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»Sprache und Politik«
Beiträge zum Thema
»Welche Rolle spielt die Staatsmacht bei der Durchsetzung der Reform?
Aus: Theodor Ickler, Regelungsgewalt«
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Michael Schuchardt
Oberursel
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Dieser Beitrag wurde am 10.11.2008 um 14.03 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=5#4168
Und die Moral von der Geschicht': Wenn man sich nicht festlegt, kann man hinterher alles als Erfolg verkaufen.
Karl Marx wurde einmal gelobt, als er als Journalist ein Ereignis in Indien kommentierte, weil es genau wie vorausgesagt eingetroffen sei. Darauf soll Marx geantwortet haben, er hätte den Artikel so geschrieben, daß er bei einem anderen Ausgang der Dinge ihn auch als richtig hätte darstellen können.
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Matthias Künzer
Herzogenrath
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Dieser Beitrag wurde am 10.11.2008 um 12.25 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=5#4166
Johanna Wanka: "Bei der Rechtschreibreform habe ich als Chefin der Kultusministerkonferenz stets gesagt: Ich mache keine Beispiele. Nie etwas buchstabiert, keine Kommasetzung."
Siehe hier.
Reform durchgedrückt, Inhalt egal.
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Christoph Schatte
Poznan
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Dieser Beitrag wurde am 01.01.2007 um 12.31 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=5#1241
Große Koalition vorweg installiert
Die "Reform"vorschläge wurden wohlweislich in der Schublade gehalten wie einst die von langer Hand vorbereiteten Parteitagsbeschlüsse der SED oder KPdSU. Hätte man die schönsten Blüten ("Neuerungen") publik gemacht und so zur (parlamentarischen usw.) Diskussion gestellt, wäre landauf landab homerisches Gelächter erschollen, und die Sache hätte sich kostenlos von selbst erledigt (mit dem kleinen Gewinn allgemeiner Volkserheiterung).
In der Durchsetzung der langsam bereits nach Verwesung riechenden "Neuerungen" engagierten sich natürlich nicht Politiker der ersten Linie. Dazu verwendeten sie entsprechend Inkompetente aus dem dritten Glied als Wasserträger und Wadenbeißer und ganz undemokratisch die volle Staatsmacht dazu. Mit letzterer wollten sich auch die Herausgeber der FAZ nicht anlegen. Vorerst ungewiß bleibt indes, ob sie damit in ihrem (Gewinn-)Interesse gut fahren.
Vielleicht fühlte sich Hans Zehetmair nicht als Hans Wurst, der mit dem Ausmisten nicht fertig werden konnte. Inzwischen aber ist er vielleicht zu der ernüchternden Einsicht gekommen, daß er als Sysiphos verbraten wurde.
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Kratzbaum
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Dieser Beitrag wurde am 01.01.2007 um 12.21 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=5#1240
Betrogene Betrüger
Gibt es etwas Komischeres, als die ganze Reformclique ihre Pirouetten drehen zu sehen? Wenn eines Tage die endgültige Satire zu schreiben sein wird, werden auf weiten Strecken bloße Zitate genügen, wie es K. Kraus mitunter vorgeführt hat. Es ist abstoßend und faszinierend zugleich. Das wäre doch ein abendfüllender Stoff für einen Mathias Richling z.B., dieses Konzentrat aus Lügen, Anmaßung und Dummheit.
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Kratzbaum
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Dieser Beitrag wurde am 01.01.2007 um 08.02 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=5#1239
Große Koalition
Es wurde keine politische Debatte um die Rechtschreibreform geführt. Vor allem waren die Volksvertretungen nicht damit befaßt. (Man scheut sich, diesen Begriff heutzutage noch auf die Parlamente anzuwenden.) Unvergessen ist die Klage des damaligen nds. Landtagspräsidenten Milde, das Parlament sei von der Exekutive über den Tisch gezogen worden. Dies alles hat H. Kuhlmann in ihrer vielgerühmten Studie dargelegt (Stichwort "Entpolitisierung" der Reform). Die Durchsetzung der Reform ist das Werk von Ministerialbeamten der zweiten und dritten Reihe. Den Kultusministern muß man vorwerfen, daß sie die Zerstörung der deuschen Einheitsorthographie billigend in Kauf genommen haben. Sie haben pflicht- und amtswidrig gehandelt. Besonders erheiternd, daß im Abgang einer von ihnen als Hans Wurst die Scherben zusammengefegt und dann den Besen in die Ecke gestellt hat.
