Zum vorherigen / nächsten Tagebucheintrag
Zu den Kommentaren zu diesem Tagebucheintrag | einen Kommentar dazu schreiben
08.11.2006
„Verbindlich“
Eisenbergs Grammatik jetzt in Mischorthographie
Eisenberg, Peter: Grundriss der deutschen Grammatik. Band 1: Das Wort. 3. Aufl. 2006. Stuttgart:Metzler.
(Die Restbestände der vorigen Auflage werden zur Zeit bei "Jokers" verramscht. Es lohnt sich, aber der zweite Band ist schon ausverkauft.
Das Werk ist inhaltlich fast unverändert, die Paginierung konnte beibehalten werden.
„Wichtigste Änderung ist die Umstellung des Textes auf die seit August 2006 verbindliche Neuregelung der Orthographie. Für diesen Schritt gab es viele Gründe. Der wohl wichtigste: Ein Buch, das u. a. in der Lehrerbildung verwendet wird, sollte sich auf die Dauer nicht der Schreibweise verweigern, die das tägliche Brot der Lehrer ist. Die Umstellung erfolgt nach bestem Wissen – falls etwas übersehen wurde, bitten wir um Verständnis – und sie erfolgt auch dort, wo die Neuregelung nach Auffassung des Autors noch immer Mängel hat.“ (Vorwort)
Sind die Lehrer gefährdet, wenn sie Bücher in traditioneller Rechtschreibung lesen? Das werden sie noch auf Jahrzehnte kaum vemeiden können. Welche anderen Gründe gibt es, wenn dies der wichtigste ist?
In den Hinweisen für den Benutzer schreibt Eisenberg, daß er auch die Beispielsätze angepaßt habe. Auch Zierrat schreibt er reformiert, obwohl er es ausdrücklich als Ableitung auf -at erklärt. Lediglich das Wort plazieren will er traditionell schreiben. Er behauptet sogar, Schreibweisen wie platzieren und nummerieren ließen sich „nicht verteidigen“. Das ist übertrieben. Es sind auch nicht nur „Regelungen von 1996“, sondern ebenso von 2006, und Eisenberg hat sie im Rechtschreibrat mitbeschlossen – wie denn überhaupt sein Anteil und Verdienst an den so scharf kritisierten Reformregeln allzu sehr verdunkelt scheint.
Schon auf der ersten Seite findet man erstere, letztere und um so – wobei gerade dies in der ersten, nicht reformierten Auflage reformiert, also umso geschrieben war! Es geht weiter mit im wesentlichen und weiteren Verstößen gegen die „verbindliche“ Neuregelung, auch volladen ist traditionell geschrieben.
Eisenberg trennt durchweg st nicht: zugun-sten, Mu-ster usw. groß schreiben und klein schreiben schreibt er meist getrennt, was seit 1996 nicht mehr zulässig ist; erst in den Lösungshinweisen geht er zur Zusammenschreibung über.
Die inkonsequente Handhabung der Reformorthographie muß Lehrer, wenn sie denn so gefährdet sind, erst recht verwirren.
Eisenberg tadelt die Reformschreibungen spazieren gehen und irgendeiner als „klare Systemverstöße“. Offenbar hält er irgend einer für die nichtreformierte Schreibweise. Unter der Getrennt- und Zusammenschreibung erörtert er Formen, die es weder nach traditioneller noch reformierter Schreibweise gibt, deren Rolle in der Argumentation daher unklar ist: biertrinken, geldwaschen usw. Die Ausführungen zu leid tun, pleite gehen, irre werden S. 348f. sind merkwürdig ausweichend, man weiß nicht recht, ob Eisenberg den adjektivischen Charakter tatsächlich in Frage stellen will. Es gibt keine Regel, die für leertrinken Zusammenschreibung „erzwingt“, wie Eisenberg S. 429 behauptet; übrigens ist es nur eine fakultative Neuschreibung.
„Vor der Neuregelung waren auch die morphologischen Schreibungen 'geschrieen' und 'gespieen' erlaubt.“ (S. 428) Gibt es dazu weiter nichts zu sagen? Wie konnte Eisenberg im Rechtschreibrat einer Regelung zustimmen, die das verbietet?
Die Schreibung überschwänglich ist von der Reform nicht „zugelassen“, sondern vorgeschrieben worden (S. 303, später wird der Sachverhalt richtiger dargestellt [S. 325]). Eisenberg meint, die Reform von 1996 habe für vonseiten (das er offenbar für die traditionelle Schreibweise hält) Getrenntschreibung zugelassen (S. 333). Manche Schreibweise wie mithilfe oder nicht im Entferntesten hat Eisenberg schon vor der Reform gepflegt, so daß sie in dieser Auflage nicht wirklich neu sind.
