicher Direktor des Dietrich-Bonhoeffer-Klinikums in Neu-Brandenburg, meinte im NDR-Interview, Geimpfte mit Durchbruchserkrankung hätten einen besonders langen Behandlungsbedarf.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.11.2021 um 10.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47737

Man braucht eigentlich kaum Mathematik, es reicht ja, "Corona Deutschland" bei Google einzugeben und ein Lineal an die letzten vier Wochen der angeblich exponentiell steigenden Kurve der Neuansteckungen zu halten.

Da bräuchten Politiker und Journalisten nicht so naiv zu fragen, was denn erst noch passieren müsse, damit auch die letzten es begreifen. Es wäre vielleicht nützlicher, sich mal an die eigene Nase zu fassen und einfach sachlicher, unaufgeregt und damit glaubwürdiger aufzutreten.

Wozu muß denn im Fernsehen die sowieso ernste Lage auch noch mit unwahren Behauptungen über einen exponentiellen Anstieg aufgepuscht werden, wo doch jeder den seit einem Monat fast ideal linearen Anstieg sogar direkt auf dem Bildschirm sehen kann?
Das ist nicht nur ein Streit um Worte, sondern da wird die Wirkung des unwahren Wortes ("exponentiell", siehe Seerosenteich und Getreideschachbrett) propagandistisch ausgenutzt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 28.11.2021 um 08.49 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47736

Der Blick auf R ist meines Erachtens nicht zielführend, er verleitet nur zu der Annahme, daß man die Entwicklung voraussagen kann. Aber R wird ja ständig korrigiert. Was nützt die Zahl, wenn man nicht weiß, wie groß sie morgen ist?

Besser sind die Inzidenzen und Dunkelzifferabschätzung. Das sagt auch Kekulé seit Beginn der Pandemie. Wie steil der Anstieg ist und ob sich ein Wendepunkt andeutet, sieht man auch ohne R.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.11.2021 um 05.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47729

Streit (wenn überhaupt) um Worte, nicht um die Sache.

Zu R: Ich habe gelernt, daß R angibt, wie viele Menschen ein Infizierter ansteckt. 2 bedeutet, daß er 2 ansteckt, von denen wieder jeder 2 ansteckt usw.

Das soll aber mein letztes Wort zu "exponentiell" sein, ich will mich nicht als Mathematiker aufspielen.
 
 

Kommentar von Tante Google, verfaßt am 27.11.2021 um 22.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47727

Hendrik Streeck (04.11.21) – "Pandemie der Ungeimpften ist nicht richtig"
Karl Lauterbach (05.11.21) – „Reduktion der Kontakte der Ungeimpften. Die Ungeimpften sind im Moment die Treiber der Pandemie.“
Christian Drosten (10.11.21) – "Wir haben keine Pandemie der Ungeimpften, wir haben eine Pandemie"
Melanie Brinkmann (21.11.21) – „Die Ungeimpften treiben diese Pandemie“
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.11.2021 um 12.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47726

Ich schrieb:
"Einen punktuellen Wert kann man aber nicht als Wachstum bezeichnen."

Gemeint ist:
An einem punktuellen Wert kann man nicht die Art des Wachstums, z. B. linear oder exponentiell, erkennen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.11.2021 um 12.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47725

Wer R sagt, sagt auch exponentielles Wachstum?
R kann man ja immer berechnen, egal, für welches Wachstum oder bei Konstanz (R=1). Einen punktuellen Wert kann man aber nicht als Wachstum bezeichnen, sondern dafür braucht man schon wenigstens ein Intervall.
Bei (zeitweisem) exponentiellem Wachstum ist R (für diese Zeitdauer bzw. innerhalb des betrachteten Intervalls) konstant > 1. Bei linearem Wachstum ist R>1, aber nicht konstant, sondern wird immer kleiner und nähert sich der 1.
Man kann ja lineares Wachstum nicht als exponentiell bezeichnen, nur weil es punktuell auch irgendeinen R-Wert gibt. Wie gesagt, den gibt es immer.

Er wird wohl vom RKI irgendwie als Durchschnitt berechnet und teils auch geschätzt. Ihn genau nachzurechnen, ist mir auch noch nicht gelungen, obwohl es mir theoretisch klar ist. Aber was den reinen Wert betrifft, kann man dem RKI wohl vertrauen, daß er hinreichend genau ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.11.2021 um 10.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47724

Manche Begründungen der Impfgegner ("Respekt vor dem eigenen Körper"...) lesen sich wie Rationalisierungen einer Trypanophobie. Übertriebene Ängste bleiben ja oft verborgen, weil man sie nicht gern eingesteht. Nur in wenigen Situationen lassen sie sich nicht mehr verbergen; ich habe da schon die sonderbarsten Fälle erlebt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.11.2021 um 09.36 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47723

Die Meldungen sind bereits eine Rückschau in die Vergangenheit, und am Endpunkt einer Kurve funktioniert die Glättung nicht. Kleine Veränderungen von einem Tag zum anderen können bezüglich R einen großen Unterschied machen, aber wir haben auch viel Rauschen. Wirklich solide Berechnungen lassen sich wohl nur im nachhinein machen - das ist doch auch die Erfahrung aus den vergangenen Wellen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.11.2021 um 08.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47722

Wer die Rendite seiner Ersparnisse berechnet, muß auch noch etwas mehr als den Zinssatz zugrundelegen.
(Aber der Zinseszins war richtig schön, als die Zinsen noch positiv waren...)

Die Dunkelziffer ist ein Problem, aber sonst? Soweit man die Zahl der Infizierten kennt und von Tag zu Tag verfolgt, müßte man doch R leicht berechnen können? Schließlich haben sich die Infizierten von heute bei den Infizierten von gestern angesteckt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.11.2021 um 07.49 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47721

Wie man den gegenwärtigen R-Wert berechnen kann, ist mir schleierhaft. Die Neuansteckungen schwanken im Wochenrhythmus und man bräuchte für das Anlegen einer Tangente zukünftige Zahlen und eine Glättung. (Die unbekannte Dunkelziffer macht das ganze noch schwieriger.) Theoretisch ist R unter 1, sobald der Inzidenzgraph in eine Rechtskurve übergeht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.11.2021 um 05.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47719

Weil vor allem Alte an Corona sterben und vor allem Alte gegen Corona geimpft sind, werden immer mehr Geimpfte sterben. Trotzdem ist das Risiko, an Corona zu sterben, für Ungeimpfte sechs- bis zehnmal so hoch. Das ist Mathematik, nicht Medizin.

Das Impfen „spaltet“ die Gesellschaft, nämlich in Geimpfte und Ungeimpfte. Man könnte die Spaltung vermeiden, indem man entweder alle oder gar keinen impft. „Spalten“ ist das neue Schreckenswort. Warum eigentlich? Wir sind doch immer gespalten. Darauf beruht die Demokratie. Der homogene Volkskörper, von dem manche schon wieder träumen, ist ein Albtraum.
 
 

Kommentar von , verfaßt am 27.11.2021 um 04.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47717


 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.11.2021 um 01.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47715

Ein weiteres beliebt-berüchtigtes Gespenst heißt "exponentielles Wachstum". Ich habe es vor ein paar Tagen schon mal gehört und gestern (26.11.) im "ZDF spezial" wieder:

Wenn die Coronazahlen exponentiell wachsen, bedeutet das, daß sie sich innerhalb eines festen Zeitraumes verdoppeln. Derzeit sind das rund 28 Tage.

Das Vertrackte ist nur, in Wirklichkeit wachsen sie einfach nicht exponentiell, jedenfalls schon seit 4 Wochen nicht, man kann schon seit Anfang November direkt ein Lineal an die "Kurve" der täglichen Neuansteckungen anlegen, also ein fast idealer linearer Anstieg, mit bloßem Auge zu sehen.

Mit den 28 Tagen Verdopplungszeit ist das ZDF auch leicht hinterher, denn die entsprechen einem R-Wert von 1,10. Den hatten wir laut RKI vorgestern. Gestern betrug er noch 1,08, was einer Verdopplungszeit von schon rund 36 Tagen entspricht. Das ist eben kein "fester Zeitraum". Seit vier Wochen haben wir einen beständig fallenden R-Wert und damit eben auch kein exponentielles Wachstum.

Zu hoffen ist, daß die Reproduktionszahl sich weiter der 1,0 nähert, dann wäre auch das lineare Wachstum vorbei, und mit R-Werten < 1 würde die Zahl der Neuansteckungen wieder sinken.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.11.2021 um 13.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47711

Als ich mit Impfen dran war, war es dummerweise für mich zu spät, und als Genesener hatte ich damit erstmal keine Eile. Nun hole ich mir aber auch meine Auffrischungsimpfung. Nicht weil ich glaube, meine Antikörper seien inzwischen wieder zu wenige, sondern um Ruhe vor dem öffentlichen Druck zu haben. Älteren, die Covid noch nicht hatten, empfehle ich das Impfen. Jüngere (bzw. Eltern für ihre Kinder) sollten sich verantwortungsbewußt entscheiden und nicht unter Druck gesetzt werden.
Ich schreibe das nur, um nicht mit Impfgegnern verwechselt zu werden. Ich würde aber gegen Impfpflicht und Lockdowns stimmen, wenn ich was zu sagen hätte.

Die Aufregung aktuell in Deutschland ist mir zu groß. "Mehr als 100000 Tote: Corona-Lage außer Kontrolle", so der Mannheimer Morgen heute auf Seite 1. Wo sonst zählen wir die Toten kumulativ über mehrere Jahre? So erzeugt man künstlich erschreckende Zahlen. Jeden Tag ein Flugzeugabsturz, Söders Vergleich haben inzwischen viele übernommen, aber keiner sagt dazu, daß das Coronaflugzeug nur eins von im Mittel 20 Flugzeugen ist, die jeden Tag ganz normal abstürzen. So ist nun mal das Leben.

Wo es nur geht, werden zur Zeit Gespenster an die Wand gemalt. Natürlich sind 2% bis 6% mehr Tote als sonst (schwankend, übers Jahr) ein schlimmer Zustand, aber begründet das schon eine "nationale Notlage"? Wir haben uns an eine immer höhere Lebenserwartung gewöhnt, die zuletzt schon über 80 Jahre war. Nun sinkt sie vielleicht coronabedingt zeitweise wieder auf 75, wie noch in den 1990er Jahren. Natürlich ist das nicht schön, jedes Einzelschicksal ist sehr bedauernswert, aber rechtfertigt das diese Selbstverstümmelung des gesamten gesellschaftlichen Lebens? Muß eine ganze Gesellschaft nicht auch die Coronazahlen (Kranke und Todesfälle) relativ einordnen?

Statt dessen immer wieder schlimme Einzelbilder von Intensivstationen. Das sind echte Totschlagargumente, klar, dagegen kann man nichts mehr sagen. Aber diese Bilder beschreiben weder die Gesamtlage, noch erklären sie die wirklichen Ursachen für Engpässe und politische Fehler der letzten Jahre.
 
 

Kommentar von , verfaßt am 26.11.2021 um 10.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47710


 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.11.2021 um 09.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47682

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47572

Nachdem wir genug über die durchaus lustvolle Vorstellung gelacht haben, wie Frau Wagenknecht von der Polizei zum Impfen geschleppt wird, holt Minister Spahn den letzten Pfeil aus dem Köcher, eigentlich einen roten: Von einem Bußgeld würden die ärmeren Leute besonders hart getroffen. Von der Seuche werden sie allerdings auch überproportional getroffen, aber das lassen wir mal beiseite.
Interessanterweise entdecken besonders scharfsinnige Politiker immer wieder mal, daß Arme weniger Geld haben als Reiche. Das ist der Anfang der Sozialpolitik. Man könnte ja die Bußgelder nach Einkommen staffeln, eine bewährte Praxis der Strafjustiz.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.11.2021 um 16.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47674

1892 wurde in Argentinien erstmals ein Mord, ein doppelter Kindsmord durch deren Mutter, rein aufgrund eines Fingerabdrucks aufgeklärt. (Wikipedia Fingerabdruck)

Eigentlich ist das Erstglied des Kompositums syntaktisch aus dem Verkehr gezogen und kann nicht durch ein Pronomen wiederaufgenommen werden. Bei diesem grammatischen Leckerbissen kommt noch hinzu, daß es anderweitig (doppelt) sinngemäß als Plural gekennzeichnet ist! Man versteht also "Mord an zwei Kindern".
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.11.2021 um 11.41 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47673

Ich hatte kürzlich nach der Situation in Großbritannien gefragt. Hier steht etwas dazu:

Nach der Abschaffung der Corona-Maßnahmen im Juli, dem „Freedom Day“, waren die Infektionszahlen zunächst – zur Verblüffung vieler Wissenschaftler – gefallen, um dann nach zwei Wochen wieder anzusteigen. Seit August schwanken sie zwischen 30.000 und 50.000 am Tag, wobei sie meistens um die 40.000-Marke (oder einer Inzidenz um die 400) pendeln, so auch am Sonntag. Die Zahl der täglichen Krankenhauseinlieferungen schwankt seit dem Sommer zwischen 600 und 1000, die Zahl der Toten zwischen 100 und 200 am Tag. Corona ist nur noch die drittwichtigste Todesursache nach Demenz und Herzerkrankungen.

(…)

Die Regierung sieht auch keinen Anlass, auf ihren „Plan B“ umzuschwenken. Dieser sieht vor, im Falle eines überlasteten Gesundheitssystems die Maskenpflicht zu reaktivieren, zu Heimarbeit aufzurufen und eventuell Impfpässe einzuführen. Überlastung wird dabei allerdings großzügig interpretiert. Der im Winter traditionell angespannte Gesundheitsdienst NHS bietet zurzeit nur noch eingeschränkte Leistungen.

Mittlerweile dauert es durchschnittlich eine Stunde, bis Rettungsmediziner akute Herzinfarkte oder Schlaganfälle behandeln. Im Oktober warteten an den Notaufnahmen mehr als 7000 Patienten zwölf Stunden und länger, bis sie einen Arzt sahen. Fast sechs Millionen Briten stehen auf der NHS-„Warteliste“ für Behandlungen und Operationen.

https://faz.net/aktuell/politik/ausland/corona-in-grossbritannien-keine-furcht-vor-hohen-infektionszahlen-17645343.html

Leider nichts Genaueres zu den Intensivstationen (das ist ja nochmal ein eigenes Thema). Die Briten scheinen es eher entspannt zu sehen, denn weitere Maßnahmen sind nicht geplant.

Über Twitter komme ich hinter die Bezahlschranke:
https://twitter.com/PhilipPlickert/status/1462713756295774209

Hab es im Incognito-Tab erfolgreich aufgerufen, es müßte also auch ohne Anmeldung funktionieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.11.2021 um 07.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47663

Die Inzidenz der Neuinfektionen steht in einem festen Zusammenhang mit Hospitalisierung und Letalität. Man muß nur den Multiplikator kennen, der sich zwar verändert, aber kurzfristig genau bestimmbar ist. Darin sind die demoskopischen Verschiebungen und andere Faktoren schon enthalten. Wir wissen also, wie viele Menschen in zwei Wochen ins Krankenhaus kommen und wie viele sterben werden. Wie auch Wieler sagt: Daran läßt sich nichts mehr ändern.

Je unausweichlicher eine allgemeine Impfpflicht wird, desto wüster der Kampf gegen die Seuchenbekämpfung. Psychologisch verständlich: Viele ahnen wohl, daß sie auf dem falschen Weg sind, und haben Angst vor dem Zusammenbruch ihres Luftschlosses. Da drischt man lieber auf andere ein. Daher das pauschale Wüten gegen das "System" und die "Leute da oben". Alles muß weg!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2021 um 16.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47652

Lieber Herr Riemer, Sie können noch weiter differenzieren: Jemand verweigert durchaus absichtlich die Impfung, weiß aber zum Beispiel nicht, daß er sich das nur leisten kann, weil viele andere sich nicht weigern. Usw., es sind noch viele Varianten denkbar. Manche kann man auch darüber aufklären, daß sie eigentlich Trittbrettfahrer sind, obwohl sie es vielleicht nicht sein wollen. When we want to do good to people one has no right to expect that they should understand it. It is like baptizing little infants. (Trollope)

Und zu den britischen Intensivbetten: Wie viele es gibt, kann ich nicht feststellen. Das müßte man aber wissen, um die Frage zu beantworten.

Wenn ich nach Wielers Angaben zur Letalität hochrechne, werden von den 65.000 gestern gemeldeten Neuinfizierten etwa 500 sterben. Daran läßt sich nichts mehr ändern. Aber in Zukunft werden wir damit nicht leben können, auch wenn wir noch so viele Intensivbetten samt Personal bereithalten könnten.

Eine allgemeine Impfpflicht hätte den schönen Nebeneffekt, daß wir unserer Lieblingsbeschäftigung (Ungeimpfte mobben) nicht mehr nachgehen könnten.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.11.2021 um 11.41 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47646

Großbritannien hat tägliche Todeszahlen in ähnlicher Größenordnung wie Deutschland, nur seit sehr viel längerer Zeit. Müßten da nicht längst die Intensivstationen überlaufen?
https://coronavirus.data.gov.uk/details/healthcare
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.11.2021 um 11.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47645

Meiner Ansicht nach kann man jemanden, der unabsichtlich, unwissentlich oder notgedrungen gegen seinen Willen Vorteile erlangt, gar nicht Trittbrettfahrer nennen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.11.2021 um 10.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47644

Österreich hat für Februar 2022 eine Corona-Impfpflicht beschlossen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.11.2021 um 09.59 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47643

https://duden.de/rechtschreibung/Trittbrettfahrer
(Bedeutungsbeschreibung)

Man müßte noch den Trittbrettfahrer ergänzen, der ohne Absicht handelt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2021 um 06.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47636

Ob "absichtlich" oder nicht: Schon immer haben die Ungeimpften davon profitiert, daß die anderen geimpft waren. Wenn die Epidemiologen sagen: 85 % sollten geimpft sein, dann möchte der Trittbrettfahrer zu den restlichen 15 % gehören. Zu seinem Wohlbefinden trägt bei, wenn er sich und anderen einredet, die ganze Seuche sei nur eingebildet – oder gerade das Impfen mache erst krank.

Die täglich wechselnden Einzelheiten braucht man nicht nachzurechnen. Das Wesentliche ist das seit 200 Jahren gleiche impfsoziologische Schema.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2021 um 05.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47634

„Wenn alte Sprachen untergehen (wie z.B. Latein), bleibt vieles von ihnen erhalten in neuen Sprachmischungen (wie z.B. den romanischen Sprachen).“ (Dieter Wunderlich: „Wenn die Wörter verschwinden“ – Zum Verfall der Sprachenvielfalt. SWR 3.6.2001)

Aber Latein ist nicht untergegangen, es hat sich verändert. Mittelhochdeutsch ist nicht untergegangen. Wie kann man ein so falsches Bild von Sprachgeschichte haben? Das darf einem Sprachwissenschaftler nicht einmal im Traum passieren.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.11.2021 um 23.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47632

Lieber Herr Schardt,
Ihre Rechnung ist in Ordnung, jedoch wollte ich gar nicht so detailliert auf die Wahrscheinlichkeiten eingehen.
Was ich gemeint hatte, war lediglich, daß in dem rein hypothetischen Fall, die Impfung hätte überhaupt keine Wirkung, die Intensivquote Geimpfter genauso groß wie die allgemeine Impfquote wäre, also 2/3 bis 3/4 (rund 70%) betrüge. Da sie aber in diesem Beispiel 30% beträgt, sinkt durch die Impfung die Intensivquote auf knapp die Hälfte. Diese Quote hat natürlich nichts mit dem ursprünglichen "Risiko" von Geimpften zu tun, auf die Intensivstation zu kommen, wofür sich, wie Sie zeigen, für Geimpfte mit diesen Zahlen 20% bzw. ein Fünftel des Risikos Ungeimpfter ergibt. Ich danke Ihnen für die Richtigstellung.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 18.11.2021 um 21.56 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47630

Wenn bei einer Impfquote von 70% die Intensivquote der Geimpften bei 30% liegt, errechne ich das Intensivrisiko der Geimpften im Verhältnis zu dem der Ungeimpften mit 20%, also einem Fünftel (nicht 10%).
Bei 20% Intensivquote sind es ca. 10% und bei 10% Intensivquote 5%.

Meine Rechnung geht so: Sei G der Anteil der Geimpften (z.B. 0.7) und Ig die Intensivquote der Geimpften (z.B. 0.3). Die Ungeimpften sind folglich (1–G) und deren Intensivquote (1–Ig).
Sei die Intensiv-Wahrscheinlichkeit der Geimpften Pg und die der Ungeimpften Pu.
Dann muß gelten

(G * Pg) / ((1–G)*Pu) = Ig / (1–Ig)

Division durch G und Multiplikation mit 1–G ergibt:

Pg/Pu = (Ig * (1–G)) / ((1–Ig)*G)

Links steht das Verhältnis der Wahrscheinlichkeiten, also das was gesucht wird.
Für die Intensivquoten 30% , 20% und 10% ergeben sich dann diese Zahlen:

Pg/Pu = 0.3*0.3 / 0.7*0.7 = 9/49 ~ 20%
Pg/Pu = 0.2*0.3 / 0.8*0.7 = 6/56 ~ 10%
Pg/Pu = 0.1*0.3 / 0.9*0.7 = 3/63 ~ 5%

Nachbemerkung: Die Änderung des Anteils an den Intensivpatienten ist nicht direkt die Änderung des Risikos, wie man am Schritt von 30% nach 20% erkennen kann.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.11.2021 um 18.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47629

"Daher kann man nicht schlußfolgern, daß der Anteil der Geimpften auf Intensivstationen dem Anteil der Geimpften an der Gesamtbevölkerung entsprechen müßte."

Wieso nicht? Was hat das mit der Gruppengröße zu tun? Diese bestimmt ja gerade den Anteil.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.11.2021 um 18.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47628

Ein Trittbrettfahrer ist jemand, der mitfährt, ohne zu zahlen, jemand, der sich absichtlich Vorteile auf Kosten anderer verschafft.

Wer sich nicht impfen lassen will, will aber nirgends mitfahren, er hat gar keine Chance, irgendwo abzusteigen. Ihm wird unterstellt, Vorteile zu nutzen, die er nicht will bzw. bestreitet, die ihm höchstens aufgezwungen werden.

Wenn aus der DDR jemand nach dem Westen abgehauen ist, hieß es auch immer öffentlich, seht mal, erst hat er auf Kosten des Staates gelernt und studiert und unser tolles kostenloses Gesundheitswesen ausgenutzt, und nun "dankt" er es auf diese Weise. Er hatte aber auch bis dahin keine Wahl.
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 18.11.2021 um 18.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47627

Die Gruppen der Geimpften und Ungeimpften sind nicht gleich groß. Daher kann man nicht schlußfolgern, daß der Anteil der Geimpften auf Intensivstationen dem Anteil der Geimpften an der Gesamtbevölkerung entsprechen müßte.

In Frankreich macht gerade die Statistik von "nur" 2 Prozent Corona-Kranken an der Gesamtzahl der Patienten in 2020 die Runde. Klingt oberflächlich nicht dramatisch und wurde daher natürlich sofort als "Beweis" für die Harmlosigkeit der ganzen Chose herangezogen. Die Anteile der Corona-Patienten an den Intensivpatienten, an den Todesfällen und an der Verweildauer auf Intensivstation liegen dagegen bei 11, 16 und 19 Prozent. Das ist schon aussagekräftiger, die Gesamtzahl von bisher rund 120.000 Toten auch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2021 um 16.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47626

Darum ist ja das Spekulieren auf Herdenimmunität auch so unbegründet.

Das sprunghafte Vorgehen der Stiko führt hier übrigens dazu, daß jetzt kaum Booster-Termine zu bekommen sind, allenfalls in acht Wochen, zu spät für Weihnachten. Wir haben unseren zum Glück schon lange vorher gebucht.

Die Corona-Maßnahmen dienen zuerst dem Schutz der besonders Gefährdeten. Das sind hauptsächlich die Ungeimpften. Auch auf dem Trittbrett kann man sich infizieren. Dafür nehmen auch die Geimpften Einschränkungen in Kauf. Gedankt wird es ihnen nicht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.11.2021 um 16.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47625

Oh, statt 20% meinte ich 1/20, also etwa 5%.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.11.2021 um 16.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47624

Wenn zwei Drittel bis drei Viertel der Bürger geimpft sind und die Impfung keinen Einfluß auf das Intensivstationsrisiko hätte, dann müßten auf den Intensivstationen auch ungefähr zwei Drittel bis drei Viertel Geimpfte liegen. Wenn dort aber statt dessen nur 30% Geimpfte liegen, dann hätte sich ihr Risiko durch die Impfung auf knapp die Hälfte verkleinert.

Allerdings kommen mir diese 30% zu hoch vor. Ich meine gehört zu haben, daß der Anteil Geimpfter auf Intensivstationen höchstens etwa 10% beträgt. Dann wäre das Risiko für Geimpfte etwa ein Siebtel gegenüber Ungeimpften.

Schade, daß man so schwer Zahlen für Intensivpatienten findet, die zum zweiten Mal Covid haben. Immerhin machen Genesene bereits um die 20% der Gesamtbevölkerung aus. Gerade in Zeiten, wo der Andrang zum Impfen groß ist, könnte das vielleicht für etwas Entspannung sorgen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.11.2021 um 09.56 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47623

Für die aktuelle Welle kommt eine Impfpflicht zu spät, und damit ist es auch nicht getan. Wir haben gar nicht die Logistik für Massenimpfungen; der einseitige Blick auf Ungeimpfte (laut Söder "Querdenker, Reichsbürger und andere") ist etwas bequem.

Abgesehen davon reicht es nicht aus, sich mit den rationalen Argumenten zu beschäftigen. Ich selbst halte die zunehmende Spaltung der Gesellschaft, die ich seit etwa 2014 beobachte, für weitaus gefährlicher als die Pandemie. Letztere ist ein zeitlich und in ihrer Wirkung begrenztes Phänomen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2021 um 09.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47622

Wenn 30% der Intensivpatienten mit Corona doppelt geimpft sind und gleichzeitig zwei Drittel bis drei Viertel der Bürger geimpft sind, errechnet sich, daß Ungeimpfte ein etwa 10mal so hohes Risiko haben, auf die Intensivstation zu kommen. Bei den Geimpften ist leider nicht gesondert angegeben, ob sie Astra bekommen haben; das könnte das Bild noch einmal etwas verschieben.
Das Beste, was man von dieser Seite her tun kann, ist: zweimal Biontech und dann boostern. Unabhängig davon übertragen auch Geimpfte das Virus. Maske und Abstand sowie Kontaktbeschränkungen sind zusätzlich nötig.
Politiker, die ein halbes Jahr im voraus den Termin festlegen, an dem die Seuchenbekämpfung endet („Freedom Day“), unterscheiden sich nicht wesentlich von Querdenkern. Die Wirklichkeit holt sie ein, aber ob sie daraus lernen?

Ich zähle die Anordnung einer Impfpflicht gegen vermeidbare Seuchen zu den elementaren Aufgaben des Staates. Sie hat Millionen Menschenleben gerettet.

Aus Wikipedia:

In Belgien besteht Impfpflicht gegen Kinderlähmung.
In Frankreich besteht Impfpflicht gegen Diphtherie, Hepatitis B, Hib, Keuchhusten, Kinderlähmung, Masern, Mumps, Pneumokokken, Röteln, Tetanus und Meningokokken.
In Italien besteht Impfpflicht gegen Diphtherie, Hepatitis B, Hib, Keuchhusten, Kinderlähmung, Masern, Mumps, Röteln, Tetanus und Windpocken.
Im pakistanischen Belutschistan besteht Impfpflicht gegen COVID-19 für öffentliche Gebäude und öffentliche Verkehrsmittel.
In Tadschikistan und in Turkmenistan besteht Impfpflicht gegen COVID-19 für Erwachsene.
In Tschechien besteht eine Impfpflicht gegen Diphtherie, Hepatitis B, Hib, Keuchhusten, Kinderlähmung, Masern, Mumps, Röteln und Tetanus.
In Ungarn besteht Impfpflicht gegen Diphtherie, Hepatitis B, Hib, Keuchhusten, Kinderlähmung, Masern, Mumps, Röteln, Tetanus und Tuberkulose; in Griechenland, Kroatien, Lettland, Malta, Polen, der Slowakei und Slowenien gibt es eine vergleichbare Impfpflicht.
Im Vatikan besteht eine Impfpflicht gegen COVID-19 für alle Bewohner und Angestellten.



In der DDR gab es umfassende Impfpflichten, worüber der Wikipedia-Artikel Auskunft gibt. Körperverletzung, soweit das Auge reicht...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.11.2021 um 05.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47584

Zur Durchsetzung von Impfpflichten wird man auf dem deutschsprachigen Nachrichtenmarkt in der Tat nicht leicht fündig (Zufall?). Mit der englischen Suche um so leichter. Die Suchwörter sind in manchen Titeln enthalten, z. B.

"Global assessment of national mandatory vaccination policies and consequences of non-compliance"

Ich möchte noch etwas nachtragen wegen falscher Forderungen, die zur Zeit die Medien beherrschen: Nicht das Boostern, zu dem die meisten Geimpften ohnehin bereit sind, sondern die primäre Impfung könnte die vierte Welle brechen. Und da liegt bekanntlich der Haken, jedenfalls unter Deutschen.

Gestern fand ich die reinste Form der Querdenker-Logik:

Mit Impfstoff ist alles schlimmer als vor einem Jahr ohne Impfstoff. Überall werden neue Rekordwerte vermeldet. Da kann man nur hoffen, daß es mit steigender Anzahl der verabreichten Impfungen nicht noch schlimmer wird! (WELT 12.11.21)
 
 

Kommentar von , verfaßt am 13.11.2021 um 05.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47583


 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 12.11.2021 um 18.13 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47582

Es ist gar nicht so einfach, etwas über die Durchsetzung von Impfpflichten zu finden. Wikipedia im Artikel Impfpflicht:
Pflichtimpfungen, die vorsätzlich oder fahrlässig nicht eingehalten wurden, konnten mit Verweis oder Ordnungsstrafe zwischen 10 und 500 DDR-Mark geahndet werden.

War das dann eine einmalige Geldbuße? Zur Bundesrepublik steht nichts Entsprechendes. Bei der jetzigen Masernimpfpflicht kann, soweit ich weiß, nur der Zugang zu Kindergarten und Schule verwehrt werden.

Hier gibt es eine kleine Historie:
https://ndr.de/geschichte/chronologie/Von-Pocken-bis-Corona-Die-Geschichte-des-Impfens,impfen446.html

Ich selbst wurde in frühster Kindheit gegen Pocken geimpft, mit Impfpistole, und kann mich deshalb nur schemenhaft erinnern. Aber wenn ich den NDR-Artikel richtig verstehe, waren Pflichtimpfungen keineswegs selbstverständlich.

Wenn man eine Impfpflicht befürwortet, müßte man doch auch sagen können, wie man sie durchsetzt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.11.2021 um 16.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47581

Über Einzelheiten der Durchführung brauchen wir uns nicht den Kopf zu zerbrechen. Ich möchte nur wiederholen, daß eine gesetzliche Impfpflicht nichts unerhört Neues ist.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.11.2021 um 12.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47580

Wenigstens beginnt man sich jetzt langsam Gedanken darüber zu machen, was Impfpflicht eigentlich heißen soll und somit bringen könnte. Physischen Zwang kann man sich kaum vorstellen. Überall 2G? Brächte wohl nicht viel Neues, außer, wenn es auch fürs Einkaufen gilt. Will man das? Ordnungsstrafen, wie hoch? Monatlich, täglich, oder nur bei jedem Schritt vor die Haustür, bei dem ein Ungeimpfter erwischt wird? Man sollte das vor allem klar sagen, bevor man Umfragen macht, sonst sagen die Leute dann, ja, für Impfpflicht war ich zwar, aber das habe ich nicht gewollt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.11.2021 um 07.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47573

Wenn man Spahn folgt, würde jeder Versuch, Deutschland zu regieren, das Land spalten.
Eigentlich stellen Ordnungswidrigkeiten den Staat bisher nicht vor unüberwindbare Schwierigkeiten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.11.2021 um 07.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47572

„Impfpflicht würde unser Land zerreißen - habe schon Bild von Sahra Wagenknecht vor Augen“

Gesundheitsminister Jens Spahn hat sich erneut gegen eine allgemeine Impfpflicht ausgesprochen. Er habe „das Bild schon vor Augen, wie wir Sahra Wagenknecht dann mit der Landespolizei zum Impfen schleppen“. Das sei absurd und nicht durchzusetzen, sagte er.
(WELT 12.11.21)

Aus den 500 Leserzuschriften:

In meinem Umfeld sind inzwischen 12 Geimpfte erkrankt an cov19. Alle Ungeimpften sind gesund.
-
Mit Impfstoff ist alles schlimmer als vor einem Jahr ohne Impfstoff. Überall werden neue Rekordwerte vermeldet. Da kann man nur hoffen, daß es mit steigender Anzahl der verabreichten Impfungen nicht noch schlimmer wird!


usw., alles im gleichen Stil. Das „Zeug“ macht krank!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.11.2021 um 19.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47569

Muß man gleich an absichtsvolles Verbergen denken? Welches Motiv wäre denn anzunehmen? Das klingt doch sehr nach einem Verschwörungs-"Narrativ"... Vielleicht ist der Mannheimer Morgen einfach nicht die richtige Quelle. Waren Sie schon mal auf der Seite des RKI? Manchmal muß man länger suchen, um Antwort auf eine Frage zu finden, die nicht so naheliegt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.11.2021 um 13.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47568

Der Mannheimer Morgen bringt tägliche Statistiken, u.a. über die "gemeldeten Fälle in Deutschland" (heute 4844054) und die "Genesenen" (heute 4415900). Da sind Genesene plötzlich alle, die schon einmal infiziert waren, nicht nur die des letzten halben Jahres.

Interessant sind noch diese Inzidenzen in Baden-Württemberg:
- "Unter vollständig Geimpften": 43,7
- "bei den übrigen": 829,2

Auch Genesene mit einer Auffrischungsimpfung gelten ja als vollständig geimpft. Aber was ist mit Genesenen innerhalb eines halben Jahres (wohl meist ungeimpft) oder danach, mit oder ohne Auffrischungsimpfung? Werden sie alle zu den "übrigen" oder teils zu den "vollständig Geimpften" gezählt? Oder sind sie hier (zum Teil) gar nicht enthalten? Man weiß es nicht. Das wäre aber sowohl für eine korrekte Einschätzung des Impfnutzens wie auch der Dauer des Schutzes durch Genesung dringend notwendig. Warum wird das nicht ebenso veröffentlicht? Gibt es etwas zu verbergen?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.11.2021 um 10.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47567

Zur Werbung gegen Blähungen, um es vielleicht besser zu formulieren:
Gegen Ungeimpfte gibt es halt druckvollere Mittel, aber das Furzen kann man nun mal schlecht verbieten, da bleibt nur die Werbung.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 11.11.2021 um 09.25 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47566

Das Mißtrauen hat auch ganz andere Ursachen. Aber ich will mich nicht wiederholen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.11.2021 um 09.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47565

Was der Bauer nicht kennt...

Viele Impfskeptiker geben an, auf den "Totimpfstoff" zu warten. Was sie sich davon versprechen, weiß ich nicht. Die mRNA-Impfstoffe sind neuartig, aber wenn man sich damit beschäftigt, sieht man keinen Grund, ihnen nicht zu vertrauen. Nach milliardenfach verabreichten Dosen erst recht nicht.

Man braucht die Verweigerer nicht zu beschimpfen, die Stimmung schlägt ganz von selbst um. Selbst den Rechtsradikalen verschlägt es allmählich die Sprache, sie wenden sich wieder ihrem ursprünglichen Thema "Migration" zu.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.11.2021 um 08.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47564

Gestern brachte die SZ einen recht wütenden, aber nicht besonders gut formulierten Beitrag von Nils Minkmar. Er wunderte sich darüber, daß zwar ständig für Mittel gegen Blähungen geworben wird, aber kaum für das Impfen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 11.11.2021 um 08.39 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47563

Übrigens gäbe es noch andere Wege, die Inzidenzen kleinzuhalten. Weniger Zögerlichkeit bei der Booster-Empfehlung, mehr Anreize für Weiterentwicklung der Impfstoffe.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 11.11.2021 um 08.36 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47562

Ich könnte mir gut vorstellen, daß ein Überlaufen der Intensivstationen mehr Leute zur Impfung motiviert als irgendwelche Bestrafungen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.11.2021 um 08.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47561

A propos Hornissen:

um sich vor Hornissen zu verteidigen

bei aller Notwendigkeit zur Warnung
(SZ 11.11.21)

Was die Präpositionen bedeuten, scheint weitgehend vergessen zu werden. Interessante Entwicklung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.11.2021 um 08.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47560

Die Kapzitäten der Krankenhäuser sind gesundheitspolitisch sicher sehr relevant, aber ich kann für mich nur noch einmal wiederholen: Ich will kein Intensivbett garantiert haben, sondern mich gar nicht erst anstecken.

Mein aktueller Eindruck: Was soll denn eine „bundeseinheitliche Regelung“ bringen? Die Diskussion darüber bindet viele Kräfte. Die für Gesundheit zuständigen Länder sollten ihre Möglichkeiten ausschöpfen. Der Bund wäre nur gefordert, wenn es um die gesetzliche Impfpflicht geht, aber die wird nicht kommen, die Ampel ist dank FDP bereits eingeknickt. Im Wahlkampf hatte wenigstens Frau Baerbock eine Impfpflicht noch von den Umständen abhängig gemacht und nicht von vornherein ausgeschlossen.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache, so daß ich mir weitere Worte sparen kann.

Als die WELT berichtete, Drosten rechne mit weiteren 100.000 Toten, wenn wir so weitermachen, fielen die Überschriften-Leser wie ein Hornissenschwarm über ihn her und produzierten im Handdumdrehen 1.500 Zuschriften der immergleichen Art.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 10.11.2021 um 23.33 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47558

Die Graphik zu den Intensivkapazitäten in der FAZ finde ich interessant. Allerdings kann ich mich erinnern, daß die angeblichen Kapazitäten Anfang 2020 kritisiert wurden. Es seien zwar sehr viele Betten vorhanden, nur nicht das dazugehörige Personal. Insofern würde ich der Graphik mißtrauen.

Zu den Schulkindern: Wurden die nicht vor allem deshalb "geschützt", damit sie nicht ihre Lehrer, Eltern und Großeltern anstecken?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.11.2021 um 18.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47555

Die Literatur findet man z. B. unter "Covid + Reinfektion". Ich habe bisher aber keine offizielle Zahl gefunden, die es zweifellos gibt – es ist ja eine wichtige Kennziffer für die Modellierung.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.11.2021 um 16.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47554

Neuerdings hört man viel über Impfdurchbrüche. besonders im Zusammenhang mit Corona.
Warum nicht auch über "Genesungsdurchbrüche", wie ich sie mal analog nennen möchte, also Menschen, die zum zweiten Mal an Corona erkranken? Wie oft kommt das vor, wie infektiös sind sie, ist die Erkrankung ähnlich wie bei Geimpften meist leicht, ist sie meist leichter als beim ersten Mal?
Solche Zahlen müßte es doch mittlerweile auch geben, und damit könnte man auch genauer bestimmen, wie lange das entsprechende G in den G-Regeln gelten kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.11.2021 um 16.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47553

Zum Beispiel die FAZ bringt gerade eine interessante Graphik:

https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/coronavirus/volle-intensivstationen-bayern-ruft-katastrophenfall-wegen-corona-patienten-aus-17626935.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.11.2021 um 16.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47551

Zu Herrn Riemer:

Im NDR-Podcast mit Drosten und Ciesek ist vieles gesagt worden, was ich hier nicht wiederholen kann (die letzten sollte man sich anhören, z. B. gestern). Wichtige Punkte sind:
1. Das Virus ist jetzt gleichmäßiger in der Bevölkerung verteilt.
2. Weil die Älteren überwiegend durch Impfung geschützt sind, erkranken jetzt vorwiegend Jüngere, die allerdings in großer Zahl.
3. Die Jüngeren sterben seltener, liegen aber länger auf Intensiv.
4. Die Inzidenz bleibt wichtigste Größe, weil sie – unter den angebenenen Bedingungen – die Lage in den Kliniken zwei Wochen später vorauszusagen erlaubt.
5. Je mehr Infizierte, desto größer die Wahrscheinlichkeit weiterer Mutanten. (Und desto mehr Durchbrüche.)
6. Es gibt 27. Mill. Ungeimpfte, nach Abzug der Kinder 15 Mill. Erwachsene, die hätten geimpft werden können. Das ist ein riesiges Reservoir für weitere Infektionen mit Delta.

Heute hat die SZ übrigens eine Seite mit kurzen Stellungnahmen von bekannten Experten – lesenwert. Wenn wir die halbherzige Pandemiebekämpfung so weitertreiben, wird es noch mal 100.000 Tote geben (Drosten). Alle Ungeimpften werden sich anstecken, das ist ganz klar. Die Schulkinder haben wir zuerst mit viel Aufwand geschützt, und jetzt überlassen wir sie der Durchseuchung. Das müßte nicht sein.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.11.2021 um 16.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47550

Ein weiteres Beispiel für Ungereimtheiten sind die 2G- und 3G-Regeln. Während Genesene schon 6 Monate nach Beginn der Infektion, also nur 5 1/2 Monate nach ihrer Genesung, nicht mehr als genesen, sondern als ungeimpft gelten, heißt es bei Geimpften, einmal (vollständig) geimpft – für immer geimpft. Zwar werden jetzt Auffrischungsimpfungen empfohlen und man wundert sich, warum diese so schleppend angenommen werden, aber wieso auch, um am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu dürfen, sind sie nicht nötig.

Auch Prof. Drosten hält, wenn ich ihn richtig verstehe, eine Genesung für nachhaltiger als eine Impfung.

Nun kommt Söder mit dem Vorschlag, das G für "geimpft" nach 9 Monaten auslaufen zu lassen. Wieso nicht umgekehrt oder zumindest beide G gleich lang?

Wahrscheinlich wollte man die Erstgeimpften nicht gleich mit der Aussicht abschrecken, daß sie sich alle dreiviertel Jahre schon wieder impfen lassen müssen. Einerseits verständlich, aber es bleibt wieder einmal die Erkenntnis, daß einem nie die volle Wahrheit gesagt wird.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 10.11.2021 um 14.06 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47548

Ich steig da auch nicht mehr durch. Es gibt zwar Personalschwund in der Intensivpflege, aber sicher nicht in dieser Größenordnung. Schwierig ist natürlich die Prognose, wenn exponentielles Wachstum im Spiel ist. Die starken Ausschläge der Inzidenzkurven (mit vorgelagertem Buckel) einschließlich deren relativ unvermittelte Abbrüche sind für mich immer noch rätselhaft. Kleine Ursachen scheinen große Wirkungen zu haben. Die Besorgnis, daß es zu einer Überlastung der Krankenhäuser kommt, kann ich verstehen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.11.2021 um 12.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47546

Die über 7 Tage gemittelten Todesfallzahlen sind jetzt etwa halb so groß wie in der 1. und 3. Welle und betragen ungefähr ein siebtel der 2. Welle vor einem Jahr. Das Impfen wirkt also deutlich, wenn auch nicht bei der Zahl der Infizierten. Trotzdem macht man jetzt schon wieder die Pferde scheu, weil letztere wächst – eine Zahl, die eigentlich gar keine vorrangige Rolle mehr spielen sollte.

Es gibt so viele Ungereimtheiten.

Die meisten Toten haben sich doch wohl zuletzt auf einer Intensivstation befunden. Wie glaubwürdig ist dann deren angebliche Knappheit, wenn sie vor einem Jahr schon die 7fache Auslastung bewältigt haben? Das kommt doch nur hin, wenn seitdem Intensivplätze massiv abgebaut wurden?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 03.11.2021 um 22.32 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47498

Vermutlich sind die Gedanken hinter diesen Aussagen nicht falsch, auch wenn sie etwas verdreht (dafür aber um so kraftvoller) artikuliert wurden. (Mir fehlt natürlich der Kontext, darum alles unter Vorbehalt.) Man könnte diese etwas schiefen Vergleiche als rhetorische "Kunstgriffe" verstehen. Daß der injizierte Wirkstoff eine Spaltung bewirkt, ist sicher nicht gemeint. Und daß sich Geläut und Muezzinruf in ihren kommunikativen Eigenschaften unterscheiden, ist meines Erachtens nicht abwegig. Nicht nur wegen der unmittelbaren Wirkung der menschlichen Stimme, sondern auch vor dem Hintergrund einer säkularisierten Gesellschaft.

Die beiden Beispiele zeigen aber, daß man sich kaum noch über die einfahrenen Lagergrenzen hinweg verständigen kann. Meines Erachtens liegt das aber nicht an einem Verlust logischer Strenge in der Kommunikation, sondern an fundamentalen Veränderungen unserer Umwelt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.11.2021 um 17.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47497

Der Scharfsinn mancher Leute erschlägt einen geradezu.