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Christoph Schatte
Poznan
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Dieser Beitrag wurde am 19.09.2006 um 00.45 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=5#940
Vorgeschichte – Durchmarsch – Folgen
Die Rechtschreibreform wurde Anfang der 80er Jahre nicht von Linguisten, nicht von Lehrern, sondern von Berufsideologen angekocht, um als alte 68er den "bürgerlichen Bildungsterror" an den Schulen zu bekämpfen. Zu ihnen müssen sich später einige ganz bürgerlich irgendwie mit Latein in Kontakt Gekommene gesellt haben, die heute dem unbedarften Rest der Sprachteilhaber einreden, Quentchen käme von lat. quantum. Ein namhafter Linguist entdeckte eine "Wortfamilie" um den Stange genannten Artefakt, um weniger Gebüldeten einreden zu können, daß der gott- oder naturgegebene Stengel von nun an bis zur nächsten Deform als Stängel zu verschriften sei. Die Deformer der deutschen Graphie stört es auch wenig, durch radikale Großschreibung eine Menge Substantive zu installieren, die keinerlei Bezug auf eine wie auch immer geartete mentale oder physische außersprachliche Größe haben, womit die semantische Bestimmung des deutschen Nomens zusammenbricht (z.B. er hat Recht, obwohl der Gemeinte nichts, absolut nichts hat). Dafür haben die Deformer der deutschen Graphie durch radikale Getrenntschreibung viele Wörter im Lexikon des Deutschen liquidiert, ohne sich auch nur zu fragen, ob diese nicht im Bewußtsein der Sprachteilhaber etwas festmachen, was etwas anderes ist als die bisher neben ihnen stehenden Syntagmen. Daß damit auch Akzentorisches nivelliert wurde und man nun erst einmal lesen muß, um dann korrekt vorlesen zu können, ist ihnen nicht aufgefallen. Im Vergleich zu dem bescheidenen und umsichtigen Konrad Duden fällt die Arroganz und Ignoranz der Deformer auf, denen jede Demut vor gewachsenem Gegebenen fremd ist wie eben echten Revolutionären. Die an den hessischen Gesamtschulen begonnene Kulturrevolution durch die Hintertür (und die Instanzen!) ist den Deformern nun sprachraumweit gelungen. Nur in der Graphie. Das Sprachsystem ist – gottseidank und Gott sei Dank! – als bisher einzige gelungene Realisierung von Kommunismus (vgl. Mauthner) vor Deformern und Revolutionären immanent sicher.
Apropos: Die Paradebeispiele der Deformer Kaiser und Thron schreibt man übrigens nach wie vor so, wie es sich Willem Zwo einst bei Konrad Duden auserbeten hatte. Jawoll!
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Sigmar Salzburg
Dänischenhagen
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Dieser Beitrag wurde am 17.09.2006 um 09.27 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=5#935
Heute vor genau 7 Jahren ...
... versammelten sich im Kieler Landtag sogenannte Vertreter des Volkes, um die Entscheidung des Volkes gegen die „Rechtschreibreform“ nach nicht einmal einem Jahr zu annullieren.
Am 15.9.99 fand am späten Nachmittag im Kieler Parlament die „Aussprache“ über den gerade ausgekungelten Anschlag auf die Demokratie statt. Sie verzögerte sich, weil die Vertreter erst der Gegenseite wahlkämpferisch ans Schienbein treten wollten – die CDU, weil Heide Simonis ihren Kandidaten einen „Kotzbrocken“ genannt haben sollte, die SPD, weil Importkandidat Rühe eine Frau ohne Kinder (Simonis) nicht kompetent für Schulen und Kindergärten fand und weil F.D.P.-Kubicki die Ministerpräsidentin habe „hängen sehen“ wollen – wie er aber sagte, nur in der Bildergalerie.
Die Parteivertreter lasen in aller Eile und ohne Diskussion ihre gekürzten, teilweise vor Selbstmitleid triefenden Texte ab, die die Unausweichlichkeit des Beschlusses gegen den Volkswillen begründen sollten. Selbstgefällig nahm Innenminister Wienholtz für sich in Anspruch, mit der Gleichschaltung der Beamten den Dolchstoß gegen den Volksentscheid (der Volksentscheid betraf formal nur die Schulen) und damit den Umfall der CDU vorbereitet zu haben.
Zwei Tage später erreichte dieses antidemokratische Schmierenstück um den Jahrhundertunfug „Rechtschreibreform“ durch einfaches Handaufheben der Parteienvertreter seinen unappetitlichen Höhepunkt und vorläufigen Abschluß (einen Volksentscheid herbeizuführen erfordert zwei Jahre Arbeit der Bürgerinitiativen).
Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave hatte daraufhin nichts Eiligeres zu tun, als die Reform per Erlaß wieder in Kraft zu setzen und die Lehrer zu verpflichten, die bekannten Reformdummheiten zu verbreiten. Als im Frühjahr 2006 die Regierung praktisch zugeben mußte, daß den Schülern sieben Jahre lang gröbster Unfug in die Hirne gehämmmert worden war, führte dies im Parlament dennoch nicht zur Forderung nach Rücktritt der Ministerin und zur Rücknahme der Reform, denn die Parteien bilden seit dem 17. September 1999 in der Rechtschreibfrage eine verschworene Fehler- und Hehlergemeinschaft.
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Wolfgang Scheuermann
Dilsberg
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Dieser Beitrag wurde am 09.08.2006 um 07.49 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=5#840
Lenin, Geld und Rechtschreibrecht Von Kollegen erhielt ich einen schmissig geschriebenen Artikel "Lenin und der Kassenarzt" von einem Carlos A. Gebauer. Als ich nachforschte, wer dieser Autor ist, entdeckte ich, daß er auch einen kurzen Beitrag zum Rechtschreibungsrecht verfaßt hat, der alles in allem lesenswert ist.