Daß der Plural Kritiken auf der ersten Silbe betont werde (S. 431), läßt sich in dieser Ausschließlichkeit kaum halten; von Kants drei Kritiken habe ich in dieser Betonung noch nie reden hören.
Die seltsame Schreibweise glottal Stop (S. 320) steht schon in der ersten Auflage, ebenso der Druckfehler Gegenatz S. 341. Die Kritik stellte zurecht fest (S. 429) – das entspricht weder alter noch neuer Orthographie.
Das Werk ist weiterhin politisch korrekt, es heißt also stets jede Sprecherin und jeder Sprecher usw.
Insgesamt ist nicht einzusehen, warum Eisenberg die Unterwerfung unter eine von ihm so negativ beurteilte Neuschreibung als das Gebot der Stunde darstellt und selbst mit schlechtem Beispiel vorangeht. Damit ist niemandem wirklich geholfen.
Diesen Beitrag drucken.
Kommentare zu »„Verbindlich“« |
Kommentar schreiben | älteste Kommentare zuoberst anzeigen | nach oben |
Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 10.11.2006 um 17.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=705#6701
|
Der Text eines Wissenden als empirischer Beweis
Wie Theodor Ickler an der 3. Auflage des ersten Bandes der Grammatik von Peter Eisenberg genau und peinlich dicht belegt, tappt der Autor dieser durchs dunkle Dickicht der destruierten deutschen Graphie wie seine Mitleidenden. Sein Text ist Beweis genug dafür, daß die der Deform der deutschen Graphie Hörigen sich in dieser ebenso verlieren wie die kleinen Schülerlein, die diese Deform eigentlich retten sollte. Der Effekt ist, daß selbst im Metier bewanderte Höchstautoritäten (oder so) im Selbstversuch beweisen, daß die Regeln dieses Machwerks von niemandem zu begreifen sind. Es kann also nur noch - am Empirikon - gepunktet werden, was Theodor Ickler - "gleichfalls ohne Aussicht auf Erfolg"? (Karl Kraus zu verbieten) - unverdrossen tut.
|
Kommentar von Heinz Erich Stiene, verfaßt am 10.11.2006 um 17.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=705#6700
|
Auf dem aktuellen Aktionsplakat der Kette Lidl findet sich die Trennung "Druckgus-spfanne". Bevor auch Lidl die Fahne grüßte, kam so etwas nicht vor.
|
Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 10.11.2006 um 15.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=705#6699
|
"Vermeidungsschreibung" kann auch zu besserem Deutsch oder klarerer Ausdrucksweise führen. Und: In der Werbung ist Pseudo-Heyse ohnehin ein Schuß in den Ofen. Die SZ hat mich mit Schreibungen wie "Genuss" erfolgreich davon abgehalten, mir den "Klavier Kaiser" zuzulegen.
|
Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 10.11.2006 um 12.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=705#6696
|
Vermeidungsschreibung = Beschränkung des Sprachgebrauchs auf Wortformen, die sich in Adelung und Pseudo-Heyse nicht unterscheiden. Z.B. läßt sich der Gebrauch der Konjunktion "daß" verhältnismäßig leicht vermeiden, indem sie durch andere ersetzt wird, oder indirekte Rede eben durch den Konjunktiv statt der Form "er sagte, daß" mit Indikativ wiedergegeben wird.
|
Kommentar von P. T., verfaßt am 10.11.2006 um 11.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=705#6695
|
Was soll denn "Vermeidungsschreibung" sein?
|
Kommentar von Alexander Glück, verfaßt am 10.11.2006 um 10.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=705#6693
|
Hiltraud Strunks Quellendokumentation "Zur Geschichte der deutschen Orthographie in Deutschland", Bde 1/2, Hildesheim: Olms, 2006, erscheint reformiert.
Gemoll: Grieschisch-deutsches Schul- und Handwörterbuch, 10. A., München: Oldenbourg, 2006, reformiert (Vorwort: "...Den letzten Ausschlag zur Bearbeitung gab aber die verbindliche Einführung der Neuen(!) Rechtschreibung, an die der 'Alte GEMOLL' aus drucktechnischen Gründen nicht mehr angepasst werden konnte."; S. 352: der fernere; S. 353: Erfolg versprechend; S. 456: abwieden (statt abweiden); S. 581: zurückkehrend; S. 610: niederwerfen, niederlegen, niedersetzen, dabeisitzen.