1. Das Impfen spaltet die Gesellschaft in Geimpfte und Ungeimpfte. Also: Sofort aufhören!

2. Muezzin-Rufe und Kirchengeläute sind nicht vergleichbar. Während der Muezzin zum Gebet ruft, zeigen Glocken auch die Zeit an. Also: Der Muezzin-Ruf darf nicht zugelassen werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.11.2021 um 08.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47479

Kritiker der Energiewende meinen, die Erneuerbaren werden nicht ohne Subventionen möglich sein. Nun, wie Fratzscher gerade in Erinnerung rief, betrugen die Subventionen für Kohle, Gas und Öl im vorigen Jahr 70 Mrd. Euro. Ferner:

Eine andere Wahrheit ist jedoch, dass die Regierungen in der Welt jedes Jahr Subventionen für fossile Energieträger – also Kohle, Öl und Gas – in Höhe von 5,9 Billionen US-Dollar oder 6,8 Prozent der jährlichen weltweiten Wirtschaftsleistung an Unternehmen sowie Konsumentinnen und Konsumenten zahlen. Diese gigantischen Subventionen für fossile Energien sind eine der größten Hürden zum Erreichen des 1,5-Grad-Ziels des Pariser Klimaschutzabkommens, also für die Umsetzung der ökologischen Transformation. (Fratzscher in der ZEIT 22.10.21)

Frankreich wirbt für seinen Atomstrom, auch für Minireaktoren, die es noch gar nicht gibt und vielleicht nie geben wird. Ich hatte Flamanville erwähnt. Dort wird an Reaktor III seit 14 Jahren gebaut, und die Kosten haben sich seither versechsfacht. Vielleicht wird er 2023 fertig, aber wohl eher nicht. Soviel zum "sicheren, sauberen und billigen" Atomstrom. Dabei ist nicht einmal berücksichtigt, daß die – theoretisch unendlichen – Kosten der Endlagerung (50.000 Jahre "rückholbar", haha!) am Steuerzahler hängenbleiben werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.10.2021 um 11.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47449

(Mein Eintrag ist schon zum zweitenmal verschwunden, ich setze ihn unverdrossen noch einmal her:) Wer ist es denn, dem an Verboten und (scheinhaften) Begründungen gelegen ist und der deshalb mit möglichst hohen Zahlen Staat machen will? Das bleibt immer etwas im dunkeln. Als Nichtfachmann vermute ich, daß die vorausgesagte gleichmäßige Verbreitung des Virus in der gesamten Bevölkerung aus statistischen Gründen immer noch sehr viele sich anstecken läßt. Alles weitere folgt daraus. Hinzu kommt nun, wie Frau Ciesek vorgestern in einem sehr hörenswerten Podcast dargelegt hat, daß nun viel mehr Aktivitäten in Innenräumen stattfinden. Auch in meinem Umfeld kann ich außerdem einen gewissen Leichtsinn beobachten. Das Vertrauen auf Impfung und "leichten Verlauf" geht manchmal zu weit. In der ganzen Corona-Zeit sind die Maßnahmen derart hochstilisiert worden ("Grundrechte"...), daß nun der Infektionsschutz zu einer hochideologischen Angelegenheit geworden ist und in Koalitionsverhandlungen (!) eine Rolle spielt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.10.2021 um 11.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47448

Ich muß zugeben, daß mich der aktuelle Anstieg von Ansteckungszahlen doch etwas wundert. Immerhin zwei Drittel der Menschen sind geimpft, das Virus hat also nur noch ein Drittel der Angriffsfläche vom vorigen Jahr.

Es stecken sich nun vor allem Jüngere an, die weniger und schwächere Symptome haben, was bedeutet, daß ohne Test viele Ansteckungen gar nicht bemerkt werden würden. Dazu sind Tests i. a. kostenpflichtig geworden, wodurch sicherlich weniger getestet wird. Man sollte also annehmen, daß die Fallzahlen zurückgehen.

Andererseits gibt es keine Schließungen von Schulen und Kindergärten mehr, wodurch das Virus sich unter Kindern und Jugendlichen besser ausbreiten kann als vor einem Jahr. Gleichzeitig wird in dieser Gruppe jetzt umfassend und weiterhin kostenlos getestet. Daher die trotzdem steigenden Fallzahlen.

Auffallend ist weiterhin der im Gegensatz zu den Fallzahlen sehr geringe Anstieg von Todeszahlen. Darin spiegelt sich dann doch die hohe Impfquote und die Verlagerung des Infektionsgeschehens auf im Durchschnitt Jüngere wider.

Mit der niedrigeren Todesfallquote geht wohl ein insgesamt im Durchschnitt leichterer Verlauf der Ansteckungen einher. Es hieß eigentlich, anstelle der Ansteckungszahl solle jetzt vor allem die Hospitalisierungsrate beachtet werden. Davon ist jedoch in den Medien nichts zu bemerken. Mit niedrigen Zahlen läßt sich nun mal kein Staat machen und lassen sich keine Verbote begründen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.10.2021 um 05.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47444

Ampel-Parteien legen Pandemie-Fahrplan vor: Maskenpflicht endet spätestens im März 2022
Der 25. November wird kein „Freedom Day“, doch dann enden die Lockdown-Rechte. Nichts wird mehr geschlossen, aber einige Dinge bleiben bis 2022.
(Tagesspiegel 27.10.21)

Wer kann die Entwicklung der Pandemie 5 Monate voraussehen? Hoffentlich nimmt sie den Fahrplan zur Kenntnis. In meinem Landkreis liegt die Inzidenz heute bei 178, zehnmal so hoch wie vor einigen Monaten.

Warum belasten die Parteien schon ihre Koalitionsverhandlungen mit solchen Luftschlössern? Um nicht über einen Impfplan reden zu müssen? Wenn ich die neuesten Meldungen recht verstehe (wie auch die BILD sie versteht), wollen die Koalitionäre den Ländern geradezu verbieten, Lockdowns zu verhängen. Damit wäre eine Forderung der Rechtsradikalen und Querdenker erfüllt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.10.2021 um 05.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47431

„Nicht erprobt...“ – Bisher sind 7 Mrd. Dosen Impfstoff gegen Corona verabreicht worden. Ich weiß nicht, wie lange manche Menschen noch warten wollen. Mehr als die große Zahl bestimmt mich die Beschäftigung mit der Wirkungsweise der mRNA-Impfung. Natürlich sind Chemie und Physiologie schwierig und in gewissem Sinne unabschließbar. Aber das ist kein Grund, im trüben zu fischen.
Jetzt wird erzählt, Befunde zu Langzeitschäden würden unterdrückt.
Gestern versuchte die SZ noch einmal aufzuklären, aber wer es nicht verstehen will, versteht es eben nicht. Da kann man nichts machen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.10.2021 um 19.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47404

Ja, das sehe ich auch so, mit "in Ordnung" meinte ich nur, daß die reine Zahlenrechnung stimmt.

Wenn es hier nur ein Leserbrief war, nun gut, aber auch Journalisten schreiben sehr oft von Umkehrschlüssen, die keine sind. Es ist geradezu ein Modewort, meist unbegründet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.10.2021 um 18.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47403

Das Wort "Umkehrschluß" kam in dem Leserbrief vor, den ich zufällig irgendwo aufgeschnappt hatte, ohne auf den Wortlaut Wert zu legen. Mir geht es nur um die Zurückweisung jener Milchmädchenrechnung, die sich an Nominalpreisen orientiert.
Ich habe mich schon gegen Leute wehren müssen, die behaupteten, früher habe sich jeder Normalverdiener ein Häuschen mit Garten leisten können, aber dank Merkel usw.
Die besonnte Vergangenheit war so rosig nicht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.10.2021 um 16.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47401

Die Schlußfolgerungen bzw. Rechnungen sind ja soweit in Ordnung, ich muß mich nur wieder mal über das Wort "Umkehrschluss" wundern. Wenn etwas 5mal so viel wie früher kostet und 15mal so viel Geld wie früher zur Verfügung steht, dann kann man sich davon die 15:5=3fache Menge leisten. Das ist ein ganz normaler Geradeaus-Schluß. Wo ist da irgendeine Umkehrung?

Mir scheint, das Wort Umkehrschluß wird meistens nur verwendet, weil der Satz dadurch irgendwie gelehrter klingt. Daß das kaum bemerkt wird, liegt auch am sprachlichen Kopfrechnen.

(s. auch http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=144#8872)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.10.2021 um 12.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47398

Bier, Schokolade, Nudeln: Lebensmittel werden bald noch teurer (Tichy)

Lebensmittel sind in Deutschland bekantlich vergleichsweise billig. Gerade die erwähnte Schokolade ist im Laufe der Jahrzehnte immer billiger geworden. Ohne auf Genauigkeit Wert zu legen:

Vor 50 Jahren kostete eine Tafel Schokolade 1 DM, heute kostet sie 1 €. Also das Doppelte.
Laut statistischem Bundesamt verdiente ein Arbeiter 1960 im Durchschnitt 590 DM = 302 € brutto, bei 48 Stunden/Woche. Das monatliche Durchschnittseinkommen bei Vollbeschäftigung 2019 betrug 3994 € bei 40 Stunden/Woche. Also das 13fache.


Im Handelsblatt ist es allgemeiner dargestellt:

Zwar liegen die Preise für die Lebenshaltung heute 4,3 Mal so hoch wie auf dem Höhepunkt des Wirtschaftswunders 1960. Die Löhne – gemessen am Nettostundenverdienst – sind aber im gleichen Zeitraum auf den 14-fachen Wert gestiegen. Das heißt im Umkehrschluss: Die Kaufkraft hat sich mehr als verdreifacht. „Der Warenkorb, für den man 1960 noch eine Stunde arbeiten musste, ist heute bereits nach 19 Minuten verdient“.
(...)
Während Beschäftigte für einen einfachen Schwarz-Weiß-Fernseher 1960 noch fast 347 Stunden arbeiten mussten, bekommen sie heute ein Smart-TV-Flachbildschirmgerät schon für den Nettoverdienst von gut 24 Stunden Arbeit.


Eine nationale Katastrophe steht allerdings bevor, was die vorweihnachtlichen Lieferengpässe bei der Playstation 5 betrifft. Danke, Frau Merkel.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2021 um 15.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47376

Ja, es ist alles ziemlich verrückt, und die Experten verstehen die Welt auch nicht mehr. Übrigens:

Die Deutschen sind so reich wie nie (SZ 15.10.21)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.10.2021 um 11.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47375

Die Preissteigerungen wären nicht bedenklich, wenn es wie früher Zinsen aufs Ersparte gäbe. Aber zur Zeit sublimiert das Geld auf der Bank. Wer spart, verliert, wer nicht spart, hat auch nichts.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2021 um 06.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47372

Überall ist davon die Rede, daß der Benzinpreis bald den Höchststand von 2012 wieder erreicht haben wird. Es fehlt der Hinweis, daß das nur nominell gilt. Wegen der zwar geringen, aber stets positiven Inflationsrate und der höheren Einkommen wäre das Benzin dann immer noch billiger als vor neun Jahren.

Außerdem muß das Benzin, wie sogar die FAZ meint, teurer werden, damit der Preis die gewollte steuernde Funktion ausüben kann.

Die einzelnen Teile der Zeitung lesen sich oft so, als seien die Redaktionen gegeneinander abgeschottet. Dort wird beklagt, was hier begrüßt wird. Das ist wie bei Ministerien, die gegeneinander arbeiten: Landwirtschaft gegen Umwelt, Justiz gegen Gesundheit usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.10.2021 um 07.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47366

Die Bayerische Landesärztekammer streicht in ihrer neuen Weiterbildungsordnung die Homöopathie als Zusatzbezeichnung.

Reichlich spät. Leider zahlen viele Kassen noch immer für die Placebo-Behandlung. Sonst bestehen sie auf einem Nachweis der Wirksamkeit, nur die Homöopathie ist davon befreit. Sie braucht offiziell keine wissenschaftliche Grundlage.

Wann würde die Homöopathie aufhören, „umstritten“ zu sein? Jeder Aberglaube hat seine Anhänger. Von falsch verstandener „Ausgewogenheit“ leben noch weitere Pseudowissenschaften.

Auch mit dem Argument, der Patient solle selbst entscheiden, wie er behandelt werden will, läßt sich die Homöopathie nicht von jeglicher anderen Quacksalberei, Geistheilerei, Querdenkerei abgrenzen, wie es die Homöopathen doch versuchen. Es gibt unter Astrologen, Wahrsagern usw. keine guten und schlechten.
Auf den Praxisschildern der niedergelassenen Ärzte finden sich noch weitere Bezeichnungen, denen man etwas mehr kritische Aufmerksamkeit widmen könnte („Ohr-Akupunktur“...).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.10.2021 um 04.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47324

Allein zwischen Juli und September sind in Köln über 6.000 Menschen aus der Kirche ausgetreten.
Also alle im August?
Titel: Kirchenaustritte so hoch wie noch nie – deutsche Großstadt auf Rekordniveau (HNA 13.10.21)
Man könnte doch gleich schreiben „Köln“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.10.2021 um 04.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47314

Frankreich setzt beim Klimaschutz auf Kernenergie. Werden die Deutschen am Ende Atomstrom aus dem Nachbarland importieren?
Man muss nicht alles gleich machen, noch nicht einmal in der EU. Dass Frankreich allerdings beim Klimaschutz anders als Deutschland auf Atomenergie setzt, ist ein Weg, der sich für unseren wichtigsten Partner noch auszahlen könnte.
Lässt man die Entsorgungsfrage beiseite, dann gibt es kaum einen schnelleren und wirtschaftlich attraktiveren Weg, um die CO2-Bilanz in der Energieversorgung zu verbessern. Kein Wunder, dass Macron nun auf einen massiven Ausbau setzt; er weiß sich international in guter Gesellschaft. In vielen Ländern entstehen neue Kernkraft­werke, der Unfall von Fukushima hat andere Gesellschaften nicht so erschreckt wie die unsrige.
Der deutsche Sonderweg, den sicher auch die nächste Bundesregierung fortsetzen wird, ist eine große Wette darauf, dass ein hoch entwickeltes Industrieland, das im scharfen internationalen Wettbewerb steht, gleichzeitig aus Kohle und Kernkraft aussteigen kann. CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet hat im Wahlkampf oft auf die Dimension dieser Herausforderung hingewiesen; aber so, wie die Wähler ihn als Person nicht wollten, ist er auch mit seinen Themen nicht durchgedrungen.
Die Kernkraft ist keine ideale Energiequelle, aber sie hätte auch in Deutschland das Potential gehabt, den Übergang in ein dekarbonisiertes Zeitalter zu erleichtern. Verlieren die Deutschen ihre Wette, dann werden sie Atomstrom aus Frankreich oder Kohlestrom aus Polen importieren müssen.

(Nikolas Busse FAZ 13.10.21; die Leserbriefe sind durchweg auf den Tichy-Ton der Merkelhasser gestimmt, als hätte Merkel den Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen. Die Weichen wurden doch schon vor Fukushima gestellt.)

Eigentlich ist Frankreich der Sonderfall, weil kein anderes Land so auf Kernenergie setzt. Vgl. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/28757/umfrage/anteil-der-kernenergie-an-der-stromerzeugung-nach-laendern/: Auf Spitzenreiter Frankreich folgen lauter kleinere Staaten, die großen erst mit weitem Abstand. Außerden geht die Tendenz weltweit trotz einiger neuer (geplanter) Anlagen weg von den AKWs, auch aus wirtschaftlichen Gründen. Das Beharren auf Kernenergie dürfte in Frankreich auch, wie bisher, nicht mit dem Klimaschutz begründet sein; das wird wie bei uns nur nachgeschoben. Die Lobby hängt sich allzu deutlich an den Klimaschutz an, ein Geschenk des Himmels... (Den Zeitungen liegt eine Werbebroschüre bei, in der die Atomwirtschaft – „Bundesgesellschaft für Endlagerung“ – scheinbar objektiv auf das Endlagerproblem eingeht, als habe man alles im Griff.)
Man kann die Entsorgungsfrage nicht „beiseite lassen“ – was ist denn das für eine Rechnung! Die buchstäblich unendlichen Kosten der Endlagerung hat ja der Steuerzahler übernommen. Und auch abgesehen davon sind die wirklichen Kosten des Atomstroms schwer zu berechnen. (Es ist lehrreich, sich Flamanville III etwas näher anzusehen...)
Das Gerede vom „Übergang“ ist auch nicht ehrlich – Übergang wohin denn? Der Verfasser will die Windräder doch gar nicht, und warum sollte man nach seiner Rechnung nicht ganz und gar auf Kernkraft setzen?

Übrigens: "Die Vorstellung, dass es vor allem die gezielte politische Verteuerung von Benzin aus Gründen des Klimaschutzes war, die den Benzinpreis so hat steigen lassen, ist also falsch. Von den 40 Cent Preisanstieg in zwölf Monaten gehen nur etwa 7 Cent auf Kosten des CO2-Preises." (FAZ 13.10.21)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2021 um 07.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47239

Nach einigen Wochen Pause wegen anderer Probleme wird in „Google News Gesundheit“ die Vitamin-D-Propaganda wieder aufgenommen. Verlinkt ist die Deutsche Stiftung für Gesundheitsinformation und Prävention (DSGiP) – also wiederum Jörg Spitz, der uns den allgemeinen Vitamin-D-Mangel einreden will. – Kein Thema ist annähernd so ausgiebig vertreten wie dieses doch eher marginale. Es gibt ja keine Rachitis mehr in Deutschland, so daß es mit diesem angeblichen Mangel nicht so weit her sein kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.09.2021 um 07.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47214

Viele Unterarten des Menschen sind ausgestorben, aber man darf nicht aus dem Überleben bestimmter Varietäten folgern, daß sie ihr Überleben überlegenen Eigenschaften und Fähigkeiten zu verdanken hatten (auch die Sprache wird in diesem Zusammenhang erwähnt). Die Hominiden waren immer an der Grenze des Aussterbens, der Zufall und äußere Umstände spielten sicher eine große Rolle. Man kann auch den Neandertalern nicht nachsagen, sie seien erfolglos gewesen. Sie existierten mehrere hunderttausend Jahre.
Das „Aussterben“ ist kein wirkliches Ereignis. Man braucht daher nicht nach einer Ursache zu suchen.
Viele schätzen, daß die Neandertaler immer nur einige zehntausend Individuen zählten. Aber selbst wenn es mehrere hunderttausend waren, verteilten sie sich sehr dünn über große, von keiner Zivilisation kultivierte Flächen. Die prekären Geburten und die Kindersterblichkeit konnten leicht zu einem geringfügigen Negativsaldo führen, und irgendwann gab es eben keine mehr.
Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Neandertaler#Aussterben (ausführlich und anregend). Dort wird zitiert: „Am wahrscheinlichsten erscheint die Theorie des Neandertalers als Fortpflanzungsmuffel. So genannte ‚bottle-neck‘-Situationen, also Bevölkerungsengpässe, waren keine Seltenheit in der Geschichte der Menschheit und könnten daher auch den Neandertaler betroffen haben.“ Nur daß ich nicht „Muffel“ sagen würde; eine ausgeglichene Bevölkerung oder gar ein Überschuß war bis in die Neuzeit überhaupt schwer zu erwirtschaften.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2021 um 20.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47208

Dass der von Weidel angesprochene Thorium-Reaktor eine entscheidende Rolle bei der bereits laufenden Energiewende in China oder Deutschland spielen könnte, ist jedoch unwahrscheinlich. Seit Jahrzehnten wird an dieser Technologie geforscht, mit überschaubaren Ergebnissen.
China will den ersten kommerziellen Thorium-Reaktor erst 2030 mit einer Leistung von 100 Megawatt ans Netz bringen. Im Vergleich dazu lieferten die beiden Reaktoren des ehemaligen Kernkraftwerks Biblis bis 2011 mehr als 2.500 Megawatt. Zu erneuerbaren Energien stellt die Technologie keine kurzfristige Alternative dar.
(ZDF Faktencheck 24.9.21)

(Dort auch wieder die Lectio facilior Terrawatt)
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 28.09.2021 um 13.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47203

Diverse Medien verbreiten diese dpa-Meldung:

"Verurteilter Neonazi spricht zufällig in ZDF-Strassenumfrage

[..]

«Dass es sich bei einem von ihnen um einen wegen Volksverhetzung verurteilten Neonazi handelt, konnte die Redaktion nicht erkennen. Seine Äusserung war unauffällig», teilte der öffentlich-rechtliche Sender auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit."


Skandal! Noch schlimmer als der alte Wutbürger-Slogan "Olaf muß weg!"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2021 um 16.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47196

Man kann nicht gegen das Impfen polemisieren und gleichzeitig die Aufhebung der Corona-Maßnahmen in Ländern als vorbildlich feiern, wo 84 oder mehr Prozent geimpft sind. Oder vielmehr: Man kann es schon – wenn man sehr quer denkt...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.09.2021 um 05.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47183

Der Lockdown hat zusätzliche wirtschaftliche Schäden verursacht... (FAS 25.9.21)

Man kann nicht die Kosten der Krankheit und die Kosten ihrer Bekämpfung addieren. Was hätte Corona denn ohne Lockdowns usw. gekostet?

Eine ähnliche Rechnung stellen manche in bezug auf den Klimawandel und seine Bekämpfung an.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.09.2021 um 04.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47174

Auch Weidel propagierte in der Schlußrunde den Thorium-Reaktor. Man wundert sich über die plötzliche Expertise der Rechtsradikalen in diesen Fragen.
Finstere Mächte verhindern die Lösung aller Energieprobleme, die den Chinesen und der AfD längst bekannt ist. So wird es dargestellt, aber die Chinesen sind viel klüger als die AfD.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.09.2021 um 06.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47151

Die SZ (21.9.21) gibt eine umsichtige Darstellung des Thorium-Reaktors, der in China erprobt wird, auch der Probleme mit der Flüssigsalztechnik. In Tichys Volksverdummungsorgan hatte der Universalexperte Holger Douglas das chinesische Experiment schon für seine Zwecke benutzt: Unsere Politiker verhindern den Thorium-Reaktor, der alle unsere Probleme lösen könnte usw. Das war auch schon für den Schnellen Brüter versprochen worden. Man sollte etwas vorsichtiger sein. Die Endlagerung ist völlig aus dem Blick geraten, nur über die Verfüllung von Gorleben wurde gerade noch berichtet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.09.2021 um 04.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47144

Da die drei Trielle sich glichen bis in den Wortlaut hinein, kündigte Laschet auch im dritten den Ausstieg der Stahlindustrie aus "Kohle und Eisenerz" an. Es erinnerte an Sloterdijk, der das CO2 aus der Kohle entfernen will, bevor sie verbrannt wird. Zu Laschet paßt es wie jene Verwechslung von Hektar und Quadratmeter und einige andere Zeichen von Unkonzentriertheit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2021 um 13.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47104

Bei 2,37 Mrd. vollständig Geimpften gehört schon Mut dazu, von einem „weitgehend unerprobten Eingriff“ zu sprechen. „Aber die Langzeitfolgen...“ Und die Langzeitfolgen der Infektion? Die Ungeimpften werden sich allesamt anstecken, und wenn sie es überleben, können sie in Ruhe über die Langzeitfolgen der Infektion nachdenken.

Jedes Tun hat Langzeitfolgen, die man erst nach langer Zeit kennen wird. Aber Nichtstun ist auch keine Alternative, denn das hat auch Langzeitfolgen.

Kleine Entscheidunghilfe: Der Impfstoff ist besser erforscht als das Virus; die möglichen Wirkungen sind überschaubarer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.09.2021 um 20.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47078

Der genannte Experte für alles, Holger Douglas, hat herausgefunden, wer an der schlechten Ernte und den weltweit steigenden Getreidepreisen schuld ist: die Grünen. Weil die Bauern nicht mehr düngen und Schädlinge bekämpfen dürfen... (https://www.tichyseinblick.de/wirtschaft/schwache-ernte-treibt-die-nahrungsmittelpreise-an/)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.09.2021 um 04.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47056

Wenn ich Laschet vorgestern abend richtig verstanden habe, meint er, nicht der Staat solle den gesetzlichen Mindestlohn festsetzen, sondern die Gewerkschaften sollten ihn aushandeln. Niemand ging auf den Widerspruch ein. Die Gewerkschaften und die Arbeitgeber handeln den Tarifohn aus, und der hat sich offenbar als unzureichend erwiesen, darum wurde ja der gesetzliche Mindestlohn eingeführt. Er ist ein Eingriff in die Tarifautonomie, nicht deren Ergebnis.

Es gab noch weitere Seltsamkeiten, die z. T. auch in der Presse kommentiert werden (Energiewende).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.09.2021 um 12.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47009

"Doch diese Behauptung des RKI ist, man muss es leider so deutlich sagen, vollkommen falsch."

Das sagt dem Focus
(https://m.focus.de/gesundheit/coronavirus/focus-online-kolumne-von-alexander-kekule-2g-regel-ist-unsinn-weil-sie-auf-vollkommen-falscher-rki-behauptung-beruht_id_20910598.html)
Alexander S. Kekulé, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie am Universitätsklinikum Halle.
So auch gestern abend in der ZDF-Sendung "Markus Lanz".

Am RKI orientieren sich aber Richter und z.B. Verfechter von "2G". Das RKI behauptet ja inzwischen alles mögliche, sich dem enormen Druck der Politik beugend. Nach Kekulé müßte die Regel "1G" heißen, also nur "getestet" zählt, egal, wie oft geimpft, genesen oder noch geschont (um bei den "G"s zu bleiben).

Man fragt sich natürlich auch, was in Sachen SARS-Cov-2 vielleicht noch alles "vollkommen falsch" läuft. Auch die steigenden Todeszahlen im durchgeimpften Israel werfen solche Fragen auf.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 30.08.2021 um 14.12 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#47000

Die israelische Regierung scheint der zweimaligen Impfung nicht recht zu trauen.
https://twitter.com/IsraeliPM/status/1431987209561849861
https://twitter.com/mamjahid/status/1432004685657935875
Das ist allerdings schon länger im Gespräch. Nach wie vor erscheint mir die Sterblichkeit trotz erfolgreicher Impfkampagne recht hoch. Auf die Einwohnerzahl gerechnet steht Israel eigentlich nicht schlecht da, aber die jetzige Welle ähnelt stark den vorausgegangen.
https://worldometers.info/coronavirus/country/israel
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.08.2021 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46979

Was ein Häkchen werden will, krümmt sich beizeiten.

Wieso Häkchen und nicht Haken? (Letzteres kommt auch vor, aber viel seltener.) Der Gedanke, daß man früh anfangen muß, scheint den Diminutiv in den Nebensatz verschleppt zu haben. Vgl. dagegen Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.

(Eine ähnliche unlogische "Verschleppung" stellt sich immer wieder beim Optativ im Obersatz von Wunschsätzen ein.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.08.2021 um 08.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46960

Ab 11. Oktober wird alles gut. Tests werden kostenpflichtig, damit sinken sofort die Fallzahlen, dadurch werden Tests sowieso nicht mehr pflichtig und noch weniger. Die hohe Impf- und Genesungsquote tut das Übrige, die Fallzahlen werden "wie weg" sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.08.2021 um 06.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46958

Von Juist aus sieht man bei klarem Wetter den neuen "Windpark" 35 km weit draußen, noch hinter der Schiffahrtslinie, der mit seinen 54 Turbinen innerhalb von knapp zwei Jahren gebaut worden ist. Ebenso wie die älteren Anlagen vor Borkum, die man ebenfalls sieht, und die näheren an der Küste habe ich die Räder noch keine Minute stillstehen sehen. Die deutschen Offshore-Anlagen leisten inzwischen etwa so viel wie die noch verbliebenen AKWs. Es sind Wunderwerke der Ingenieurskunst. Die Sonnenenergie ist unerschöpflich, aber leider nicht sehr dicht. Die Windräder sind eine ziemlich elegante Möglichkeit, das Beste daraus zu machen. Ich könnte ihrer bienenfleißigen Geschäftigkeit stundenlang zusehen.

Wegen der Unterseekabel müssen ab und zu einige Exemplare der verdammten Bomben oder Torpedos gesprengt werden, die noch auf dem Meeresgrund vor sich hinrosten – Millionen Tonnen in Nord- und Ostsee. Das sollte uns eine Warnung sein, keine solchen Altlasten zu hinterlassen ("Endlagerung" gibt es nicht).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.08.2021 um 05.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46957

Perfekten Schutz gibt es nicht, aber ich denke, jede Maske vermindert das Risiko, sogar die selbstgenähten Stoffmasken am Anfang. Seit wir geimpft sind und mit Maske, Abstand und Vermeidung von dichtgedrängter Menschheit fühlen wir uns einigermaßen geschützt. Meine Frau sucht immer die Masken mit dem besten Ruf heraus und bestellt sie dann.


Zum Thema Bahn:

Da wir kein Auto haben und die Bahn bekanntlich auch im Fall Corona versagt, haben wir voriges Jahr unseren Insel-Urlaub ausfallen lassen. Neulich sind wir dann doch mit der Bahn gefahren, sogar erster Klasse, um mehr Luft zu haben. Tatsächlich sah es in der zweiten wüst aus, die Leute dicht an dicht.

Aber das lag wie so oft auch daran, daß auch ohne Streik ständig Züge ausfallen oder nicht richtig funktionieren oder Verspätung haben. Tatsächlich blieb unser ICE schon nach zehn Kilometern aus unbekannten Gründen liegen, nämlich in Fürth. (Immerhin war ich bei meiner letzten Reise nach Norddeich-Mole bis Essen gekommen; erst dann ging es nicht weiter, und ich mußte an der Küste übernachten, weil die gezeitenabhängige Fähre nach Juist schon weg war. Das war aber sozusagen die Normalität.) Nach einer halben Stunde Weiterfahrt kam außerdem die Durchsage, man habe gerade entdeckt, daß Wagen 23 irgendwo vergessen worden war. Wegen eines "Signalschadens" kam es zu einem weiteren Halt auf offener Strecke. Wir haben dann in Bremen improvisiert und sind überraschenderweise doch noch am gleichen Tag auf die Insel gekommen. Den netten Gasthof in Leer, wo man uns wegen dieser regulären Pannen schon kennt, hatten wir aber schon vorgemerkt...

Zu den Streiks des Herrn Weselsky wollte ich schon lange anmerken, daß solche Ereignisse doch die Entwicklung führerloser Züge vorantreiben müßten. Ich denke immer, daß der Schienenverkehr viel leichter automatisiert werden kann als der Straßenverkehr. Es gibt ja auch seit langem erfolgreiche Beispiele. Die Lokführer werden ja auch längst automatisch überwacht, damit sie nicht einschlafen, keine Signale überfahren usw.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 25.08.2021 um 16.20 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46955

Ist das Maskenthema hier eigentlich noch interessant? Ich schreib einfach mal über meine Eindrücke.

Wegen der Ausbreitung der Viren über Aerosole hatte ich nie wirklich Vertrauen in Stoffmasken und deshalb im letzten Jahr verschiedene FFP2- und FFP3-Masken ausprobiert.

Manche sagen, man könne leicht Fehler machen beim Aufsetzen. Das halte ich für übertrieben. (Welche Fehler sollen das sein?)

Standard sind ja diese China-Faltmasken (oft als "KN95" gelabelt) mit senkrechtem Falz und Ohrbändern. Die sitzen so locker, daß sie ein Ventil quasi eingebaut haben. Beim Ausatmen geht die Luft nämlich seitlich raus. Sicher besser als OP-Masken, aber nicht wirklich dicht.

Ich bin etwas empfindlich an den Ohren und mag bei längerem Tragen lieber Kopfbänder.

Es gibt Masken mit umschließender Gummi-Dichtlippe. Ich habe davon verschiedene Modelle, eins davon sitzt wie angegossen, FFP3 mit kaum spürbaren Atemwiderstand (wegen der großen Fläche).

Was bei mir auch erstaunlich dicht sitzt, sind die "Aura"-Faltmasken von 3M. Die dürfte es in den meisten Baumärkten geben. Zwei horizontal verlaufende Falze, die Brille liegt ganz hervorragend auf der Maske und beschlägt kaum. Ich habe auch noch bessere von der Firma Dräger (Modell "X-plore"). Im Gegensatz zur 3M keine einfachen Gummibänder, die unversehens reißen können, sondern Textilgummibänder mit Führung durch Kunststoff-Öse – sehr praktisch, weil man sie dadurch am Hals baumeln lassen und sehr schnell überziehen kann. Teilweise nutze ich die 3M-Masken und baue die Dräger-Ösen dran. Diese Bauart gibt es mit und ohne Ventil, FFP2 und FFP3, Dräger hat sogar zwei Größen.

Aber das ist nicht jedermanns Sache; meine Mutter konnte ich nicht davon überzeugen. Sitzt halt strammer, und man hat mehr Material im Gesicht.

Ein Einfallstor wären noch die Augenschleimhäute. Luftdichte Schutzbrillen beschlagen sehr schnell und sind natürlich nicht alltagstauglich – aber vielleicht eine Option für den überfüllten Zug.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.08.2021 um 05.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46943

Auch interessant: Die Kreiszahl Pi ist so genau wie nie berechnet. Soll ich alle Stellen nach dem Komma aufsagen? Das dauert rund 38.000 Jahre (eine Stelle pro Sekunde), ohne Mittagspause und Schlaf.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.08.2021 um 05.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46942

Ich will kein garantiertes Intensivbett, ich will gar nicht erst krank werden.

Außerdem: Die Krankenhausbelegung folgt der Inzidenz in drei Wochen Abstand, das ist für Gegenmaßnahmen zu spät. Darum halten viele Epidemiologen an der Inzidenz fest.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.08.2021 um 16.32 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46926

Vielleicht eine Aufzählung?
"Wir werden die unverzügliche und ohne Verzögerung durchgeführte Präzisierung der Planung, der Auslösung, der Vorbereitung der Mission seit letzter Woche, insbesondere seit Donnerstag letzter Woche, noch einmal darlegen."
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.08.2021 um 16.28 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46924

"Wir werden die unverzügliche und ohne Verzögerung durchgeführte Präzisierung der Planung der Auslösung der Vorbereitung der Mission seit letzter Woche, insbesondere seit Donnerstag letzter Woche, noch einmal darlegen."
https://twitter.com/Buurmann/status/1428851720017399812
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 17.08.2021 um 23.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46872

Zu #43039 will ich folgendes für mich Bemerkenswerte ergänzen: Einerseits werden benigne und maligne mit Schwa als Grundformen gebraucht (eine Silbe gn wäre ja auch seltsam; möglich ist natürlich gen [ɡn̩], aber man sagt nicht maligener Tumor), andererseits euryhydr und euryhygr ohne Schwa als Grundformen. Grr! Im Großen Wörterbuch der deutschen Sprache unter wissen.de steht zu maligne „lat., Adv. zu malignus“, aber rührt das -e im Deutschen wirklich vom lateinischen Adverb?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.08.2021 um 04.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46848

Logisch ist die Analyse von Herrn Metz richtig, aber phraseologisch ist die Wendung, wie er selbst ja auch sagt, mißlungen, wie so oft.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.08.2021 um 02.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46847

Unter uns: Ich glaube ja auch, daß in dem konkreten Beispielsatz etwas durcheinandergeraten ist, und zwar genau so, wie es hier vorgetragen worden ist. Aber ich halte die Formulierung mit »unterschätzt« in solchen Fällen nicht von vornherein für unsinnig, und der Advocatus Diaboli in mir rutscht noch etwas unruhig auf dem Stuhl herum. Deshalb noch eine kurze Erwiderung auf Herrn Riemer:

»Auch wenn die Größe noch so evident ist, kann man sie zumindest theoretisch geringer veranschlagen.« Nicht nur theoretisch. Man kann sich bei der Beurteilung der Bedeutung von etwas immer verschätzen, aber eben nicht nur nach unten, sondern auch nach oben. Die Behauptung der Unmöglichkeit einer Überschätzung ist ja nicht wörtlich zu nehmen. Sie ist eine rhetorische Übertreibung, im Grunde eine Anmaßung gegenüber dem Leser, dem damit signalisiert wird, daß er sich das Schätzen gleich sparen kann, weil die Bedeutung sowieso unendlich groß ist. Entsprechend beschreibt aber auch »kann nicht unterschätzt werden« keine faktische Unmöglichkeit. Hier wird eine Fehleinschätzung der Bedeutung angesichts ihrer Unübersehbarkeit genauso rhetorisch-apodiktisch für unmöglich erklärt. Dazu muß natürlich die Dimension tatsächlich unübersehbar sein oder zumindest ihre Unübersehbarkeit als gegeben vorausgesetzt werden. Das wird man verneinen müssen, wenn der Autor meint, seinen Lesern einen neuen Gedanken mitzuteilen. Das ist in dem hier besprochenen Beispielsatz vermutlich der Fall.

Nun geht der Advocatus aber ins Bett. Die Bedeutung einer erholsamen Nachtruhe sollte nicht unterschätzt werden.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.08.2021 um 23.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46845

Die logische Entsprechung zu etwas, das so groß ist, daß es nicht überschätzt werden kann, wäre eigentlich, es ist so klein, daß es nicht unterschätzt werden kann.
(Ich bin nur nicht sicher, ob das in der Sprachpraxis vorkommt, könnte es mir aber vorstellen.)

Man kann etwas Großes gewiß unterschätzen, egal wie groß es ist. Es wird ja groß genannt, weil das Kleine zumindest denkbar ist. Auch wenn die Größe noch so evident ist, kann man sie zumindest theoretisch geringer veranschlagen.

Die Macht des Wortes sollte nicht unterschätzt und kann kaum überschätzt werden. Das war gemeint und wurde vermischt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.08.2021 um 13.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46842

Solche Aussagen mit überschätzen und unterschätzen bringen mich immer zum Grübeln, und ich komme dabei oft zu dem Ergebnis, daß eigentlich beides richtig ist. Ich verstehe den Gedankengang jeweils so: Etwas (die Bedeutung, der Einfluß, die Macht, der Wert usw.) ist so groß, daß man es nicht überschätzen kann = Egal, wie hoch man die Schätzung ansetzt, die wirkliche Bedeutung usw. ist noch größer als die Schätzung, also gewissermaßen unendlich. Etwas ist so groß, daß man es nicht unterschätzen kann = Die enorme Bedeutung usw. liegt so offen zutage, daß es niemandem passieren wird, die Schätzung zu niedrig anzusetzen. In beiden Fällen handelt es sich natürlich um eine rhetorische Übertreibung. Ich selbst schreibe meistens kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.08.2021 um 12.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46840

Denn wenn das Wort dem Gegenstand vorausgeht und ihn bestimmt, geht vom Wort eine Macht aus, die man kaum unterschätzen kann. (FAS 15.8.21, über Lévi-Strauss)

(Kontaminiert aus darf man nicht unterschätzen und kann man kaum überschätzen)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.08.2021 um 22.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46834

Das Zitat ist aus der heutigen Freien Presse, Seite 1.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.08.2021 um 22.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46833

Erzgebirge
Todeszahlen über Bundesdurchschnitt
905 Erzgebirger sind nach Angaben des Robert-Koch-Institutes bislang an oder mit Corona gestorben. Damit hat der Landkreis im Vergleich zum Bundesdurchschnitt mehr als doppelt so viele Coronatote, sagt Bundestagsabgeordneter und Gesundheitspolitiker Alexander Krauß (CDU). Während im Erzgebirgskreis die Statistik 270 Todesfälle je 100.000 Einwohner ausweise, seien es bundesweit 110. Krauß plädiert daher für weitere öffentliche Impfaktionen.

Immer wieder kann man feststellen, wie mit Zahlen nur getrickst wird. 90% aller Coronatoten sind bekanntlich ab 65 Jahre alt. Rund 29% aller Einwohner im Erzgebirgskreis, aber nur rund 22% aller Bundesbürger gehören in diese Altersgruppe. Würde Herr Krauß nur einen Blick auf die Altersstrukturen werfen, wüßte er, daß es im Erzgebirge mit den Coronatoten kein bißchen anders als woanders ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.08.2021 um 04.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46810

Sportlehrer Josef Kraus beschäftigt sich schon wieder mit dem Medaillenspiegel und unserer Kuschelpädagogik:

Wie gesagt: Die sportliche Bilanz dieser „Nation“ (wenn man sie denn noch so nennen soll) ist ein Symptom neben vielen anderen: neben den schwachen Bilanzen bei Patenten oder gar Nobelpreisen. Will sagen: Deutschland befindet sich allerorten im freien Fall! Die Ostasiaten machen es anders.

Von China lernen heißt siegen lernen.

Übrigens: „Im Ranking der aktivsten Ursprungsländer lagen nur die USA (44.293 Patentanmeldungen) vor Deutschland mit knapp 26.000 Patentanmeldungen. Dahinter reihten sich Japan (21.841), China (13.432) und Frankreich (10.554) ein.“

Auf die Bevölkerung bezogen meldet Spitzenreiter Deutschland 30mal so viele Patente an wie China.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.08.2021 um 06.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46805

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46558

Weltweit hat die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit ernsten psychischen Problemen während der Pandemie zugenommen. Seit Sars-CoV-2 das Leben überall auf dem Planeten bestimmt, leiden etwa doppelt so viele junge Menschen an Symptomen einer Depression oder Angststörung wie zuvor. Insgesamt könnte in der jüngsten Generation jeder Vierte eine Depression und jeder Fünfte generalisierte Angstbeschwerden entwickelt haben, schätzten kanadische Wissenschaftlerinnen in einer Meta-Analyse, in die die Daten aus 29 einzelnen Studien mit insgesamt fast 81 000 jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmern eingeflossen. (SZ 11.8.21)

Die Medien greifen diesen Zahlenrausch gern auf; kritische Stimmen dürfte es kaum geben. Die jungen Psychologinnen der Universität Calgary (Nicole Racine u. a.) können zufrieden sein. Welche Aussichten: Hunderte von Millionen Depressiver zusätzlich!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.08.2021 um 19.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46790

An­ge­sichts ei­ner Ge­samt­zahl von ca. 700 Menschen, die pro Jahr in Deutsch­land bei ei­nem Tötungs­de­likt ster­ben, dar­un­ter vie­le in Fa­mi­li­en und Part­ner­schaf­ten, sind Eh­ren­mor­de quan­ti­ta­tiv sehr sel­te­ne Er­eig­nis­se. (https://csl.mpg.de/de/forschung/projekte/ehrenmorde-in-deutschland/)

(nämlich 7 bis 10 Fälle pro Jahr, ungefähr gleich der Zahl der Toten durch Blitzschlag)

Der so genannte Ehrenmord ist in Deutschland leider nicht selten. (Ahmed Mansour laut Tagesspiegel)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.08.2021 um 04.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46743

Zehn Jahre nach dem Atomausstieg: Deutschland vor dem großen Blackout

Prophezeiungen, die jedes Jahr wiederholt werden, aber nie eintreffen, verlieren ihre Glaubwürdigkeit.

Die Agentin aus dem Osten hat Deutschland zwar vollständig ruiniert und vor allem "deindustrialisiert", so daß wir heute als Morgenthauscher Agrarstaat dahinkümmern, aber einen ordentlichen Stromausfall hat sie nicht hingekriegt. Aber jetzt kommt er ganz bestimmt!

Retten könnten uns AfD und FDP, aber die sind auch zusammen nicht stark genug.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.08.2021 um 16.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46725

Verdienstvoll, danke für den Link!

Wenn es ein Lebensmittel gäbe, das einen nennenswerten Beitrag zur Krebsprophylaxe leistete, wäre es längst bekennt. Eine vernünftige Ernährung ist aber insgesamt nicht nur gesundheitsförderlich, sondern man fühlt sich auch wohler.

Sehr erfreulich ist der Rückgang des Rauchens, wohl durch Verteuerung und gesellschaftliche Ächtung gleichermaßen gefördert. Es soll ja auch fast sofort zu einer Verbesserung bei den Herz-und Kreislaufleiden gekommen sein, und beim Krebs wird man es auch merken.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 04.08.2021 um 15.31 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46724

Zu Brokkoli (immer wieder erhellend):
http://www.quarkundso.de/die-zeit-krebs-brokkoli/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.08.2021 um 14.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46723

Da ist wieder diese Werbung für ein Mittel, das die wunderbare Wirkung von Kurkuma (gegen Alzheimer und alles übrige) um genau 18 500 Prozent verstärkt. Es gibt auch Pillen, die einige Miligramm Brokkoliextrakt enthalten, entsprechend dem Verzehr eines Brokkoliröschens pro Monat (wie die Verbraucherzentrale ausgerechnet hat). Die gesundheitsbezogenen Aussagen sind wahrscheinlich zum Teil strafbar, aber die Grauzone wird raffiniert genutzt.

