Kommentare zu »Partizip II« |
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.07.2019 um 12.32 Uhr
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Dort gebe es ohne Frage Herausforderungen, sagte der Moderator mit Tränen erstickter Stimme, mehrfach musste er neu ansetzen. (SPON 29.7.19)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2019 um 03.44 Uhr
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Sonnen beschienene Waldränder (Nabu über die Veränderliche Krabbenspinne; der Text steht seit 2006 im Netz und hat sich bis heute weiterverbreitet.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2017 um 13.53 Uhr
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An einer aufgerissenen Straße schüttelt eine alte Frau den Kopf: Iberall wird baut!
So sprechen auch unsere Freunde, wenn sie unter sich sind. Ich muß mir erst wieder klarmachen, daß die Hälfte der Deutschen das Partizip ohne ge- bildet.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.06.2017 um 05.27 Uhr
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Obdachlosen getötet und angezündet – siebeneinhalb Jahre Haft (Welt 20.6.17)
Solche Überschriften möchte man gern elliptisch deuten, aber dem steht entgegen, daß es so viele Möglichkeiten gibt, das Ausgelassene zu rekonstruieren. Das Partizip II deutet an, daß die Handlung abgeschlossen ist, im Gegensatz zum Infinitiv.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2017 um 12.35 Uhr
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Das ist richtig, und bei Paul stehen im Umkreis der angegebenen Stelle (IV:92) weitere Verwendungen. Ich hatte denselben Gedanken wie Sie auch schon und habe für mich selbst das Partizip II in den größeren Zusammenhang gestellt. Bei Karin Donhauser liegt die Einschränkung auf den Imperativ daran, daß sie während der Arbeit an ihrer Dissertation über den Imperativ darauf gestoßen ist. Andere behandeln "Sätze mit infiniten Verben" im Ganzen.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.06.2017 um 11.03 Uhr
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Wird nicht die imperativische Verwendung des Partizips II etwas überbewertet? Anders als der eigentliche Imperativ (steh), dem man den Befehlston auch am nackten Wort ansieht, benötigt das Partizip immer einen Kontext (wenigstens ein Ausrufezeichen), damit man die Verwendung als imperativisch einordnen kann: Stillgestanden! Ansonsten kann stillgestanden auch ganz anders gedeutet werden.
Mit Kontext kann man aber im Prinzip sehr viele Formen imperativisch verwenden: Stehst du wohl still?! Was ist also in dieser Hinsicht Besonderes am Partizip II?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2017 um 07.52 Uhr
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Das Partizip Perfekt (bzw. Partizip II) kann bei trennbaren Verben ohne Objekt als Ersatz für den Imperativ grundsätzlich immer verwendet werden, was aber – mit Ausnahme von Aufgepasst! – wegen des implizierten autoritär-militärischen Untertons zu vermeiden ist (beim Militär selbst aber nur noch Stillgestanden!):
Aufgepasst, jetzt folgt ein Trick!
Adjutant Carsten Gries kommandiert: „Stillgestanden!“
Autofahrer aufgepasst! Die Nauener Polizei blitzt heute mit ihrem Radarmessgerät auf der Bundesstraße 5 bei Berge.
(https://de.wikipedia.org/wiki/Imperativ_(Modus))
Weder das Objekt noch der Verbzusatz spielt eine Rolle:
Schnell gepackt und dann zum Bahnhof!
Sowohl der Infinitiv als auch das Partizip II können zu Aufforderungen (und Verboten) benutzt werden, aber es gibt einen Unterschied: Das Partizip drückt nur aktuelle Befehle aus, keine zeitlosen Gebote. Das stimmt mit der Bedeutungskomponente "Abgeschlossenheit" überein. Darum steht an der Wand: Nicht rauchen! Bitte Geschirr zurückbringen! und nicht: Nicht geraucht! Geschirr zurückgebracht!
