zurück zur Startseite Schrift & Rede, Forschungsgruppe dt. Sprache    FDS - In eigener Sache
Diskussionsforum Archiv Bücher & Aufsätze Verschiedenes Impressum      

Theodor Icklers Sprachtagebuch

Die neuesten Kommentare


Zum vorherigen / nächsten Tagebucheintrag

Zu den Kommentaren zu diesem Tagebucheintrag | einen Kommentar dazu schreiben


23.02.2006
 

Wir Deutschen – ihr Engländer
Erinnerung an das Duzen

“Say ‘thou’, also, and I shall say your language is almost as beautiful as mine.” –
“Isn’t ‘thou’ a little sentimental?” asked Jo, privately thinking it a lovely monosyllable. –
“Sentimental? Yes. Thank God, we Germans believe in sentiment, and keep ourselves young mit (!) it. Your English ‘you’ is so cold, say ‘thou’, heart’s dearest, it means so much to me,” pleaded Mr Bhaer, more like a romantic student than a grave professor.

(Louisa May Alcott: Little Women, 1868, Kap. 46)



Diesen Beitrag drucken.

Kommentare zu »Wir Deutschen – ihr Engländer«
Kommentar schreiben | neueste Kommentare zuoberst anzeigen | nach oben

Kommentar von R. M., verfaßt am 23.02.2006 um 20.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=435#2865

Einen Überblick zur Geschichte der höflichen Anrede in mehreren europäischen Sprachen bietet Johannes Helmbrecht.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 24.02.2006 um 00.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=435#2870

Johannes Helmbrecht behandelt nur die Anredepronomina. In Polen und Portugal sind Anredenomina üblich: der Herr, die Dame, die Herrschaften.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.02.2009 um 19.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=435#13926

Die Annahme der Reformer und fast aller Grammatiken usw., das "Sie" sei die Höflichkeitsform der Anrede im Deutschen, ist ja schon oft diskutiert worden. Man denkt an die überaus höfliche Äußerung unseres ehemaligen Außenministers: "Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch." Und wenn man zum Du übergeht, steht ja kein Übergang zu unhöflichen Umgangsformen bevor.
Meiner Ansicht nach duzt man Partner, zu denen man nicht in einer Beziehung gesellschaftlicher Distanz steht: Freunde, Familienmitglieder, Kinder, Tiere, Gegenstände, sich selbst und Gott.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2022 um 08.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=435#50074

Einem Journalisten ist aufgefallen, daß er Gruppen z. B. von Handwerkern ihrzt, die einzelnen aber keineswegs duzt. Das ist meiner Ansicht nach richtig, wenigstens hier in Süddeutschland. Irgendwo habe ich es wohl schon mal erwähnt: Ich habe vor langer Zeit mal in einem Gutachten für einen Beleidigungsprozeß dargelegt, daß jemand durch Ihrzen einer Gruppe von Polizisten sie damit keineswegs despektierlich geduzt hatte.
Inzwischen wohne ich schon so lange hier, daß ich manche Nachbarn immer noch sieze, als Familien aber ihrze.
Übrigens haben sich die Sitten seither stark verändert. In manchen Geschäften werden alle Kunden (meistens sind es junge) grundsätzlich geduzt, das kennt ja jeder.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.12.2022 um 14.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=435#50075

Das ist mir schon sehr oft aufgefallen. "Ihr"/"euch" nimmt eine Art Mittelstellung zwischen "du"/"dir" und "Sie"/"Ihnen" ein.

Auch wenn das Gegenüber nur eine Einzelperson ist, aber im gegebenen Zusammenhang als Gruppenmitglied gedeutet werden kann, kommt einem der informelle Plural doch etwas leichter über die Lippen als der sehr direkte Singular. Andererseits hat man in bestimmten Situationen oft das Bedürfnis, die allzu distanzierende Höflichkeitsformel (3. Person Plural) zu vermeiden.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 20.12.2022 um 19.18 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=435#50079

Das Ihrzen ist mir im Telefonverkehr zwischen Behörden aufgefallen. TÜV an Meldeamt:
"Könnt Ihr mal schauen, ob die Unterlagen vom Herrn soundso schon bei Euch sind."

Vodafone ist jetzt zum Einzelduzen und Gendern übergegangen. "Angebote für Kund:innen" prangt auf der Hauptseite (und zieht sich durch) und präsentiert z.B. "Deine Vorteile mit der Giga-Kombi".
Enstprechend kann man im Fußbereich der Hauptseite die Tugendhaftigkeit dieser Firma gleich unter sechs Links bewundern:
- Unser Purpose
- Inklusion
- Diversity
- Nachhaltigkeit
- Klimaschutz
- Engagement

Wobei "Unser Purpose" gleich nach "Unsere Netze" sicher von den wenigsten richtig gelesen wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2022 um 19.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=435#50080

Bei dieser Gelegenheit möchte ich erwähnen, was mir immer häufiger auffällt:

Wir sind für Sie da (statt Geöffnet).
 
 

nach oben


Ihr Kommentar: Sie können diesen Beitrag kommentieren. Füllen Sie dazu die mit * versehenen Felder aus und klicken Sie auf „Kommentar eintragen“.

Sie können in Ihrem Kommentar fett und/oder kursiv schreiben: [b]Kommentar[/b] ergibt Kommentar, [i]Kommentar[/i] ergibt Kommentar. Mit der Eingabetaste („Enter“) erzwingen Sie einen Zeilenumbruch. Ein doppelter Bindestrich (- -) wird in einen Gedankenstrich (–), ein doppeltes Komma (,,) bzw. ein doppelter Akut (´´) werden in typographische Anführungszeichen („ bzw. “) umgewandelt, ferner werden >> bzw. << durch die entsprechenden französischen Anführungszeichen » bzw. « ersetzt.

Bitte beziehen Sie sich nach Möglichkeit auf die Ausgangsmeldung.
Für sonstige Diskussionen steht Ihnen unser Diskussionsforum zur Verfügung.
* Ihr Name:
E-Mail:
(Wenn Sie eine E-Mail-Adresse angeben, wird diese angezeigt, damit andere mit Ihnen Kontakt aufnehmen können.)
* Kommentar:
* Spamschutz: refresh Image CAPTCHA Image
  Bitte tragen Sie die Zeichenfolge in das Feld rechts ein. Falls Sie Schwierigkeiten haben, sie zu erkennen, können Sie sich mit einem Klick auf die grünen Pfeile eine andere Zeichenfolge vorgeben lassen.
  TESTBETRIEB; das funktioniert noch nicht! Bitte wählen Sie zur Kommentareingabe wieder die neuesten Kommentare zuoberst aus.


Zurück zur vorherigen Seite | zur Tagebuchübersicht


© 2004–2018: Forschungsgruppe Deutsche Sprache e.V.

Vorstand: Reinhard Markner, Walter Lachenmann, Jan-Martin Wagner
Mitglieder des Beirats: Herbert E. Brekle, Dieter Borchmeyer, Friedrich Forssman, Theodor Ickler, Michael Klett, Werner von Koppenfels, Hans Krieger, Burkhart Kroeber, Reiner Kunze, Horst H. Munske, Adolf Muschg, Sten Nadolny, Bernd Rüthers, Albert von Schirnding, Christian Stetter.

Webhosting: ALL-INKL.COM