Es gibt einen an die Homöopathie erinnernden Aberglauben an die "Konzentration" von Heilkraft in winzigen Dosen. Ein Kollege sagte einmal, Liebigs Fleischextrakt habe im 19. Jahrhundert mit der Illusion gespielt, daß man sozusagen eine ganze Kuh in ein Gläschen eindampfen könne, was natürlich beim Verzehr dann eine enorme Kraft verleihen mußte.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 01.08.2021 um 15.25 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46688

Was das Argument der Flächenversiegelung angeht, wollte ich Ihnen gar nicht widersprechen. Flächenversiegelung durch Windkraftfundamente ist mit Sicherheit ein vernachlässigbarer Effekt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2021 um 16.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46674

Soweit ich weiß, ist ein Teil des Fundaments mit Erde bedeckt; das war mit der Einschränkung gemeint. Aber wir haben ohnehin genügend Windräder aus der Nähe gesehen und wissen, daß es keine nennenswerte Bodenversiegelung ist, nicht wahr?
Ich hatte beim Vergleich mit einem Parkplatz auch den verschiedenen Nutzen im Sinn. Was der "ruhende Verkehr" an Fläche verbraucht, geht auf keine Kuhhaut.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 31.07.2021 um 16.22 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46673

Die 100 qm pro Windrad kommen mir sehr unrealistisch vor. Man googelt schnell einen Durchmesser der Fundamente von 20 bis 30 Metern, je nach Höhe und nach Bodenbeschaffenheit. Das wären 320 bis 700 qm. Und das bei einer vollbewehrten Tiefe des Fundaments bis 4 Meter. Das ist schon durchaus eine andere Nummer als 10x10 qm asphaltierter Parkplatz.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2021 um 14.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46672

Ein rechter Klimaskeptiker behauptet, durch Windräder werde der Boden versiegelt. Nun, ein Windrad benötigt eine Standfläche von 100 Quadratmetern; hinzu kommt noch einiges, was nicht wirklich "versiegelt " wird. (Wie viele Autos können eigentlich auf 10 mal 10 Metern parken, der Fläche einer mittleren Wohnung?)

Für die Landwirte, die ja nach Diversifikationsmöglichkeiten suchen, sind Windräder eine schönes Zusatzeinkommen:

Für ein Windrad, das an einem durchschnittlichen Standort in Deutschland pro Jahr rund sechs Millionen Kilowattstunden Strom produziert, ergeben sich so Pachteinnahmen von rund 70.000 Euro. An windreichen Standorten sind aber auch 100.000 Euro möglich.

Das ist für alle Seiten besser als eine Stillegungsprämie.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.07.2021 um 05.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46614

Die Impfung mit einem nicht ausreichend erprobten Impfstoff ist nichts anderes als ein Massenexperiment am lebenden Menschen.

Bisher sind etwa zwei Milliarden Menschen wenigstens einmal gegen Corona geimpft. Noch nie wurde ein Impfstoff in so kurzer Zeit so umfassend "erprobt". Wann würden die Nichtdenker ihn für "ausreichend erprobt" halten?

Man könnte, wie gesagt, andere Beispiele heranziehen, nicht nur Impfungen. War der Motorradhelm, der Sicherheitsgurt ausreichend erprobt, als er verpflichtend eingeführt wurde? Nicht in den Augen der Kritiker. Denen kann man es nie recht machen. Wo kein Wille ist, ist auch kein Weg.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.07.2021 um 05.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46608

Das Coronavirus legt eine Reihe sehr beunruhigender Details frei. So eröffnen die neuen genetischen »Impfstoffe« vollkommen neue Möglichkeiten. Sie könnten künftig als Fortsetzung der Biowaffen mit neuen Technologien dienen.
Das betont Ralph Thiele im Podcast mit TE. Thiele ist Oberst a.D., CEO von StratByrd Consulting, und Vorsitzender der politisch-militärischen Gesellschaft in Berlin, die er in den vergangenen 17 Jahren zu einem national und international renommierten Forum entwickelt hat.

Thiele weist auf die vollkommen neue Bedrohung hin, die sich aus den genetischen Manipulationsmöglichkeiten mit den neuen Impfstoffen ergeben. Das sind keine Impfstoffe im herkömmlichen Sinn mehr, sondern programmierte Handlungsanweisungen für unseren Organismus, reine Gentechnik also. Der weltweite Massentest zeigt, dass die neue Technik im Prinzip funktioniert, und den Wert der dabei gesammelten millionenfachen Erfahrungen kann man gar nicht bedeutend genug einschätzen.
Mit dieser neuen Gentechnik [kann] man künftig nach Belieben im menschlichen Organismus herummanipulieren. Wen wundert’s, wenn die Sache auch militärisch höchst interessant wird.

(Tichys Einblick 24.7.21)

Die Volksverdummung bedient sich der Assoziationen, die sie jahrelang mit Vokabeln wie „genetisch“ verknüpft hat. Der Artikel ist übrigens von dem erwähnten Holger Douglas, der seither noch anderen Unsinn verbreitet hat. Es gibt aber auch gebildetere Autoren, die so ähnlich schreiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.07.2021 um 08.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46592

Eine Impflotterie würde Skinners Beifall finden. Er hatte nachgewiesen, daß bestimmte "Verstärkungspläne" eine fast unwiderstehliche Anziehung ausüben, und zwar nicht nur auf Menschen, sondern auch schon auf Schimpansen, Tauben usw. Darum schlug er gelegentlich vor, das ganze Steuerwesen auf eine Lotterie umzustellen, und sah ähnliche Muster für die Motivation von Studenten vor, Studiengebühren zu zahlen.

Natürlich bleibt es paradox, daß man Menschen bestechen muß, damit sie sich vor einer schlimmen Krankheit schützen. Aber so sind sie eben, die federlosen Zweibeiner.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.07.2021 um 06.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46578

Hier in der Gegend werden Erinnerungen an einen Starkregen 2007 lebendig. Damals rauschten lokal eng begrenzt zu nächtlicher Stunde ungeheure Wassermassen von dem Höhenzug herunter, der das Regnitztal vom Schwabachtal trennt. Ein winziges Bächlein, das man sonst kaum sieht, stieg in der kleinen Schlucht 50 m von unserem Haus entfernt um etwa 7 m an. Wenn ich heute jemandem zeige, wie hoch das Stroh von den Feldern in den Bäumen gehangen hat, glaubt er es nicht. Die Zerstörungen in beiden Tälern waren beträchtlich, drüben in Baiersdorf ertrank eine Frau im Keller.
So etwas kommt vielleicht alle 1000 Jahre mal vor. Man kann praktisch nichts dagegen tun. Diese Erfahrung lehrt mich Zurückhaltung beim Urteilen über Katastrophenschutz. Wahr ist, daß zuviel in Überschwemmungsgebieten gebaut wurde und dann das Wehklagen über Hochwasserschäden nicht sehr überzeugend klingt. Aber man kann nicht gegen alles vorsorgen, ohne daß das Land mit grotesken Schutzanlagen vollgestellt wird. Und was das Warnsystem betrifft: auch evakuieren kann man nicht alle paar Wochen für den schlimmsten aller Fälle, der nur alle 100 Jahre oder nie eintritt. – Damit will ich aber, wie gesagt, nichts zum aktuellen Fall gesagt haben. (Für die Rechten stand sofort fest: Merkel ist schuld. Und natürlich die Grünen, die vom Wetter auf das Klima abgelenkt haben...)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2021 um 08.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46574

Mal abgesehen vom konkreten Fall des Hochwassers: Nach jeder Katastrophe läßt sich jemand finden, der sie vorhergesehen und davor gewarnt hat, aber nicht gehört oder nicht ernst genommen wurde. Das hat weniger mit prophetischen Gaben als mit Wahrscheinlichkeitsrechnung zu tun.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.07.2021 um 08.31 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46572

Mir scheint, daß bei der Diskussion um die Corona-Maßnahmen ein paar Aspekte zu kurz kommen. Leider kenne ich den SZ-Artikel zu den Impfstoffen nicht. Aber vielleicht ist das auch nicht nötig; mir geht es nur um Fragen des Blickwinkels.

Eins hatte ich schon ein andermal gesagt: Vielen Diskussionsteilnehmern liegen die Naturwissenschaften nicht so. Da bringt es nichts, wenn die Informationen offen liegen; sie werden nicht verstanden. Das Vertrauen in wissenschaftliche Unbefangenheit ist zudem angeschlagen.

Ein anderer Punkt ist, daß der Diskussion – wie eigentlich immer – auch moralische Aspekte zugrunde liegen. Und die lassen sich nicht wissenschaftlich diskutieren. Ein moralisches Prinzip wäre zum Beispiel, daß vordringlich Alte und Schwache geschützt werden müssen. Andererseits kann man aber auch der Ansicht sein, daß das Aufrechterhalten des Arbeits- und Soziallebens für das Wohl der Allgemeinheit (oder das der Jüngeren) wichtiger ist. Letzteres hat natürlich wenig mit Impfung zu tun, dafür mit anderen Maßnahmen. Aber vielleicht auch ein wenig mit der Impfung, siehe unten.

Solche Differenzen in der Herangehensweise sind völlig normal und sollten nicht zur gegenseitigen Blockade, den sprichwörtlichen "Grabenkämpfen" führen. Ich frage mich, ob uns nicht die Bereitschaft zu Kompromissen abhanden gekommen ist.

Zu den Risiken. Wir haben in der Corona-Pandemie den wissenschaftlichen Erkenntnisprozeß live mitverfolgt – und der war nicht frei von Fehlern. Wenn man einen intelligenten Menschen vor die Frage stellt, ob er lieber ein Sterberisiko von 0,1% oder ein Impfnebenwirkungsrisiko von 0,01% in Kauf nimmt, heißt es nicht, daß er sich für letzteres entscheidet. Er sagt sich vielleicht: Das wirkliche Risiko ist ja gar nicht bekannt. Vielleicht hat man da was übersehen, was sich erst später zeigt.

Das mag auch für Covid-19 gelten, wir kennen die Spätfolgen nicht. Aber das Vertrauen in die guten alten Viren ist vielleicht größer als das in die moderne Technik. Und selbst wenn manche Impfgegner der Meinung sind, daß Sars-CoV-2 ein amerikanisch-chinesisches High-End-Produkt ist, muß das die Impfbereitschaft nicht steigern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2021 um 06.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46569

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46487

Gegen die Impfskeptiker ("unerprobt") spricht nicht nur das hundertmillionenfache Massenexperiment der Phase 4, sondern auch die Kenntnis des Virus und der Impfstoffwirkung – wenn man sich wirklich damit beschäftigt. Die Medien haben sich durchaus bemüht, so zum Beispiel die SZ am 12./13. Juli mit einer doppelseitigen Grafik. Die kann man ohne viel Biochemie studieren und dann nach persönlicher Neigung anderswo ins Detail gehen. Die Risiken lassen sich lokalisieren und vernünftig beurteilen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.07.2021 um 20.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46558

In einem zierlich gegenderten Beitrag in der SZ plädiert Alex Rühle dafür, die Unis zu öffnen. Er zitiert kritiklos einen Experten, der behauptet, ein Drittel der Studenten zeige Symptome einer Angststörung, die Hälfte Symptome einer Depression. Sie haben also keine Angststörung und keine Depression, sondern nur Symptome, wie jeder.

Außerdem behauptet Rühle, die Zustände an den Universitäten zu Corona-Zeiten seien den Politiker "egal". Für solche und andere Thesen könnte man Belege erwarten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.07.2021 um 06.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46546

Ich kenne Klimaskeptiker, die aus der banalen Feststellung, daß Wetter und Klima zweierlei sind, folgern, das Wetter habe nichts mit dem Kima zu tun und sei daher nicht weiter beachtenswert. Und "Klima" andererseits sei ein Abstraktum, das nichts bewirken könne. So können sie aus ihrem bequemen Sessel den "Klima-Aktivismus" belächeln.

Wenn es aber einmal ein paar Tage sehr kalt ist, fragen sie höhnisch: Wo bleibt denn nun die Erderwärmung?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.07.2021 um 04.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46522

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46468

Selbstverständlich greifen auch die Rechten die Milchmädchenrechnung des Steuerzahlerbunds auf und tun so, als wüßten sie nicht, worum es sich in Wirklichkeit handelt. Um den Staat, das ganze Scheißsystem, schlechtzumachen, ist jedes Mittel recht.

In den letzten Tagen war ich (aus einem diesmal harmlosen Anlaß) wieder mal in den Kliniken, aus denen Erlangen zur Hälfte besteht. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus. Das kostet natürlich, aber wer würde sagen, das Geld sei ihm "vom Staat" in Form von "Steuern und Abgaben" abgepreßt worden?

Übrigens: Meine Frau wurde gefragt, ob sie als Versuchskaninchen bei einer Endoskopie mit Künstlicher Intelligenz mitwirken wolle, und hat selbstverständlich zugestimmt. Ich selbst nehme an einer Langzeitstudie teil. Daß wir uns haben impfen lassen, versteht sich von selbst. Organe würden wir auch spenden, wenn sie noch brauchbar sind.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.07.2021 um 17.27 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46499

Tomas Pueyo (Autor des Artikels The Hammer and the Dance) hat seit gestern einen Artikel zur indischen Variante:

https://unchartedterritories.tomaspueyo.com/p/delta-variant-everything-you-need
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2021 um 13.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46495

Der enorme Ansteig der chinesischen Exporte wird nicht zuletzt auf die radikale No-Covid-Strategie zurückgeführt. Wenn es nur noch sporadisch zu lokalen Ausbrüchen kommt, kann das riesige Land die Seuche praktisch ignorieren.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.07.2021 um 09.12 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46492

Ja, es ist sehr kompliziert, und ich kann selbst nicht mehr aufdröseln, wie ich zu meiner Meinung gekommen bin. Und wenn ich es ernsthaft in Angriff nähme, müßte ich mich jetzt an einen wirklich sehr langen Text machen.

Ich nenne ersatzweise ein ganz winziges Detail: Auch Drosten hat in seinen letzten Folgen mit dem Gendern begonnen (kein Schluckauf, nur Beidnennung).

Natürlich ist auch die Wissenschaft Spielball gesellschaftlicher Entwicklungen (obwohl es nicht immer so sein sollte). Warum sollte ich also "Reiter" nennen, wenn ich eine allgemeine Entwicklung beklage?

Noch ein anderes Detail: Der inflationäre Gebrauch gewisser Wörter wie "Schwurbler", "rechts". Ich glaube nicht, daß man damit Glaubwürdigkeit gewinnt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2021 um 08.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46490

So gerne ich Ihnen sonst zustimme – hier zögere ich. Schon wegen "die Wissenschaftler" und "man". Sind das dieselben? Da sollte man Roß und Reiter nennen, aber das ist ungeheuer schwierig im vielstimmigen Chor der öffentlichen Stimmen.

Wie kommt es andererseits, daß die meisten Menschen (wie ich und die Meinen) zwar aufmerksam, auch vorsichtig, aber nicht mißtrauisch sind, was die Tatsachen um Corona betrifft? Ich kenne allerdings zu meinem Leidwesen einige wenige, auf die Ihre Beschreibung zutrifft, und an deren Mißtrauen sind, wie ich genau weiß, nicht die Wissenschaftler schuld...

Aber wie gesagt, das ist sehr komplex, und mir fehlen die Mittel, diese Fragen zu beantworten. Wahrscheinlich wird darüber noch viel geschrieben werden, und die Rückblicke auf Corona werden so verschieden ausfallen wie der Verlauf der Sache selbst.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.07.2021 um 07.16 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46488

Letztlich muß man es akzeptieren, wenn Menschen sich nicht impfen lassen wollen.

Die wichtigste Frage, der sich die Wissenschafter mal stellen sollten, ist meines Erachtens die: Wie hat man es geschafft, so viel Mißtrauen in der Bevölkerung zu säen. Da warten noch einige "unangenehme Rechenaufgaben".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2021 um 06.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46487

Mutanten entstehen fortwährend, auch ohne Druck. Je mehr Infizierte, desto mehr Mutationen. Die Ausbreitungsdynamik ist eine andere Sache.

Aber Sie haben in vielen Punkten recht. Was die Ungewißheiten betrifft, sollte man auch die "Phase 4" bei der Impfstoffprüfung bedenken, die seit mehreren Monaten läuft, also das ungeheure Massenexperiment der tatsächlichen Impfungen.

Zur Frage einer Impfpflicht titelt die SZ heute "Menschen lassen sich nicht zu ihrem Glück zwingen" und lehnt entsprechend ab. Das ist doppelt falsch. Erstens geht es bei der Seuchenbekämpfung eben nicht nur um das Glück der Geimpften (das hatte ich gerade hervorheben wollen). Zweitens werden die Menschen vielfach zu ihrem Glück gezwungen. Dazu dienen ja die erwähnten Pflichten (Gurt, Helm), auch Pflichtversicherung, Rauchverbot und eben auch Impfzwang (seinerzeit bei uns gegen Pocken, in der DDR gegen alle möglichen Krankheiten, auch sonst weltweit).
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.07.2021 um 06.30 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46485

Wie läßt sich eigentlich die Gefährlichkeit zukünftiger Virusvarianten ausrechnen?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.07.2021 um 06.24 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46484

Eigentlich sind die Ungewissheiten einer medizinischen Neuentwicklung wie die mRNS-Impfstoffe ein gutes Thema für diesen Thread. Meines Erachtens verhält es sich so, daß die Risikoabschätzungen von Laien und Experten sich bezüglich ihrer Qualität annähern, wenn man auf unbekanntes Terrain vorstößt.

Ich habe mich selbst so früh wie möglich impfen lassen, aber ich weiß nicht, wie ich mich entschieden hätte, wenn ich jünger wäre. Und noch viel wichtiger: wenn ich ein anderes Gehirn hätte (s.u.)

Die Rechnung ist eben nicht so trivial, denn wir haben es auf beiden Seiten – Covid und Impfung – mit Unbekannten zu tun. Abgesehen davon spielt auch Persönlichkeit und naturwissenschaftliches Verständnis eine Rolle. Man kann eben nicht voraussetzen, daß alle so denken wie man selbst.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.07.2021 um 05.43 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46483

Mutanten entstehen bei erhöhtem Mutationsdruck, also z.B. bei zunehmender Immunität oder durch Hygienemaßnahmen.

Das spricht natürlich nicht gegen diese Maßnahmen. Allerdings wird eine Zero-Covid-Strategie nicht funktionieren. Ausgerottet wurden bisher nur die Pocken. Kinderlähmung und Masern wären möglich. Voraussetzung: Das Virus darf keine Mutanten bilden und keine Reservoire haben. Covid-19 ist nicht auf den Menschen beschränkt, ähnlich wie die Influenza.

Bei der Influenza brauchen wir jedes Jahr neue Impfstoffe wegen der Varianten. Bei Covid-19 könnte es auch so kommen, wenn es schlecht läuft. Wenn es gut läuft, wird die Krankheit harmloser.

Soweit ich sehe, haben wir noch keine wirklich gute Strategie, die Wellen der Pandemie abzufangen. Mir scheint vieles noch nicht gut verstanden zu sein, z.B. auch das Abflauen der Wellen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2021 um 04.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46481

Wir haben uns sehr eingehend mit Corona beschäftigt, auch mit den neuartigen Impfstoffen, die wir sehr bewundern und uns dankbar zunutze gemacht haben.

Boris Johnsons ab Montag geltende Durchseuchungsstrategie wird vor allem auf Kosten der Ungeimpften, also der Kinder gehen. Selbst wenn sie meistens nicht schwer erkranken (aber die Langzeitfolgen sind unklar), ermöglicht eine hohe Zahl von Infizierten die Entwicklung von vielen Mutanten, deren Gefährlichkeit nicht abzuschätzen ist. Das wird in der Diskussion meistens übersehen, weshalb ich es hier einmal erwähnt haben will. Es ist eine der unbeliebten Rechenaufgaben, vor denen man sich am liebsten drücken möchte, weil sie so unbequeme Folgen haben. Für mich folgt daraus, daß es darauf ankommt, die Inzidenz möglichst niedrig zu halten, bis alle geimpft sind. (Bis auf die Helden natürlich, die ein ums anderemal verkünden, sie würden sich auf keinen Fall impfen lassen...)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.07.2021 um 04.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46468

Auch dieses Jahr wieder:

Bis jetzt haben Durchschnittsverdiener in diesem Jahr nur für den Staat gearbeitet (WELT 13.7.21).

Der Vorsitzende des Steuerzahlerbunds weiß, daß die Rechnung irreführend ist, hält aber daran fest, und die Zeitung macht es zur Überschrift. Damit erfüllt sie den Tatbestand der Volksverhetzung. Der Verein selbst sollte vom Verfassungsschutz beobachtet werden.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 12.07.2021 um 09.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46462

Ich höre und lese seit Jahren fast nichts anderes mehr. In einer Fernsehsendung sagte eine junge Frau sogar einmal »seit ich kleiner bin«, was man vielleicht in »seit der Zeit, als ich noch kleiner war« aufdröseln könnte. Ein 50jähriger, der »seit ich 16 bin« sagt, ist natürlich nicht seit 34 Jahren 16 Jahre alt, aber »seit ich 16 war« klingt auch schräg, weil »seit« und das Präteritum schlecht zusammenpassen, das Präsens ist gebildet, ehe man es merkt. Und »seit meinem 16. Lebensjahr« ist zwar korrekt, würde man aber in der Alltagssprache so schnell nicht sagen.

Bei »seit ich 18 bin« (hört man eigentlich nur noch so) liegt der Fall etwas anders, weil die Zahl hier oft für die Volljährigkeit steht. In diesem Sinne ist der 50jährige tatsächlich seit 32 Jahren 18, das heißt volljährig. Ähnlich ist es, wie besprochen, mit dem Arbeitnehmer, der durch die Krankschreibung zwar nicht physisch, wohl aber offiziell krank wird, weshalb man in »krankschreiben« sehr wohl eine Resultativkonstruktion sehen kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.07.2021 um 06.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46461

Und trotzdem, seitdem ich ein Kind bin, begleitet mich Crvenka, Jugoslawien. (Jan Grossarth, WELT 12.8.19)

Vielleicht kontaminiert aus "seit ich auf der Welt bin" und "seit meiner Kindheit".
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.07.2021 um 17.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46428

Impfpflaster ist auch noch üblich.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.07.2021 um 10.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46425

Impfpferweigerer
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.07.2021 um 10.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46423

Sumpfpflanze
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2021 um 07.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46404

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hat sich für eine Aufhebung aller Corona-Einschränkungen ausgesprochen, sobald alle Menschen in Deutschland ein Impfangebot bekommen haben. (Meldung 6.7.21)

Das klingt wie: Wer jetzt noch krank wird oder andere ansteckt, ist selbst schuld, denn er hat ja ein Impfangebot bekommen. Die Umfragen, auf die Maas Bezug nimmt, besagen, daß die Mehrheit eine Aufhebung der Einschränkungen für vollständig Geimpfte befürwortet. Das ist nicht dasselbe wie ein Angebot.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.07.2021 um 21.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46368

Heutige Tagesschau im Ersten:

In Deutschland liegen die Corona-Fallzahlen weiter niedrig, allerdings breitet sich die besonders ansteckende Delta-Mutante immer mehr aus.

Bundesgesundheitsminister Spahn sagte beim wöchentlichen Computerbriefing, er gehe davon aus, daß der Anteil von Delta an den Corona-Neuinfektionen noch in diesem Monat bis zu 80% ausmachen werde.

Ja, und? Der Anteil kann ja gern auf 100% anwachsen, das besagt doch nicht, daß sich die Mutante ausbreitet. Das Gegenteil ist der Fall!

Laut der vom RKI gestern veröffentlichten Zahlen betrug der Delta-Anteil in KW24, also vom 14. bis 20. Juni 36,7%. Die Gesamt-Neuansteckungen betrugen am Mittwoch, dem 16. Juni (mittwochs haben wir immer ungefähr den Wochenmittelwert) 1557 im 7-Tages-Mittel. Das ergibt für diesen Tag etwa
1557 * 36,7% = 571 Delta-Neuansteckungen.

Gestern, Mittwoch, den 30. Juni, gab es laut den offiziellen Statistiken insgesamt 538 Neuansteckungen. Hätten wir also gestern schon die von Spahn erst für Juli prognostizierten 80% erreicht, dann wären es gestern
538 * 80% = 430 Neuansteckungen mit Delta gewesen.

Wenn die absolute Zahl der Neuansteckungen mit der Delta-Mutation innerhalb von zwei Wochen von 571 auf 430 Neuansteckungen pro Tag sinkt (die erst später zu veröffentlichenden genauen Zahlen können nur noch kleiner sein), dann heißt das also für die Tagesschau, die besonders ansteckende Delta-Mutation breite sich immer mehr aus. Eine sehr interessante Interpretation!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.06.2021 um 22.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46350

Das mit dem exponentiellen Wachstum war ja bisher eine feine Sache. Auch jetzt wieder verdoppelt sich der Anteil der bösen Delta-Variante jede Woche. Aber leider hat die neue Rechnung einen Haken, denn auch wenn man ganz niedrig bei 0,1% anfängt, ist nach zehn Verdopplungen unweigerlich bei 100% Schluß.

Und wenn dann auch noch parallel dazu die Gesamtzahl der Neuansteckungen exponentiell fällt, jede Woche nur noch die Hälfte und nur durch Null begrenzt, dann ist für Corona-Maßnahmen-Erfinder guter Rat teuer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.06.2021 um 06.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46319

Erzbischof Georg Gänswein sagte zur Ausstellung einer Kopie des „Schweißtuchs der Veronika“: „Dieses Gesicht ist das Alleinstellungsmerkmal der Christen (...) Nur wir wissen, wie Gott aussieht – und wie und wer er ist. Das Gesicht Christi ist darum der vornehmste und kostbarste Schatz der Christenheit.“ (FAZ 18.1.16)

(Ich war immer der Meinung, ich hätte dies schon mal zitiert, aber das stimmt anscheinend nicht.)

Abgesehen davon, daß eine solche Aussage den Juden und Muslimen ein Greuel sein muß, interessiert mich die Logik. Wenn Gänswein wirklich glaubt, daß das Tuch (eine mittelalterliche Stoffmalerei wie das Turiner Grabtuch) Jesus abbildet, dann können doch nicht nur Christen, sondern alle es sehen und wissen. Die andere Deutung wäre: Nur wenn man – wie wir – daran glaubt, weiß man es = glaubt man es zu wissen. Aber kann man seinen eigenen Glauben so distanziert sehen? Außerdem glaubt der gelehrte Theologe Gänswein ja nicht wirklich daran; er weiß sehr wohl, was die Wissenschaft dazu sagt. Nur fürs Volk tut er so, wie er es um mehrere logische Ecken herum tut. Für Kirchenfunktionäre, die offiziell mit dem vierfachen Schriftsinn arbeiten (KKK 115f.), keine Gewissensfrage.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.06.2021 um 14.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46316

Ich weiß schon, das ist im Alltagsgebrauch üblich. Aber in meinen Ohren klingt es leicht komisch.

Sokrates könnte es gefallen. Der hat sich ja selbst eine "narkotisierende" Wirkung zugeschrieben: alle seine Gesprächspartner wußten am Ende weniger als vorher. Er verbreitete sozusagen sein eigenes (therapeutisches) Unwissen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.06.2021 um 13.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46315

Diese Frage entsteht, wenn man Unwissen mit Nichtwissen gleichsetzt. Aber vielleicht kann man es auch im gleichen Sinne wie Unkraut verstehen, das ja auch kein Nichtkraut ist? Unwissen sozusagen als schlechtes oder falsches Wissen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.06.2021 um 12.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46314

Zu Diabetes kursiert viel Unwissen (Westdeutsche Zeitung)

Wie soll man sich das vorstellen? Wer setzt das Unwissen in die Welt, so daß es sich dann verbreiten kann?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.06.2021 um 09.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46306

Heute greift derselbe Mann eine marode Autobahnbrücke auf und stellt irgendwie die Verbindung zur "grünen Verkehrspolitik" her. Für die Autobahnen ist der Bund zuständig, dessen Verkehrspolitik bisher nicht gerade von den Grünen bestimmt war. Der Vorwurf, daß irgendein Dezernent das Weltklima retten will, statt sich um die Autobahnbrücken zu kümmern, ist wirklich nicht sehr anspruchsvoll. Aber den Kreuz-und-quer-Denkern gefällt’s anscheinend.

In Deutschland sind Tausende von Brücken sanierungsbedürftig, z. T. wegen mangelhafter Beherrschung des Spannbetonbaus, das ist ja bekannt. Aber die Grünen haben damit nichts zu tun.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2021 um 13.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46299

Und noch etwas gibt derselbe Mann zum besten:

Ohne Einsatz von Glyphosat würde es in den großen Anbaugebieten in den USA und Asiens düster aussehen. Die Ernteergebnisse würden wieder auf frühere Quoten zurückfallen. Hungersnöte wären die Folge. (Holger Douglas bei Tichy 21.6.21)

Auch davon versteht er also nichts.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.06.2021 um 05.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46253

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46162

Derselbe Rechenkünstler teilt bei Tichy mit, daß Windräder einander stören, wenn sie zu dicht stehen. Nun, darüber hat mich ein wirklicher Fachmann schon vor Jahrzehnten aufgeklärt, und es ist selbstverständlich bei den Windparks in der Nordsee und anderswo berücksichtigt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.06.2021 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46221

In einer Mathearbeit hatte ich mal geschrieben, der gefundene Wert bewege sich zwischen x und y. Das strich der nette Lehrer naturgemäß an: Der Wert war zwar richtig, bewegt sich aber nicht, sondern liegt. Wirklich? – Komisch, daß ich das nicht vergessen habe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2021 um 15.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46162

Die Rechten bei „Tichy“ schöpfen Hoffnung aus der Sonnenfinsternis:

Die Sonnenfinsternis minderte die Stromproduktion der Photovoltaikanlagen. Kohle- und Kernkraftwerke konnten die Ausgleichsmengen liefern. (...)

Das ist Quatsch. Es bedurfte keiner Ausgleichsmengen. Solarstrom wird ständig durch Wolken unterbrochen, die sich ungleich stärker auswirken als das bißchen Bedeckung gestern, und ist ohne Speicher sowieso nicht zu gebrauchen.
Weiter geht es mit der Volksverdummung durch diesen „Experten“ (Holger Douglas), den Tichy auf das Thema angesetzt hat:

Die nächste partielle Sonnenfinsternis kommt übrigens am 25. Oktober 2022 und wird voraussichtlich mehr Schatten werfen. Am Ende des Jahres wird das letzte Kernkraftwerk abgeschaltet sein, hoffentlich haben die Nachbarländer ein wenig Strom übrig.
Die nächste totale Sonnenfinsternis ist dann für den September 2081 vorausberechnet. Ob es dann noch grüne Energie- und Klimawender gibt, ist eher fraglich. Nach vielen dunklen, kalten Jahren ohne ausreichende Energieversorgung werden dann vermutlich in Deutschland wieder leistungsfähige Kraftwerke stehen, während Windräder und Photovoltaikanlagen noch als Sondermüll in der Landschaft liegen dürften, so, wie man dies bereits jetzt in Teilen Amerikas sieht.


Der Verfasser scheint nicht zu wissen, daß Sonnenfinsternisse nur einen schmalen Streifen für wenige Minuten bedecken. Der Stromverbund wird sowieso ständig genutzt, und daß alle Welt an Speicherformen arbeitet, sollte auch bekannt sein.

Übrigens: GB liegt bei der Windkraft vor Deutschland und erzeugt keinen Strom mehr aus Kohle. Solarenergie ist aus naheliegenden Gründen unbedeutend, dafür werden noch 15 Kernreaktoren betrieben. Bei uns ist es umgekehrt, aber die Dekarbonisierung wird weltweit betrieben und kommt schnell voran.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.06.2021 um 14.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46141

Nun ja, Schwarz-Rot wäre auch noch möglich. Haseloff wäre eine Koalition mit der SPD wohl am liebsten. Allerdings gehört die SPD zu den Wahlverlierern, FDP und Grüne dagegen zu den Gewinnern, wenngleich die Zugewinne bescheiden ausgefallen sind. Haseloff betont, daß er vor allem keine »Wackelpartien« möchte, und hält sich damit alle Optionen offen. Manche Regierung, die im Parlament nur über eine Stimme Mehrheit verfügt, ist besonders stabil, siehe NRW. Was nützt ein etwas dickeres Polster, wenn die Partner eigentlich nicht zusammenpassen und sich nur mit Müh und Not einen Vertrag abringen, über den es dann im Laufe der Legislaturperiode immer wieder Streit gibt? Die Gefahr einer permanenten Wackelpartie kann bei beiden Optionen nicht ausgeschlossen werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.06.2021 um 13.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46140

Anscheinend bin ich schon widerlegt. Jedenfalls haben auch die Grünen in Sachsen-Anhalt bekanntgegeben, daß sie nur in eine Koalition eintreten werden, in der sie rechnerisch gebraucht werden, also bleibt praktisch nur CDU-FDP-Grüne. Vor soviel Rechnerei kapituliere ich. Die Möglichkeit, Einfluß zu nehmen, scheint wirklich nicht verlockend genug zu sein. Das hätte ich nicht gedacht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2021 um 14.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46134

Kleine Nachbetrachtung:

Bei „Tichy“ hatten die Wunschdenker auf den Wahlausgang gewettet, zuletzt stand es bei 27 Prozent für die AfD und 24 für die CDU. Mit 20 : 37 hatten sie nicht gerechnet. Jetzt lecken sie ihre Wunden, Ablenkung hilft ein wenig: Die Grünen hätten ihren Zenit überschritten usw.

Die FDP hat schon vor allen Verhandlungen ausgeschlossen, sich an einer Koalition mit CDU und SPD zu beteiligen; eher schon mit CDU und Grünen. In letzterer würde sie benötigt, dagegen wäre sie neben der SPD nur „Reserverad“. Das stimmt zwar, was die Mehrheitsbeschaffung betrifft, aber die Möglichkeit der Mitentscheidung ist doch auch nicht zu verachten. Merke: Opposition ist Mist!

Für Haseloff wird es natürlich entsprechend einfacher: Wenn die Gelben nicht mit den Roten wollen und die Grünen vielleicht nicht mit den Gelben (was schwer sein dürfte), dann braucht nicht jeder mit jedem zu reden. Er könnte sich mit der knappen schwarz-roten Mehrheit begnügen oder die Grünen noch dazubitten, die sich wohl kaum sträuben dürften, als Reserverad dabeizusein. So sieht also jetzt meine Prognose aus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2021 um 14.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46133

Diese "absolute Priorität" halte ich für bloßes Gerede der Politiker. Die Wirklichkeit sieht anders aus und unterscheidet sich nicht sehr von der in anderen Ländern.

Darum stellen sich Länder wie Saudi-Arabien auch schon auf die Zeit nach dem Öl um (wegen sinkender Nachfrage, nicht wegen versiegender Quellen).
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 07.06.2021 um 12.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46131

Die absolute Priorität, die der "Klimarettung" trotz Deutschlands geringem ökologischem Gewicht zugemessen wird, ist schon seltsam. Auch dem weltweiten Artensterben können wir im Gegensatz zu jenem im eigenen Land wenig entgegensetzen. Ich läse gern mehr über die künftige deutsche Forstwirtschaft, über Deichbau, Wasserbevorratung, zukunftsfähige Nutzpflanzen …
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.06.2021 um 10.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46129

Ich denke, daß der "deutsche Alleingang" ein Kampfbegriff sowohl von Gegnern als auch von Befürwortern der Energiewende ist, Während die einen vor einem Alleingang oder Teilalleingängen warnen, meinen die andern, daß notfalls bestimmte Maßnahmen auch im Alleingang getroffen werden müßten. Diese Verwendung ist unabhängig davon, inwiefern es ihn tatsächlich bereits gibt oder nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2021 um 05.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46126

Man liest ständig vom „deutschen Alleingang“ in der Klimapolitik (und daß Deutschland mangels Masse nicht viel zum Weltklima beiträgt, so oder so; aber am deutschen Wesen soll wieder mal die Welt genesen usw. – die ganze Palette). Wovon ist eigentlich die Rede? Mit der Energiewende ist Deutschland doch weder allein noch führend.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.06.2021 um 15.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46122

Merkwürdig, in dem Fall habe ich es sofort richtig verstanden, vielleicht weil ich berufsbedingt beim Wort »nachhaltig« inzwischen fast immer als erstes die Assoziation Umweltschutz habe, schon gar, wenn es um eine Anzeige der Bahn geht. Bei mir setzt das Weltwissen gern mal bei der Lektüre von Zeitungsüberschriften aus. Jüngstes Beispiel (spiegel.de, 4.6.21):

So will Jens Spahn unbrauchbare Masken
für eine Milliarde Euro verschwinden lassen

Mein allererster Gedanke war: Jetzt soll auch noch die Entsorgung eine Milliarde kosten!!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.06.2021 um 13.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46121

Die Bahn behauptet in ganzseitigen Anzeigen, der ICE habe nur ein Ziel: "Menschen schnell, aber nachhaltig zusammenzubringen". Ich habe zuerst gestutzt: Ist die Bahn jetzt eine Partnervermittlung, der es darum geht, daß die Menschen nach dem Speed-Dating auch zusammenbleiben? Aber es ist wohl gemeint, daß der Strom aus nachhaltigen Quellen kommt. Die beiden Gesichtspunkte sind so weit voreinander entfernt, daß man das kaum so nebeneinanderstellen kann.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 31.05.2021 um 12.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46076

Der SPIEGEL hat eine Umfrage in Auftrag gegeben, die belegen soll, daß nichts dran ist an dem Vorwurf, Anhänger der Grünen predigten Fahrrad und führen SUV. (https://www.spiegel.de/auto/fahrkultur/deutschland-die-maer-von-den-gruenen-suv-fahrern-a-f27a2db3-0427-4766-b02d-dc7eb806083d). Schauen wir genauer hin. Die Fragestellung lautete: »Können Sie sich grundsätzlich vorstellen, ein SUV zu kaufen?« Die Frage sollen 24 Prozent der Grünenanhänger mit ja beantwortet haben, während die Quote bei Anhängern anderer Parteien deutlich höher ausgefallen sei. Daraus schließt der Autor des Artikels, daß der Vorwurf widerlegt sei.

Ich komme zu einem ganz anderen Schluß. Die Bezugsgrößen stimmen hier mal wieder nicht. Der Vorwurf lautet ja nicht, daß anteilmäßig mehr Anhänger der Grünen als Anhänger anderer Parteien SUV fahren. Moniert wird vielmehr, daß auffallend viele Grüne offenbar kein Problem damit haben, mit solchen als Dreckschleudern verrufenen Autos durch die Stadt zu gurken. Würde man nicht erwarten, daß die Wähler einer ökologischen Partei solche Gefährte fast geschlossen ablehnen und jedenfalls für sich selbst einen Kauf ausschließen? Ich hätte erwartet, daß vielleicht 5 Prozent die Frage mit ja beantworten. Es hat aber jeder Vierte mit ja geantwortet! Das ist fast die Hälfte des Anteils der SUV-Sympathisanten etwa bei der FDP (52 Prozent). Das finde ich extrem viel. Man stelle sich vor, eine Umfrage würde ergeben, daß 24 Prozent der SPD-Wähler die Abschaffung der Gewerkschaften befürworten, während es bei der FDP 52 Prozent sind. Niemand käme auf die Idee, dieses Ergebnis als Beleg dafür zu werten, daß die Programmatik der Partei und die Einstellungen ihrer Wähler beruhigend deckungsgleich sind.

Hinzu kommt die vermutlich hohe Dunkelziffer. Die Befragten werden sich dreimal überlegen, ob sie wirklich angeben sollen, daß sie SUVs gut finden und gleichzeitig die Grünen wählen. Der wahre Prozentsatz dürfte also noch höher sein.

Alles in allem widerlegt die Umfrage aus meiner Sicht keineswegs eine »Mär«, sondern sie bestätigt eher den Eindruck, daß vergleichsweise viele Grüne in Sachen Mobilität anders handeln, als sie reden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.05.2021 um 20.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46044

In der Tat: Dies war der Sinn meines Verweises auf Wikipedia, und dann ist die Diskussion auf eine andere Bahn geraten. Aber macht ja nichts, wir mäandern auch sonst viel herum, und solange es interessant bleibt, lasse ich es gern geschehen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 27.05.2021 um 20.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46043

Ausgangspunkt war doch die Übersicht in dem Wikipedia-Eintrag, und der kann man entnehmen, wie die Sache in verschiedenen Ländern geregelt ist. Man kann zum Tempolimit auf Autobahnen stehen, wie man will, aber wenn man darin einen »Angriff auf die Grundrechte« sieht, dann stünde Deutschland bei einer Einführung jedenfalls nicht alleine da. Da besteht eine Parallele zu den Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie, die man natürlich ebenfalls unterschiedlich bewerten kann. Übrigens mußte ich schmunzeln, als ich bei Grönland in der Spalte »Autobahn« den Strich erblickte.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.05.2021 um 18.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46042

Wenn Sie "berechtigte Interessen", wie ich schrieb, so deuten, daß es nicht Aufgabe von Wikipedia sei, Interessen abzuwägen, dann kann ich dazu nur sagen, auch die bei Wikipedia angeführte höhere Sicherheit durch Tempolimits kann man ein abzuwägendes Interesse nennen.

In meinem Beitrag ging es mir gar nicht darum, daß manche vielleicht aus Spaß gern schnell fahren (dazu stehe ich ähnlich wie Herr Virch), sondern ich finde, daß eben genau die auch von Ihnen geforderten Fakten in diesem Wikipedia-Artikel sehr einseitig behandelt werden.
 
 

Kommentar von tk, verfaßt am 27.05.2021 um 16.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46041

Das ist genau das Problem, das in diesem Wikipedia-Artikel allerdings ausgespart wird.

Es ist nicht Aufgabe der Wikipedia, zwischen Interessen abzuwägen. Aufgabe einer Enzyklopädie (was die Wikipedia sein will) ist es, Fakten aufzuführen. Natürlich ist auch die Tatsache, daß es viele Leute gibt, die „schnell“ fahren möchten, eine, nun ja, Tatsache, die man erwähnen könnte, aber sie ist so banal, daß sie wohl selbst für Wikipedia zu doof wäre.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 27.05.2021 um 11.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46039

https://virchblog.wordpress.com/2019/01/28/tempolimit/
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.05.2021 um 11.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46038

... nachdem er ausführlich die physikalischen Zusammenhänge und Vorteile (Verkehrssicherheit, Umwelt und Klima, Staubildung, Streßreduktion, Verkehrszukunft) eines umso niedrigeren Tempolimits begründet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.05.2021 um 04.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46035

Der Wikipedia-Artikel gibt eine Übersicht über die Geschwindigkeitsbegrenzungen in den einzelnen Staaten der Erde.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.05.2021 um 21.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46034

Wikipedia:
Durch eine niedrigere Geschwindigkeit kann daher sowohl die Wahrscheinlichkeit als auch die Schwere von Unfällen deutlich verringert werden.

Das ist natürlich sehr einleuchtend, nur beantwortet Wikipedia leider nicht die Frage, warum dann nicht auf allen Straßen und Autobahnen eine einheitliche Höchstgeschwindigkeit von 5 km/h festgelegt wird. Das wäre doch am sichersten, kein Fahrzeug fährt schneller als Fußgänger.

Anscheinend wäre das so absurd, daß überhaupt niemand auf so eine Begrenzung kommt. Es muß also auch berechtigte Interessen geben, schneller als 5 km/h zu fahren.

Vielleicht ja auch schneller als 130!

Das ist genau das Problem, das in diesem Wikipedia-Artikel allerdings ausgespart wird.

Um Unfälle noch weiter zu vermindern, könnte man übrigens das private Autofahren auch gleich ganz verbieten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.05.2021 um 14.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46033

Noch einmal zum Tempolimit. 130 auf Autobahnen! Das wäre zweifellos der Untergang. Um diesen unerhörten Angriff auf die Grundrechte besser einzuschätzen, könnte man die Übersicht bei Wikipedia studieren:

https://de.wikipedia.org/wiki/Zul%C3%A4ssige_H%C3%B6chstgeschwindigkeit
 
 

Kommentar von , verfaßt am 25.05.2021 um 07.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#46019


 
 

Kommentar von Theoor Ickler, verfaßt am 22.05.2021 um 03.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45987

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44801

Ein Kabelbrand in München mit lokalem Stromausfall soll ein Vorgeschmack auf die Energiewende sein ... (Tichy)

Dann wäre wohl ein Wasserrohrbruch im Reihenhaus ein Vorgeschmack auf das Steigen des Meeresspiegels.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.05.2021 um 23.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45986

Vorgestern vor unserer Kurzreise nach Österreich hatten meine Frau und ich uns vorsorglich auf Corona testen lassen und das Ergebnis am selben Abend von dem entspr. Link im Netz auch ausgedruckt. Auf den Ausdrucken steht oben groß in der Mitte:

NEGATIV
Getestet vor 4 Stunden

darunter in kleiner Schrift u.a. das Testdatum und die Uhrzeit.
Gestern, also knapp einen Tag später wollte die freundliche österreichische Grenzbeamte die Nachweise tatsächlich sehen. Ich hielt sie ihr vom Autofenster aus entgegen, sie sah von weitem hin und las nur laut "Getestet vor 4 Stunden" und ergänzte sofort "Super, alles klar, gute Reise!"