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Wolfgang Scheuermann
Dilsberg
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Dieser Beitrag wurde am 04.08.2006 um 08.32 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=5#832
Sokratisches Die Anklageschrift gegen Sokrates umfaßte drei Punkte: Er unterwerfe sich nicht der offiziellen Kultordnung, führe davon unabhängige Instanzen ein (die Anklage des Meletos nennt das neuartige göttliche Wesen, Sokrates selbst die göttliche Stimme, die ihm sage, wie es sich verhalten solle) und er verderbe die Jugend. Ohne besondere Verkrampfung kann man das auf Theodor Ickler beziehen: Er sagt, eine Unterwerfung unter die Rechtschreibreform sei unberechtigt, weil diese höchst fehlerhaft sei und behauptet, man könne sich der Sprache viel besser nähern, indem man sie genau beobachte. Er verdirbt die Jugend, indem er ferner behauptet, man lerne Sprache nicht über Regeln (schon gar nicht über die von der Obrigkeit gesetzten). Strafantrag: der Tod. So war das jedenfalls bei Sokrates. Wir sind da heute weiter. Vertreter seiner eigenen Zunft sagen von Ickler, er sei wissenschaftlich tot, weil er sich statt dessen dem Kampf gegen die offizielle Kultordnung »Rechtschreibreform« verschrieben habe. Sie wollen nicht sehen (oder verdrängen es), daß es ihre selbstverständliche Aufgabe sein müßte, selbst solche Angriffe auf die Basis der eigenen Disziplin abzuwehren („I wo! Da bekäme ich dann vielleicht meinen Förderantrag zur »Kontextuelle(n) Lexikalisierung kommunikativer Relationen« nicht bewilligt. Das ist es mir nicht wert!“) Vielleicht können manche Germanisten aber auch gar nicht mehr richtig Deutsch.
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Sigmar Salzburg
Dänischenhagen
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Dieser Beitrag wurde am 18.01.2006 um 08.38 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=5#473
Die Freiheit, wie bisher zu schreiben Aus der Rotenburger Rundschau:
Arrow: Die harsche Kritik hat mit der Wirklichkeit wenig zu tun 17.01.2006 Amtsleiter Jens Lüth nimmt Stellung zu Berichterstattung und Leserbriefen - VON ROLAND MEYER Landkreis Rotenburg. Die Überschrift „Stur, hochnäsig und arrogant“ des Rundschau-Berichts über das Arbeitsmarktportal Arrow des Landkreises Rotenburg habe mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun. Dennoch nehme man die im Bericht und in den folgenden Leserzuschriften geäußerte Kritik ernst. Das sagen Arrow-Leiter Jens Lüth und Ellen Prieß, Mitarbeiterin des Rechtsdienstes der Behörde. Zu Einzelfällen dürften sie aus Datenschutzgründen keine Stellung nehmen. Es sei aber möglich, die allgemeinen Hintergründe zu erläutern … Zu den Seminaren wird auch das so genannte Basis-Profiling gerechnet, das manche Leserbriefschreiber als entwürdigend, sinnlos und teuer kritisieren. Was soll es beispielsweise, Ingenieure und Abiturienten Diktate schreiben zu lassen? Lüth: „Für die Vermittlung ist es wichtig, Kompetenzen zu erkennen und Defizite aufzuspüren, an denen noch gearbeitet werden muss.“ So stelle sich etwa manchmal heraus, dass einige Kunden noch nach der alten Rechtschreibung schreiben – nicht gerade eine Empfehlung für Arbeitgeber …
http://www.rotenburger-rundschau.de/index.php?menu=55&command=showartikel&ID=42082
Wieder ein Beweis für die Wirklichkeitsferne der Bundesverfassungsrichter, die das Urteil vom 14.7.1998 zu verantworten haben:
„Soweit dieser Regelung rechtliche Verbindlichkeit zukommt, ist diese auf den Bereich der Schulen beschränkt. Personen außerhalb dieses Bereichs sind rechtlich nicht gehalten, die neuen Rechtschreibregeln zu beachten und die reformierte Schreibung zu verwenden. Sie sind vielmehr frei, wie bisher zu schreiben.“
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Jan-Martin Wagner
Jena
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Dieser Beitrag wurde am 30.10.2005 um 22.50 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=5#335
Aus der KMK-Pressemitteilung vom 14.10.2005:
Ergebnisse der 311. Plenarsitzung der Kultusministerkonferenz
9. Hessische Kultusministerin Karin Wolff zum Mitglied des Präsidiums gewählt
Zum neuen Mitglied im Präsidium hat die Kultusministerkonferenz die Hessische Kultusministerin Karin Wolff gewählt. Ministerin Wolff folgt der früheren baden-württembergischen Kultusministerin Dr. Annette Schavan als Koordinatorin der unionsgeführten Länder. Frau Wolff ist seit April 1999 Hessische Kultusministerin. Im Jahr 2003 war sie Präsidentin der Kultusministerkonferenz.