Ein ähnlicher Unterschied besteht im Griechischen zwischen dem Imperativ Präsens und dem Imperativ Aorist. Ein anderes Mittel, im Deutschen die Aktualität einer Aufforderung auszudrücken, ist die Abtönungspartikel mal.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2017 um 15.37 Uhr
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Also Es wird den Koffer gepackt!? Donhausers literarisches Gegenbeispiel ist Den Rappen gezäumt. Der Rappe gezäumt. So einfach ist es also nicht. (Viele weitere Beispiele in Pauls Grammatik IV:92f.)
Auch fehlen historische Zeugnisse für eine solche elliptische Herleitung.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 07.06.2017 um 14.27 Uhr
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Das Passiv wird mit dem Partizip Perfekt gebildet, deshalb heißt der vollständige unpersönliche Imperativ "Es wird stillgestanden!". Das "Es wird" wird in der Kurzform weggelassen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2017 um 09.31 Uhr
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Woher die "imperativische" Verwendung des Partizips II eigentlich kommt, ist immer noch nicht ganz klar. Das Muster ist:
Stillgestanden! Aufgepaßt! Jetzt noch schnell die Koffer gepackt und dann ab in den Urlaub! usw.
Kurzer Forschungsbericht hier: Karin Donhauser: "Aufgepaßt!" - Überlegungen zur Verwendung des Partizips II im Deutschen. In: Eroms, Hans-Werner u. a. (Hg.): Studia Linguistica et Philologica. Fs. Matzel. Heidelberg 1984:367-374.
Was ich nirgendwo gefunden habe, ist ein Hinweis auf biblische Vorlagen und auf mögliche Interferenz vom Hebräischen und Jiddischen her.
Neuerdings gibt es eine materialreiche Dissertation:
Lea Schäfer: Imitationen des Jiddischen in der deutschsprachigen Literatur. (http://www.diss.fu-berlin.de/docs/servlets/MCRFileNodeServlet/FUDOCS_derivate_000000007652/116-3-539-1-10-20170112.pdf; auch https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2016/0493/)
Darin eine Stelle, auf die ich auch gestoßen war:
Wei geschrien! bei Isaac Euchel („Reb Henoch“).
Nicht erwähnt ist z. B. Christian Ernst von Bentzel-Sternau: Pigmäen-Briefe 1808, wo dasselbe einem Juden in den Mund gelegt ist, sowie:
O weh geschrien! (Wilhelm Hauff: Romane, Märchen, Gedichte. Stuttgart 1961:728)
Das ist ebenfalls einem Juden in den Mund gelegt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.11.2016 um 08.51 Uhr
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Viele Demonstranten hatten sich auch vor dem Trump-Tower in New York versammelt. Dort standen Sand gefüllte Sattelschlepper zum Schutz des Gebäudes. (FAZ online 10.11.16)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.09.2016 um 05.38 Uhr
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Ich höre der lebhaften Erzählung der Bäuerin zu, bei der wir unser Obst kaufen. Sie bildet das Partizip II ohne ge-. Der Dialekt hat 1000 Jahre Entwicklung zu deutschen Standardsprache unbeschadet überlebt. Schlösse ich die Augen vor Plastik und Maschinen, könnte ich mich im Mittelalter glauben.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.06.2014 um 05.29 Uhr
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In Indien humpelt ein Mann Blut überströmt über die Straße. (focus.de 26.6.14)
Zur Sache wäre noch zu sagen: Der Text steht unter der Überschrift: "Er wollte Zivilcourage testen" und geht so weiter: "Er fleht um Hilfe. Das Schauerliche: Es versammeln sich viele Schaulustige um ihn, aber selbst ein vorbeifahrender Krankenwagen hält nicht an, um erste Hilfe zu leisten." Es mag sein, daß in Indien eher als zum Beispiel bei uns die Menschen sich nicht um das Elend auf der Straße kümmern; das kann verschiedene Gründe haben, auf die ich nicht eingehen will. Andererseits weiß nun fast jeder aus dem Fernsehen und dem Internet, daß fortwährend mit versteckter Kamera gefilmt wird, wie schlecht wir sind. Die erste Frage wird bald sein: Ist das echt oder inszeniert? Wo steht die Kamera?