Die lockere Lesart der Beamten war dabei natürlich genauso komisch wie überhaupt die völlig unnötige deiktische Zeitangabe auf dem auszudruckenden Dokument. Vielleicht sollten wir diese Nachweise gleich noch für die Rückreise in ein paar Tagen aufheben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.05.2021 um 05.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45978

Nach einigen Tagen Pause geht die Vitamin-D-Werbung wieder los (17.5.21 t-online News). Das Thema ist schon so lange überproportional vertreten, daß man nicht an Zufall glauben kann. Ob Forschungsergebnisse zugunsten von Vitamin D ausfallen oder nicht – die Bekanntheit wächst in beiden Fällen, wie bei Politikern die Prominenz.
Die Zuschriften in verschiedenen Foren zeigen, daß es auch hier eine Gemeindebildung gibt. Selektive Wahrnehmung von Forschungsergebnissen wirkt selbstverstärkend und immunisierend. Zurück bleibt der Eindruck: Es wird schon etwas dran sein, und schaden kann es nicht, ein wenig nachzuhelfen. Übertreiben sollte man es nicht, aber das tun wir ja sowieso nicht.
Möglicherweise gibt es einen Nutzen, das wird ja nicht bestritten, aber er kann nicht so überwältigend sein, wie er sich in den Augen der Gläubigen darstellt. Manche Menschen schwören auf Honig, andere auf Sauerkraut, lauwarmes Wasser, Knoblauch usw.
Es ist lehrreich, weil fixe Ideen die Menschen doch sehr beeeinflussen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.05.2021 um 13.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45896

Die FAS vergaloppiert sich bei einer Reihe von Neunen
(9.5.2021, Seite 2):

Können Geimpfte das Virus wirklich nicht weitertragen?

Nach einer regelmäßig aktualisierten Datensammlung der amerikanischen Seuchenbehörde hat man nach 100 Millionen Zweifachimpfungen jüngst 9245 „Impfdurchbrüche“ gezählt, bei denen es dennoch zu Erkrankungen kam. Heißt statistisch: 99,999 Prozent werden nicht krank.

Rund 10000 von 100000000, das ist 1 von 10000, also 0,01 Prozent Erkrankte. Nicht krank wurden also nur 99,99 Prozent, eine Neun weniger.
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 10.05.2021 um 13.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45891

"Corona: Es geht bergauf in NRW [..] Inzidenzen sinken" (Der Westen)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.05.2021 um 05.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45888

Es geht abwärts – Inzidenz in NRW so niedrig wie lange nicht! (BILD)

Klingt irgendwie schräg, obwohl logisch in Ordnung. Etwa wie: Es geht aufwärts – Kirchenaustritte nehmen zu!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2021 um 07.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45884

„Wie verdammt mutig ist diese Kirche?“, fragt Anna-Nicole Heinrich, kurz nachdem die EKD-Synode sie in das ranghöchste Laienamt der evangelischen Kirche gewählt hat.
Diese Kontamination ist häufig ("Wie schrecklich dumm muß man sein..."). Logisch wäre: „Wie mutig?“ und die Antwort wäre: „Verdammt mutig“. Auf „wie verdammt?“ könnte man allenfalls antworten „gottverdammt“. Immerhin ist die Theologiestudentin und neue Praeses verdammt mutig, wenn sie solche blasphemischen Ausdrücke nicht scheut. Da kommt sicher noch was, verdammt noch mal!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.05.2021 um 13.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45873

zur Dunkelziffer in Indien und weltweit
(http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45842):

Viel mehr Corona-Tote als gemeldet (FAZ, 7.5.21, S. 6)

Nach Berechnungen amerikanischer Wissenschaftler sind schon weit mehr als doppelt so viele Menschen durch Covid-19 gestorben, als offiziell vermeldet wurden. Wie das Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) der Universität von Washington in Seattle am Donnerstag berichtete, sind mindestens 6,9 Millionen Corona-Tote zu beklagen und nicht erst 3,3 Millionen. [...] Die Diskrepanzen seien dabei besonders hoch in Ländern mit unzureichender Gesundheitsversorgung wie etwa Indien (654395 Corona-Tote statt 221181) [...]
Deutschland liegt auf Platz 16 (120729 statt 83365 Corona-Tote).

Die Dunkelziffer ist danach in Deutschland anderthalbmal, weltweit doppelt und in Indien dreimal so hoch wie offiziell vermeldet.

Daraus ergibt sich eine Mortalität (Gesamtanzahl Tote pro 100000 Einwohner) von 145 in Deutschland, 88 weltweit und 47 in Indien. Die Mortalität ist also nach dieser Schätzung der Dunkelziffer in Deutschland dreimal so hoch wie in Indien. Selbst die offiziellen Todeszahlen (Mortalität 100) in Deutschland sind noch ca. doppelt so hoch wie die geschätzte Dunkelziffer in Indien und höher als die geschätzte Dunkelziffer weltweit.

Wann rollt endlich die internationale Hilfsaktion für Deutschland an?

Bemerkenswert ist auch, daß die Zahlen, die laut dem FAZ-Artikel "auf Erfahrungswerten" basieren, selbst bei 6-stelligen Gesamtzahlen noch auf den einzelnen Toten genau geschätzt werden können. Alle Achtung!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.05.2021 um 14.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45865

Grammatische Reflexionen sind nicht nur eine Luxusbeschäftigung menschlicher Geistestätigkeit an lauen Sommerabenden, sondern auch ein Stück geistiger Grundhygiene, die man nicht ungestraft vernachlässigen sollte. (Wilhelm Köller, zitiert von Christa Dürscheid)

Sie sind also geistige Grundhygiene, außerdem aber auch eine Luxusbeschäftigung an lauen Sommerabenden, und man sollte die Grundhygiene nicht vernachlässigen (gemeint ist aber wohl dieses Stück, so daß der Anschluß mit „das“ näher läge); aber was bedeutet es, daß man sie nicht ungestraft vernachlässigen sollte? Sollte man gegebenenfalls auch selbst für die Bestrafung sorgen? Oder sollte es „kann“ statt „sollte“ heißen? Jedenfalls wäre etwas mehr grammatische Reflexion bei der Formulierung aus hygienischen Gründen geboten gewesen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.05.2021 um 14.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45864

Und umgekehrt.

Jedenfalls muß man sich weiterhin vorsehen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.05.2021 um 13.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45863

Ja, ich glaube, ich habe das zwar verkürzt, aber sinngemäß genau wiedergegeben. Die Inzidenz von 400 für die Ungeimpften ist einfach Unsinn.

Zu meinem letzten Satz
"Die Gefahr für einen einzelnen Ungeimpften ist nicht davon abhängig, wie viele der anderen geimpft sind."
möchte ich, um evtl. Mißverständnisse zu vermeiden, noch mal klarstellen:
Das gilt natürlich nur bei einer fest vorgegebenen Inzidenz. Je mehr Geimpfte es anteilig gibt, umso schwieriger wird es natürlich, hohe Inzidenzen zu erreichen, und dadurch sinkt dann auch implizit die Gefahr für Nichtgeimpfte.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.05.2021 um 13.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45862

Im Original hat Lauterbach übrigens gesagt: »Stellen Sie sich mal vor, es ist nur die Hälfte der Bevölkerung geimpft, die andere Hälfte noch nicht, und wir hätten eine Inzidenz – die geht dann [bei zu schneller Lockerung der Maßnahmen] wieder ein bißchen hoch – von 200. Die verteilt sich dann auf die Hälfte der Bevölkerung, die ist dann 400 für diejenigen, die noch nicht geimpft sind. Das heißt, diejenigen, die nicht geimpft sind, die sind in einem riesigen Risiko. Und je kleiner die Zahl derer ist, die noch nicht geimpft ist, bei einer gegebenen … [hier unterbricht ihn Frau Illner, die diese Gedanken offenbar schon wieder zu kompliziert findet und das Ganze abkürzen möchte: ›desto größer ist sie in dieser Gruppe‹] … desto größer ist sie in dieser Gruppe.«
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.05.2021 um 13.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45861

200 von 40 Mio. ist natürlich dasselbe wie 400 von 80 Mio. Aber hier geht es um die Inzidenz, das Verhältnis zu einer festen Zahl, bei uns üblicherweise 100000. Von den 100000 sollten 50000 geimpft und 50000 ungeimpft sein. Eine Inzidenz von 200 bedeutet also in diesem Beispiel, daß 200 von 50000 Geimpften und 50000 Ungeimpften sich infiziert haben. Da sich Geimpfte normalerweise nicht infizieren, ist es das gleiche, wie wenn 200 von 50000 Ungeimpften oder eben 400 von 100000 Ungeimpften infiziert wären. Das wäre dann Inzidenz 400. Auf 100000 Ungeimpfte in einer beliebigen zufälligen Auswahl von 100000 Personen aus der Bevölkerung kommen wir aber nur dann, wenn die gesamte betrachtete Bevölkerung ungeimpft ist. Das heißt, die Inzidenz 400 läge nur dann vor, wenn alle Geimpften das betrachtete Gebiet verließen, aber alle Infizierten blieben. Damit diese erhöhte Inzidenz auch eine entsprechend doppelte Gefährlichkeit entwickelt, müßten die verbliebenen Ungeimpften und Infizierten dann auch auf das halbe Territorium zusammenrücken.

Was Sie mit dem Unterschied meinen, lieber Prof. Ickler, ist wohl der Punkt, daß eine Inzidenz von 200 sicherlich viel schwerer zu erreichen ist, wenn schon die Hälfte der Bevölkerung geimpft ist. Da fehlt ja nicht mehr viel zur sog. Herdenimmunität. Entsprechend unwahrscheinlicher sind hohe Inzidenzen. Aber darum ging es ja nicht, Lauterbach hat einfach mal angenommen, es sei so, um sein Gedankenspiel vorzutragen.

Und dazu muß man nun einmal sagen, daß das Virus nicht weiß, wer in der gemischten Bevölkerung geimpft ist, um sich dann ganz gezielt auf diese Hälfte zu stürzen. Wenn wir von einer Inzidenz 200 ausgehen, ist die Gefahr sich als Ungeimpfter anzustecken, eben so hoch, wie diese Inzidenz besagt. Sie ist direkt ein Maß für die durchschnittliche Ansteckungswahrscheinlichkeit. Die Gefahr für einen einzelnen Ungeimpften ist nicht davon abhängig, wie viele der anderen geimpft sind.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.05.2021 um 13.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45860

Ich denke, man muß zwischen dem (praktischen) individuellen und dem (statistischen) gruppenweiten Ansteckungsrisiko unterscheiden. Wenn in einer Stadt mit 100 000 Einwohnern jede Woche 200 Infizierte dazukommen und diese Infizierten einigermaßen gleichmäßig aufs Stadtgebiet verteilt sind, kann es einem einzelnen Ungeimpften zunächst egal sein, wie viele andere Einwohner schon geimpft sind, solange er sich vorsichtig verhält. Das gilt aber immer, auch bei noch so hohen Inzidenzen. Wer das Haus nie verläßt, ist nicht gefährdet. Bezogen auf die Gruppe der Nichtgeimpften steigt allerdings das Infektionsrisiko bei steigender Impfquote, wenn man es als statistische Größe versteht, die durch die Infektionsquote innerhalb der Gruppe der Nichtgeimpften definiert ist. Unter praktischen Aspekten wäre interessant, warum diese Quote steigt. Dafür kommen verschiedene Gründe in Betracht, beispielsweise nachlassende Vorsicht oder ansteckendere neue Varianten des Virus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.05.2021 um 12.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45859

Ich habe das Original nicht gehört, aber im NDR-Podcast wurde eine ähnliche Rechnung angestellt, und ich habe es so verstanden: Wenn wir die Zahl der Infektionen auf die Gesamtbevölkerung umlegen und wenn von dieser schon die Hälfte immunisiert ist, dann ist das Risiko für die ungeimpfte Hälfte doppelt so hoch. Oder: 200 von 40 Millionen sind wie 400 von 80 Millionen. Was ist daran falsch?

Man könnte sogar sagen: Wenn sich trotz Impfung immer noch die 200 anstecken, obwohl sie weniger Kontakte mit Infizierten haben, sollten sie sich doppelt vorsehen.

In unserem Landkreis sind wir endlich wieder unter 100, aber die Zahl ist wie bisher auf die Grundmenge der ganzen Bevölkerung bezogen, auch Kinder und Geimpfte und Genesene eingeschlossen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.05.2021 um 12.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45858

Ich wende ja nichts gegen das "könnte" ein, sondern gegen die Schlußfolgerung. Eine Inzidenz über die Hälfte einer durchmischten Bevölkerung ergibt gar keinen Sinn.

Wie gesagt, man müßte räumlich trennen, alle Geimpften nach Norden (-> Inzidenz null), alle Ungeimpften nach Süden (-> Inzidenz verdoppelt).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.05.2021 um 05.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45852

Wenn er gesagt hat, das könnte eintreten, ist dagegen ja wenig einzuwenden. Es könnte natürlich auch anders kommen.

Die regionalen Unterschiede könnten sich ausgleichen oder auch nicht. Man hat es ja im Ost-West-Gefälle gesehen, das sich im Laufe eines Jahres umgedreht hat.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.05.2021 um 00.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45850

Der Gesundheitsexperte Karl Lauterbach gab heute in "maybrit illner" (ZDF) ein schönes Beispiel seiner Rechenkunst:

Wenn die Hälfte der Bevölkerung geimpft ist und wir zu früh alles öffnen, könnte die Inzidenz bald wieder auf 200 steigen, und das sei dann so wie eine Inzidenz von 400 für die ungeimpfte Hälfte.

Ja, in der Tat wäre das so, wenn alle Geimpften sich sofort nach nördlich der Linie Köln-Dresden begeben und alle Ungeimpften südlich davon blieben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.05.2021 um 19.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45847

In Marokko hat eine Frau aus Mali Neunlinge zur Welt gebracht. Das "Symbolbild" zeigt allerdings zwölf Babies. Das kann bei so großen Zahlen schon mal passieren. Wenigstens sind sie hellhäutig wie echte symbolische Berliner.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.05.2021 um 05.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45842

Durch die Masken und andere Maßnahmen der Kontaktvermeidung ist die Grippe praktisch ausgefallen. Das hat nichts mit der Gefährlichkeit von Corona zu tun. Die britischen Forscher selbst halten "ihre" Mutante für ansteckender und tödlicher.

Was Indien betrifft, so sind die wahrscheinlich sehr hohe Dunkelziffer und die medizinische Versorgung die beiden heiklen Punkte, die das Land von Deutschland ganz wesentlich unterscheiden. Das hat die Weltöffentlichkeit auch verstanden.

Im übrigen kommt es immer auf die Darstellung an. Wenn man ihr die Absicht ansieht, wird es bedenklich. Nur darum geht es mir, nicht um Medizinstatistik, die ich zwar beobachte, aber hier natürlich nicht diskutieren will. Daher meine Aufmerksamkeit auf "Tichy", besonders auch die Zuschriften.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.05.2021 um 20.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45841

zu #45828:

Man muß nicht unbedingt Tichys Einblick sehen. Auch das Statistische Bundesamt ("Pressemitteilung Nr. 202 vom 27. April 2021") weist nach, daß das Coronajahr 2021 bisher zumindest nicht schlimmer war als im Durchschnitt die vier Jahre davor.
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/04/PD21_202_12621.html%3Bjsessionid=9724062D24A24B1C0CA52DB382A1E095.live722

Bis KW 5 überwogen danach die Todesfälle 2021, von KW 6 bis KW 14 überwogen die Todesfälle 2017–2020. Insgesamt kommt das Statistische Bundesamt von KW 1 bis KW 15 2021 auf einen minimalen Überschuß von 1 %.

(Das Statistische Bundesamt rechnet allerdings dabei mit den reinen Sterbezahlen ohne Berücksichtigung von Bevölkerungswachstum und Zunahme des Anteils älterer Menschen von 2017 bis 2021. Klar ist, daß sowohl in einer größeren als auch in einer älteren Bevölkerung automatisch auch Todesfälle zunehmen. Um einen Zusammenhang mit Corona herzustellen, müßte das berücksichtigt werden. Tichy macht das anscheinend.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.05.2021 um 01.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45829

Wenn die Todeszahlen in Deutschland weiter so sinken wie in diesen Tagen (aktuell noch 232 Tote pro Tag im 7-Tages-Mittel, Stand 2. Mai), dann haben wir bald sogar weniger Tote als Indien (aktuell 205 Tote pro Tag im 7-Tages-Mittel je 83,3 Millionen Einwohner).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2021 um 17.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45828

Die dritte Corona-Welle war wieder eine Wohltat für Deutschland:

https://www.tichyseinblick.de/meinungen/corona-update-3-mai-das-war-die-dritte-welle/
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.04.2021 um 14.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45740

Betrachten wir den Anstieg in Indien:

03.4.21: 93.207 Neuinfizierte pro Tag (im 7-Tages-Schnitt)
22.4.21: 301.452 Neuinfizierte pro Tag ( " )

d.h. in den letzten 19 Tagen (weil er in diesen 19 Tagen bisher am steilsten war) täglich durchschnittlich 701 mehr Neuinfizierte als am Vortag pro 83 Mio. Einwohner

Zum Vergleich:
In Deutschland betrug dieser Anstieg in den 19 Tagen

19.10. bis 07.11.20: täglich 692 mehr,
07.03. bis 26.03.21: täglich 630 mehr als am Vortag.

Auch die Anstiegszahlen in Indien sind also z. Z. ähnlich, kaum größer als in Spitzenzeiten bei uns. Man muß abwarten, ob sie wie bei uns erfolgreich gebremst werden können. Die vorzeitige Dramatik im Ersten (genauso im ZDF) ist fehl am Platz.

Was die angeblich "tödlicheren" Mutanten betrifft, so lassen die offiziellen Statistiken einen solchen Schluß auch nach jetzt mehreren Monaten und bei inzwischen fast 100%igem Anteil der britischen Virusvariante nicht zu.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.04.2021 um 04.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45729

Letzteres sage ich ja auch immer (z. B. wenn Gewalt gegen Frauen angeprangert wird: Schlimm genug, aber wenn man verdoppelt, was in ganz Europa passiert, kommt man auch auf große Zahlen). Der zitierte Ausschnitt aus der Berichterstattung ist insofern irreführend, als er absolute Zahlen angibt; ich erinnere mich aber, dazu auch die Kurve gesehen zu haben, die eine andere Sprache spricht.

Das Beunruhigende an Indien sind der extreme Anstieg und die neue Variante.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.04.2021 um 20.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45727

Aus der heutigen Tagesschau, 20 Uhr:

In Indien verschärft sich die Coronalage dramatisch. ... Das Land mit seinen mehr als 1,3 Milliarden Einwohnern ist weltweit mit am schwersten von der Pandemie betroffen. ... Heute vermeldete Indien so viele Neuinfektionen wie weltweit noch nie ein Land zuvor – fast 315.000 innerhalb von 24 Stunden.

315.000 von 1300 Millionen
= 20.000 von 83 Millionen

Dieser indische Spitzenwert entspricht ziemlich genau dem Durchschnitt dieser Tage seit Mitte April und dem Durchschnitt im Nov./Dez. 2020 in Deutschland. Indien ist eben ein großes Land.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.04.2021 um 14.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45709

Rechnen wir – als neutrale Beobachter – mal nach:

Viele sehen Söder als den eigentlichen Sieger, von dessen Gnaden Laschet Kanzler werden kann. Laschet brauchte nur abzuwarten; er kannte seine Pappenheimer und wußte, daß sie ihn nach nur drei Monaten nicht einfach übergehen und einen anderen aufstellen konnten, ohne sich selbst zu erledigen. Das ist auch eine Leistung. Ob er zwischendurch wie ein Häuflein Elend dasaß (wie die SZ meint – mir kommen die Tränen!), ist gleichgültig, der Sieg war ihm sicher. Söder hat natürlich die gleiche Rechnung angestellt und eingesehen, daß er für diesmal nicht gewinnen kann. Sein rechtzeitiger Rückzug wird als noble Geste wahrgenommen und wird sich auszahlen, auch wenn gar kein Verdienst darin lag.

Söders Rückzug ist auch kein „großer Vertrauensbeweis“, wie Laschet sagt, aber bestimmt nicht meint (ebenso wie das gute persönliche Verhältnis zwischen Söder und ihm; niemand glaubt es ihm).

Ein großer Teil der Union gibt zu verstehen: Jetzt müssen wir mit Laschet durch dick und dünn, auch wenn wir ihn nicht wollten. "Gewinnen werden wir nur, wenn wir als Union geschlossen auftreten." (Kuban, JU) – Aber diese innerparteiliche, noch dazu erzwungene Einigung auf das kleinste gemeinsame Übel ist für den Wähler so bedeutungslos wie bei früheren Einigungen (auch bei anderen Parteien). Schon purzeln die Umfragewerte.

Man sagt jetzt, Merkel hätte den Parteivorsitz nicht abgeben dürfen – aber was ist das für eine Partei, in der es keinen kompetenten Nachfolger für die Vorsitzende gibt? Dann haben sie es wirklich nicht anders verdient, als es mit AKK und Laschet gekommen ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.04.2021 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45696

Noch einmal zu Vitamin D:

In den Gesundheits-News von Google gibt es manchmal eine Pause, aber dann wird das Pferd "Vitamin D" weitergeritten. Unter den verlinkten Texten steht dann die Werbung für Vitamin-D-Präparate. Kein Thema außer Corona selbst (wogegen es helfen soll oder auch nicht) beherrscht die Rubrik so ausdauernd.:

Frau Ciesek hat gestern im Podcast die Dinge zurechtgerückt. Nur wenigen Menschen, bei denen ein Mangel festgestellt worden ist, hilft zusätzliches Vitamin D.
 
 

Kommentar von tk, verfaßt am 19.04.2021 um 15.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45691

Sie „dürfen“ sie natürlich nicht vorlassen, da damit ja auch alle, die in der Schlange hinter Ihnen stehen, benachteiligt werden, aber Sie dürfen selbstverständlich den Platz mit ihr tauschen, wenn Sie nur sicherstellen, daß die Vordränglerin am Schalter nicht mehr Zeit verbringt als Sie.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.04.2021 um 04.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45685

Eine Journalistin (das Geschlecht ist hier wichtig) schreibt über die Empörung von Leuten über Dinge, denen gar kein persönlicher Schaden entstanden ist. Beispiel: Eine Schlange vor dem Postschalter. Die Frau will nicht warten, geht gleich zur Spitze vor und bittet den nächsten, der dran ist, ihr ein Heftchen Briefmarken mitzubringen, und will ihm das Geld geben. Der lehnt ab, fordert sie auf, sich hinten anzustellen, ebenso der nächste und übernächste. Über deren Empörung empört sie sich in dem Zeitungsartikel.
Der Auftrag an den Mann läuft auf das gleiche hinaus wie ein körperliches Vordrängen. Es würde die ganze Schlange um eine gewisse Zeit aufhalten – es spielt hier keine Rolle, wie lange. Mir ist das schon oft passiert. Es würde mir wenig ausmachen, eine Frau vorzulassen (es sind immer Frauen; sie behaupten es eilig zu haben, später sieht man sie gemütlich auf der Straße plaudern – in Erlangen hat es sowieso niemand eilig), aber ich habe Skrupel, meine Großzügigkeit der ganzen ungefragten Schlange hinter mir abzuverlangen. Darum folge ich seit Jahren der Maxime: Ich dränge mich nie vor und lasse auch niemanden vor.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.04.2021 um 04.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45676

Zu „Kreuth“:

Im Machtkampf um die Unions-Kanzlerkandidatur mahnt der nordrhein-westfälische CDU-Politiker Dennis Radtke CSU-Chef Markus Söder, endlich einzulenken und CDU-Chef Armin Laschet den Vortritt zu lassen – andernfalls könnte die CDU einen Landesverband im CSU-Stammland Bayern gründen. "Wenn Söder die Kanzlerkandidatur erzwingen will, wenn er die CDU zerstören will, dann darf die Gründung der CDU in Bayern kein Tabu mehr sein", sagte Radtke dem ZDF. (n-tv.de 17.4.21)

Wer zerstört hier die CDU?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.04.2021 um 00.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45675

CDU und CSU hätten sich schon längst darauf einigen sollen, wie der gemeinsame Kandidat bestimmt wird. Gleiche Chance für beide heißt eigentlich aufgrund der Mitgliederzahlen, daß spätestens nach drei Kandidaturen der CDU einmal die CSU dran ist. Man könnte es vielleicht auch an der Wählerzahl festmachen, das habe ich nicht nachgerechnet, wird aber wohl auf ein ähnliches Verhältnis hinauslaufen.

Seit 1949 hat die CDU aber schon 17 Kanzlerkandidaten gestellt, die CSU erst zwei.

Die CDU hatte vier Kanzler mit insgesamt 13 Amtszeiten, die CSU noch keinen, was m. E. nicht nur an den Kandidaten lag. Kohl und Merkel haben Strauß und Stoiber recht clever den Vortritt gelassen, als die Zeit zum Wechsel eh noch nicht reif war, um dann jeweils vier Jahre später unter verbesserter politischer Stimmungslage die verbrauchten Kandidaten leicht abzuschütteln.

Vielleicht war auch das Glück etwas mehr auf CDU-Seite, aber egal, wer aus Gründen der Chancengleichheit diesmal für die Union kandidieren sollte, darüber gibt es aus meiner Sicht gar keinen Zweifel.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.04.2021 um 15.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45667

Man hört jetzt auch, die CDU habe als größere Partei das "Vorgriffsrecht" bei der Kanzlerkandidaten-Frage. Das ist natürlich doppelter Unsinn.
CDU und CSU konkurrieren vereinbarungsgemäß nicht miteinander, folglich wäre es richtiger zu sagen: Es gibt die Union in allen Bundesländern, nur in Bayern heißt sie CSU. Bei der Besetzung des Kanzleramts müssen alle die gleiche Chance haben, sonst wäre "Kreuth" die logische Folge.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.04.2021 um 23.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45636

Wie man liest, argumentieren Unionsabgeordnete, die um ihr Mandat bangen, Laschet wäre vielleicht der bessere Kanzler, Söder sei aber sicher der bessere Wahlkämpfer. Wenn das stimmt, dann soll doch Söder den Wahlkampf machen und Laschet den Kanzler. Das Grundgesetz kennt keine Kanzlerkandidaten, und der Bundestag wählt den Bundeskanzler mit Mehrheit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.04.2021 um 20.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45633

Die Konstruktion "CDU/CSU" (zwei Parteien, aber eine Fraktion) war immer prekär und führt gelegentlich zu Zwickmühlen. Die CDU kann ihren Vorsitzenden kaum übergehen, auch wenn sie ihn nicht für den besten Kanzlerkandidaten hält (vielleicht auch deshalb, weil schon seine Wahl zum Vorsitzenden eine Verlegenheitslösung war). Das würde bedeuten, daß nie ein CSU-Kanzler möglich wäre. Das wäre aber auch nicht gerecht.
Ich sehe nur eine Lösung: Angesichts von Umfragewerten müßte der Kandidat der CDU verzichten. Natürlich kann Söders Stern schnell sinken, aber das ist noch unwahrscheinlicher als daß Laschets Stern steigt. Ich sehe nur Verlierer. Dann müßten wohl die Grünen ran. Wer hätte das gedacht!
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 04.04.2021 um 09.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45575

Was soll der Blick ins Ausland in diesem Fall bringen? Die Frage in meinem Beitrag ist vor allem, ob man R < 0,01 im Einzelhandel für zutreffend hält und was daraus folgen müßte: Schließung ist kropfunnötig, wenn nicht sogar kontraproduktiv. Maske würde genügen, fertig. Sicherheitshalber noch eine Obergrenze für die Kundendichte: noch besser. Viel wirksamer wären Ausgangssperren über Nacht, weil sie die gefährlichen privaten Treffen immerhin zum Teil unterbinden. Aber gerade davor schreckt die Politik zurück. Das ist doch alles hirnrissig.

Warum wird R < 0,01 im Einzelhandel überhaupt nicht diskutiert? Im Blick auf diesen Punkt haben die Querdenker sogar recht, wenn sie behaupten, Politiker und Medien wollten den Menschen nur Angst einjagen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.04.2021 um 07.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45572

Starke Worte. Ein Blick aufs Ausland wäre nützlich. Überhaupt versucht man von Beginn an viel zu selten, von verschiedenen Erfahrungen anderer Länder zu lernen.

Es ist eine außergewöhnliche Situation, und ich halte "den Politikern" zugute, daß sie überwiegend nach Lösungen suchen, wobei eine gewisse Paschaulisierung ("Kontakte vermeiden") schon zu rechtfertigen wäre, auch wenn sie ungerechte und wirkungslose Seiteneffekte hat.

Damit will ich aber die Zersplitterung der Kompetenzen so wenig rechtfertigen wie die Profilierungssucht einzelner. Nur helfen Wutausbrüche nicht weiter.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 04.04.2021 um 06.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45571

Ich habe schon vor zwei Wochen etwas Handfestes gefunden, was meine Kritik an der Coronapolitik bezüglich der Strangulierung des Einzelhandels untermauert. Es handelt sich um den "MODUS-COVID-Bericht" von Kai Nagel et al.: https://depositonce.tu-berlin.de/handle/11303/12878 (Download unten).

Kai Nagel ist nicht irgendwer, und er erfindet nicht einfach irgendwelche Werte, auch wenn die Modellierung mit gewissen Vorbehalten betrachtet werden muß. Auf Seite 16 wird jedenfalls die enorme Wirkung von FFP2-Masken in Zahlen ausgedrückt: Senkung des Beitrags zum R-Wert im Einzelhandel von 0,10 auf <0,01. Und zwar angeblich sogar ohne Begrenzung der Kundendichte (Personen pro Ladenfläche). Hingegen tragen "Besuche/Treffen innen (Winter) ohne Schutzmaßnahmen" 0,60 zum R-Wert bei, und zwar sogar dann, wenn "Restaurants geschlossen und Feiern verboten" sind.

Wer würde denn etwas anderes erwarten? Tag für Tag treffen sich einige Millionen Menschen in Deutschland privat, kreuz und quer. Teils haben diese Personen gleich mehrere solche Treffen pro Tag, teils mit vielen anderen. Typischerweise ohne Maske und mit wenig bis keinem Abstand. Das sind also viele Millionen ungeschützte Kontakte, jeden Tag! Wer wollte bezweifeln, daß auf diese Weise viel mehr Infektionen übertragen werden als im Einzelhandel, also mit Maske und mit Abstand? Wie viel mehr sind es? Wenn es 100-mal mehr sind und 0,60 für den privaten Bereich zutrifft, dann wären es 0,006 im Einzelhandel. Ich würde allerdings eher darauf tippen, daß das Verhältnis 300:1 oder 600:1 ist. Wenn diese Annahme sowie die 0,60 für die privaten Treffen stimmen, betrüge der R-Beitrag im Einzelhandel sogar nur 0,002 bzw. 0,001.

Was bedeutet das für die Bemühung, den R-Wert zu senken? Es bedeutet, daß der R-Wert durch Schließung oder Einschränkung des Einzelhandels so gut wie überhaupt nicht gesenkt werden kann. Schon gar nicht durch solche krassen Gängelungen wie "Terminshopping" oder Einkaufen nur mit negativem Test. Die wochen- und monatelange Schließung des Einzelhandels war schlicht für die Katz.

Die Politiker können es aber, schon aus Gewohnheit und nach dem Prinzip des gegenseitigen Nachplapperns, nicht lassen, den Einzelhandel permanent als Gefahrenquelle zu skandalisieren und zehntausend, wenn nicht hunderttausend Geschäfte in den Ruin zu treiben. Mit einer rationalen, wissenschaftlich begründeten Pandemiebekämpfung hat das nichts zu tun. Wenn alle Kontakte so aussähen wie im Einzelhandel, wäre das Virus sehr schnell ausgestorben. Und wer ein, zwei Stunden lang einkauft, geht in dieser Zeit schon mal keine riskanten Begegnungen ohne Maske ein.

Der entscheidende Bereich sind also diese privaten Treffen. Diese um wenige Prozent zu reduzieren würde viel mehr bringen als die Schließung des Einzelhandels. Sollte das etwa nicht möglich sein? Es wäre wohl schon allein dadurch möglich, daß man die Leute ausgiebig shoppen läßt, so daß in dieser Zeit keine privaten Treffen stattfinden!

Die Politiker mit ihren ständigen Aufforderungen zur Disziplin vergessen auch, daß sie denkbar schlecht geeignet sind, das Volk zu ermahnen. Millionen Bürger halten Politiker schlicht für Lügner, Heuchler und eitle Selbstdarsteller, womit sie ja nicht so falsch liegen. Politiker erreichen mit ihren Reden zwar brave Bürger, also jene, die sich nach nur wenig Aufklärung schon korrekt verhalten. Gerade die Undisziplinierten, die alles kaputtmachen, erreichen die Oberlehrer nicht, egal ob es Politiker sind oder illustre Professoren wie ein Lothar Wieler. Wieso spannt man nicht schwerpunktmäßig andere Multiplikatoren ein, die in den relevanten Zielgruppen mehr Anerkennung und Einfluß haben? Das könnten zum Beispiel Imame in den Moscheevereinen sein, aber vor allem auch jene beliebten Schauspieler oder Musiker, die in den sozialen Medien hunderttausend Follower erreichen.

Zurück zu den <0,01 R-Beitrag im Einzelhandel. Seit zwei Wochen scheint kein Politiker diese Zahl aufzugreifen, um daraus die naheliegenden Schlüsse zu ziehen. Keine Diskussion, keine Thematisierung, nichts. Nach meinem Eindruck werden die <0,01 auch von den "Experten" und den Medien gezielt verschwiegen, damit die Politiker ja nicht auf die Idee kommen sollen, den Einzelhandel zu öffnen. Immer schön schließen, immer schön warnen, verbieten, totregulieren, egal ob das etwas bringt oder nicht. Für mich ist das alles ein ungeheurer Skandal.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2021 um 11.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45564

´It is so easy to condemn,´ said he. ´I know no life that must be so delicious as that of a writer for newspapers, or a leading member of the opposition — to thunder forth accusations against men in power; show up the worst side of everything that is produced; to pick holes in every coat; to be indignant, sarcastic, jocose, moral, or supercilious; to damn with faint praise, or crush with open calumny! What can be so easy as this when the critic has to be responsible for nothing?´ (Trollope: Barchester Towers, 1857)

Trollope stellt an mehreren Stellen die Allmacht der Zeitung „Jupiter“ dar (gemeint ist die „Times“). Gerade in der Corona-Krise wundert man sich ja oft, wie rabiat Journalisten und Leserbriefler über Politiker urteilen, denen sie größtenteils das Wasser nicht reichen können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2021 um 11.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45563

Die Prediger des Lockdown beherrschen Politik und Medien. Aber sie haben weder Medizin, Wissenschaft noch Logik auf ihrer Seite. Sie erinnern an Bußprediger des Mittelalters. Warum man diesem Treiben Einhalt gebieten muss. (Roland Tichy 3.4.21)

Querer geht es nicht. Als die Inzidenz vor einigen Wochen wieder anstieg, forderte Tichys 18jähriger Wadenbeißer, sofort alle Maßnahmen gegen Corona aufzuheben. Auch das fand seine Gemeinde wunderbar.

Ganz Schlaue stellen dort fest, daß die vierte Phase der Impfstoffprüfung, nämlich die tatsächliche Impfung von vielen Millionen Menschen, ein „Massenexperiment“ ist. In der Tat, so ist es definiert. Übrigens ist jede Maßnahme gegen Corona und jede Lockerung ebenfalls ein Massenexperiment.
Gerade wird bekannt, daß Portugal nur durch strengen Lockdown von seinen schlimmen Inzidenzen heruntergekommen ist. Ähnlich GB und andere. Das ist sonnenklar, aber nicht quer genug.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2021 um 06.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45561

Daß nur sehr wenige Menschen sich in Gastwirtschaften ansteckten, relativiert sich, wenn man berücksichtigt, daß die Gastwirtschaften mehr oder weniger geschlossen sind. Ich gehe zwar so gut wie nie in Gastwirtschaften, aber immerhin haben wir vor einem halben Jahr die Hochzeit unserer Jüngsten gefeiert, was nicht ganz einfach war.

Die Nichtdenker tun so, als hinderten uns nur die Politiker daran, "normal" zu leben. Wir müssen überhaupt vieles lernen:

Wenn Deutschland wegen Corona Schulden macht, ist es eine Katastrophe.
Als Trump für seine Milliardärsfreunde Schulden machte, war es okay.
Wenn Biden wegen Corona Schulden macht, ist es eine Katastrophe.

Die Corona-Pandemie gibt es gar nicht.
Impfen schadet mehr, als es nutzt.
Die Verzögerungen beim Impfen sind ein Skandal.

Alles zusammen beweist Merkels Absicht, Deutschland abzuschaffen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.03.2021 um 23.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45533

Ich habe immer viel Respekt vor Leuten, die frei sprechen können wie gedruckt. Darum verzeihe ich beim freien Sprechen auch jeden versehentlichen sprachlichen Fehler. Mir selbst würden noch mehr unterlaufen. Das folgende ist also nicht als Kritik an der Kliniksprecherin zu verstehen, sondern es gehört einfach zur allgemein sehr häufigen unnötigen oder falschen Benutzung von Modalverben (siehe auch das entspr. Thema im Diskussionsforum):

Das Wort "mußten" ist für diese Aussage völlig überflüssig, genaugenommen verfälscht es sie sogar. Es spielt keine Rolle, ob die Patienten intensivtherapeutisch behandelt werden mußten oder nicht. Hier ging es ganz offenbar nur darum, ob sie intensivtherapeutisch an dieser Klinik behandelt wurden.

Das ist ja auch das eigentliche sprachliche Kopfrechnen (neben dem Kopfrechnen mit Zahlen).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2021 um 15.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45532

„Von den zirka 110 bisherigen COVID-19-Patienten, die im Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum intensivtherapeutisch behandelt werden mussten, hatten weniger als 1 Prozent einen Migrationshintergrund“, so Kliniksprecherin Anke Brauns zum Nordkurier. (Nordkurier 3.3.21)

Wie viele könnten das gewesen sein?

(Die AfD fragt immer wieder, wie viele Migranten in unseren deutschen Intensivbetten liegen. Es erinnert an die „Judenzählung“ im Ersten Weltkrieg und danach.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.03.2021 um 09.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45530

Ich möchte nicht immer dasselbe sagen, darum nur ein Hinweis auf den Beitrag "Bessere Chancen für Covid-Patienten" in der heutigen SZ (zu Intensivmedizin, Alterskohorten, B 1.1.7 usw.).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.03.2021 um 14.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45526

Was wäre aber die Mainstream-Wissenschaft, wenn sie Zahlen nicht ernst nähme?

Natürlich möchten wir am liebsten keine Rechtsradikalen haben, aber der ständige Ärger darüber, daß sie besser schreiben und rechnen können, als viele Mainstream-Wissenschaftler und -Politiker, hilft uns doch auch nicht weiter.

Von einer Aussage wie 2+2=4 brauchen wir uns nicht zu distanzieren, nur weil sie mal ein Radikaler traf. Wir sollten uns m. E. nicht so um Radikale, sondern um die Fakten kümmern. Und wenn schon um Radikale, dann um das, was sie radikal macht. Ihre Rechtschreibung und ihre Mathematik haben damit nichts zu tun.

Wir sehen zur Zeit, daß die Inzidenzen wieder stark steigen.
Gleichzeitig steigt der Anteil an Virusmutanten.
Gleichzeitig sinken die Todeszahlen seit Jahresbeginn ständig.

Letzteres ist nun wirklich sehr bedenklich für die Moral der Menschen, deshalb werden die Todeszahlen im täglichen Bericht der Tagesschau gar nicht mehr genannt. Im ZDF werden sie zwar noch genannt, aber nur noch absolut, nicht mehr im Vergleich zur Vorwoche, wie bei den Inzidenzen. So springt das markante Sinken der Todesfälle nicht so sehr ins Auge.

So konnte neben den Mainstream-Wissenschaftlern nun auch die Kanzlerin das etwas weniger auffällige Sinken der Todeszahlen mit den Worten kommentieren, die neue Virusvariante sei tödlicher als die alte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.03.2021 um 06.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45519

Das Hochschnellen der Inzidenzen läßt die Nichtdenker in meinen rechtsradikalen Lieblingsmedien vorübergehend verstummen; sie beschäftigen sich jetzt mit anderen Problemen unseres schönen christlichen Abendlandes. Aber ihre Rechenkünstler werden uns schon bald beweisen, daß alles nur ein falcher Zahlenzauber ist. Kürzlich hat ein "einsamer Mathe-Student" es mit Drosten und Co. aufgenommen, und er hat selbstverständlich recht, wie alle Außenseiter und Einzelkämpfer. Bloß nicht glauben, was die Mainstream-Wissenschaft sagt!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.03.2021 um 04.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45492

Ich kenne naturwissenschaftlich ausgebildete Menschen, die steif und fest behaupten, die Corona-Impfungen seien Massenexperimente mit unzulänglich getesteten Impfstoffen. (Oft leugnen sie sogar die Krankheit.) Inzwischen läuft die "vierte Phase" der Impfstoffprüfung, also die Beobachtung von Millionen tatsächlich Geimpften. Erst dabei treten die wirklich seltenen Nebenwirkungen auf, die sich bei rund 30.000 Probanden naturgemäß nicht beobachten lassen. Frau Ciesek hat gestern im NDR-Podcast erklärt, welche Zusammenhänge in Frage kommen. Immunologie und Blutgerinnung sind allerdings besonders kompliziert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.03.2021 um 20.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45490

In vielen anderen Ländern ist man nicht der Meinung, daß die (z. T. viel härteren) Maßnahmen gegen Corona schlimmer sind als die Krankheit selbst.

Aber wohin soll diese Diskussion führen? Ich sehe unterm Strich nur, daß der Verdacht auf ein Verschweigen von Daten nicht begründet werden kann. Es fehlt offensichtlich das Motiv.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.03.2021 um 19.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45489

Jetzt habe ich doch etwas bei Ihnen, lieber Herr Metz, überlesen, was gegen Ende Ihres ersten Absatzes klarer wird. Sie meinen natürlich, Schnelltests sind sehr schwer zählbar, schwerer als es bei mir anklang.
Na ja, Möglichkeiten gäbe es schon, nicht alle Schnelltests werden individuell verkauft. Man könnte über Umfragen einen Näherungswert ermitteln. Die meisten Schnelltests werden wohl immer noch von offiziellen Stellen ausgeführt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.03.2021 um 18.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45488

Lieber Herr Metz, jetzt weiß ich tatsächlich nicht, in welche Richtung Sie die "Untertreibung" sehen. Meinen Sie, Schnelltests seien nicht schwer, sondern sehr schwer erfaßbar, oder meinen Sie, sie seien in Wirklichkeit auch gut erfaßbar?
Negative Ergebnisse von Schnelltests sind übrigens zehnmal sicherer als positive, deshalb wird man den gegenteiligen Effekt fast außeracht lassen können.
Wie auch immer, grundsätzlich, was die Probleme mit Schnelltests betrifft, stimme ich Ihnen zu.

An irgendwelche Verschwörungen glaube ich nicht. Ich glaube nur an Fakten. Und skeptisch gegenüber den offiziellen Zahlen bin ich auch nicht. Ich selbst verwende nur die offiziellen Zahlen des RKI und des Statistischen Bundesamtes.

Ansonsten ist mir allerdings jede gesunde Skepsis sozusagen angeboren. Ich bin grundsätzlich skeptisch gegenüber allem, was ich nicht selbst geprüft habe. Nun gut, ich rechne nicht schriftlich nach, was mir der Taschenrechner anzeigt, deshalb rede ich hier von gesunder Skepsis.

Wenn also ein Wissenschaftler behauptet, die neue Virusmutation sei tödlicher als bisherige, und die Bundeskanzlerin sagt gestern abend das gleiche, dann möchte ich schon gern wissen, wie sie darauf kommen, zumal die offiziellen Zahlen bisher das Gegenteil nahelegen. Da bleibe ich dann so lange skeptisch, bis ich entweder bestätigt oder widerlegt bin.

Dann gibt es da noch die Fakten, die zwar feststehen, aber individuell unterschiedlich bewertet werden. Daß z. B. die coronabedingte Übersterblichkeit 2020 gegenüber dem Durchschnitt der vier Vorjahre maximal 2% betrug, ist ein unumstößlicher Fakt, den kann niemand widerlegen, außer er ignoriert die offiziellen Statistiken. Hierzu hat selbst das Statistische Bundesamt über seine eigenen Zahlen schon anderes geschrieben. Das tut mir leid, aber auch wenn das Statistische Bundesamt 2+2=5 behauptete, würde ich auf 4 bestehen.

Etwas anderes ist es allerdings, wenn jemand sagt, diese 2% Übersterblichkeit sind eine reine Katastrophe. Da kann ich nicht widersprechen, da kann ich nur sagen, ich finde es auch schlimm. Aber ich kann meinerseits sagen, daß ich die getroffenen Einschränkungen dennoch für unverhältnismäßig schlimmer halte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.03.2021 um 15.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45487

Alle Vergleiche zwischen Regionen und Zeiträumen sind wertlos ohne Berücksichtigung der Altersgruppen.