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Jörg Metes
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 29.10.2005 um 11.17 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=5#332
»Leute Stephan Klenner
Der 16-jährige Gymnasiast aus Stadtallendorf ist neuer Vorsitzender der Schüler Union Hessen (SU). Klenner, bisher Vizevorsitzender, tritt die Nachfolge von Christopher Roßmann an, der aus beruflichen Gründen aus dem Amt ausschied. In ihrem Leitantrag fordert die SU, alle Integrierten Gesamtschulen abzuschaffen, und die deutschlandweite Anerkennung der neuen Rechtschreibung. pras«
( Frankfurter Rundschau, 28.10.2005 )
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Jörg Metes
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 20.10.2005 um 20.11 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=5#315
»"Gnadenlose Drohkulisse"
MÜNCHEN, 20. Oktober (dpa). Die frühere bayerische Kultusministerin Monika Hohlmeier (CSU) hat anscheinend nicht nur Parteifreunde, sondern auch mißliebige Lehrer mit Drohungen einzuschüchtern versucht. Vor dem Untersuchungsausschuß des Bayerischen Landtags berichteten mehrere Oberstudiendirektoren, sie seien 2004 nach kritischen Äußerungen zur Einführung des achtjährigen Gymnasiums vorgeladen worden. Die Ministerin habe in dem fast vierstündigen Gespräch eine "gnadenlose Drohkulisse" aufgebaut, sagte Oberstudiendirektor Joachim Mensdorf. "Ich wußte lange Zeit nicht, ob und wie ich das durchstehen würde." Mensdorf sagte: "Die erste Stunde war eine Abwatsch- und Anschißphase." Hohlmeier habe zeitweise "jegliche Beherrschung verloren" und ihn sehr laut mit Sätzen angefahren wie: "Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind?" und "Wir können auch ganz anders." Dabei habe die Ministerin mehrfach interne Unterlagen aus seinem Gymnasium aus einem Ordner gezogen und ihm diese vorgehalten. Sein Nürnberger Kollege Walter Unsin sagte: "So was habe ich noch nie erlebt, und ich hätte es auch nicht für möglich gehalten." Hohlmeier, die Tochter des früheren Ministerpräsidenten Strauß, war im April zurückgetreten. Parteifreunde hatten berichtet, von ihr ähnlich behandelt worden zu sein wie die Gymnasialdirektoren. Zudem soll Hohlmeier von der Manipulation interner Wahlen in der früher von ihr geführten Münchner CSU gewußt haben.«
( F.A.Z., 21.10.2005, Nr. 245 / Seite 2 )
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Jörg Metes
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 12.10.2005 um 16.33 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=5#309
» (…) Der entsprechende Eindruck, daß die CSU ihre komfortablen Mehrheiten seit längerem dazu benutzt, eine gegenüber volksparteilichen Erwägungen und Traditionen indifferente Politik technokratischer Gesinnung zu betreiben, hat sich auf anderen Gebieten verstärkt: Die umstandslose Einführung der neuen Rechtschreibung, die Verkürzung der Gymnasialzeit auf acht Jahre, die auf rein wirtschaftliche Belange ausgerichtete Forstreform mit ihrer Zerschlagung der erfolgreichen Forstämter, eine Hochschulpolitik, die, wenn es darauf ankommt, vor keiner Effizienzphrase zurückscheut - es ist in den letzten Jahren einiges an Irritationen für Bürger zusammengekommen, die glaubten, in der CSU den Garanten dafür zu haben, daß zwischen Ökonomie und Staat noch unterschieden werden kann. (…) «
(Die große Irritation der bajuwarischen Seele / von Jürgen Kaube, F.A.Z., 06.10.2005, Nr. 232 / Seite 44)
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Helmut Jochems
Kreuztal
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Dieser Beitrag wurde am 23.07.2005 um 13.35 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=5#196
Jetzt rächt es sich, daß die traditionelle Abneigung der deutschen Germanisten gegen die Beschäftigung mit der Rechtschreibung bis heute zur Folge hat, daß es keine einzige umfassende sprachwissenschaftliche Darstellung des üblichen Schreibgebrauchs gibt. Dies wäre übrigens eher eine Aufgabe für die diachronische als für die synchronische Sprachwissenschaft. Darzustellen wäre nämlich in der Hauptsache, wie die einzelnen Wortschreibungen entstanden sind. Daß in den meisten Fällen das Dehnungs-"h" im Deutschen nicht etymologisch begründet ist, würde auf diese Weise klar, ohne daß daraus Folgerungen zu ziehen wären. Nehmen wir uns ein Beispiel an den Schreibern des Englischen. Sie akzeptieren, daß man nur in je einem Wort das lange "i" mit "eo" und das kurze "i" mit "u" schreibt, und niemand käme auf den Gedanken, nach einer Reform zu rufen. Auch bei den Wortschreibungen sind Regularitäten zu entdecken, deren Darstellung man jedoch nicht als "Regeln" mißverstehen sollte. Das sieht in den beiden Sonderbereichen der deutschen Rechtschreibung anders aus, nämlich bei der Getrennt- und Zusammenschreibung und bei der Groß- und Kleinschreibung. Hier freilich sind die Verhältnisse so kompliziert, daß dem normalen Schreiber mit Regeln nicht geholfen ist. Dieter Herberg und Beate Baudusch nennen deshalb ihre Darstellung der GZS "Ratgeber zu einem schwierigen Rechtschreibkapitel" - "Entscheidungshilfen in Zweifelsfällen" wollen sie geben und verweisen im übrigen auf das Rechtschreibwörterbuch. Anders geht es auch bei der GKS nicht. Wie will man der "Schreibgemeinschaft" auch auf einleuchtende Weise vermitteln, daß bei "ins Lächerliche ziehen" Großschreibung angezeigt ist, bei "ins reine schreiben" dagegen Kleinschreibung.
