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»Darf man so sagen – oder schreiben?«


Beiträge zum Thema

»Wirklich cool!
Was gerade „in“ ist«

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Tanja Gerber
Olten

Dieser Beitrag wurde am 02.01.2010 um 09.23 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=244#5810


cool oder hervorragend?

Wer eine Internet-Site so programmieren kann, dass sie möglichst wenig Speicherplatz benötigt und dabei noch ein entsprechendes Layout fabriziert, gilt als wirklich cool. Cool in diesem Fall natürlich nicht kühl, sondern erstklassig.

Also was jetzt?
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 02.01.2010 um 17.32 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=244#5812


Nicht nur *geeks* können *cool* sein. Was jetzt — jedenfalls kürzlich war's noch so — in der Teenagersprache (und daher kommt sowas ja) "cool" ist, war vor wenigen Jahren noch "hot" (und davon reichte damals das unvergeßliche "Down with hot-pants!" ins echt Amüsante). Wenn wer interessiert ist, kann ich ja mal herumfragen, welches Adjektiv jetzt gerade für sowas "in" ist. Denn solche Rede stammt doch aus den USA, oder? Und ich kenne auch erstklassige Rechnerleute hier, und die werde ich mal fragen, ob und wie die "cool" in ihrem Fachchinesisch verwenden.
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Karsten Bolz
Hofheim

Dieser Beitrag wurde am 02.01.2010 um 18.04 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=244#5813


Lieber Herr Ludwig,

da ich mich zu diesen sogenannten "Rechnerleuten" zähle und ich somit mit diesem Fachchinesisch täglich umgehe, gebe ich hier mal meine Beobachtung wieder: Mir ist dieses Wort im "Fachchinesisch" noch nicht untergekommen.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 02.01.2010 um 19.17 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=244#5814


Ich habe keinen geistigen Zugang zum Fachjargon in dieser Hinsicht (Tanja Gerbers "cool"), erinnere mich aber an einen Witz aus dieser (Fach-)Welt:
Ein Computerwissenschaft-Student findet einen Frosch. Der quakt: "Ich bin eine Prinzessin, küß mich." Der Student steckt den Frosch in seine Jackentasche. Abends in der Mensa zeigt er seinen Frosch seinen Kollegen. Sie fragen: "Warum erhörst du ihn nicht?" — "Für Frauen hab' ich keine Zeit, aber einen Frosch, der sprechen kann, das finde ich cool..."
Aber vielleicht redete dieser Computerwissenschaft-Student nur wie ein Teenager. Vielleicht war er sogar nur ein Teenager... — Apropos anführungsbestricheltes "Fachchinesisch": Ich hatte zuerst "Fachlatein" schreiben wollen, aber das stand in meinem dicken *German Unabridged Dictionary* hier gleich neben mir nicht drin. (Nur Jägerlatein, aber das ist ja was anderes.) — Ich selbst bin übrigens einer, der, wenn er einen *flash drive* kaufen muß, dem Verkäufer was von *memory stick* vorredet, einfach, weil ich a. diese Bezeichnung mal gehört habe und b. weil sie eher zu dem paßt, wie jenes aussieht, und ich mich c. nur allzu leicht von b. verleiten lasse. Sehr weit komme ich jedenfalls nicht mit meinem Latein heutzutage.
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Robert Roth
Gau-Algesheim

Dieser Beitrag wurde am 02.01.2010 um 22.47 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=244#5815


Nun, ich habe den Eindruck, daß "cool" in dem hier hinterfragten Sinn seit längerer Zeit zugunsten "geil" zurückgedrängt wird, und das ist ausnahmsweise nicht einmal ein Anglizismus. Dabei muß man bei aller Betretenheit über den eigentlichen Wortsinn fairerweise erkennen, daß "geil" regelmäßig nicht personen- sondern sachbezogen angewendet wird. Kürzlich fanden im Fernsehen Ehrungen (Sportler des Jahres) statt, und ich weiß nicht, wie oft dabei "geil" fiel.
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Tanja Gerber
Olten

Dieser Beitrag wurde am 03.01.2010 um 07.32 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=244#5816


Noch eine Ergänzung zum

Roman: GOTT WÜRFELT DOCH
("cool" bezieht sich auf die Web-Site des Vatikans. Diese soll absolut professionell gestaltet sein!)

von Lutz Kreutzer. Dieser beobachtet als Hochschullehrer und Manager im internationalen Umfeld intensiv neue Entwicklungen von High-Tech und Wissenschaft.
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Robert Roth
Gau-Algesheim

Dieser Beitrag wurde am 15.01.2010 um 22.07 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=244#5908


Dieser wird wiederum von öffentlichen Geldern gespiesen und ...