Über das fehlende Motiv für "Verschleierungen" braucht man dann erst gar nicht zu reden.

Ich sehe leider den Hoffnungsschimmer nicht. Wir müssen Kontakte einschränken und impfen, etwas anderes gibt es nicht.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.03.2021 um 14.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45485

Herr Riemer, Sie hatten geschrieben: »Aufklärung könnte es bringen, wenn nicht nur die Anzahl positiver, sondern auch die Gesamtanzahl der Tests veröffentlicht würde.« Wenn Sie damit die PCR-Tests gemeint haben, sind diese Zahlen wie gezeigt verfügbar. Wenn Sie auch die Schnelltests mit einbeziehen möchten, wird die Sache sehr wacklig. Sie haben selbst geschrieben, daß diese Tests nur schwer erfaßbar sind, was ich für eine Untertreibung halte. Schnelltests können einerseits zu mehr PCR-Tests führen, weil die Leute, wie Sie zutreffend sagen, sich »richtig« testen lassen, wenn der Schnelltest ein positives Ergebnis gezeigt hat. Der gegenteilige Effekt ist aber auch denkbar, denn wegen der höheren Fehlerquote von Schnelltests lassen sich vermutlich einige bei negativem Ergebnis nicht mehr PCR-testen, was sie ohne Schnelltest vielleicht getan hätten. Bei leichtem Verlauf kommt dann nie ans Licht, daß sie positiv sind. Ich denke auch, daß der Anteil der unbrauchbaren Testergebnisse infolge unsachgemäßer Handhabung bei den Schnelltests viele Male höher ist als bei den Labortests. Man weiß auch nicht, wie viele der verkauften Schnelltests tatsächlich benutzt worden sind. Und so weiter.

Würde das RKI Ihren Text, in dem Sie den möglichen Einfluß der Schnelltests auf die Fallzahlen beschreiben, wörtlich übernehmen, wären Sie wahrscheinlich immer noch nicht zufrieden und würden das als weiteren Beleg für »Verschleierung« werten. Ich frage mich, woher Ihre tiefe Skepsis gegenüber allen offiziellen Zahlen und Zahlendeutungen herrührt. Glauben Sie wirklich an eine große Verschwörung von machthungrigen Politikern, sensationslüsternen Medien und geltungsbedürftigen Behördenchefs, Virologen und Krankenhausfunktionären?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.03.2021 um 13.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45484

Die Zahlen, die das RKI auf diesen Seiten veröffentlicht, helfen leider kaum weiter.
Es ging mir ja um zwei Dinge:

1.)
Sorgt die britische Virusmutation für einen schwereren Krankheitsverlauf, wie Prof. Meyer-Hermann behauptet?

Dazu müßte man Krankheits- und Sterblichkeitsstatistiken haben, auch nach Alter aufgeschlüsselt, wie sie bereits für das allgemeine Corona-Virus verfügbar sind, jedoch jetzt getrennt nach Mutationen. Solche Statistiken habe ich noch nicht gesehen. Jedoch die stark sinkende Todesrate (um 75% innerhalb der letzten 5 Wochen!) bei mehr als verdoppeltem Anteil der brit. Mutation (auf bereits ca. 70%) deuten auf das Gegenteil hin.

2.)
Hängen steigende Infektionszahlen mit steigenden Testzahlen zusammen, d.h. steigt das Infektionsgeschehen nur scheinbar, weil mehr getestet wird?

Zugegeben, die Anzahl der kostenlosen Antigen-Schnelltests, die in letzter Zeit stark zugenommen haben, ist schwer zu erfassen. Aber wenn das RKI sie einfach verschweigt und auf seinen Seiten nur allgemein von "Tests" spricht, damit aber in Wirklichkeit nur PCR-Tests meint, dann sieht auch das wieder nach Verschleierungstaktik aus.
Es ist doch klar, wenn eine nicht unwesentliche Anzahl Menschen mit Schnelltests schon vorgetestet ist und nur diejenigen von ihnen zum PCR-Test gehen, die im Schnelltest positiv waren (und genauso ist das Prozedere mit Schnelltests!), dann erhöht sich dadurch die Positivrate der PCR-Tests. Wenn sich nun zusätzlich auch die Anzahl der PCR-Tests erhöht, dann weiß man wieder nicht, ob die Erhöhung nur scheinbar ist (wegen mehr Tests), oder ob es tatsächlich mehr Ansteckungsfälle gibt.
Diese Zahlen sind also nur sehr bedingt verwertbar.
Das einzig solide und verläßliche sind auch hier, wie gesagt, die zuletzt stark gesunkenen Todeszahlen, die auf eine allgemeine Entspannung hindeuten.

Meiner Ansicht nach wirken sich die Impfungen sowie auch die britische Mutation bereits günstig aus: Weniger Tote und weniger Infektionen wegen der Impfungen, leider insgesamt mehr Infektionen, aber leichterer Verlauf, auch weniger Tote wegen der Mutation. Das sind gute Anzeichen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.03.2021 um 09.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45482

Klar gibt es diese Zahlen. Das RKI veröffentlicht sie jeden Mittwoch:

https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Daten/Testzahlen-gesamt.html

(Positivenanteil in der Excel-Tabelle unter dem Reiter »Testzahlerfassung«)

Siehe auch hier:

https://de.statista.com/infografik/22496/anzahl-der-gesamten-positiven-corona-tests-und-positivenrate/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.03.2021 um 04.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45480

Ich weiß nicht, ob es die Zahlen, die Sie sich wünschen, "nicht gibt", und kann auf die Einzelheiten nicht eingehen. Aber warum sollte etwas verschwiegen werden? Manchmal bedauert auch Drosten die Vernachlässigung gewisser Forschungsfragen (auch der Sequenzierung), aber daß eine Absicht dahintersteckt, haben weder er noch die Modellierer außerhalb der Virologie je unterstellt. In rechten Kreisen steht fest, daß Corona ein weiteres Instrument unserer Diktatorin aus dem Osten ist, um ihre Macht zu sichern (nicht sehr plausibel, wo sie doch in wenigen Monaten abtritt), aber damit haben wir doch nichts zu tun.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.03.2021 um 02.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45479

Michael Meyer-Hermann vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung Braunschweig sagte am 22.3.21 im Interview der Tagesthemen, es sei unstrittig, daß die neue britische Variante des Coronavirus eine höhere Todesrate mit sich bringe.

Das sagt er, obwohl sich die Corona-Ansteckungen seit 15. Februar bis heute ungefähr verdoppelt und die Todesfälle dabei etwa halbiert haben. Das bedeutet immerhin einen Rückgang des Anteils der Todesfälle um 75%! Im gleichen Zeitraum stieg der Anteil der britischen Variante an allen Infektionen von 27% auf jetzt ca. 70%.

Detaillierte Zahlen habe ich leider im Moment nicht. Aber an der recht legeren Behauptung von Prof. Hermann wage ich dennoch zu zweifeln. Dieser Rückgang von Todesfällen um 75% soll allein den Impfungen von vorrangig Über-80jährigen trotz höherer Todesrate zu verdanken sein?

Die offizielle Inzidenz hat sich, wie gesagt, seit Mitte Februar fast verdoppelt. Inzwischen gibt es viele kostenlose Schnelltests. Wer kann sagen, ob nicht jetzt nur durch das häufigere Testen viel mehr Infektionen entdeckt werden? Die erstaunliche gleichzeitige Halbierung der Todeszahlen scheint u. a. auch das anzudeuten.

Aufklärung könnte es bringen, wenn nicht nur die Anzahl positiver, sondern auch die Gesamtanzahl der Tests veröffentlicht würde. Warum gibt es diese Zahlen nicht? Warum werden solche Fragen nicht öffentlich beantwortet? Es bleibt immer der Eindruck, daß etwas verschwiegen wird. Vertrauen schaffen ginge anders.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.03.2021 um 06.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45476

Der Verhaltensbiologe Martin Wikelski wird nie seine Meinung aufgeben, daß manche Tiere ein Erdbeben im voraus spüren und durch ihr Verhalten ankündigen. Mathematiker haben nachgewiesen, daß die Statistik fehlerhaft ist, aber das ficht ihn höchstwahrscheinlich nicht an. Seine Ausreden ähneln denen der Astrologen, Homöopathen usw. (Bericht in FAS 21.3.21) Diese Beobachtung ist unabhängig davon, daß ein solches Gespür nicht auszuschließen ist – man hat es nur bisher nicht nachgewiesen.
Interessant ist das Psychologische. Man sollte auch meinen, daß in solchen naturwissenschaftlichen Fragen das Leibnizsche „calculemus!“ greift, aber das ist in keiner Wissenschaft der Fall. (Sogar die Mathematiker selbst streiten, allerdings wohl mehr über die Philosophie ihrer Wissenschaft.)
Die Frage ist angesichts der Querdenker, Verschwörungstheoretiker, QAnonisten, Coronaleugner, Impfgegner, Klimaskeptiker virulent. Nach meiner langjährigen Erfahrung ist es nicht möglich, mit ihnen vernünftig zu reden. Noch nie in der Weltgeschichte hat sich einer von seiner Meinung abbringen lassen.
Ein Sonderfall, der mir näherliegt, sind mentalistischen Psychologen und Philosophen, die gegen alle Naturalisierungsversuche zum Schluß den Qualia-Trumpf aus dem Ärmel ziehen, also die vermeintliche Evidenz der Erlebnisperspektive, des Subjektiven („daß es sich irgendwie anfühlt...“). Da kann man dann nur noch seine Siebensachen packen und weggehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.03.2021 um 06.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45475

Ich stimme Ihnen in jeder Hinsicht zu, bin ja auch immer ein Vertreter strengster Maßnahmen (No-Covid) gewesen und bin es heute mehr denn je. Meine Vermutung betraf den Grenznutzen, und ich muß auch sagen, daß ich die Experimente (mit Apparaten, die das Atmen usw. simulieren, standardisierten Räumen usw.) skeptisch beurteile, was die realistische Nachbildung des Alltags betrifft.
Wir unterhalten uns jeden Tag über diese Frage. Bei unseren Wanderungen (zwei Stunden jeden Vormittag) kommen uns Spaziergänger und schnaufende Jogger entgegen, die meisten rücksichtslos. Meine Frau weicht manchmal auf andere Wege aus, während ich bloß ein oder zwei Schritte beiseite trete. Wir wissen nicht, wie hoch die Ansteckungsgefahr im Vorübergehen ist, was der Wind bewirkt usw. Niemand scheint das zu wissen. Aber ich will mich natürlich auf keinen Fall anstecken (ich werde bald 77, der nächste Enkel wird in wenigen Tagen erwartet...).

(Die Bilder von den Querdenkern in meiner zweiten Heimat Kassel lassen mich an der Menschheit zweifeln.)
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 18.03.2021 um 09.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45452

Herr Ickler schrieb an anderer Stelle:

"Ich möchte hier noch eine alte Vermutung loswerden: Die Ersetzung von billigen, waschbaren Stoffmasken durch FFP2-Masken hat wahrscheinlich keinen so großen Zusatznutzen gebracht, daß der Milliardenaufwand sich gelohnt hätte. Das Abfangen von Tröpfchen war in der ersten Welle wirksam genug, die Aerosole, von denen jetzt auch nur ein Teil in die FFP2-Maske geht, verursachen nur wenige Zusatzinfektionen. In der Klinik werden, wie ich höre, auch die einfachen OP-Masken getragen, nur in besonderen Situationen die anspruchsvolleren, unter denen man es auch nicht den ganzen Tag aushält. (Manche Kolleginnen meiner Tochter haben schon einen Kreislaufkollaps erlitten.) Ob der Grenznutzen schon berechnet worden ist?"

––

Der wichtigste Unterschied, den eine Maske bringt, ist das Abfangen von Tröpfchen. Insoweit ist es fast egal, welche Maske, das stimmt. Aber es gibt schon relevante Leistungsunterschiede zwischen den Maskentypen.

Wenn Stoffmasken immer professionell genäht wären, zwei oder mehr Stofflagen und eine ordentliche Paßform mit Nasenbügel hätten, mit anderen Worten: wenn Stoffmasken genormte Qualitätsprodukte wären, dann könnten sie mit den anderen Masken weitgehend mithalten. Das Problem war hauptsächlich, daß mangels Normung auch untaugliche Eigenbau-Modelle mit sehr hohem Luftdurchlass verwendet wurden.

Die OP-Masken haben im Blick auf Aerosole den Nachteil, daß sie locker anliegen, so daß vor allem an den Seiten die Luft fast ungehindert aus- und einströmen kann. In dieser Hinsicht wären sogar viele Stoffmasken besser. Viele Träger kümmern sich auch nicht um einen guten Sitz. Bei ihnen hängt die OP-Maske schlabberig an der Nasenspitze oder darunter. Man kann OP-Masken auch schnell unter das Kinn schieben, etwa zum Telefonieren. Das geht mit den kegelförmigen FFP2-Masken nicht so leicht. Solche Effekte machen schon etwas aus.

In Umgebungen wie Bus und U-Bahn oder Kaufhäusern halten sich immer wieder auch infektiöse Menschen auf, die trotz Maske mehr oder weniger viele Aerosolwölkchen hinterlassen. Auch wenn die von ihnen erzeugte Virenkonzentration in der Luft durch höherwertige Masken nur um wenige Prozent reduziert wird, kann das auf eine ganze Nation und längere Zeiträume hochgerechnet einen Unterschied machen. Denn für eine Infektion braucht es eine bestimmte Menge von eingeatmeten Viren (auf die interindividuellen Unterschiede kommt es hier nicht an). Wenn die Konzentrationen in der Luft insgesamt etwas höher sind, wird diese Grenze entsprechend öfter überschritten, so daß es mehr Infektionen gibt.

Zum Vergleich der Effekt der Mutanten: Die eingeatmeten Virenmengen haben sich wahrscheinlich nicht geändert, aber wegen der höheren Infektiosität der Mutanten wird die kritische Grenze öfter überschritten, und schon gehen die Infektionen rasant nach oben. Denselben Effekt, nur nicht so ausgeprägt, gibt es bei schlechten Masken (und schlecht getragenen Masken): mehr Aerosole in der Luft, die kritische Grenze wird öfter überschritten, mehr Infektionen.

Es gibt viele Situationen, in denen die Aerosole einen bedeutenden Anteil zur Infektionsgefahr beisteuern: längerer bis langer Aufenthalt vieler Personen in geschlossenen Räumen mit mangelnder Belüftung. Da könnten gute Masken auf die Dauer schon einen merklichen Vorteil bringen.

Ob das aber den Milliardenaufwand lohnt? Wie viele Infektionen dieser Art sich überhaupt ereignen, kann man nur indirekt abschätzen. Meiner Meinung nach ist es nur ein (sehr) geringer Teil aller Infektionen. Die meisten geschehen in hochriskanten Situationen: Pflege, aber vor allem im privaten, maskenfreien Verkehr.

Spielen die öffentlichen Orte überhaupt eine nennenswerte Rolle? In Schweden haben Millionen Bürger in der Öffentlichkeit monatelang überhaupt keine Maske getragen, aber sie haben es bei weitem nicht geschafft, auf diese Weise die erhoffte Herdenimmunität zu erreichen. Es ist gar nicht so einfach, sich im Café, im Bus oder im Kaufhaus zu infizieren, sogar ganz ohne Masken.

Wenn die ohnehin geringe Gefahr durch irgendwelche Masken schon größtenteils eliminiert wird (weil in jedem Fall die meisten Tröpfchen abgefangen werden), könnte es tatsächlich sein, daß es am Ende kaum noch darauf ankommt, welche Art von Masken getragen werden. Weil man es aber nicht so genau weiß, sollte man nicht mit dem Risiko spielen. Das spricht dafür, Masken mit hoher Filterleistung vorzuschreiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.03.2021 um 06.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45448

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#27568

Wir verachten die Gaffer und preiskrönen die Fotografen, die feste draufhalten, damit die Gaffer zu Hause erschüttert sein können. Viele Fotos stammen aus einem anderen Zusammenhang oder sind anderweitig gefälscht (zum Glück!).

Die SZ bringt noch einmal das „Pressefoto des Jahres“ von 2019. Es wurde ausgezeichnet, obwohl es eine Fälschung war (das Mädchen war gar nicht von seinen Eltern getrennt worden – ein weinendes Kind kann man überall fotografieren):

Die Jury des renommierten Wettbewerbs World Press Photo zeichnete deshalb die Aufnahme des US-Fotografen John Moore mit dem mit 10.000 Euro dotierten ersten Preis aus. Es trägt den Titel "Crying Girl on the Border". Kurz nachdem die Agentur Getty Images das Bild veröffentlicht hatte, stoppte Trump die Trennung von Flüchtlingsfamilien. Doch viele Eltern mussten weiter verzweifelt nach ihren Kindern suchen.
Nicht nur die politische Relevanz, auch einzelne Details im Bild hätten die Jury überzeugt, erklärte Whitney Johnson, Vizepräsidentin des Wettbewerbs: "Von den Handschuhen, die der Grenzbeamte trägt, bis hin zu dem Umstand, dass die Schnürsenkel aus den Schuhen entfernt wurden." Ein anderes Jurymitglied erklärte: "Das Bild sagt sofort so viel über die Geschichte dahinter. Gleichzeitig fühlt man sich der Situation verbunden. Das Foto zeigt eine Form von psychologischer Gewalt."
(Spiegel 11.4.19)

Das Foto zeigt ein weinendes Kind zwischen Erwachsenen, mehr nicht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.03.2021 um 13.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45447

Wie mit allem rund um Corona wird auch um Impfungen und jetzt um die Aussetzung eines Impfstoffes ein viel zu großer Hype veranstaltet. Die Medien sind sensationslüstern und machen damit alle verrückt, statt neutral und unaufgeregt zu berichten.

Dazu kommt teils auch tendenziöse Berichterstattung. Im DLF hörte ich gerade jemand sagen, die Gefahr, an Corona zu sterben, sei 1000mal höher als das jetzt festgestellte Thrombose-Risiko durch eine Impfung.

Ja, dazu muß man Corona aber erstmal haben. Berücksichtigt man hingegen, daß sich im Laufe des letzten Jahres nur etwa jeder 40. Deutsche angesteckt hat, und daß das Sterberisiko besonders für jüngere Menschen nochmal um ein bis zwei Zehnerpotenzen geringer ist als für ältere, dann werden plötzlich diese Risiken vergleichbar, und dann muß man jungen Leuten schon zugestehen, sich zu überlegen, lieber eine Coronainfektion oder eine Impfung zu riskieren.

Für ältere Menschen bleibt es sicher richtig, daß die Impfung das wesentlich kleinere Risiko und zu empfehlen ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.03.2021 um 12.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45446

Meine Frau und ich waren sich (uns?) eben auf dem Spaziergang auch einig, daß Spahns Äußerung nicht besonders einleuchtend war. Ich lege allerdings solche Worte nicht auf die Goldwaage und halte mich an die Beschlüsse und Tatsachen selbst. In der Statistik sind noch Lücken: Wie viele Menschen einer vergleichbaren Kohorte erleiden diesen Typ von Thrombose (einen anderen als wegen der Antibabypille) ohne Impfung? Wirkt die Impfreaktion, die ja eigentlich erwünscht ist, in seltenen Fällen wie das Coronavirus selbst?

Die Zahlen selbst schrecken mich aber nicht, schon weil auch alle anderen Impfungen ein Restrisiko haben.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 16.03.2021 um 12.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45445

In Deutschland gibt es bisher elf Thrombose-Meldungen auf 1,2 Millionen Impfungen (Zusammenhang nicht nachgewiesen). Die neuesten Antibabypillen gehen mit neun bis elf Thrombosen auf zehntausend Anwendungen einher (Studie der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA).
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.03.2021 um 10.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45444

Spahn hat gesagt: »Uns allen ist die Tragweite dieser Entscheidung sehr bewußt, und wir haben uns diese Entscheidung nicht leichtgemacht. Aber für mich war immer klar: das ist eine fachliche Entscheidung und keine politische.« Ihm ist also eine Entscheidung, die gar nicht seine ist, schwergefallen. Das ergibt nur dann einen Sinn, wenn er seine eigene Rolle so versteht, daß er die Schlußfolgerungen der offiziell zuständigen Fachleute (in dem Fall Paul-Ehrlich-Institut) eins zu eins exekutiert. Diese rein administrative Aufgabe könnte er aber auch an einen Abteilungsleiter delegieren, dafür braucht man keinen Minister. Auch das wäre allerdings eine politische Entscheidung, was denn sonst? Entscheidungen eines Ministers sind per definitionem politische.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.03.2021 um 09.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45443

Gesundheitsminister Spahn betonte, daß er beim Aussetzen von Astrazeneca auf den Rat von Medizinern hört. Es sei keine politische Entscheidung.

Damit versteckt er sich aber nur geschickt hinter der Medizin. Von ihm als Politiker werden genau politische Entscheidungen erwartet. Daran krankt die gesamte Corona-Politik. Die Politiker tun so, als gäbe es nichts als Medizin, koste es, was es wolle.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 16.03.2021 um 08.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45441

Das Absetzen der Impfung mit AstraZeneca wird rundum als vorübergehend bezeichnet. Wenn man bereits weiß, daß bald weitergeimpft werden kann, wieso hört man dann überhaupt damit auf?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.03.2021 um 07.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45440

Wenn man überzeugt ist, daß die Impfung mit Astra-Zeneca sehr viel besser ist als die Nicht-Impfung, dann muß man das auch durchsetzen. Zumindest muß den Impfwilligen die Möglichkeit gelassen werden, sich damit impfen zu lassen. Man erlaubt ja auch den Impfgegnern, sich überhaupt nicht impfen zu lassen; dann muß man uns Impfwiligen auch die ungleich harmlosere Risikoabwägung zutrauen und erlauben.

Ich habe die Impfpolitik der Bundesregierung lange verteidigt oder zumindest mit Nachsicht beurteilt, schon weil mir die Kompliziertheit der Lage bewußt war. Die neue Laschheit finde ich fatal.

(Vor einigen Wochen hat Michael Meyer-Hermann in einem Podcast die No-Covid-Strategie erläutert. Das kam mir sehr plausibel vor; ich empfehle das Nachhören. Es gehört wirklich hierher, denn die Modellierer liegen leider meistens verdammt richtig.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.03.2021 um 20.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45438

Man stirbt zwar nicht an, sondern mit Corona, aber man stirbt an Astra-Zeneca-Impfstoff, nicht mit. Impfen tötet halt. (Ich würde mich auch mit Astra-Zeneca impfen lassen, wenn ich nur schon dran wäre.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.03.2021 um 03.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45434

Über Metaphern braucht man nicht zu streiten. Es genügt, die graphischen Darstellungen der Infektionszahlen zu beobachten, übrigens auch international. Die Modellierer haben bisher stets recht behalten.

Die gestrigen Demonstrationen ("Es reicht") von Tausenden dicht gedrängt ohne Maske waren kein schöner Anblick. Der ideologische Flankenschutz in rechtsradikalen Medien auch nicht. Dort liebäugelt man mit dem Bürgerkrieg, damit endlich die Maßnahmen gegen Corona eingestellt werden.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.03.2021 um 21.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45432

Jetzt wird ständig spekuliert, ob oder wann die dritte Welle beginnen würde oder begonnen habe.

Aber noch nie hat jemand die zweite Welle für beendet erklärt.
Kein Wunder, der Wochenmittelwert in der zweiten Welle lag ja auch noch nie unter dem größten Mittelwert der ersten.

Wenn natürlich aus jedem Zwischenkräuseln eine neue Welle gemacht wird, bleiben wir lieber doch bei der herkömmlichen Jahreszählung (-> #45351).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.03.2021 um 07.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45418

Die von rechtsextremen Kritikern der Coronamaßnahmen vorausgesagten millionenfachen Selbstmorde scheinen Deutschland bisher nicht erreicht zu haben.

Erste Zahlen deuten darauf hin, dass sich in der Coronapandemie möglicherweise weniger Menschen das Leben genommen haben. (Deutsches Ärzteblatt)

Das würde einen nicht wundern. Auch Depressionen haben nicht zugenommen, Depressive leiden allerdings etwas stärker, werden vielleicht auch schwerer von Hilfen erreicht, die ja durchaus wirksam sind und gegen aktive Sterbehilfe sprechen. Das ist aber nicht genauer bekannt.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 10.03.2021 um 12.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45409

Das sehe ich anders. Erstens gibt es nicht nur einzelne Feiern, sondern ein ständiges Zusammensein und Kontaktpflege in der eigenen Gruppe. In den Krankenhäusern sammeln sich die schwer Erkrankten, diese sind zum größten Teil älter, alt oder sehr alt. Diese Älteren und Alten sind umgeben von vielen Kindern, Enkeln und sonstigen jüngeren Kontaktpersonen, die in Deutschland aufgewachsen sind, also perfekt Deutsch verstehen. Die meisten aus dieser Population verstehen Deutsch, und in der Familie reden, im Freundeskreis reden tun sie die ganze Zeit. Mangelnde Sprachkenntnisse oder "Schwererreichbarkeit" der Erkrankten sind also bestenfalls ein sehr schwaches Argument. Sie sind ja wohl erreichbar für das, was ihre jüngeren Angehörigen ihnen sagen oder sagen könnten.

Epidemiologisch riskante Niedriglohnberufe und skandalöse Sammelunterkünfte sollen ein viel wichtigerer Faktor sein, warum? In den skandalösen Sammelunterkünften von Tönnies leben nur die Arbeiter im jüngeren, höchstens mittleren Alter, die hundertmal weniger gefährdet sind als die Alten, schwer zu erkranken. Ihre Eltern leben da nicht. Dann gibt es noch die Unterbringung von Asylbewerbern. Da sind die allermeisten Bewohner jünger als 50 Jahre, also ebenfalls nur wenig gefährdet, im Krankenhaus zu landen.

Siehe dazu https://mediendienst-integration.de/artikel/fluechtlingsunterkuenfte-stark-betroffen.html

Zitat: "Im vergangenen Halbjahr sind auch fast alle Bundesländer dazu übergegangen, Geflüchtete verstärkt außerhalb der Erstaufnahmeeinrichtungen unterzubringen." Ferner gibt es verschiedene Kontrollmaßnahmen, z. B. einen Test für jeden Ankömmling. Bis Ende Januar wurden etwa 6000 Corona-Fälle gezählt. Das sind nicht einmal 0,3 Prozent der ingesamt bekanntgewordenen 2,2 Millionen Fälle zu diesem Zeitpunkt! Obwohl die Dunkelziffer in den Sammelunterkünften sicherlich viel niedriger ist als in der ganzen Bevölkerung. Also, um wesentliche Treiber der Pandemie kann es sich bei diesen Sammelunterkünften nicht handeln. Sie sind keine Erklärung dafür, daß so viele Menschen mit Migrationshintergrund in den Krankenhäusern liegen.
 
 

Kommentar von , verfaßt am 10.03.2021 um 07.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45405


 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 10.03.2021 um 07.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45403

Ich hatte gesagt, ich würde mich in diesem Jahr wieder melden, um meine eigenen Prognosen aus dem letzten Jahr zu beurteilen. In manchem hatte ich recht, in manchem nicht.

Ich hatte vorausgesagt, und zwar schon Ende Oktober 2020, Mitte Januar würden wir wieder Inzidenzen von 20.000 sehen, egal welche Maßnahmen es zuvor geben würde, und so war es auch. Ich hatte vorausgesagt, daß die Politiker an ihrem Fehler festhalten würden, Besuche im Einzelhandel als gefährlich zu dämonisieren, und damit den Einzelhandel weiterhin massiv beschädigen würden (und zwar schon deshalb, weil sie sonst einen Fehler zugegeben hätten), und so war es auch. Aktuell darf der Einzelhandel nur teilweise öffnen und gebunden an Inzidenzen, teils mit ruinösen Schikanen wie Terminvereinbarung. Ich hatte vorausgesagt, daß sich die Lockdown-Politik sowieso nicht durchhalten läßt, weil sie zu viele Schäden verursacht, und so ist es: Gerade jetzt, wo die Zahlen wieder ansteigen und auch wegen der Mutationen aus epidemiologischer Sicht mehr Lockdown als je nötig wäre, wird plötzlich an allen Ecken und Enden gelockert, von den Schulen über die Friseure ("körpernahe" Tätigkeit!) bis zu Museen und Jogging in Gruppen. Folglich werden auch die Zahlen wieder steigen.

Manches war nicht vorauszusehen, zum Beispiel die Rolle der Mutationen, die sich erst vage angedeutet hat, als ich meine Prognosen abgab.

Was mich am meisten empört hat, war und ist der Umgang der Politik mit dem Einzelhandel. Ich sagte, es sei doch völlig klar, daß das Infektionsgeschehen nicht dort getrieben wird, sondern in hochgefährlichen Situationen wie in der Pflege oder eben, vor allem, im privaten Bereich. Ich sehe mich gerade jetzt bestätigt, wo das inoffizielle Eingeständnis von Wieler an die Öffentlichkeit kam, es gebe ein Riesenproblem mit Migranten bzw. Menschen mit Migrationshintergrund, und das dürfe leider nicht gesagt werden, weil es hochgradig tabu ist.

Also, ältere Menschen aus dieser Population sind in den Krankenhäusern massiv überrepräsentiert, teils stellen sie dort die Mehrheit der COVID-Fälle, obwohl Menschen mit Migrationshintergrund eine Minderheit sind – und die Älteren unter ihnen eine viel kleinere Minderheit innerhalb ihrer Altersgruppe. Woran liegt das? Natürlich nicht an ihrem Einkaufsverhalten. Sie gehen ebenso einkaufen wie die übrige Bevölkerung und haben dabei eine Maske auf, wie alle anderen. Es liegt an dem privaten Kontaktverhalten in dieser Gruppe: ständige Treffen in und quer durch die Familien, Großfamilien, Sippen und die ganze Community am Ort oder in der Region, mit oder ohne Geburtstags- oder Trauerfeiern, aber jedenfalls dann ohne Maske und Abstand. Das ist doch bekannt.

Was bedeutet das? Es bestätigt anschaulich, daß sich die staatlichen Maßnahmen überhaupt nicht auf den hauptsächlichen Treiber der Pandemie auswirken, nämlich auf das Fehlverhalten im privaten Bereich. Und wir haben geradezu einen weiteren Beweis dafür, daß das Einkaufen im Einzelhandel harmlos ist, folglich schon längst hätte wieder zugelassen werden müssen. Vielleicht mit einer Auflage zur maximalen Zahl der Kunden pro Fläche, das würde genügen. Zugespitzt gesagt: Anstatt die Öffentlichkeit über diese aufschlußreichen Befunde aufzuklären, wird das hochrelevante Migranten-Thema maximal tabuisiert. Die Politiker bevorzugen es, stattdessen weiterhin den unschuldigen Einzelhandel zu schädigen und zehntausend Existenzen zu ruinieren. Das empört mich.

Inzwischen wird das Versagen der Corona-Politik an verschiedenen Ecken und Enden thematisiert. Am meisten fassungslos hat mich persönlich gemacht, daß die komplette Risikogruppe 1 gleichzeitig zur Terminvereinbarung aufgerufen wurde, sogar sekundiert durch eine Werbekampagne für das Impfen, obwohl klar war, daß es auf Monate hinaus nicht genug Impfstoff für diese Risikogruppe geben würde. Für mich war das der Inbegriff der Inkompetenz. Hunderttausend Interessenten rufen jetzt in der monatelangen Wartezeit voller Unruhe bestimmt dreimal, fünfmal, zehnmal hintereinander an und fragen, ob es endlich einen Termin für sie gibt, obwohl es nichts bringt und sie das nicht tun sollen. Die bessere Lösung wäre gewesen: jede Woche einen Jahrgang nach dem anderen aufrufen, von alt nach jünger. Dann wären die Leute am Telefon durchgekommen (Erfolgserlebnis). Sie hätten ihren Termin innerhalb weniger Tage bekommen (Erfolgserlebnis). Die Leute hätten besser abschätzen können, wann ihre Impfung stattfinden wird (Planbarkeit, Gefühl der Kontrolle). Jeder neue Aufruf eines Jahrgangs hätte dem Land das Gefühl gegeben, daß es schrittweise vorwärtsgeht, anstatt monatelang hauptsächlich Chaos, Unsicherheit und Verdruß auf allen Seiten. Man hätte dann auch viel besser auf das ängstliche wochenlange Zurückhalten von Impfstoff verzichten können, weil man auf die kurze Sicht von wenigen Tagen genau gewußt hätte, wie viele Dosen man wo verabreichen kann. Es hätte also auch zahlenmäßig einen schnelleren Fortschritt beim Impfen geben können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2021 um 05.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45353

Das ist zwar nicht zu erwarten, aber es gibt durchaus eine kurz- oder mittelfristige Zeitrechnung auf der Grundlage von Ereignissen. Oft liest man von 9/11 als Zeitenwende, und für mich ist 1989 ein Epochenjahr. Als Kind habe ich unzähligemal gehört: "Das war vor der Währung."
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.02.2021 um 15.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45351

Den Beginn unserer heutigen Zeitrechnung datieren wir (noch) auf Christus. Aber es zeichnet sich bereits ab, daß wir und künftige Generationen die Zeit bald nach Coronawellen zählen. Die erste kam (gerade noch rechtzeitig) zur Saison 2019/20, die zweite 2020/21 läuft noch. und die dritte Welle wird im kommenden Herbst beginnen.
Usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2021 um 06.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45350

Hendrik Streeck hat 2020 wieder und wieder gesagt, er erwarte keine zweite Welle der Corona-Seuche.
Im Gegensatz zu Robert-Koch-Institut
Virologe Streeck erwartet keine zweite Corona-Welle
(RTL 28.5.20) Usw.

Er ist natürlich ständig mißverstanden worden, und auch sein neues Buch ("Hotspot") wird sicher mißverstanden werden. (Wer viel redet, wird viel mißverstanden – aber man kann es auch übertreiben.)

Hier findet man gute Grafiken des Infektionsverlaufs seit Beginn:

https://de.wikipedia.org/wiki/COVID-19-Pandemie_in_Deutschland

Keine zweite Welle? Wie glaubwürdig ist denn das?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.02.2021 um 05.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45313

Die "Priorisierung" ist ein bürokratisches Monstrum. Ich betrachte sie mit einer gewissen Nachsicht angesichts der Verhältnisse, die ich hier nicht noch einmal ausführen will (Knappheit, Föderalismus, Kompetenzverteilung...). Aber viele meinen ja, das Problem werde sich bald erledigen und einfach jeder geimpft werden, der es will.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 21.02.2021 um 21.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45312

Ein Zahnarzt ist vor dem Verwaltungsgericht Lüneburg mit einem Eilantrag auf schnellstmögliche Corona-Schutzimpfung gescheitert. Er könne sich schließlich durch Tragen einer FFP2-Maske vor den Aerosolen der Patienten schützen und solche mit Coronasymptomen durch einen Aushang an der Tür vom Aufsuchen der Praxis abhalten. Man wünscht dem Richter eine Wurzelbehandlung und einen Zahnarzt, der das Urteil kennt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.02.2021 um 15.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45311

Juristen bringen uns immer wieder zum Staunen. Kürzlich warnte Strafrechtsprofessor Volker Erb Merkel, Spahn u.a. vor einer Strafanzeige wegen "Gefährlicher Körperverletzung durch Unterlassen sowie Totschlag durch Unterlassen". Sie haben es nämlich versäumt, den Export von Impfstoff zu verbieten, und damit den Tod vieler Menschen hierzulande bzw. in der EU verursacht.

Nun wird allerdings der Impfstoff, den wir brauchen, auch anderswo hergestellt, und wenn alle den Export verbieten, dann kann es leicht passieren, daß wir zu wenig davon haben. Es wechselt ständig: mal hat der eine mehr, mal der andere.

Wenn man den kategorischen Imperativ darauf anwendet, kommt man zu dem Schluß: keine gute Idee.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.02.2021 um 15.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45300

Die Freie Presse titelt am 19.2.2021 auf Seite 2:
„16 Senioren sterben trotz Impfung“

Im Text erfährt man dann, daß die Coronainfektion im Pflegeheim ungefähr gleichzeitig (+/- 2 Tage) mit der ersten von zwei notwendigen Impfungen stattgefunden hat.

Richtig hätte es also heißen müssen: 16 Senioren starben, weil sie nicht (rechtzeitig) geimpft waren.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.02.2021 um 14.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45294

Die Freie Presse schreibt heute auf Seite 5 (die Hervorhebung des Relativpronomens von mir ist ein Nebenaspekt):

Ohnehin können Angaben zur Wirksamkeit leicht missverstanden werden. Wenn etwa von 95 Prozent die Rede ist, bedeutet das nicht, dass 95 von 100 Geimpften durch Impfung geschützt sind. Die Zahl bezieht sich schlicht auf etwas anderes. Ein Beispiel, dass das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen auf Basis von Studiendaten anführt: Während beim Biontech-Pfizer-Impfstoff fünf von 10.000 Geimpften erkrankten, waren es in der Gruppe, die ein Placebo bekommen hatte, 93 von 10.000. Daraus errechnet sich eine Wirksamkeit von 95 Prozent, denn unter den Geimpften treten 95 Prozent weniger Erkrankungen auf als unter den Ungeimpften. Angenommen wird, dass alle drei Impfstoffe einen Großteil schwerer und potenziell tödlicher Fälle verhindern.

Na, 95% ist doch schließlich ein Großteil, oder etwa nicht? Da muß man nicht so tun, als wäre der wirkliche Großteil noch größer.

Selbstverständlich hilft die Impfung niemandem, der sich sowieso nicht infiziert hat bzw. der nicht erkrankt. Sie soll genau die Menschen schützen, die sich anstecken und evtl. krank würden.

Wenn in der einen Gruppe 93 krank wurden, dann kann man davon ausgehen, daß in der anderen, gleichgroßen Gruppe auch ungefähr 93 krank geworden wären. Darauf beruht ja der ganze Vergleich. Und genau für diese 93 wurde die Impfung gemacht, der Rest der Gruppe (ob 10000 oder 100000) spielt gar keine Rolle. Wenn nun statt dieser 93 Kranken nur 5 krank wurden, zeigt das eben genau, daß 95% davon geschützt waren.

Wenn also von 95% die Rede ist, bedeutet das selbstverständlich, daß 95% der Geimpften geschützt sind. Es werden ca. 95% weniger Todesfälle, ca. 95% weniger schwere und ca. 95% weniger leichte Erkrankungen auftreten. Davon ist jedenfalls auszugehen, und mißzuverstehen ist da gar nichts.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.02.2021 um 09.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45292

...wir im dritten Jahrtausend der Menschheitsgeschichte... (Stephan Schleim: Gedankenlesen. Hannover 2008:13)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.02.2021 um 06.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45275

Walter Krämer, gegen den sich meine ironische Darstellung richtete, meinte es ja anders; er hat nicht die indirekte Wirksamkeit der Kontaktbeschränkungen auf die Grippe im Sinn gehabt.

Es gibt tatsächlich Überlegungen, auch nach Corona im Winter generell Masken zu tragen, wie es in ostasiatischen Ländern, von uns viel belächelt, schon lange üblich ist.

Corona ist durch und durch schlimm, und man muß befürchten, daß es nicht die letzte Zoonose mit solchen Ausmaßen bleiben wird.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.02.2021 um 19.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45274

Es ist ein zweischneidiges Schwert, darauf hinzuweisen, daß Maßnahmen gegen Corona auch gute Nebeneffekte haben. Das ist sehr erfreulich, man könnte sich aber auch fragen, weshalb sollen wir eigentlich diese guten Maßnahmen beenden, wenn Corona vorbei ist?
Das Prinzip ließe sich auch noch ausbauen. Ein sofortiges Verbot privater Autofahrten könnte jährlich bis zu 3000 Verkehrstote und 300000 Verunglückte verhindern. Das Mittel allgemeiner Verbote scheint mir lange noch nicht ausgereizt.

Was ich mit diesem Sarkasmus nur sagen will – auch die Maßnahmen gegen Corona müssen immer verhältnismäßig sein. Nicht nur ihr Nutzen, auch ihr Schaden muß beizeiten bewertet werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.02.2021 um 07.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45271

Die Kontaktbeschränkungen wegen Corona haben erwartungsgemäß auch die Grippe in diesem Winter stark zurückgedrängt. Das gibt den Coronaskeptikern willkommene Daten an die Hand, um ihre Rechenkünste an der Übersterblichkeit zu erproben, die dann geradezu in eine Untersterblichkeit umschlägt, so daß man sagen kann: Corona ist gut für uns.
Hinzu kommt, daß sie nicht sehen wollen, wie andere Länder es machen. Corona-Maßnahmen sind dann eine deutsche Spezialität; was anderswo angeordnet wird, wäre hierzulande "nicht durchsetzbar". Der deutsche Michel möchte nicht gestört werden, sonst wird er richtig böse.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.02.2021 um 13.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45266

Wenn es nur nach der Verfügbarkeit von Krankenhausbetten ginge, dann könnten wir unser normales Leben vielleicht lange nach der letzten Corona-Infektion immer noch nicht wiederaufnehmen, weil alle Betten restlos mit den üblichen Kranken belegt sind. Man müßte also erst einmal sicherstellen, daß die vorhandenen Kapazitäten auch einer evtl. gestiegenen Bevölkerungszahl und veränderten Altersstruktur entsprechen. Im Moment werden ja alle Engpässe praktischerweise Corona zugerechnet. Über einen Pflegenotstand wurde aber schon lange vor Corona berichtet, der hat sich durch Corona nur verstärkt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.02.2021 um 06.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45264

Auch Jasper von Altenbockum (FAZ) meint, man solle nicht die Inzidenz, sondern die Verfügbarkeit von Krankenhausbetten zugrunde legen. Ja, das wäre schön, dann könnten wir unser normales Leben wiederaufnehmen und die Seuche und das ewigen Lamentieren der Ärzte mit einem Achselzucken abtun. Es ist eben, wie es ist.

Auch scheint Corona ja nun miraculously zu verschwinden, wie von Trump vorhergesagt, wenn auch ein Jahr später. Also waren alle Maßnahmen überflüssig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.02.2021 um 05.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45249

Für Palmer ist der Inzidenzwert nicht der Maßstab, nach dem weitere Handlungen vorgenommen werden müssen. Entscheidend sei die Verfügbarkeit der Intensivbetten. Solange diese gewährleistet sei, könnten auch Bereiche des sozialen Lebens wieder aufgenommen werden, so der Politiker bei Maischberger in der ARD. (FR 11.2.21)

Man könnte auch die Verfügbarkeit von Särgen zum Maßstab machen.

Palmer plappert ja gern drauflos. Ein Arzt hat ihm gleich widersprochen, weil er weiß, was eine Corona-Erkrankung bedeutet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.02.2021 um 07.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45244

Die Gelehrten streiten, ob Aristoteles eher ein Zeichenmodell wie Saussure oder wie Ogden/Richards vertreten hat. Schlüsselstelle ist der Anfang von De interpr.
Aber Aristoteles setzt als bekannt voraus, was unter „symbolon“ zu verstehen ist, und erklärt es nirgends. Schon dies macht Vergleiche mit modernen Begriffen unmöglich. „Seele“ erklärt er zwar, aber in verschiedenen Schriften auf verschiedene Weise und weitgehend unverständlich, weil z. B. sein Begriff „Entelechie“ für uns unverständlich ist; er kommt jedenfalls in welcher Übersetzung auch immer in keiner modernen Wissenschaft vor (wie schon „Seele“ selbst). Man kann so etwas nur nachsprechen, aber damit ist nichts gewonnen.
Hinzu kommt, daß die heutigen Wissenschaften ebenfalls aneinander vorbeireden. „Mentale Repräsentation“ ist für Kognitionswissenschaftler selbstverständlich, für Behavioristen sinnlos usw.
Ich kenne einige Aristoteles-Deutungen, gelernt habe ich daraus nichts, was über mein schlichtes Verständnis bei der Lektüre des Originals hinausginge. Er hat offenbar an dieser Stelle gar kein Problem gesehen; wir würden ihn verstehen, wenn wir ebenfalls keins sähen, aber das geht eben nicht mehr.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.02.2021 um 05.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45240

Psychologen wollen durch Telefongespräche mit Kindern und Eltern herausgefunden haben, wie sehr Kinder unter der Corona-Krise seelisch leiden („psychische Auffälligkeit“ usw.). Daraus gehen Prozentzahlen und Balkendiagramme hervor, die auch in der Tagesschau präsentiert werden. Es wird auch ein Erstkläßler gezeigt, der in die Kamera sagt: „Ich bin traurig“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2021 um 06.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45226

Von Montag bis Samstag müssen die Gehwege von 8.00 bis 20.00 Uhr frei und ggf. gestreut sein. Am Sonntag ab 8.00 Uhr. (FOCUS)

Der Sonntag ist eben ein besonderer Tag.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.02.2021 um 13.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45202

Die niederländische Regierung hat gestern vorsorglich verlautbart, daß Schneeballschlachten nur mit Angehörigen des eigenen Hausstandes plus eventuell einer haushaltsfremden Person gestattet sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.02.2021 um 04.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45182

Walter Krämer (VDS) rechnet vor, daß Corona sogar gut für die Volksgesundheit ist. Er vergleicht u. a. die Sterblichkeit des ersten Corona-Novembers mit der des vorletzten Novembers, während seriöse Forscher die im letzten November erwartbare Sterblichkeit ohne Corona mit der tatsächlichen vergleichen. Die Rechnungen standen in der Zeitung, Krämer dürfte sie kennen, aber er macht es genau wie der junge Schnösel in derselben rechten Ecke.