Das gegenwärtige Gerede von "neuen Regeln" und "alten Regeln" verstellt den Blick für das eigentliche Problem. Sprachliche Regeln sind grundsätzlich deskriptiv, sie beschreiben den Usus. Das ist auch bei orthographischen Regeln nicht anders. Als "Ratgeber" für die Schreibpraxis sind sie natürlich zugleich präskriptiv, aber legitimerweise nur dann, wenn sie zu den üblichen Schreibungen hinführen. Die Neuregelung von 1996 verstößt bekanntlich eklatant gegen dieses Prinzip, kann also trotz der Behauptung, dies sei das Werk von Experten, keine sprachwissenschaftliche Relevanz für sich in Anspruch nehmen. Freilich darf man nicht übersehen, daß es sich um ein "amtliches" Regelwerk handelt, das durch staatliche Erlasse in Kraft gesetzt wurde und an dessen Formulierung Ministerialräte ebenso beteiligt waren wie eine "Hand voll" Sprachwissenschaftler und Didaktiker. Inzwischen wird es fast nur noch von PolitikerInnen verteidigt, die sich allem Anschein nach nie die Mühe der sorgfältigen Lektüre dieses schwierigen Textes gemacht haben. Daß die staatlichen Stellen ihren Mißgriff eingestehen und die Neuregelung ganz zurücknehmen, ist unwahrscheinlich. Vielleicht könnten aber im Rahmen der sich verschärfenden Auseinandersetzung die Gerichte dafür sorgen, daß das Machwerk in absehbarer Zeit verschwindet. Was wird dann aus der deutschen Rechtschreibung?
Das Regelwerk von 1901 und die davon ausgehenden Präzierungen und Ergänzungen der Dudenredaktionen bis 1991 wird niemand wieder in Kraft setzen wollen, aber es wäre natürlich möglich, aufgrund des Usus in der sorgfältig redigierten schöngeistigen und fachlichen Literatur des 20. Jahrhunderts eine deskriptive Darstellung zu erarbeiten, die zugleich als Schreibanleitung dienen könnte. Sie würde jedoch in den Problembereichen GZS und GKS so kompliziert sein, daß die Akzeptanz durch die Schreibgemeinschaft in Frage stünde. Vielleicht sollte der Staat ganz auf seine Regelungsgewalt verzichten und den seriösen Wörterbuchverlagen diese Sammel- und Erläuterungsarbeit überlassen. Eine solche Abkehr vom obrigkeitsstaatlichen Denken ist in Deutschland jedoch nicht zu erwarten. Wahrscheinlicher ist deshalb eine lange Periode der Uneinheitlichkeit, in der im Wechselspiel von Verhalten der Schreibgemeinschaft und staatlichen Teilrevisionen sich allmählich ein neuer Usus herausbildet. Es bleibt aber die Gefahr, daß angesichts des jahrelangen Streits selbst radikale Lösungen konsensfähig werden. Wer die deutsche Rechtschreibung liebt, sollte heute das Rad nicht überdrehen.
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Jan-Martin Wagner
Jena
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Dieser Beitrag wurde am 22.07.2005 um 21.41 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=5#194
Der "Tagesspiegel" schrieb heute:
»Der Rat für deutsche Rechtschreibung wird sich möglicherweise ab Herbst auch mit der Groß- und Kleinschreibung befassen. [...] „Die Groß- und Kleinschreibung ist mit unserem Beschluss vom 23. Juni, die unstrittigen Teile der Reform jetzt verbindlich einzuführen, von Änderungen vorerst ausgeschlossen“, sagte die KMK-Präsidentin und brandenburgische Kultusministerin Johanna Wanka (CDU).«
(http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=303#1283)
Wie kann etwas als unstrittig in Kraft treten, das der Rechtschreibrat noch dieses Jahr überarbeiten will? Ist diese Unlogik Ignoranz oder Absicht?
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Klaus Achenbach
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 20.07.2005 um 22.25 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=5#191
Ist es nicht unglaublich, was sich in Deutschland vor unser aller Augen abspielt? Ab dem ersten August wird die repressive Macht des Staates in den allermeisten Bundesländern mit voller Wucht zuschlagen, um die neue Rechtschreibung zu erzwingen. Kinder, die Schreibweisen verwenden, die Generationen von Deutschen verwandt haben und die viele, wenn nicht die meisten Deutschen auch heute noch verwenden, werden bestraft – mit allen Folgen, die das im äußersten Fall nach sich ziehen kann, bis hin zur Gefährdung der Versetzung, des Schulabschlusses und damit der Lebenschancen dieser unserer Kinder.
Wo bleibt der Aufschrei der Eltern, der Elternverbände, der gesamten Öffentlichkeit? Sollten Schüler und Eltern den Bundesländern, die das den Kindern nicht zumuten wollen, nicht zutiefst dankbar sein? Aber nein, im Gegenteil! Glaubt man der öffentlichen Darstellung, wollen Schüler wie Eltern nun endlich klare Verhältnisse, befürchten sie von den Entscheidungen Bayerns und Nordrhein-Westfalens nur neue Verunsicherung. Hat man die Schüler denn jemals gefragt, ob sie wirklich mehr Fehler angestrichen haben möchten? Kaum jemand versäumt zu sagen, daß die Rechtschreibreform ja eigentlich mißglückt ist, dennoch hört und liest man allenthalben: „Reform ist Reform“, „einmal muß endlich Schluß sein“, „die Verunsicherung der Schüler muß ein Ende haben“, „wir brauchen Verläßlichkeit“ und am allerschlimmsten „endlich muß in Deutschland eine Reform durchgesetzt werden“ und sei sie noch so verfehlt.
Wer weiß überhaupt, daß zuerst die KMK die Reform reformiert hat? Fast ein Jahr lang hat sich die KMK und haben sich die Kultusministerien nicht getraut, der Öffentlichkeit und den Lehrern reinen Wein einzuschenken und in klarer Form mitzuteilen, daß und wie die Amtlichen Regeln geändert wurden. Allein diese Änderungen erzwingen ja schon eine Verlängerung der Übergangszeit um mehr als nur ein Jahr. Man muß neidlos anerkennen, daß die Schaffung des Rechtschreibrates ein geschickter Schachzug war, um einen Rauchvorhang zu schaffen und vor der Bevölkerung zu verbergen, daß die von der KMK vor Jahren verhinderten Änderungen der ach so sorgfältig und wissenschaftlich vorbereiteten Rechtschreibreform nun doch noch eingeführt werden. Falls sich jemand darüber beschwert, daß die Schüler schon wieder umlernen müssen: was kümmert’s die KMK? Daran ist eben der Rechtschreibrat schuld.