Aus einem Schweizerblog.

Liebe Frau Gerber, ich war ja schon häufig in der Schweiz, komme auch gut mit Schwyzerdütsch zurecht, aber ist gespiesen gebräuchlich?
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Kratzbaum
*

Dieser Beitrag wurde am 15.01.2010 um 23.38 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=244#5909


Lieber Herr Roth, nach Auskunft meiner schweizerischen Frau kann sie sich zumindest vorstellen, daß im Schweizer Hochdeutsch (!) gespiesen, sowohl gesprochen wie geschrieben, vorkommt. Im Dialekt natürlich sowieso. Ich habe auch gemolden (von melden) und geschumpfen (von schimpfen) gehört. Diese starken Beugungen gehören sicher nicht zur Standardsprache, fallen aber auch nicht etwa als falsch auf. Es geht in diesen Beispielen aber wohlgemerkt nur um die gesprochene Sprache.
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Wolfram Metz
Den Haag, Niederlande

Dieser Beitrag wurde am 16.01.2010 um 00.49 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=244#5910


Duden-Taschenbuch »Wie sagt man in der Schweiz?« von Kurt Meyer (1989):

speisen ‹st. V.: spies, hat gespiesen›: Die starken Formen sind bei der eigentl. Bed. (essen) veraltet, bei der übertragenen (mit der notwendigen Zufuhr versehen) noch durchaus gebräuchlich. Im Mittelland … wird das Grundwasser durch Flußinfiltrationen gespiesen (Weltwoche 17. 10. 85, 25). Wir … hatten nichts als unsere Hoffnung. Sie allein spies noch unseren Glauben (Dürrenmatt, Meteor 21). [Der] Bau von solargespiesenen Fahrzeugen (Bund 27. 10. 87, 2).

[Das Buch ist übrigens seit langem vergriffen und wurde 2006 unter dem Titel »Schweizer Wörterbuch – So sagen wir in der Schweiz« im Huber-Verlag neu aufgelegt. Siehe auch hier.]
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Tanja Gerber
Olten

Dieser Beitrag wurde am 17.01.2010 um 23.00 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=244#5916


Wird in der Schweiz gespiesen?

Geschätzter Herr Roth

„Gespiesen“ wird bei uns in der Stadt nicht, sondern „gegessen". Nur einmal habe ich lesen können, Personen hätten zu Mittag gespiesen, um sich anschliessend wieder ihrer gesellschaftlichen Aktivität zuzuwenden.

Gestern sprach ich in Basel während des Mittagessens mit zwei älteren Personen, und die waren untereinander nicht gleicher Meinungen. Während der Herr bestätigte, „gespiesen“ zwar nicht täglich, jedoch regelmässig zu hören und auch persönlich anwendet, war die Dame anderer Meinung und legte grossen Wert auf die nötigen Feinheiten, die einem Mann grundsätzlich entgehen.

Mit einer Zürcherin, deren täglicher Umgang mit Politikern ihr Beruf ist, konnte ich heute sprechen. Auch sie bestätige, „gespiesen“ weder zu benützen noch in der Öffentlichkeit zu hören. Sich in einem Restaurant verpflegen kommt für sie nur in Frage, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Ob deutsche Mitbürger in Zürich speisen oder essen, kann sie somit nicht beantworten.

Elektronische Medien hingegen setzen uns fast täglich in Kenntnis, dass z.B

– das Essen ein Traum gewesen sei und dabei phantastisch gespiesen wurde,
– gut gespiesen wurde und Gäste anschliessend das Restaurant verlassen hätten,
– die Gäste das Restaurant wieder aufsuchen werden, nachdem gut gespiesen wurde.