Krämer gehört übrigens zu den Unterzeichnern, die die Meinungsfreiheit in Gefahr sehen, wenn viele Menschen anderer Meinung sind als sie.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.02.2021 um 13.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45180

Ich glaube, ich verstehe jetzt, daß Sie meinen, jeder Mensch kann auf viele Arten zu früh oder zu spät sterben, je nachdem, welche Lebenserwartung welchen Alters man als Bezug festlegt.

Ich hatte hingegen „zu früh“ und „zu spät“ und überhaupt unterschiedliche Werte ohne Nennung des jeweiligen Bezugsalters für ein und dieselbe Person als Widerspruch aufgefaßt, habe deswegen den festen Bezugspunkt für alle gesucht. Ein bestimmtes Alter (z. B. 80 oder 100) wäre aber sehr willkürlich, deshalb ist dafür m. E. nur die Lebenserwartung bei der Geburt (im Alter 0) oder die Lebenserwartung, die die Person in ihrem Todesjahr noch gehabt hätte, geeignet.

Im letzteren Fall kann man natürlich nie „zu spät“ sterben, weil man in jedem Sterbealter noch eine Lebenserwartung größer oder gleich null hat.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.02.2021 um 09.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45177

Das Alter zum Zeitpunkt seines Todes (Ihr letztes Beispiel) ist also 100. Und wie kommen Sie jetzt auf die 90? Sie könnten doch statt dessen auch sagen, mit 100 stirbt er 12 Jahre später, als seiner Lebenserwartung mit 80 entsprach.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2021 um 07.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45174

Ich meinte das Alter zum Zeitpunkt seines Todes. Wenn ein 90jähriger 100 wird, stirbt er 6 Jahre "zu spät", nämlich später als statistisch zu erwarten. Wie Sie mit Recht andeuten, sinken die Beträge mit zunehmendem Alter. Mit 100 stehen die Aussichten, 110 zu werden, nicht mehr so gut.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.02.2021 um 18.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45170

Ich dachte, Sie meinten es so:
Ein 80jähriger hat noch eine Lebenserwartung von 8 Jahren. Wer mit 80 stirbt, stirbt also 8 Jahre zu früh.
Ein 86jähriger hat noch eine Lebenserwartung von 5 Jahren. Mit 86 stürbe er also 5 Jahre zu früh.
Ein 90jähriger hat noch eine Lebenserwartung von 4 Jahren. Mit 90 stirbt er also 4 Jahre zu früh.
Usw.

Das ist doch die Zeit, die "ein Mensch zum Zeitpunkt seines Todes noch zu erwarten gehabt hätte", oder?

So gesehen kann man ja nur zu früh sterben, nie später. Oder was meinen Sie mit "bezogen auf die durchschnittliche Lebenserwartung auf jeder Altersstufe"?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2021 um 11.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45167

Da muß ich ja schon wieder widersprechen! Manche sterben zu früh, andere zu spät, bezogen auf die durchschnittliche Lebenserwartung auf jeder Altersstufe.

Das Entscheidende war aber, daß jemand, der es schon auf 80 gebracht hat, eine größere Chance hat, auch noch 90 zu werden, als ein 20jähriger.

Mir nahestehende Personen sind 88 und 90 und haben gar keine Lust, so jung zu sterben. Warum sollten sie auch! Sie können gut und gerne 100 werden, wenn sie gegen Corona geimpft sind.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.02.2021 um 11.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45165

Sie haben natürlich recht, jeder Mensch stirbt im Grunde eine gewisse Zeit zu früh, wenn man die jeweils aktuelle Lebenserwartung zugrunde legt.

Ich hatte darin bei Ihnen einen ironischen Ton vernommen und wollte meinerseits mit einem Schuß schwarzem Humor antworten. Das hat vielleicht nicht ganz geklappt. Meine Einteilung in früher oder später bezog sich dann doch auf eine feste Lebenserwartung, z. B. auf die bei der Geburt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2021 um 10.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45164

Wieso denn? Es ist doch statistisch irrelevant, wie viele dem Durchschnitt genau entsprechen. Meistens wahrscheinlich kein einziger, aber das entwertet den Durchschnitt nicht. (Wer verdient schon genau 3.994 € im Monat? Nicht mal welche...)

Wie dem auch sei, den Hauptpunkt habe ich hoffentlich verständlich gemacht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.02.2021 um 09.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45162

Man könnte z. B. fragen, wie viele sind denn die, welche 10,2 Jahre früher oder später sterben, schon werden "welche" statistisch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2021 um 07.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45157

Statistik beschäftigt sich nicht mit "welchen"...

Der achtzehnjährige Rechenkünstler, den Roland Tichy auf die Menschheit losläßt, schreibt:

In Deutschland und den von der Corona-Mutante am stärksten betroffenen Ländern sind die Inzidenzen im Sturzflug. Die letzte Drohkulisse fällt. Welches Argument bleibt für den Lockdown überhaupt noch übrig? (usw.)

In Portugal zum Beispiel bilden sie sich gerade ein, ein Corona-Problem zu haben, und rufen die imaginäre Bundeswehr zu Hilfe. So weit reicht Merkels machtgeiler Arm schon! (Übertreibe ich? Im Gegenteil, bitte nachlesen!)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.02.2021 um 22.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45152

Ja, das gilt für den Durchschnitt der zu früh Verstorbenen.
Unter den anderen sind aber auch welche, die schon 10,2 Jahre hätten tot sein müssen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2021 um 19.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45151

Die Corona-Verharmloser rechnen vor, wie lange die Corona-Toten sonst noch zu leben gehabt hätten, und legen die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt zugrunde. Das ist falsch. Man muß zugrunde legen, wie viele Jahre ein Mensch zum Zeitpunkt seines Todes noch zu erwarten gehabt hätte. Das sind in Deutschland 10,2 Jahre.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2021 um 07.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45146

Trump liefert eine schöne Denksportaufgabe:

Seine bisherigen Anwälte wollten ihn mit dem Argument verteidigen, daß ein Impeachment gegen ehemalige Präsidenten nicht verfassungskonform sei. Damit wären sie juristisch vielleicht durchgekommen. Nun besteht ihr Mandant aber darauf, daß er immer noch rechtmäßiger Präsident sei...

Sie haben die Verteidigung niedergelegt.

(Manche Beobachter rechnen schon damit, daß Trump auf neue Rechtsvertreter verzichtet und das ganze Verfahren einfach aussitzt, etwa nach dem Motto: Stell dir vor, es ist Impeachment, und keiner geht hin!) Was dann?

Die Rabauken vom Kapitol – eigentlich Zeugen der Verteidigung – werden allesamt aussagen, sie seien doch nur der Aufforderung des Präsidenten gefolgt.
 
 

Kommentar von , verfaßt am 01.02.2021 um 04.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45144


 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.01.2021 um 13.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45143

Ich rede nicht von Staatsversagen, will ja die Überreaktion des Staates nicht auf anderer Ebene selbst mitmachen. Staatsversagen wäre es zum Beispiel, wenn der Staat diese um 2% höhere Sterblichkeit verursacht hätte. Aber er möchte ja nur die Auswirkungen der Krankheit, für die er nichts kann, niedrig halten. Leider mit m. E. übertriebenen Mitteln und, wie man sieht, sogar mit absichtlich falsch interpretierten Zahlen. Mit diesen Maßnahmen erzeugt der Staat vor allem eine unnötige Gefahr für die Wirtschaft. Ich halte nicht alle Maßnahmen gegen Corona für übertrieben. Gegen vorübergehende Maskenpflicht, gegen Impfungen, strikte Kontrollen für Heim- und Krankenhausbesucher habe ich nichts.

Somit ist es auch kein Weltversagen. Aber dort, wo Zahlen und Gegenmaßnahmen ähnlich wie bei uns sind, wird natürlich ebenso übertrieben. Mein Eindruck ist, daß es schon in den meisten Ländern der Welt so ist. Warum? Wie kann ich das wissen? Vielleicht liegt es daran, daß es nicht nur die in letzter Zeit viel zitierte Herdenimmunität, sondern auch einen (internationalen) Herdentrieb gibt.

Ebenso, wie ich wegen der Seltenheit von Infektionen und Komplikationen keine übertriebene Angst vor Corona habe, habe ich auch keine vor noch selteneren schweren Nebenwirkungen einer Impfung. Ich habe mich schon ein- oder zweimal freiwillig gegen Grippe impfen lassen, also warum nicht auch gegen Corona, wenn die Möglichkeit besteht? Auch wenn die Gefahr gering ist, schließt man sie doch besser ganz aus. Und ich komme ja auch langsam in ein Alter, wo sie etwas größer wird.

Den Sinn einer Impfung sehe ich zuallererst im Schutz des Geimpften selbst. Daß dadurch auch die Weiterverbreitung innerhalb einer Gruppe erschwert wird, ist nur ein angenehmer Nebeneffekt. Die vollständige Ausrottung von SARS-Cov-2 halte ich innerhalb weniger Jahre sowieso nicht für möglich.
Wer Befürchtungen hat, weil nicht alle anderen geimpft sind, braucht sich doch nur selbst impfen zu lassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.01.2021 um 05.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45139

Zum deutschen Fernsehen kann ich nichts sagen, aber haben Sie, lieber Herr Riemer, schon auf meine Frage geantwortet, ob Sie die Coronamaßnahmen der übrigen Welt ebenso kritisch sehen wie die deutschen? Manche Leute werfen ja, wie zitiert, Deutschland ein "Staatsversagen" vor, zum Teil in sehr drastischen Worten. Müßte man nicht von einem Weltversagen sprechen?

Ich selbst sehe nur, daß alle Staaten Anstrengungen unternehmen, um die Seuche abzuwenden, und daß dabei natürlich auch Fehler gemacht werden, wie man besonders hinterher erkennt. Aber ein weltweiter Irrtum – von Portugal bis China und Amerika? Was ist davon zu halten?

Lassen Sie sich impfen, wenn Sie dran sind?

Übrigens hat bei uns die Anmeldung zur Impfung gut funktioniert, wir können nicht klagen. Meine beiden jüngeren Töchter sind schon geimpft, weil sie hoch gefährdet sind, die eine wegen ihrer Arbeit in der Klinik, die andere aus mehreren anderen Gründen. Ein erster Beitrag zur Entspannung.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.01.2021 um 00.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45138

Am 29.1.2021 meldete die Tagesschau, 2020 sei die allgemeine Sterblichkeit um 5% höher gewesen als im Durchschnitt der vier Jahre davor, was im Kontext dann vor allem auf Corona zurückgeführt wurde.

Angenommen, jemand vergleicht Deutschland mit Polen, das rund die Hälfte der Einwohner von Deutschland hat. In Deutschland sterben pro Jahr rund 1 Million Menschen, in Polen nur rund eine halbe Million. Und nun behauptet jemand, damit sei die Sterblichkeit bei uns doppelt so hoch wie in Polen. Eine sinnlose Feststellung, denn da, wo doppelt so viele Menschen leben, sterben natürlich auch doppelt so viele, was man kaum höhere Sterblichkeit nennen kann!

Aber die Tagesschau tut genau das. Daß Deutschland 2020 auch ca. 340000 Einwohner mehr als im Schnitt der vier Jahre davor hatte, wird nicht erwähnt.

Außerdem lebten nach den offiziellen Statistiken 2020 etwa 600000 (!) mehr Menschen in der Gruppe Ü80 als im Schnitt der vier Jahre davor, weil inzwischen bevölkerungsreichere Jahrgänge in der Alterspyramide aufgestiegen und die 80-Jahre-Grenze überschritten haben. Natürlich sterben in einer älteren Gesellschaft auch mehr Menschen als in einer jüngeren. Das hat ebenfalls nichts mit einer erhöhten Sterblichkeit zu tun!

So ergibt sich aus den jetzt für 2020 komplett vorliegenden Zahlen von destatis.de unter Beachtung dieser Bevölkerungsentwicklung, daß die wahre Sterblichkeit 2020 den Durchschnitt der vier Jahre davor höchstens um 2% überschritten hat, statt um 5%, wie die Tagesschau meldete. Die 5% der Tagesschau (wie auch andere in der gleichen Sendung genannte Zahlen) entsprechen exakt den unbedarft übernommenen Todesfallzahlen, d.h. genau dem unsinnigen o.g. Beispiel des Polenvergleichs.

Meinen in http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1024#45084 noch mit maximal 3,5% angegebenen Wert möchte ich also hiermit auf maximal 2% verfeinern. Dies ist ein Maximalwert für die allgemeine Übersterblichkeit im Jahre 2020. Genauere Ursachen dieser erhöhten Sterblichkeit wie die Hitzewelle im August mit ca. 5000 Toten mehr als üblich oder Sterbefälle an oder mit Corona sind hierbei noch nicht im einzelnen betrachtet.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.01.2021 um 23.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45099

Das ZDF meldete um 19 Uhr, es gebe heute 6729 Neuinfektionen, 412 weniger als vor einer Woche am 18.1. Aber: Die Zahl der Todesfälle stieg um 217.

Das ist verwirrend. Eine Gesamtzahl, egal ob Todesfälle oder Infizierte, kann natürlich höchstens steigen, niemals kleiner werden.

Vergleicht man aber mit den Tageszuwächsen von vor einer Woche, dann sind es heute nicht nur 412 Neuinfektionen weniger, sondern auch 145 "neue" Tote weniger als am 18.1. In der Sendung hörte es sich aber so an, als gebe es heute zwar weniger Neuinfizierte, jedoch eine gestiegene Todeszahl.

Es verwirrt zu sagen, die eine Zahl sinkt, die andere steigt, wenn die erstere der reine Tageszuwachs ist, mit der anderen man sich aber auf die Gesamtanzahl bezieht. Es ist, wie man so sagt, Äpfel mit Birnen vergleichen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.01.2021 um 14.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45097

Ernst betonte, sollte Nord Stream Zwei nicht fertiggestellt werden, schade dies nur den deutschen Gaskunden, nicht aber Russlands Präsident Putin. Nutznießer wären hingegen die USA, die ihr billiges Fracking-Gas verkaufen wollten. (DLF 25.1.21)

Wenn das Fracking-Gas billig wäre, würde es den deutschen Gaskunden ja nicht schaden. Aber gerade weil es nicht konkurrenzfähig ist, gehen die Frackingfirmen reihenweise pleite. Helfen würde, es den Deutschen aufzuzwingen, und deswegen darf Nordstream nicht sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.01.2021 um 08.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45094

COVID-19-Impfstoff von Moderna: Schwere allergische Reaktionen
(...)
Zehn Fälle bei vier Millionen Geimpften

(heilpraxisnet.de 25.1.21)

Es gab keine Todesfälle. Die Überschrift vermittelt eine andere Botschaft als der Text und ist ein weiterer Beitrag zu gemeingefährlichen Panikmache.

In unseren Impfzentren bleibt der Geimpfte noch eine halbe Stunde, bevor er geht. Da der anaphylaktische Schock sich gegebenenfalls sofort einstellt, sind die erforderlichen Remedien vorhanden.

Das Impfrisiko ist hier geradezu sensationell niedrig.

In unserer Familie sind mehrere junge Menschen schon geimpft, weil sie in Hochrisikobereichen arbeiten. Wir anderen können es kaum erwarten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.01.2021 um 14.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45083

Bei Algernon Blackwood geht es unheimlich genug zu, aber er schreibt auch dies:

The sun was down, and twilight is unknown in these northern regions. The darkness comes up at once.

So ist es am Äquator, aber nicht in Kanada.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.01.2021 um 16.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45078

„Den größten Wortschatz hat das Englische. Es übernimmt von jeher gern Wörter aus anderen Sprachen und hat deshalb für ein und dasselbe Ding und Tun viele Ausdrücke. Ganz anders das Französische. Dort werden für neue Dinge auch neue Wörter kreiert und so Mehrfachbezeichnungen unterbunden.“ (Aus dem Brockhaus-Kalender „Was so nicht im Wörterbuch steht“ 2020)

Nachts ist es kälter als draußen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.01.2021 um 06.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45068

Kein Tag, an dem die Medien nicht von Chaos reden: Schnee, Impfen, Schule...

Das ist der Fluch der Unterhaltungsindustrie, und er ist vielleicht gefährlicher als die Unwahrheiten der "Lügenpresse": Ein Impfschaden in Alaska nimmt mehr Platz ein als eine Million Impfnutzen in Mitteleuropa.
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 18.01.2021 um 23.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45054

Wenn die jetzigen Maßnahmen nicht die erhoffte starke Senkung der Corona-Fallzahlen gebracht haben, muß man nicht auf die Idee kommen, wieder zu öffnen, weil es ja ohnehin nichts bringt.

Man könnte auch folgern, daß es schlicht die falschen Maßnahmen waren. Evtl. wäre die Rücknahme der aktuellen Regeln und das Einführen anderer (durchaus schmerzhafter) Einschränkungen viel wirksamer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2021 um 07.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45051

Angesichts der immer noch hohen Infektions- und Sterbezahlen folgern manche, die (milden) Maßnahmen hätten nichts gebracht. Jedes Kind sagt sich, daß es ohne die Maßnahmen zweifellos viel schlimmer stünde. Nicht so die Querdenker: „Wann lockern wir endlich?“ (17.1.) „Die Realität schreit nach dem sofortigen Ende des Lockdowns“ (18.1.) So geht das den ganzen Tag. Über die Folgen braucht man sich nicht zu wundern.

Bei „Tichy“ schreibt einer:
In die Geschichtsbücher wird „Lockdown“ als Code für Staatsversagen eingehen

Das müßte dann aber für nahezu alle Staaten der Erde gelten. Ein anderer meint, die Merkeldiktatur halte Corona am Köcheln, um sich das Herrschen einfacher zu machen usw. Die beschränkte Sicht auf Deutschland ist typisch für die Blase. (Vgl. auch dies: https://www.tichyseinblick.de/tichys-einblick/merkels-corona-runde-deutschland-abwracken/) Nur wenn es den großen Trump zu verherrlichen gilt, schauen sie auch mal über die Grenze.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.01.2021 um 07.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45012

Wenn eine "Priorisierung" beim Impfen verfassungswidrig ist, müssen alle gleichzeitig geimpft werden. (Auf die Plätze, fertig, los!)
Oder man würfelt. Juristen...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2021 um 10.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#45000

Ich bin erst jetzt auf die Youtube-Beiträge des trefflichen Martin Moder zur Corona-Impfung gestoßen. Ein gutes Beispiel, wie man mit sehr geringen Mitteln, aber sorgfältig gewählten Worten Aufklärung betreiben kann.
Moder äußert immer wieder Verständnis für die Bedenken der Laien, aber dann setzt er zu einer Erklärung an, die eigentlich jedem die notwendigen Kenntnisse vermitteln sollte, um sich ein realistisches Bild zu machen. Besonders wirkungsvoll finde ich die Einführung einer Denkfigur, die schon Platon entwickelt hat: Angenommen, die Aminosäure-Folgen des Impfstoffs würden aufgrund ihrer (sehr geringen!) Ähnlichkeit mit gewissen Hormonen unfruchtbar machen – dann müßten wir bei jedem Schnupfen, jeder Grippe usw. längst unfruchtbar geworden sein.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.01.2021 um 04.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44974

Man kann es natürlich auch von einer anderen Seite her betrachten. Den »Unrechtsgehalt« des Verhaltens könnte man daran messen, in welchem Maße jede einzelne der beteiligten Personen potentiell zur Ausweitung des Infektionsgeschehens beiträgt. Demnach nehmen die beiden Personen des Haushalts A mit ihrem Verhalten das Risiko in Kauf, daß 1 haushaltsfremde Person infiziert wird, denn das Risiko, daß sie sich gegenseitig anstecken, steigt durch das Treffen mit dieser Person nicht. Die Person des Haushalts B riskiert dagegen, daß sie 2 Personen ansteckt. Zusätzlich riskiert jeder der Beteiligten, bei dem Treffen selbst infiziert zu werden: die beiden Personen aus Haushalt A durch die Person aus Haushalt B und die Person aus Haushalt B durch eine der Personen aus Haushalt A. Unter dem Strich beschwört die Person aus Haushalt B damit ein höheres Risiko herauf als jede der beiden Personen aus Haushalt A. Da aber die Personen aus Haushalt A als Einheit aufgefaßt werden, könnte man ebensogut fordern, daß ihr Anteil addiert werde, usw. usf.

Allerdings dürften dem Virus all diese Überlegungen ziemlich egal sein und müßte eine zweckmäßige Regelung doch darauf abzielen, bestimmte Situationen als solche zu tolerieren oder zu unterbinden.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.01.2021 um 03.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44973

Allerdings wäre die Vorschrift bei dieser Auslegung meines Erachtens unsinnig, wenn sie die Eindämmung des Infektionsgeschehens zum Zweck haben soll. Wenn drei Personen gemeinsam eine als gefährlich anzusehende Situation herbeiführen, kann nicht nur eine von ihnen dafür bestraft werden. Aus Haushalt A riskieren, um in diesem Beispiel zu bleiben, 2 Personen, durch das Treffen mit einer Person aus einem anderen Haushalt infiziert zu werden, während umgekehrt aus Haushalt B nur 1 Person sich diesem Risiko aussetzt, wenngleich dieses Risiko insofern größer ist, als sie mit 2 Personen Kontakt hat. Rein theoretisch hebt sich das gegenseitig auf. In der Praxis ist es natürlich komplizierter. Wenn etwa die beiden Personen aus Haushalt A praktisch nie aus dem Haus gehen und seit Wochen symptomfrei sind, ist das Risiko der Person aus Haushalt B ungleich geringer als das der Personen aus Haushalt A, wenn die B-Person im Alltag viel mehr Kontakt zu anderen Menschen hat.

Die von mir zitierte Formulierung stammt aus einer Bekanntmachung vom 6. Januar und beschreibt eine Veränderung gegenüber den Regelungen der Elften Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung vom 15. Dezember 2020. Ich vermute, daß es um § 4 geht. Die Begründung zu dieser Änderung bleibt abzuwarten.

Ähnliche Unklarheiten gibt es übrigens auch hier in Holland, etwa bei der Interpretation des Wortes »groep« im Sinne entweder einer Gruppe von ≥ 2 Personen oder des Besuchs von ≥ 1 Person.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.01.2021 um 00.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44972

Ich verstehe es so:

Der gastgebende Haushalt mit beliebig vielen Personen (auch wenn es ein Einpersonenhaushalt ist) darf einen einzelnen Gast einlassen und beherbergen, der Gast darf kommen. Keiner kann bestraft werden.

Außerhalb der Wohnung dürfen sich beliebig viele Personen (1 oder mehr) eines Haushaltes mit nur einer Person eines anderen Haushaltes treffen. Treffen sich 2 Einzelpersonen aus verschiedenen Haushalten, ist also alles gut.

Treffen sich zwei oder mehr Personen eines Haushaltes mit einer Einzelperson eines anderen Haushaltes, ist für die erstere Gruppe auch alles in Ordnung. Die Einzelperson zahlt jedoch eine Ordnungsstrafe, da sie gegen die Auflage verstößt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.01.2021 um 18.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44971

(mit = zuzüglich)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.01.2021 um 18.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44970

»Private Zusammenkünfte werden nur noch im Kreis der Angehörigen des eigenen Hausstandes und mit maximal einer weiteren nicht im Haushalt lebenden Person gestattet.« (https://www.bayern.de/bericht-aus-der-kabinettssitzung-vom-6-januar-2021/)

Wenn Sie und Ihre Frau etwas zusammen unternehmen, ist das eine »Zusammenkunft im Kreis der Angehörigen des eigenen Hausstands«. Wenn Ihre Tochter dazustößt, ist sie die »weitere nicht im Haushalt lebende Person«. Ihrer Tochter allein stellt aber keine Zusammenkunft dar, deshalb ist diese Vorschrift auf sie insoweit nicht anwendbar.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.01.2021 um 17.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44969

Heute sind meine Frau und ich mit unserer Tochter spazierengegangen: mit einer Person aus einem anderen Haushalt, das war korrekt.

Unsere Tochter ist mit uns spazierengegangen: zwei Personen aus einem anderen Haushalt, das war nicht korrekt.

Wer hilft weiter?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.01.2021 um 07.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44943

Wie schon bemerkt: Wenn die Lokalpresse berichten muß, daß eine Autofahrer einen Fußgänger oder Radfahrer verletzt oder getötet hat, liefert sie die Entschuldigung ziemlich regelmäßig mit. Das sieht dann so aus:

In Erlangen ist am Donnerstag eine Frau beim Überqueren einer Straße schwer verletzt worden. Ein Autofahrer hatte die 86-Jährige, die mit einem Rollator unterwegs war, beim Abbiegen übersehen.
Es war der 31. Dezember gegen 10 Uhr vormittags, als es an der Ampelkreuzung in der Weisendorfer Straße in Erlangen zu einem folgenschweren Verkehrsunfall mit einer Fußgängerin kam. Vermutlich durch die tief stehende Sonne übersah ein Pkw-Fahrer beim Abbiegen nach links eine Fußgängerin mit ihrem Rollator.

(nordbayern.de 1.1.21)

Jeder Leser – also Autofahrer – wird dafür Verständnis haben. Die tiefstehende Sonne ist der beliebteste Grund fürs Übersehen. Ersatzweise ist die Straße glatt. Na ja, und 86 mit Rollator auf der Straße, das ist ja auch ein bißchen schräg.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2020 um 16.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44929

Bauern blockieren ALDI-Lager, weil ALDI die Butterpreise senkt.

Politiker verordnen Mietdeckel, weil vielen die Wohnung zu teuer wird.

In der Schule haben wir etwas anderes gelernt. Es gibt zu viel Milch und zu wenige Wohnungen (regional). Die logische Reaktion wäre, etwas anderes zu produzieren und mehr Wohnungen zu bauen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.12.2020 um 06.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44914

Zur naiven Theorie des Problemlösens:

„Das Beispiel einer Löwin, die eine Beute geschlagen hatte und ihre Jungen heranholen wollte, zeigt ihre Grenzen der Problemlösungsfähigkeit: Nachdem sie das erste Junge zur Beute gebracht hatte und auf dem Weg war, das zweite zu holen, erkannte sie die Gefahr durch einen sich nähernden Leoparden. Die konkurrierenden Tendenzen, das zweite Junge heranzuholen und das gefährdete Junge nicht alleine zu lassen, ließ sie eine halbe Stunde einige Meter hin- und herlaufen, bis ihr Abstand zum Jungen so groß war, daß der Leopard es angreifen und töten konnte. Das Schwanken zwischen den beiden Tendenzen zeigt zwar, daß die Löwin das Problem erkannte – der richtige Schluß, das Junge wieder mitzunehmen, war ihr jedoch nicht zugänglich.“ (https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/problemloesung/53788)

Es ist fraglich, ob man hier sagen kann, die Löwin habe „das Problem erkannt“. Ihr schwankendes Verhalten kann als Ergebnis der „konkurrierenden Tendenzen“ beschrieben werden, d. h. verschiedener Verhaltensimpulse, von denen je nach Situation einmal der eine, dann wieder der andere überwog. Ein Mensch würde die möglichen Folgen seine Entscheidung "bedenken" – erst dadurch würde es begrifflich überhaupt diese „Entscheidung“ und den „richtigen Schluß“ geben. Das bedeutet nicht unbedingt, daß der Mensch das Problem in Worte fassen müßte; solche Problemlösungen können auch zur Routine geworden sein und dann „intuitiv“ erfolgen. Erst wo eine sprachliche Begleitung immerhin möglich wäre, sollte man vom „Willen“ sprechen.

Wir sind anders als Computer nicht besonders gut im Lösen von kombinatorischen Aufgaben nach Art des „Flußüberquerungsrätsels“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Flussüberquerungsräsel). Mark Twain hat daraus seine humoristische „Story without an end“ gemacht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.12.2020 um 05.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44908

Biontech-Impfstoff (deutsche Medien) = Pfizer vaccine (US-Medien)

Natürlich verdienen viele an der Krankheit und sollen es auch. Im November hieß es zu Biontech:

Impfstoff-Hoffnung schickt Zalando, Delivery Hero, Hellofresh, Dräger auf Talfahrt

Das sind Aktien von Unternehmen, die von einer langdauernden Seuche profitieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.12.2020 um 05.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44907

In der ZEIT wird Trump gelobt: „Die schnelle Lieferung des Corona-Impfstoffs ist auch das Verdienst des Noch-Präsidenten.“ (Heike Buchter, 21.12.20)

Das entspricht dem Selbstbild Trumps: "Die Chinesen haben die Seuche in die Welt gesetzt, wir beenden sie."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.12.2020 um 05.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44904

Ich hatte schon meinen Eindruck erwähnt, daß die Kulturschaffenden aufgrund ihres privilegierten Zugangs zu öffentlichen Auftritten (zum Feuilleton, grob gesagt) in der Corona-Krise überproportional zu Wort kommen. Meiner Frau fällt seit langem auf, daß danach gleich die Gastwirte kommen. Keine Zeitung, die nicht alle drei Tage Gastwirte interviewt. Nichts gegen Gastwirte, aber wir kennen auch viele andere Leute, die schwer zu knapsen haben.

Ich selbst fühle mich bei dem Thema nicht wohl, weil ich als Beamter zwar keine Reichtümer anhäufen konnte, aber insgesamt doch unverschämt gut versorgt bin, gerade im Ruhestand und bei meinen geringen Ansprüchen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.12.2020 um 01.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44903

Fragt sich nur, was der Bürgermeister und vielleicht auch DER SPIEGEL genau mit "wagemutig" meinten bzw. ob ihnen die Doppeldeutigkeit überhaupt bewußt war: Ist es Wagemutigkeit in bezug auf die Krankheitsrisiken oder ist es Wagemutigkeit in bezug auf die drohende Strafe für den Auflagenverstoß?
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 23.12.2020 um 23.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44902

Ich möchte beispielhaft zwei Aussagen aus dem neuen SPIEGEL zitieren, die den meinen entsprechen. Jeweils Einschätzungen aufgrund von Lebenserfahrung und Beobachtungen.

Ein Gastronom sagt: "Was wir in diesem Jahr an Pleiten erlebt haben, ist erst der Anfang. Im Januar und Februar wird es Insolvenzen rieseln wie Nadeln von Ihrem trockenen Tannenbaum, den Sie nach Weihnachten vor die Tür stellen."

Ein Bürgermeister sagt: "Es zeigt sich […], dass viele junge Menschen oder Berufsjugendliche es für besonders wagemutig halten, gegen die Corona-Auflagen zu verstoßen."

Ich finde, man muß nur die Fakten ansehen und mit ein wenig Realismus eins und eins zusammenzählen. Wir werden ja im neuen Jahr sehen, ob oder wo ich falsch gelegen habe. Melde mich dann wieder.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2020 um 05.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44899

Kann alles sein. Oder auch nicht.

Jeder kann Vorschläge machen und sehen, ob er damit durchkommt. Einfach ist es nicht.

Das gilt auch für die Impfpläne. Jeder läßt sich kritisieren, und wenn nun noch gefordert wird, jedesmal die Parlamente zu beteiligen, geschieht erst mal gar nichts.

Übrigens: Ich hole mir in der Apotheke kostenlos drei Masken, die der Staat – wahrscheinlich viel zu teuer, wie man hört – den Apothekern bezahlt. Das ist eine sinnlose Verschleuderung von Steuergeld, weil die meisten Leute genau wie ich die Masken auch selbst bezahlen können und nicht gerade in der Apotheke mit ihren sprichwörtlichen Preisen kaufen müßten. Und mit drei Masken, die nicht mal gewaschen werden können, kommt man ja auch nicht weit. Wir hatten uns ohnehin einen Vorrat angelegt – nach der Anfangszeit mit den selbstgenähten.

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Nachtrag: Auf der zweiten Seite der SZ werden heute die deutschen Corona-Maßnahmen ausführlich erörtert und bewertet, auch vergleichend. Dazu ein Artikel über die Schuldenaufnahme. Ganz lesenswert.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 23.12.2020 um 01.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44898

Die Insolvenzen kommen größtenteils erst in 2021, diese Zahlen haben wir noch nicht. Die Annahme einer großen Pleitewelle drängt sich aber auf. Die meisten Unternehmen müssen schon in normalen Zeiten knapp kalkulieren. Wenn dann monatelang das Geschäft tot ist, aber ein erheblicher Teil der Kosten weiterhin anfällt (Mieten!), geht vielen von ihnen die Luft aus. Hinzu kommt in vielen Fällen, daß das Geschäft nach einer langen Zwangsschließung nicht gleich wieder aufblühen kann, das Minus in der Kasse also weiterhin zunehmen würde. Wie viele Pleiten es am Ende sein werden, wird auch davon abhängen, ob die Geschäfte ab Mitte Januar wieder öffnen dürfen. Ich gehe nicht davon aus, weil die Politiker damit ja eingestehen würden, daß die bisherigen Schließungen und das Abwürgen des Weihnachtsgeschäfts nicht hätten sein müssen. Fehler zugeben ist nicht ihr Ding.

Das pauschale "Kontakte reduzieren!" sei bestimmt besser? Wenn damit keine größeren Schäden verbunden wären, dann ja, aber doch nicht, wenn man damit einen Teil der Wirtschaft ruiniert und zig Milliarden Euro Schäden anhäuft. Dann kann und muß man doch abhängig vom Risiko abwägen. Gastronomie und Bars schließen ja. Ausgangssperre ja (solange die Inzidenzen hoch sind), weil dann weniger private Treffen zu Hause. Aber wieso den normalen Einzelhandel schließen, wenn er mutmaßlich nicht einmal ein Prozent zu den Neuinfektionen beisteuert?

In einem Geschäft hat man keinen physischen Kontakt, man trägt zusätzlich Maske, man spricht meist nur an der Kasse ein paar Wörter oder gar nichts. Dies unter dem Motto "Kontakte reduzieren!" in einen Topf zu werfen mit den privaten Treffen zu Hause, wo man ohne Maske endlos plaudert, lacht und sich anhustet, teilweise auch mit Hautkontakt, teilweise enthemmt durch Alkohol, das finde ich grotesk und höchst ungerecht.

"Vor einigen Wochen dämmerte vielen Unternehmen, daß ein kurzer scharfer Lockdown (mit Hilfen) besser zu überstehen ist als das Hin und Her mit seiner fatalen Folge der Unplanbarkeit."

Ja, das war die Idee. Der Lockdown ist bezogen auf den Einzelhandel nun scharf, aber er wird nicht kurz und auch nicht erfolgreich sein. Von wegen Planbarkeit: Anders als geplant wird man den Lockdown (meine Vermutung) immer weiter verlängern. In anderen Ländern sieht man: Nach dem Lockdown ist vor dem nächsten Lockdown, und es ist zu erwarten, daß im Winter daraus ein Dauer-Lockdown wird.

Der Clou: Vor lauter Lockdown werden sich viele Millionen junge Leute zuzüglich junggebliebene Ältere um so mehr an jedem Wochenende zu Hause mit ihren Freunden treffen und ihre Viren austauschen, bis es im Frühling wieder wärmer wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2020 um 17.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44895

Ich stimme Ihnen in vielem zu. Ohne Zahlen kann man allerdings nicht viel sagen.

Was mir durchweg fehlt, ist ein Blick in erfolgreichere Länder.

Warum die Geschäfte? Meiner Ansicht nach wäre eine Auffächerung nach Risiken zu kompliziert und würde den Beigeschmack der Willkür nicht beseitigen. Das pauschale "Kontakte reduzieren!" ist bestimmt besser.

Vom Ruinieren und Vernichten von Existenzen liest man viel, aber gibt es Zahlen? Wie wirken die Staatshilfen?

Vor einigen Wochen dämmerte vielen Unternehmmen, daß ein kurzer scharfer Lockdown (mit Hilfen) besser zu überstehen ist als das Hin und Her mit seiner fatalen Folge der Unplanbarkeit.

Die Schulen wurden offengehalten unter dem Vorwand der Bildung, in Wirklichkeit wegen der Unterbringung der Kinder berufstätiger Eltern. Das hätte man offener handhaben können.

Natürlich dauert es, bs man die Folgen der neuen Beschränkungen sehen kann, aber ich glaube ziemlich stark, daß sie kommen werden. Es hätte ja auch jetzt schon noch viel schlimmer kommen können. Unter "exponentiellem Wachstum kann sich der Mensch leider oft nichts vorstellen.

In der rechten Blase rechnet man vor, daß es keine Corona-Pandemie gibt, daß es mehr freie Intensivbetten gibt als vor der nichtexistenten Krise, daß Impfungen nicht in Frage kommen usw. (https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/lockdown-ohne-wirkung-antworten-auf-die-echten-probleme-in-der-warteschleife/)
Wenn man Familienmitglieder hat, die in der Klinik arbeiten, möchte man solche frivolen Hetzer gleich erwürgen.

Die größten Schäden werden unterhalb der Kriminalitätsschwelle angerichtet.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 22.12.2020 um 11.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44894

Noch mal zu Corona. Ich möchte meine Prognose aktualisieren. Inzwischen haben wir ja einen härteren Lockdown, aber die Zahlen gehen immer noch nicht herunter. Ich nehme an, daß es noch etliche Wochen lang dabei bleiben wird.

Mit der Lockdown-Politik sollte das Ziel erreicht werden, die Inzidenzwerte wieder deutlich unter 50 zu drücken, um Nachverfolgung wieder zu ermöglichen. (Frage: Warum gingen denn die Inzidenzwerte jemals über 50 hinaus, wenn doch zuvor die Nachverfolgung angeblich die Beherrschung ermöglicht hat?) Momentan ist der landesweite Durchschnitt bei rund 200. In Sachsen liegt der Durchschnittswert bei über 400 und überschreitet den vermeintlich noch erreichbaren Zielwert schon etwa zehnfach.

Aktuell schreibt Karl Lauterbach auf Twitter: "Die 2. Welle muss konsequent beendet werden. Zielwert sollte bei 25 Inzidenz liegen. [...] Es wird darauf ankommen, Lockdown nicht zu früh zu beenden. [...] Jetzt können wir noch einmal die Kontrolle gewinnen. Das sollte Strategie sein."

Ähnlich reden andere Experten und Politiker. Meine Meinung: Das ist völlig unrealistisch, und das hätte auch von vornherein ziemlich klar sein müssen. Die Lockdowns von Geschäften bringen nämlich nahezu überhaupt nichts. Warum? Weil die Übertragungen größtenteils gar nicht dort stattfinden. Wäre es anders, dann hätten wir längst ein sehr großes Übergewicht bei Infektionen unter den Verkäufern in den Geschäften, weil sie sich in der Summe vielleicht 50mal länger an diesen vermeintlich gefährlichen Orten aufhalten als die Kunden, die zwei- oder dreimal pro Woche für fünf bis zehn Minuten in ein Geschäft hineingehen. (Außerdem nehmen die Verkäufer wahrscheinlich in den Arbeitspausen die Maske ab, wenn sie in kleinen Gruppen etwas trinken oder essen, wodurch sich Ansteckungen längst multipliziert haben müßten.) Also, wo ist bitte der Nachweis einer massiv erhöhten Inzidenz beim Personal im Einzelhandel? Genau dieser hätte eine ernstzunehmende Grundlage für einen Lockdown der Geschäfte sein müssen, aber man hat, soweit ich weiß, nichts dergleichen gehört und gelesen.

Es ist doch völlig klar, daß der größte Teil der Ausbreitung im privaten Bereich stattfindet, wo in der Regel gar keine Masken getragen werden (und dann zum Beispiel in Altenheimen, sobald das Virus dort angekommen ist). Wenige Hochzeiten, Partys oder Gottesdienste mit zahlreichen Teilnehmern haben ausgereicht, ganze Landkreise zum Hochrisikogebiet zu machen. Wenn man nun alle privaten Treffen in Deutschland zusammenzählt, wie sie täglich stattfinden, sind das insgesamt vielleicht so viele Kontakte wie bei zehntausend Hochzeiten oder Partys oder Gottesdiensten.

Wie soll denn da eine Eindämmung gelingen? In die privaten Räume kommt die Politik nicht hinein. Damit es wenigstens so aussieht, als ob man so viel wie möglich zur Eindämmung tut, werden stattdessen die Geschäfte geschlossen und damit massenhaft Existenzen ruiniert. Das ist Symbolpolitik mit der Folge exzessiver Schäden. Nicht viel klüger als ein Schildbürgerstreich.

Wenn man aber die Statements von Lauterbach et al. liest oder hört, sieht es ja so aus, als glaubten diese Experten und die Politiker immer noch, die Zahlen ließen sich noch erheblich nach unten drücken (auf Inzidenzen unter 50).

Ich wette dagegen: Es wird nicht so kommen. Wenn die Schulen monatelang geschlossen werden, könnte das etwas Erleichterung bringen (aber Politiker wie Giffey können es nicht erwarten, sie wieder zu öffnen). Unabhängig davon glaube ich, daß wir erst dann wieder dauerhaft weniger als 20.000 Infektionen pro Tag haben werden, wenn ein relevanter Teil der Bevölkerung geimpft wurde (erster Effekt: starker Rückgang der Infektionen etwa in Seniorenheimen) und zugleich das Wetter wieder wärmer wird, also etwa ab März 2021.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2020 um 18.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44883

Herr Riemer hat mir sogar geholfen, den Text wiederzufinden. Aber ich habe mich entschieden, das Thema nicht weiterzuverfolgen. Herr Riemer weiß, wie sehr ich ihn schätze – und daß ich in dieser Frage völlig anderer Meinung bin.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 20.12.2020 um 11.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44881

Er war da, ich habe ihn gelesen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2020 um 10.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44880

Ich hatte hier einen Kommentar eingetragen, der auch angenommen war, dann aber mysteriöserweise wieder verschwand.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.12.2020 um 01.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44876

Nach einem abgenutzten Spruch ist das Glas halb voll oder halb leer, wie man will, denn beides bedeutet gleich viel.
Ebenso ist es mit den Corona-"Fallzahlen". Dreißigtausend Infizierte pro Tag beunruhigen uns, aber daß sich jeden Tag nur einer von je dreitausend ansteckt, was dasselbe ist, hört sich weniger aufregend an. Deshalb sagt es niemand. Über 25000 Corona-Tote - oh mein Gott! -, aber daß seit März nur einer von je 40 Verstorbenen in Deutschland mit Corona infiziert war und somit VIELLEICHT an Corona gestorben ist, was wiederum dasselbe ist, klingt wieder ziemlich langweilig. Deshalb sagt auch das niemand.

Bei dem tagtäglichen Medien-Bombardement mit neuen "Höchstwerten" über Corona-Infizierte und -Tote ist es kein Wunder, daß ein Großteil der Bevölkerung glaubt, die Zahlen seien mittlerweile extrem hoch, daß sie in Angst leben und den wirtschaftlichen Lockdown gutheißen. Kaum jemand rechnet nach, niemand bedenkt, daß wir ein Volk von 83 Millionen sind!

Im Durchschnitt der letzten vier Jahre (2016-19) sind jährlich insgesamt rund 934000 von 83 Mio. Einwohnern gestorben, d.h. pro Jahr stirbt 1,1% der Bevölkerung. Und zwar sowieso. Das ist sozusagen das durchschnittliche allgemeine Lebensrisiko.
Stand heute (1471238 Infizierte, 25640 Tote) beträgt die Wahrscheinlichkeit, "an oder (im Zusammenhang) mit" Corona zu sterben, wenn man sich einmal infiziert hat, durchschnittlich 1,7%. Bedenkt man dazu, daß mit Sicherheit nicht alle Infizierten entdeckt werden und daß nicht alle mit Corona infizierten Toten ursächlich auch an Corona sterben, dann liegt die tatsächliche Corona-Sterberate statt bei 1,7% noch näher am allgemeinen Lebensrisiko von 1,1%. Das Sterberisiko für einen an Corona Infizierten ist also kaum höher ist als das Risiko für einen beliebigen Nichtinfizierten, innerhalb des betreffenden Jahres an irgendeiner anderen Ursache zu sterben.
Beide Risiken (Raten) haben gemeinsam, daß sie in jungen Jahren weit unter dem genannten (fast gemeinsamen) Durchschnitt liegen und im höheren Alter weit darüber.

https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Corona/Gesellschaft/bevoelkerung-sterbefaelle.html zeigt die Übersterblichkeit in diesem Jahr über dem Durchschnitt von 2016 bis 2019. Übers Jahr bis Ende November lag sie nur um 2 bis 3% höher. Bis Ende Dezember könnte sie noch etwas steigen.

Soweit die nackten Zahlen, bis hierher habe ich keine Meinung geschrieben.