Was ist denn eigentlich – selbst von den verbohrtesten Anhängern der Rechtschreibreform - gegen die bisherige Handhabung in der Schule einzuwenden? Die neuen Schreibungen werden doch seit 1996, spätestens seit 1998, an den Schulen gelehrt (soweit die Lehrer sie beherrschen). Angeblich „überholte“ Schreibweisen werden als solche in den Schülerarbeiten gekennzeichnet. Solche Schreibweisen werden aber noch auf Jahrzehnte hinaus gerade den wißbegierigen und lesehungrigen Kindern beim Stöbern in den Bibliotheken ihrer Eltern begegnen. Soll man wirklich gerade diese Schüler bestrafen? Solange den Schülern in den Büchern ihrer Eltern, in mindestens einer führenden Tageszeitung und in den Werken bedeutender zeitgenössischer Autoren, darunter ein Nobelpreisträger, herkömmliche Schreibweisen begegnen, solange ist die bisherige „Toleranzregel“ richtig und geboten. Alles andere ist Mißbrauch staatlicher Gewalt, der eigentlich einen neuen Gang vor das Verfassungsgericht rechtfertigen würde.
Es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, daß die KMK und ihre Drahtzieher bald den Spieß umzudrehen versuchen werden. Dann sind es die FAZ und die deutschen Dichter und Denker, die durch ihr schlechtes, jugendverderbendes Beispiel daran schuld sind, daß die Schüler im neuen Schuljahr plötzlich schlechtere Noten bekommen.
Gerade die Gegner der Rechtschreibreform sollten sich vom Kern der Sache nicht ablenken lassen, sondern immer und immer wieder klar machen, daß der KMK-Beschluß einzig und allein bedeutet, daß den Schülern ab dem 1. August mehr Fehler angestrichen werden. Alle Diskussionen darüber, was „strittig“ und was „unstrittig“ ist, was der Rechtschreibrat vielleicht noch ändern wird oder nicht, all das lenkt nur von dieser Hauptsache ab.
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Jan-Martin Wagner
Jena
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Dieser Beitrag wurde am 26.04.2005 um 17.43 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=5#77
Th. Ickler schrieb am 12.04.2005: Diese ahnungslose Ministerin [= Frau Wanka; J.-M. W.] glaubt allen Ernstes, die Groß- und Kleinschreibung und der übrige Reformquark sei nicht umstritten und könne am 1. August verbindlich gemacht werden. Von der "Verbändeallianz" der Schulbuchverleger und deren Filiale in Wiesbaden wird sie darin unterstützt werden.
Mit der „Filiale in Wiesbaden“ meinen Sie etwas, das Sie am 13.04.2005 so formulierten: Karin Wolff, die Pressesprecherin des VdS Bildungsmedien e. V., sorgt für Klarheit: [...] – nicht wahr?
(In diesem Zusammenhang siehe http://www.osthessen-news.de/beitrag_A.php?id=1115059.)
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Jörg Metes
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 09.04.2005 um 14.17 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=5#54
Der KMK sind die Zwischenergebnisse aus dem Rechtschreibrat nicht erst seit gestern bekannt. Und doch schien sie bis gestern nicht zu wissen, was sie von ihnen halten soll: »Die Kultusminister«, meldete dpa, »teilten mit, sie werden über die neuen Vorschläge erst entscheiden, wenn auch Verbände dazu angehört worden seien. Dazu gehörten vor allem Vertreter der Schulen, insbesondere der Lehrer- und Elternvertretungen, sowie Behörden.« Die taz - wer sonst - hat sich sofort auf die Suche nach Gegenstimmen gemacht und ist bei der GEW und bei der Berliner Landesschülervertretung auch schon fündig geworden. Lieber als ein Ende mit Schrecken ist insbesondere der GEW erklärtermaßen ein Schrecken ohne Ende.
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Wolfgang Scheuermann
Dilsberg
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Dieser Beitrag wurde am 23.03.2005 um 16.15 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=5#7
Unter Nachrichten ("PISA hat die Hochschulen erreicht") habe ich eine Posse geschildert, die sich um eine kürzlich stattgefundene Physikumsprüfung herum abgespielt hat. Ein Kollege von mir, ein Heidelberger Hochschullehrer, beklagte im Anschluß an die Prüfung die zu große Macht von Medien, die von diesen derzeit u.a. dazu mißbraucht würde, geradezu staatsstreichartig gegen die Rechtschreibreform vorzugehen. Er sei nur froh, daß ein von ihm geschätztes Hamburger Magazin vor diesem Schritt noch zurückgeschreckt sei. Dann stellte er noch Fragen (siehe dort), auf die ich mangels Fachwissen keine Antwort hatte - und diese deshalb aus diesem Kreise erhoffe.