Mangan: Der vergessene Teddy, Gießen: Brunnen, 2006, in Vermeidungsschreibung (bis auf ein ss konsequent).
|
Kommentar von Norbert Schäbler, verfaßt am 10.11.2006 um 09.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=705#6692
|
Neuerscheinungen in den Fachbereichen Psychologie, Pädagogik, Didaktik und Soziologie sind sehr häufig in Neuschreibung gehalten. Auch der oft zitierte Prof. Harald Marx (Uni Leipzig) publiziert meines Wissens reformiert. Das ist schon deshalb seltsam, weil er bei seinen Untersuchungen, die im wesentlichen auf den Rechtschreibfall der „S-Laute“ abzielten, eine Fehlerzunahme und Übergeneralisierung feststellte.
|
Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.11.2006 um 06.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=705#6689
|
Mein persönlicher Eindruck ist, daß unter den Neuanschaffungen unserer Institutsbibliothek die literaturwissenschaftlichen eher in traditioneller Rechtschreibung erscheinen, die sprachwissenschaftlichen in (fehlerhafter, beflissen wirkender) Reformschreibung. Dabei mag eine Rolle spielen, daß die Linguistik sich immer mehr auf einige wenige Verlage konzentriert, die mehr oder weniger Druck ausüben. Erfahrungsberichte wären interessant.
|
Kommentar von S.L., verfaßt am 09.11.2006 um 19.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=705#6688
|
Ich habe mir eben bei Jokers beide Bände der Eisenberg-Grammatik gekauft. Eisenbergs Argumentation zur Verwendung der sogenannten neuen Rechtschreibung in der Neuauflage kann ich nicht nachvollziehen. Die unterschwellige Behauptung, daß die herkömmliche Rechtschreibung angehende Lehrer gefährde, empfinde ich fast als Beleidigung.
Viele seriöse Wissenschaftler veröffentlichen ihre Bücher weiterhin in normaler Rechtschreibung. Dazu gehören (neben den Herren Munske und Ickler) zum Beispiel Norbert Bolz ("Die Helden der Familie", 1. Aufl. Juni 2006) oder Hans Peter Althaus ("Kleines Wörterbuch der Weinsprache", 1. Aufl. September 2006).
Allerdings gibt es auch ein aktuelles Negativ-Beispiel: Der Journalist Henryk M. Broder hat sein neues Buch, das den Titel "Hurra, wir kapitulieren. Von der Lust am Einknicken" trägt, bezeichnenderweise in Neuschreibung veröffentlicht. Von zwei Grammatikfehlern (1. das statt dass/daß 2. falsche Dativendung) einmal abgesehen, fällt besonders die schwache Zeichensetzung sehr negativ auf. So wird sein Buch, das er selbst als Pamphlet gegen Political Correctness und Konformismus versteht, fast zur Realsatire.
|
Kommentar von Norbert Schäbler, verfaßt am 09.11.2006 um 14.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=705#6685
|
„Trau, schau – wem!“
In einem Dilemma befinden sich all diejenigen, denen die Befolgung abstruser Verhaltensweisen angedacht und auferlegt ist. Im Dilemma mit dem Namen „Rechtschreibreform“ verharren derzeit Beamte, Angestellte, Journalisten ... Allesamt empfinden sie einerseits die Loyalität zum Dienstherren, andererseits eine Bereitschaft zur Wahrung des Sprachguts.
Das Problem „Rechtschreibreform“ ist kein akutes Dilemma. Dafür ist der Leidensdruck nicht groß genug, denn bisher haben es die Betreiber der RS-Reform immer verstanden, jedweden Widerspruch zu bagatellisieren. Einer ihrer wichtigsten Helfer ist Prof. Dr. Peter Eisenberg. Jener ist Urheber des geflügelten Wortes: „ Auch mit der zweitbesten Lösung läßt es sich leben.“
Aufgrund seines Professoren- und Doktortitels ist Eisenberg in der Öffentlichkeit glaubhaft. Ein Sprachwissenschaftler ist prädestiniert dazu, für die Wahrung des Sprachguts einzutreten.
Man sollte annehmen, daß der Lehrstuhlinhaber das auch tut.