Übrigens ist die Wortwahl anfechtbar: "Zivilcourage"? "Hilfsbereitschaft"!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.04.2014 um 09.06 Uhr
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Frau Merkel ist eher Konsens- als Dissens orientiert. (Westfälische Nachrichten 30.8.13)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.11.2012 um 07.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1181#21851
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An Gott gewollt und Video überwacht haben wir uns gewöhnt. Jetzt sind sogar Meisenknödel Ambrosia kontrolliert. (Werbung)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.11.2010 um 12.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1181#17091
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Mein neues Kopfkissen ist Allergiker geeignet. Die Reformer haben irgendwo erklärt, stressgewohnt sei zusammenzuschreiben, da aus der Wortgruppe an Stress gewöhnt hergeleitet. Warum nicht Stress gewohnt und dann nach der Reformregel von 1996 getrennt geschrieben? Inzwischen hat die Revision das Problem erledigt, oder doch zur Hälfte, denn Getrenntschreibung wäre immer noch möglich.
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Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 08.07.2009 um 16.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1181#14743
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"Es handelt sich um Schmerz stillende Salben ..."
(t-online, 8. 7.)
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.07.2009 um 00.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1181#14733
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Leider macht der Rechtschreibvandalismus auch um das innen wie außen wirklich sehenswerte Schweriner Schloß keinen Bogen. In den Erläuterungen der Zimmer geht es, was die Zusammenschreibung mit Partizipien betrifft, bunt durcheinander:
von den goldbemalten Ausstellungsstücken über Gold verzierte Tapeten zu den muschelverzierten Stuhllehnen, weiter mit dem Dienst habenden Adjutanten (Part. I) usw.
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Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 04.07.2009 um 17.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1181#14730
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Vor wenigen Tagen in meinem Stammgeschäft gesehen: "Buchenholz geräucherter Schinken". Ich glaube, daß vor der Reform auch dem Normalbürger so etwas nicht unterlaufen ist.
Nicht viel besser sieht aber – auch bei Profis – der Umgang mit dem Partizip I aus.
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Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 04.07.2009 um 16.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1181#14729
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Bei Germanisten wundert mich so etwas am wenigsten. Meine früheren Kolleginnen, die in ihrem Aufmacher z.B. auch "siehe neben stehenden Kommentar" schrieben, hatten alle eine einschlägige Vorbildung.
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Kommentar von Cicero, verfaßt am 04.07.2009 um 08.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1181#14727
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In meiner Nachbarschaft steht handgeschrieben an der Haustür: "Tür zu ziehen". Schlecht für Bewohner, die hinein wollen.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 03.07.2009 um 21.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1181#14726
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Die Wiederauferstehung des indogermanischen Instrumentals mit der Endung des Akkusativs oder der instrumentale Akkusativ.
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Kommentar von Martin Gerdes, verfaßt am 03.07.2009 um 16.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1181#14724
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Für viele Schreiber (auch professionelle) gilt ein Text als hinreichend, wenn man versteht, was damit gemeint ist. Und das ist im vorliegenden Fall gegeben wie auch bei dem Satz: "Er begann sich aus zu ziehen."
Die RSR sollte das Schreiben vereinfachen und hat dafür eine Erschwerung des Lesens in Kauf genommen. Nun ist die Kiste offen und wir sehen, was die Geister, die man losließ, alles veranstalten. Genau genomme ist die in den obigen Beispielen angewandte Faustregel sogar noch einfacher als die "amtliche", sie lautet nämlich nicht etwa: "getrennt schreibt man Substantive und Adjektive dann, wenn ..." sondern einfacher: "Kombinationen von Substantiven und Adjektiven schreibt man immer getrennt."
Ein neues "amtliches Regelwerk" dürften wir in Jahrzehnten nicht mehr sehen, doch die Schreibung wird "sich weiterentwickeln" (vermutlich weiter verludern). Und irgendwann werden zuerst die "maßgebenden Wörterbücher" (dann wahrscheinlich komplett unter einem Dach) und später auch der um seine Staatsräson fürchtende Staatsapparat nicht umhinkommen, solche Entwicklungen zu kodifizieren. Auch dann wird es vermutlich Erstklässler geben, deren Seelenheil unser fürsorglicher Staat nicht aus den Augen verlieren möchte.
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