Allerdings gibt es einen scheinbaren Widerspruch mit diesen Zahlen. Wenn insgesamt nicht mehr Menschen sterben als in anderen Jahren, woran liegt es dann, daß die Krankenhäuser so voll sind, daß Ärzte und Pfleger an der Leistungsgrenze arbeiten, daß schon von drohender Triage die Rede ist? Hierzu gibt es leider keine genaueren Zahlen. Warum nicht, RKI? Ich kann also dazu nur Mutmaßungen anstellen.

Corona war eine neue, mystische, weil aus China stammende, Krankheit. Sofort sprangen sensationsgierige Medien auf und zählten jeden einzelnen Krankheits- und Todesfall. So etwas gab es bei noch keiner anderen Krankheit. Daraus entwickelte sich eine Hysterie, die jetzt nicht mehr zu stoppen ist. Früher starben sehr alte Menschen mit schwerer Grippe zu Hause oder im Heim. Jetzt werden 80- und 90jährige auf Intensivstationen gequält. An allem darf gestorben werden, nur nicht "im Zusammenhang mit" Corona. Schließlich stirbt die Hälfte von ihnen doch, denn für einen 80jährigen genügt nun mal schon ein leichter Wind, es braucht gar keinen Sturm mehr. Kein Wunder also, daß die Krankenhäuser ächzen, obwohl die Gesamtsterblichkeit gar nicht steigt. Corona ist gefährlich, aber nicht so, wie behauptet wird. Und wir gehen, auch wegen der Panik, völlig falsch mit der Krankheit um.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.12.2020 um 08.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44869

Im nordrhein-westfälischen Landtag rät Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), keine Weihnachtsgeschenke online zu bestellen. Außerdem kündigt er an, in welchem Bereich seine Regierung zuerst den harten Lockdown beenden werde.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet hat dazu aufgerufen, nach Möglichkeit auf das Bestellen von Geschenken bei Onlinehändlern zu verzichten. Stattdessen solle man einen Gutschein ausstellen, der im kommenden Jahr eingelöst werden könne. Er jedenfalls werde das so machen, sagte der CDU-Politiker am Dienstag in einer Unterrichtung des Landtags in Düsseldorf.
Laschet verwies auf mittelständische Geschäfte, denen das überlebenswichtige Weihnachtsgeschäft entgehe. Stattdessen würden die Geschenke jetzt online bestellt, bei Konzernen, „die in Europa keinen Cent Steuern zahlen“. Ein deutlicher Seitenhieb in Richtung Amazon.


Die Versäumnisse der Steuergesetzgebung können nicht durch Boykottaufrufe an die Verbraucher ausgeglichen werden.
Amazon vertreibt und vermittelt unzählige in Deutschland hergestellte Produkte, auch kleine deutsche Anbieter, von Gärtnereien bis zu Antiquariaten.
Amazon beschäftigt in Deutschland 20.000 Mitarbeiter, hat 120.000 zusätzliche Arbeitsplätze bei anderen Anbietern geschaffen.
Dem Kandidaten Laschet fehlt der Überblick. Ich bestelle natürlich weiterhin bei Amazon. (Wenn es denn schon konventikelhafte Bekenntnisse sein müssen...)

Übrigens – auch Laschet spart Steuern, anders als Amazon sogar auf unerlaubte Weise: „2009 veröffentlichte Laschet das Sachbuch Die Aufsteigerrepublik. Zuwanderung als Chance, wobei er auch Unterstützung von Mitarbeitern des Ministeriums in Anspruch genommen hatte. Das Honorar spendete er und machte die Spende in seiner Steuererklärung geltend, ohne das Honorar als Einnahmen angegeben zu haben.“ (Wikipedia)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.12.2020 um 05.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44868

Das Risiko, sich im Familienkreis mit Corona anzustecken, beträgt überraschenderweise nur 16,7 Prozent. Und ich hatte gedacht, es wären 18,2 Prozent.

Pornhub löscht 9 Millionen Videos. Ein Anbieter will mir 40 Millionen Songs zum Runterladen zugänglich machen. Mir schwirrt der Kopf.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.12.2020 um 19.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44861

Trump behauptet fast täglich, er habe mehr Stimmen als vor vier Jahren gewonnen und könne daher die Präsidentenwahl nicht verloren haben. Er übersieht, daß sein jetziges Ergebnis nicht an seinem früheren gemessen wird, sondern an dem seines Konkurrenten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.12.2020 um 07.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44851

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#26957 usw.

Die beste Kritik an "Gedankenexperimenten" und überhaupt an der "Theorie des Geistes" ist dies:

Kathleen V. Wilkes: Real people. Personal identity without thought experiments. Oxford 1988.

Viel zu wenig beachtet.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.12.2020 um 01.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44806

zu #44737:

Lieber Prof. Ickler, ich wünschte, Sie hätten die gerade im ZDF zu Ende gegangene Talkshow mit Markus Lanz (Der Talk vom 3. Dezember) gesehen, besonders die zweite Hälfte bis zum Schluß. In der ZDF-Mediathek kann man sie noch abrufen.

Und dann würde es mich sehr interessieren, ob Sie immer noch sagen, ich hätte übertrieben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.12.2020 um 05.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44801

Wenn die Kritiker des Energiewandels recht hätten, müßten wir schon längst mit dicken Pullovern in dunklen kalten Zimmern sitzen. In Wirklichkeit haben wir seit Jahrzehnten keine Sekunde Stromausfall gehabt, wie er noch in meiner Kindheit nicht selten war (weshalb immer Kerzen bereitlagen; der Grund war aber schon damals nicht Energiemangel, sondern ein marodes Netz und andere Verteilungsprobleme).

Im faulen Zauber der Zahlen habe ich manchmal das Bedürfnis, auf die Tatsachen zurückzukommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.12.2020 um 05.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44787

Ich weiß schon, wie es gemeint ist, wollte aber auf die Diskrepanz hinweisen zwischen der groß aufgemachten Meldung und dem Kleingedruckten, typisch für so manchen Bericht aus den Wissenschaften.

Der Mensch ist offensichtlich ein Allesfresser. Wenn er sich einseitig ernährt, aber für Ausgleich sorgt, ist alles wieder gut. Wer hätte das gedacht!

Gerade lese ich von der Weltsensation einer Erklärung für die Dunkle Energie im Weltraum; am Ende sind alle Fragen weiterhin offen, und wir sind so klug als wie zuvor.

Ob eine Tageszeitung eine Chance hätte, die keine Unterhaltung brächte? Also keinen Sport, keine Theater- und Romanbesprechungen, keinen Promiklatsch?
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 30.11.2020 um 17.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44786

„Wenn man es richtig macht, macht man es nicht falsch, das leuchtet ein.“

Die Formulierung mag tautologisch klingen, aber gemeint ist doch wohl die Möglichkeit einer adäquaten veganen Kinderernährung. American Academy of Pediatrics: „[The AAP] recommends that your child only be on this diet after consultation with your pediatrician or health care provider. It is possible to have a child on a safe vegan diet, but it should be done carefully. There are critical vitamins and minerals which can be deficient in a vegan diet, particularly vitamin B12, vitamin D, iron, vitamin A, calcium, zinc, and riboflavin.“ Siehe auch meinen Kommentar hier: https://www.zoeharcombe.com/2020/01/is-veganuary-healthy/#comment-84562

Anderes Thema: Auf Massengeschmack-TV wurde kritisch über einen „Beitrag, der zu Recht wieder einmal die Gamingszene auf die Palme brachte“, gesprochen. Gemeint ist hier eigentlich „wegen dessen die Gamingszene zu Recht auf die Palme ging“. Oder sind beide Formulierungen möglich (und mehrdeutig)?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.11.2020 um 04.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44764

Der Vitamin-D-Apostel Prof. Jörg Spitz wirkt sehr vertrauenerweckend. Ich habe seinen Vortrag (Youtube) nur bis zu der Stelle gehört, wo er dem RKI und anderen offiziellen Autoritäten unterstellt, die Volkskrankheit Vitamin-D-Mangel wider besseres Wissen zu verschweigen. Solches Verschweigen und Verharmlosen kommt vor, wo der Staat einem Mißstand nicht oder nur zu hohen Kosten abhelfen kann oder unter dem Druck einer starken Lobby steht (wie Verkehrs- und Landwirtschaftsminister). Aber die Pharmalobby, die hier in Betracht kommt, müßte doch im Gegenteil ein starkes Interesse am Verkauf von Vitamin-D-Präparaten haben. Wenn schon Verschwörugstheorie, dann auch richtig!

Nicht überzeugend kommt mir auch vor, daß die Sonne mindestens 45 Grad hoch stehen müsse, damit überhaupt Vitamin D in der Haut gebildet werden kann. Im Winter wird also gar keins (das drückt Spitz gleich in mehreren Sprachen aus) gebildet. So steht es auch im Wikipedia-Artikel, wo man aber im übrigen abwägende Informationen findet.
Grundsätzlich muß man unterscheiden zwischen einem theoretisch errechneten Mangel und dem wirklichen Auftreten von Mangelerscheinungen. So wird auch bei Wikipedia zugegeben, daß Schwarzafrikaner durchweg zu wenig Vitamin D haben und zugleich eine höhere Knochendichte als Weiße. Ein Wunder der Natur. (Es gibt auch einen verbreiteten Eisenmangel ohne Eisenmangelerscheinungen.) Die Kinder spielen angeblich immer weniger draußen, trotzdem kommt Rachitis kaum noch vor (nicht alle Schwangeren bekommen Vitamin-D-Supplemente).
Je mehr man darüber liest, desto mehr beeindrucken die Unsicherheiten; desto weniger leicht greift man aber auch zu den Präparaten, denen mehr und mehr wundertätige Wirkungen zugeschrieben werden, jetzt sogar gegen Corona.

In einem Bericht der SZ über Kinderernährung wird dargelegt, daß vegetarische und sogar vegane Ernährung Kindern nicht schadet, „wenn sie richtig durchgeführt wird“ (wie es mehrmals heißt). Wenn man es richtig macht, macht man es nicht falsch, das leuchtet ein. Kronzeuge ist der „weltweit erste Professor für vegane Ernährung“ (https://www.drmarkuskeller.de/) an einem einschlägigen privaten Institut.

Je populärer das Medium, desto unbedenklicher die Verschlagzeilung, das haben wir auch bei der Rechtschreibreform gemerkt. Wissenschaftler kann das zur Verzweiflung treiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.11.2020 um 09.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44742

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#27603

Könnte ein Maler heute noch Flügel an den Schulterblättern eines Engels montieren? Bei älteren Bildern sind wir nachsichtig, aber ganz können wir uns nicht von dem Eindruck befreien, daß es sich um eine Mißgeburt von monströsem Ausmaß handelt.

Der musizierende Greis auf Poussins "Danse à la musique du temps" ist ein besonders krasses Beispiel, wird aber kaum kommentiert. Nur Hilary Spurling in ihrer Powell-Biografie stellt schlicht fest:

Their music comes from some sort of classical banjo strummed by a bald, bony, bearded old man with nothing on and a large pair of wings implausibly attached to his shoulder blades.

Trotzdem ist es ein wunderbares Bild, mit dem man sich als Leser von Powells gleichnamigem Roman immer wieder beschäftigen muß. Werde es mir an die Wand hängen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.11.2020 um 06.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44740

Ausgesorgt mit 45 – so geht’s. Finanzstrategien von Vermögenden (SPIEGEL 22.11.20)

20 Jahre arbeiten, 80 Jahre von der Arbeit anderer leben. Das ist bewundernswert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.11.2020 um 05.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44737

Von den Übertreibungen abgesehen bin ich auch der Meinung, daß man der Entstehung von kriminelllen Clans schon viel früher hätte entgegentreten müssen. Sie reicht ja einige Jahrzehnte zurück.
Daß ich mich auch der späteren blinden Begeisterung ("Refugees welcome") nicht anschließen konnte, habe ich mehrmals zum Ausdruck gebracht. Das Thema geht uns hier an, weil es einer der Schwerpunkte sprachlicher Vernebelung ist.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.11.2020 um 02.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44735

"Zwischen Null-Toleranz und Laufenlassen liegt ein weites Feld"

Es geht heute schon nicht mehr nur um dieses weite Feld, sondern um ein noch viel weiteres. Es geht schon darum, daß Polizisten bestimmte Bereiche von vornherein meiden bzw. lieber die Flucht vor erzürnten Großfamilien oder randalierenden Migrationshintergründlern ergreifen, anstatt die gesetzliche Ordnung und das Gewaltmonopol des Staates durchzusetzen. Die Polizei hat leider keine Autorität mehr, weil sie keine haben darf.

Ja, natürlich, wenn ich im Auto nicht angeschnallt bin, dann dürfen sie mich noch zur Kasse bitten. Verständnis für die Polizei habe ich jede Menge, aber eben keins mehr für Gesetzgebung und Rechtsprechung.

Eine einzelne Großrazzia wie kürzlich anläßlich des Dresdner Diamantenraubes bestätigt nur die Regel und den Fakt, daß die Polizei sich in kleineren Gruppen zu bestimmten Ereignissen nicht mehr sehen lassen darf.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.11.2020 um 07.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44728

So geringschätzig würde ich vom "sogenannten Rechtsstaat" nicht sprechen. Man sollte schon etwas Verständnis für die Polizei und die Innenminister usw. aufbringen. Wie sollten sie denn vorgehen? Zwischen Null-Toleranz und Laufenlassen liegt ein weites Feld – beides führt zur Diagnose "Abdanken des Rechtsstaats". Ganz zu schweigen vom bunten Gemisch der Demonstranten (in diesen Tagen überall zu lesen). Ich kann und will hier nicht näher darauf eingehen; das Problem ist ähnlich wie bei der Behandlung der sogenannten "Geflüchteten".

Seniorenheime (Altersheime, sagten wir früher) und Pflegeheime sind ziemlich verschieden. Es gibt hier sehr schöne, altengerechte Wohnheime. Ich habe eins näher kennengelernt, weil ein betagter Emeritus (ein einst berühmter Altgermanist) und seine Frau dort wohnten; das war richtig beneidenswert. Dort gibt es auch Konzertprogramme usw., und man stirbt nicht dauernd. Aber jetzt ändert Corona alles.

Noch eine Bemerkung nach der Zeitungslektüre: Man kann das Gerede von der "Wut" bald nicht mehr hören. Wut an sich ist ja noch nicht respektabel. Nicht zufällig stellt sich das Attribut "blind" ein.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.11.2020 um 02.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44727

Es ist leider so, daß die rechtsextremen Protestanten glauben, ihre Forderungen auf ungesetzliche Weise erzwingen zu dürfen. Das haben sie mit den Linksextremen gemeinsam, und der Staat läßt sich ständig von beiden Seiten vorführen.
Die staatliche Autorität existiert im Prinzip nicht mehr. Wenn die Polizei hart durchgreift, muß sie sich immer als erste verantworten. Das ganze Theater nennt sich dann Rechtsstaat.

In Wirklichkeit erzieht der sogenannte Rechtsstaat die Extremisten auf beiden Seiten geradezu zum gesetzlosen Handeln, weil sie wissen, daß ihnen nichts passiert. Den Schaden und die Alibi-Polizeieinsätze ("Beregnung") bezahlen schließlich nicht die Chaoten, sondern die friedlichen, demokratisch gesinnten Bürger. Jeder solche Polizeieinsatz ist eine Aufforderung an die Links- und Rechtsextremen, beim nächsten Mal noch einen draufzulegen.

Abgesehen von den Verstößen gegen die gesetzlichen Coronaauflagen, gegen die man protestieren darf, die man aber einzuhalten hat, finde ich allerdings diese Gegenüberstellung mit der Situation in dem Seniorenheim nicht überzeugend. Von den 200 Essen, so schätze ich mal, gehen vielleicht 120 an Senioren, auch weil die Pflegekräfte in Schichten arbeiten und wohl nicht alle am Essen teilnehmen. Andernorts habe ich gelesen, daß Bewohner in Pflegeheimen im Durchschnitt etwa 1 Jahr im Heim verbringen, bevor sie sterben. Bei 120 Senioren bedeutet das, daß im Schnitt jede Woche 2 Heimbewohner sterben, und zwar sowieso, auch ohne Corona. Wenn also das Heim aktuell 2 Coronatote ("an oder mit" und über welchen Zeitraum?) zu beklagen hat, dann sollte man das am besten gar nicht erwähnen, anstatt es zur Rechtfertigung von einschneidenden Coronamaßnahmen zu benutzen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2020 um 13.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44726

Schulklassen fahren nach Auschwitz (einschl. Besäufnis mit billigem Wodka) oder wenigstens nach Flossenbürg. Das ist in Ordnung, aber man sollte sie auch durch Kliniken führen, soweit möglich. Was dort zur Zeit "abgeht", wie man heute sagt, ist eindrucksvoll.

Ein naher Verwandter kocht in einem Seniorenheim das Mittagessen für 200 Personen. Bisher 60 Corona-Infizierte und zwei Tote. Immer wieder neue Tests, Personalausfälle.

Die Rechte tobt:

Corona-Abstimmung: Bürger-Protest mit Wasserwerfern niedergekämpft

Zehn Zeugnisse des neuen obrigkeitlichen Denkens

Mit der Corona-Politik ist nicht nur bei regierenden Politikern der Anspruch wieder wach geworden, Absurditäten zu unwidersprechbaren Grundsätzen zu erklären.
Usw., Tag für Tag.

Als Jahrhundertkatastrophe gilt nicht die Seuche, sondern deren Bekämpfung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.11.2020 um 12.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44717

„Tichys Einblick“ stellt zufrieden fest, daß die Zustimmung zu den Corona-Maßnahmen stark gesunken sei. Ein Forist schreibt:

Patriot
Diese Corona-Hysterie wird von Politikern hochstilisiert, um abzulenken von den eigentlichen schwerwiegenden Problemen. Aber die Deutschen waren schon immer ein besonders leichtgläubiges und leicht zu erschreckendes Volk; also fällt einer großer Teil auf die Lügen herein.


Typisch ist der auf Deutschland begrenzte Blick. Vom übrigen zu schweigen.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 16.11.2020 um 10.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44716

Wir können von Taiwan oder Neuseeland nicht lernen, eine Insel mit mildem Klima zu werden. Wir können auch nicht einfach ein Jahr lang die Grenzen abdichten und damit simulieren, eine Insel zu sein. England wurde kalt erwischt: Man bemerkte die schnelle Ausbreitung zu spät, es fehlte an Tests und Masken. Mit der starken ersten Welle verfiel der Vorteil, den die Insellage geboten hätte.

Das Thema ist doch, ob jetzt weitere Lockdowns nötig, effektiv und im Blick auf den wirtschaftlichen Schaden vertretbar sind. Es geht dabei vor allem um die Frage, wie nachhaltig ihr Erfolg ist. Das müssen wir erst noch sehen. In Israel ist das Ende des zweiten Lockdowns erst zwei Wochen her, unserer läuft gerade, in Österreich beginnt er gerade erst. In vier bis sechs Wochen wissen wir mehr.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.11.2020 um 09.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44715

Sie bestätigen weitgehend, was ich gesagt habe, und auf Ihre Bedenken gegen meine Vergleiche könnte ich manches antworten, es wäre aber nur Wiederholung. Jede Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich (Tolstoi), und jedes Land hat andere Bedingungen, aber das macht Vergleiche nicht wertlos. Emgland ist auch eine Insel. Israel hat auch bei ganz anderen Bedingungen einiges erreicht. Usw., wo kämen wir hin, wenn wir nicht vergleichen und von anderen zu lernen versuchen?
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 16.11.2020 um 05.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44713

Taiwan und Neuseeland, was sind denn das für Beispiele? Inseln sind sozusagen Länder in Quarantäne, dazu kommt ein milderes Klima. Ferner war in Ostasien das Masketragen schon vor Corona als selbstverständliches Verhalten etabliert, in Japan sogar unabhängig von Epidemien (https://www.deutschlandfunkkultur.de/schutz-aus-zellstoff-warum-so-viele-japaner-mundschutz.979.de.html?dram:article_id=292628). Auf Inseln wie Japan, Taiwan und Neuseeland gibt es auch ein ganz anderes Gefühl, eine Schicksalsgemeinschaft mit gemeinsamer Verantwortung zu sein. In Neuseeland könnte außerdem das Vertrauen in die Regierung unter der sehr beliebten Premierministerin geholfen haben.

In diesen Ländern gab es kein Ischgl, das Corona in halb Europa schlagartig verbreitet und angeschoben hat. Dort gibt es keine hunderttausend Bürger oder Migranten, die im Sommer Corona aus dem Urlaub bei Angehörigen auf dem Balkan und in der Türkei importiert haben. Es gab dort keine türkischen und arabischen Hochzeiten als Superspreader-Ereignisse. Hauptsächlich zwei solcher "privaten Familienfeiern" haben bei uns den Landkreis Hildburghausen in die Top-Liga der höchsten Inzidenzen gebracht. Was taugen die "Vergleiche" auf dem Hintergrund all dieser Unterschiede?

Ich habe mir gestern, an diesem sehr milden, freundlichen Novembertag, das Treiben auf den Gehwegen und in einer Grünanlange in München angesehen. Überall Gruppen von bis zu 20 Leuten, die zusammen gehen, stehen, sitzen, sich beim Tischtennis (im Doppel, mit fröhlichem Abklatschen nach einem Punkt), Boccia, Fußball vergnügen. Nahezu alle ohne Maske. Genau dasselbe, nur noch enger und ohne Lüftung, wird sehr wahrscheinlich in Millionen Wohnzimmern stattfinden, im Winter noch mehr als bisher. Freie Fahrt für Corona. Daher wieder die Frage: Was genau bringen Lockdowns, wenn die Menschen sich privat so verhalten?

Mal Kopfrechnen. Wir haben in Deutschland bisher rund 12.500 Todesfälle. Bei einer Bevölkerung von rund 83 Millionen ist das einer von rund 6650 Mitbürgern. Das bedeutet: Nicht einmal eine von 1000 Familien klagt bisher über einen Todesfall. Wie soll man es den Menschen verübeln, wenn sie die Pandemie bisher nicht wirklich ernst nehmen? Es gibt hundertmal mehr Menschen und Familien, die in den Ruin getrieben werden oder zumindest unter massiven wirtschaftlichen Verlusten leiden. Wie soll man es den Millionen Betroffenen verübeln, vom Musiker bis zur Hotelangestellten, wenn sie die Lockdowns vor allem als schädlich empfinden?

Vielleicht wäre es anders, wenn wir hier Fernsehbilder wie seinerzeit in Italien zu sehen bekämen, also wie Leichen in Containern vor den Krankenhäusern gestapelt werden. Möglicherweise würde das zu mehr Vorsicht und Disziplin im privaten Verhalten führen. Mit Lockdowns werden aber gerade diese Bilder verhindert. Die meisten Menschen werden sich daher weiterhin so verhalten wie bisher und die Ausbreitung befördern. Es könnte somit sein, daß man mit Lockdowns unter dem Strich rein gar nichts gewinnt. Die Politiker werden sie dennoch anordnen, weil sie sich nicht vorwerfen lassen wollen, sie hätten nichts unternommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2020 um 17.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44706

Es hängt alles davon ab, ob wir die Verbreitungsketten unterbrechen können. Immer mehr Regierungen sehen das ein, aber viele Querdenker, Richter und Politiker anscheinend nicht.
Der einfache Grundgedanke ist: Wenn wir die Schulen offen lassen, müssen wir anderswo um so strenger auf Kontakte verzichten. Dabei kann es nicht gerecht zugehen. Aber was haben Fitneß-Zenten davon, wenn Gaststätten ebenfalls schließen?
Es ist bedrückend zu sehen, wie ein mühsam erreichter Konsens von allen Seiten sofort wieder zerredet, angenagt und in Frage gestellt wird. Die Deutschen zeigen sich hierin besonders talentiert.
Nun werden wir sehen, wie die Schulen reihenweise wieder geschlossen werden. 10 Millionen Schüler jeden Tag mehrere Stunden zusammen und anschließen nach Hause in die Familien, das kann nicht gut gehen, besonders im Winter. Es werden noch viele Menschen sterben, bis wir von anderen Staaten lernen, und auch der wirtschaftliche Schaden wird ungleich größer sein, als es notwendig wäre. Hinzu kommt, daß auch die Genesenen zu eiem großen Teil nicht gesund sind, vielleicht nie wieder gesund werden.
(In Taiwan sind bisher 7 Menschen an Corona gestorben, in Neuseeland 25.)
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 14.11.2020 um 09.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44705

Meine Mutter, die auf die 90 Jahre zugeht, erzählte gestern von einer längeren Busfahrt übers Land zwecks Arztbesuch. Auf der Hinfahrt (eine halbe Stunde im Bus) unterhielt sich ein Mann ausdauernd und mit lauter Stimme mit dem Busfahrer, den er offenbar gut kannte. Ohne Maske. Meine Mutter forderte ihn auf, eine aufzusetzen, was er dann auch tat (allerdings ohne die Nase mitzubedecken).

Gibt es eigentlich Zahlen dazu, wie viele Menschen die Corona-Regeln (Abstand, Maske, Kontakte möglichst reduzieren) mißachten? Ich finde auf die Schnelle keine und nehme diesen Bus mit vielleicht 10 bis 15 Insassen als Modell. Wenn einer unter ihnen die Regeln unter den Augen der Fremden so offensichtlich verhöhnt, wie sieht es dann erst aus, wenn sich die Menschen privat treffen? Es wird wohl deutlich über 10 Prozent Regelverächter in der Bevölkerung geben. Jedenfalls zu viele. Auch ein harter Lockdown mit Ausgangssperre würde durch deren Sabotage weitgehend unterlaufen werden, selbst wenn er politisch "durchsetzbar" sein sollte.

Die Politik der Einschränkungen geht davon aus, daß es von der Kooperation in der Bevölkerung nur vereinzelte Ausnahmen gibt. Diese Voraussetzung ist nicht realistisch.

Nehmen wir an, die Politik hätte die Bordelle nie geschlossen. Nach einiger Zeit hätte das Virus alle Prostituierten erreicht. Jede von ihnen ist nach ein, zwei Wochen immun, und ab dann ist sie wieder ungefährlich. So läuft es in vielen Ländern.

Bei uns läuft es eigentlich auch so ab, nur eben außerhalb der Bordelle und etwas langsamer: Die Dummen, von Bolsonaro bis zum deutschen Querdenker, infizieren sich und ihre Kumpel und indirekt dann auch andere, egal ob mit Lockdown ohne ohne. Was also bringt genau ein Lockdown? Wirksame Maßnahmen gegen Dummheit und schlechte Charaktereigenschaften wären nötig, aber die sind nicht in Sicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2020 um 03.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44702

Daß die Rücksichtnahme nachgelassen hat, kann ich bestätigen. Wenn wir auf unserem täglichen zweistündigen Gang durch Feld und Wald einer Gruppe von zwei oder drei nebeneinander gehenden Personen, besonders mit Walkingstöcken, begegnen, können wir sicher sein, daß sie keinen Millimeter Platz machen. Wir drücken uns an den Rand oder weichen auf die Wiese aus und müssen uns nicht selten, besonders von Männern, einen mehr oder weniger lustigen Spott anhören. Bei Joggern und Läufern kommt noch tüchtiges Keuchen und Schnauben hinzu.
Feld und Wald sind sicher nicht die wichtigsten Ansteckungsorte, aber die demonstrative Mißachtung der einfachsten Regeln ist bezeichnend.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2020 um 03.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44701

Ein totaler Lockdown von drei Wochen würde die Pandemie nahezu stoppen, aber das scheint nicht durchsetzbar.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 14.11.2020 um 02.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44699

Zu #44596, Zitat:

"Die Infektionsdynamik einfach laufen lassen"? Wäre das leichter durchsetzbar als der Versuch, die Kontakte einzuschränken?

Mit "laufen lassen" war im Kontext gemeint: auf Lockdowns verzichten, weil sie sowieso kaum etwas bringen außer ein paar Wochen Aufschub. Ich hatte prophezeit, daß wir spätestens Mitte Januar wieder bei 20.000 nachgewiesenen Infektionen pro Tag sein werden – im Moment sind wir aber noch nicht einmal von diesem Wert heruntergekommen! Wenn das so weitergeht, bräuchten wir einen permanenten Lockdown über den ganzen Winter. Irgendwann wird man begreifen, daß diese Lockdown-Politik unverhältnismäßig und nicht verkraftbar ist.

Da haben die Politiker aller Parteien immer "Bildung, Bildung, Bildung" gerufen, also sind sie jetzt quasi genötigt, den normalen Schulbetrieb zu fordern ("Recht auf Bildung"). Das Ergebnis: mehr Covid, Covid, Covid. Man kann nicht alles haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.11.2020 um 14.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44686

Ist die Ansteckungsgefahr in Restaurants größer als vermutet? (t-online – könnte aber auch anderswo stehen)

Alles ist immer größer, als manche vermutet haben, aber kleiner, als andere vermutet haben. Aus irgendeinem Grunde ist es immer so groß, wie diejenigen vermutet haben, die vermutet haben, daß es so groß ist, wie es wirklich ist. Weitere Forschungen sind notwendig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.11.2020 um 09.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44627

Covid covid covid

US-Präsident Donald Trump hat die Entlassung des Virus-Experten Anthony Fauci angedeutet. Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Opa-locka in Florida äußerte sich Trump in der Nacht zum Montag frustriert darüber, dass der Anstieg der Fälle mit dem Coronavirus in den USA weiterhin viel in den Nachrichten vorkomme. Damit löste er „Fauci entlassen“-Rufe unter Tausenden seiner Anhänger aus. „Sagt es keinem, aber lasst mich bis etwas nach der Wahl warten“, sagte Trump daraufhin. Er schätze ihren „Rat“.

Immerhin, früher wurden Unglücksboten hingerichtet. Das magische Denken nimmt zu. Die Sprachreinigung ist ja auch ein Teil davon.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.11.2020 um 05.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44614

"CO2 ist kein Gift." Dieser Satz aus der Mottenkiste der Klimaskeptiker ist ebenso dumm und überflüssig wie der Hinweis auf den klitzekleinen Anteil an der Atmosphäre.

Jeder weiß, daß es ohne CO2 kein Leben gäbe und daß die ganze Lufthülle ein Treibhaus ist. Die Max-Planck-Gesellschaft hat vor einiger Zeit gesagt, worum es geht:

Der CO2-Anteil an der Atmosphäre scheint in ppm zwar gering, aber er ist es (mehr als einige andere Gase), der dafür sorgt, daß die Durchschnittstemperatur plus 15 und nicht minus 18 Grad beträgt. Er ist durch die Industrialisierung um ein Drittel gestiegen, und das CO2 bleibt auf jeden Fall Tausende von Jahren in der Atmosphäre. Die Aerosole sinken dagegen binnen Wochen herab; sie kühlen um einige Grad. Es wird also zunächst wärmer, wenn die Verbrennung zurückgefahren wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.10.2020 um 10.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44609

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44544

Heute, also vor etwa zehn Tagen, erreichen wir die vielbespöttelte Zahl von 19.200 Neuinfektionen. Wer hätte das gedacht!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.10.2020 um 03.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44599

Der derzeitige Wert der Neuinfektionen in Schweden liegt im europäischen Vergleich auf die Bevölkerungszahl heruntergerechnet aber niedriger als in anderen Teilen Europas und auch leicht unter den Werten Deutschlands. (Rheinische Post 29.10.29)

Das stimmt doch gar nicht. 3254 Neuinfektionen sind proportional immer noch mehr als in Deutschland.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.10.2020 um 13.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44596

"Die Infektionsdynamik einfach laufen lassen"? Wäre das leichter durchsetzbar als der Versuch, die Kontakte einzuschränken?

Logischerweise müßte man die Kranken nach Hause schicken, weil in den Kliniken kein Platz mehr ist, ganz zu schweigen vom Personal, das schon jetzt die noch freien Betten nicht versorgen kann.

Massengräber bieten sich an.

Das ganze Problem hat Trump auf die kürzeste Formel gebracht:

"covid covid covid covid covid covid covid covid"
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 29.10.2020 um 09.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44595

Zum letzten Absatz bei Herrn Riemer, wo es um die Frage geht, ob der jetzige Lockdown überhaupt etwas bringen kann.

Ich schätze es ähnlich ein wie Herr Riemer. Ein Lockdown müßte vor allem dort gelten, wo die Infektionen hauptsächlich stattfinden, und das sind private Treffen und Feiern. Aber gerade da gibt es keinen Lockdown. Es gibt die Aufforderung, jeder müsse oder solle auf unnötige Kontakte verzichten, aber das kann zu 99 Prozent nicht kontrolliert werden. Wer also bisher das Gebot der Vorsicht und der Kontaktbeschränkung sabotiert hat, wird der sich nun im November, im Zeichen des Lockdowns, plötzlich disziplinieren? Vielleicht der eine oder andere, aber sicher nicht alle unter den Unvernünftigen. Und spätestens nach dem Lockdown geht es im privaten Bereich wahrscheinlich weiter wie zuvor. Möglicherweise mit noch mehr Infektionsdynamik, weil das Wetter immer kälter wird, also nur noch Aufenthalte in Räumen, und weil die Unlust zur Selbstbeschränkung zunehmen wird.

In Israel hat man innerhalb von 4 Wochen immerhin eine Reduzierung auf ein Zehntel erreicht. So zumindest die offizielle Statistik, die allerdings trügerisch sein könnte, weil sich viele Infizierte in Israel mittlerweile aktiv vor der Erfassung verstecken und außerdem ihre Kontakte verbergen. Und beim Lockdown in Israel im Oktober konnte man sich noch viel im Freien aufhalten, was im November in Deutschland nicht möglich ist. Das spricht ebenfalls gegen einen ausgeprägten Erfolg in Deutschland.

Vielleicht wird man schon froh sein können, wenn in 4 Wochen Lockdown wenigstens die Reduzierung des Infektionsgeschehens auf ein Viertel erreicht sein wird. Wenn es dann wieder losgeht wie vorher, dann haben wir binnen drei Wochen eine Vervierfachung. Wir könnten also, wenn es nicht gut läuft, schon zu Weihnachten an demselben Punkt stehen wie jetzt. Dann kommen Weihnachten, die Weihnachtsferien mit vielen privaten Treffen und die Silvesterfeiern. Dies zusammen könnte nochmals eine Verdreifachung innerhalb einer guten Woche bewirken. Dann wären wir bei weit über 20.000 Infektionen pro Tag zum Jahresende.

Der Lockdown soll wieder eine Nachverfolgung der Kontakte von Infizierten ermöglichen. Was aber, wenn viele in der großen Problemgruppe nur noch halb oder gar nicht mehr mitspielen? Es könnte sein, daß sie nicht sagen wollen, wer bei ihren Feiern dabei war, sei es wegen Schuldgefühlen oder weil sie nicht daran schuld sein wollen, daß ihre Freunde in Quarantäne gehen müssen. Oder weil sie die ganze staatliche Corona-Politik verachten. Somit könnte der R-Wert trotz aller Bemühungen zur Nachverfolgung schnell wieder auf über 1 steigen.

Falls diese Überlegungen stimmen, dann bräuchten wir zum Beispiel im Januar nochmals einen Lockdown der jetzt geplanten Art, dann nochmals einen im März. Im Mai könnte dann die warme Jahreszeit weitere Lockdowns bis zum Herbst erübrigen.

Könnte man diese weiteren Lockdowns noch durchsetzen? Oder würde man zuvor kapitulieren müssen, weil die Kosten nicht mehr vermittelbar sind? Welchen Wert hatte dann, im nachhinein, der Lockdown im November, wenn man zwei, drei Monate später doch noch kapitulieren muß?

Wenn man die Sache auf diese Weise weiterdenkt, könnte man eben auch zu dem Schluß kommen: Die Älteren und Verwundbaren müssen sich, so gut es irgend geht, selbst schützen beziehungsweise von denen geschützt werden, die Kontakt zu ihnen haben. Ansonsten aber hat man gegen die Infektionsdynamik keine Chance und sollte sie deshalb laufen lassen. Der Kampf dagegen ist mehr oder weniger aussichtslos. Die immer wieder nötigen Lockdowns sind zu teuer.

Man wird sehen, wie sich die Zahlen entwickeln.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.10.2020 um 09.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44594

Übrigens hat unsere Infektionsrate gerade das Niveau der USA erreicht und wird es in den nächsten Tagen wohl übertreffen.

Den „Niedergang ganzer Wirtschaftszweige“ zu diagnostizieren ist eigentlich nicht die Aufgabe der Virologen Streeck und Schmidt-Chasanit. (29.10.20)

Streeck bleibt im Grunde bei seiner Herdenimmunität, sagt es aber nicht mehr so deutlich. Er wiederholt ständig, das Virus werde nicht verschwinden, und wir müßten mit ihm leben. Darum stellt er die Kontaktnachverfolgung als einzige Alternative dar, die in der Tat nicht mehr möglich ist. Die allgemeine Kontaktunterbrechung, um die es bei den neuen Maßnahmen geht, lehnt er ab. Aber gerade Israel und Australien hatten Erfolg, nicht Schweden.
Wenn wir uns auf den Schutz der Alten und Kranken konzentrieren, werden Hunderttausende anderer in die Kliniken kommen und was dann? Der Appell an die Bereitschaft, "Gebote" und nicht "Verbote" einzuhalten, war nicht von Erfolg gekrönt, das haben die Gesundheitsbehörden einmütig festgestellt.

Die neuen Maßnahmen sind noch nicht in Kraft, da wird schon wieder kräftig dagegen polemisiert und gestichelt. So wird das nichts.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.10.2020 um 23.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44589

Lieber Herr Metz, Ihr letzter Beitrag zu Corona hat mich besonders interessiert und ich fand ihn sehr lesenswert, denn darin fand ich so manches, was ich bisher nicht bedacht habe. Trotzdem fallen mir dazu ein paar Ergänzungen oder Anmerkungen ein.

Sie verweisen auf die Übersicht der Unterschiede zwischen Grippe und Corona. Corona sei ansteckender als Grippe, länger ansteckend, und eine evtl. Intensivbehandlung dauere bei Corona länger als bei Grippe.
Mag alles sein, aber macht das die Gefährlichkeit einer Krankheit aus? Ich denke, letztendlich entscheidend für die Gefährlichkeit einer Krankheit ist, wie viele Menschen daran sterben und wie viele für ihr weiteres Leben schwer gezeichnet sind.

Da kommen wir nun wieder zu den Todeszahlen. Richtig, die 25000 sind eine Schätzung, ich habe selbst gesagt, wie viele genau "an" Corona sterben, und das gilt natürlich auch für Grippe, kann man nie genau sagen. Fakt ist aber, und das ist jetzt keine Schätzung, daß es 2018 allein im März insgesamt 24000 Tote mehr gab als im März 2017. Fast ein Drittel mehr. Woran sind die gestorben? Einen so deutlichen Ausschlag nach oben in der Kurve der Todeszahlen muß man in diesem Jahr im April, als die "erste Welle" ihr Maximum hatte, schon mit der Lupe suchen.

Nun die rigorosen Gegenmaßnahmen dieses Jahres. Daß sie rigoros waren, bestreitet niemand, aber wie viele Leben sie gerettet haben, weiß auch niemand. So, wie 2018 die Grippe im April plötzlich und ohne Gegenmaßnahmen vorbei war, so könnte auch dieses Jahr im Mai Corona sowieso vorbei gewesen sein, auch ohne rigorose wirtschaftliche und seelische Schäden.

Wie gesagt, ich halte Ihre Analyse für sehr gut und in jeder Hinsicht bedenkenswert, aber letztlich überzeugt sie mich nicht.

Ich muß dazu sagen, daß ich mich heute aufgrund der aktuellen Nachrichten auf einem mentalen Tiefpunkt befinde. Die zu erwartenden wirtschaftlichen Schäden tun mir leid für unser Land. Es wird sich zeigen, was der neue Aktionismus der Politiker bringt. Meine Voraussage ist, so gut wie nichts. Die Neuansteckungszahlen werden auf dem Höhepunkt im Januar/Februar 2021 sowieso auf 100000 täglich klettern. Das wird schlimmstenfalls vergleichbar mit der Grippesaison von 2018 sein.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.10.2020 um 10.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44584

Auch ich will und kann nichts ausdiskutieren, aber der Vergleich mit der Grippewelle 2017/18 beschäftigt mich schon länger, deshalb dazu nur ein paar Anmerkungen. Zwischen Influenza und COVID-19 scheint es viele Gemeinsamkeiten, aber auch wichtige Unterschiede zu geben. Eine Übersicht findet man unter anderem hier: https://www.netdoktor.de/krankheiten/coronavirus-infektion/coronavirus-oder-grippe-das-sind-die-unterschiede/. Wenn es stimmt, daß SARS-CoV-2 ansteckender ist als Influenzaviren; daß der Zeitraum, in dem Infizierte andere anstecken können, länger ist; daß bei COVID-19 öfter schwere Verläufe auftreten als bei der Grippe und daß lebensbedrohlich Erkrankte wesentlich länger auf der Intensivstation behandelt werden müssen, dann wird man annehmen können, daß das neue Coronavirus aufs Ganze gesehen gefährlicher ist als »normale« Grippeviren.

Insbesondere führt eine bestimmte Zahl von Coronainfizierten zu einer größeren Belastung der Krankenhäuser als die gleiche Zahl an Grippe infizierter Menschen. Es ist zu beachten, daß die immer wieder zitierte Zahl von 25.000 Grippetoten 2017/18 eine grobe Schätzung mittels statistischer Verfahren ist, während sich die registrierte Zahl der Coronatoten auf Laborbefunde stützt. Die Zahl der laborbestätigten Influenzatoten betrug in der Grippesaison 2017/18 »nur« 1.674. Nun bedeutet ein Fall mit Influenzainfektion nicht automatisch, daß Influenza auch die Todesursache war, es könnten also noch weniger Grippetote gewesen sein, aber das gilt auch für COVID-19, weshalb ja immer etwas kryptisch davon gesprochen wird, daß soundsoviele »an oder mit« oder »in Verbindung mit« Corona gestorben seien. Wenn es um Influenza geht, traut das RKI den Totenscheinen nicht, denn verdächtig selten werde Influenza als Todesursache eingetragen, statt dessen oft eine Vorerkrankung. Auch wenn es 2017/18 also wohl erheblich mehr Grippetote gab als 1.674, ist ein Vergleich der 10.000 jetzt mit den 25.000 damals mit Vorsicht zu genießen. Außerdem hätten wir heute ohne die rigorosen Gegenmaßnahmen mit Sicherheit deutlich mehr als 10.000 Coronatote.

Das gilt aber auch andersherum. Es ist nicht auszuschließen, daß es damals sogar noch mehr Tote gab als die geschätzten 25.000. Die Dunkelziffer bei der Influenza dürfte bisher jedenfalls viel höher gewesen sein, als sie es jetzt, da jede Woche Hunderttausende von Tests durchgeführt werden, bei COVID-19 ist. Das wird auch der Grund dafür sein, warum man 2017/18 nichts gehört hat von überfüllten Intensivstationen, erschöpftem Klinikpersonal und Kolonnen von Lastwagen, die Leichen abtransportieren. Ich vermute, daß sich das Sterben in Grippewellen schlicht außerhalb der Krankenhausmauern vollzieht, jedenfalls nicht auf den Intensivstationen. Die schwer Erkrankten sterben zu Hause oder auf den Normalstationen und damit von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt. Heute ist die gesamte Aufmerksamkeit auf Corona fixiert: man braucht nur mal zu husten, und schon wenden sich die Umstehenden ängstlich ab oder fragen besorgt, ob man sich schon hat testen lassen.

Das Durchgreifen der Politik hat sicher damit zu tun, daß man anfangs wenig über das neue Virus wußte, so daß man die Gefahr für schwer kalkulierbar hielt. Die Bilder aus Italien lösten in anderen europäischen Ländern keine Gelassenheit aus. Für eine lasche Reaktion mit in der Anfangsphase exponentiell steigenden Infizierten- und Totenzahlen wäre die Regierung in der Luft zerrissen worden.

Die von Herrn Riemer aufgeworfene Frage, warum denn bei einer Grippewelle der Anstieg der Infektionszahlen irgendwann von selbst zum Erliegen kommt, ist berechtigt. Da es meines Wissens kein einigermaßen mit Deutschland vergleichbares Land gibt, das keine Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus ergriffen hat, werden wir nicht erfahren, wie weit die Todeszahlen gestiegen wären, wenn man alles hätte laufen lassen. Es gibt aber wohl auch in dieser Hinsicht Unterschiede zwischen der ausgeprägt saisonalen Influenza und COVID-19. Eine gewisse Grundimmunität in der Bevölkerung und die Grippeschutzimpfungen scheinen eine Rolle zu spielen, möglicherweise sind Influenzaviren auch wärmeempfindlicher als SARS-CoV-19 (https://www.aerzteblatt.de/archiv/158621/Wo-bleibt-die-Grippe-im-Sommer). Vielleicht weiß jemand Näheres.

Ich kann mir übrigens gut vorstellen, daß man nach den Erfahrungen mit Corona künftig auch bei einer schweren Grippewelle der Entwicklung nicht tatenlos zusehen wird. Um die Lage tagesaktuell anhand von Laborbefunden statt am Saisonende aufgrund von Schätzungen beurteilen zu können, müßte ebenfalls massenhaft getestet werden. Das wird wohl so nicht kommen, aber ich rechne damit, daß wir künftig in der Grippesaison mehr Menschen mit Schutzmasken sehen werden.