Die Frage allerdings: Für wen arbeitet Eisenberg? Ist er frei? Hat er ein Dilemma? Wenn ja: wie löst er es? Und wie ist es zu erklären, daß ein Sprachexperte eine solch pomadige Expertise für den Staat ausstellt?
|
Kommentar von Heinz Erich Stiene, verfaßt am 09.11.2006 um 12.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=705#6683
|
Die Frage nach dem wissenschaftlichen Ethos des Peter Eisenberg beantwortet sich von selbst. Über eine andere kann vielleicht jemand im Forum Auskunft geben: Besitzt Eisenberg ein Parteibuch?
|
Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 09.11.2006 um 09.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=705#6681
|
Die Rechtschreibreform ist schlecht und muß durchgesetzt werden
Das ist leider eine sehr verbreitete Meinung geworden. Man muß Otto Normalverrückte in Schutz nehmen, wenn sie dieses Credo nachbeten. Wenn die Allgemeinheit unablässig der Propaganda "Ist zwar schlecht, muß man aber durchsetzen" ausgesetzt ist, werden viele Mitmenschen irgendwann irre und übernehmen diese Denkart. Die Verantwortung fällt auf diejenigen zurück, die die Propaganda verbreitet haben: auf Journalisten und Politiker. Und ganz am Anfang der Verantwortungskette stehen Reformer wie Peter Eisenberg. Daß sogar die Fachleute, die sich mit nichts anderem beschäftigen, auf die Durchsetzung von erkanntermaßen unsinnigen und schädlichen Maßnahmen versessen sind, das ist ... (hier kann jeder selbst etwas ergänzen).
|
Kommentar von David Weiers, verfaßt am 09.11.2006 um 08.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=705#6680
|
Fällt mir gerade so ein: Wenn er diesem seinem etwas seltsamen Prinzip ja immer wieder treu bleibt – vielleicht möchte er ja der Nation damit zeigen, was für eine Häßlichkeit so etwas wie diese Reform doch ist. Das könnte er dann zwar auch billiger haben, aber vielleicht ist das ja seine Art der (im positivsten Sinne des Wortes) Volkserziehung.
Wenn dem so wäre: Respekt! Dafür braucht es Ausdauer...
Aber ich glaube nicht daran.
|
Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.11.2006 um 05.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=705#6679
|
Ich finde Eisenberg sogar sehr prinzipienfest. Er beharrt seit über zehn Jahren völlig unwandelbar auf seiner Meinung: Die Rechtschreibreform ist schlecht und muß durchgesetzt werden. Auszug aus meinem Buch "Die Rechtschreibreform in der Sackgasse":
Schon im Januar 1996, als noch gar nichts feststand, redete Eisenberg den Lehrern ein, "jetzt" komme es darauf an, mit der leider nicht besonders gelungenen Reform zu leben (Die neue Rechtschreibung. Hannover 1996, S. 3). Während der Mannheimer Anhörung im Januar 1998 malte er eine nicht näher ausgeführte "kulturpolitische Katastrophe" an die Wand, falls die Reform kippe. (In Wirklichkeit drohte nur den Kultusministern Wernstedt usw. eine Blamage.) Als es ihm nicht gelang, auch nur ein winziges bißchen seiner Revisionsvorstellungen durchzusetzen, trat er aus der Kommission aus, behielt aber seine Strategie bei. Nach dem Karlsruher Urteil verkündete er wiederum, "jetzt" müsse man mit der Neuregelung leben, die er allerdings gleichzeitig in Grund und Boden kritisierte (Praxis Deutsch 153, 1998).
|
Kommentar von R. M., verfaßt am 09.11.2006 um 00.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=705#6677
|
Kurios auch die anthropomorphisierende Ausdrucksweise. Nein, von einem Buch kann Verweigerung nicht verlangt werden, von Autoren hingegen darf man sich mehr Prinzipienfestigkeit durchaus wünschen.
|
Kommentar von David Weiers, verfaßt am 08.11.2006 um 23.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=705#6676
|
Der wohl wichtigste: Ein Buch, das u. a. in der Lehrerbildung verwendet wird, sollte sich auf die Dauer nicht der Schreibweise verweigern, die das tägliche Brot der Lehrer ist.