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Walter Lachenmann
83666 Waakirchen
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Dieser Beitrag wurde am 20.03.2005 um 16.46 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=5#2
Welche Rolle spielt die Staatsmacht bei der Durchsetzung der Reform? (Aus: Theodor Ickler, Regelungsgewalt. Hintergründe der Rechtschreibreform. 2. Aufl. 2001, St. Goar, Leibniz Verlag)
Die Reformer erwähnen bei jeder Gelegenheit, daß die Reform »politisch legitimiert« sei Schon sehr früh haben sie erkannt, daß eine Rechtschreibreform ohne das Bündnis mit der Staatsmacht nicht zu haben, der Wille der Sprachgemeinschaft anders nicht zu brechen ist. Leo Weisgerber, in den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik ein Vorkämpfer der Kleinschreibung, hat schon früh die entsprechende Lehre aus dem Fehlschlag der »Stuttgarter Empfehlungen« (1954) gezogen:
»Von den Auswirkungen der Diskussion um die Stuttgarter Empfehlungen war wohl am wichtigsten die Einsicht, daß man neue Formen der Willensbildung suchen müsse. (...) Der Sprachgemeinschaft gegenüber ist die Macht des objektivierten Gebildes viel zu groß geworden, als daß man mit inneren Entschließungen weiterkäme. Zum mindesten muß zur Verwirklichung von Vorschlägen (selbst einstimmigen) die Unterstützung durch Behörden in Anspruch genommen werden, die für Schule und amtlichen Gebrauch Anwei-sungen geben können.« [1]
Das Bündnis mit dem Staat wird auch damit gerechtfertigt, daß der Staat nun einmal die Regelungskompetenz besitze und daher als einzige Instanz die Möglichkeit habe, die geltende Rechtschreibung zu ändern. Zur Stützung dieser Ansicht beruft man sich gern auf die Tatsache, daß unsere heutige Einheitsorthographie auf staatlichen Beschlüssen von 1902 beruhe. Das ist allerdings eine zweideutige Feststellung. Denn nicht die Orthographie, sondern deren Einheit beruht – wenigstens in sehr bescheidenem Maße – auf staatlichen Beschlüssen. Der Staat hat die Rechtschreibung nicht per Erlaß geschaffen, sondern die Geltung einer vorgegebenen Rechtschreibordnung für gewisse Lebensbereiche, vor allem die Schule, festgelegt. Er kann dies aufs neue tun – aber nur wie bisher auf der Grundlage der allgemein üblichen Rechtschreibung, nicht durch Erfindung und Verordnung völlig neuer neuer Schreibweisen. Das betrifft nicht nur Einzelwortschreibungen, die nie ein Mensch gebraucht hat (passee, Tunfisch, Spagetti, platzieren), sondern auch und vor allem eine völlige Neuorientierung im Bereich der Getrennt- und Zusammenschreibung, der Groß- und Kleinschreibung und der Zeichensetzung. Der Rostocker Reformer Dieter Nerius baut ganz auf die Staatsmacht:
„Nach der Herausbildung einer für die ganze Sprachgemeinschaft einheitlichen Orthographie (...) kann nicht mehr wie vorher von einer mehr oder weniger freien Entwicklung der Schreibung gesprochen werden, da die umfassend ausgeprägte und offiziell verbindliche Norm das nicht zuläßt. Veränderungen einzelner Schreibungen können sich zwar auch weiterhin im Sprachgebrauch vollziehen, aber nur in den Bereichen, die nicht vollständig kodifiziert sind oder in denen die Kodifizierung einen gewissen Spielraum zuläßt, wie etwa bei der Fremdwortschreibung oder in der Getrennt- und Zusammenschreibung. Eine Veränderung der Orthographie in den eindeutig kodifizierten Bereichen ist jedoch jetzt nur noch durch eine Änderung der kodifizierten Norm, eine Orthographiereform, möglich, die durch dazu bevollmächtigte Gremien oder Personen vorzubereiten und durch entsprechende Verfügungen staatlicher Organe durchzusetzen wäre.« [2]
All dies gilt natürlich zunächst einmal nur unter der Voraussetzung, daß man überhaupt die Staatszuständigkeit für die Orthographie anerkennt und nicht-obrigkeitliche Lösungen gar nicht erst ins Auge faßt. Die Tatsachen sprechen aber eine andere Sprache. Da die staatliche Norm ohnehin – wie gerade die Reformer zur Beruhigung der Bevölkerung unermüdlich betonen – nur für jene Bereiche verbindlich sein soll, für die der Staat »Regelungskompetenz« beansprucht, können sich in den anderen Bereichen, wo sie allenfalls »Vorbildcharakter« besitzt, durchaus sprachlicher Wandel und orthographische Neuerungen entfalten. Dabei werden sich die grundsätzlichen Entscheidungen selten ändern; denn warum sollte die Sprach-gemeinschaft etwas aufgeben, was sich bewährt hat? Aber denken wir an die Binnengroßbuchstaben in Komposita (eigentlich die Wiederentdeckung einer barocken Schreibmöglichkeit). Sie ist wesentlich sogar von der Bundesbahn bzw. Deutschen Bahn AG gefördert worden (BahnCard usw., vgl. auch die Post mit FreeWay und PackSet, die Sparkassen mit GeldKarte usw.) und verstößt gegen Grundsätze der Norm in einem vollständig kodifizierten Bereich, weshalb sie auch bisher weder vom Duden noch von der Neuregelung berücksichtigt worden ist. Weniger auffällig ist, daß die Großschreibung von festen Begriffen (Schneller Brüter usw.) entgegen der Dudennorm in größtem Umfang praktiziert wird – eine Sprachentwicklung, die der Duden allmählich aufnehmen müßte. Solche Tatsachen widerlegen die Neriussche Argumentation. Nerius denkt übrigens, wie ein späterer Beitrag (in Eroms/Munske [Hg.] 1997, S. 158; ausführlicher in Augst et al. [Hg.] 1997) erkennen läßt, stets an die Kleinschreibung der Substantive, die Leitvorstellung aller Reformer bis zum heutigen Tage. Selbst diese kann aber ohne staatlichen Eingriff kommen, wenn sich hinreichend viele einflußreiche Druckwerke, etwa Zeitungen, dazu entschließen, wozu sie ja ohne weiteres befugt sind. Was hindert die GEW daran, wenigstens ihre Verbandszeitschrift in Kleinschreibung erscheinen zu lassen? Allerdings sind die meisten Kleinschreiber der siebziger Jahre inzwischen zur Großschreibung zurückgekehrt, so auch die IG Medien.