Ob es sich beim „gespiesen“ um eine Frage des Stils oder der Klasse handelt, kann auch sie nicht beantworten.
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Kratzbaum
*

Dieser Beitrag wurde am 18.01.2010 um 09.04 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=244#5917


Zu "gespiesen"

Wir sollten das Augenmerk auf "speisen" im Sinne von "versorgen" (nicht von "essen", da hat Frau Gerber sicher recht) richten: Das Reservoir wurde von unterirdischen Quellen gespeist. Ich behaupte, daß die meisten Schweizer hier gespiesen sagen und schreiben – vom Schweizerdeutschen übernommen.
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 29.09.2011 um 14.27 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=244#8158


Sehr beliebt ist zur Zeit neben dem Ausdruck "nicht wirklich" auch "so nicht". Manchmal ist das "so" völlig überflüssig, wie in der gestrigen FAZ (28.9.11), Seite 1:

"In der Europapolitik funktioniert diese Art der Zuchtmeisterei so nicht mehr."

Wenn sie so nicht mehr funktioniert, wie würde denn diese Art der Zuchtmeisterei in der Europapolitik noch funktionieren? Gemeint ist wohl, daß diese Art der Zuchtmeisterei überhaupt nicht mehr funktioniert.
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Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 29.09.2011 um 22.42 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=244#8159


Lieber Herr Riemer,

was der Kommentator der FAZ gemeint hat, weiß ich nicht. Daher weiß ich auch nicht, ob das "so" überflüssig ist oder nicht.

Immerhin ist denkbar, daß "diese Art der Zuchtmeisterei" zwar nicht mehr "so", also auf herkömmliche, aber doch auf neue, vielleicht subtilere Weise doch noch funktioniert.
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 30.09.2011 um 10.30 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=244#8162


Lieber Herr Achenbach,

gut, daß Sie diesen Punkt aufgreifen, denn ich hatte, bevor ich den Beitrag schrieb, eine ganze Weile darüber nachgedacht, wieviel ich aus der Zeitung zitieren sollte. Ich war mir nicht sicher, habe es aber dann doch lieber kurz gemacht, weil ich meinte, das Vorherige spielt im Grunde keine Rolle.
Das unmittelbar Davorstehende lautet, man findet es auch im Netz:
"Müntefering wurde mitunter recht deutlich. Der einstige SPD-Fraktionsvorsitzende erinnerte die Abgeordneten vor wichtigen Abstimmungen schon mal daran, wem sie eigentlich ihr Mandat zu verdanken hätten. Er nannte Parlamentarier einmal "ein bisschen feige und kleinkariert", um die eigenen Reihen zu schließen."

Warum es m.E. keine Rolle spielt: Ich denke, es wird mit "diese Art" bereits genau auf die zuvor beschriebene, ganz konkrete, spezielle Art und Weise Bezug genommen, die nicht mehr funktioniert. Warum sollte man dann extra noch mal sagen müssen, daß sie "so" nicht mehr funktioniert? Dieses "so" ist schon in "diese Art" enthalten. Wenn es auf eine neue, subtilere Weise doch noch funktioniert, dann ist es eben eine andere Art, nicht "diese".
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Tanja Gerber
Olten

Dieser Beitrag wurde am 13.06.2012 um 09.01 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=244#9150


cool ja, aber uncool?

Auch wenn ich kein Trendsetter bin oder sein sollte: Bin ich deswegen uncool? Existiert das Wort "uncool" überhaupt bzw. ist diese Bezeichnung korrekt?
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 13.06.2012 um 15.25 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=244#9151


Manche dieser Modewörter sind nicht mal richtig *in*! Was heute *cool* genannt wird, war vor wenigen Jahren noch *hot*. Es besteht halt ein Unterschied zwischen Leuten, die auf ihre Sprache achten, weil sie unter den gegebenen Umständen von so vielen wie möglich richtig verstanden werden wollen, und denen, die eben sich selbst nur so klingen, als seien sie mit den frischesten Wassern gewaschen und deshalb fast allen andern weit voraus und einsame Spitze.
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