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01.12.2004
Rätselhaft
Wenn die Äußerungen von Herrn Zehetmair richtig wiedergegeben sein sollten,
zeigen sie, daß er sich noch ganz am Anfang der Rechtschreibdiskussion befindet. Das kann man positiv oder negativ deuten.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.03.2005 um 18.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=5#3
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Welt Online, 1. Dezember 2004
"Staat hätte sich aus der Rechtschreibung raushalten sollen"
Hans Zehetmair, der designierte Vorsitzende des neuen Rechtschreibrats, will einige gravierende Fehler beheben
Berlin - Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat den früheren bayerischen Kultus- und Wissenschaftsminister Hans Zehetmair (CSU) als Vorsitzenden des Rates für deutsche Rechtschreibung vorgeschlagen. Der Rat soll am 17. Dezember 2004 zu seiner konstituierenden Sitzung in Mannheim zusammenkommen. Im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt Zehetmair, wie er die Rechtschreibreform auf den rechten Weg bringen will. Die Fragen an den Präsidenten der Hans-Seidel-Stiftung stellte Joachim Peter.
DIE WELT: Herr Zehetmair, wollen Sie das Amt des Vorsitzenden des Rechtschreibrats annehmen?
Hans Zehetmair: Wenn ich gewählt werde, nehme ich das Amt an. Ich war und bin in die Frage der Rechtschreibreform eingebunden und will mich daher der Aufgabe nicht entziehen.
DIE WELT: Ist die neue Rechtschreibung überhaupt noch zu retten?
Zehetmair: Es ist eine Illusion zu meinen, daß man die Rechtschreibreform kippen könnte. Die meisten Änderungen sind doch inzwischen vollzogen worden. Es geht also nicht um eine große Rettung, sondern darum, einige Fehler zu beheben und die Rechtschreibreform wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen, damit sie bei der Bevölkerung in hohem Maße Zustimmung findet. Das wird einige Zeit benötigen, aber bis zur endgültigen Einführung am 1. August 2005 sollten einige gravierende Fehler behoben worden sein.
DIE WELT: Ist die neue Institution überhaupt arbeitsfähig, wenn sie von der Akademie für Sprache und Dichtung boykottiert wird?
Zehetmair: Ich werde das Gespräch mit allen Beteiligten suchen, um in die Debatte möglichst viel Vernunft und Sachlichkeit einkehren zu lassen. Im übrigen kann man die Akademie ja nicht auf eine einzelne Person reduzieren.
DIE WELT: Die Akademie will eine nichtstaatliche Instanz zur Regelung der Rechtschreibung. Nachdem der Staat hier erkennbar überreguliert hat, klingt diese Forderung nicht gerade abwegig.
Zehetmair: Ich hätte es immer bevorzugt, wenn der Staat in die Rechtschreibung nicht eingegriffen hätte. Ich selbst sehe mich auch nicht als Vollzugsgehilfe des Staates, denn ich stehe nicht mehr als amtierender Minister in dessen Dienst.
DIE WELT: Hat der Staat bei der Rechtschreibung versagt?
Zehetmair: Es war ganz sicher ein Fehler, zu glauben, daß man die sensible dynamische Struktur einer Sprache in eine staatliche Verordnung zwängen könnte. Das darf sich nicht wiederholen. Der Rat für Rechtschreibung ist daher auch so zu verstehen, daß er die Entwicklung der Sprachpraxis beobachtet und gegebenenfalls dann Vorschläge unterbreitet, wie man das Regelwerk ändern könnte.
DIE WELT: Bereuen Sie es heute, sich anfangs für die Reform stark gemacht zu haben?
Zehetmair: Daß ich es bereue, wäre zu religiös formuliert und zu emotional bewertet. Aber ich sage auch klar, daß ich mich kein zweites Mal dafür hergeben würde, eine Rechtschreibreform von politischer Seite durchzuführen. Es ist nur ein halber Trost, daß ich mir zugute halten kann, einige übertriebene Reformen verhindert zu haben. Dazu gehört eine ganze Reihe von Fremdwörtern, die eingedeutscht werden sollten. Ich hätte natürlich mehr retten müssen, aber ich bin von der Kommission für Rechtschreibung auch in vielen Fällen einfach vor vollendete Tatsachen gestellt worden.
DIE WELT: Was halten Sie davon, daß der Bundestag sich der Rechtschreibung noch einmal annehmen will?
Zehetmair: Das ist ein Irrweg! Die Politik darf ihre Fehler nicht wiederholen.
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