Also ich bin ja weiß Gott nicht kleinlich und auch ansonsten ein sehr gutmütiger Zeitgenosse, aber das geht zu weit! Der Mann weiß doch selber sehr gut, daß die aktuell amtliche Rechtschreibung bestenfalls für zwei Jahre ihre amtliche Gültigkeit besitzt und daß das tägliche Brot der Lehrer in orthographischer Hinsicht nunmehr ein unzumutbares Chaos und grenzenlose Schikanierung von seiten des "Dienstherren" ist! Leute wie er sind doch dafür verantwortlich, daß die Arbeitsbedingungen für Lehrer unzumutbar geworden sind und das auch auf lange Zeit hin bleiben werden!
|
Kommentar von yahoo, verfaßt am 08.11.2006 um 17.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=705#6674
|
Kultusministerkonferenz will Pisa-Studie überprüfen lassen
Frankfurt/Main (AP) Die Kultusministerkonferenz (KMK) will die deutschen Pisa-Ergebnisse überprüfen lassen. KMK-Generalsekretär Erich Thies reagierte damit auf schwere Vorwürfe des Physikers Joachim Wuttke, der die Bildungsstudie als wissenschaftlich unseriös kritisiert hatte. Thies sagte der Zeitung «Die Welt» (Donnerstagausgabe), es solle geprüft werden, ob die Kritik stichhaltig sei. Die Politik müsse sich voll auf die Wissenschaft verlassen können.
Wuttke zufolge ist dem internationalen Pisa-Projektzentrum in Australien ein kapitaler Programmierfehler unterlaufen, der vertuscht worden sei.
Als Folge könne man keine wirklichen Aussagen über das Können deutscher Schüler etwa in Mathematik treffen, sagte der Wissenschaftler der «Berliner Zeitung». Die ermittelten Kompetenzstufen seien so gut wie wertlos. Hinzu komme, dass die Pisa-Stichprobe nicht repräsentativ sei. Unterschiede in den Schulbesuchs- und Teilnahmequoten hätten die Länder-Ranglisten verzerrt.
Als Beispiel nannte der Physiker, dass Deutschland bei Pisa 2003 vom 18. auf den 12. Platz unter 30 Ländern vorgerutscht wäre, hätte man OECD-weit alle Tests für Sonderschüler aus der Auswertung ausgeklammert. Denn diese seien ohnehin nur in sieben Staaten durchgeführt worden. Auch die unterschiedliche Teilnahmequote von Schulen - in Deutschland 98,8 Prozent, in den USA nur 68,1 Prozent - hätten die Ergebnisse verfälscht.
Der Leiter der deutschen Pisa-Tests, Manfred Prenzel vom Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften, wies die Vorwürfe Wuttkes zurück. So rechne man die Tests alle selbst parallel zu den Australiern durch, sagte Prenzel der «tageszeitung». Der Aussage, dass die Schulstudie schweren Programmierfehlern des australischen Pisa-Instituts ACER (Australian Council of Educational Research) aufsitze, sei falsch. Der australische Fehler werde, wenn es ihn denn gebe, in Deutschland nicht wiederholt.
Wuttke, der am Institut für Festkörperforschung in Jülich forscht und auch als Lehrer arbeitete, hatte den Datensatz von Pisa 2003 ausgewertet. Seine Ergebnisse hat er in dem Sammelband «Pisa & Co» (erschienen im Hildesheimer Franzbecker-Verlag) veröffentlicht, worin neun deutsche Wissenschaftler die Pisa-Studie einer fundamentalen Kritik unterziehen.
Mit der alle drei Jahre erhobenen Pisa-Studie untersucht die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) die Stärken und Schwächen der Bildungssysteme ihrer Mitgliedsländer und von Partnerländern. Ende kommender Woche soll nach KMK-Angaben eine weitere Folgestudie der Pisa-Analyse von 2003 veröffentlicht werden.
—
Wie wäre es, wenn einige seriöse deutsche Sprachwissenschaftler ähnlich vorgingen? Ob die Kumiko dann die Rechtschreibreform auch nochmals überprüfen läßt?
(Link)
|
Kommentar von Florian Bödecker, verfaßt am 08.11.2006 um 15.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=705#6671
|
Das ist eben Peter Eisenberg, dem die Beteiligung an der Macht als Argument gilt.
Eine Frechheit gegenüber allen vertrauensvollen Laien, die sich von einem Wissenschaftler objektive Aufklärung erhoffen und ihr sauer verdientes Geld für dessen teure Elaborate ausgeben!
Ich besitze auch die vorherige Auflage, werde mir aber keine Bücher von Eisenberg mehr kaufen. Wie soll ich einem Wissenschaftler trauen, der eine derartig unwissenschaftliche Haltung an den Tag legt?
Der Preis bei Jokers ist allerdings unschlagbar. Vermutlich tauchen auch noch einige Reste bei ebay auf.
|
nach oben
Zurück zur vorherigen Seite | zur Tagebuchübersicht
|