Horst H. Munske stellt nach einem vergleichenden Blick auf die Verhältnisse in Großbritannien fest:
»Die Deutschen haben sich nach der Reichsgründung einer obrigkeitlichen Regelung unterworfen, die sich mit der Begründung rechtfertigte, sie gelte nur für Schulen und Behörden. Hier knüpft die Neuregelung an (...). Dennoch sollte man sich bewußt bleiben, daß Rechtschreibung auch ohne ministerielle Verordnungen funktionieren kann.«[3]
Daher ist auch die spekulative Behauptung der Dudenredaktion zurückzuweisen, ohne staatliche Eingriffe »gäbe es keine deutsche Rechtschreibung im Sinne einer Einheitsschreibung«.[4] In einer Sprachgemeinschaft mit so dichten Kommunikationsbeziehungen konvergiert jeder Schreibgebrauch zur Einheitlichkeit, und der »englische Weg« war auch im geeinten deutschen Reich längst beschritten, ja fast zu Ende gebracht, als die Einheitsorthographie vom Staat besiegelt wurde:
»Daß [die Orthographie von 1902] so schnell und ohne irgendwelche Übergangszeiten eingeführt werden konnte, liegt natürlich daran, daß sie durchgehend bei den Schulen, mehrheitlich bei den Behörden und ganz überwiegend auch im übrigen Schreibgebrauch de facto schon eingeführt war – dies doch ein bedeutender Unterschied zur neuen Orthographie ab 1998.« [5] Es ist klar, daß der Staat die orthographische Regelungskompetenz, wenn er sie denn wirklich besitzen sollte, auch wieder abgeben kann. Daß die Schulbehörden für ihren Zuständigkeitsbereich einheitlich abgestimmte Unterrichtsanweisungen geben und Prüfungsbestimmungen erlassen können, versteht sich ebenfalls von selbst. Allerdings sind sie daran gebunden, daß die Schüler auf das Leben außerhalb der Schule, folglich auch auf die allgemein übliche Rechtschreibung vorbereitet werden. Den Schülern wird gegenwärtig nicht nur die allgemein übliche Rechtschreibung vorenthalten, sondern der Staat benutzt die Schüler geradezu, um eine allgemeine Schreibveränderung zu erzwingen. Der führende Reformer Augst schrieb 1982: »Eine Änderung geltender Konventionen und Normen über den Schüler zu erreichen, ist zwar verlockend und wäre, wenn es gelänge, auch am erfolgversprechendsten, aber sie setzt an am schwächsten Glied in der Kette.«[6] Das Rezept war also bekannt, nur gab es damals noch gewisse Skrupel bei der Durchführung. Heute gibt es sie nicht mehr. Die Kultusminister behaupten, nach-dem in den Schulen bereits mit der neuen Schreibweise begonnen worden sei, dürfe es um der Schüler willen kein Bedenken und Besinnen mehr geben. Die Schüler nicht mit ihrer Sonderschreibung allein zu lassen war im Herbst 1998 beinahe zum einzigen noch verbliebenen Argument der Reformbetreiber geworden. Die wehrlosen Schüler, in der Tat die schwächsten Glieder der Kette, werden also vom Staat gleichsam in Geiselhaft genommen.
Anmerkungen: [1] Leo Weisgerber: Die Verantwortung für die Schrift. Mannheim 1964, S. 62; Hervorhebungen hinzugefügt. [2] Dieter Nerius et al.: Deutsche Orthographie. Berlin 1989, S. 32f. – Fast wortgleich auch schon in seinem einflußreichen programmatischen Werk von 1975, S. 48, ferner in Nerius/Scharnhorst (Hg.) 1980, S. 51; Mitt. d. Dt. Germanistenverbandes 4/1997; Eroms/Munske (Hg.) 1997, S. 157 und an vielen anderen Stellen. [3] In Augst et al. [Hg.] 1997, S. 414 [4] Stellungnahme für das Bundesverfassungsgericht vom 11.11.1997. – In den Duden-Informationen vom Dezember 1994 heißt es dagegen: »Unsere Rechtschreibung ist historisch gewachsen. (...) Das System der geschriebenen deutschen Sprache hat sich über einen Zeitraum von vielen Jahrhunderten entwickelt, ohne daß dabei eine autorisierte Institution mit verbindlichen Regelungen eingegriffen hätte.« (S. 7 und S. 14) [5] Scheuringer 1997, S. 87. [6] Der öffentliche Sprachgebrauch, Band III: Schulen für einen guten Sprachgebrauch, hg. von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Stuttgart 1982. S. 137-
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