Tja, und dann noch die Kostenfrage: wieviel ist ein Menschenleben, oder genauer: seine Verlängerung, wert? Es wäre billig, sie als zynisch abzutun. Tagtäglich hängen die Überlebenschancen von Menschen auch davon ab, wieviel etwa eine Krankenkasse für die Behandlung zu zahlen bereit ist. Ich verurteile das nicht, denn in der kruden Wirklichkeit müssen solche Fragen nun einmal konkret beantwortet werden. Es geht aber nicht nur um finanzielle Ressourcen. Was nützt ein offener Geldhahn, wenn kein Intensivbett mehr frei oder kein qualifiziertes Pflegepersonal vorhanden ist? Hier in Holland werden schon jetzt wieder, am Anfang der zweiten Welle, viele reguläre Behandlungen verschoben. Ich kenne persönlich schwer erkrankte Kollegen, deren OP-Termine erst einmal abgesagt worden sind und die nun fast umkommen vor Angst – eine kaum zu ertragende zusätzliche psychische Belastung. Es gibt Berechnungen, nach denen hierzulande während der ersten Welle mehr Patienten diesen Engpässen zum Opfer gefallen sind, als durch die Coronaschutzmaßnahmen gerettet wurden. Auch diese Berechnungen sind natürlich wieder mit allergrößter Vorsicht zu genießen, aber sie bestätigen noch einmal, wie schwer es ist, die richtigen Abwägungen zu treffen.

Herr Wrase weist zu Recht darauf hin, daß keine Krankenkasse 15 Millionen Euro für eine Behandlungsmaßnahme bereitstellen würde, um ein Menschenleben zu retten. Zugleich lese ich, daß kürzlich für einen Fußballer eine Ablösesumme von 500 Millionen Euro gezahlt worden ist, das entspräche nach dieser Rechnung 33 Menschenleben. Ich weiß natürlich, daß der Vergleich hinkt und daß nicht die AOK und damit die Versichertengemeinschaft die halbe Milliarde berappt hat. Es soll kein sachlicher Beitrag zu einer seriösen Kostenberechnung sein (wenn es so etwas überhaupt geben kann), aber manchmal drängen sich solche Vergleiche einfach auf.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.10.2020 um 09.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44583

Zu Wales habe ich ja dasselbe gesagt ("ob es wirkt"). Auch der SZ-Artikel weist auf die Unterschiede zwischen den Ländern hin. Im übrigen zeigt Ihre Replik, wie schwer es ist, über diese Dinge zu diskutieren. Q. e. d.

Ich lebe schon ziemlich zurückgezogen und kann kaum noch mehr "geschützt" werden.

Eine meiner Töchter arbeitet in der Universitätsklinik, die andere kann nur arbeiten, wenn ihre Tochter in die Kita gehen kann; das steht auch auf der Kippe. Aber vor allem: Beide sind sozusagen Löcher in unserer unsichtbaren Schutzhülle - es sei denn, wir vermeiden den Kontakt.
Die Schwiegermutter liegt noch in der Reha und braucht den Besuch und die Hilfe ihrer nächsten Verwandten wie die Luft zum Atmen.
In den Kliniken und Kindergärten wechselt das knapp gewordene Personal ständig, großenteils wegen der Seuche, jedenfalls sehr unerfreulich.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 28.10.2020 um 09.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44582

Zum Lockdown in Wales: Man kann noch nicht sehen, wie er wirkt, weil er erst vor fünf Tagen begonnen hat und Zahlen zu den Auswirkungen noch nicht vorliegen.

Zum Bericht in der Süddeutschen Zeitung: Ich kann nur den Artikelanfang lesen. Australien, Japan und Israel sollen die zweite Welle "schnell" in den Griff bekommen haben.

Australien: Zuletzt war Melbourne das Problem. Der Lockdown dort hat fast vier Monate gedauert, das ist doch nicht "schnell". Und Australien hat eine ganz andere Geographie. Die können mal eben ihre Bundesstaaten gegeneinander abschotten, das geht hier nicht.

In Japan, ebenfalls ein Inselstaat, gibt es eine ganz andere Kultur bei Masken, sozialer Disziplin und Einverständnis mit elektronischer Überwachung. Natürlich ist hat so ein Land sehr viel mehr Erfolg als Deutschland. Wir können Japan nicht kopieren.

In Israel hat der letzte Lockdown vier Wochen gedauert, das ist auch nicht besonders "schnell". In vier Wochen kann man eine Reduzierung auf ein Zehntel erreichen, aber die Zahlen könnten auch geschönt sein. Und wie geht es jetzt weiter? Experten warnen: Man könnte bald den nächsten Lockdown brauchen. Das vermute ich auch. Hier nachzulesen: https://www.morgenpost.de/politik/article230757020/Wie-Israel-mit-neuem-Lockdown-von-9000-auf-900-Faelle-kam.html

Ein R-Wert weit unter 1 soll durch den Lockdown erreichbar sein? Das glaube ich nicht, denn dazu müßte sich das Verhalten der Menschen nach dem Lockdown verbessern, was ich nicht sehen kann. Ich wage folgende Vorhersage: Egal welchen Lockdown die Regierung hier demnächst beschließt und auch wenn er bis Ende November, also mehr als drei Wochen dauern sollte: Spätestens Mitte Januar werden wir wieder dieselben Zahlen sehen wie heute.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.10.2020 um 08.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44581

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44578

Die Süddeutsche Zeitung wirft heute einen vergleichenden Blick auf Länder, die die zweite Welle erfolgreich bekämpft haben:
https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/lockdown-coronavirus-pandemie-1.5095978?reduced=true

Damit vergleiche man die absurden Behauptungen des Geisterfahrers Gauland:
https://www.presseportal.de/pm/130241/4746306
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.10.2020 um 07.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44579

Noch eine Erfahrung aus dem Umfeld:
Manche Einzelhändler machen dicht, das hat aber in der Stadt schon lange vorher angefangen, der Leerstand in Erlangen (und in anderen Städten) ist sprichwörtlich.
Andere haben sogleich mit einem gut durchdachten Lieferdienst angefangen und machen offenbar Umsatz. Die Gewinnmargen besonders im Lebensmittelhandel sind gering, aber man darf es nicht so stupide anfangen wie ein Naturkosthändler, der sich erbot, die Waren ins Haus zu liefern, wenn wir die Kosten fürs Taxi tragen... (40 Euro pro Lieferung)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.10.2020 um 06.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44578

Nachtrag: Andere gehen bereits mit dem Versuch eines scharfen kurzen Bremsmanövers voran; Drosten hat es erwähnt, und ich hatte auch schon von Wales usw. gehört. Da kann man sehen, ob es wirkt.
Mit "quantitativ" meinte ich: Auf niedrigem Infektionsniveau ist Nachverfolgung möglich, auf hohem nicht nur schwerer, sondern unmöglich ("Kippunkt").
Was die Kosten betrifft, so will ich die Probleme einiger Branchen nicht verharmlosen. Eine Katastrophe bleibt eine Katastrophe. Es gibt aber auch Gewinner. Ich selber schiebe zum Beispiel dem Versandhandel eine Menge Geld zu, weil ich als gefährdete Person schon ein halbes Jahr nicht mehr "in der Stadt" war. (Das ist für uns Erlangen, bisher ziemlich geschont, inzwischen auch "rot"; sogar im Dorf ist Corona schon agekommen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.10.2020 um 06.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44577

Dazu könnte man viel sagen, aber das will ich gar nicht erst versuchen. Drosten erwartet, daß von einem kurzen Bremsmanöver die Infektionszahlen so weit heruntergehen, daß man auf diesem niedrigen Niveau ganz anders operieren könnte, als es jetzt zu geschehen droht (nicht nur quantitativ also). Natürlich gibt er keine genauen Zielgrößen an, das geht ja auch gar nicht seriös. Ich denke, ein R weit unter 1 wäre möglich.
Bis auf einige Geisterfahrer bemühen sich alle, einen Weg aus der Krise zu finden, das sollte man anerkennen. Als interessierter (und auch betroffener) Laie finde ich, daß an der nun von vielen Seiten vorgeschlagenen Lösung kein Weg vorbeiführt.
Nur die gefährdeten Personen zu schützen – das klingt gut, aber die nähere Ausführung, die ja auch schon oft durchdacht worden ist, erweist sich als kaum gangbar ("Lock them up"?). Ich will es hier aber wirklich nicht durchdiskutieren, das übersteigt meine Möglichkeiten. Ich würde sonst aus meiner persönlichen Situation einiges beisteuern, um die Ungangbarkeit dieses Weges aufzuzeigen.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 28.10.2020 um 06.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44575

Lieber Herr Ickler, ich wäre mir da nicht so sicher. Die Ausgaben des einen sind die Einnahmen des anderen: Das gilt, wenn die Wirtschaft läuft, aber in einem echten Lockdown wird die Wirtschaft ja gerade abgewürgt. Oder, wenn die Menschen weiterhin zur Arbeit gehen sollen, was soll das für ein Lockdown sein? Das wäre nur ein halber Lockdown mit nur halber Wirkung auf die Infektionszahlen.

Christian Drosten empfiehlt mindestens zwei Wochen Lockdown, besser drei Wochen. Und wie weit sollen dadurch die Infektionszahlen nach unten gebracht werden, was erhofft er sich? Dazu sagt er nichts, komisch. Nehmen wir an, die Infektionszahlen werden auf ein Viertel gekappt. Wir hatten aber zuletzt eine Verdoppelung alle eineinhalb Wochen. Nach einem knappen Monat wäre der Effekt also schon wieder zunichte gemacht. Damit die Zahlen nicht weiter steigen, müßte man, falls die Annahme mit der Viertelung der Infektionszahlen stimmt, nach jeweils einem Monat wieder zwei oder drei Wochen Lockdown machen. Würde einem das nicht unverhältnismäßig teuer und sinnlos vorkommen? Wir werden ja sehen, wie die Zahlen direkt nach dem Lockdown und einen Monat danach aussehen.

Das Ansteigen der Infektionszahlen könnte bis auf weiteres doch nur wirksam verhindert werden, wenn die Undisziplinierten mit ihren privaten Treffen ihr Verhalten grundlegend ändern, aber dafür sehe ich keine Hoffnung. Im Gegenteil, die Unlust, sich zu disziplinieren, wird wohl eher zunehmen.

Letztlich müßte es aber doch darum gehen, nicht die bloßen Infektionen, die ja bei Jüngeren fast immer harmlos sind, sondern die schweren Krankheitsverläufe und vor allem die Todesfälle großenteils zu verhindern. Könnte man das nicht am besten dadurch erreichen, daß die gefährdeten Gruppen konsequenter geschützt werden? Ein Lockdown erscheint mir wie das Eingeständnis, daß man nicht weiß, wie man die Gefährdeten besser schützen könnte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.10.2020 um 04.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44573

Gestern abend habe ich mir u. a. noch den neuen Podcast von Christian Drosten angehört. Es läuft tatsächlich alles auf eine angekündigte (also Vorratshaltung ermöglichende) kurze Vollbremsung hinaus. Der Gegensatz zwischen Wirtschaftsbelebung und Seuchenbekämpfung wird mehr und mehr als scheinbar durchschaut.

Übrigens sind die Ausgaben des einen die Einnahmen des anderen, das sollte man auch noch berücksichtigen. Es muß auch nicht sein, daß das Geld, das für die Gesundheit ausgegeben wird, bei der Klimarettung fehlt.

Mir ist die Sache zu komplex, als daß ich mich zu den umfangreichen Berechnungen äußern könnte.

Ein Blick in die übrige Welt zeigt jedenfalls, daß man Corona nicht laufen lassen kann, sondern schnell und energisch bekämpfen muß, whatever it takes. (Wenn bloß die Geisterfahrer nicht wären, die mir auch eine Befassung des Bundestags untunlich erscheinen lassen, aber das nur nebenbei.)
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 27.10.2020 um 22.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44571

Lieber Herr Riemer, natürlich: Man kann nur Vermutungen anhand von Indizien anstellen.

Ihre Kategorisierung Grippewelle von 2018 = relativ schwere Epidemie, Coronawellen = relativ leichte Epidemie einfach anhand der Todeszahlen wirkt auf mich nicht überzeugend. Hier Möglichkeit der Impfung, aber keine AHA-Regeln, dort keine Impfung, aber AHA-Regeln zuzüglich Lockdown, da vergleicht man doch Äpfel mit Birnen. Aber wenn Sie es so definieren wollen, also Einordnung anhand der Zahl der Todesopfer, dann wird es wohl stimmen.

Zu der Veranschlagung der wirtschaftlichen Schäden durch mögliche massenhafte Erkrankungen: Auch auf sehr lange Sicht infiziert sich unter den AHA-Regeln nicht die ganze Bevölkerung, sondern nur ein Teil, sagen wir: höchstens die Hälfte. Von den Infizierten haben rund 80 Prozent entweder keine Symptome oder nur leichte, die nach zwei Wochen vorbei sind. Nur ein Zehntel der ganzen Bevölkerung wäre also einige Wochen lang ernsthaft lahmgelegt. Das sind aber hauptsächlich Menschen im Rentenalter. Somit ist nur ein kleiner Bruchteil der arbeitenden Bevölkerung davon betroffen. Kosten aufgrund von Erkrankungen entstehen wohl vor allem durch die langwierigen und teuren Behandlungen im Krankenhaus.

Größenordnung 1,5 Billionen Euro: So einen gigantischen Aufwand kann man doch nur einmal in Jahrzehnten treiben. Hätten wir das Geld nicht an anderer Stelle noch dringender gebraucht, zum Beispiel für den Umbau der ganzen Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität? Im Vergleich zu den absehbaren Schäden durch die globale Erwärmung ist die Corona-Pandemie einigermaßen harmlos. Wozu eigentlich noch die Rettungsmilliarden für die Lufthansa in ihrer bisherigen Form, wenn man sowieso den Luftverkehr baldmöglichst und überall auf ein Minimum drosseln sollte? Solche Fragen kann man schon stellen.

Jetzt steht wieder ein Lockdown der einen oder anderen Art an. Ich glaube, die Politiker greifen reflexartig zum Lockdown, sobald die Überlastung der Krankenhäuser und damit Triage droht. Das ist verständlich und wird vielleicht auch von der Mehrheit getragen, aber die Frage nach den Kosten muß man dann weiterhin ausblenden.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.10.2020 um 13.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44568

Lieber Herr Wrase, zu Ihrer Vorbemerkung 1:

Ich meine, man kann aus moralisch-ethischen Gründen niemals den wirtschaftlichen Aufwand bzw. Schaden mit der Anzahl von Toten oder Geretteten in ein direktes Verhältnis setzen, geschweige denn sagen, welcher Aufwand für ein Menschenleben gerechtfertigt wäre. (Dies ergänzend zu #44563.)

Außerdem ist es auch gar nicht möglich zu sagen, wie viele Menschen mit einer bestimmten Maßnahme (z.B. Ausgangssperre oder gesamter Lockdown) gerettet werden konnten oder wie viele sterben mußten, weil eine Maßnahme nicht ergriffen wurde. In beiden Fällen liegt der Bereich zwischen allen und gar keinem. Man kann höchstens Vermutungen aufgrund von Indizien anstellen.

Andererseits ist die Anzahl von Infizierten und Toten sehr wohl ein Maß für die Schwere einer Epi- oder Pandemie. So bin ich der Ansicht, daß man bei der Grippewelle von 2018 von einer relativ schweren Epidemie sprechen kann, während die beiden Coronawellen Anfang 2020 und auch bisher in der Saison 2020/21 vergleichsweise leichter sind. Das ergibt sich selbstverständlich aus der Anzahl der Todesopfer. An diesem Verhältnis sollten sich dann auch die jeweils eingeleiteten Schutzmaßnahmen orientieren. Das meinte ich mit meinem Satz, den Sie in Ihrer Vorbemerkung 1 zitiert haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.10.2020 um 12.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44567

Ist eigentlich über den Kosten der Rettung auch der volkswirtschaftliche Schaden durch massenhafte Erkrankung hinreichend berücksichtigt?

Ich lese und höre jetzt von immer mehr Wirtschaftsleuten, daß die beste Maßnahme wohl ein kurzer harter Lockdown wäre (14 Tage würden auch nach Ansicht der Virologen genügen), mit anschließendem vorsichtigem Neubeginn (AHA) – statt eines monatelangen Herumwurschtelns mit Vorstößen und Zurückweichen, wodurch nur die Unsicherheit wächst und der Unternehmungsgeist gelähmt wird.

Nach dem Krieg hatten wir eine ungeheure solidarische Anstrengung, an die ich mich aus meiner Kindheit sogar noch erinnere, die Einquartierung von 13 Mill. Vertriebenen bei halbiertem Wohnungsbestand usw. – Heute klagen die Leute wegen eines Stoffetzens auf Einhaltung der Grundrechte, und hunderttausend Irre verbreiten subversive Wahnvorstellungen.
 
 

Kommentar von wolfgang Wrase, verfaßt am 27.10.2020 um 03.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44565

Vorbemerkung 1. Meine Rückfrage ergab sich daraus, daß Herr Riemer geschrieben hatte: "... aber der Mensch ist nun einmal sterblich. Damit müssen wir uns auch abfinden und müssen, wenn es um das gesamte gesellschaftliche Leben geht, im richtigen Verhältnis handeln." Aus dieser Formulierung hatte ich geschlossen, daß die Frage zumindest mitschwingt: Wie viel Geld wird da für die Rettung von Menschenleben eigentlich ausgegeben, steht das noch in einem vertretbaren Verhältnis?

Vorbemerkung 2. Ich hatte von der Rettung durch die bisherigen Maßnahmen gesprochen, nicht von den bisher Geretteten. Relevant ist ja wohl in diesem Zusammenhang, wie viele Menschen am Ende, also insgesamt, vor Tod oder körperlichen Dauerschäden gerettet werden.

Vorbemerkung 3. Der Wert eines Menschenlebens ist natürlich nicht in einem Geldbetrag zu erfassen. Dennoch stellt sich gerade im Gesundheitswesen die Frage: Wie viel Geld ist die Solidargemeinschaft für die Rettung eines Lebens zu bezahlen bereit? Denn unendlich viel Geld haben wir nicht. Und man sollte doch, wenn man schon viel Geld für die Rettung von Menschenleben ausgeben will, es möglichst effizient aufwenden, also möglichst wenig Geld pro Rettung beziehungsweise möglichst viele Gerettete für den ganzen Aufwand. Man kann zu diesem Thema viele Texte im Internet finden. Da geht es am Ende um konkrete Geldbeträge, zum Beispiel bei der Frage, ob eine extrem teure lebensrettende Therapie bezahlt werden soll oder nicht.

Wie viele Menschen werden am Ende in Deutschland durch die Corona-Maßnahmen einschließlich der dadurch verursachten finanziellen Gesamtkosten und -schäden gerettet worden sein? Man kann das natürlich nur ganz grob abschätzen. Aber es sollte möglich sein, die ungefähre Größenordnung zu bestimmen.

Zu den Kosten hier eine relativ aktuelle Schätzung der Bundesregierung: 1,5 Billionen Euro (https://www.rnd.de/politik/was-kostet-die-corona-krise-bund-rechnet-mit-15-billionen-euro-ZDHKOHL7QNCGJKMB5WA6JO5G4E.html). Das ist aber nur die Belastung der öffentlichen Haushalte. Hinzu kämen noch Verluste, die einzelne Bürger erleiden, bis hin zur Verarmung zum Beispiel wegen Geschäftsaufgabe. Derartige Verluste werden durch Hilfen aus den vorgenannten 1,5 Billionen Euro ja nicht ausgeglichen, sondern nur teilweise abgemildert.

Der Frage, wie viele Menschenleben durch die Maßnahmen in Deutschland am Ende gerettet sein werden, könnte man sich vielleicht mit einem Blick auf die USA annähern. In den USA gibt es bisher etwa 225.000 Todesopfer. Am Ende werden es vielleicht 400.000 sein. In den USA leben etwa viermal so viele Menschen wie in Deutschland. Auf Deutschland übertragen, wären das also ungefähr 55.000 Todesopfer (bisher) bzw. 100.000 Todesopfer (insgesamt). Nun ist aber die Disziplin bei Abstand halten, Maske tragen usw. in Deutschland viel höher als in den USA, wo ein großer Teil der Bevölkerung sichtlich dagegen rebelliert. Obwohl die Disziplin auch in Deutschland lückenhaft ist, hätten wahrscheinlich in Deutschland allein schon die AHA-Regeln (Abstand halten, Hygiene, Alltagsmasken) dafür gesorgt, daß es am Ende deutlich weniger als 100.000 Todesopfer gegeben hätte. Tatsächlich haben wir ja bisher nur etwa 10.000 Todesopfer (und nicht 55.000).

Nehmen wir also an, es hätte in Deutschland nur die AHA-Regeln gegeben zuzüglich der Empfehlung „Kontakte reduzieren“, aber keinen Lockdown. Nahezu alles in der Wirtschaft wäre nicht durch den Staat stillgelegt worden. Und nehmen wir an, dieses Vorgehen hätte am Ende zu 100.000 Todesopfern geführt (obwohl die Zahl viel zu hoch gegriffen sein könnte). Nehmen wir weiterhin an, mit den 1,5 Billionen Euro hätte man alle 100.000 retten können (obwohl das nicht der Fall ist und obwohl der volkswirtschaftliche Gesamtschaden noch höher ist). Diese Gegenüberstellung drängt sich auf, denn wofür wird denn letztlich der ganze Aufwand getrieben, wenn nicht für die Rettung von möglichst vielen Menschenleben? Das wären also 1,5 Billionen Euro für die Rettung von 100.000 Menschenleben = 15 Millionen Euro pro Menschenleben. Das ist eine enorme Zahl. So viel würde eine Krankenkasse niemals für eine lebensrettende Therapie bewilligen.

Natürlich stimmt vieles an dieser groben Abschätzung nicht. Zum Beispiel hätte die Wirtschaft auch ohne Lockdown Schäden erlitten: Viele Menschen hätten, gerade bei sehr hohen Infektionszahlen, von sich aus nicht mehr in Konzerte und ins Restaurant gehen wollen, nicht mehr mit der Bahn reisen oder in einem Hotel Urlaub machen wollen. Staatliche Hilfen wären also auch in diesem Fall nötig gewesen. Andererseits hätten vor allem Senioren und andere gefährdete Menschen, gerade bei sehr hohen Infektionszahlen, von sich aus noch mehr Vorsicht geübt und daher auch dafür gesorgt, daß die Zahl der Todesopfer trotz hoher Infektionszahlen vergleichsweise gering bleibt. Man kann jedenfalls annehmen, daß ein großer Teil der volkswirtschaftlichen Schäden, die mit den 1,5 Billionen Euro abgemildert werden sollen, erst durch den Lockdown und ähnliche Maßnahmen in der Folgezeit entstanden ist.

Ich habe den Eindruck, daß man in der Politik sehr lange dem Prinzip „Koste es, was es wolle“ gefolgt ist, insbesondere beim (ersten) Lockdown. Erst jetzt, bei der Frage nach der Notwendigkeit eines zweiten Lockdowns, mehren sich die Stimmen, die beschwörend sagen: Das darf auf keinen Fall passieren, es wäre der GAU, wir können uns das einfach nicht leisten. Von daher stellt sich aber auch die Frage, ob nicht schon der erste Lockdown möglicherweise falsch, weil viel zu teuer, zu schädlich war.

Unabhängig davon: Bei Kosten im Bereich von Billionen Euro sollte es eigentlich selbstverständlich sein, die Frage nach dem Kosten-Nutzen-Verhältnis gewissenhaft zu klären und auch zu diskutieren. Das scheint bisher in der Politik nicht stattgefunden zu haben. Es hieß (fast) immer nur: Wir müssen alles tun, um die Infektionszahlen niedrig zu halten.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 27.10.2020 um 01.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44564

Wie viele Menschen sind denn bisher durch die Maßnahmen vor Tod oder körperlicher Dauerschädigung gerettet worden? Und ab wieviel hunderttausend oder Millionen Toten wären wirtschaftliche Schäden im bisherigen Ausmaß gerechtfertigt?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.10.2020 um 22.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44563

Lieber Herr Wrase,

so ein Unverhältnis empfinde ich nicht.

Ich stimme Ihnen aber zu, daß

(1) die wirtschaftlichen Gesamtschäden gigantisch sind

und daß

(2) die Zahl derer, die durch die bisherigen Maßnahmen vor Tod oder körperlicher Dauerschädigung gerettet werden, gering ist.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 26.10.2020 um 16.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44562

Lieber Herr Riemer, noch eine Rückfrage. Könnte es sein, daß Sie ein Unverhältnis empfinden zwischen den gigantischen wirtschaftlichen Gesamtschäden und der vergleichsweise geringen Zahl derer, die durch die bisherigen Maßnahmen vor Tod oder körperlicher Dauerschädigung gerettet werden?
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 25.10.2020 um 19.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44558

Lieber Herr Riemer, vielen Dank für Ihre Erläuterungen. Bei meiner Formulierung "die Zahlen zurechtrücken" war nichts Spöttisches intendiert. Ich meinte genau dasselbe wie Sie: die Zahlen hinterfragen, die Zahlen ins richtige Licht rücken.

Ich stimme Ihnen übrigens in vielem zu. Daß die Fixierung auf die bloßen Infektionszahlen nicht sachgemäß ist, das wird ja in letzter Zeit öfter gesagt. Die rituelle Darbietung der offiziellen Zahlen aus den verschiedensten Ländern, die eigentlich gar nicht vergleichbar sind, irritiert mich schon lange.

Den größten Unterschied zwischen uns sehe ich bei der Bewertung der Masken. Deren Wirksamkeit ist für mich völlig unbestreitbar. Masken, Abstand, das Prinzip, verzichtbare Kontakte möglichst zu reduzieren, vielleicht noch Hände waschen – das ist das Handwerkszeug gegen die Ausbreitung. Wenn das alle machen würden, hätten wir Corona schon weitgehend niedergerungen. Wenn zu viele nicht mitmachen, siegt das Virus. Das ist jetzt der Fall.

Bei den Maßnahmen ging mir auch einiges zu weit. Der Schaden für die Wirtschaft mit zahllosen Existenzvernichtungen wurde von den Politikern meiner Meinung nach sehr lange massiv unterbewertet. Ich fand es höchst empörend, daß zigtausend Geschäftsinhaber kaum noch oder gar nicht mehr wirtschaften konnten, aber die sehr hohen Mieten für ihre Läden weiterhin zu zahlen hatten. Das grenzt an Hinrichtung. Und warum müssen unbedingt die Schüler Unterricht haben, als ob nichts wäre? Im Zweifel hätte ich lieber den Schülern ein Jahr lang frei gegeben beziehungsweise sie mit alternativen Beschäftigungen versorgt (möglichst in Kleingruppen, möglichst immer im Freien) und dafür die Wirtschaft weiterlaufen lassen. Das hemmungslose staatliche Schuldenmachen auf Jahrzehnte hinaus fand ich in dem Ausmaß nicht in Ordnung. Maskenpflicht auf Plätzen und in Einkaufsstraßen erscheint mir übertrieben – solche Maßnahmen wirken auf mich hilflos, wie das letzte Aufgebot in einer verlorenen Schlacht.

Absolut verheerend war, daß auch Entwicklungsländer und Länder wie Indien versucht haben, die Chinesen mit einem Lockdown zu kopieren. Sie haben sich damit vor allem Schäden eingehandelt und außer ein paar Wochen Aufschub nichts erreicht.

Der Lockdown hat aber immerhin eine gute Phase im Sommer ermöglicht und wird am Ende auch dafür gesorgt haben, daß in Deutschland vielleicht ein paar zehntausend Todesfälle vermieden wurden. Nicht zu vergessen die monatelange Entlastung der Krankenhäuser, der Ärzte, der Gesundheitsämter – wenigstens ein halbes Jahr lang, immerhin. Es war nicht von vornherein absehbar, daß der Kampf am Ende verloren gehen würde, daß nur die Chinesen und ein paar Zerquetschte ihn gewinnen können. Im nachhinein ist man immer klüger, das muß man den Politikern zugestehen. Einen Versuch war es wert.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.10.2020 um 20.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44556

Lieber Herr Wrase, damit kein falscher Eindruck entsteht, möchte ich vorausschicken, daß auch ich immer brav meine Maske trage, Abstand halte usw., denn auch, wenn ich manches für nicht notwendig oder sogar für falsch halte, erkenne ich natürlich die Entscheidungen der repräsentativen Mehrheit an.

Richtig handeln fängt meiner Meinung nach schon mit einer korrekten Faktenanalyse an, und diese Fakten sollten dann nicht propagandistisch oder sensationslüstern, sondern seriös und neutral veröffentlicht werden.

Wenn ich aber die täglichen Nachrichten in den Hauptmedien verfolge, das tägliche Rennen um neue Rekorde bei den Infektions- und Todeszahlen, die beängstigenden Überschriften in der Zeitung, und das alles beruhend auf Vergleichen von Äpfel mit Birnen, ich habe ja hier schon genügend Beispiele gebracht, dann verliere ich leider an Zutrauen in die Politik.

Mein Hauptpunkt ist also, wahrheitsgetreu und ehrlich mit den Fakten umzugehen. Es hat nichts mit Wahrheit zu tun, wenn absolute Infektionszahlen von Afrika und Deutschland nebeneinander gestellt werden, ohne Berücksichtigung der Bevölkerungszahl, und damit angedeutet wird, oh, seht mal, wie schlecht geht es Afrika und wie gut stehen wir mit unseren tollen Maßnahmen da. Das ist nicht glaubwürdig.

Was einzelne, konkrete Maßnahmen betrifft, so habe ich ja schon geschrieben, daß ich es sinnvoll finde, Krankenhäuser und Pflegeheime besser auszustatten und zu schützen. Ich habe mich schon immer darüber gewundert, wie in deutschen Krankenhäusern jeder x-beliebige Mensch ohne Prüfung und Registrierung einfach herein- und überall herumspazieren kann. Eigentlich ein Unding. Die Patienten und Bewohner dürfen aber andererseits auch nicht völlig von Besuchen abgeriegelt werden. Das ist nicht leicht.

Die Maskenpflicht, wie sie zur Zeit besteht, halte ich für nicht notwendig. Masken in der Schule sogar für schädlich. Ich verstehe auch nicht, was sie in Schulen eigentlich bewirken soll, denn wenn ein einziger Coronafall auftritt, wird meines Wissens sowieso die ganze Klasse in Quarantäne geschickt.

Maskenpflicht bei Kultur- und Sportveranstaltungen, da bin ich unsicher. Kann sein, daß es ab einer bestimmten Ansteckungsquote sinnvoll wäre. Bis jetzt aber sicher nicht.
Reisebeschränkungen, Gaststättenschließungen und "Beherbergungsverbote" sind für mich Unwörter.

Sie schreiben, lieber Herr Wrase, ich rücke die Zahlen zurecht. Damit verwenden Sie zwar meine eigenen Worte, ich habe geschrieben, ich rücke sie ins rechte Licht, aber stimmt mein Eindruck, daß ein leicht spöttischer Unterton in der Übernahme meiner Worte steckt? Es klingt für mich so, als meinten Sie, ich lege mir die Zahlen so zurecht, daß sie zu meiner Argumentation passen. Ich finde aber, als relative Zahlen lassen sie überhaupt erst objektive Vergleiche zu.

Ich würde Sie deshalb auch gern fragen, sind Sie denn nicht der Meinung, daß man die Zahlen erst auf einen gemeinsamen Nenner bringen muß, bevor man sie vergleichen kann, und daß solche Vergleiche unbedingt notwendig sind, um sie überhaupt zu beurteilen? Wie sehen Sie denn den Vergleich mit den 25000 Grippetoten 2018?
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 24.10.2020 um 07.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44555

Lieber Herr Riemer, Sie rücken die Zahlen zurecht und kommen zu dem Schluß, daß es doch gar nicht so viele Tote sind, Corona würde maßlos überbewertet. Das brauchen Sie nicht mit immer neuen Rechnungen immer noch einmal darzulegen.

Sie wurden gefragt: Was folgt daraus? Sie sprechen in Ihrer Antwort pauschal von falschen politischen Entscheidungen. Man müsse stattdessen angesichts der Tatsache, daß wir alle sowieso sterben werden, "im richtigen Verhältnis handeln".

Das ist im Vergleich zu Ihren konkreten Zahlenrechnungen extrem vage. Was bedeutet es denn, richtig zu handeln? Sie sollten konkreter werden. Inwiefern waren die Entscheidungen der Politiker bisher falsch? Und wie müßten sie demnächst aussehen, wenn die Infektionszahlen weiter steil ansteigen?

Ich tippe mal, Sie wollen: kein Lockdown mehr, auch nicht regional. Auch nicht in einzelnen Schulen. Wollen Sie zum Beispiel, daß mehr Zuschauer in die Konzerte gehen können, mit weniger Abstand, damit die Kulturszene wieder mehr in Gang kommt? Also Abschaffung der Abstandsregeln in Konzerten? Sind Sie gegen Sperrstunden in jeglicher Form? Man weiß es nicht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.10.2020 um 16.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44554

Ich würde natürlich niemanden auf der Welt dafür kritisieren, daß er sich sorgt. Kritisieren muß man aber falsche politische Entscheidungen. Reine Sorgen sind nicht immer der beste Ratgeber.

Ich wiederhole unermüdlich meine absoluten Zahlen?
Wir werden doch von den Medien täglich mit neuen absoluten Zahlen überschüttet. Ich versuche lediglich, ab und zu diese Zahlen ins rechte Verhältnis, d.h. ins rechte Licht zu rücken.

11000 Neuinfizierte heute, und wenn Merkel eine Luftnummer geschossen hat, was ich auch glaube, dann vielleicht 20000 schon Ende Oktober und 80000 täglich zum Jahresende? Das halte ich für realistischer. Das klingt wirklich furchterregend. Sollen die täglichen Nachrichtenmeldungen so klingen?

Aber wir sind nun mal ein Land von 83 Mio. Einwohnern. Selbst bei diesem "Schreckensszenario" würde sich Ende des Jahres täglich nur einer von tausend infizieren. Für einen von zwanzigtausend würde dann die Krankheit gefährlich werden und ungefähr einer von hunderttausend würde dann daran sterben.

Wenn dies jetzt harmlos klingt, kann ich nur sagen, das sind aber die Fakten!

Ich möchte nichts verharmlosen, aber ich möchte schon gern wissen, warum 25000 Grippe-Tote im Jahr 2018 niemanden hinterm Ofen vorgelockt haben, während 10000 Corona-Tote (die man eigentlich ab jetzt schon auf zwei Kältesaisons verteilen muß) zu einer Gefahr für die gesamte Volkswirtschaft werden und das gesamte gesellschaftliche Leben lähmen. Ist der Grippetod irgendwie leichter als der Coronatod, zählt er weniger?

Covid-19 kann schlimm sein, wie andere schlimme Krankheiten auch. Wir haben gelernt, daß besonders ältere Menschen gefährdet sind. Darum ist es richtig, Pflegeheime, Krankenhäuser, alte Menschen besonders zu schützen.
Den Pflegenotstand in Krankenhäusern und Heimen gibt es nicht erst seit Corona!

Jüngere sind auch unter den Toten, aber auch unter den 2500, die täglich ohne Corona sterben, sind einige jüngere. Um jedes einzelne Leben wollen wir kämpfen, aber der Mensch ist nun einmal sterblich. Damit müssen wir uns auch abfinden und müssen, wenn es um das gesamte gesellschaftliche Leben geht, im richtigen Verhältnis handeln. Darum meine Prozentangaben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.10.2020 um 06.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44552

Und – was folgt daraus?

Sie wiederholen unermüdlich Ihre absoluten Zahlen und Prozentangaben, als wüßten Sie nicht, warum die ganze übrige Welt so besorgt ist. Spinnen die alle (mich eingeschlossen)?

Wenn aus der Verdoppelung innerhalb von Wochen eine Verhundertfachung der Infizierten wird, kann man schon nachdenklich werden. Söder hat das Seerosenbeispiel aufgegriffen, im übrigen eine gewisse Ratlosigkeit eingestanden. Die anfängliche Bereitschaft der Bevölkerung zu einer großen solidarischen Aktion wird durch die "Merchants of doubt" unterminiert.

Die Sterberaten sind mit großer Anstrengung gedrückt worden, aber es gibt noch andere Folgen. Durch meine familiären Beziehungen zum Klinikbetrieb weiß ich von Personalengpässen wg. Quarantäne, das ist ein täglich wachsendes Problem. Dagegen immer wieder die Sterbepromille ins Spiel zu bringen scheint mir nur ein rhetorischer Trick zu sein, den ich leider nicht harmlos finden kann.

Immer mehr Unternehmer meinen inzwischen, ein kurzer harter Lockdown von zwei bis drei Wochen mit anschließendem beherztem Wiederaufbau sei besser als ein monate- und jahrelanges Durchwurschteln mit lähmender Ungewißheit. Zwischen harter Seuchenbekämpfung und wirtschaftlicher "Öffnung" besteht kein Gegensatz.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.10.2020 um 20.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44550

Zur Zeit infiziert sich in Deutschland jeden Tag einer von ca. 8000 Menschen an Corona.
Jeden Tag stirbt einer von 2 Mio. Deutschen an oder mit Corona.
Die Todesrate (an oder mit Corona) liegt z. Z. bei etwa 0,4 Prozent der Infizierten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.10.2020 um 06.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44544

Merkels vermeintliche Hochrechnung auf 19.200 Neuinfektionen täglich zum Jahresende könnte sich tatsächlich als "Luftnummer" erweisen, aber anders, als ntv es meinte. Ende Oktober ist noch lange nicht erreicht, aber: Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Deutschland ist auf 11.287 gestiegen. (tagesschau.de 22.10.20)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.10.2020 um 07.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44430

Virologe Streeck im Interview (Tagesschau):

Das Problem ist, dass eine Pandemie nur gemeinsam bewältigt werden kann. Da geht es nicht nur um eine Solidarität von allen Menschen in Deutschland, sondern auch weltweit und vor allem auch innerhalb Europas.
Das Wichtigste hierbei ist in meinen Augen die Kommunikation. Dass jeder Mensch versteht, dass man Eigenverantwortung übernehmen und achtsam füreinander sein muss. Es ist leider ein Marathon, es ist kein kurzes Sprint. Daher ist es umso wichtiger, dass wir über Gebote reden und nicht über Verbote und Verordnungen. Das funktioniert viel besser. Wir wissen auch aus anderen Pandemien und anderen Erkrankungen, dass solche Strategien besser funktionieren als wenn man das über Verordnungen regelt.


Was unterscheidet Gebote von Verordnungen? Meint er vielleicht Ratschläge? Gebote und Verbote sind logisch gleichwertig. Das Gebot, rechts zu fahren, ist das Verbot, links zu fahren. Der Rat, rechts zu fahren, wäre weniger effizient.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2020 um 04.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44405

n-tv zieht sogar einen Mathematiker zu Rate, um Merkels "Voraussage" von 19.200 Corona-Infektionen in Zweifel zu ziehen. Obwohl die Verfasser wissen, daß die Bundeskanzlerin nur veranschaulichen wollte, was exponentielles Wachstum bedeutet (dringend nötig, wie sich wieder mal zeigt), tun sie so, als wüßten sie es nicht, und kommen immer wieder auf die tolle Einsicht, so "präzise Vorhersagen" seien nicht möglich. Der Mathematiker entdeckt sogar, daß R in der letzten Zeit immer wieder mal unter 1.0 gesunken ist.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.10.2020 um 21.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44396

zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#34817:

Alle 15 Minuten wird in Indien eine Frau vergewaltigt.
(ZDF, „heute“, Nachrichten, 19 Uhr)

Das sind 25 Vergewaltigungen pro Jahr pro Million Einwohner.

Zum Vergleich in Deutschland:
113 Vergewaltigungen*) im Jahr 2019 pro Million Einwohner.
*) Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und sexueller Übergriff im besonders schweren Fall einschl. mit Todesfolge §§177, 178 StGB
(Quelle: www.bka.de)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.09.2020 um 09.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44370

Ein Musterknabe der Klimapolitik ist China freilich nicht. Das bevölkerungsreichste Land der Erde ist der größte Verursacher von Treibhausgasen, verantwortlich für 28 Prozent des weltweiten Ausstoßes von Kohlendioxid. (FAZ 23.9.20 Friederike Böge)

Pro Kopf stoßen die USA fast dreimal so viel CO2 aus wie China, als Land fast die Hälfte des sehr viel größeren China. In China stehen mit Abstand die meisten Windräder (wiederum nicht pro Kopf, aber immerhin). Außerdem steckt China mitten in der industriellen Aufholjagd; man kann nicht die luxuriösen Auflagen (Verzicht auf Kohle) erwarten, die sich ein sehr fortgeschrittenes Land leisten kann (aber im Fall der USA nicht leisten will).
Warum werden immer wieder solche stupiden Rechnungen aufgemacht?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.09.2020 um 09.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44369

Das erinnert mich an das einzige Bundesligaspiel, das ich im Stadion gesehen habe, auf Einladung eines Vereinsmitglieds in bevorzugter Lage. In der Pause haben wir uns im Restaurant vergnügt (keine vulgäre Currywurst!) und darüber den Beginn der zweiten Halbzeit verpaßt. Als wir wieder zu unseren Plätzen kamen, waren schon wieder zwei Tore gefallen.

Dieses legendäre Spiel wird übrigens kein Nürnberger je vergessen: 5:1! So etwas kennen die Clubberer ja sonst nicht.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 19.09.2020 um 11.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44352

Statt Brot hätte natürlich Currywurst dastehen müssen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2020 um 16.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44348

Fan-Rückkehr ins Station
"Für Brot und Spiele dürfen wir unsere Erfolge nicht riskieren"
(...)
Für ein reines Freizeitvergnügen, für Brot und Spiele also, dürfen wir unsere bisherigen Erfolge einfach nicht riskieren.
(t-online 28.9.20)

Ist Ernährung eine Freizeitbeschäftigung? Verteilt die Bundesliga auch Brot?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.09.2020 um 13.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44308

Können Corona-Viren Folge für Unfruchtbarkeit sein? (swp 9.9.20)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.09.2020 um 05.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44283

Forschende der University of East Anglia (UEA) haben eine neue App entwickelt, die anhand verschiedener medizinischer Faktoren und dem Lebensstil die zu erwartende Lebenserwartung der Nutzerinnen und Nutzer berechnet.
Laut den Forschenden trägt die App dazu bei, darüber aufzuklären, wie sich einzelne Faktoren und Lebensstile auf die Langlebigkeit auswirken. Dies könnte Menschen vielleicht auch dazu motivieren, positive Änderungen durchzuführen, die die Lebenserwartung erhöhen, wie beispielsweise das Rauchen aufgeben.
(6.9.20)

„App“ ist das Zauberwort des Jahres. Wenn Banalitäten durch eine App bestätigt werden, zählen sie gleich doppelt. Die mittlere Lebenserwartung bei verschiedenen Lebensstilen ist ja längst bekannt. Das ist und bleibt Statistik. Wenn der einzelne irrigerweise sein persönliches Schicksal zu kennen glaubt, hat das unabsehbare Folgen für sein Leben.
Aber die Meldung wirft eine interessantere, geradezu philosophische Frage auf: Wie wirkt sich die Kenntnis der Vorhersage auf deren Wahrscheinlichkeit aus? Es wird ja ausdrücklich ins Auge gefaßt, daß man z. B. das Rauchen aufgeben könnte. Dieses Motiv hat die Schriftsteller seit der Antike (Ödipus) beschäftigt. Der Versuch, dem Schicksal zu entgehen, führt gerade zu dessen Erfüllung. Eine nette Variante hat Rowling in „Harry Potter“ gefunden: Die zwielichtige Seherin Prof. Trelawney sagt dem armen Neville im Ton der Sebstverständlichkeit voraus, daß er gleich einen Teetopf zerdeppern wird, und sofort zerdeppert er ihn.
Aktuelle Beispiele liegen auf der Hand. Unser Wissen über den Klimawandel kann diesen verlangsamen oder auch nicht. Auch das Präventionsparadox bei Corona gehört hierher: Die erfolgreiche Eindämmung der Seuche führt zur Geringschätzung der Eindämmungsmaßnahmen usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.08.2020 um 07.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44217

In Diskussionen mit Windkraftgegnern konnte ich nie herauskriegen, ob denn wirklich der Boden unter Windrädern mit toten Vögeln übersät ist. Nun lese ich endlich mal Zahlen:
„In Deutschland sind zwischen 2002 und 2017 über 3500 Vögel durch Kollisionen mit Windrädern gestorben.“ (SZ 29.8.29)
In Norwegen sind in drei Jahren nur 6 Vögel durch schwarz angestrichene Windräder gestorben gegenüber 18 durch helle. Was soll man dazu sagen?
Millionen tote Vögel durch den Straßenverkehr und Glasscheiben sind dagegen kein Hirngespinst.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.08.2020 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://w